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9.2. Jaenun

Gegen Mittag des darauf folgenden Tages, waren sie an der Mauer von Loreen angekommen. Besonders am Fluss entlang, hatte die feuchte Luft, die von Ahnahn aus in das Reich der Jae kam, in der wesentlich kälteren Frühlingsathmosphäre des Morgens gedampft und die Chorr zum Zittern gebracht. Doch nun da die Sonne fast an ihrem höchsten Punkt stand, waren die Soldaten aufgewärmt und noch nicht zu müde um leicht besiegbar zu wirken.

Der Expeditionstrupp bestand aus Berufssoldaten und Soldatinnen, so wie Chothan und so waren sie eher wenig beeindruckt von dem antiken Holztor des ersten Stadtrings von Loreen, das sie bereits von weitem sehen konnten, als sie aus dem feuchten Wald traten. Dies taten sie in Trupps, in lange eingeübter Formation von je vierzig Mann. Das einzige was sie aus ihrer eingeübten stoischen Art befreite, war die Verwunderung über das phallische Symbol, das an dem massiven Holztor und dem zentralen Wachturm angebracht worden waren. Die beeindruckenden Schießscharten zählten vielleicht auch dazu.

Jaenun hingegen, war überaus fasziniert von dem gesamten Profil der Stadt. Seiner Stadt, um genau zu sein und er erkannte auch gleich, dass es sich bei dem Symbol um einen der Pilze handelte, die in dem feuchten Wald, um Loreen herum, zu Hauf wuchsen und zu seinem Entzücken in der Nacht leuchteten, um Insekten anzulocken.


Er riet Chothan, dass sich die Chorrsoldaten vor der Stadt aufstellen sollten, in einer Entfernung, die sie für angebracht hielt und sie als sicher gegen Pfeile empfand. Dann wartete man.

Die Nachricht, dass sich ein Chorrtrupp über die Grenze begeben hatte und sich auf die Stadt zubewegte, hatte sich natürlich bereits bis zu dem faonischen Stadthalter durchgesprochen und hinter dem hölzernen Originaltor, war wohl das jüngere Gittertor bereits in der Nacht heruntergelassen worden. Doch der Stadt blieb kaum etwas anderes übrig, als einen Botschafter durch eine Hintertür hinaus zu lassen und mit weißer Fahne an die Soldaten heran zu treten.

Flankiert von Chothan und Gnaeo, wurde der Botschafter vor Chori und Jaenun, zum hinteren Teil der Truppen, gebracht. Es war ein kleiner Mann, der in Lila und Gold gekleidet war und das faonische Wappentier, einen Wolf, auf seinen Brustwams gestickt hatte. >Ich grüße die Ahnahnische Königin im Namen unseres Stadthalters Jaearo von Loreen und verneige mich demütig.< verkündete der Botschafter und überspielte dadurch, dass man den Namen der ahnahnischen Königin nicht einmal wusste. >Und natürlich grüße ich auch meinen neuen Vash.< wieder eine Verneigung, ohne einen Namen zu nennen.


Jaetru übernahm die Verhandlung, er traute wohl keinem der beiden Herrscher, die richtigen Worte zu finden >Es ist wohl offensichtlich was wir wollen.< sagte er ohne große Umwege. >Jaenun von Loreen ist zurück gekehrt, um sein Fürstentum in seinen Besitz zu bringen.<


>Und was wollt Ihr, Fürst Jaetru? Euer Vater hat uns Loreen zugestanden.< der Botschafter sah mit einem mal sehr unfreundlich aus. Jaetru blieb davon unbeeindruckt >Ich suche mir meine Bündnispartner selbst aus. Und wie wir gesehen haben, verhält es sich damit in Faonen genauso.<


>Es ist wohl nicht zuviel verlangt, wenn mein Herr, Stadthalter Jaearo und unser Fürst Jaeseon einen Beweis für jegliche Ansprüche auf Loreen verlangen. Verzeiht, doch wer kann schon bezeugen, dass dies Jaekio von Loreens Sohn ist?< er zeigte auf Jaenun, doch Chori ließ sich nicht länger stillhalten >Wir brauchen keine Beweise. Wir haben achthundert Chorrsoldaten, die bestens für eine Belagerung ausgerüstet sind. Wir sind hier um das Fürstentum Loreen zu befreien und es seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben.<

Sie zog Jaetru den Brief mit ihren Bedingungen aus der Hand und überreichte ihn persönlich dem Botschafter >Ihr habt vier Stunden um euch zu entscheiden, ob ihr die Stadt räumt, oder ob ihr kämpfen wollt. Öffnet das Tor oder seht zu wie wir es einreißen.< sie ließ mit einer Handbewegung die Katapulte los feuern, die in einem gezielten Schuss tausende Blatt Pergament über der Stadt verteilten. >Wir kommen als Befreier, nicht als Eroberer.< erklärte sie knapp den Inhalt der Nachricht.

