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Herzensangelegenheiten - 27.1. Jaeho



>Ich hasse dich nicht. Die Wahrheit ist, dass schon immer das Gegenteil der Fall war.<

Jaehos Verstand war einen Moment lang leerer als ein ausgetrockneter Brunnenschacht und ebenso unhilfreich. Erst eine plötzlich aufsteigende Panik brachte Gedanken und automatisch heraus sprudelnde Worte zum Vorschein >Jaenun sagt, dass du überleben wirst, also gibt es keinen Grund für große letzte Gesten. Du bist über den Berg, keine Sorge.<

Er war nicht bereit für solch ein Gespräch. Nicht jetzt und bestimmt nicht mit Jaetru. Eigentlich hatte er nur nach dem Wohlbefinden des Jüngeren sehen wollen. Es war wie Jaenun gesagt hatte, dem kleinen Kerl ging es langsam besser, seine mysteriöse Krankheit ließ in sanften Schritten von ihm ab. Auch wenn es immer wieder Tage mit Rückfällen gab, waren die Spitzen seiner Schmerzen und der Übelkeit, nicht mehr so stark gewesen, wie noch am Anfang. Trotzdem sah Jaetru noch schwer mitgenommen aus, seine Wangen waren eingefallen, die Haut blass und wie Papier, sein Haar matt und die Augen trüb. Dieses Mitleid mit dem armen Kerlchen, hatte Jaeho in das Zimmer getrieben, doch nun bereute er die Entscheidung zutiefst.

Jaetru ging nicht auf diese Rettungsleine ein, er hatte sich dazu entschieden, die Wahrheit auf dem Grund des Meeres zu suchen. Sein Blick war fest und das einzige an seinem Körper, das noch Kraft besaß >Wärst du nur so witzig wie du glaubst, dann gäbe es wenigstens eine Erklärung für meine Gefühle.<
Jaeho ließ die Schultern hängen und stellte den mitgebrachten Tee, mit zitternden Händen auf dem kleinen Beistelltisch ab. Dieses Thema so direkt anzusprechen, war gegen die Regeln und ihre jahrelange Konvention. >Vielleicht sollten wir mit diesem Gespräch noch warten, bis du wieder zu Kräften gekommen bist.< versuchte er sanft vorzuschlagen. Doch da Jaetru nun einmal Jaetru war, hielt sich dessen Kompromissbereitschaft in sehr engen Grenzen. Grenzen die anscheinend überschritten worden waren >Du versuchst dir Zeit zu erschleichen. Doch wir hätten darüber schon längst sprechen sollen. Eigentlich damals schon in Panareen, als wir die Nacht miteinander verbracht hatten.<

Schlechte Erinnerungen pressten sich ihren Weg zur Oberfläche frei. Und das Gefühl so in die Enge getrieben zu werden, ließ Jaeho sogar ein wenig Widerstand leisten >Du kannst nicht behaupten, dass du damals zu deinen Gefühlen ehrlich gewesen wärst. Selbst wenn wir darüber geredet hätten.< Damals. Dieses Ereignis lag nur wenige Monate zurück, doch alles das vor dem Krieg passiert war, fühlte sich so an, als läge es Jahrzehnte in der Vergangenheit.
Er war nicht überrascht, dass Jaetru ihm die Schuld für ihre fehlende Kommunikation gab >Das liegt nur daran, dass ich genau solch eine Situation vermeiden wollte. Du siehst aus, als würdest du gleich aus dem Fenster springen, hättest du noch die Möglichkeit dazu.<

Jaeho wich dem intensiven Blick von Jaetru aus und musterte die Tür abwesend. Schließlich ließ er sich in seinem Rollstuhl zurück fallen und rollte ein Stückchen näher an Jaetrus Bett heran >Ich fühle mich sehr geehrt, dass du so für mich empfindest, doch-<
>Spar dir deine schönen Worte für deine melodramatischen Lieder. Ich weiß, dass du nicht einsehen kannst, dass wir zusammen gehören. Du glaubst noch immer, dass Jaeran Juvi eines Tages genug Mitleid mit dir hat, um dir eine Chance zu geben. Doch er ist nicht so unschuldig wie alle glauben. Das weißt du ganz genau. Du warst ihm nicht wichtiger als sein dunkles Geheimnis zu bewahren. Er wird niemals für dich zurück kommen.<

