○ 2 ○
Die Nacht hat sich über den Wald gelegt und nur noch der Mond und die Sterne erleuchten den Weg der jungen Frau, die allein durch den Wald geht.
Trotz der Dunkelheit und trotz der Geräusche, die durch die Bäume hervordringen, scheint sie keinerlei Angst zu haben.
Sie geht ihren Weg, als würde sie genau wissen, wohin sie muss.
Dann bleibt sie stehen, schaut nach oben.
Von Weitem sieht sie Rauschschwaden empor steigen und die entfernten Lichter eines Dorfes.
Sie läuft weiter, geradewegs darauf zu.
Als sie das Feuer erblickt, läuft sie hin und streckt ihre Hände der wohltuenden Wärme entgegen.
Ein wenig aufgewärmt versucht sie nun, jemanden anzusprechen, um zu erfahren wo sie ist.
Doch alle Menschen die an ihr vorbeilaufen, scheinen sie zu ignorieren und würdigen ihr keines Blickes.
Nach ein paar Versuchen, einen Mann anzusprechen, der genau vor ihr steht, aber keinerlei Reaktionen zeigt, reicht ihre Geduld nicht mehr aus und will ihn an seinem Arm zu sich ziehen, doch sie greift ins Leere.
Schockiert starrt sie auf ihre Hände, dann zu dem Mann.
Dieser dreht sich genau in diesem Moment um, scheint nicht auf sie zu achten und geht geradewegs durch sie hindurch.
Ungläubig starrt sie auf den Boden, versucht sich zu erklären, was da gerade passiert ist, kommt jedoch auf keine plausible Erklärung.
,,Was zum?"
Langsam dreht sie sich um, will wieder in Richtung Wald aufbrechen, als plötzlich ein junges Mädchen durch sie hindurch läuft.
Sie starrt ihr hinterher. Irgendwas kommt ihr an dem Kind bekannt vor, doch sie schüttelt den Kopf, dreht sich um und geht weiter.
Als sie sich noch ein letztes Mal umdreht, ist das Dorf kaum noch zu erkennen, es ist bloß noch ein kleiner heller Fleck. Dann lässt sie es schließlich hinter sich.
Traurig geht sie durch den dunklen Wald, weiß nicht, wohin sie soll, als sie ein Geräusch vernimmt.
Es klingt, als würde etwas oder jemand heulen.
Sofort läuft sie in die Richtung, aus der der Ton zukommen scheint, als sie an einer kleinen Lichtung zum Stehen kommt.
Sie stoppt und horcht noch einmal nach dem Geräusch.
Dann macht sie auf einmal eine Bewegung im Augenwinkel aus und sieht einen Bären, fast zwei mal so groß wie sie selbst.
Das Geheul kommt aus seiner Richtung.
In sicherem Abstand schleicht die Frau um den Bären herum und sieht den Ausgangspunkt des seltsamen Geräusches.
Es ist ein junger Wolf, welcher kraftlos vor dem Bären am Boden liegt.
Sie erkennt, dass das Tier schon viel Blut verloren haben muss.
Ohne zu zögern läuft sie auf den Bären zu, stellt sich schützend vor den kleinen Wolf, ihren Stab in beiden Händen.
Gerade als der Bär sich aufbäumt, hebt sie reflexartig ihre Hand und ein dunkler Schwall Energie richtet sich gegen das Raubtier.
Der Bär jault auf und humpelt mit einer verletzten Pfote zurück in den Wald.
Überrascht starrt sie auf ihre Hand
,,War ich das etwa?"
Doch schnell wird sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie den verletzten Wolf hört und kniet sich zu ihm. Mit einer Hand nähert sie sich dem Tier, doch dieser knurrt bedrohlich.
,,Na, du bist ja wohl ein ganz starkes Kerlchen."
Er hat jedoch einfach keine Kraft mehr und lässt seinen Kopf auf den Boden sinken.
,,Auch wenn es dir nicht passt, ich werde dir trotzdem helfen."
Sie drückt auf die Wunde, damit er nicht mehr allzu viel Blut verliert.
Doch es scheint, dass sie zu spät gekommen ist.
Sie gibt nicht auf, versucht es weiter und weiter, konzentriert sich.
Dann schlägt sein Herz auf einmal schneller. Als sie ihre Hände von seinem Körper nimmt, sieht sie keine Verletzung mehr, keine Wunde.
Plötzlich hüllt eine Art schwarzer Nebel das Tier ein und als dieser wieder verschwindet, steht vor der Schqarzhaarigen ein pechschwarzer Wolf, kerngesund. Es sieht aus, als bestände er ganz aus diesem schwarzen Nebel, der ihn zuvor eingehüllt hatte.
Seine leuchtend roten Augen starren sie an.
Dann kommt er auf sie zu.
Sie weicht vorsichtshalber einen Schritt zurück, doch er setzt sich vor sie und macht den Kopf schief, als ob er auf etwas warten würde.
Sie kniet sich zu ihm runter und streckt ihre Hand langsam nach ihm aus. Da er keine Anzeichen macht, sich ihr zu entziehen, streichelt sie ihn und ein kleines Lächeln schleicht sich ihr auf die Lippen.
Dann steht sie auf:
,,Willst du zufällig mit mir kommen?"
Er steht auf und wedelt mit dem Schwanz.
,,Ich nehme mal an, das heißt ja."
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.
Und endlich ist sie nicht mehr allein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro