Der geheime Rat
Der geheime Rat
Einige Tage später, war Frodo längst wieder auf den Beinen und die Versammlung des Rates sollte heute stattfinden. Die Freundinnen hatten mitbekommen, dass Boromir von Gondor schon kurz nach ihnen eingetroffen war und Leah war klar, dass er der Mann gewesen sein musste, den sie an jenem Abend vor ihrem Treffen mit Aragorn gesehen hatte.
Nun warteten sie noch auf die Gesandten der Zwerge und der Elben. Amy sollte für Lothlorien sprechen und Gandalf würde auch teilnehmen, womit er für die Zauberer sprach. Selbst Frodo war zu der Versammlung eingeladen, denn immerhin hatte er als bisheriger Ringträger auch mit zu entscheiden, wie man weiter vorgehen sollte.
Amy, Sofia und Melina standen oben an der Treppe und unterhielten sich gerade, als man Geklapper von Hufen vernahm und ihre Blicke fielen auf Reiter, die in diesem Moment den Innenhof erreichten und ihre Pferde zum Stehen brachten.
,,Na, sieh mal einer an.", äußerte Sofia und Amy lächelte ein wenig.
,,Die Elben des Düsterwaldes."
Aber auch die Zwerge trafen in diesem Moment ein und Sofia wandte sich an Melina, ohne dabei ein verschmitztes Grinsen zu verbergen.
,,Amy und ich empfangen die Zwerge. Übernimm du doch die Elben, Melina."
Bevor Melina etwas erwidern konnte, zog Sofia Amy mit sich und die Braunhaarige verdrehte die Augen. Es war ihr natürlich klar, WARUM Sofia den Spieß so hingedreht hatte, denn als sie runter zu den Elben sah, erkannte sie Legolas, der gerade von Lindir in Empfang genommen wurde. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und ging dann die Stufen herunter.
,,Mae govannen, Legolas Grüblatt! (Seid gegrüßt, Legolas Grünblatt!) Die Versammlung wird bald beginnen und Herr Elrond erwartet Euch bereits. Wenn Ihr mir folgen möchtet.", sagte Lindir und wollte die Elben schon zum Treffpunkt führen, als er Melina entdeckte. ,,Prinzessin Melina! Ist etwas geschehen?"
,,Nein, Lindir! Aber geht doch schon mal vor und informiert meinen Vater über die Ankunft der übrigen Teilnehmer. Ich werde das hier übernehmen."
,,Seid Ihr sicher?", fragte Lindir unsicher und Melina lächelte ein wenig.
,,Aber ja. So komme ich immerhin dazu, wenigstens ein bisschen meinen königlichen Pflichten gerecht zu werden."
Lindir nickte und verschwand dann augenblicklich, während Melina ihm amüsiert nachsah. Manchmal schien sich der Elb fast umzubringen, um Höflichkeit und dennoch zielstrebiges Handeln unter einen Hut zu bekommen.
Aber dann wandte sie sich an die Elben des Düsterwaldes und zum ersten Mal nach 60 Jahren stand sie Legolas wieder gegenüber. Als sich ihre Blicke trafen, verspürte Melina sofort wieder die magische Verbundenheit, die sie schon damals gespürt hatte und sie freute sich, ihn wiederzusehen.
,,Willkommen in Bruchtal, Legolas. Danke, dass Ihr so schnell gekommen seid.", begrüßte sie ihn und er erwiderte ihr leichtes Lächeln.
,,Es ist viel Zeit seit unserer letzten Begegnung vergangen, Melina. Eure Anwesenheit hatte ich hier ehrlich gesagt nicht erwartet."
,,Naja, es herrschen dunkle Zeiten und das Böse gewinnt mit jedem Tag mehr an Stärke. Da scheint die Anwesenheit der Hüter bei dem Ratstreffen nur mehr als nötig zu sein. Kommt mit! Mein Vater wartet sicher schon auf uns."
***
Kurze Zeit später saßen sie alle im Kreis versammelt auf einer äußeren Plattform und alle Blicke lagen auf Elrond. Die Elben des Düsterwaldes saßen beieinander, dann folgten die Zwerge und schließlich Boromir mit ein paar Gefolgsmännern. Gandalf saß neben Frodo, zu dessen Rechten Sofia, Alex und Amy Platz genommen hatten. Leah und Melina saßen jeweils auf einer Seite neben ihrem Vater und dieser erhob sich nun, um die Versammlung des Rates zu eröffnen.
