Kapitel 8
Es klopfte erneut als ich vor der Tür stand. Ich öffnete und da stand unverständlicherweise niemand. Verdattert blickte ich in alle Richtungen, dann hörte ich wieder ein Klopfen. Ich schaute zur Küche, aber keiner sprang mir zur Hilfe. Also trat ich hinaus und folgte den Geräuschen, die mich quer durch den Garten führten. Ich passierte einen kleinen Teich, ein verwittertes Baumhaus, einen mit Moos bewachsenen Statuengarten, ja sogar ein altes Badehaus an einem etwas größeren See, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass er existierte.
Mitten in einem überschaubaren Wäldchen hörten die Geräusche einfach auf. Eine Lichtung befand sich friedlich vor mir und ich spürte, dass etwas in der Luft lag. Ein Geruch, ein Knistern, ein Kribbeln. Zwar konnte ich es nicht benennen, aber mich ergriff gespannte Aufregung. Ein Zittern ging durch den Wald und plötzlich standen vermummte Gestalten zwischen den Bäumen. Sie verschwammen mit der Umgebung, als wären sie nicht wirklich dort. Ihre Konturen blieben unscharf, aber sie waren da. Ich konnte jeden einzelnen von ihnen fühlen. Die meisten kannte ich nicht, jedoch Spinnweb war darunter und auch zu meinem Erstaunen Alex, der Junge aus meiner Klasse. Kurz dachte ich an Emilia, aber sie war nicht dabei und diese Maxima ebenfalls nicht.
Ein Krachen erklang direkt in unserer Mitte und eine Qualle und eine Biene erschienen in der Luft unmittelbar vor mir. Ein Raunen ging durch die Umstehenden, dann verbeugten sie sich einer nach dem anderen. Zuletzt trat Spinnweb vor. Die Hexe zog die Kapuze runter und vollführte ebenfalls eine elegante Verneigung. Sie nickte mir zu, kurz darauf löste sie sich auf und verschwand. Nicht nur sie, zusätzlich auch die Hälfte der Anwesenden. Ein Windhauch trug ihre Essenz davon, aber ich spürte, sie waren alle da. In diesem Garten, an diesem magischen Ort. Für immer. Ein Gefühl von Wehmut erfasste mich, ja sogar Traurigkeit, obwohl ich keinen von ihnen gekannt hatte. Eine Ära ging zu Ende und machte Platz für – ja für was eigentlich? Mich? Was auch immer das bedeutete.
Das Zittern waberte erneut durch den Wald und die verbleibenden Gestalten waren allesamt verschwunden. Nur die Biene und die Qualle waren geblieben.
„Kann mir mal jemand ein Aquarium besorgen?", erkundigte sich die Glibbergestalt nach ein paar Augenblicken, die mir schier endlos und gewaltig vorgekommen waren. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie das nicht laut gesagt hatte. Sondern direkt in meinem Kopf.
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