Jaeho hätte froh über den plötzlichen Themenwechsel sein sollen, doch nichts in ihm konnte sich wirklich darüber freuen. Die Anschuldigungen klangen zu spezifisch, doch es war unmöglich für Jaetru, von dem Vorfall im Manengrunderreich erfahren zu haben. Er hatte viele Wege um an Informationen zu kommen, doch in diesem Fall hatten nur drei Personen von Jaerans Geheimnis gewusst und eine davon war nun sogar tot. >Ich weiß nicht was du implizierst.<
>Netter Versuch. Nett und höchst interessant. Du schützt Jaeran Juvi lieber weiterhin, als dich mit der Wahrheit in meinen Worten zu beschäftigen. Er ist nicht für dich zurück gekommen.<
Die Tür war nicht weit. Doch die Schwelle hätte nicht Höher sein können.

>Ich hingegen, werde weiter auf dich warten, bis du endlich drauf gekommen bist, dass wir zusammen gehören. Seit dem dich mein Vater zu uns gebracht hat, bist du für mich bestimmt. Und jetzt, in deiner wundervollen neuen Situation, werden auch die Weißen Klingen dich nicht mehr von mir nehmen können. Du kannst nicht mehr weglaufen.<
Jaeho rollte langsam rückwärts >Du bist derjenige, der sich seit Jahren nicht vom Fleck bewegt!< Er blickte wieder zur Tür >Also ich muss jetzt Jaenun helfen gehen.<
>Ja geh nur! Hilf diesem Nichtsnutz. Ihr seid so und so alle unfähig ohne mich!<

Mit der Hilfe eines herbeigerufenen Dieners, schaffte Jaeho die unangenehme Flucht nach draußen auf den Gang und ließ sich kraftlos nach unten in den Hof schieben. Es war definitiv nicht die Zeit für Beziehungsdrama zwischen ihnen allen. Auch wenn Jaetru ihre Spannungen forcierte, gab es wichtigere Probleme. Jaeloha Bogenblitz hatte die eingekesselte Infanterie auf den Feldern von Hamir zwar befreien können, doch sie hatten sich über den Fluss zurück ziehen müssen. Darauf hin waren in schneller Folge die schutzlosen Fürstentümer Spay, Battera und Anhemornton gefallen. Damit standen die Manengrunder und Jentyponier schon fast vor Panareen. Sie mussten ehrlich zu sich selbst sein, ihre Feinde hatten ihre beiden Grenzfestungen umgangen und ihre Armee musste sich kämpfend zurück ziehen. Vielleicht war es das beste, würden sie sich nach Ahnahn retten und sich dort neu formatieren.

Doch wie sollte man den Rückzug organisieren? Wie konnte man das der Ziervielbevölkerung erklären?

Panareen musste halten, damit die südlichen Fürstentümer nicht abgeschnitten wurden. Erst wenn die Truppen aus Humbreen evakuiert waren, könnte man sich auch aus der Hauptstadt zurück ziehen. Doch wer würde sich dazu bereit erklären, den anderen den Rücken frei zu halten und in Panareen zu bleiben?

Bei den Weißen Klingen lernte man genau solche Taktiken. Es wurde gezeigt, wie man sabotiert, wie man Straßenverbindungen frei hielt und wie man Städte verteidigte. Als letztes Mitglied der Weißen Klingen im Reich der Jae, würde er Jaenun vorschlagen, ihn mit der Verteidigung von Panareen zu beauftragen. Wenn alle Fürsten und Nobelmänner, alle Kaufleute und Gelehrte die Stadt verlassen hatten, würde Jaeho vielleicht auch endlich einmal etwas zum Schutz seiner Heimat beitragen können. Geistesabwesend begann er ein Lied der Weißen Klingen zu summen.

Tausend Schritt von daheim in den Norden

Standen wir bis zum Knie in heißem Sand

Links und Rechts nur der Feind

Und uns nur ein Ausweg scheint

Gib uns am Ende

Schwerter in die Hände

Standhaftigkeit

Höhr' unser Flehn'

Standhaftigkeit

Gott des Lebens bezeuge heut'

Unseren letzten Stand

Standhaftigkeit

In deinem Namen

Führen wir dein Schwert in der Hand

Der Weinkeller der Festung von Minzka, hatte eine besonders tiefe Schwelle, bei der Jaeho schnell heraus finden hatte müssen, wie er Unfalls frei hinunter in die Kammer rumpeln konnte. Es warf ihn jedes Mal beinahe aus seinem Rollstuhl, doch nach zwei Tagen hatte er heraus gefunden, dass nur die Zaghaften auf dem Boden landeten und mit genug Schwung, die Massenträgheit ihn bei der Landung, in seinen Sitz drückte.

Für ihn war also der Weinkeller auf keinen Fall ausgelegt, doch für Jaenun stellte es einen angenehm kühlen Raum da, der ihm die lange Zeit des Liegens erleichterte. Man musste hier herunter, um den Vash zu sehen, denn er hatte in den letzten Tagen all seine Zeit hier unten verbracht, war auf dem Rücken gelegen und hatte seine Arme ausgebreitet, aus denen aus zahlreichen kleinen Schnitten, Blut in bereit gestellte Schalen floss. Er kaute dabei Netzweidenblätter, die für die Göttliche des Blutes als sakral galten. Der Raum war auf Jaenuns Geheiß hin, mit Weihrauch völlig zugequalmt, was angeblich desinfizierend wirken sollte, obwohl durch sein magisches Blut, die Chance so und so gering war, dass sich seine Schnitte entzündeten.

Doch er wollte keine Krankheitserreger weiter geben, wenn er sich am Nachmittag dazu aufmachte, die Tinkturen aus seinem Blut herzustellen und für den Transport nach Camo zu verschicken.

Auch der Rest der Gemeinschaft hatte sich hier unten versammelt. Lehni saß am Kopfende der kleinen Pritsche, Jaenuns schweren Kopf auf dem Schoß gebettet und besorgt die Flügel angelegt. Jaemi füllte eben Becher mit Wasser nach, um ihnen allen die erdrückende Zeit zu erleichtern, doch sie stellte den Krug beiseite und half Jaeho das letzte Stück über das grobe Pflaster zu rollen, als sie ihren Bruder bemerkte. Chori war zurück nach Ahnahn gereist, als ihre Mission in Camo beendet war und so war ihre Gruppe vollständig hier unten versammelt, auch wenn es sich seltsam abgespeckt anfühlte. Hatten sie diesen Krieg nicht mit mehr Leuten auf ihrer Seite begonnen?

Für Jaeho war etwas ernüchternd hier her zu kommen und er ließ den Blick auf den Boden fallen. Welch unrealistische und wahnsinnige Gedanken sponn er da in seinem Kopf? Er klang schon so abgehoben wie Jaetru. Wie sollte er Panareen verteidigen? Wie seinen letzten Stand vollziehen, wenn er nicht einmal aufstehen konnte und ohne Schwert, denn seine weiße Klinge lag irgendwo zwischen Faneforren und Jentyponien in einer unbenannten Schlucht.

Jaeho nahm seine Leier von dem kleinen Beistelltisch neben dem Krug und begann damit die Seiten gedankenabwesend zu zupfen. Eigentlich spielte er dieses Instrument noch nicht lange, doch wenn man schon so viele Jahre mit einer Laute musizierte, wie er, stellte dieser Umstand kaum ein Hindernis da. Er wünschte, dass ihm die Verteidigung ihrer Städte nur auch so leicht von der Hand gehen würde.

>Die Mauern von Panareen, richtig?< fragte Jaenun mit rauer Stimme, öffnete ein Auge und seine starre Miene für ein scheues Lächeln >Willst du mir damit etwas sagen, Juvi?<
Es stimmte, Jaehos Finger hatten ihn verraten und unwissentlich das berühmte vertonte Gedicht von Chovkopin, über ihre Hauptstadt gespielt. Vielleicht sollte er einfach mit der Sprache heraus rücken >Ich denke es wird nötig sein, dass wir das Land der Jae verlassen und wir uns in Ahnahn neu sammeln. Panareen muss dafür halten, bis sich die Truppen aus Humbreen zurück gezogen haben. Dann müssen wir auch von dort verschwinden.<

Lehni wirkte entsetzt von der Idee den Manengrundern freiwillig Land zu überlassen, doch Jaenun wollte von dieser Kritik, dankenswerter weise, nichts hören >Das nennt man Front begradigen oder? Ich vermute, dass du befürchtest, dass die Manengrunder sonst versuchen werden uns weiter einzukesseln.<
>Mit größter Gewissheit. Das wird ihr Plan sein. Haben wir eine gerade Linie, fällt ihnen das schwerer.<
>Aber du willst diese gerade Linie oben von Nordenwest nach Osten ziehen und nicht, wie sie jetzt ist, von Norden nach Süden? An der Grenze zu Ahnahn entlang.< schlussfolgerte Jaenun und Jaeho nickte >Ja denn sie haben uns schon bis zu der Camonischen Grenze getrieben. Weiter in den Westen können wir uns nicht mehr zurück ziehen und stoßen sie durch unsere Linie hier durch, ist unsere Armee in zwei Teile geteilt und wird aus dem Süden von Jentyponien aufgefressen. In Ahnahn können wir uns aber sammeln und sind vor Einkesselungen geschützt.<

>Oh das wird Jaetru gar nicht gefallen. Vijen wird verschont bleiben, aber Panareen muss fallen?< Lehni schüttelte schon fast amüsiert den Kopf und blickte in die Runde, als würde er den restlichen Anwesenden vermitteln wollen, dass Jaeho den Verstand verloren hatte. Nichts davon konnte, oder wollte Jaeho jedoch verneinen >Ja das stimmt. Jaetru ist im Moment alles andere als kompromissbereit.<
Jaenun winkte mit einem Lachen ab, ohne zu hinterfragen, was Jaeho genau damit meinte >Jaetru ist niemals kompromissbereit. Wir werden ihn schon aus Panareen heraus tragen.<
>Oder wir lassen ihn einfach dort versumpfen, wenn er nicht mitkommen will.< kommentierte Jaemi mit verschränkten Armen und einem defensiven Gesichtsausdruck.

Jaeho seufzte. Der Beschützerinstinkt seiner Schwester ihm gegenüber verdiente allen Respekt, doch löste nur selten ihre Probleme mit Jaetru.

Wieder lachte Jaenun >Nein nein. Wir werden alle zusammen bleiben. Wenn wir gehen, dann nur gemeinsam. Ich weiß, dass er sich mit Händen und Füßen wehren wird, doch ein Netz wird das Problem schon lösen. Oder wir versuchen es mit der Methode, die wir auch für die wilden Äffchen damals angewendet haben. Erinnerst du dich Lehni?<
Jaeho rätselte darüber, wie man Jaenuns Naivität nicht lieben konnte. Auch wenn es keinerlei Sinn ergab, war er dennoch nicht dazu in der Lage, sich davor zu schützen, für einen Moment zu glauben, dass dieser Plan wirklich funktionieren könnte.

Doch sie sprachen noch immer über Jaetru.
>Es ist die Stadt seiner Väter. Die Stadt von Erich Jae Ohneland! Was seine Väter ihm gegeben haben, wird er niemals aufgeben.<

Jaehos Schwester unterstützte ihn >Jaetru wird nicht zögern dir auch noch ein Auge auszustechen, wenn du ihn nicht an seinem Stammplatz lässt, Juvi!<
Doch der Junge ließ sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil, mit der Selbstgefälligkeit eines schadenfrohen Experten, sah er überaus ungerührt von all dieser Negativität aus >Jaetru muss noch seinen Platz in dieser Welt finden und der ist bei uns! Je eher er einsieht, dass er keine Sicherheit in den Mauern der Vergangenheit findet, desto besser.<
Ein schöner Gedanke, doch Jaeho war skeptisch, dass er Früchte tragen würde >Mit Gewalt wirst du ihm das aber nicht klar machen.<
>Nein das stimmt. Ich kenne mittlerweile meine Limitierungen mit ihm. Trotzdem bin ich zuversichtlich. Wir müssen alle zusammen bleiben.<

Seine Schwester und Jaeho ließen die Schultern hängen, der Junge wirkte so entschlossen, dass sie beide nicht die Kraft hatten, um ihn weiter überzeugen zu wollen. Auch wenn der Gedanke, dass Jaetru nun noch länger an ihm picken würde, einen unangenehmen Nachgeschmack verursachte. Eigentlich wollte er etwas Abstand zu dem Jüngeren gewinnen, doch Jaenun neigte dazu, sie beide immer wieder zusammen zu führen.

Plötzlich, als hätte sich der Vash verschluckt, begann er zu prusten und sich an die Brust zu fassen. Lehni war sofort dabei ihm auf den Rücken zu klopfen, während Jaeho sich wie erstarrt fühlte >Jaenun! Jaenun was ist los?<
Erst war ihm nicht ganz klar, was ihn so hilflos und nutzlos zurück ließ, doch dann erkannte er was sein Unterbewusstsein schon von Anfang an, als bedrohlich empfunden hatte. Es waren die Tröpfchen aus funkelndem Licht, die wie Funken aus Jaenuns Mund sprangen. Auch aus seinen Augen tropfte Licht und ohne Erklärung für dieses Phänomen zurückgelassen, fand sich Jaeho nur mit einer Gänsehaut wieder, die ihm die Arme rauf und runter lief.

Der stotternde Funke war anscheinend auf brennbares Material getroffen, denn aus Augen und Mund des Jungen, kam nun konstantes Licht, als wäre in seinem Kopf eine Laterne angezündet worden. Jaeho konnte nicht der einzige sein, der dieses Phänomen sah. Wurde er verrückt?

Jaenuns verkrampfte Pose entspannte sich wieder, er hörte auf zu husten und setzte sich kerzengerade auf der Pritsche auf.

Nun wurde es auch Lehni und Jaemi unheimlich. Der Sasanlier flatterte auf und setzte sich auf ein Regal mit fertig gestellten Ampullen voller Vash-Blut, während Jaehos Schwester hinter seinem Rollstuhl verschwunden war.

Eine angespannte Stille trat ein. Als Jaenun begann zu sprechen, wurde es um Jaeho herum sogar noch stiller, niemand wollte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
>Eigentlich verneigen sich Sterbliche normalerweise vor einer göttlichen Macht.< sprach er mit ruhiger Stimme, doch abwesendem Blick. Er konnte nichts dafür, durch das Licht aus seinen Augen, konnte man nicht hinein sehen und er schien damit selbst nichts sehen zu können und fixierte damit nur einen Punkt irgendwo hinter den Geschwistern aus Vijen.
Der Vash wartete auf keine Antwort und sprach weiter >Es soll euch vergeben sein. Der Krieg ist schon so gut wie verloren. Mosopphes schielt bereits schadenfroh auf euch und will euer düsteres Schicksal verkünden. Doch wir können ihn noch aufhalten. Wir müssen sogar, denn Mosopphes der Schicksalsbringer darf nicht zum Zug kommen! Deshalb hört, was ich euch zu sagen habe. Wenn sich der Göttliche des Herzens mit seinem Splitter vereint, ist die Ära der Sterblichen zu ende und auch er erfüllt Mosopphes Vorhersage. Das müssen wir verhindern.<

Seinen Zuhörern schwirrte der Kopf. Jaeho fiel es schwer sich auf die Instruktionen zu konzentrieren, während er der Besessenheit von Jaenun zusah. Er versuchte es jedoch trotzdem irgendwie zu verstehen.
Jaenun, oder besser, das was Jaenun kontrollierte, fuhr fort >Jaetru von Panareen muss seinen Platz in der Welt noch finden. Er muss diese Gemeinschaft verlassen und so weit nach Westen gehen, wie ihn seine eigenen Füße tragen. Dort soll er sich von seiner Schuld befreien und mein Geschenk an euch finden. Nur wenn er es schafft, kann ich euch unterstützen. Jaenun von Loreen muss in Panareen verbleiben. Die Stadt der Jae muss halten.<

Jaenun schloss die Augen und fiel zurück auf die Pritsche. Erst einen Moment später riss er sie wieder auf und schnappte nach Luft, als wäre er beinahe ertrunken. Da war kein Licht mehr und auch keine göttliche Besitzergreifung. Zumindest vermuteten das die anderen, denn sowohl Jaehos Schwester, als auch Lehni, stürzten zurück zu dem Vash. Der arme Junge wurde mit Fragen nach seinem Wohlergehen überschüttet und darüber was passiert war.

Nur im Hintergrund bekam Jaeho mit, dass Jaenun sich nicht bewusst gewesen war, was mit ihm geschehen ist, sondern nur blind und taub mit dem Gefühl zurück gelassen worden war, dass er sich tief unter Wasser befunden hatte. Die Theorie, dass die Göttliche des Blutes durch ihn gesprochen hatte, kam natürlich schnell auf.

Jaeho rollte langsam zu der Pritsche, seine Gedanken kreisten um die prophezeiten Bedingungen. Ihr Schicksal lag in Jaetrus Hand. Vielmehr in der winzigen, fast nicht existierenden Hand seiner Selbstlosigkeit. Jaenun musste die Zweifel in seinem Gesicht erkannt haben, denn er ergriff Jaehos Hand, während er noch immer von den anderen beiden bemuttert wurde und versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen >Die Göttliche des Blutes ist die Schutzpatronin des Zusammenhalts und der defensiven Kriegsführung.<

>Wenn ich mich recht erinnere, hat sie sich das letzte Mal bei den Sandren in die Geschicke des Sterblichen eingemischt. Diese haben die Schlacht um ihre Existent verloren. Ist das ihre Aufwärmrunde gewesen?< antwortete Jaeho mit dem schwarzen Humor eines Galgenvogels.

Jaenun begann wieder damit zu husten. Feine Funken aus Licht sprühten aus seinen Lungen, bis das letzte Stückchen Weidenblatt aus seinem Mund gefallen war. Damit hatte die Göttliche ihren Zorn wohl genügend ausgedrückt.
>Ich bitte um Verzeihung.< sagte Jaeho zur Decke des Weinkellers nach oben und fühlte sich dabei ziemlich dumm. Er war dankbar, dass sich der Gott des Lebens noch nie so direkt bei ihm gemeldet hatte. Dieser wäre wohl nicht damit zufrieden, nur den Fluch eines Hustenanfalls über ihn zu schicken.

Die Stimme des Vashs musste sich erst wieder einpendeln, seine Stimmbänder erst wieder benetzen, doch trotz des krächzenden Klangs, vermittelte er doch Selbstsicherheit >Ich hätte nicht um einen Titel von ihr gebeten, würde ich ihr nicht vertrauen! Wir wären dumm, wenn wir ihre Hilfe abschlagen würden. Ohne sie, sind wir wahrscheinlich verloren.<

Jaeho hielt seine Hände beschwichtigend nach oben, ihm sollte es recht sein. Er konnte mit Jaerans esoterischen Praktiken leben, und er kam mit der Angewohnheit seiner Mutter zurecht, die alle zwei Tage zu einem Priester pilgerte. Oder besser, gepilgert war, da der Großpriester seine Untergebenen schließlich aus Lituolien abgezogen hatte.
>Mir ist jede Hilfe recht. Je heiliger desto besser. Schließlich setzen unsere Angreifer auch auf göttliche Unterstützung. Doch meine Bedenken bleiben, ob sich Jaetru darauf einlässt.<

>Warum will sie überhaupt, dass Jaetru geht?< fragte Jaemi und rümpfte die Nase, während Jaenun die Schultern zuckte >Wahrscheinlich weil er der Fürst von Panareen und der Nachfahre von Erich Jae Ohneland ist? Vielleicht ist es sein Schicksal seine Stadt zu retten?<

>Deshalb ist wohl der Schicksalsbringer Mosopphes auch so schadenfroh!< kommentierte Lehni und schlug die Hände zusammen >Der Junge kann keine drei Schritte aus dem Bett machen und von Kooperation versteht er weniger als ich von Klimmzügen!<

>Jemand muss ihn begleiten.< meinte Jaenun und sah Jaeho dabei eindringlich an.