,,Fremde, aus fernen Ländern...langjährige Freunde. Ihr seid hergerufen worden, damit wir auf die Bedrohung Mordors reagieren. Mittelerde steht am Rande der Vernichtung...niemand kann dem entgehen. Ihr müsst euch verbünden oder ihr geht unter. Jedes Volk ist diesem Schicksal ausgeliefert...auf Gedeih und Verderb.", begann Elrond und wandte sich schließlich an Frodo. ,,Hole den Ring heraus, Frodo!"
Zögerlich erhob sich der Hobbit und griff in seine Tasche, woraus er den Ring zog und ihn auf den steinernen Tisch legte, welcher sich auf der Mitte der Plattform befand. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück und Sofia tätschelte ihm die Schulter, als er erleichtert ausatmete.
Die Freundinnen beobachteten nun die Reaktionen der Gesandten und ein Gemurmel ging durch die Menge. Faszination, Erschütterung, Furcht und Entsetzen...all das konnten die Hüter in den Blicken der anderen erkennen und sie selbst spürten die dunkle Macht, welche von dem Ring ausging.
,,Dann ist es also wahr.", flüsterte Boromir ehrfürchtig und ein Lächeln umspielte seine Lippen. ,,Er ist Geschenk..ein Geschenk an die Widersacher Mordors! Warum sollen wir ihn nicht einsetzen? Lange Zeit hat mein Vater, der Truchsess von Gondor, die Mächte von Mordor abgewehrt! Bei dem Blute unseres Volkes! Eure Länder werden wir zu verteidigen wissen! Gebt Gondor die mächtige Waffe des Feindes, lasst sie uns gegen ihn verwenden!"
,,Seid Ihr wahnsinnig?", warf Sofia aus, aber Aragorn wies Boromir bereits zurecht.
,,Du kannst ihn nicht einsetzen! Niemand kann das. Denn der Eine Ring gehorcht nur Sauron allein. Er ist es, der ihn beherrscht."
,,Ein Waldläufer...versteht nichts von solchen Dingen.", gab Boromir kalt zurück, woraufhin Leah wütend wurde, aber Legolas erhob sich in diesem Augenblick und funkelte Boromir wütend an.
,,Er ist kein einfacher Waldläufer. Das ist Aragorn...Arathorns Sohn! Du bist ihm zur Treue verpflichtet."
Die Freundinnen tauschten einen kurzen überraschten Blick, denn Legolas so aus der Fassung zu erleben, war schon ungewöhnlich. Aber Boromir warf nun einen erstaunten Blick auf Aragorn, ehe sich sein Blick jedoch in Missbilligung verwandelte.
,,Aragorn...das also ist Isildurs Erbe!"
,,Und er ist der Thronerbe von Gondor!", fügte Legolas noch hinzu, als Aragorn abwehrend eine Hand erhob.
,,Setz dich, Legolas."
Nur widerwillig befolgte Legolas der Aufforderung und Melina sah besorgt zu ihm. Den Hütern entging die tiefe Abneigung nicht, die Boromir gegen Aragorn hegte, denn er sah ihn weiter spöttisch an und zischte regelrecht.
,,Gondor hat keinen König! Gondor braucht keinen König!"
Eine spürbare Anspannung lag zwischen Aragorn und Boromir in der Luft, was den gesamten Rat für einen Moment in Schweigen hüllte. Doch jenes wurde von Gandalf unterbrochen, welcher Aragorn zustimmte.
,,Aragorn hat Recht! Wir dürfen ihn nicht einsetzen."
,,Es gibt nur einen einzigen Weg.", begann Elrond und sah entschlossen auf die anderen Ratsteilnehmer. ,,Der Ring muss vernichtet werden."
Boromir versuchte erst gar nicht, seine Enttäuschung über diese Entscheidung zu verbergen, aber die Freudinnen wussten natürlich, dass Elrond Recht hatte. Dies war die einzige Möglichkeit und deshalb musste auch genau dies getan werden.
Gimli, erfüllt von Euphorie und Schlagfertigkeit, zuckte lässig mit den Schultern und griff kurzer Hand zu seiner Axt, ehe er sich erhob und auf den Tisch zumarschierte.
