17. Kapitel
Lorbeerpfote stand mit dem restlichen Kurs im Wald. Mondblüte verkündete gerade, sie würden heute die Strecke und nicht den Rundweg benutzen. Lorbeerpfote wusste aus Spielen mit Sprudeljunges, Pfützenjunges und allen anderen, die jetzt wohl auch schon Schüler waren, dass ihr Rennen viel mehr lag als Ausdauer und hoffte, dieser Tag würde besser werden. Damit sie sich aufwärmten, ließ die Mentorin aller eine Runde durch den Wald laufen. Danach fühlte sich die braunäugige Kätzin wach und bereit für den Tag. ,,Ich stelle mich dort an den Baum, der nach ungefähr einem Drittel der Strecke kommt und ihr bildet hier eine Schlange. Der vorderste läuft los. Sobald er an mir vorbei ist, darf der nächste. Ihr rennt so schnell ihr könnt. Danach lauft ihr an meiner Seite neben der Strecke zurück, ich gebe euch ein paar Tipps und ihr stellt euch wieder hinten an." Lorbeerpfote nickte. Sie landete ungefähr in der Mitte, doch alle rückten schnell vor. Schon lief Windpfote vor ihr los. Bereits nach wenigen Herzschlägen war sie an Mondblüte vorbei. Lorbeerpfote flitzte los. Sie kam sich nicht besonders schnell vor. Am Ende der Strecke lief sie aus und lief dann langsam zu Mondblüte. ,,Also, Lorbeerpfote. Du hast deutlich Potenzial, schneller zu werden und ich hab das Gefühl, du kannst auch jetzt schon schneller. Dieser Weg ist vollkommen freigeräumt, falls du Angst hast zu stolpern. Dein Schweif schlenkert ganz schön, lass ihn lieber senkrecht hinter dir her wehen. Und ich würde mich an deiner Stelle in eine Startposition bringen, um optimal loszurennen." Sie neigte den Kopf und meinte, sie würde das nächste mal darauf achten. Kaum war sie halbwegs wieder bei Atem, lief Windpfote vor ihr los. Lorbeerpfote duckte sich sprungbereit auf den Boden. Dann schnellte sie nach vorne. Sie konzentrierte sich darauf, ihren Schweif nicht unnötig herum schlenkern zu lassen und zwang sich, ihre Angst, sich mit ihren Pfoten zu verheddern und zu stürzen, zu vergessen. Den Unterschied merkte sie ganz deutlich. Mondblüte nickte ihr lobend zu. ,,Viel besser! Als nächstes mach mal größere Sprünge und ausgreifendere Bewegungen. Deine Beine wirken manchmal noch etwas unkoordiniert. Lass sie schön paarweise zusammen, aber nicht zu nahe." ,,Mach ich", erwiderte Lorbeerpfote und stellte sich wieder an. Beim nächsten mal achtete sie darauf, wenigere Schritte zu machen und ihr Rennen verwandelte sich in eine rasche Abfolge weiter Sprünge. Ihre Hinterpfoten kamen direkt hinter ihren Vorderpfoten auf, die gleich darauf nach vorne katapultiert wurden und sicher und präzise zwei Schweiflängen weiter aufkamen, die Energie sofort weiterleiteten und sich alles wiederholte. Der Wind sauste in ihren Ohren und diesmal war sie wirklich zufrieden mit sich. Die Schnelligkeitstage mochte sie wirklich eindeutig lieber.
Nach dem Training war Lorbeerpfote zwar genauso erschöpft wie gestern, aber es fühlte sich in eine zufriedene Erschöpfung an. Sie war etwa so schnell wie die anderen, manchmal schneller, manchmal gleichauf. Sie fraß ein Kaninchen und ging auf die große Wiese. Inzwischen hatten sich einige Cliquen gebildet, wobei Wildpfote und Sonnenpfote häufig etwas mit den Katern machten und Strahlpfote, Meerpfote und Seidenpfote als Grüppchen herumgingen. Lorbeerpfote wusste nicht so wirklich, wohin mit sich, bei dem Trio fühlte sie sich nicht erwünscht und bei den Katern hatte sie zum einen kein Interesse und wusste zum anderen auch weder, worüber sie redeten, noch, ob sie sie überhaupt dabei haben wollten. Sie spielte mit Windpfote, Morgenpfote und ein paar Katzen aus dem Kurs unter ihnen und über ihnen. Sie fühlte sich inzwischen deutlich akzeptierter und integrierter in der Gruppe, wobei es sicherlich half, dass sie zwei weniger waren. Aber dass augenscheinlich alle, aber auch wirklich alle, mit denen sie sich gut verstand, noch eine Freundin hatten und Lorbeerpfote zweite Wahl war, machte sie sehr traurig. Das war jetzt zwar blöd, andererseits war ihr aber auch klar, dass es nichts brachte, hier eine beste Freundin fürs Leben zu finden und sie nach der Kriegerzeremonie womöglich niemals wieder zu sehen.
