In den nächsten Tagen kam Lorbeerpfote jedes Sonnenhoch zu ihrem Treffpunkt, doch Schattenpfotes Geruch wurde mit jedem Mal schaler. Erst redete sie sich noch ein, er wäre bloß irgendwie beschäftigt, dann hatte sie Angst, ihm sei etwas geschehen. Natürlich. Ihm könnte jederzeit etwas passieren und niemand würde es ihr je erzählen. Schließlich durfte sie kein Interesse zeigen. Der Unterricht war so langweilig, wie Lorbeerpfote es erwartet hatte, doch wenigstens war es nicht anstrengend. Sie hielt es nicht mehr aus! Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passierte, wenn er sie nicht mehr lieben sollte, aber hatte es trotzdem. Es war, als würde man einen schwarzweiß Filter über ihr Leben legen. Dann sagte sie sich, dass er bestimmt nur vergessen hatte, dass er sie liebte, weil sie sich so lang nicht mehr gesehen hatten. Sie war todtraurig, weil sich ihr Leben zu einem großen Teil um ihn drehte und sie eigentlich ständig an ihn dachte. Wenn sie abends nicht schlafen konnte, malte sie sich aus, wie sie ihn treffen würde, aber jetzt hatte sie das Gefühl, sie hätte nicht mehr das Recht darauf, sich zu ihm zu träumen, weil nicht sicher war, ob er gleich empfand. Ihr Alltag fühlte sich so leer an und sie war nicht mehr so oft glücklich, denn sie hatte Schattenpfote-Entzug. Dann machte sie sich Vorwürfe, sie hätte nicht an seiner Liebe zweifeln dürfen, doch gleich darauf dachte sie, dass er dann vielleicht nicht so darüber nachgedacht hätte, aber seine Gefühle vielleicht trotzdem zweifelhaft wären. Vielleicht würde er es ja für sich klären und sie würde nichts merken, bis er sich sicher war. Es tat so unglaublich weh, nicht zu wissen, was passieren würde. Irgendwann hatte ihre Angst sie so weit, dass sie sich in das Gebiet der anderen Akademie machte. Sie hatte große Sorge, entdeckt zu werden, doch die Sorge um Schattenpfote war sehr viel größer. War er tot? Verletzt? Krank? Oder hatten die Katzen der Akademie ebenfalls herausgefunden, was er getan hatte? Hatte er Lagerarrest oder war sogar zurück zu seinem Clan geschickt worden? Lorbeerpfote wurde klar, dass sie nicht einmal wusste, welcher das war. Sie hatte keine Ahnung, wo sie überhaupt hinlief, als sie abrupt stehen blieb. Beinahe wäre sie in Schattenpfote hineingerannt. Der sog zischend die Luft ein und stolperte zurück. Nachdem Lorbeerpfote ihren Schrecken und die Wiedersehensfreude überwunden hatte, fauchte sie: „Wenn du mich ignorierst kannst du vielleicht auch einfach sagen dass du nicht mehr mit mir willst und Schluss machen. Das ist fuchsherzig, diesen Mist den du hier machst." Es brach ihr das Herz, dass Schattenpfote einfach nicht mehr gekommen war. Dieser setzte zu einer Antwort an. „Also gut...Ich weiß nicht wie ich das alles sagen soll... Ja... ich hab's einfach nicht geschafft zu unserem Treffpunkt zu kommen und ja das war fies, falsch und gemein! Jedenfalls ich mag dich wirklich gerne und ich hab dich gerne als gute Freundin, aber ich bin mir nicht sicher ob eine Beziehung uns beiden wirklich gut tut, denn ich auch zu der Zeit als ich 100% behaupten konnte dass ich dich liebe, wusste ich dennoch irgendwie dass du mich mehr liebst als ich dich und deshalb kam ich mir immer falsch vor. Jetzt durch den Unterricht habe ich noch weniger Zeit für dich. Ich denke also, dass es besser ist diese Beziehung zu beenden und ich hasse mich selbst dafür dass ich dich jetzt traurig mache oder gemacht habe aber es ist besser so. Ich mag dich aber trotzdem und möchte dich gerne als gute Freundin behalten, kann aber verstehen wenn du das erstmal nicht willst.Ja... Hasse mich gerne für alles was ich getan hab." Lorbeerpfote sah ihn einfach nur fassungslos an. Dann kam die verzweifelte Trauer wie eine riesige Welle und warf sie beinahe um. Es war vorbei!? Wieder musste sie weinen. Nachdem wie wieder einigermaßen klar reden konnte, miaute sie: „Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll..."