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Die Tore und Hallen Loreens - 9.1. Chori

Zwei Diener machten ihr die Zeltplane auf, damit sie nach draußen treten konnte, eine Geste der Untergebung ihrer Untertanen, an die sich Chori nur schwer gewöhnen konnte. Doch nun blieb ihr keine Zeit um sich darüber zu beschweren. Sie trug für Chorr sehr ungewöhnliche schwere Rüstung auf ihrem zierlichen Körper. Mehrfach gefaltetes Eisen, das man mit Gold besprüht hatte, bedeckten zumindest ihren Oberkörper, Handgelenke und ihre Knie.

Eingezwängt fühlend drehte sie sich nach Chothan um, die ihrer Königin aus dem Zelt gefolgt war. Die Generälin trug ihre Rüstung mit gewohnter Leichtigkeit und ließ sich von dem Eisen in ihren Bewegungen anscheinend nicht stören. Selbstbewusst und zuversichtlich kam Chothan neben ihr zum Stehen und ließ den Blick über ihre versammelten Krieger streifen, bevor sie bemerkte, dass die Königin sie anstarrte. Sie schenkte Chori also offen und allzeit bereit ihre Aufmerksamkeit.

Die junge Monarchin konnte neben der Unbekümmertheit über die Rüstung, auch die Zuversicht ihrer Generälin nicht teilen. Jaenuns Bericht über die Lage im Land der Jae war vor zehn Tagen gekommen. Er hatte ihr alles geschildert und auch wenn es gewagt klang, hatte sie ihm glauben müssen, dass er nun zu einer Art Anführer unter den Jae aufgestiegen war.

Diese Nachricht hatten ihre Ratsmitglieder positiv aufgenommen, doch als er um Unterstützung für eine Invasion irgend eines dieser Jae Fürstentümer gebeten hatte, war Chori dazu gezwungen worden, vor ihren entsetzen Ratsmitgliedern streng auf den Tisch zu hauen. Der Gedanke dass sie so kurz vor einem bevorstehenden Angriff der Jentyopnier einen Teil ihrer Streitmacht an die Grenze zum Land der Jae verlegen musste, war auch ihr nicht geheuer gewesen. Doch Jaenun in dieser Angelegenheit im Stich zu lassen, war ebenso keine Option für sie.

Es lag auf der Hand dass eine Allianz mit dem Land der Jae durch einen Fürsten Jaenun leichter in die Wege zu leiten war, als mit einem Botschafter Jaenun, doch um ein wahrer Fürst zu werden, bedurfte es noch ein Fürstentum. Der in Panareen gestrandete Junge war nur dem Namen nach der Anführer der Jae und sie mussten sein Loreen zurück erobern, sonst würde in dem Land der Jae niemand lange auf sie beide hören. Das verstanden sogar ihre engstirnigsten Berater.


Zumindest war das die Theorie die Chori sich und ihren Generälen weiß zu machen versuchte, wenn sie bei Lagebesprechungen streng jegliche Kritik zurück wies und auch wenn sie in der Nacht auf ihrem Feldbett lag, umringt von Soldaten die sie in die Schlacht führen sollte.


Doch auch ihr kamen natürlich Zweifel. >Es ist ausgeschlossen, dass wir es nicht schaffen, das Fürstentum Loreen von dem Jaefürst Jaeseon zurück zu erobern.< pflegte sie sich und ihren Soldaten zu versichern >Unsere Streitkraft ist die beste des Kontinents. Wir sind diszipliniert, gut ausgerüstet und stark.<


Die jetzt so zuversichtliche Chothan, hatte auch damals schon beigepflichtet >Und vielleicht können wir es als Generalprobe für die Jentyponier sehen!< doch da gab es immer wieder die Frage nach dem Zeitpunkt. Was wenn sich die Schlacht um Loreen hinauszögert. Was wenn die Jentyponier diese Ablenkung ausnutzen?


Sie dachte darüber nach, was Jaenuns vermeindliche Berater als Antwort auf diese Fragen gegeben haben könnten, als sie neben Chothan stehend, im ersten Licht der Sonne über die Zelte ihrer Soldaten blickte.

