Der Nebel um den Nirin-Atah - 25.1. Chori
Die Meinungen darüber gingen auseinander, ob Fürst Jaesore von Hamir nun, so wie die Chorr glaubten, dem Weg aller Sterblichen folgend, im Weltenfluss Yash'hari trieb, so wie es die Jae darstellten, vom Namensgebergott in das Reich der Toten Entalia gebracht worden war und dort wie eine verklingende Musiknote verschwand, oder wie sich die Mitglieder der Weißen Klingen erzählten, im ewigen Garten des Gottes des Lebens, zu dessen Füßen als Lilie ruhte. Doch fest stand, dass Jaeore der Schöne nicht mehr am Leben war.
Die Nachricht über des Fürsten Tod, hatte Jaenun und die anderen Verteidiger der Stadt Loreen, etwa vier Tage nach dem schrecklichen Ereignis erreicht. Ein sasanlisches Regiment hatte sich tatsächlich noch nach Hamir durch geschlagen und über den Zusammenbruch der Festung Merech erfahren. Sie hatten diese jedoch weder zurück erobern, noch der belagerten Stadt Hamir wirklich langanhaltende Hilfe leisten können und so war durch sie nur ein Hilferuf durch das Land getragen worden. Zu mehr waren sie nicht im Stande gewesen.
Chori hatte es sofort in Jaenuns Gedanken lesen können und sie alle hatten diese Nachricht erschüttert aufgenommen. Wie die Königin in den Bildern, die ihrem Verlobten im Kopf herum geisterten, sehen hatte können, war die Moral unter den Verteidigern Loreens mit einem Schlag rapide gesunken. Es hatte nie viel Hoffnung bestanden, doch nun da Jaesore von Hamir tot und die mächtige Mauer gefallen war, kippte die Stimmung zu tiefem Pessimismus. Schließlich war es unvorstellbar für die Jae, was sie ausrichten konnten, wenn selbst ihr Grenzwächter es nicht geschafft hatte, die Manengrunder aufzuhalten.
Natürlich war auch zwischen Jaenuns Beratern sofort Streit ausgebrochen und es herrschte große Unsicherheit, ob man sich zurückziehen, Loreen aufgeben, doch gesammelt der belagerten Stadt Hamir und der eingeschlossenen Armee zu Hilfe kommen sollte. Oder ob es besser war weiter in Loreen auszuhalten und zu verhindern, dass die Manengrunder es schafften, ihre Front im Nordosten zu begradigen und nun direkten Kontakt zwischen der Achse Manengrund, Hamir, Faonen, Loreen und Ahnahn zu haben. Das war wichtig, um die Feinde dazu zu zwingen, wenigstens einen Teil der Strecke durch die Wüste fliegen zu müssen und somit Männer und Adler zu ermüden. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass die manengrundische Basis auf dem Nirin Atah bis jetzt noch nicht erfolgreich dabei gewesen war, Ahnahn großen Schanden zuzufügen.
Doch beide Optionen kamen mit bemerkenswerten Problemen für die Lituolier.
Obwohl sich Jaetru dagegen mit Händen und Füßen gewehrt hatte, waren Chori und Jaenun sich dann doch einig geworden, Loreen aufzugeben und lieber den Großteil ihrer Infanterie zu befreien und den Vormarsch der Manengrunder in Hamir zu stoppen.
Doch die Evakuierung von Loreen hatte sich auch ohne Jaetrus vehementem Protest zu einer emotionalen und gefährlichen Angelegenheit entwickelt. Die lituolische Armee hatte sich langsam und vorsichtig, in Elends langen Kolonnen und mitten in der Nacht aus der zerstörten Stadt zurück ziehen müssen. Dabei hatten sie weder zu lange brauchen dürfen, noch unvorsichtig werden, denn überall in dem feuchten Lorbeerblattwald, lauerten die Lager der Manengrunder. Fliehende Zivilisten hatten den Abzug zusätzlich erschwert und so waren sie natürlich nicht rechtzeitig entkommen und mussten sich von den ersten Strahlen der Sonne an, kämpfend zurückziehen.
Ein Rennen um Leben und Tot hatte damit begonnen, mit dem lituolischen Ziel über den Fluss zu gelangen und dort eine neue Frontlinie aufzubauen. Jaenun hatte die Strecke in einem gepanzerten Wagen zurück gelegt, der niedrig am Boden und fensterlos, bereits wie ein Sarg gewirkt hatte. Ein seltsam eng bevölkerter Sarg, denn man hatte auch Jaeho, für dessen Transport der Wagen eigentlich konstruiert worden war, Lehni, Jaemi und Jaetru noch mit hinein gequetscht. Durch die Anzahl an Leuten in diesem kleinen Gefährt, hatte der Wagen von vier Eseln gezogen werden müssen.
Doch die Überbevölkerung des Gefährts war auch notwendig gewesen. Jaetru war plötzlich, am Tag der Abreise, nach einem Wutausbruch schwer krank geworden, mit einem Leiden, das nicht einmal das Vashblut kurieren konnte. Er war unmöglich dazu in der Lage zu gehen und so war er zu Jaeho in den Wagen gesteckt worden. Um den Vash nicht zu gefährden, war er gleich mit hinein gezogen worden und Jaemi durfte als Fürstentochter ebenso wenig den Manengrundern in die Hände fallen. Sie hatte sich sogar die Haare kurz geschnitten, um weniger herauszustechen. Und zum Schluss hatte es niemanden mehr gewundert, dass auch Lehni nicht alleine heraußen bleiben hatte wollen und so waren sie zusammen im Stock finsteren Wagen, über unwegsames Gelände und unter der ständigen Angst vor Brandbomben, bis zur Grenze gefahren worden.
Nach zwei Tagen hatten sie es über den Fluss geschafft. Nach einem weiteren waren sie in der Stadt Minzka angekommen, in der Chori bereits auf sie gewartet hatte. Die meisten ihrer Soldaten hatten sie am Fluss zurück gelassen, unter der Führung von Jaeloha Bogenblitz, sollten sie dort den weiteren Vormarsch der Manengrunder aufhalten. Die wenigen verbliebenen Soldaten, die sie nach Minzka als Geleitschutz mitgenommen hatten, waren nun völlig ausgelaugt. Schmutzig, feucht, in tiefer Trauer über den Verlust von Loreen und ihrer Kameraden, weinten einige vor Erschöpfung, als Jaenun und seine Gefährten aus dem Wagen ausstiegen.
Chori wartete bereits im Innenhof der minzkaischen Festung auf sie und auch ihr war zum Weinen zumute, doch sie hielt sich zurück. Jemand musste schließlich einen kühlen Kopf bewahren und sie hatte klar verstanden, dass sie diejenige war, die endlich die Führung übernehmen musste. Sie schickte Jaetru in das Lazarett, Lehni und Jaeho sollten sich um die Verpflegung der mitgebrachten Soldaten kümmern und Jaemi und Jaenun wies sie an, mit ihr in die Festung zu kommen.
