7. Kapitel
Lorbeerpfote wurde von den einfallenden Sonnenstrahlen durch eine Lücke in der Höhlenwand geweckt und blinzelte. Mäusedung, hatte sie verschlafen? Als sich ihre Augen langsam an die Helligkeit gewöhnten, sah sie, dass die anderen aber auch noch da waren und sich gerade ihrer Fellpflege widmeten. Lorbeerpfote schüttelte ihren vom Schlaf zerzausten Pelz und leckte ihn dann glatt. Ihre Glieder fühlten sich bleischwer an, kein Wunder bei der kurzen Nacht.
Alle paar Herzschläge gähnte sie, als sie mit den anderen Katzen hinter Strahlblume herlief.
Draußen führte diese sie durch den Wald auf eine etwas entfernte Lichtung.
,,Guten Morgen! Wie war eure erste Nacht auf der Akademie? Ich hoffe, ihr seid ausgeschlafen und fit für den Unterricht. Heute lernen wir das erste Gesetz der Krieger: Verteidige deinen Clan, selbst, wenn es dein Leben kostet. Du darfst dich mit Katzen anderer Clans anfreunden, aber deine Loyalität gilt stets deinem eigenen Clan. Und jetzt wir alle zusammen: Du darfst dich mit Katzen anderer Clans anfreunden, aber deine Loyalität gilt stets deinem eigenen Clan." Lorbeerpfote streckte die Pfoten und hörte aufmerksam zu.
Während sie mit den anderen den Sprechchor wiederholte, bis die Worte sich in ihr Gehirn eingebrannt hatten und sie nicht mehr nachdenken musste, schaute sie sich im kahlen Wald um. Über den Baumkronen erstreckte sich der Himmel in allen prächtigen Farben des Morgenhimmels. Die Sonne stand nun schon etwa drei Schwanzlängen über dem Horizont und ein paar vereinzelte Vögel zwitscherten. Lorbeerpfote plusterte ihr Fell auf. ,,Nun, da ihr das Gesetz kennt, müsst ihr es noch verstehen. Wer weiß, was es bedeutet, hebt bitte den Schweif." Lorbeerpfote dachte nach. Eigentlich war es doch ganz einfach zu verstehen! Sie traute sich jedoch nicht so recht, sich zu melden und wartete erst einmal ab, was die anderen tun würden. Es verging eine Weile, dann hob sich der gelbweiße Schweif von Klarpfote. Strahlblume nickte ihr aufmunternd zu. Die weiße Kätzin miaute daraufhin: ,,Logisch, wenn ich mich zwischen Freunden und dem Clan entscheiden soll, nehme ich den Clan. Warum braucht man dafür bitte extra ein Gesetz, wer sich gegen seinen Clan entscheidet ist nicht treu und kann nicht da leben, das liegt doch auf der Pfote!" Strahlblume wiegte den Kopf hin und er. ,,Nicht ganz, Klarpfote. Du bist in einem Clan großgeworden, der dieses Gesetz hat, deshalb liegt es für dich auf der Pfote. Hätten wir dieses Gesetz nicht, wären wir völlig andere Clans, bei denen es vielleicht nicht so logisch ist. Deswegen ist das Gesetz der Krieger auch so wichtig. Es beinhaltet zwar Dinge, die eurer Meinung nach selbstverständlich sind, doch ohne dieses Gesetze wären wir nicht das, was wir sind, sie sind es, die unsere moralischen Grundlagen und damit auch uns ausmachen. Das war schon eine gute Überlegung, aber ich hätte es gerne noch ein wenig genauer, warum das Gesetz genau so formuliert ist, wie ihr es gehört habt." Diesmal fasste Lorbeerpfote Mut und meldete sich. Strahlblume nahm sie dran und Lorbeerpfote miaute, eingeschüchtert davon, dass auf einmal zehn Augenpaare auf ihr ruhten, leise: ,,Naja also, das Leben ist ja das höchste und wichtigste, was wir besitzen", sprach sie ihre Überlegungen aus. Als Strahlblume aufmunternd nickte, fuhr sie fort, ,,Wenn wir unser höchstes Gut für unseren Clan geben würden, um ihn zu beschützen, ist das ja eigentlich die größte Definition von Treue..." Strahlblume war etwas näher gekommen, da Lorbeerpfote so leise sprach. Sie schnurrte lobend. Weiß denn jemand von euch ein Beispiel, an dem wir uns das ganze etwas besser vorstellen könnten?"
Leises Gemurmel ertönte, dann sprach Blühpfote: ,,Also wenn man kämpft obwohl man weiß, dass man sterben könnte, anstatt wegzulaufen, damit man seinen Clan beschützen kann. Vielleicht mit Dachsen oder so." ,,Gut Blühpfote, das klassische Beispiel, aber denk bitte daran, dich das nächste mal zu melden, bevor du sprichst, ja?", antwortete Strahlblume dem gelblichen Kater.
