Ein dunkles Vermächtnis
Ein dunkles Vermächtnis
Die Luft brannte und die Finsternis erstreckte sich über das Land, als die Hüter sich an einem Ort jenseits ihrer Vorstellungskraft wiederfanden. Entsetzt sahen sie sich um und spürten, wie die Macht des Bösen regelrecht erdrückend auf sie wirkte.
,,Wo sind wir?", rief Sofia und starrte entgeistert auf die Flammen, von denen sie und ihre Freundinnen umgeben waren, während Alex einen Blick auf den düsteren Himmel warf.
,,Ich...weiß nicht genau..."
Ihre Worte erstarben, als sich ihr Blick auf einen gigantischen Vulkan richtete, der nur wenige Meter von ihnen allen entfernt war. Die Magma pulsierte regelrecht, während sie in geringen Mengen herausströmte und die Asche wirbelte bei jedem Beben durch die Luft.
,,Das ist der Schicksalsberg!", brachte Melina erschüttert hervor, als Amy auch schon eine entsetzte Feststellung machte.
,,Wir sind in Mordor!"
Diese Erkenntnis traf die Hüter wie ein Schlag. Sie waren an dem grausamsten Ort in ganz Mittelerde und es war ungewiss, wie sie hier hergekommen waren. Doch dann entdeckte Sofia etwas, was sie gleichzeitig verunsicherte und irritierte.
,,Leute...wir sind nicht wirklich hier...seht doch!"
Die anderen folgten ihrem Blick und erstarrten, als sie etwas sahen, was sie sich keineswegs erklären konnten. Wenige Meter von ihnen entfernt, sahen sie sich selbst. Verein...mit Leah an ihrer Seite und sie standen einer Person gegenüber, die sie überall wieder erkannt hätten.
,,SAURON!", riefen die 4 gleichzeitig, als die Ereignisse der Vision sie bis ins Mark trafen.
Ihre Doppelgänger lieferten sich zu fünft einen heftigen Kampf gegen den dunklen Herrscher Sauron, der sie mit allen Mitteln abwehrte und nur mit Mühe konnten die Hüter ihm standhalten.
,,Hüter...das Ende ist nah! Wenn ich fertig bin...dann wird ganz Mittelerde mir gehören. Und euch wird nichts bleiben...außer eurem Tod!"
Sauron blickte auf die Hüter herab und seine Hand ballte sich zu einer Faust. Der Eine Ring entfesselte seine Macht und durch die Wucht dieser Energie, wurden die fünf Hüter zurückgeschleudert. Die Asche wirbelte auf und sie wurden alle zu Boden geworfen. Erschlagen von der Macht und der Finsternis, waren sie für einen Moment wie festgenagelt, ehe sich Leah verzweifelt an ihre Schwester wandte.
,,Wir müssen ihn aufhalten, Melina!"
,,Er ist zu stark! Solange er den Ring hat, können wir ihn nicht besiegen.", erwiderte Melina und kämpfte sich wieder auf die Beine.
,,Wir dürfen ihn nicht gewinnen lassen!"
Alex keuchte und hustete sich die Asche aus der Lunge, während Sofia spürte, wie ihre Magie in ihr brodelte und nur darauf wartete, herauszubrechen.
,,Nichts kann ihn jetzt noch aufhalten. Nicht einmal wir!", sagte sie und Amy hob fassungslos den Kopf.
,,Und das soll es dann gewesen sein? Wir geben auf?"
Die fünf Hüter erhoben sich vom Boden und blickten zu Sauron, der sich ihnen näherte. Seine Erscheinung war von Finsternis erfüllt und die Mädchen spürten das pure Böse, was von ihm ausging. Trotz seiner schwarzen Maske konnten sie ihm ansehen, wie er triumphierte und wie sich sein Mund zu einem grausamen Lächeln verzog.
,,Es ist zu spät, Hüter! Schon bald...werdet ihr erfahren, wie es ist zu verlieren. Ich werde euch alles entreißen, was ihr liebt und nichts kann mich daran hindern. Fürchtet es oder flieht davor...aber ihr könnt dem nicht entkommen. Es ist euer Schicksal und es wird euch einholen...nichts wird das verhindern. Der Tag wird kommen...dann werde ich siegen und ihr werdet fallen!"
***
Erschrocken rissen die Freundinnen die Augen auf und fuhren hoch. Sie befanden sich wieder im Auenland und erschraken fast zu Tode, als Frodo direkt vor ihnen war.
,,Frodo wie kannst du mich nur so erschrecken?", brachte Melina schon fast vorwurfsvoll hervor und der Hobbit sah sie entschuldigend an.
,,Bitte verzeih, aber ihr wart alle bewusstlos. Ihr seid zusammengebrochen und ich habe die ganze Zeit versucht, euch wieder aufzuwecken. Alles in Ordnung bei euch?"
Frodo sah die Freundinnen besorgt an und diese tauschten einen kurzen Blick. Sie brauchten jedoch nichts zu sagen, denn sie alle wussten, was sie dachten und Alex sah Frodo schließlich vielsagend an.