Die beiden Gestalten sahen furchtbar aus, rochen unangenehm und bewegten sich wie untote Schnecken. Langsam, schlurfend und überall eine Spur aus Ruß und Staub hinterlassend. Das musste sich ändern, doch erst waren wichtige Dinge zu besprechen. Chori ließ die beiden Jae im Arbeitszimmer Platz nehmen und betrachtete sie für einen Moment lang eingehend. Jaenun hatte das eingefallene Gesicht eines Jungen, dessen Oberarm bei jedem Rumpeln des Wagens, von Lehni taubgedrückt worden war. Die Anspannung und Pflicht seine eigene Angst zu zügeln würden sich wohl als tiefe Furchen für immer in sein Gesicht eingebrannt haben und in seinem Alter sichtbar werden. Jaemis gefalteten Hände hatten automatisch eine Position auf ihrem Schoß gefunden, als würde sie jeder Zeit zu einem Stoßgebet ansetzen wollen. Wahrscheinlich an den Namensgebergott, der bei den Jae nicht nur als Totengott, sonder ebenso als Schutzpatron der Waisen und Halbwaisen angebetet wurde. Auch sie muss auf dieser Fahrt ihren Weg zum Glauben gefunden haben.
Obwohl Chori in Jaenuns Gedanken und anhand ihrer äußeren Gestalt ganz genau erkennen konnte, wie es ihnen nach dieser wilden Flucht ging, wollte sie es trotzdem noch einmal in ihren eigenen Worten hören.
>Jaeho Juvi trauert um den Verlust seines Mentors.< antwortete Jaemi, die anscheinend lieber über ihren Bruder sprach, als dass sie sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinander setzen musste >Fürst Jaesore von Hamir war ihm sehr wichtig. Außerdem sind viele von Jaeho Juvis Rekruten für die Verteidigung von Loreen gestorben. Eine Stadt die wir nun aufgegeben haben.<
Chori seufzte und stellte sich zum Fenster, von welchem sie in den Innenhof und über die Soldaten aus Loreen blicken konnte >Eine angemessene Trauerfeier für den Helden der Grenze, wird für das gesamte Reich ausgerufen werden.< antwortete sie und wandte sich dann wieder ihren beiden Gästen zu. Jaenun war wohl dem Irrtum unterlegen, dass Jaemis Ausführungen, Choris Frage zur genüge beantwortet hatte und blieb stumm. Er starrte ins Nichts und hatte dabei einen leblosen Gesichtsausdruck angenommen, ein Zustand, den sie bis jetzt nur bei seinem Cousin Artheon beobachten hatte können.
Sie seufzte erneut >Die schlechte Moral und die Hoffnungslosigkeit sind nur ein Teil unserer Probleme.< sie versuchte dabei sanft zu klingen und nicht zu verurteilen, dass ihre beiden Freunde, von ihren Erlebnissen in Loreen, sehr mitgenommen wirkten. Sie selbst waren in der Zwölfsternstadt und eigentlich in ganz Ahnahn, relativ glimpflich davon gekommen. Bis jetzt hatten sich die Manengrunder nur am Nirin Atah festsetzen können und sie flogen von dort auch immer einmal wieder Störangriffe auf die Hauptstadt und noch öfter auf die Dörfer um den großen See herum, doch zu solchen Ausmaßen der Zerstörung und des Leides, wie im Land der Jae, waren sie bis jetzt noch nicht in der Lage gewesen. Die Witterung des Dschungels und die Chorr selbst als Gegner, hatten ihnen schwer zu schaffen gemacht.
Also konnte Chori nicht aus eigener Erfahrung nachempfinden, wie niedergeschlagen sich die anderen beiden nun fühlen mussten. Sie kam aber vielleicht annähernd an dieses Gefühl heran, als sie von Jaenun die Zahlen ihrer Verluste geschätzt haben wollte.
>Insgesamt etwa sechshundert. Dreihundert davon tot, darunter Fürst Jaeseon. Ungefähr zweihundertachzig verwundet und der Rest vermisst. Bestätigte Verluste der Manengrunder kommen auf etwa zweihundert Piloten.<
Chori musste sich setzen, auch wenn sie solche Zahlen schon erahnt hatte. Die Schlacht um Loreen, hatte also achthundert Seelen gekostet. Dabei zählte sie bewusst die Manengrunder mit dazu, denn auch deren Verluste betrübten sie. Warum hatte es so weit kommen müssen?
>Wir haben keine andere Wahl.< meinte sie schließlich und versuchte ihre Bestürzung weit weg zu schieben und einen klaren Kopf zu behalten >Wir können nicht auf Silvan und Jaeran warten. Wir brauchen Ressourcen und dafür zumindest genug Gold um über den Sommer zu kommen.<
Sie wusste, dass ihre beiden Gesprächspater ihrem Gedankengang genau folgen konnten und deshalb verzogen sich ihre Gesichter auch sofort bei der Aussicht, das Königreich Camo um Hilfe zu bitten. Es war der einzige Ort, der genügend Schätze zur Verfügung hatte, um ihnen etwas zu leihen, doch hatte ihre Hilferufe in der Vergangenheit schon einmal abgelehnt. Wenn Silwan es nicht geschafft hatte, die Camonen zu überzeugen, dann fühlten sich die niedergeschlagenen Frontiere aus Loreen, in keinster Weise dazu im Stande.
Doch Choir konnte sich mit solcher fehlgeleiteter Unsicherheit nicht aufhalten. Silwan war Botschafterin, keine Königin. Sie war wohl nicht einmal zu dem camonischen Gottherrscher vorgelassen worden, sondern hatte mit niederen Beamten sprechen müssen. Eine solche Behandlung würde sich Chori nicht bieten lassen und vielleicht stand ihr energisches Auftreten deshalb bereits unter einem besseren Stern. Sie hatte so und so keine andere Wahl als es zu versuchen. Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, dass er spürte, wenn dramatische Einsätze in einem Spiel gefordert waren. Wenn es Zeit war, alles zu riskieren. Das gehörte zu den Instinkten der alten Könige, hatte er verschwörerisch geflüstert und gezwinkert. Sie wusste nicht, ob ihm diese Fähigkeit, in seinen letzten Monaten des Wahns und der Misswirtschaft, abhanden gekommen war, oder ob er sich an diesen Instinkt, als letzte Verbindung zur Realität, geklammert hatte. Er war hinunter gegangen, die langen Treppen und verwinkelten Gänge des Baumpalastes und hatte sich auf der schlammigen Straße offen, unbewaffnet und freundlich, den protestierenden Chorr und damit seinen Mördern gestellt. Zufällig oder beabsichtigt, hatte er damit seine Dynastie gerettet, denn sein freiwilliges Opfer, hatte den Zorn auf das restliche Königshaus verpuffen lassen. Auf sie, um genau zu sein.
Sie musste nun endlich eine wahre Königin sein. Für ihr Volk und ihre Familie. Doch natürlich war das leichter gesagt als getan. Das hatte sie immer wieder bewiesen, denn sie hatte es sich bereits öfter vorgenommen, doch immer versagt. Eigentlich war sie eine unglückliche Streiterin an all den Fronten, der sie sich bis jetzt angenommen hatte. Sie hatte es nicht geschafft ihren Vater zu unterstützen, als er ihre Hilfe noch hatte brauchen können, obwohl sie erfolgreich einen Titel errungen hatte. Sie war nicht abschreckend genug um ihre Feinde auf Abstand zu halten. Ihre Außenwirkung war wohl eines der größten Hindernisse an ihrem Erfolg. Es war etwas eigenes vor ihren Freunden zu sprechen, die sie liebten, vor ihren Soldaten, die sie brauchten, vor ihrem Göttlichen, der sie ausgewählt hatte. Hier konnte sie in den Fußstapfen ihres Vaters, größer und pompöser wirken, als sie sich fühlte. Doch es war etwas anderes vor Gleichgestellten zu sprechen. Von Herrscher zu Herrscher.