Der Regen der Nacht trocknete ganz langsam und nur widerstrebend in der feuchten Luft auf und auch die Chorr ihrer Armee krochen nun langsam aus ihren Schlafstätten. Jaenun hatte ihr versichert, dass es zu keinem Kampf kommen würde. Seine neuen Berater waren davon überzeugt gewesen, dass ein Aufmarschieren vor den Toren von Loreen reichte, um das Fürstentum zurück zu erobern. Also würde es zu keiner Verzögerung in ihren Verteidigungsplänen kommen. Doch wie die Berater zu dieser Erkenntnis kamen, hatte Jaenun nicht gesagt.

Ihr wurde ihr Unbehagen wieder bewusst, wenn sie daran dachte, dass sie all diese Dinge nur über Briefe kommuniziert hatten. Sie wollte ihre Fragen stellen und seine Argumente hören, damit sie sich zusammen sicher sein konnten, dass sie das Richtige taten. Doch in Briefen die zwei bis drei Tage brauchten um zu ihr zu gelangen, ging das nicht. Sie musste sich eine bessere Art zu kommunizieren überlegen, vor allem wenn der Krieg mit Jentyponien beginnen sollte.


Nun musste sie jedoch mit den Informationen auskommen, die sie hatte und sich den Rest selbst zusammen dichten. Diese Berater kannten wohl die Strukturen im Land der Jae besser als sie. Es blieb ihr nichts anderes übrig als ihnen zu vertrauen, auch wenn Jaenun ihr davon berichtet hatte, dass der Fürst von Panareen ihn schon einmal folgenschwer belogen hatte.


Chori schüttelte sich, daran durfte sie jetzt gar nicht denken, sonst würde sie sich über den Wahnsinn zu sehr ärgern, der sie beide befallen hatte. Die Generälin neben ihr betrachtete das Spektakel irritiert >Ist dir kalt, meine Königin? Oder kratzt die Rüstung?<


>Nein. Es gibt kein Problem.< antwortete Chori und lächelte verlegen, doch dachte bei sich, dass Jaetru von Panareen zu vertrauen, offensichtlich zum Problem werden würde. Chothan streckte den Rücken durch und lächelte strahlend >Wir kommen gut voran! In zwei Stunden werden wir die Grenze überquert haben und dann dauert es nur noch neunzehn Stunden um zur Stadt Loreen zu gelangen.<


Der Nirin Atah lag hinter ihnen, der höchste Berg des sonst eher flachen Landes der Chorr. Von nun an, würde der Weg wohl tatsächlich schneller bewältigbar sein, auch wenn es hieß, dass nach der Grenze ein dichter Lorbeerblattwald auf sie wartete. Den Weg zur Stadt Loreen selbst kannte in ihrem Expeditionstrupp niemand, doch Gnaeo war vorgegangen, um an der Grenze eine Gesandte zu treffen, die sie angeblich hin führen sollte. >Zwei Stunden sagst du?< fragte Chori noch einmal nach und seufzte lächelnd. Das war eigentlich eine gute Nachricht.


Chotan strahlte >Ja meine Königin! Wenn sich die Soldaten ein wenig beeilen!<
>Dann bring sie dazu.< kommandierte Chori und stapfte durch das nasse Gras zu der Stelle an der ihr Drache Bahara festgebunden war. Mit ihm würde sie über ihren Soldaten fliegen und überwachen wie gut sie voran kamen.


Es ermöglichte ihr auch Gnaeo an der Grenze schlussendlich schneller als alle anderen zu entdecken und sie landete mit Bahara auf einer Lichtung, die nur kurz vor den ersten Grenzsteinen ihres Königreichs lag. Sie sprang ab und Chotan, die sie das letzte Stück mitgenommen hatte, um ihr zu ermöglichen ebenso an der Besprechung teil zu nehmen, tat es ihr gleich. Als Mitglied der Weißen Klingen und Choris Leibwächterin hatte sie so und so darauf bestanden, mit fliegen zu können. Schließlich wusste man nicht, wie vertrauenswürdig die Gesandte der Jae war. Außerdem mochte Chotan das Fliegen auf dem riesigen Schuppentier gerne.