Ein paar andere Katzen lieferten auch noch Beispiele, welche alle dann mit Strahlblume besprachen. Lorbeerpfote fror sehr und als sie genau hinsah, bemerkte sie, dass auch Klarpfote zitterte. Mit ihrem ultrakurzen Fell war sie das ganz genaue Gegenteil von Windpfote. In diesem Moment beneidete Lorbeerpfote Windpfote ein wenig, doch das lange Fell zu pflegen musste sehr aufwendig sein und Lorbeerpfote wollte gar nicht wissen, wie oft sie damit an Dornen hängen blieb. Die immer höher steigende Blattleeresonne wärmte ihren Pelz kaum. Nach dem einen Mal beteiligte sich Lorbeerpfote nicht mehr am Unterricht. Sie meldete sich zwar hin und wieder, wurde aber nicht drangenommen. Erdpfote quatschte die ganze Zeit und musste mehr als einmal ermahnt werden. Besonders Strahlpfote und Meerpfote fielen Lorbeerpfote auf, da ihre Schwänze bei jeder Gelegenheit in die Höhe schossen. Lorbeerpfote empfand den Unterricht nicht als langweilig, was auch daran liegen konnte, dass es der erste Tag war, aber sie konnte sich definitiv spannenderes vorstellen, als sich im Kreis die Beine in den Bauch zu stehen.
Erleichtert atmete sie auf und auch ihr Magen hörte auf, zu knurren, als ein ,,Okay, bitte versammelt euch wieder, es ist Sonnenhoch und wir gehen zurück zur Akademie! Denkt daran, Höhlenaufgabe ist immer, das Gelernte zu wiederholen." ertönte. Die Gruppe der Schüler trabte durch den Wald, bis in der Ferne durch die Baumstämme die Felsen der Akademie erkennbar wurden. Bei dem Felsenlabyrinth angekommen gingen sie unter der Führung von Strahlblume in die Beutehöhle, wo ein großer Beutehaufen lag. Lorbeerpfote wählte diesmal einen kleinen Spatz als Sonnenhochessen. Nach dem Essen gingen Erdpfote, Sonnenpfote, Windpfote und Wildpfote nach draußen.
Lorbeerpfote lief mit dem Rest zurück in die Höhle ihres Kurses und blieb noch ein wenig in dort, doch hier war es inzwischen wegen den Felsen sehr kalt geworden, auch, als sie sich in ihrem Nest verkroch, deshalb wartete sie, bis Eibenpfote und Blühpfote nach draußen gingen und folgte ihnen dann mit etwas Abstand, damit sie sich nicht in der Höhle verlief. Unterwegs spähte sie in einige Abzweigungen und Eingänge und sah ältere Schüler und auch eine Höhle voller Mentoren. Draußen gab es aber nicht so viel zu sehen. Die Akademie, der große Felsen, befand sich vor einer größeren Wiese mit einigen Baumgruppen, die als Aufenthalt für die Schüler diente. Lorbeerpfote setzte sich zunächst einmal an den Rand und schaute zu. Sie verspürte Bewegungsdrang und bemerkte auch ein paar andere Katzen ihrer und älteren Gruppen, die beispielsweise Fangen spielten, dösten oder einfach redeten.
Auf einmal sah sie Wildpfote auf sich zukommen, natürlich mit Sonnenpfote im Doppelpack. Die beiden hingen echt wie Kletten aneinander, vielleicht waren es ja Wurfgeschwister? Lorbeerpfote beneidete sie, eine Schwester, Freundin oder wenigstens ein anderes Junges aus ihrem Clan würde es ihr viel leichter machen, sich hier wohlzufühlen. ,,Hey. Lorbeerpfote, richtig? Magst du vielleicht mitspielen?" Überrascht sah Lorbeerpfote die beiden an. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass andere sie überhaupt bemerkt hatten. Außenseiterin zu sein fühlte sich grässlich an und Lorbeerpfote freute sich sehr, dass sie sogar gefragt wurde. Ein erfreutes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, sie nickte und sprang auf. ,,Wir spielen fangen", erklärte Sonnenpfote, während die drei zu ein paar anderen Katzen hinübergingen.
Früher hatte Lorbeerpfote immer sehr kurze Beine gehabt, inzwischen bildete sie sich jedoch einiges auf ihre Schnelligkeit ein. Doch als sie anfingen, zu spielen, fiel Lorbeerpfote relativ schnell wieder ein, dass der zweite Kurs Ausdauer und Geschwindigkeit trainierte, was man den teilweise auch etwas größeren Katzen anmerkte. Doch Lorbeerpfote machte es nicht viel aus, ständig gefangen zu werden, viel zu sehr freute sie sich einfach über das Gefühl der Zugehörigkeit. Im BachClan hatte sie kaum mehr spielen können, nach dem die anderen beiden Würfe auf die Akademie gingen. Sie erinnerte sich wieder, wie viel Spaß es machte.
Außer Atem und nicht mehr frierend hörte sie den Ruf einer anderen Mentorin und ihr fiel auf, in wie vielen schönen Farben sich der Sonnenfallhimmel zeigte. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war!
Sie und die anderen beeilten sich, in die Höhle zu kommen. Draußen wurde es jetzt, wo die Sonne weg war, sogar noch kälter. Lorbeerpfote nahm sich kaum mehr Zeit für die Fellpflege. Sie war sehr müde. Noch nie war sie an einem einzigen Tag so viel gelaufen! Instinktiv wollte sie sich umdrehen und Lichthimmel begeistert erzählen was an einem einzigen Tag alles passiert war und das Heimweh kehrte zurück. Lorbeerpfote war froh, dass es sich nur nachts zeigte und das Geschehen sie tagsüber ablenkte. Sehnsüchtig dachte sie an Zuhause und hoffte, sie würde diesmal schneller einschlafen. Leises Geflüster erfüllte die Höhle, dann wurde es still.
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