Und der camonische Gottherrscher war da ein ganz eigenes Geschöpf. Schwierig im Umgang, wispernd hinter dem Rücken der Gäste, listig im Abschluss von Geschäften. Das Geschlecht des Herrschers war unbekannt und nach der Meinung der Camonen auch unwichtig. Das einzig bedeutende für sie war, dass sich ihr Reichsoberhaupt mit dem Göttlichen der Leere verbunden hatte und die Lehren der Götter für sie alle übersetzte. Sie nannten ihn deshalb auch die Botschaft und hielten ihren Herrscher für einen Halbgott auf Erden.
Obwohl auch Chori eine Titelträgerin und Königin war, bezweifelte sie jedoch, dass die Camonen sie als ebenbürtig ansehen würden und so stellte sich der bevorstehende Besuch als schwierig heraus.
Sie brauchte dringend die Hilfe ihrer Mannschaft für dieses Unterfangen, alleine würde sie dieses Bündnis nicht zustande bringen. Doch dafür musste sie ihrem Vash und der Diplomatin, die sie ausbilden hatte lassen, erst wieder Leben einhauchen. So schaumgebremst wie die beiden im Moment ins Nichts starrten, machten sie keinen überzeugenden Eindruck. Ein Blick auf Jaenun genügte, um zu wissen, dass er den Krieg bereits für verloren hielt und das mussten sie auf alle Fälle verhindern. Niemand würde ihnen Geld leihen, wenn die Gefahr bestand, dass sie dieses durch eine Niederlage nicht zurück zahlen konnten.
Doch der Jae war schon immer zu weich gewesen. Ihr Vater hätte ihn mit einem Blick als Schwachkopf abgestempelt und ihr gesagt, dass sie ihn entweder zurechtbiegen sollte, oder abservieren. Und in dunklen Stunden der Verzweiflung, als Faonen sie alle betrogen hatte, als die Manengrunder Loreen und die Zwölfsternstadt angegriffen hatten und die Mauer gefallen war, da hatte sie sich natürlich gefragt, warum Jaenun nicht härter, gerissener, proaktiver sein konnte. Er war einfach zu weich für diese Welt und Chori brauchte jemanden an ihrer Seite, der ihr eigentlich Arbeit abnahm. Doch sie konnte nicht ändern was sie so sehr an ihm liebte.
>Schaut nicht so erschrocken.< sagte sie also mit einem zuversichtlichen Schmunzeln, das sie lange hatte im Spiegel üben müssen >Zusammen werden wir die Botschaft schon überzeugen können. Es kann nicht in Camos Interesse liegen, wenn Jentyponien mehr Macht gewinnt und die camonischen Überseekolonien bedroht. Es profitiert wenn sich Jentyponien und Ahnahn die Wage halten. Ihr seht, dass wir die Argumente auf unserer Seite haben.<
Dass auch Silwan diese Argumente vorgebracht haben musste, wussten die beiden Jae ganz bestimmt, doch sie hatten die Höflichkeit, diese Kritik nicht zu erwähnen. Egal wie sie es anstellen würden, jetzt war der richtige Augenblick um etwas zu riskieren, denn verlieren konnten sie durch diese Aktion so und so nicht mehr viel.
Da keine Einwende beseitigt werden mussten, fuhr Chori also fort >Ich will, dass nur wir drei gehen. Der Rest muss hier bleiben, schließlich will ich nicht das Gerücht über den ganzen Kontinent verstreut sehen, dass sich die Herrscherriege von Lituolien aus dem Staub gemacht hätte. Nein, Lehni und Jaeho werden unsere Stellvertreter hier an der Minzkafront. Jaeloha Bogenblitz die operative Führung des Heers. Und Jaetru -< nun war ihr Schmunzeln echt >ich habe gehört, dass er erkrankt ist. Gut, denn wir werden einen Zwischenstopp in Panareen machen, um deine eiserne Krone zu holen, Jaenun. Es ist besser, wenn Jaetru diesen Moment nicht miterleben muss.<
Dieses Detail des Plans, erntete noch weniger Einsprüche und so war es beschlossen.
Nach fünf Tagen waren sie in der Sommerresidenzstadt des Gottherrschers angekommen. Die lange Reisezeit war Chori nur recht gewesen, denn ihr aufwendig hergestelltes Kleid aus Blumen und Federn,hatte ungefähr die selbe Zeit gebraucht, um von ihren mitreisenden Dienerinnen hergestellt zu werden. Es war eine Besonderheit, eine Geste größter Ehrerbietung, denn das fertige Kleid würde nur ungefähr ebenso lange halten, dann wären die Blumen verwelkt und somit waren solche traditionellen Gewänder der Chorr, nur für wichtige Ereignisse vorbehalten.
Camos berühmte Frühlingsblumen waren zu dieser Jahreszeit bereits verblüht und machten den Sommerblühern Platz. Überall gediehen nun in dem milden Klima erste Zitrusfrüchte und Feigen, der satte Duft von Oliven lag in der Luft und auch alle beliebten Gewürzpflanzen entließen ihre intensiven Aromen und kündigten einen Sommer an, der versprach heiß zu werden. Thymian, Oregano, Rosmarin, Basilikum waren der primäre Grund für Camos Reichtum.
Während nach einer Audienz für sie drei angefragt wurde, hatten sie sich Zeit heraus geschlagen, um die Stadt zu besichtigen. Beide Jae hatten diese noch nie gesehen, auch wenn zumindest Jaemi ihr ganzes Leben lang, so nahe an Camo gelebt hatte. Sie mieden die Armenviertel und trieben sich an den schönsten Plätzen der Stadt herum. Diese Gelegenheit brachte endlich einen Hauch von Lebensfreude zurück in ihre Gesichter und sie erkundeten die Straßen, Stände und Denkmäler mit größtem Interesse. Sie fühlten sich ausgelassen, auch wenn Chori unter den nativen Völkern Perunas mehr heraus stach, als die beiden Jae, konnten sich die drei trotzdem frei bewegen, denn auch wenn manche Bewohner Camos starrten, lag es jedoch nicht in deren Natur, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen und als Königin, war Chori auch noch nicht zu erkennen. Sie hatte ihre einfachste Reisekleidung angezogen und hätte genauso gut eine Matrosin auf Landgang sein können.
Die berühmte Hafenanlage von Arenburg war jedoch leider für Besucher geschlossen. Liebend gerne hätte Chori ihnen die kleinen Kanäle und Cafes gezeigt, doch man sagte ihnen, dass nur inländische Hafenarbeiter zugelassen wurden. In einigen camonischen Häfen war in den letzten Tagen Tiedenfieber aufgetaucht und sie versuchten den Ausbruch so gering wie möglich zu halten, auch wenn dieses Unterfangen nahezu unmöglich schien. Nach dieser Nachricht wollten die drei die Hafenanlage auch gar nicht mehr sehen.