Auch die Jae Gesandte betrachtete Bahara beeindruckt, als sie zusammen mit Gnaeo auf die Lichtung trat. Man hatte ihr erlaubt die Grenze zu Ahnahn zu überqueren, solange sie unter Gnaeos Aufsicht blieb, doch sie wirkte auch nicht so, als würde es ihr auf diesem Teil des Kontinents besonders gefallen, also waren diese Auflagen wohl einfach zu erfüllen.

Sie hatte ein grünes Wollkleid mit dunkelblauen Ärmeln an, das an ihrer Hüfte mit einem Gürtel zusammen gehalten wurde, der an die Flügeln einer Fledermaus erinnerte. Ihr dunkelbraunes, langes Haar war zu einem reisetauglichen Zopf geflochten und mit Fledermäusen bestickte Handschuhe bedeckten ihre zierlichen Hände.

Als die beiden Zweiergruppen in der Mitte der Lichtung aufeinander trafen stellte Gnaeo die Gesandte vor >Chori, das ist Jaemi, Fürstin von Vijen.<


Jaemi lächelte lieblich und verbeugte sich tief >Es ist mir eine Ehre, die neue Königin der Chorr zu treffen.< verkündete sie, doch als sie sich wieder aufrichtete, war von dem höflichen Lächeln nichts mehr zu sehen >Auch wenn der Anlass sehr ernst ist.<


>Fürstin von Vijen?< fragte Chori und legte den Kopf schief >Ich dachte es würde jemand aus Panareen kommen.<


Jaemi sah nicht unbedingt begeistert von dieser Option aus, doch sie hielt sich zurück etwas negatives über ein anderes Fürstentum zu sagen >Ich bin noch nicht lange Fürstin, verzeiht. Ich hoffe dass Ihr auch mit mir Vorlieb nehmen könnt.< Sie strich ihr Kleid glatt >Nachdem mich mein Bruder aufforderte, Euch hier anzutreffen, bin ich sofort aufgebrochen. Ich weiß, dass ich im Moment nicht wie eine Fürstin aussehe, doch mein Gefolge wartet an der Grenze. Es wurde nicht gestattet, meine Leibwächter auch über die Grenze zu bringen.< sie warf einen Blick zu Gnaeo, was Chori ebenso tat. Dieser grinste entschuldigend >Ich hab ihr gesagt, dass sie mit mir keine Leibwächter braucht.<


Noch bevor er etwas anderes prahlerisches sagen konnte, wandte sich Chori jedoch wieder Jaemi zu >Es tut mir leid, dass Ihr alleine herkommen musstet. Meine Anordnungen wurden wohl nicht klar kommuniziert.<


Die junge Jae wirkte nicht beleidigt, sie zuckte mit den Schultern >Andere Länder, andere Sitten.< sagte sie leicht hin und blickte zwischen Chori und Chothan hindurch >Es ist gut, dass wir ein Mitglied der Weißen Klingen haben.< ihr Blick wanderte wieder zurück und fixierte Chothan >Doch wir hofften, dass wir eine Armee bekommen.<


>Sicher.< versuchte Chori schnell zu erklären und ihr wurde wieder bewusst, wie schwierig die Kommunikation zwischen ihr und Jaenun verlaufen war. Keine Seite wusste alles von der anderen. Sie war sich sicher gewesen, dass in dem Brief, den sie bekommen hatte gestanden war, dass man ihr jemanden aus Panareen schicken würde, doch anscheinend hatte sich dieser Plan geändert, nachdem der Brief abgeschickt worden war. >Meine Soldaten werden bald hier sein. Wir sind nur bereits voraus geflogen, um die Lage zu untersuchen.< Chori versuchte sich in der Kunst ein ebenso diplomatisches Lächeln wie Jaemi aufzusetzen, doch hatte das Gefühl, dass sie das nicht besonders gut beherrschte >Wie viele Soldaten kann denn Eure Seite bereit stellen?<


Die junge Jaefürstin zog die Augenbrauen leicht zusammen >Von uns werden keine Soldaten kommen.< murmelte sie mit einem mal >Den vijenischen Jae zu erklären, warum sie gegen ihre Brüder im Westen kämpfen sollen, ist für mich noch sehr schwer. Ich bin erst seit vierzehn Tagen ihre Fürstin. Und mein Bruder war nicht sonderlich beliebt.<


