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,,Bleib da stehen."
Die junge Frau schaut verzweifelt nach oben, keine Hilfe zu erwarten. Dann schaut sie wieder zu ihrer Tochter:
,,Es wird alles gut, schau nur zu mir."
,,Mami, ich hab Angst." sagt das Mädchen mit zitternder Stimme.
,,Ich weiß, aber glaub mir, du schaffst das."
Ängstlich sieht die Kleine nach unten.
,,Nicht nach unten sehen. Hier, hier sind meine Augen."
Sie bemerkt ihren verängstigten Blick:
,,Hey, weißt du noch, was ich dir immer gesagt habe, wenn du Angst hattest?"
Langsam nickt das Mädchen.
,,Wie stark du tatsächlich bist, erfährst du erst dann,"
,, wenn stark sein die einzige Option ist, die du hast." beendet die Tochter den Satz und lächelt leicht.
,,Genau, gib mir deine Hand."
,,Was?"
,,Los, vertrau mir, gib mir deine Hand. Hab keine Angst."
Sie streckt ihre aus.
Sie haben sich fast erreicht, als das Mädchen plötzlich abrutscht . . .
»
,,Neeeiiin!"
Schweißgebadet wacht Hal auf.
Dieser Traum, er war so real.
Aber das kann nicht sein, sie den beiden noch nie begegnet.
Obwohl, das Mädchen. Hat sie das nicht schon irgendwo gesehen?
Schnell verwirft sie diesen Gedanken wieder, es ist einfach nicht möglich.
Sie streckt sich und bemerkt, dass der Wolf noch schläft.
Sie lächelt leicht, steht auf und macht die Tür zum Balkon auf:
,,Erstmal frische Luft reinlassen."
Dann dreht sie sich um, macht sich fertig und als sie die Tür aus dem Bad wieder öffnet, sitzt der junge Vierbeiner vor ihr:
,,Lust auf einen kleinen Spaziergang?"
Zusammen machen sie sich wieder auf in den Wald.
Die Sonne scheint und der Wind bläst die Blätter umher.
Sie gehen in Richtung des kleinen Dorfes.
An einer Hauswand bleiben sie stehen.
Gedankenverloren blickt sie den Leuten hinterher.
Doch dann wird sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen hellen Aufschrei hört.
Sie geht in die Richtung aus der er kam und findet eine Gruppe Jungs, vielleicht im Alter von sieben oder acht Jahren, die drohend und gehässig lachend vor einem am Boden liegenden Mädchen stehen.
,,Lasst mich in Ruhe."
,,Wieso sollten wir.
Du bist Mamas kleiner Liebling. Ruf sie doch oder traust du dich nicht?" kommt es von einem etwas beleibteren Jungen.
Eine kleine Träne rollt ihr die Wange runter.
,,Buhu, jetzt weint sie."
Die Jungs fangen an zu lachen.
Hal, die alles mitbekommt, kniet sich jetzt auf die Höhe des Mädchens:
,,Lass dir das nicht gefallen. Wehr dich." flüstert sie.
Dann steht das Kind auf, als hätte sie ihre Stimme gehört und geht selbstbewusst auf die Jungen zu:
,,Ich hab gesagt, ihr sollt mich in Ruhe lassen."
Das gefällt den Jungs gar nicht.
Ein Blonder geht auf sie zu:
,,Sag das noch mal, wenn du dich traust."
Sie wiederholt ihre Worte, geht aber zuvor einen Schritt zurück.
Als der Junge sie packt, schafft sie es, sich mit der anderen Hand von ihm zu befreien und eine Wand aus schwarzem Nebel taucht plötzlich auf und hüllt die kleinen Raufbolde ein. Diese rennen schreiend davon, während die Kleine erschrocken auf ihre Hände sieht.
Als sie sich zu der Gasse dreht, in der sich Hal versteckt hielt, erblickt sie nur noch zwei leuchtend rote Augen, die dann im Schatten verschwinden.
Lächelnd dreht das Kind sich um und läuft zurück, ohne einen Hauch von Angst.
Nachdenklich schaut Hal ihr hinter her:
,,Hast du das gesehen?
Sie hatte keine Angst mehr."
Lächelnd dreht sie sich zu dem Wolf, der gerade auch auf dem Dach ankommt:
,,Weißt du, was das bedeutet?"
Fragend schaut er sie an.
Dann seufzt sie und sie klettern von dem Dach, ohne zu wissen, dass sie schon seit geraumer Zeit von jemandem beobachtet werden.
Grübelnd geht Hal mit dem Vierbeiner den Waldweg entlang:
,,Ich hab ihr die Angst genommen. Stimmt doch. So war es, oder?"
Sie sieht zu dem Tier, als würde sie erwarten, dass er ihr antwortet.
Doch da das nicht passiert, gehen sie stumm weiter. Auf einmal streckt Hunter seinen Kopf in die Höhe und spitzt die Ohren.
,,Was hörst du?"
Plötzlich ertönt eine fremde Stimme:
,,Du erwartest doch wohl hoffentlich nicht, dass er dir antwortet oder?"
Alarmierend lässt sie ihren Stab in ihren Händen erscheinen: ,,Wer bist du?
Zeig dich!"
,,Aber gern."
Mit diesen Worten tritt eine dunkle Gestalt aus dem Schatten.
Es ist ein Mann mit zurück gekämmtem Haar und schwarzem Mantel.
,,Darf ich mich vorstellen?
Pitch Black, aber bitte, nenn mich Pitch."
,,Was willst du?"
,,Was ich will ist einfach. Der Mond hat dich nicht einfach so ausgewählt. Ich habe dich beobachtet. Diese kleinen Tricks, die du drauf hast, die ähneln meinen sehr."
,,Ach, tun sie das?
Erzähl es jemandem, den es interessiert."
,,Wundert es dich denn gar nicht, warum ich dich sehen kann und alle anderen nicht? Oder bist du so kleingeistig wie der Flattervogel?
Ich hoffe nicht, sonst würdest du mich sehr enttäuschen." sagt er gehässig.
,,Es ist mir egal, wer du bist. Ich weiß nicht worüber du sprichst, also lass mich in Ruhe."
,,Hör mir doch zu. Ich will dir ein Angebot machen."
Dann verschwindet er und taucht genau hinter ihr wieder auf:
,,Lass uns zusammen arbeiten, wir könnten so viel schaffen, gemeinsam."
,,Du bist mir zu nah."
Er ballt seine Faust:
,,Verstehst du nicht, was ich dir sage? Wir könnten . . ."
Doch er kann nicht aussprechen, da reißt Hal der Geduldsfaden und schlägt gekonnt mit dem Stab zu.
,,Was fällt dir ein?"
,,Du gehst mir auf die Nerven, also verschwinde endlich verdammt!"
Ein Schwall dunkler Energie schleudert Pitch von ihr weg, doch ehe er auf dem Boden aufschlägt, verschwindet er spurlos.
,,Denk noch mal über mein Angebot nach, Hal. Bald werde ich dich erneut fragen."
Dann verschwindet er und sein Lachen hallt langsam ab.
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