Vielleicht war auch die Distanz zum Krieg eine gerne erlebte Ablenkung, die ihre Gemüter wieder leichter machte und sie mit einer gewissen Sorglosigkeit die Hafenanlagen entlang schreiten und die großen Warenhäuser betrachten ließ. Es war laut hier unter all den ein- und ausladenden Seeleuten, dem Geschrei der Möwen und dem Bellen der Hunde. So laut, dass Chori Jaenun gar nicht hören konnte, als seine zu einem breiten, aufgeregten Lächeln verzogenen Lippen, einen Satz formten, doch die Chorr musste auch nichts hören können, um zu verstehen. Sie waren an dem Haus des weltberühmten Alchemisten Laarszen vorbei gekommen. Sie lächelte zurück und erfreute sich mehr seiner Aufregung und Freude über den Fund, als über das Anwesen irgend eines Wissenschaftlers.
Doch weil sie wusste, was Jaenun besonders gefiel und sie sein Strahlen für immer auf seinem Gesicht halten wollte, führte sie die beiden Jae weiter durch die Stadt, wie zufällig an all den spannenden Orten vorbei.
Chori war jedoch leider Königin und keine Reiseleiterin und so rief bald wieder die Pflicht. Sie hatten sich mit ihrem Vermittler ausgemacht, dass sie sich auf dem Rosenplatz vor dem Palast treffen würden, wenn die Sonne den Meridian überschritten hatte und er sollte ihnen dann hoffentlich gute Nachrichten überbringen. Endlich schien einmal etwas zu klappen, der Vermittler erwartete sie bereits und die guten Nachrichten waren von seinen siegessicher verzogenen Lippen abzulesen.
Sie kehrten am Abend in dem Palais Akelei ein, das ihnen als Gaststube diente, mit der Aussicht eine Audienz mit der Botschaft am nächsten Morgen antreten zu können. Das war einerseits ein gutes Gefühl, andererseits machte sich auch Nervosität in Chori breit. Ihr Magen zwickte die ganze Nacht und ihr wild schlagendes Herz, wollte sie nicht wirklich einschlafen lassen, denn sie sorgte sich selbstverständlich, dass ihre diplomatische Mission keinen Erfolg haben würde. Doch sie musste es versuchen, das war ihre einzige Chance um in diesem Krieg wieder an Momentum zu gewinnen.
In das wunderschöne und vergängliche Kleid geschlüpft, geputzt, gestriegelt und geschminkt, hatte sich Chori pflichtbewusst in den frühesten Morgenstunden des nächsten Tages dann bereits fertig gemacht. Für ein Frühstück war ihr Magen jedoch nicht bereit gewesen und auch der Hunger ihrer beiden Begleiter, schien unter der selben Nervosität zu leiden, also beschlossen die drei noch kurz Ankyen mit Karten zu spielen, bevor sie sich zum Gewitterblüten - Palast am Rosenplatz aufmachten.
Dort angekommen holte Chori noch einmal tief Luft. Das versprach ein wilder Ritt zu werden.
Das Innere des Palasts war opulent mit all dem Gold überzogen, das man aus den Überseekolonien heran schaffen hatte können und bildete einen krassen Kontrast zu all den Armenvierteln, die sich am Stadtrand, wie eine warnende Düsternis ausbreiteten. Es rumorte bereits unter der Bevölkerung, bald würde diese Wut überkochen und sie würden sich das Gold zurück holen, dass man ihnen vorenthielt. Doch Chori konnte sich im Moment nur das Beste für ihr eigenes Volk wünschen und das hatte zur Voraussetzung, dass die camonische Bevölkerung, noch bis nach dem Krieg ausharren musste. Auch sie brauchte dieses Gold und würde ohne es nicht wieder nach hause gehen.
Flankiert von Jaenun und Jaemi eilte sie also durch die langen Gänge, die der Größe des camonischen Königshauses gerecht werden sollten. Riesige Deckengemälde erzählten von der langen Linie der Herrscher dieses Palastes, die angeblich ungebrochen seit Camos Entstehen Bestand hatte. Seit dem Götterfall erzählte man sich. Schlachten gegen die Sandren und Nirin wurden ebenso dargestellt, wie die berühmtesten Vertreter dieses Volkes. Gründerväter der Weißen Klingen, Weltentdecker, Musiker, Philosophen und Wissenschaftler.
All das wäre jedoch nicht nötig gewesen, denn der Thronsaal selbst sprach bereits laut genug von dem Größenwahn der Camonen.
Beim Eintreten in den fensterlosen Raum, fiel der Blick sofort auf die zimmerhohe Plane, die von zwei Säulen gehalten, den Saal in zwei Hälften teilte. Sie war durch eine kleine Treppe aus Elfenbein zu erreichen und dahinter versteckte sich der Thron selbst und damit auch die Botschaft, verdeckt vor der Welt und all den unwürdigen Seelen, die sie nicht zu Gesicht bekommen durften. Nur ihre Silhouette wurde von den Fackeln an den Wänden als riesiger Schatten gegen die Plane geworfen und ließen ihre Präsenz als geisterhafte Gestalt nur erahnen. Neben der Plane, auf der sichtbaren Seite, saß eine alte Dame, die über und über mit jentyponischen Perlen geschmückt war. Auch sie befand sich auf dem kleinen Absatz, den man mit der Elfenbeintreppe erreichte und zeigte dadurch ihren erhöhten Stand. Ihre Mine war Ernst, ihr Kopf von einer Krone geziert. Wie Chori gehört hatte, handelte es sich hierbei um die Königin Mutter. Mit ihr würden die Verhandlungen primär geführt werden, an die Botschaft wurde das Wort nicht einfach so direkt gerichtet.
Der Herold verkündete ihr Kommen und stellte sie als die >ehrenwerte hochwohlgeborene Hae Chori, Königin von Lituolien.< und den >Fürsten von Loreen und Jae Vash Jaenun von Loreen mit Begleitung.< vor und die Tür wurde anschließend donnernd hinter ihnen geschlossen. Dann wurde es für einen Moment lang still. Chori gab sich schließlich einen Ruck und versuchte die Felle der exotischen Tiere, die man bis zum Sockel der Elfenbeintreppe als absurden Teppich ausgelegt hatte, so elegant wie möglich entlang zu schreiten. Ihre beiden Begleiter folgten ihr mit dem gebührlichen Abstand, erst Jaenun, der sich seine schlecht sitzende Eisenkrone immer wieder zurecht schieben musste und dann dahinter Jaemi.
Ihre Reise, den langen Teppich entlang, wurde von der Königin Mutter scharf beobachtet. Ob die Botschaft ihnen überhaupt das geringste Interesse schenkte, konnte Chori nicht erkennen. Trotzdem ließ sie Jaenun sich in die Richtung des Throns verbeugen und Jaemi einen Knicks machen und richtete auch das Wort direkt an die Silhouette vor ihr >Seid gegrüßt Botschaft von Camo. Ich bin weit gereist um Euch endlich einmal persönlich kennen zu lernen.<
Ihre Worte schmetterten anscheinend ergebnislos gegen die rote gigantische Plane, denn sowohl Botschaft als auch die Königin Mutter blieben stumm. Näher an den Thron herangetreten als zuvor, konnte Chori jedoch zumindest hinter dem Sichtschutz eine Bewegung der echten Figur feststellen und nicht nur des Schattens.
Sie beeilte sich weiter zu sprechen, nachdem hier wohl nicht viel von geplauderten Höflichkeiten gehalten wurde.