Der Botschafter zeigte sich erbost, doch unfähig etwas gegen diese Aktion zu tun, denn die Katapulte wichen schnell nach hinten zurück, sodass sie nicht von der Mauer aus befeuert werden konnten. Er wurde von Gnaeo und Chothan zurück gebracht um die Nachricht zu übergeben.

Während die anderen beobachteten, wie der Botschafter fortgebracht wurde, drehte sich Lehni flügelzuckend zu Jaetru >Ich dachte es stünde zweifelsfrei fest, dass Jaenun der verlorene Sohn von Jae-sowieso ist.<


>Für mich steht es zweifelsfrei fest.< entgegnete Jaetru und warf einen seltsamen Blick auf Jaenun >Die anderen werden jedoch mehr Beweise brauchen. Wir kümmern uns darum, wenn wir Loreen haben. Kehrt Fürst Jaeran von Minzka erst einmal in das Land der Jae zurück, wird er vor allen hier bezeugen können, dass du sein Cousin bist und wenn wir deine Mutter hier herschaffen können, dann wird auch allen klar werden, dass sie seine Tante ist. An die Frau des ehemaligen Vash wird man sich wohl erinnern können.<


Das musste für sie als Garantie reichen, auch wenn einigen der Anwesenden die Aussicht auf einen möglichen Fehler nicht gefiel. Besonders Lehni hatte viel an der Tatsache zu nagen, dass sie gerade vielleicht ein Fürstentum angriffen und sich im Recht dabei fühlten, doch möglicherweise überhaupt kein Recht dazu hatten. Sollte Jaenun wirklich nur ein Halbweise von der ahnahnischen Docks sein und kein Fürstensohn und der wahre Erbe eines Tages auftauchen, hatten sie einiges zu vertuschen. Und wer wusste schon, ob Jaetru so etwas nicht gelegen kommen würde.

Jaenun konnte die Unsicherheit seines Freundes von dessen Gesicht ablesen, doch nun waren sie bereits zu weit in ihren Plänen vorgerückt, als dass sie sich wieder zurückziehen konnten. Außerdem war der Gedanke, dass er nun endlich mehr über seine Herkunft erfahren würde, tröstlich und Jaenun wollte diese Gefühl nicht wieder hergeben. Also weigerte er sich daran zu glauben, dass irgend ein Zweifel über seine Legitimität bestehen konnte. Er spürte auch dass Chori Fragen zu dem Thema hatte, doch er wollte mit keinem der beiden tatsächlich eine Diskussion anfangen. Nicht jetzt auf den Feldern vor Loreen.

Die Stadt war kreisrund und wie eine mehrstöckige Torte auf einen Hügel aufgebaut. Die dicke Stadtmauer hatte zwei Wachtürme, die auf sie gerichtet waren und die Festung Loreen selbst, lag ganz oben auf der Hügelkuppe. Dort war wohl auch der Herrschersitz seiner Familie gelegen. Auf die Rückseite der Stadt konnten sie nicht sehen, doch Jaetru erklärte, dass auch dort zwei Wachtürme standen, die nach Nemuraq hin gerichtet waren. Ein weiteres Tor war wohl auch dort zu finden und Chothan schlussfolgerte schnell und richtig, dass sich die Männer aus Faonen wahrscheinlich dort hinaus schleichen würden, falls sie die Stadt tatsächlich aufgegeben hatten.

>Wäre es nicht besser, wenn wir sie dabei abfangen und töten? Sonst laufen sie doch nach Faonen und gruppieren sich dort neu.< fragte Gnaeo und stemmte die Hände in die Hüften. Die Frage war an Jaetru gerichtet, der nur eine Augenbraue nach oben zog, unbeeindruckt von der Kritik des T >Meine Idee war es nicht hier zu stehen und darauf zu warten, bis sie all ihre Ressourcen nach Faonen gebracht haben. Ich wollte Jaeseon direkt in Faonen angreifen, wo er im Moment nur ein viertel seiner Männer hat. Und dann Faonen gegen Loreen tauschen und einen geschwächten Jaeseon zurück lassen.<


Jaenun konnte beobachten wie Chori das Gesicht bei dieser Aussage verzog, Lehni die Augen verdrehte und Gnaeo seine Arme von seinen Hüften nahm und sie vor seiner Brust verschränkte. Er war über die Reaktionen der ersten beiden zufrieden, doch ärgerte sich über Gnaeo, der nun sogar den Urheber ihres aktuellen Plans wissen wollte.


