13. Kofferdrama - Fahrt nach Neverland
Ich stand inzwischen mit einem monstermäßigen Koffer vor dem Bus, der uns zur Jugendherberge bringen würde. Junpei stand neben mir - sein Koffer war halb so groß wie meiner - und kicherte durchgedreht. Diesen Bus hatte er sich sicher anders vorgestellt. Nun, um ehrlich zu sein hatten wir das alle. Es war ein grüner, moosüberzogener, verschimmelter, verbeulter Kasten, der wie eine öffentliche Toilette stank. Nein, schlimmer.
Sogar die Lehrerin schien erschrocken. Oder halb tot. Kam drauf an, wie gut man sie kannte. Wir alle wussten, dass es nichts zu bedeuten hatte, wenn sie flach wie eine Flunder auf dem Boden lag, schwer atmete und ihr Auge zuckte. Aber der Busfahrer kannte sie scheinbar nicht ganz so gut wie wir, denn er schrie irgendwas auf einer anderen Sprache durch die Gegend und wedelte wir verrückt mit den Händen, während er neben ihr kniete und sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Mehr Angst als um das Leben der Lehrerin, hatten wir um unser eigenes, denn wir waren nicht sicher, ob wir es überleben würden, in diesen Bus zu steigen... es sah jedenfalls nicht danach aus.
Doch nach einer Stunde saßen wir schließlich alle schwer atmend im stinkenden Bus. Na ja, fast alle... Junpei und ich saßen jedenfalls. Und zwar auf der am meisten stinkenden Bank im ganzen Bus. Und das lag nur daran, dass wir von allen anderen dorthin gequetscht worden waren, während diese versuchten ihre teils riesigen Koffer irgendwo hin zu stecken. Blöderweise wurden diese auch auf unseren Köpfen abgelegt. Denn leider war dieses Kofferfach, dass sich immer unten an Reisebussen befindet, von Ratten befallen und man konnte keine Koffer hinein tun. Das war der Auslöser der Kofferschlacht, die wohl bis zum Ende dieser Fahrt gehen würde. Begraben unter Tonnen von Koffern und inmitten eines vergammelten Polsters, versuchte ich erfolglos zu atmen. Ich würde sterben. Und das auf so eine grausame Art.
Da zog mich etwas langes und ziemlich parfümiertes aus dem Hügel der Koffer auf meinem Kopf. Ich erkannte sofort was, oder besser gesagt wer es war, der mir soeben das Leben gerettet hatte.
,,Ryōta, was machst du denn hier?", fragte ich etwas benebelt von dem Gestank um mich herum.
,,Ich rette dich!", rief er und ich würde mit einem Ruck aus dem Kasten mit meiner chaotischen Klasse gezogen. Einen Moment später fand ich mich auf einem weichen sauberen Sitz wieder. Als ich mich umsah, erkannte ich, dass ich in einem Bus der Kaijo saß.
,,Was zum... ?", murmelte ich und rieb mir die Augen.
Dann erwachte ich aus einem wirklich erholsamen Traum, der, leider, nicht die Wirklichkeit gewesen war. Denn ich saß immernoch in dem dreckigen Quadrat auf zusammenhängenden Metallstücken. Nur nicht mehr unter Koffern, sondern in der Handgepäckablage. Na wunderbar. Fragt mich nicht, wie ich dort hingekommen war. Hier hingen irgendwelche ekelhaften schleimartigen Fäden von der Decke, die nur darauf warteten auf mich drauf zu tropfen. Angeekelt machte ich die Augen wieder zu und beschloss einfach so zu tun, als würde ich immer noch schlafen.
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