Opfer & Sieg
Es hatte eine Weile gedauert, ehe ich die anderen beiden gefunden hatte. Sie waren glücklicherweise unverletzt und gemeinsam schlugen wir unser hoffentlich letzte Lager auf.
Ich wurde durch ein Röcheln wach. Gerade rechtzeitig um den Typen zu bemerken der über mir stand. Reflexartig griff ich nach dem Messer unter dem Rucksack auf dem ich schlief und warf es ihm in den Hals. Es blieb stecken und er erstickte langsam an seinem Blut, welches auf mein Gesicht tropfte bevor er letztlich zur Seite kippte und Tod liegen blieb. Die Kanone erklang.
Besorgt wandte ich mich an Ash. Ein paar Meter entfernt von der Szene lag er. Er atmete noch aber er hatte starke Schmerzen. Ein Messer steckte in seinem Magen und der Junge schien ganze Arbeit geleistet zu haben. „Ash.", stieß Clary erschrocken aus. „Ich hab Angst. Ich habe Angst zu sterben.", flüsterte er. Tränen standen in seinen Augen als wir uns neben ihm niederließen. Ich legte seinen Kopf auf meinen Schoß und strich sanft über sein Haar. Clary versuchte die Blutungen zu stoppen, doch es brachte nichts. „Shh. Es wird alles gut.", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch ich würde mir selbst nicht glauben, so wie meine Stimme zitterte. Clary schüttelte kaum merklich den Kopf. Wir konnten ihm nicht mehr helfen. „Bitte. Es tut so weh.", klagte er. „Es wird alles gut. Es ist gleich vorbei.", flüsterte ich und obwohl ich leise gesprochen hatte, schien er es verstanden zu haben. „Danke.", meinte er noch bevor er seine Augen schloss und seinen letzten Atemzug nahm. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Die Kanone ertönte. Tränen liefen mir über das Gesicht und ein Arm legte sich um mich. Clary. „Er hat keine Schmerzen mehr.", versuchte sie mich zu trösten, doch wirklich bringen tat es nichts. „Ich hätte an seiner Stelle sein sollen.", murmelte ich.
„Es sind nur noch wir beide übrig.", stellte Clary fest. Ich nickte bloß. „Ich möchte dich nicht töten Cirilla.", gab sie zu. „Das musst du aber um zu gewinnen.", erwiderte ich. „Du solltest mich töten." „Was?", fragte ich. „Luce war alles was ich hatte, jetzt ist er tot. Du hast mehr Gründe um noch am Leben zu bleiben.", erklärte sie sich. Mir wurde schlecht. Nicht nur hatte ich indirekt sein Leben auf dem Gewissen, ich hatte ihr Leben damit auch noch zerstört. „Du hast ihn geliebt.", stellte ich überrascht fest. „Nicht wie du denkst. Er war einfach etwa ganz besonderes. Er hat mich verstanden. Ich habe mich bei ihm sicher gefühlt. Er war mein Seelenverwandter, verstehst du?" „Ich denke schon.", flüsterte ich. „Du weißt wie es sich anfühlt jemanden zu verlieren der dir so nahe steht." Benommen nickte ich. „Du warst stark genug das zu überstehen, das hast du bereits mehrfach bewiesen. Aber ich bin das nicht. Ich hatte geglaubt ich könnte es ohne ihn schaffen aber jetzt wo wir an diesem Punkt sind, weiß ich das ich es nicht kann." Inzwischen liefen Tränen über ihr Gesicht, etwas was ich nicht für möglich gehalten hatte. „Ich flehe dich an. Erlöse mich von diesem Schmerz!", bat sie. Der Blick mit dem sie mich ansah erinnerte mich an mich, an dem Tag an dem ich meine Schwester fand.
Ich zögerte noch einen Moment und dann stach ich zu und durchdrang mit dem Messer ihr Herz. Und während sie seinen letzten Atemzug nahm, bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht, wissend das sie nicht ohne Lucien würde leben müssen.
Die Kanone ertönte eine letztes Mal.