,,Worauf warten wir dann noch?"
Er hob die Axt empor und ließ sie auf den Ring niedersausen. Doch die Axt wurde beim Aufprall gnadenlos zerschmettert und Gimli durch die Wucht zurück katapultiert.
Für einen kurzen Moment blitzte das Auge Saurons auf und die Freundinnen verspürten einen stechenden Schmerz in dem Augenblick, als die Axt und der Ring aufeinander getroffen hatten. Das Böse war spürbar und in ihren Köpfen vernahmen sie die finstere Stimme von Sauron.
,,Ihr werdet fallen!
Bei den Worten sahen sich die Hüter entsetzt an und sowohl Gandalf als auch Elrond blieb nicht verborgen, dass die Mädchen gerade auf den Anschlag reagiert hatten. Gandalf legte Sofia eine Hand auf die Schulter und Elrond sah besorgt zu Melina und Leah, doch diese winkten ab und daraufhin wandte sich Elrond, wenn auch etwas widerwillig, wieder den Gesandten zu.
Gimli wurde von seinen Gefolgsleuten gerade wieder auf die Beine gezogen und wirkte noch ziemlich mitgenommen, während Elrond ihn nun vielsagend, aber auch ermahnend ansah.
,,Der Ring kann nicht zerstört werden, Gimli- Gloins Sohn. Jedenfalls von keiner Kraft, die wir hier besitzen. In den Feuern des Schicksalsberges erschaffen...kann er nur dort vernichtet werden. Man muss ihn tief nach Mordor hineinbringen und in die feurige Kluft zurückwerfen, aus der er stammt." ,brachte Elrond hervor und schaute dann entschlossen in die Runde. ,,Einer von euch...muss das tun."
Ein ehrfürchtiges Schweigen legte sich wieder über den Rat. Niemand wagte es, Elrond zu widersprechen oder ihm zuzustimmen. Die Freundinnen wussten, dass hauptsächlich Furcht die größte Rolle spielte, aber natürlich hielt Boromir seine Meinung nicht zurück.
,,Man kann nicht einfach nach Mordor spazieren. Seine schwarzen Tore...werden von etwas Schlimmerem bewacht als Orks. Das Böse dort...schläft niemals. Das große Auge...ist stets wachsam. Nichts weiter als karges Ödland...übersät mit Feuer, Asche und Staub. Selbst die Luft, die man atmet...ist wie giftiger Dampf. Nicht mit 10000 Männern könnt ihr das schaffen. Das ist Wahnsinn."
,,Habt Ihr nicht gehört, was Herr Elrond gesagt hat?", widersprach Legolas und stand wieder auf. ,,Der Ring muss vernichtet werden."
,,Und Ihr haltet Euch wohl für denjenigen, der das tun soll.", knurrte Gimli und sprang ebenfalls auf. ,,Eher will ich sterben, als dass ich den Ring in den Händen eines Elben sehe."
,,Und wenn es uns misslingt, was dann? Was geschieht, wenn Sauron sich zurücknimmt, was ihm gehört?", brüllte Boromir und entfesselte damit eine Kette von aufgebrachten Diskussionen.
Sämtliche Gesandte, sogar Gandalf, standen auf und es entbrannte ein Gefecht von Argumenten. Besorgt und fassungslos zugleich, verfolgten die Freundinnen das Geschehen, ehe Amy der Geduldsfaden riss.
,,Wir müssen etwas unternehmen."
,,Sie hat Recht! So werden wir niemals was erreichen.", stimme Alex ihr zu und Sofia sah zu Melina.
,,Melina...du hast die Prophezeiung gefunden und du hast schon immer die richtigen Worte gefunden. Versuch du, sie zur Vernunft zu bringen."
,,Ich bin nicht unsere Anführerin.", widersprach Melina, aber Leah sah sie entschlossen an.
,,Aber du konntest schon immer ziemlich überzeugend sein. Du sollst sie ja zu nichts zwingen, aber versuch wenigstens, sie zu motivieren. Sonst nimmt das nie ein Ende."
Leah deutete vielsagend auf die aufgebrachten Teilnehmer und Melina folgte ihrem Blick. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass ihre Freundinnen sie zur Sprecherin auserwählt hatten, aber sie wusste genauso gut, dass diesem Treiben ein Ende gesetzt werden musste. Deshalb stand sie kurzer Hand auf und warf einen wütenden Blick auf die Gesandten.