>Ich hab mir das ausgedacht, wenn es recht ist.< verlautbarte Jaeho, ohne aufzusehen. Er hatte die Kapuze seiner Reisejacke so tief in sein Gesicht gezogen, dass man überhaupt kaum etwas von ihm zu Gesicht bekam. Seine Schwester saß neben ihm auf dem Boden und sah kampflustig genug für sie beide aus. Gnaeo setzte zu einem Vortrag an, doch Jaenun unterbrach sie alle >Ich habe dem Plan zugestimmt. Männer die wir heute nicht töten, können wir gegen die Jentyponier einsetzen. Ganz einfach.<


Dagegen konnte niemand etwas sagen, auch wenn wohl manch einer gerne etwas gesagt hätte und es blieb ihnen nur weiter zu warten. Sie spielten Ankyen um sich die Zeit zu vertreiben, doch nur mit den Karten, ohne die Figuren, da man es so zu mehrt spielen konnte.


Schließlich informierte sie Chothan, dass die vier Stunden vorbei waren. Ein Blick zum Tor war unnötig gewesen, es hatte sich bald nach dem Ultimatum bereits heraus gestellt, dass sich in der Stadt nichts tat. Die Wachsoldaten oben in den Türmen hatten sich nicht bewegt und das Tor blieb verschlossen. Nun galt es eine Entscheidung zu treffen. Blicke wurden Vor allem wurde Jaenun von allen Jaes und Chori von allen Ahnahnern angeschaut. Sie beide warfen einander einen unsicheren Blick zu.


Jaetru ergriff als erstes das Wort >Ein guter Herrscher regiert mit Beharrlichkeit und Konstanz. Man muss seinen Worten auch Taten folgen lassen, damit sich das Volk auf einen einstellen kann.<
Ein Blick zu Jaeho und Chothan zeigten ein Nicken. Gnaeo grinste und stützte sich lässig gegen seine Axt. Nur Lehni zuckte aufgeregt mit den Flügeln >Wir können nicht angreifen.< kritisierte er >Chorr könnten sterben. Jae könnten streben! Ich könnte sterben!<


Jaenun drehte sich zu der Stadt und dem verschlossenen Tor um. Er wollte nicht, dass jemand starb. Niemand sollte zu Schaden kommen, also glaubte er kaum, dass er den folgenden Satz tatsächlich sagte >Wir müssen uns an unseren Plan halten, also gebt den Truppen zum Angriff Bescheid.< Alles hing mit einander zusammen. Würden sie Loreen nicht einnehmen können, hätte er kein politisches Gewicht im Land der Jae und sie würden keine Allianz gegen Jentyponien eingehen können. Dann würden noch viel mehr Seelen ihr Leben lassen. Vor allem in seinem geliebten Ahnahn.


Jaetru sprang auf und ergriff seine Hellebarde, Gnaeo schwang die Axt empor und schulterte sie lässig, Chori griff nach ihrem Bogen und Chotan zog ihr Schwert. Nur Lehni stellte sich Jaenun entgegen >Wir machen das wirklich?<


Das Herz des jungen Vash hämmerte nun gegen seine Rippen, er wollte diese Entscheidung nicht treffen, doch eigentlich war sie schon getroffen worden, als Chori ihre Chorr über die Grenze geführt hatte. Nun mussten sie dem Skript folgen, das sie sich ausgemacht hatten, und ihre Rollen spielen, bis der Vorhang fiel.


>Wartet.< sagte Chori da und zeigte auf die Wachtürme >Die Wachen ziehen ab!< Es kam tatsächlich Bewegung auf die Mauer. Einstimmig wurde nun beschlossen, dass man dem ganzen noch eine halbe Stunde geben sollte und so konnten sie schließlich beobachten, wie sich das Tor endlich öffnete. Von den Wachen gab es mittlerweile keine Spur mehr, doch normale Bürger strömten aus der Stadt auf den Chorrtrupp zu. Sie hatten die Pergamente in der Hand und jubelten. Einige hatten aus grünen und schwarzen Fetzen, improvisierte Flaggen von Loreen gebastelt und schwenkten diese, andere hatten Blumen in ihren Armen.


>Eine Falle?< fragte Gnaeo, doch Jaeho verneinte sofort >Höchstens ein Manöver um dieses Tor zu verstopfen, sodass sich die restlichen Faoner aus dem Staub machen können.<


>Das soll uns recht sein.< kommentierte Chori und genoss den Anblick sichtlich. Eine große Anspannung fiel von allen ab, manche spürten es deutlicher, andere, die sich eingeredet hatten, dass sie hier nichts zu verlieren hätten, spürten es weniger deutlich, doch sie alle wurden von dem Jubel der loreener Jae angesteckt.