Sie hatte sich von Jaemi am Vorabend in die Schule der Diplomatie einführen lassen. Sie hatte ihr ein paar Tipps gegeben und stand jederzeit bereit, um ihrer Königin ein paar hilfreiche Sätze in ihr Ohr zu flüstern. Choris Vater hätte nichts von all dem gehalten. Die Höflichkeiten, die Schmeicheleien und Verführungen waren nicht sein Stil gewesen. Er hatte immer direkt und offen gesprochen. Doch vielleicht hatte er sich deshalb nicht vor dem Nebel seiner Berater schützen können und war auf ihre Manipulationen herein gefallen. Wer das Spiel nicht gelernt hatte, konnte es auch nicht spielen.
>Ich bin hier, um das herausragende Königreich Camo, von einem bilateral nützlichen Bündnis, mit dem neu entstandenen Königreich Lituolien zu überzeugen.<
Wieder verging ein Moment ohne Antwort. Die Königin Mutter rutschte unbeeindruckt auf ihrem Elfenbeinsessel herum und Chori wandte sich unsicher Jaemi zu. Diese wollte gerade etwas in ihr Ohr flüstern, da bemerkte Chori, dass die Königin Mutter, ein großes evolut aufgerolltes Meeresschneckengehäuse an ihr Ohr hielt. Vom Apex weg spannte sich ein goldener Fanden hinter der Plane vorbei, wohl zum anderen Ende einer ebenso großen Schnecke und der Botschaft die so ihre Worte hinein flüstern konnte.
Die Königin Mutter ließ die Muschel andächtig auf ihren Schoß sinken und sammelte sich einen Moment, um das Gesagte, in einen gebrochenen Singsang, gemischt aus Gemeinsprache und camonischen Phrasen an Chori zu übersetzen >Eine Allianz ist ausgeschlossen. Das Königreich Camo ist neutral, war neutral und wird immer neutral bleiben. Was ihr braucht ist Hilfe, keine Verbündeten.<
Chori zog ihre Augenbrauen leicht zusammen und wandte sich wieder der Plane zu >Nun, wir brauchen hauptsächlich finanzielle Unterstützung. Eine Leihung, natürlich, wir sollten unsere gute Zusammenarbeit vertiefen.<
Ein kleines, raues Kichern entwich der Königin Mutter und sie musste sich erst wieder sammeln, bevor sie das Schneckengehäuse wieder an ihr Ohr hielt. Ihrem Kind lauschend bildete ihre Miene jedoch wieder eine völlig perfekte Maske der Unberührbarkeit und nach einem kurzen Moment legte sie den drei Lituoliern die Sachlage dar, vor der sie sich bereits gefürchtet hatten >Das Königreich Lituolien ist am Verlieren. Ihr habt unsere Neutralität bereits einmal in Reinke gebrochen. Eure Mauer ist zerstört, eure Städte eingenommen. Das Geld das wir an euch leihen würden, sehen wir nie wieder.<
Chori holte eifrig Luft, bevor sie ihre lange zuvor zurecht gelegte Antwort dazu, der Botschaft entgegen schoss >Wenn Jentyponien gewinnt, dann werden sie versuchen auch die restlichen maritimen Mächte aus dem Spiel zu drängen. Wir sind nur ein Hindernis vor euch, auf dem jentyponischen Weg zur Seeherrschaft.< und sie wusste, dass dies die Wahrheit war, die jentyponischen Intentionen waren seit Jahren bekannt. Selbst ihr Vater hatte dieses Szenario bereits gefürchtet und prophezeit, dass die Jentyponier den Konflikt zwischen Ahnahn und Atonien nutzen würden, um die beiden geschwächten Erzfeinde, zusammen zu bezwingen. Deshalb war ihre Schwester hastig an Atonien verheiratet worden, um beide Königreiche noch wehrhaft zu halten. Sie hoffte also, dass diese Einsicht, nun auch den Camonen als Warnung diente.
Doch die Königin Mutter blieb unbeeindruckt. Sie nutzte nicht einmal mehr ihr Schneckenhaus um auf eine Antwort der Botschaft zu warten und ergriff selbst die Initiative, um Choris Fehlkalkulation aufzuklären >Unsere Bemühungen haben für dieses Problem bereits eine Lösung gefunden. Uns wurde der jüngste Sohn König Ruidys als Bräutigam angeboten, zusammen mit einer erheblichen Mitgift. Außerdem die Zusicherung, dass wir eine Allianz formen können, die sich die Weltmeere untereinander aufteilt. Kein Machtverlust, kein Konflikt. Die einzige Bedingung war, dass wir euch keine Unterstützung zukommen lassen.<
Chori erstarrte. Ihr Blick war auf die Plane vor sich gerichtet und sie war völlig darauf konzentriert das unmögliche Unterfangen zu bewerkstelligen, durch das feine Gewebe zu schlüpfen und den Herrscher von Camo, diesen gewöhnlichen Mann oder diese gewöhnliche Frau, so lange zu schütteln, bis er oder sie begriff, dass Lituoliens Schicksal in den Händen dieser Regierung lag.
Vielleicht schaffte die Intensität ihres Starrens ja auch, die Plane in Brand zu stecken und den ganzen Palast niederzubrennen. Zu mehr Gedanken war sie im Moment nicht in der Lage. Doch auch wenn sie lange darüber nachdenken hätte können, würde ihr doch nichts einfallen, um auf diesen Pakt zwischen Camo und Jentyponien zu antworten. Neutralität war wohl ein sehr dehnbarer Begriff.
Sie hörte Jaemi, wie diese an sie heran trat und fühlte ihren warmen Atem an ihrem Ohr >Biete ihnen ein Geschäft an, Juvi. Eine Transaktion. Wenn sie uns das Geld nicht leihen, sondern für etwas bezahlen, dann brauchen sie keinen Verlust bei einer Niederlage unsererseits fürchten.<
Ihr gefiel dieser Gedanke, doch sie wusste nicht, was bei ihnen zum Verkauf stehen könnte. Sie hatten nichts nützliches, genau das war ja ihr Problem.
Anscheinend war Jaenun auf genau die selbe Idee gekommen und er trat nun etwas zögerlich vor, verneigte sich vorsichtig und sprach dann. Nicht nur als Jae Vash, sondern auch als Titelträger >Wir könnten Euch ein Angebot machen. Gebt uns das Geld und wir geben Euch im Gegenzug mein Blut. < er versuchte mit hektischen Händen jede Kritik im Vorfeld zu ersticken >Wir hörten, dass in Camo ein Tiedenfieberausbruch droht. Tausende können sterben. Vor allem die arme Bevölkerung würde es treffen. Mein Blut kann diese Seuche stoppen. Euer Volk würde Euch lieben, wenn Ihr ihm Heilung brächtet. Wir profitieren alle davon.<
Chori gefiel diese Idee, doch sie war sich nicht sicher wie machbar sie war. Die Menge an Geld, die sie für die Fortführung des Krieges benötigen würden, könnte sie zwanzigtausend Ampullen kosten. Vielleicht sogar noch mehr. Jaenun würde wohl dafür sechs bis acht Wochen nichts weiter tun, als in einem Zelt zu liegen und sich Blut abnehmen zu lassen. Danach würde er wohl weitere sechs Wochen damit verbringen, die Reserven für ihre eigene Armee wieder aufzufüllen. Das konnte nicht gesund sein, doch er schien es sich zu zutrauen.