Chori konnte beobachten, wie ihr Gegenüber die Augenbrauen wieder zusammen zog. >Und von Panareen aus wäre es nicht weise Soldaten zu schicken. Es ist eine schlechte Optik, wenn panareenische Männer ein weiteres mal in Loreen einfallen.< fuhr Jaemi fort >Ich fürchte, dass wir uns ganz auf die Streitmacht verlassen müssen, die Ihr mitgebracht habt.<


Chori wollte das auch stark hoffen, schließlich war es unmöglich hunderte weitere Soldaten an der nächsten Ecke aus dem Wald auszugraben. Sie fuhr mit den Fingernägeln nachdenklich das Holz ihres Bogens entlang >Warum hat uns das niemand gesagt? Was hat sich Jaenun nur dabei gedacht? Da muss doch irgend ein schlauer Plan dahinter stecken?<


Jaemi strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen hinter ihr Ohr, die aus ihrem Zopf entwichen war >Ich kann Euch das nicht beantworten, Eure Hoheit.< meinte sie, doch ihre Miene blieb ernst >Ihr kennt den neuen Vash besser, als ich ihn kenne.<


Choris Mund war für einen Moment zusammen gepresst, sie wollte nichts falsches erwidern, auch wenn Jaemis Aussage eher provokant gewesen war. Natürlich wäre es interessant gewesen, bei dieser plötzlichen Feindseligkeit nachzubohren und zu sehen, was der Jaedame die Laune so vermieste.

Jaenun hatte ihrem Bruder gerade erst den Titel Vash weggenommen, vielleicht war das ein Faktor, doch Chori vermutete, dass dies nur ein Teil der Wahrheit war. Chothan rettete sie jedoch vor der Entscheidung, ob sie den Seitenhieb verstreichen lassen, oder darauf eingehen sollte, indem sie mit gewohnt munterer Art antwortete >Ich denke, dass wir auf alle Fälle genügend Soldaten haben werden. Und wo die herkommen, gibts noch mehr!<


>In Wirklichkeit braucht man nur einen T um die Sache zu regeln!< kommentierte Gnaeo, doch er wurde wieder halb ignoriert.


>Natürlich hoffen wir, dass die Präsenz einer Chorr Armee, die Faoner in die Flucht schlagen wird und es zu gar keinen Kämpfen kommt, doch man muss sich auch fragen, was danach passiert. Der Vash muss das Fürstentum Loreen auch halten können, nachdem er es erobert hat. Es nützt uns nichts, wenn die Faonen zurück kommen, sobald die Chorr abgezogen sind.< warf Jaemi ein und erst jetzt wurde Chori plötzlich klar, was für Konsequenzen diese ganze Aktion haben könnte.


Jaenun war der Vash. Dies konnte bedeuten, dass er nie wieder nach Ahnahn zurück kehren würde, sollte er konstant im Reich der Jae für Stabilität zuständig sein. Der Mund der jungen Königin wurde trocken und sie blickte für einen Moment zu Boden. Das war nicht geplant gewesen. Sein Platz war an ihrer Seite.
>Eure Hoheit?< fragte Chothan unsicher und klopfte Chori hemmungslos auf die Schulter >Ist alles in Ordnung?<


Die jüngere Chorr blickte wieder auf und zwang sich dazu, dieses Problem später zu lösen >Ja. Ich haben nur nachgedacht.< gestand sie und wandte sich dann wieder Jaemi zu >Meinen Informationen zufolge, meinte der Fürst von Panareen, dass es dafür eine Lösung gebe.<


Chori glaubte bei ihrer Gesprächspartnerin für einen kurzen Moment den Ansatz eines Augenrollens zu bemerken, doch die Fürstin fing sich anscheinend rechtzeitig wieder und hielt höflich davon Abstand so eine Geste vor einer Königin zu zeigen >Jaetru von Panareen hat eine sehr bestimmende Art und seine Vergangenheit zeigt, dass er recht ausdauernd sein kann, wenn er etwas wirklich haben möchte. Vielleicht verhindert es sein extremer Fokus auf seine eigenen Ideen, zu sehen dass es auch andere Optionen gibt. Oder, dass er falsch liegen könnte.<