Man feierte die Chorr tatsächlich als Befreier, welche die Ketten der faonischen Besatzer endlich durchbrochen hatten. Blumen wurden an Chori übergeben, Jaemädchen und Burschen liefen rot an, wenn sie den Blick einer Königin auf sich ziehen konnten. Die alten Jaedamen und Herren hingegen, fingen beinahe an zu weinen, als sie ihren jungen Fürst erblickten. Sie feierten Jaenun nicht als Vash, sondern als Loreener und sowohl er, als auch Chori ,waren davon gleichzeitig peinlich berührt und geehrt.

In einem Freudenzug wurden Chorrsoldaten und auch die Königin mit ihrem Gefolge in die Stadt gebracht, doch Jaenun musste voraus gehen, darauf bestand die Menge. Sie liefen durch eine alte, von mehreren Kämpfen gezeichnete und über die Jahre vernachlässigte Stadt, doch ihre Bewohner schienen voller Lebensfreude zu sein. Aus den Fenstern heraus winkten weitere Jae und zeigten ihre selbstgebastelten Flaggen. Die violett, goldenen Symbole und Fahnen wurden von Marktplätzen und Tempeln genommen, oder durch schwarz grüne Tücher verhüllt. Eine Frau legte Jaenun einen Mantel in den Farben von Loreen über, der aus einem grünen Nachthemd und einem schwarzen Polsterüberzug bestand.


Auf ihrem Weg nach oben zur Festung gab es nur zwei Zwischenfälle. An zwei verschiedenen Kreuzungen wurde der Freudenzug von einer kleinen Grupper von Jaeseons Anhängern angegriffen, junge faonische Jae, die jedoch in Loreen aufgewachsen waren. Die Chorr Soldaten reagierten jedoch schnell darauf und auch die umgebenden Loreener wehrten die Angriffe ab und schafften es alle Aufständler festzunehmen. Es wurde nur ein Soldat ihres Trupps dabei verletzt, was in Jaenuns Augen eine gute Bilanz war.


Der Zug schob sie weiter bis ganz nach oben auf die Hügelkuppe vor die Festung mit den selben Pilzornamenten überall, wie draußen auf dem Tor. Sie ließen die Soldaten draußen mit den Jae feiern und betraten die Festung von Jaenuns Familie in einem Zustand des Rausches. Chothan und Gnaeo überprüften die weiträumige Eingangshalle, doch offensichtlich war niemand mehr von den Faonern in der Stadt zurück geblieben.

Essen, Getränke, nasse Handtücher und noch brennende Kerzen waren zurück gelassen worden. Aufgeschlagene Bücher und vergessene Mäntel. Alles deutete auf einen Überstürzten Abzug des Stadthalters und seiner Familie hin. Jaenun hob einen zurückgelassenen Wolf aus Stoff vom Boden auf und blickte sich beeindruckt in der Halle seiner Vorfahren um.

>Hast du wieder etwas seltsames über irgendwelche architektonischen Wunder zu sagen?< neckte Jaetru und stellte sich zu ihm vor die große Tafel, die bei Festgelagen sicher stets reichlich gedeckt gewesen war. Jaenun schüttelte den Kopf. Ihm fehlten allgemein die Worte. Dafür sprach Chori zu ihnen allen >Vielen Dank an euch alle, dass dieses Unterfangen so grandios geklappt hat. Ich muss auch sagen, dass die Zustimmung der Bevölkerung uns unerwartet, doch sehr inspirierend entgegen kommt. Dieser ganze Feldzug war stets mit dem Risiko behaftet, dass man uns als Aggressor sieht, doch dem ist wohl nicht so.<


>Zwanzigerjahre faonische Misswirtschaft wiegt wohl mehr als ahnahnische Waffen.< kommentierte Jaetru >In diesem Zustand hätten sie wohl selbst die Manengrunder als Befreier empfangen.<


>Hör auf zu ätzen Jaetru.< verlangte Jaenun, er wollte den Moment genießen. Doch der kleine Kontrollfreak war bereits erfolgreich darin gewesen, den Moment zu vermiesen. Die anderen traten nun wieder andächtig und schweigend durch die Halle und betrachteten die liegengelassenen Gegenstände wie in einem Museum. Von der Euphorie der Feier war kaum mehr etwas übrig geblieben. Chori und Chothan schlichen die Treppen hinauf in das obere Stockwerk, wohl um zu sehen ob tatsächlich niemand der Faoner noch hier geblieben war. Jaenun sah ihnen nach, folgte seiner Königin jedoch nicht. Seine Aufmerksamkeit wandte sich Jaeho zu, der von seiner Schwester soeben nach draußen auf die Terrasse geschoben wurde und seine Füße gingen fast von selbst los, um den beiden zu folgen.