Ich war nun offiziell die Gewinnerin der 70. Hungerspiele, doch zu welchem Preis? Es war schließlich nie vorgesehen gewesen das ich überlebe. Tränen liefen mir übers Gesicht als alles auf mich einströmte. Ich hatte Menschen umgebracht, ich habe Ash verloren, ich habe Tyrell verloren. Ich habe Leben zerstört, ich habe gewonnen. Ich habe gegeben und genommen und damit würde ich nun den Rest meines Lebens leben müssen. Ich konnte nicht mehr. Es war einfach alles zu viel und so brach ich als letzte Überlebende in der Arena zusammen.
Die erste Person die ich nach meiner Rückkehr sah war Finnick. Er kam mir entgegen und umarmte mich. Diese Umarmung war anders als bisher. Sie war nicht da um mir Trost zu spenden, kein Trost der Welt könnte mir helfen, alles was er damit ausdrückte war das er verstand. Und das er da sein würde wenn ich ihn brauchte.
Ich hatte mir vorgenommen stark zu sein, doch je mehr ich es versuchte desto mehr schien ich daran zu scheitern. Tränen liefen mir über das Gesicht. Auch wenn viele es anders sahen, es war kein Tag der Freude. Nicht für mich. Ich hatte in diesen Spielen so viel verloren. Mehr als ich bereit gewesen war zu verlieren.
Mags war danach an der Reihe. Sie wirkte nicht glücklich aber sie war bereits seit Jahren daran gewöhnt ihre Schützlinge sterben zu sehen. Auch wenn man sich wahrscheinlich nie vollständig daran gewöhnen kann.
Cynthia, welche sonst immer freudestrahlend durchs Leben gegangen war, wischte sich nun verstohlen ein paar Tränen aus den Augenwinkeln bevor sie mich ebenfalls umarmte.
Ash war uns allen wichtig gewesen. Er wurde uns allen genommen.
Mein Interview bei Ceaser stand an und Giada hatte wieder ihr bestes gegeben mich hübsch aussehen zu lassen. Ein silbern glitzerndes enganliegendes Kleid umschloss meinen Körper. Eine silberne Kette mit einem Saphir ließ es noch mehr erstrahlen als eh schon und meine Haare ließ sie diesmal offen.
„Willkommen zurück, meine Liebe.", begrüßte mich Ceaser. „Wie fühlst du dich, jetzt wo du die Hungerspiele gewonnen hast?" „Ich freue mich natürlich überlebt zu haben, auch wenn ich viele Menschen verloren habe, die mir in der Zeit ans Herz gewachsen waren.", meinte ich mit einem verkrampften Lächeln. „Von Ash und Tyrell abgesehen, welcher Tribut stand dir am nächsten?", fragte er als Nächstes. „Ich denke Clary. Sie war von Anfang an nett zu mir, hat mir sogar mehr als einmal das Leben gerettet und sich letzten Endes auch geopfert.", meinte ich. Eine Träne lief erneut meine Wange herunter, als ich anfing von ihr zu reden. „Noch eine Frage: War deine Romanze mit Tyrell wirklich eine Täuschung?" „Am Anfang, ja. Ich brauchte ihn für meine Zwecke aber ich hatte ihn wirklich gerne und ich wünschte er hätte nicht sterben müssen." „Meine Damen und Herren, Cirilla Finney, die Gewinnerin der 70. Hungerspiele!", verabschiedete er mich kurz darauf.
Präsident Snow persönlich setzte mir eine Krone auf bevor er mich beglückwünschte. Es war eine Tradition für die Gewinner der Hungerspiele aber es fühlte sich falsch an. Ich hatte es nicht verdient zu gewinnen, das hatte jemand anderes. Beinahe jeder außer mir hätte es verdient. Ich habe gelogen und manipuliert um hier zu stehen.
Direkt danach brachte der Zug mich zurück in meinen Distrikt. Finnick und Mags begleiteten mich. Ich sollte mich auf eine Bühne stellen und die Leute fingen an mir zu applaudieren. Das fühlte sich falsch an. Einfach alles fühlte sich falsch an. Ash hätte hier stehen sollen, nicht ich. Ich hatte das nicht verdient.
Ich würde lügen würde ich sagen das ich mich freue das es vorbei ist, denn es hat gerade erst begonnen. Meine Hungerspiele waren vorbei aber es würden noch viele nach ihnen kommen. Und von nun an, würde ich jedes Jahr wieder meine Schützlinge sterben sehen.
1.201 Wörter
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