,,Ähm, ja...alles in Ordnung, Frodo. Wir haben wohl nur zu viel von dem Bier gekostet."
,,Ja, das hat uns umgehauen.", unterstützte Amy ihre Freundin und Frodo nahm es ihnen ab.
,,Tja, das überrascht mich nicht. Das Gebräu hat es ganz schön in sich."
,,Wem sagst du das.", meinte Sofia und die Freundinnen rappelten sich auf, ehe Melina vielsagend Richtung Straße deutete.
,,Wir sollten zu Bilbos Haus zurückkehren. Bevor er noch auf dumme Gedanken kommt."
Gemeinsam kehrten sie zu dem Haus von Bilbo zurück, während Frodo sich dazu entschlossen hatte, noch ein wenig beim Aufräumen zu helfen. Er wollte so schnell wie möglich nachkommen und die Freundinnen hatten ich nicht widersprochen. Als sie jedoch das Haus betraten, wurden sie unfreiwillig Zeuge von einer angespannten Diskussion zwischen Gandalf und Bilbo.
,,Es gibt viele Zauberringe auf dieser Welt, Bilbo Beutlin und keinen davon sollte man leichtfertig benutzen.", sagte Gandalf streng und Bilbo hob abwehrend die Hände.
,,Das sollte nur ein kleiner Spaß sein."
,,Besonders lustig war es aber nicht.", widersprach Sofia, woraufhin Gandalf und Bilbo auf die Freundinnen aufmerksam wurden und Bilbo sah sie entschuldigend an.
,,Tut mir leid. Ich wollte euch keinen Schrecken einjagen. Aber ihr müsst zugeben, die Gesichter waren einfach königlich."
Der Hobbit grinste, doch als niemand anderes eine Miene verzog, erstarb sein Lachen und er verdrehte kaum merklich die Augen. Dann griff er seufzend nach seiner Pfeife und gab nach.
,,Na, schön...vermutlich habt ihr wieder Recht...wie immer.", setzte er an und dann wandte er sich an Gandalf. ,,Du wirst ein Auge auf Frodo haben, nicht wahr?"
,,Zwei Augen!", versicherte ihm der Zauberer. ,,So oft ich sie entbehren kann."
,,Du willst weggehen, Bilbo?", brachte Alex verdutzt hervor und der Hobbit sah die Freundinnen vielsagend an.
,,Nun...ja, das will ich."
,,Und wohin?", hakte Melina nach, während sie Bilbo dabei beobachtete, wie er seine letzten Sachen zusammensuchte.
,,Mal sehen. Ich denke, ich werde unsere alten Plätze nochmal besuchen. Seestadt...das Waldlandreich...ich würde das alles zu gerne noch einmal sehen."
Bilbo wirkte regelrecht verträumt und auch die Freundinnen dachten für einen Moment zurück an die Reise, die sie einst alle gemeinsam bestritten hatten. Es lag schon fast so lange zurück wie eine halbe Ewigkeit und dennoch kam es ihnen so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie sich der Gemeinschaft von Thorin angeschlossen hatten und in ein Abenteuer gezogen waren, dass alles und jeden grundlegend verändert hatte.
,,Ich werde Frodo alles hinterlassen.", wechselte Bilbo schließlich das Thema und Gandalf hob prüfend eine Augenbraue.
,,Was ist mit deinem Ring? Bleibt der auch hier?"
,,Jaja!", entgegnete Bilbo und klang schon fast etwas genervt. ,,Natürlich! Warte! Er ist...hier...in meiner Tasche."
Der Hobbit griff in seine rechte Westentasche und zog schließlich den Ring hervor. Zum ersten Mal erhaschten die Freundinnen einen Blick auf den Ring, der in den Händen von Bilbo absolut ungefährlich wirkte. Allerdings konnten die 4 spüren, dass eine dunkle Macht von ihm ausging und sie wagten es nicht, sich dem Ring auch nur einen Meter zu nähern, der von Bilbo intensiv betrachtet wurde.
,,Ist es nicht seltsam?", begann Bilbo, doch er klang keineswegs mehr wie er selbst. ,,Ja, warum eigentlich nicht. Warum sollte ich ihn nicht behalten?"
,,Du solltest den Ring zurücklassen, Bilbo. Fällt dir das so schwer?", sagte Gandalf und Bilbo warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter.
,,Ach, was...nein! Und...ja..."
Bilbo wandte seinen Blick wieder dem Ring zu und die Freundinnen spannten sich an. Der Hobbit wirkte auf sie wie ein Besessener, der nicht mehr Herr seiner Selbst war. Und nun klang er regelrecht wütend und ließ den Ring keine Sekunde aus den Augen.
,,Ich habe ihn gefunden, er ist zu mir gekommen."
,,Bilbo, komm runter.", redete Amy ihm ins Gewissen und auch Alex sah ihn eindringlich an.
,,Ja, du brauchst nicht gleich auszurasten."
,,Wenn ich es bin, ist es eure schuld!", fuhr der Hobbit sie alle an und die Freundinnen tauschten einen besorgten Blick mit Gandalf.