Es kam ihm natürlich vor sich an Jaeho zu wenden, wann immer er sich etwas verloren fühlte, vielleicht weil der andere Jae älter war als er. Oder weil Jaeho ihn, im Gegensatz zu Jaetru, noch nie belogen hatte und ihn stets gegen den Kontrollfreak verteidigte. Er schien es ihm auch tatsächlich nicht übel zu nehmen, dass Jaenun ihn verletzt hatte.

Beim gestrigen Abendessen hatte Jaemi ihren Bruder leidenschaftlich als Beschützer der Schwachen gelobt, als moralisches Gewissen. Während Jaeho fast unter dem Tisch versunken wäre, hatte sich Jaetru an seinem Wasser verschluckt.

Jaenun hingegen konnte diesem Eindruck nur zustimmen, ohne sich dessen bewusst zu sein, was er während den zwei Jahren, in denen Jaeho von Vijen Vash gewesen war, mit dem Reich angestellt hatte. Er konnte nicht zu hundert Prozent erklären, warum er ihm nachlief, doch vielleicht musste er das auch nicht. Er mochte den Älteren einfach.


Dennoch hielt er auf der Terrasse Abstand zu dem Geschwisterpaar, schließlich wusste er nicht, ob er nicht vielleicht ein privates Gespräch unterbrach. Gnaeo war hingegen nicht so umsichtig. Auch er war ihnen auf die Terrasse gefolgt und hatte anscheinend noch ein Hühnchen mit Jaeho zu rupfen. >Jaeho von Vijen!< sprach er ihn an, stürmte an Jaenun vorbei und baute sich vor dem anderen Jae auf.

Jaeho, der sein Gesicht noch immer mit seiner Kapuze halb verdeckte, sah zu ihm auf, doch man konnte seinen Gesichtsausdruck nur schwer deuten. Der Ältere war, seit sie Panareen verlassen hatten, eher mürrisch gewesen, auch nachdem er sich mit seiner Schwester wieder vertragen hatte. Und seit sie auf die Felder vor die Stadt Loreen gekommen waren, hatte sich seine Stimmung nur verschlechtert. Auch Gnaeo wirkte verstimmt, seit Jaenun ihn wieder gesehen hatte und so erhöhte der junge Vash sein Schritttempo und joggte besorgt zu der kleinen Gruppe.


Der T verschränkte die Arme vor der Brust, während Jaeho seine Schwester sanft hinter sich zog, die ihrerseits kampflustig aussah. Jaenun musste diese plötzlich angespannte Stimmung verscheuchen >Was geht hier vor?< fragte er unsicher.


Gnaeo ignorierte ihn und konzentrierte sich nur auf Jaeho, der seinerseits dem T endlich antwortet >Wie kann ich dir helfen, T?<
Der Ahnahner hatte seine Arme noch immer stur vor seiner Brust verschränkt und sah überaus unglücklich aus >Mein Name ist Gnaeo. Du darfst ihn ruhig verwenden, er kostet nichts.<


Jaehos Schultern spannten sich an, sonst passierte nichts weiter, er wartete wohl, bis Gnaeo endlich sagen würde, was er zu sagen hatte. >Jetzt wo wir Loreen eingenommen haben,< begann der T schließlich >und wir uns vielleicht schon bald nie wieder sehen müssen, habe ich dir noch einige wichtige Fragen zu stellen.<


>Auch fragen kostet wohl nichts.< antwortete Jaeho, doch entspannte sich nicht. Gnaeo fuhr darauf hin fort >Ich hörte, dass du ein Mitglied der Weißen Klingen bist.<
>Das bin ich.< bestätigte der Jae und nicht nur Jaenun, auch Jaemi fanden dieses Gesprächsthema seltsam.


>Ein wahres Mitglied?< Gnaeo ließ nicht locker.
Nun konnte man einen gewissen Grad an irritation auf Jaehos Gesicht finden >Ja?<
>Das bedeutet, dass du jeden Winter seit deiner Aufnahme im Tempel von Izim Nakube dort trainiert hast? Nach dem Beschluss der Bruderschaft, alle dreizehn Missionen vollendet hast und dann mit dem Lilienschwert aus weißem Stahl ausgezeichnet wurdest, das deinen Namen trägt?<
Jaeho sah noch immer etwas irritiert aus >So wie es die Regeln vorschreiben, ja.<


Gnaeo hingegen machte einen unglücklichen Gesichtsausdruck. >Das kann ich nicht glauben!< Erst jetzt erinnerte sich Jaenun mit einem mal daran, was Findrick und die Priester über Gnaeo gesagt hatten. Er hatte sich für das Trainig in dem weißen Tempel von Izim Nakube beworben gehabt, aber hatte den Prozess, ein Mitglied der Weißen Klingen zu werden, nie abgeschlossen.


Ein trotziges Lächeln machte sich auf Jaehos Gesicht breit >Es war mir ein Rätsel was du mit diesem Verhör bezwecken wolltest, aber jetzt ist mir klar, dass du schlicht ein Bewunderer bist.<


>Pah.< Gnaeo sah schon fast beleidigt über diese Aussage aus und trat einen Schritt näher an Jaeho heran >Das Gegenteil ist der Fall! Ich hab schon immer gewusst, dass der Laden dort herunter gekommen ist! Aber es überrascht mich dennoch, dass ein ausgebildetes, vollwertiges Mitglied, das jahrelang dort trainiert hat, gegen Jaenun hier verlieren kann.< er machte einen weiten Bogen mit seiner Hand um auf Jaenun zeigen zu können, der daraufhin betroffen drein schaute.

Doch Jaeho reagierte schnell darauf. Er nutzte die offene Haltung, die Gnaeo einnehmen hatte müssen, um sich nach vorne zu beugen und dem T blitzschnell seinen eigenen Dolch aus dem Gürtel zu ziehen und gegen seinen Bauch zu drücken >Mach nicht den Fehler und glaube, dass ich mehr als einen Zahnstocher bräuchte um mich verteidigen zu können.< murrte Jaeho, mit einer so deutlichen Drohung in der Stimme, dass Jaemi einen Schritt zurück machte und Jaenun die beiden Burschen schockiert anstarrte. So düster hatte er den Älteren noch nie erlebt und auch nie erleben wollen.


Gnaeo war durch diesen Rempler jedoch nur noch mehr angestachelt. Er trat einen Schritt zurück, um dem Dolch nachzugeben, doch sprang dann mit einem Grinsen in die Luft und nutzte seine Windmagie um weit über Jaehos Kopf zu schweben und hinter ihm mit seinem zweiten, nun gezogenem Dolch zu landen. Ohne die Möglichkeit zu haben, seine Beinarbeit einzusetzen, konnte Jaeho nichts mehr tun, als ruhig zu halten, während Gnaeo ihm den Dolch unter sein Kinn hielt und ihm die Kapuze vom Kopf schob. Der Blick des Jaes bekam eine unheimliche Leere, während Gnaeo siegreich zu strahlen begann >Dachte ich es mir doch!<


Jaemi machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf den T zu >Lass ihn sofort in Ruhe! Was hat er dir bitte getan? Jaeho Juvi kann keinen Schritt machen, ohne dass irgend ein Irrer versucht ihn umzubringen!<


Jaenun hingegen sah dem Ganzen nur schockiert zu. Er wollte nicht, dass die beiden kämpften, doch wollte auch nichts sagen, um die beiden auseinander zu halten. So wie er Gnaeo mittlerweile kannte, hätte sich die Spannung zwischen ihnen beiden sonst nie gelegt, schließlich hatte er auch mit Lehni von Anfang an seine Differenzen beseitigen müssen und wie er hörte, selbst mit Chori.


Jaeho hob den Kopf langsam und zeigte endlich, dass er noch einen Funken Kampfgeist besaß. Seine Beinarbeit war nicht mehr zu gebrauchen, sein enormes Wissen über die Schwertkunst wohl nur mehr in theoretischen Diskussionen anwendbar, doch seine Worte schnitten noch immer tiefer als jede Klinge >Sie hätten dich nie in ihre Reihen aufgenommen, auch wenn du es weiter versucht hättest. Du hast nicht den Charakter dafür ein Mitglied der Weißen Klingen zu sein.<


Der T machte ein weiteres ärgerliches Grummelgeräusch, doch ließ dann von Jaeho ab und stellte sich zurück zu Jaenun, während sich der Besiegte wieder die Kapuze über den Kopf zog. >Ach ja? Den Wert dieses Titels haben wir ja gesehen! Doch nichts desto trotz habe ich dich besiegt und ich bekomme jetzt dein weißes Lilienschwert als Preis!< Gnaeo strahlte wieder und streckte die Hand selbstbewusst aus, während auch Jaeho düster zu grinsen begann >Wenn du es finden kannst, dann gehört es dir!< meinte er und lehnte sich unbekümmert wirkend in seinem Rollstuhl zurück >Es liegt in irgend einer Schlucht zwischen Faneforren und Jentyponien.< und mit einem Blick an seine noch immer wütend dreinschauende Schwester sagte er >Lass ihm den Sieg, Jaemi. Er darf jetzt mit Recht damit angeben, dass er einen Krüppel besiegt hat.<