Sie vertraute dem Fürsten von Panareen also auch nicht, das machte sie in Choris Augen schlagartig sympathischer. >Wir werden uns später damit beschäftigen, wie wir das Fürstentum halten können. Erst werden wir es versuchen blutlos einzunehmen!< entschied die junge Königin schließlich und warf dabei auch noch einen scharfen Blick in Gnaeos Richtung >Das gilt besonders für dich! Wir sind nur zur Abschreckung hier, hörst du?<


Gnaeo hob die Hände verteidigend >Ich bin ohne Zweifel abschreckend, mach dir keine Sorgen!<


>Es darf nicht das Gefühl aufkommen, dass wir gegen das Land der Jae Krieg führen!< versuchte Chotan ihrer Königin unter die Arme zu greifen >Wir greifen die Jae nicht als Volk an, es geht nur um Fürst Jaeseon. Wir führen nur gegen einen einzigen Mann Krieg.<


>Jungen, eigentlich.< korrigierte Jaemi >Er ist keine siebzehn Jahre alt. Deshalb denke ich auch, dass diese Abschreckungsmethode funktionieren könnte.<


>Jaenun schafft es nicht gegen einen Siebzehnjährigen anzukommen?< fragte Gnaeo ungläubig und Chori fuhr sich genervt über ihr Gesicht >Dieser Siebzehnjährige besitzt noch immer eine Armee. Doch durch diese Armee sollten wir nicht einfach kopflos durchmetzeln, hast du das verstanden Gnaeo?<


Der Schurke des Atems verdrehte die Augen >Ja ja. Hab verstanden. Nicht metzeln.<
>Gut.< kommentierte Chori und stemmte ihre freie Hand gegen ihre Hüfte >Das wird schon.<


Es war schwierig ein Gesprächsthema mit Jaemi zu finden, bis die Chorr Armee endlich angekommen war, da die Jaefürstin recht reserviert zu sein schien. Doch Bahara bot sich bald als Zeitvertreib an und nachdem der Gesandten sogar erlaubt worden war, sich auf den Rücken des Drachens für einen Moment zu setzen, gingen alle Beteiligten lockerer miteinander um. Es war nicht mehr unangenehm auf das Eintreffen der Armee zu warten und den Weg über die Grenze, zu Jaemis Gefolge und dann bis vor die Stadt Loreen, war auch kein Problem mehr. Es begann jedoch wieder haarig zu werden, als die Chorr Armee auf den neuen Vash der Jae und seine Berater traf.


Es war bereits dunkel in dem dichten und feuchten Lorbeerwald von Loreen, als sie an der nördlichen Brücke über den Fluss Kobi ankamen, den die Chorr Aluvhi nannten und der in Jentyponien und Faneforren als Kovie bekannt war.

Dies war der Treffpunkt mit Jaenun, Lehni und dem Rest der vertrauenswürdigen Jae. Es war keine reichlich frequentierte Brücke, doch Choris Armee würde dennoch nicht lange unentdeckt bleiben, auch wenn diese tiefer im Wald versteckt zurück geblieben war. Sie hatten die Anweisung alle Jae aus Loreen und Faonen zu fangen und sie mit Essen zu versorgen, bis man sie nach der Eroberung wieder freilassen könnte, doch dafür musste man alle zwischen den dichten Blättern erst erwischen.

Zur Brücke kamen nur Chori, Chothan, Gnaeo, Jaemi und zwei ihrer Begleiter. Jaenun wartete dort im Licht einer mitgebrachten Laterne zusammen mit Lehni, seinen beiden dubiosen Beratern und sechs bewaffneten Jae, die in silber und dunkelblau gekleidet, wohl aus Panareen stammten. Sie standen am westlichen Ufer, während Chori von Osten her die Brücke betrat. Als sie Jaenun erblickte und er ihr zuwinkte, beschlich die junge Königin auf einmal ein seltsames Gefühl.

Sie selbst freute sich ihn zu sehen, in ihrem Bauch tauchten plötzlich Schmetterlinge auf, doch auch er machte den Eindruck als würde er aufgeregt und erfreut darüber sein, dass er sie nach fast einem Monat wieder sah. Es war fast als ob sie seine Gedanken tatsächlich lesen könnte, nicht als Worte wohlbemerkt, doch sie fühlte sich, als würde sie ein Bild in ihrem Bewusstsein sehen können, das nicht von ihr stammte und aus einem unerfindlichen Grund kam ihr der Gedanke, dass dies seine Vorstellung gewesen sein könnte.

Doch so schnell diese Eingebung auch gekommen war, so rasch war alles auch wieder vorbei gewesen und sie standen endlich wieder voreinander, nur eine Armlänge entfernt. Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange, seine Lippen spürten sich warm und vertraut an. Chori konnte ihr Lächeln nicht im Zaum halten, sie blickte zu ihm auf und strich ihm mit den Fingerspitzen von seiner Wange, den Kragen entlang, den Arm herunter, bis sich ihre Finger verschränken konnten. >Ich habe dich vermisst.< hauchte sie in Chorr und lächelte dann verlegen.

Durch den Stress der vergangenen Wochen, endlose Lagebesprechungen und ewig währendem Trubel hatte sie erst jetzt, da sie Jaenun wieder vor sich stehen sah, bemerkt wie sehr er ihr abgegangen war und wie sehr sie ihn eigentlich mochte. Mit ihm eine Beziehung aufzubauen hatte nicht lange gedauert, sie hatten einfach zusammengefunden, geklickt wie die Maid und der Prinz in einem Ankyenspiel. Ohne sich selbst darüber im klaren gewesen zu sein, dass sie einander gesucht hatten, war es zum Schluss so einfach gewesen, einander zu finden. Doch noch bevor sie dem ganzen Ausdruck verleihen konnte und auch dazu in der Lage war, von ihm zu hören, wie er diese ganze Sache sah, mischte sich Lehni ein >Hey und was ist mit mir?<


Chori verdrehte gutmütig lächelnd die Augen, doch drückte sich auch wieder enger an Jaenun >Dich hab ich auch vermisst.< antwortete sie.


Da Lehni die Frechheit besessen hatte, die Szene zu stören, schloss sich Jaemi nun auch dieser Unverschämtheit an. Sie schritt an dem Paar mit einem leisen >Entschuldigt bitte.< vorbei und baute sich vor ihrem Bruder auf, der in seinem Rollstuhl zusammen gesunken war. >Juvi.< sagte sie tonlos.


>Jaemi, meine liebe Schwester. Darf ich dir unseren neuen Vash vorstellen?< Jaehos Stimme klang ein wenig verlegen, doch sie erbarmte sich nicht dazu, ihn vom Haken zu lassen >Juvi!< wiederholte sie frustriert klingend >Wie siehst du nur aus?<


Jaeho wich ihrem Blick aus und sah über ihre Schulter um zu prüfen wie viele von Choris Begleitern diese Szene beobachteten. Mit Unbehagen musste er feststellen, dass alle Augen auf sie beide gerichtet waren.

>Mach dir keine Sorgen.< antwortete er schnell, doch sie warf sich in seine Arme >Du sagtest zwar, dass du verletzt seist. Aber-< Jaemis Stimme klang gepresst, als würde sie Tränen zurückhalten müssen >Es tut mir so leid, dass es so weit kommen musste. Mutter wird entsetzt sein!<


>Jaemi.< Jaeho versuchte beruhigend auf sie einzuwirken, mit der Vertrautheit die nur ein Geschwisterkind einem geben konnte >Du altes Haselnüsschen! Selbst Wölfe heulen leiser als du.<


Sie richtete sich wieder auf, boxte ihrem Bruder gegen die Schulter und wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht, anscheinend um ihre Fassung wieder zu finden. In diesem Moment begann Jaetru den Fehler sich einzumischen >Meine geehrte Fürstin von Vijen-< startete er, doch konnte nicht weiter sprechen.

In dem Blick, den sie an den Jüngeren richtete, war so viel Gift, dass es selbst für einen nemuraqischen Elefanten gereicht hätte und für das Fliegengewicht Jaetru auf alle Fälle. Er verstummte tatsächlich. Jaenun, an dessen Naivität wohl nur die Götter gefallen fanden, übersah jedoch all diese Warnzeichen >Fürstin Jaemi.< versuchte er sie anzusprechen und hatte sogar den Anstand dazu, seine Schuldgefühle auf seinem Gesicht zu zeigen >Es tut mir leid, dass Ihr Euren Bruder so sehen müsst. Er hat es nicht verdient, dass die Sache so schief gelaufen ist.<


Chori konnte beobachten, wie sich Jaemis Fäusten ballten, bevor sie in den überlangen Ärmeln verschwanden. Sie wandte sich Jaenun zu >Nein, er hat es nicht verdient.< stimmte sie ihm mit ernster Miene zu >Er hat nichts von all dem verdient!<


>Sei nett zu ihm.< mischte sich Jaeho ein, rollte ein Stückchen vor und ergriff ihr Handgelenk >Er hat dich zur Fürstin gemacht.<
>Und dich zum Krüppel!< entfuhr es ihr, als sie sich zu ihrem Bruder umwandte, doch ihre wütende Aussage, schockierte beide der Geschwister gleich darauf. Sie sahen einander erstaunt und verletzt an.


>Bitte.< Jaenun trat einen Schritt auf die beiden zu und zog Chori mit sich >Ihr habt einiges zu besprechen. Dinge, die ihr vielleicht nicht vor uns anderen sagen wollt. Du darfst gehen, Jaeho Juvi. Sucht euch ein nettes Plätzchen und kommt wieder, wenn ihr alles geklärt habt.<


Jaeho nickte stumm und auch sie neigte den Kopf ehrerbietend, doch traurig, bevor sie hinter ihn trat und ihn hinter die Kutschen schob, die Jaetru ihnen aus Panareen zur Verfügung gestellt hatte.


Darauf hin wandte sich Jaenun wieder den Ahnahnern zu. Er begrüßte Gnaeo mit einer Umarmung, und Chothan mit einem Handschlag und stellte seiner Königin Jaetru vor >Chori, das ist der Fürst von Panareen, der uns seit wir hier sind mit Gastfreundschaft behandelt hat.< Lehni schnaubte ein kurzes verächtliches Lachen im Hintergrund, doch sowohl Jaenun, als auch Jaetru ignorierten ihn >Er hat die Aktion hier geplant und uns auch den Zugang zu Minzka beschafft. Leider bekommen wir keine Männer von dort.<


Chori lächelte den kleinen Mann, von dem anscheinend niemand außer Jaenun viel hielt, höflich an, doch wandte sich dann wieder mit zusammen gezogenen Augenbrauen an Jaenun >Ich weiß nicht was mir das sagen soll. Was genau ist ein Minzka?<


>Hab ich dir das nicht geschrieben?< fragte Jaenun entsetzt und sie schüttelte den Kopf >Du hast mir vieles nicht geschrieben.< kritisierte sie vorsichtig und er fuhr sich verlegen lächelnd durch die Haare >Oh, also Minzka ist das Fürstentum durch das wir durch mussten, um hier her zu kommen. Anscheinend gehört es einem Cousin von mir und deshalb wollten wir den fragen, ob er uns Männer zur Unterstützung schickt. Er ist aber nicht da.<


>Er ist verreist.< korrigierte Jaetru in der schönsten Form, in der man die Gemeinsprache aussprechen konnte >Er hat seinem jüngeren Cousin das Fürstentum anvertraut, während er im Ausland als Mitglied der Weißen Klingen für Recht und Ordnung sorgt.<


>Genau.< Jaenun lächelte aufgeregt >Deshalb haben wir dann meinem jüngeren Cousin einen Brief geschrieben. Und der meinte, dass er uns die Durchreise erlaubt, aber nicht die Befehlsgewalt hat, um uns Männer zu schicken.<


>Ich vermute, dass er abwarten will, wie sich die Sache hier entwickelt.< Jaetru deutete mit einer eleganten Bewegung zwischen Chori, Jaenun und sich hin und her >Jaeartheon von Minzka ist ein vorsichtiger Charakter.<


Die Königin nickte, doch Gnaeo legte den Kopf schief >Also haben wir von der Jae-Seite her noch immer nur die sechs Männer die da hinter dir stehen? Sehe ich das richtig? Sonst kommt uns niemand zu Hilfe?< er sah Jaetru tadelnd an, während dieser eine delikate Augenbraue hob >Nun, wir sind nicht auf einen Kampf aus. Doch sollte es zu einem kommen, sind meine sechs Leibwächter nicht zu unterschätzen, schließlich wurden sie von mir ausgebildet.<


Gnaeo war einen Moment in einem Halblächeln gefangen, er überlegte wohl gerade ob diese Aussage Scherz oder Ernst gewesen war, doch Chothan nahm ihm diese Entscheidung ab, indem sie sich einmischte >Wir haben genug Männer um pompös auszusehen, doch wir wissen nicht, ob wir genügend haben, um eine lange Belagerung auszuhalten. Eine lange Belagerung würde auch nach einem Krieg zwischen uns und dem Land der Jae aussehen. Das wollen wir nicht.<


>Wie schon besprochen-< antwortete Jaetru und sah etwas genervt davon aus, dass er die Sachlage schon wieder erklären musste >Es wird keine lange Belagerung geben. Entweder die Faoner lassen sich sofort verscheuchen, oder wir haben verloren. Ein Blutvergießen muss verhindert werden.<


>Und ein Expeditionstrupp von achthundert Chorr kann das bewerkstelligen?< fragte Chori skeptisch und blickte mit einem mal in das schockiert bleiche Gesicht von Jaenun und das beeindruckte Gesicht von Jaetru und seine Männern. >Was? Mehr konnte ich nicht entbehren, da wir uns gegen Jentyponien rüsten müssen.<


Jaetru hüstelte ein sanftes Lachen und trat einen Schritt näher >Eure Hoheit, Faonen hat höchstens drei viertel ihrer Soldaten in der Stadt Loreen.< er strich sich eine Haarsträhne hinter sein Ohr und blickte dann zu ihr auf, mit einem raren, gefährlich wirkendem Lächeln >Jae Fürstentümer sind kleiner als ahnahnische Provinzen und Faonen ist eines der Kleinsten. Wir sprechen von maximal siebenhundertfünfzig Soldaten in Loreen.<


Jaenun ergriff Choris Hände strahlend, noch bevor sie verarbeiten konnte, was Jaetru ihr gesagt hatte >Das reicht sicher! Vielen Dank, dass du dich der Sache angenommen hast!<


Nun lächelte auch Chori, angesteckt von der Zuversicht ihrer Gesellschaft, sie blickte zurück und suchte in Chothans und Gnaeos Gesichtern, was diese davon hielten. Die Generälin war typischerweise guter Dinge, doch Gnaeo sah skeptisch aus. Als sie zu ihrem Expeditionstrupp zurück gekehrt waren, und den Jae Zelte für die Nacht zugewiesen hatten, nahm der T sie schließlich zur Seite und erklärte ihr, warum er so unglücklich wirkte. >Wenn siebenhundertfünfzig für die schon eine Armee sind, dann brauchen wir die doch auf keinen Fall als Bündnispartner. Das sind Schwächlinge, Chori! Die lassen sich von deiner Leibwache abschrecken.<


Die junge Königin sah ihn einen Moment lang unzufrieden an, doch es brauchte einen Augenblick um etwas entgegnen zu können. Schließlich zog sie ihn zu sich in ihr Zelt um zu antworten. Diese Diskussion musste nicht jeder einfache Soldat mitbekommen. >Vereint man die Fürstentümer, werden wir eine erheblich größere Menge an Männern haben. Fußsoldaten, die direkt in Jentyponien einmarschieren können!<


>Und wer soll die vereinen?<


Sie stemmte ihre Hände in die Hüften >Ich und Jaenun, wenn es dir recht ist!< sie schnippte Gnaeo gegen eines seiner lächerlich kleinen Ohren und schickte ihn dann schlafen. Die Sache war nun schon im Laufen, sie durfte keine Energie daran verschwenden, sich mit möglichen Fehlschlägen zu beschäftigen, das würde nur Zeit verbrauchen und sie nicht weiter bringen.

Sie hatte nie gewollte Königin zuwerden. Sie wollte nie einen Krieg gegen Jentyponien führen. Sie wollte nie in das Reich der Jae einfallen.
Doch es war auch klar, dass sie gegen diese Ereignisse nichts mehr tun konnte. Es war nicht fair, doch auch nicht zu ändern.
Mit einem Seufzen verließ auch sie ihr Zelt und suchte Jaenun.

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