,,AUFHÖREN!", schrie sie förmlich und sofort hielten die anderen inne, woraufhin Melina sie wutentbrannt anfunkelte. ,,Schluss jetzt! Mein Vater hat es bereits klar ausgesprochen: der Ring muss vernichtet werden! Und genau das, werden wir auch tun. Aber das funktioniert nur, wenn wir alle zusammenhalten. Anstatt zu streiten solltet ihr lieber daran arbeiten, eure Völker zu vereinen. Denn ganz egal ob Mensch, Zwerg oder Elb...wir alle müssen uns dem Bösen entgegenstellen. Einzeln mögen wir gegen Sauron nichts ausrichten können...aber vereint...unter einem Banner...könnten wir es schaffen. Aber dafür...müsst ihr eure Differenzen beiseitelegen und euch verbünden. Denn andernfalls...werden wir alle untergehen!"
Melina sah die anderen ernst an und ihre Freundinnen tauschten zufriedene Blicke. Schon immer hatte Melina ganz genau gewusst, was sie in ernsten Situationen sagen sollte und genau das machte sie, auch wenn sie es nicht sehen wollte, zur geborenen Anführerin.
Die meisten Gesandten schienen die Worte auch ernst zu nehmen, aber Boromir musterte Melina abfällig und forderte sie natürlich augenblicklich mit seinen Worten heraus.
,,Und was glaubt Ihr, gebt Euch das Recht, dies zu entscheiden? Eine gewöhnliche Elbenprinzessin steht nicht in der Position, um Gondor Befehle zu erteilen."
,,Nur,", platzte es aus Sofia heraus, die ebenfalls aufstand und Boromir nun wütend anfunkelte. ,,ist sie keineswegs bloß eine Elbenprinzessin. Denn, wenn Ihr mal genauer hingesehen hättet, Boromir von Gondor, dann wäre Euch aufgefallen, dass wir zu Fünft sind. Und diese Zahl dürfte Euch doch wohl bekannt sein, wenn Ihr so klug und allwissend erscheint."
Boromir sah Sofia einen Moment klang fassungslos an und auch die Freundinnen waren immer noch erstaunt darüber, dass Sofia ihre Schüchternheit seit damals abgelegt hatte. Dann befolgte Boromir den Rat von Sofia jedoch und nun wirkte er erneut spottend und verhöhnend.
,,Fünf Mädchen!", sprach er verächtlich aus und grinste hämisch. ,,Dann sind die Gerüchte also wahr! Die Hüter von Mittelerde...sind zurückgekehrt. Die großen Gegner...von Sauron, dem Einen...auserkoren, ihn zu vernichten. Nur...habt ihr ihn damals schon nicht besiegen können...warum also, sollte es euch dieses Mal gelingen?"
Die Hüter erwiderten nichts auf diese Aussage, denn sie wussten die Antwort nicht. Aber sah ein Elb von Legolas Gefolgsleuten zu ihnen und schien, im Gegensatz zu Boromir, optimistisch zu sein.
,,Vielleicht sollten sie den Ring nehmen. Die Legende sagt, sie sind als Einzige stark genug, um Sauron zu besiegen. Sie sollten den Ring zerstören."
,,Das können wir nicht.", widersprach Leah und alle Blicke richteten sich nun auf sie. ,,Wir wissen nicht wie, aber auf irgendeine Weise scheinen wir mit dem Rung verbunden zu sein. Durch uns...könnte Sauron sich ihm wieder bemächtigen. Wir können ihn...nicht zerstören!"
,,Und wer soll es dann tun?", brachte Boromir wütend hervor. ,,Wenn schon nicht die Hüter stark genug sind, um diese Bürde zu tragen...wer soll es dann tun?"
Erneut brach eine Diskussion aus und sowohl Melina als auch Sofia, begaben sich wütend wieder zu ihren Plätzen. Sie hatten genug gesagt und waren fassungslos darüber, mit was für einer Impulsivität Boromir die anderen förmlich aufhetzte. Aber das Blatt nahm eine überraschende Wendung, als auf einmal Frodo aufstand und entschlossen in die Menge sah.
,,Ich nehme den Ring!", sprach er aus und sofort verstummten alle, um ihn sprachlos anzusehen. ,,Ich bringe den Ring nach Mordor!"
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