Die Sonne neigte sich dem Horizont zu und violette Wolken zogen über den frostigen Himmel, der in allen Farben erstrahlte. Lorbeerpfote hatte ihr Fell vor Kälte aufgeplustert und schlenderte zurück zum Höhlenlabyrinth der Akademie. Die Höhle des zweiten Kurses hatte sich in die Minusgrade abgekühlt und die Kätzin lag zitternd in ihrem Nest. Leise seufzte sie und versuchte, einzuschlafen, doch die Kälte ließ sie nicht in ihre Träume. Nur ganz, ganz langsam wärmte sich die Höhle auf und Lorbeerpfote sah im Mondstrahl, der durch die kleine Öffnung hereinschien, ihren Atemwölkchen hinterher, bis sie in den Schlaf hinüberglitt und die Wolken sich zu Katzen formten und durch ihre Träume liefen.
An diesem Morgen wurde die junge Schülerin durch leises Gemurmel wach und sah, dass beinahe alle Katzen schon wach waren. Lorbeerpfote ärgerte sich leicht, dass niemand sie geweckt hatte, und fing an, sich zu putzen. Sehr demotiviert lief sie mit den anderen zu ihrem Treffpunkt und Mondblüte verkündete, dass sie zum Aufwärmen zunächst einmal eine Runde laufen sollten und sich danach wie üblich zu steigern. Nach der dritten Runde tat Lorbeerpfote die Lunge weh von der ganzen kalten Luft, die sie einatmete. Dennoch fiel es ihr jetzt schon auf, einem Viertelmond nach Beginn des Kurses, dass es ihr deutlich leichter fiel, ihre Kraft einzuteilen, vielleicht hatte sie auch einfach mehr als vorher. Seit sie die Tipps der Mentorin bekommen hatte, war sie auch deutlich schneller geworden, doch gestern schien es ihr, als war es ihr nicht wirklich möglich, noch viel schneller zu werden. Ihre Beine waren noch immer kürzer als die der anderen Katzen und bis auf Eibenpfote waren auch alle größer als sie. Der Wachstumsschub, der ihr Vater Lichthimmel ihr versprochen hatte, ließ noch immer auf sich warten.
Lorbeerpfote hoffte sehr, dieser Mond würde schneller vorübergehen als der letzte, sonst hatte sie bald gar keine Lust mehr auf die Akademie! Hoffentlich fand sie bald auch wirklichen Anschluss an eine Katze, die sie selbst auch als wichtigste Freundin in der Akademie hatte. Sonnenpfote war im ersten Mond zwar wirklich nett zu ihr gewesen, doch inzwischen hatte sie ziemlich offensichtlich das Interesse verloren und Lorbeerpfote hatte immer Angst, jemandem auf die Nerven zu gehen, oder abgelehnt zu werden, wenn sie mehr auf die anderen zu ging. Ihr war außerdem aufgefallen, dass gewisse Katzen wie Meerpfote, Strahlpfote oder Seidenpfote dazu neigten, über andere Katzen zu reden, und das nicht gerade freundlich. Lorbeerpfote hatte Angst, dass ihre scharfen Ohren eines Tages auch Gemeinheiten über sie selbst aufschnappen würden und sie sich noch abgedrängter vorkam. Es genügte ihr schon, dass ihre Mitschüler aufgehört hatten, am Nachmittag zu spielen und lieber in Gruppen herumstanden. Wenn sie sich zögerlich näherte und sich dazustellen wollte, wandten sich die anderen oft ab oder ignorierten komplett, wenn sie ebenfalls etwas zu dem Thema zu sagen hatte.
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