Die Stimme der Königin Mutter, riss Chori vollständig aus all ihren Gedanken. Sie hallte wie eine Peitsche durch den Saal >Das Blut einer unsäglichen Göttin! Wir dienen nur dem Göttlichen der Leere.< sie stand auf, ihre Wachen verneigten sich. Mit der Entschlossenheit einer erfahrenen Verhandlerin, zog sie ihr bodenlanges Kleid ein Stück in die Höhe, um beim Gehen nicht drauf zu steigen und drehte sich zu einer Seitentür, die wohl in die Privatzimmer der Königsfamilie führte. Über die Schulter hinweg machte sie noch den Kommentar, dass sie ihre Zeit mit solch dummen Einfällen nicht verschwenden und das nächste mal, einen richtigen Vorschlag auf den Tisch legen sollten und verschwand dann aus dem Thronsaal.
Verblüfft und auch niedergeschlagen verbeugten sich die drei Lituolier vor der Botschaft, die noch immer stumm und teilnahmslos auf ihrem Platz hinter der Plane saß und machten sich auch wieder benommen dazu auf, in das Palais Akelei zu gelangen.
Dort war die Gemeinschaft zu einigen quälenden Stunden des Schweigens verdammt. Chori hatte nicht einmal mitbekommen, das es Abend geworden war. Das Essen das man ihr gebracht hatte, war von ihr nicht angerührt und die Schatten des Zimmers unbemerkt länger geworden. Doch nun raffte sie sich auf und versammelte alle im großen Wohnraum vor dem Kamin, denn so konnte das nicht enden. >Wir dürfen uns nicht geschlagen geben!< erklärte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Jaemi lag vor dem Kamin und ließ das Feuer über ihre glänzenden Augen tanzen >Eine Hochzeit mit jemandem von uns schließt du aus, Juvi. Wir haben keine Rohstoffe, die Camo nicht auch hätte und Druck können wir eben sowenig aufbauen. Die Diplomatie ist am Ende.<
Jaenun saß auf dem Diwan vor dem Kamin und wurde fast gänzlich von den ganzen goldenen Verzierungen und riesigen Pölstern verschluckt, sodass er die Aufmerksamkeit nur von der quietschenden Einrichtung auf ihn lenken konnte, wenn er sprach >Vielleicht sollten wir deine Schwester in Atonien fragen, ob sie uns das Geld borgen. Im Moment haben wir ja ein-< er suchte ein passendes Wort um die lituolische Beziehung zu Atonien zu beschreiben, doch kam nicht wirklich weiter >zivilisiertes Verhältnis mit denen. Und sie müssen doch auch Interesse daran haben, dass Camo und Jentyponien, sich nicht die Weltmeere aufteilen.<
Leider konnte Chori diesem Vorschlag nicht zustimmen >Atonien ist pleite, genau so wie wir. Auch wenn sie uns helfen wollen würden, was gewiss nicht der Fall ist, könnten sie es nicht.<
Sie schritt im Raum auf und ab und dachte über Jaemis Worte nach. Das ist das Ende der Diplomatie. >Ich denke, dass wir uns nicht mehr herum schubsen lassen sollten.< sie stupste Jaemi mit dem Fuß an, damit diese vom Feuer aufsah und ihrer Königin die volle Aufmerksamkeit schenkte >In der Weltpolitik wird getrickst und gelogen.< zitierte sie ihren Vater, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte, von dem sie selbst nicht ganz wusste, wie dieses zu deuten war >Es wird Zeit, dass wir uns zu wehren lernen und das selbe Spiel spielen, wie alle anderen auch.<
>Was meinst du damit?< fragte Jaenun aus dem Kissenberg heraus.
>Wir werden den Camonen dein Blut verkaufen und wenn ich meine Fähigkeiten dafür einsetzen muss! Wir werden uns nicht mehr abweisen lassen!<
>Chori Juvi.< Jaemi setzte sich nun vollends auf und wirkte ängstlich >Ich weiß nicht ob du deine Fähigkeiten gegen den Herrscher eines anderen Landes einsetzen kannst.<
>Ich bin die verdammte Königin, wer soll mich davon abhalten?< Chori lachte auf, voller Aufregung und Genugtuung >Sie verwenden doch auch jeden Hebel gegen uns, den sie haben!<
Ein Plan begann sich in ihrem Geist zu formen. Die Königin Mutter hatte sie praktisch dazu eingeladen, noch einen Vorschlag an sie heran zu bringen. Sie war die Chefverhandlerin, ihr Einfluss musste sehr groß auf ihr Kind sein, so groß dass sie manchmal gar auf eine Anweisung der Botschaft verzichtete. Doch die Schritte für ihren Plan waren gewagt, kompliziert und hätten ihrem Vater gefallen.
Am nächsten Morgen ging es bereits los. Sie hatte ihren Vermittler zurück zum Palast geschickt, dieses mal mit einer Einladung an die Königin Mutter, sie im Palais zu besuchen. Das hatte sich Chori auch einiges kosten lassen, nicht nur die Miete des Palais, sie hatte sich auch Köche angemietet, die der alten Frau ihr aller liebstes Gericht auftischen sollten. Am besten so viele Gänge wie möglich, denn Chori brauchte alle Zeit die sie bekommen konnte.
Während die Einladung überbracht wurde und sie insgeheim dafür betete, dass sich die Königin Mutter zu diesem Essen verführen lassen würde, instruierte sie noch die beiden Jae. Sie reichte Jaemi das Blumenkleid >Zieh das an und setzt auch die Krone auf.<
>Aber Juvi?<
Sie ignorierte Jaemis Einwand und widmete sich Jaenun >Meine Illusionen funktionieren nur, wenn man die Idee in den Köpfen der anderen verfestigt. Das bedeutet, wenn ich Jaemi jetzt so aussehen lasse, wie ich aussehe, dann musst du das durch deinen Umgang mit ihr unterstützen. Wie du auf sie reagierst ist absolut essenziell, denn auch wenn die Leute irgend etwas komisches an Jaemi bemerken, irgend etwas, was sie skeptisch werden lässt, werden sie sich doch an dich wenden. Wenn du dich normal verhältst, werden sie denken, dass sie sich die komischen Auffälligkeiten nur eingebildet haben.<
Jaenun sah mit dieser Situation überfordert aus. Gefangen zwischen dem Zwang Chori anzustarren, um keinen versehentlichen Blick auf die sich umziehende Jaemi zu werfen und den Sorgen, dass dieser Plan nie funktionieren würde, sah er sich dazu gezwungen, konkrete Erklärungen zu fordern. Nicht nur Anweisungen >Also. Du möchtest Jaemi in dich verwandeln?<
>Das ist schon passiert.< antwortete Chori und zog das Jaemädchen an seine Seite, die sich gerade das Kleid übergestriffen hatte >Du wirst die Veränderung nicht sehen, weil du ja weißt, dass es nur eine Illusion ist. Deshalb ist es so wichtig, dass du wirklich all dein schauspielerisches Talent dafür verwendest, um so zu tun, als wäre sie ich. Na los, spiel als wärst du verliebt in sie!<
Das sollte nicht so schwer sein, fügte sie in Gedanken hinzu und musste ein Grinsen unterdrücken, schließlich sieht Jaemi so aus wie ihr Bruder.