Dieser wies sie stumm an, ihm die Sache zu überlassen und sie widersprachen nicht. Gandalf wusste eher, wie er Bilbo jetzt zur Besinnung bringen konnte, denn mit Zauberringen kannte er sich eindeutig am besten von ihnen aus.
,,Es ist meiner...mein Eigen...mein Schatz!"
Das letzte Wort hauchte Bilbo förmlich und den Freundinnen lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Dem Ring so nahe zu sein, das löste schon ein ungutes Gefühl in ihnen aus, aber die Besessenheit von Bilbo zu dem Schmuckstück setzte noch einen drauf.
,,Dein Schatz? So ist er schon früher genannt worden, doch nicht von dir.", sagte Gandalf und man konnte ihm die Sorge regelrecht ansehen, als Bilbo sich umdrehte und ihn zornig ansah.
,,Was geht es dich überhaupt an, was ich mit meinen Sachen mache?"
,,Du hast den Ring wirklich lange genug gehabt.", redete Gandalf dem Hobbit ins Gewissen, doch dieser stellte sich quer.
,,Du willst ihn nur für dich selber haben."
,,BILBO BEUTLIN!", setzte Gandalf an und baute sich nun so eindringlich vor dem Hobbit auf, dass selbst die Freundinnen ein paar Schritte zurückwichen und Gandalf entsetzt ansahen. ,,HALTE MICH NICHT FÜR JEMANDEN, DER MIT FAULEM ZAUBER ARBEITET. ICH WILL DICH NICHT BERAUBEN.", fuhr er ihn an, ehe der dunkle Schatten wieder verschwand und die Stimme von Gandalf wieder ruhig und mitfühlend wurde. ,,Ich will dir helfen."
Einen kurzen Augenblick stand Bilbo noch wie angewurzelt da, ehe er ein paar Schritte nach vorne machte und sich Gandalf in die Arme warf. Dieser Anblick rührte die Freundinnen zutiefst und Gandalf sah Bilbo schließlich zuversichtlich in die Augen.
,,All die Jahre...waren wir Freunde. Vertrau mir...so, wie früher. Gib ihn auf.", sagte er ruhig und Bilbo nickte zögerlich.
,,Du hast Recht, Gandalf! Der Ring muss an Frodo gehen."
Der Hobbit entfernte sich von Gandalf und griff zu seinem Rucksack und seinem Wanderstock, ehe er Richtung Haustür marschierte.
,,Es ist schon spät und der Weg ist lang. Ja, ich muss aufbrechen."
Sofia setzte zum Widerspruch an, doch Gandalf folgte Bilbo bereits und als diese die Tür öffnete, ließen die Worte von Gandalf ihn nochmal inne halten.
,,Bilbo, du hast ja den Ring immer noch in der Tasche."
Der Hobbit zögerte, ehe er den Ring aus der Tasche zog und noch einen Blick auf ihn warf. Es war, als würde der Ring den Blick von Bilbo magisch anziehen und nur mit Mühe konnte Bilbo dem Drang widerstehen, den Ring nicht augenblicklich wieder in die Tasche zu stecken und mit ihm das Weite zu suchen.
Doch er ließ ihn nun langsam aus seiner Hand gleiten und der Ring landete auf dem Boden des Flurs. Die Freundinnen sahen auf den Ring herab, während Bilbo und Gandalf bereits nach draußen ins Freie traten. Dann folgten die Mädchen den beiden und Bilbo wandte sich ein letztes Mal an den Zauberer.
,,Mir ist ein hübscher Schluss für mein Buch eingefallen.", setzte der Hobbit an und sein Blick lag nun nicht nur auf Gandalf, sondern auch auf den Freundinnen. ,,Und dann lebte er vergnügt bis ans...Ende seiner Tage."
,,Das klingt wundervoll, Bilbo!", bestätigte Sofia und Melina nickte zustimmend.
,,Absolut passend!"
,,Und ich bin sicher, das wird er...mein Freund.", pflichtete Gandalf bei und Bilbo lächelte zaghaft.
,,Leb wohl, Gandalf!"
,,Leb wohl, lieber Bilbo!", erwiderte Gandalf und der Hobbit warf noch einen Blick auf die Freundinnen.
,,Lebt wohl, meine Freunde! Und seid versichert...wie schwer die Bürde eurer Bestimmung auch sein mag...ich glaube an euch. Jetzt und jederzeit."
Bilbo sah die Freundinnen zuversichtlich an und sie schenkten ihm zuversichtliche Blicke, ehe Alex ihn dankbar ansah.
,,Danke, Bilbo! Und viel Glück auf deiner Reise."
Der Hobbit lächelte leicht und wandte sich dann ab. Er öffnete seine Pforte und dann begab er sich auf den Weg zu einem neuen Abenteuer, in welches er dieses Mal allein aufbrach. Nur noch die Worte von Gandalf waren zu hören, der dem Hobbit wohl wissend nachsah.
,,Bis zu unserem nächsten Treffen!"
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