Da war sie wieder. Die Idee ihre Gemeinschaft weiter zu zerstückeln und die drohende Aussicht, fester mit Jaetru zusammen gesteckt zu werden. Großes Unbehagen befiel ihn bei diesem Gedanken, doch um Jaetrus Stolz zu schützen, wollte er auch nicht in all zu große Details gehen, warum er diese Aufgabe nicht übernehmen konnte. Die Gefühle des kleinen Kontrollfreaks für ihn, mussten geheim bleiben. Er versuchte es also etwas kraftlos >Jaenun. Ich will im Moment nicht mit Jaetru alleine sein. Ich hoffe du hast Verständnis dafür.<
Zu seiner Überraschung, schob der Vash das Thema ohne Umstände beiseite >In Ordnung, dann wird Lehni gehen.<

>Was?< der Sasanlier ließ Flügel und Mundwinkel hängen >Ich und Jaetru?<
>Du und Jaetru.< bestätigte Jaenun mit einem schadenfrohen Grinsen >Oder denkst du, dass deine Talente in der Verteidigung von Panareen, besser sind als die von Jaeho Juvi?<
Da musste sich Lehni geschlagen geben und Jaeho atmete durch.
>Aber du verkündest ihm die unschöne Botschaft!< forderte Lehni ein und verschränkte die Arme vor der Brust, worauf hin Jaenun nickte >Wir gehen alle zu ihm. Jetzt sofort. Ich werde ihm den Auftrag geben.<

Es dauerte einen ganze Weile, bis sie sich zusammen nach oben zu Jaetrus Zimmer hinauf gekämpft hatten. Vor allem da Jaenun wackelig auf den Beinen war und Jaeho natürlich gar nicht auf den Beinen war. Doch als sie es endlich geschafft hatten, schlug ihnen sofort Feinseligkeit entgegen >Habe ich es dir nicht gesagt, Jaeho Juvi? Ihr seid alle aufgeschmissen ohne mich.<
Das bemerkenswerte war hierbei, dass sie noch kein Wort über die Mission verloren hatten, doch Jaetru hatte ein feines Gespür dafür, missliche Lagen und Hilferufe gleich zu erkennen. Er saß aufrecht im Bett, als würde er sie zu einer Audienz empfangen und versuchte alles um seinen schlechten gesundheitlichen Zustand zu kaschieren.

Selbst als Jaenun endlich mit der Sprache raus gerückt war und ihm offenbart hatte, welche Aufgabe sie für ihn erhalten hatten, ließ er sich keine Schwäche anmerken. >Sind wir uns sicher, dass es sich hierbei um die Göttliche des Blutes handelt? Chori schlüpft immer wieder in dein Bewusstsein. Wir wissen nicht, ob es vielleicht noch einen anderen Titelträger des Verstandes gibt, der womöglich auf der Seite der Feinde steht und uns in die Falle führen will.<

Lehni nickte eifrig >Ja! Kommt euch nicht auch manchmal der Gedanke, wenn ihr einen unserer Pläne betrachtet, dass es hier sehr viel Potential für Dinge gibt, die schief gehen können? Vor allem wenn man die lange Liste unserer bisherigen Fehlschläge betrachtet. Oder anders formuliert, ist uns denn jemals etwas gelungen?<

>Ich bin mir eigentlich sicher. Es hat sich anders angefühlt, als wenn Choris Gedanken in meinem Kopf sind.< meinte Jaenun und Jaetru schlug darauf hin die Bettdecke zur Seite und schlüpfte in seine Pantoffeln >Also dann los geht's!<



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A.N.: Ich habe hier eine Karte erstellt, die vielleicht die aktuellen Verhältnisse einfacher darstellt.
ROT sind die Eroberungen/das Einflussgebiet der Manengrunder
GRÜN sind die Eroberungen/das Einflussgebiet der Jentyponier
Ich habe auch die Zwölfsternstadt rot gefärbt. Sie ist zwar noch nicht eingenommen, aber unterliegt immer wieder Angriffen.
Ich werde die Karte immer wieder in den betreffenden Kapiteln aktualisieren.



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