Der Rest der Gemeinschaft trat nun auch auf die Terrasse, noch bevor Gnaeo etwas entgegnen konnte, auch wenn man an seinem Gesicht sehen konnte, dass ihm die Aussage gar nicht gefallen hatte. >Endlich haben wir euch wiedergefunden!< rief ihnen Lehni zu und flatterte die letzten paar Meter zu Jaenun >Jaetru geht mir ganz extrem auf die Nerven. Er läuft mir die ganze Zeit nach und passt auf, dass ich nichts kaputt mache! Kann jemand von euch ihn übernehmen? Ich will was kaputt machen!<


Jaenun spähte zurück zum Eingang in die Festung aus dem Chori, Chothan und schließlich auch Jaetru heraus strömten und er lächelte unwillkürlich, glücklich darüber, dass die angespannte Stimmung durch Lehni unterbrochen wurde.


>Was macht ihr für Gesichter?< fragte Chothan gut gelaunt wie immer >Wir haben oben keinen einzigen Jae gefunden, dafür aber antike Jae Rüstungen. Und mehrere Badezimmer, mit Mamor ausgekleidet.<
Auch Chori zeigte ein aufgeregtes Lächeln >Man kann von oben in den Innenhof sehen! Dort findet man Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen habe! Und natürlich die glühenden Pilze!<


Jaenun wollte sich den Innenhof zeigen lassen, doch der Lärm von den Straßen um die Festung herum nahm plötzlich eine eigenartige Dimension an. Man hatte bis jetzt die Feier als Hintergrundgeräusche gehört, die jubelden Jae, die singenden Massen, doch nun schien die Stimmung gekippt zu sein. Sie alle sahen zum Rand der Terrasse, die es erlaubte auf die Straßen des innersten Rings zu blicken. Jaenun trat an die Balustrade um nachzusehen, so wie es ihm die anderen nachtaten und sie sahen unten noch immer die Massen der Jae mit ihren schwarz grünen Fahnen und von Freudentränen nassen Gesichtern. Doch die Dinge die sie riefen hatten sich verändert.

Mit Erschaudern hörten alle Mitglieder der Gemeinschaft, die Pheen sprachen, wie die Loreener manche ihrer Mitbürger unter ihnen, die anscheinend mit den faonischen Besatzern zusammengearbeitet hatten, als Verräter beschimpften. >Fort mit jenen die uns ins Unglück führten!< forderten sie und wollten Lautstark eine Strafe für die Kollaborateure erwirken. >Lasst sie die Wut von Loreen spüren!< und >Zeit sich zu wehren, im Namen unseres neuen Vashs!<


Weiter unten, wo die Präsenz der Chorr Armee bereits ausgedünnt war, da sich die Soldaten um die Festung scharrten, konnte Jaenun entdecken, wie faonisch Stämmige aus den Häusern gezogen wurden und ihnen der Kopf geschoren wurde. >Recht statt Erbarmen!< brüskierten sich die Loreener weiter.


>Was geht da unten vor?< fragte Chori entsetzt und hoffte auf eine Übersetzung, genauso wie die Chorr Soldaten auf den Straßen, die nur mit bleichen Gesichtern dem schrecklichen Tun zusehen konnten, ohne zu verstehen, was vor sich ging.


>Sie wollen die faonischen Unterdrücker bestrafen und alle, die sich mit ihnen eingelassen haben. Doch das sind nur einfache Händler und Handwerker! Man kann sie nicht dafür bestrafen, was ihre Herrscher für sie entschieden haben.< versuchte Jaenun aufzuklären und erschauderte selbst beim Klang seiner Worte.
Chori ergriff seinen Oberarm >Du musst sie aufhalten! Sonst wird da unten noch jemand sterben!<


Jaenun nickte sie mit großen runden Augen an und wandte sich wieder der Straße zu, doch Jaeho hielt ihn auf >Was willst du ihnen bitte sagen?< fragte er und streifte seinen Vash nur kurz mit dem Blick bevor er sich wieder der Straße zuwandte. Der Angesprochene zögerte keinen Moment >Das sie aufhören sollen, natürlich! Niemand hier soll bestraft werden! Jeder der etwas unrechtes getan hat, kann vor ein Gericht geführt werden, doch Selbstjustiz ist nichts was ich will! Sie sollen mit der Vergangenheit abschließen! Sie sollen in Frieden leben!< Lehni und Chori nickten heftig und unterstützend, doch Jaeho lachte nur bitter.

