25. Kapitel
Heute würden sie Vögel jagen! Diese waren vermutlich am schwersten von allen zu fangen, da die Fliegen konnten, doch dafür schienen sie auch in der Blattleere häufiger als andere Tiere zu finden sein. Wolfpelz demonstrierte, wie schnell man sich auf den Vogel stürzen musste und die Schüler umringten ihn und sahen aufmerksam zu. „Wenn der Vogel trotz allem zu schnell für euch ist, könnt ihr auch immer noch versuchen, ihn aus der Luft zu holen. Dafür müsst ihr jedoch noch schneller und geschickter sein. Merkt euch: Wenn andere Beute euch sieht, gibt es immer noch Gelegenheiten, sie zu fangen. Bei Vögeln hingegen habt ihr immer nur eine einzige Chance." Lorbeerpfote nickte. Ihr Pfoten juckten danach, es selbst zu versuchen. Endlich war ihr Mentor fertig mit Erklären und wies die Gruppe an, das Gelernte zu üben. Lorbeerpfote tappte ein paar Fuchslängen von den anderen weg und pirschte sich an ein trockenes Blatt an. Es wehte ein leichter Wind und ihr Ziel hüpfte alle paar Herzschläge ein paar Schweiflängen weiter, was ihrem Jagdtrieb noch verstärkte. Schließlich war sie nah genug und schoss wie aus dem nichts auf den imaginären Vogel zu. Mit einem zufriedenen Schnurren packte sie das Blatt und schnippte es hinter sich, nur um gleich darauf in die Luft zu springen und die Krallen danach auszustrecken. Als sie sich einmal umdrehte bemerkte sie Wolfpelz, der ihr wohlwollend zusah. „Gut so, Lorbeerpfote. Wenn du hochspringst, versuche, dich erst klein am Boden zu machen und dich in der Luft ganz ausstreckst, so kommst du mit den Vorderpfoten noch höher.", miaute der graue Kater. Lorbeerpfote nickte aufmerksam und probierte es sofort aus. Ihr Mentor war bereits weitergeschlendert und korrigierte etwas an Blühpfotes Haltung. Dieser Kurs war wirklich der beste von allen! Kein langes Herumsitzen, kein anstrengendes Laufen!
Voller guter Laune lief Lorbeerpfote neben Sonnenpfote zurück zur Akademie. Sie hatte Hunger und der Unterricht hatte wirklich Spaß gemacht. Und in ein paar Sonnenaufgängen durfte sie echte Vögel jagen! Fröhlich betrat sie die Beutehöhle und entschied sich für einen kleinen Spatz. Danach gingen sie alle auf die große Wiese. Lorbeerpfote fand es etwas schade, dass kaum mehr jemand spielen wollte und alle nur noch in Grüppchen standen, doch davon wollte sie sich nicht abhalten lassen. Sonnenpfote und Wildpfote liefen seit kurzer Zeit nur noch zu zweit über die Wiese, was es für Lorbeerpfote viel einfacher machte, auf sie zu zukommen. Sonnenpfote winkte ihr mit dem Schweif zu und sie suchten sich einen freien Platz im hohen Gras. Schon sehr bald würde hier alles blühen, worauf sie sich schon sehr freute. Lorbeerpfote legte sich hin und sah zufrieden in den blauen Himmel. Vereinzelte, weiche Wolken schwebten herüber und die Sonne glitzerte am Rand ihres Blickfeldes.