Die beiden Jae sahen einander schockiert und peinlich berührt an und Chori verdrehte die Augen >Aber bitte nicht zu verliebt. Das hält man ja nicht aus.< kommentierte sie sarkastisch und hoffte, dass sich die beiden mehr Mühe geben würden, wenn die Königin Mutter erst einmal aufgetaucht war.
Damit nicht zwei Choris herum laufen konnten und die Illusion zerstört wurde, schnappte sie sich die Kleidung, die Jaemi abgelegt hatte und zog sie sich über, während sie auf die Rückkehr des Vermittlers warteten. Ihr Gesicht würde für alle Außenstehenden, durch ihre Verstand-Magie, damit nicht mehr ihr eigenes sein und das war für sie spannend und seltsam lustig zugleich. Der Vermittler tauchte nach einer halben Stunde wieder auf und wandte sich sofort mit seiner positiven Nachricht, an die verwandelte Jaemi. Chori war darauf hin zweifach zufrieden. Einerseits, weil ihre Rollentausch mit dem Jaemädchen anscheinend ohne Probleme funktioniert hatte und sogar ein anderer Chorr nicht erkannte, dass es sich bei Jaemi nicht um die Königin handelte. Und andererseits, da es der Vermittler geschafft hatte, ein erneutes Treffen zu erwirken. Diesem Mann winkte eine Gehaltserhöhung, wenn sie sich erst einmal mehr Geld ergaunert hatten, denn er war überaus kompetent in dieser Angelegenheit.
Auch über Jaemis Darstellung war Chori nicht unzufrieden. >Wir hatten schon gedacht, dass dieser alte Drache Euch da drinnen gefressen hätte.< kommentierte sie leicht hin und mit einem netten Lächelnd >Ich danke Euch, dass Ihr erneut solch gute Dienste geleistet habt.<
Sie ging wohl in ihrer Rolle als Königin auf und traf einen guten Ton, den Chori so auch gewählt hätte und das ließ die eigentliche Herrscherin zuversichtlich auf das Treffen mit der Königin Mutter hin fiebern.
Sie hatte sich für das Mittagessen angekündigt und bis dahin gab es noch einige Dinge zu klären. Vor allem Jaenun und Jaemi mussten mit Themen versorgt werden, die man der alten Dame an bieten konnte, um sie so lange wie möglich beschäftigt zu halten. Dazu eigneten sich Gerüchte über die Manengrunder und Atonier, so wie mögliche Heiratsangebote an die Botschaft. >Wir sollten ihnen Jaetru anbieten, dann sind wir ihn los!<
Chori segnete einige Themen ab, die man ansprechen konnte und ging mit den beiden Jae noch die ein oder andere Trockenübungen durch, wie man mit der Königin Mutter umgehen sollte. Dann waren ihre Freunde auf sich alleine gestellt, als die Adelige endlich im Palais, mit höflicher Verspätung, eingetroffen war und sich Chori mit Jaemis Aussehen, aus dem Gebäude geschlichen hatte.
Sie verblieb jedoch nicht lange in der Gestalt der Jae, sie hatte ihre eigentliche Form noch einzunehmen. Mit schnellen Schritten huschte sie in der Mittagshitze zum Palast hinüber, über den Rosenplatz und abbiegend zu der Gartenanlage. Dort nahm sie das Erscheinungsbild der Königin Mutter an, das sie, nun da sie wusste was die alte Dame vor dem Verlassen des Palastes getragen hatte, mit hoher Genauigkeit reproduzierte.
Sie konnte gleich auf den Stufen zum Palasttor ihre Illusion auf die Probe stellen, denn zwei Wachen kamen ihr entgegen und halfen ihr beim Erklimmen der Treppe. Sie wurde mit großer Zuneigung Aphina genannt, 'Mutter der Nation' auf Camoni und man fragte, was sie so schnell schon zurück führte.
>Die Lituolier haben nur verrückte Ideen auf den Tisch gelegt. Und Muscheln serviert. Ich hasse Muscheln.< antwortete Chori in ihrer besten Krächtzstimme und die Wachen lachten höflich. Es schien sie nicht zu stören, dass ihre vermeintliche Aphina in der Gemeinsprache geantwortet hatte. Es war ihnen Beweis genug, von Chori die Muscheln erwähnt zu bekommen, von denen ihr die gemieteten Köche abgeraten hatten, da die Königin Mutter solche Gerichte nicht vertrug.
>Führt mich zu der Botschaft.< forderte sie, als die Stufen erklommen waren >Ich muss die Angebote unserer Nachbarn zumindest auflisten, auch wenn sie nichts taugen.<
>Die Botschaft ist in den königlichen Gemächern.< antwortete einer der Wächter auf Camoni, was Chori gerade noch verstand. Sie nickte und ließ sich dort hin geleiten. Dann schickte sie die Wächter zurück zum Eingangstor und stand alleine einen Moment vor der Tür.
Der bedeutende Augenblick war gekommen.
Sie wusste nicht, ob für die Mutter der Botschaft Klopfen abgebracht war, oder nicht, doch sie entschied sich dennoch dafür, denn einen Gottherrscher überraschte man schließlich nicht gerne in den eigenen Gemächern, auch wenn man diesen Gottherrscher geboren hatte. Ein Dienstmädchen öffnete und schien nicht überrascht zu sein, also wurde auch Chori ruhiger. Sie wurde hinein gebeten und nahm in der Alkove des Vorraums Platz. Die Botschaft befand sich angeblich, von ihr durch einen dünnen Vorhang getrennt, in dem Schlafzimmer. Sie entließ die Dienerin mit einer Handbewegung und erklärte, dass es einfache Bedienstete nichts anging, was in den Gemächern der Botschaft besprochen wurde und wartete dann geduldig, wie sich die Camonen verhielten.
Die Bedienstete verschwand tatsächlich sofort aus dem Zimmer und trat in den Gang, aus dem Chori gekommen war. Sie verschloss die Tür hinter sich und somit umfing eine Sturmflut an Stille die lituolische Königin. Das Gefühl traf sie mitten durch ihre Brust. Nun waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und die anfängliche Aufregung, wich einer plötzlichen Nervosität. Sie hatte nur bis hier her geplant und musste sich jetzt auf ihre Improvisationskünste verlassen.
Es verging ein langer Moment bis sich in den Gemächern hinter dem Schleier etwas regte. Eine Gestalt huschte vom einen Ende des Zimmers zum anderen und setzte sich an einen kleinen Tisch, mit dem Rücken zu der Tür. Die Stille blieb jedoch ungebrochen, Chori konnte sich gut vorstellen, dass man nicht sprach, bis man von der Botschaft dazu aufgefordert wurde und so blieb sie so lange regungslos und ohne ein Wort auf ihren Lippen sitzen, bis sie sich fragte, ob die Botschaft überhaupt bemerkt hatte, dass sie nicht alleine war. Sie räusperte sich also, um ihre Anwesenheit zu zeigen.