Plötzlich stupste Sonnenpfote sie mit der Pfote an. „Hey, nicht einschlafen! Hast du es schon gehört?" Lorbeerpfote fuhr hoch. „Was gehört?", fragte sie neugierig. Sonnenpfotes Augen glitzerten, als sie die Neuigkeit erzählte: „Meerpfote hat mir erzählt, dass Windpfote ihr erzählt hat, dass Morgenpfote... jetzt mit Glanzpfote geht!" Lorbeerpfote fuhr zusammen und schnappte nach Luft. „Sie... gehen miteinander? Heißt das, sie sind zusammen?", fragte sie mit großen Augen. Wildpfote nickte heftig und konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Blinzelnd verarbeitete Lorbeerpfote diese Neuigkeit. Klar, sie wusste, was Gefährten waren, aber von Schülern, die zusammen waren, hatte sie noch nie gehört. „Aber was ist mit dem Gesetz der Krieger?", fragte sie schließlich. Sonnenpfote schnippte wegwerfend mit den Ohren. „Das ist ja nix Ernstes", entgegnete die Kätzin. Lorbeerpfote blinzelte ins Sonnenlicht, dass schon etwas schräger kam. „Ich finde das irgendwie komisch", miaute Wildpfote aus dem Nichts. „Klar, die sollen machen was sie wollen, aber ich meine, wir sind doch erst im dritten Kurs!"
Als sie gemeinsam in die Höhle gingen, schien es schon jede Katze zu wissen. Seidenpfote beugte sich zu ihr und miaute: „Hast du es schon gehört?" Lorbeerpfote nickte aufgeregt und freute sich, endlich auch mal mit einbezogen zu werden. Seidenpfote sprach weiter. „Ich habe mitbekommen wie Eibenpfote Glanzpfote gefragt hat, ob er sie gefragt hat, und Glanzpfote hat ja gesagt. Und dann hat Eibenpfote gefragt, was sie gesagt hat und Glanzpfote hat gesagt sie hat ja gesagt! Und Meerpfote hat mir erzählt dass Windpfote die beiden zusammen gesehen hat!" Lorbeerpfote hörte staunend zu und warf dem braunen Kater einen verstohlenen Blick zu. Er alberte mit Blühpfote herum und verhielt sich als wisse er nicht, dass er heute der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit war. Morgenpfote saß neben Windpfote und kicherte mit ihr über etwas. Lorbeerpfote nahm sich vor, beide am nächsten Tag ein wenig zu beobachten, um sich selbst zu überzeugen. Wie vermutlich jede andere Katze in dieser Höhle es tun würde.
Am nächsten Sonnenaufgang schreckte Lorbeerpfote mit einem Mal hoch, sie musste wieder eingeschlafen sein, nachdem Sonnenpfote sie geweckt hatte! Eilig machte sie eine Katzenwäsche und rannte aus der Höhle. Wieso hatte niemand auf sie gewartet? Zu ihrer Erleichterung holte sie ihre Mitschüler direkt vor der Höhle wieder ein und Lorbeerpfote redete sich ein, Sonnenpfote hätten bestimmt auf sie gewartet. Noch etwas verschlafen kam sie im Wald an ihrem üblichen Treffpunkt an und gähnte mehrmals, während sie auf Wolfpelz warteten. Der Mentor war sonst immer sehr pünktlich gewesen. Vielleicht hatte er ebenfalls verschlafen! Doch da stand der graue Kater schon zwischen den Bäumen und wünschte ihnen einen guten Morgen.
Lorbeerpfote war mitten bei ihrer Übung, einen fantasierten Vogel aus der Luft zu holen, als ihr siedend heiß die Neuigkeit vom gestrigen Tag einfiel. Schnell sah sie sich nach Morgenpfote und Glanzpfote um, doch genau wie zu Sonnenfall verhielten sie sich absolut unauffällig. Vielleicht Teil eines Schauspiels, auch wenn Lorbeerpfote nicht den Sinn darin sah, sich zu verstellen, wenn sowieso jede Katze Bescheid wusste. Vielleicht wegen den großen Katzen? Durften die Mentoren es nicht wissen? Als Wolfpelz näher kam, wendete sie sich schnell wieder dem Training zu und schlich schnell und geübt über den Waldboden, duckte sich und flog auf die Wurzel einer Birke zu. Doch mit ihren Gedanken war sie nicht bei der Sache. Ob es wirklich stimmte? Das ganze verwirrte sie. Wozu sollte man mit einer Katze zusammenkommen, wenn man ohnehin zu verschiedenen Clans gehörte?
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