Die Botschaft seufzte aus dem Inneren des Gemaches heraus und es wirkte, als würde sie ein Gespräch fortsetzen, dass sie immer wieder führen musste. Ihre Stimme klang gedämpft und hohl, wie hinter einer dicken Maske hervor und ihre monotone Art zu sprechen, verriet eine gewisse Überdrüssigkeit. Die Stimme selbst war jedoch weder einem Burschen, noch einem Mädchen zuzuordnen. >War ich gestern nicht streng genug? Hätte ich die Lituolier gleich abweisen sollen?<
Chori verstand die Botschaft nicht wirklich. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Natürlich wollte die Botschaft mit ihrer Mutter in Camoni sprechen, eine Sprache, die Chori nur sehr radebrecht beherrschte. Doch ihre Verstandfähigkeiten waren ihr ein weiteres Mal von Nutzen, denn es waren die Gedanken der Botschaft die sie verstehen konnte, auch wenn sie die Worte nicht kannte. Das half ihr nichts beim Antworten und sie verfluchte sich innerlich, dass sie nicht vorher daran gedacht hatte, dass sie in einer fremden Sprache eine Konversation führen musste, doch nun war es auch nicht mehr nützlich, sich darüber zu ärgern. Sie würde der Botschaft schon irgendwie das Gefühl geben, dass es nichts außergewöhnliches war, in der Gemeinschprache zu antworten.
>Nein, vielleicht war ich zu voreilig.< krächzte Chori also und hielt den Atem an.
Aus dem Zimmer hörte sie erst nichts, dann nach einem Moment wieder etwas rascheln. Die Botschaft klang ungläubig doch auch auf die ein oder andere Art erleichtert >Ich wusste nicht, dass du einen Fehler eingestehen kannst.<
>Ich will nicht dass du dir einen Fehler zu Gesichte stehen lassen musst. Vielleicht habe ich gestern zu schnell reagiert. Ich habe dich gar nicht angehört, bevor ich den Lituoliern geantwortet habe.<
>Das hat gestern noch ganz anders geklungen!<
Chori lehnte sich in ihrem Sitz zurück und spielte mit ihren Fingern in ihrem Schoß, während sie weiter sprach >Jetzt will ich dich anhören. Was hältst du von alle dem?<
Eine Pause trat ein. Ein unsicherer Atemzug. Dann sprach die Botschaft weiter >Ich will den Sohn von König Ruidy nicht heiraten. Er ist meiner nicht würdig und das weißt du.<
>Also willst du jede Möglichkeit nutzen, um diesem Arrangement zu entkommen?< fragte Chori und versuchte das Aufkeimen von Hoffnung in ihrer Brust zu unterdrücken. Sie durfte auf keinen Fall freudig über diese Nachricht klingen.
>Zumindest will ich es in Erwägung ziehen.<
Chori hielt das für fair und wollte die Botschaft auch bei ihrer eigenständigen Partnerwahl unterstützen, doch sie war sich ziemlich sicher, dass die Königin Mutter niemals so offen für diese Möglichkeit sein würde. Im Zwiespalt gefangen, ließ die Chorr ihre Schultern kreisen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sie dachte an den königlichen Instinkt von dem ihr Vater gesprochen hatte.
Ihr Vater. Sein Lächeln war breit gewesen, zumindest Früher. >Deine Schwester hat sich für diesen Weg entschieden.< hatte er ihr damals versichert, als Panri dem Atonischen Thronfolger versprochen worden war. >Aber hatte sie wirklich eine Wahl?< war Choris Antwort gewesen, vorlaut und piepsend, wie ihre Stimme früher nun einmal gewesen war. Ihr Vater hatte so herzhaft gelacht, dass sein gesamter Körper und Choris Meinung zufolge der ganze Palast, gebebt hatte. >Oh, sie hat deinem alten Herren hier erklärt, dass sie es keinen Moment mehr in diesem öden Kaff aushält. Mit einem Vater der immer nur dumme Witze macht.<
>Also ist es für sie mehr ein Abenteuer in Atonien zu leben?<
>Ja, ich denke schon.< er hatte ihr seinen mächtigen Arm um die Schulter gelegt, das Gewicht und die Wärme waren beruhigend gewesen >Konnte ich deine Sorgen damit zerstreuen? Du wirst niemals verheiratet werden, wenn du das nicht willst. Keines meiner Kinder soll das passieren. Es wird immer einen anderen Weg geben.<
Ihre Sorgen hatten sich damals tatsächlich zerstreut. >Es wird immer einen anderen Weg geben.< antwortete sie der Botschaft nun >Es tut mir leid, dass ich deine Bedenken nicht früher wahrgenommen habe. Du wirst niemals verheiratet werden, wenn du das nicht willst. Du bist von den Göttern beschenkt worden, mein Kind. Deine Stimme zählt mehr als die jedes anderen Sterblichen.<
Es wurde wieder einen Moment still. Die Stille war angenehm und Chori wusste, dass sich etwas getan hatte, im Herzen und im Denken dieses jungen Kerlchens, das viel zu viel Verantwortung und Macht in die Wiege gelegt bekommen hatte.
>Ich meine, König Ruidys jüngster Sohn ist noch immer achtundzwanzig! Was für ein Großväterchen!<
Das brachte Chori zum Lachen, sie kümmerte sich gar nicht mehr darum, dass die Königin Mutter eher wie jemand wirkte, der lieber explodieren würde, als auch nur ein Grinsen in die Welt zu tragen >Du müsstest ihm wahrscheinlich das Essen vorkauen.<
>Ja! Das ist nichts für mich!<
Auch die Botschaft hörte sich nun deutlich erheitert an und Chori genoss diesen ungebundenen Moment >Also heirate denjenigen, den du dir selber aussuchst! Lass dir da von niemanden etwas hinein reden.<
>Vielleicht auch gar niemanden.< antwortete ihr die Botschaft und Chori zuckte mit den Schultern, auch wenn es ihr Gesprächspartner nicht sehen konnte >Das ist auch in Ordnung.<
Doch dann blieb Chori die Fröhlichkeit plötzlich in der Brust stecken. In der Gemeinsprache war die Botschaft mit einem mal klar und deutlich und ohne Hilfe von Choris Verstandsmagie zu verstehen >Wenn meine echte Mutter das nur auch so sehen würde.<
Ein Schwall von Stille flutete die Gemächer wieder und schwappte durch Chori als kalter Schauer. Die Botschaft wusste Bescheid.
>Königin Chori, der Göttliche der Leere ist mir ein guter Schutzpatron. Eure kleinen Tricks durchschaut er leicht und warnt mich rechtzeitig.< die Botschaft klang nun völlig neutral, eine Herrscherfigur, die weder inspirieren noch geliebt werden musste.
Die chorrische Königin sprang auf ihre Beine, sie wusste nicht, was dieser Verlauf für Konsequenzen haben würde.
Die Botschaft war jedoch um Beruhigung bemüht >Ich habe es bereits gesagt. Jede Möglichkeit König Ruidys Sohn nicht heiraten zu müssen ist mir recht. Ihr werdet euer Geld bekommen und wir das Blut des Vash. Doch euch ist hoffentlich auch klar, dass ich vor meiner Mutter weiter so tun werde, als wäre ich von Euch getäuscht worden. Sie wird wütend auf Euch sein.<
Chori lächelte darauf hin schief >Wäre nicht die erste Mutter die sauer auf mich ist. Vielleicht gibt es Euch jedoch auch einen Anstoß dazu, die Kommunikation in dieser Familie zu verbessern.<
>Geschäftlich rein. Ihr solltet jetzt gehen, bevor ich die Wachen rufe.<
Chori verdrehte die Augen und machte sich auf den Weg nach draußen, doch wurde noch einmal kurz von der Botschaft aufgehalten.
>Habt Dank, Königin Chori.<
Chori strahlte, endlich funktionierte einmal etwas.
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