Jaenun wartete ab, bis er weiter sprechen würde, er mochte den mürrischen Jaeho nicht und hoffte, dass er ihn besser verstehen konnte, wenn er wusste, was der Ältere dagegen hatte. >Jaenun, du bist jetzt der Vash und der Herr von Loreen. Du bist entweder gegen Faonen eingestellt, oder kannst gleich wieder nach Ahnahn verschwinden. Ich wünschte auch, dass es so nicht wäre, doch du kannst nicht gleichzeitig davon sprechen, das Recht zu haben diese Stadt einzunehmen, dann aber die Faoner in Schutz nehmen. Du hörst sie doch: Recht statt Erbahmen.<


Jaenun starrte die Szenen unter sich einen Moment länger an. Die faonischen Kollaborateure wurden geschubst und bespuckt, nachdem ihnen die Haare geschnitten wurden. Ihr Hab und Gut wurde weggetragen oder auf die Straße geworfen, um sie dazu zu bringen Loreen zu verlassen. >Loreener und Faoner sind Brüder. Sie sollten sich kein Leid antun.< murmelte er und warf dann einen Blick zu Jaetru, der seltsamerweise zum ersten Mal die Meinung von Jaeho angenommen hatte >Brüder die von Brüdern betrogen wurden, die hungern mussten, die ausgebeutet und gepeinigt wurden. Ich habe keinen Bruder, doch ich denke nicht, dass man so mit seinen Verwandten umgeht.<


>Doch nun Rache zu üben, bringt auch keine Verbesserung! Sie stehen doch weiterhin nicht auf gleicher Stufe, wenn sie Kollaborateure öffentlich bestrafen!< entgegnete Jaenun und sah seine beiden Berater ungläubig dabei an, wie sie die schrecklichen Taten einer ganzen Stadt versuchten schön zu reden. Er mochte den mürrischen Jaeho nicht, doch den passiven Charakter, den er als Vash an den Tag gelegt hatte, mochte er an dem Älteren noch weniger.


Während Jaetru gefasst und kalt wirkte, hatte Jaeho zumindest jedoch noch den Anstand dazu, traurig auszusehen, als er weiter sprach >Versteh doch. Der Wille deines Volks ist eine unbendigbare Kraft. Stellst du dich jetzt gegen sie, werden sie dich auch gegen den nächsten Angriff nicht verteidigen.<


Jaehos Fürstentum hatte ihn gehasst, als er Vash gewesen war und vielleicht bereits davor auch schon. Jaenun fragte sich, ob er aus Erfahrung sprach, schließlich sollte er doch das moralische Element seiner Gruppe sein. Der junge Vash blickte zu Boden, während seine Königin für ihn die Diskussion übernahm >Es ist nicht so schwarz und weiß wie ihr beides das darstellt! Es gibt nicht nur die Unterstützung von Lynchjustiz, oder die Heimreise! Unsere politische Position kann sehr viel mehr Nuancen haben!<


Jaeho schüttelte traurig den Kopf >Ich weiß nicht wie es in Ahnahn ist, um das fest zu stellen, muss man vielleicht Gnaeo den T fragen, was er täte, wenn seine Insel endlich die Macht hätte, ihre Unterdrücker abzuschütteln. Ich kann nur für uns Jae sprechen. Und die Jae da unten sehen nur schwarz und weiß.<


>Ich verstehe, dass sie wütend sind und sich rächen wollen.< unterbrach ihn Chori, noch bevor er womöglich mehr über die Situation in Ahnahn sagen konnte >Doch sie müssen auch unser Einschreiten verstehen.<


>Euer Einschreiten verstehen?< fragte Jaetru und richtete sich seine Krawatte >Wie sollen sie verstehen, dass eine fremde Armee, die sich als Befreier vorgestellt hat, nun ihre Peiniger in Schutz nimmt? Der Einsatz von ahnahnischen Waffen ist nämlich die einzige Möglichkeit wie ihr den Tumult da unten beenden könnt. Und dann habt ihr beide euch mit Waffengewalt, gegen eure Unterstützer gestellt. Das, würde ich sagen, ist politischer Selbstmord.<


Jaenun und Chori wechselten Blicke und ihre Stimmung wäre wohl noch tiefer gesunken, hätten sie nach oben geschaut und die Schießscharten bemerkt, die von der Festung aus, alle samt in die Stadt hinein zeigten. Den Willen des Volkes, hat man wohl auch schon früher nur durch Waffengewalt aufhalten können.


Lehni riss der Geduldsfaden, er drehte sich um und stapfte auf den Eingang hinein in die Festung zu. >Was hast du vor?< fragte Jaenun irritiert und der Sasanlier zog die Schultern nach oben, während er stetig seinem Ziel entgegen ging >Ich kann dem nicht mehr länger zu sehen. Ich verstehe, dass ihr beide nichts tun könnt, um euren tollen Ruf nicht zu gefährden, doch die Chorr Soldaten da unten beginnen gerade damit, von selber zu beschwichtigen. Ich werde versuchen ihnen dabei zu helfen. Ohen Waffen, nur durch Worte, schließlich habe ich nichts zu verlieren und spreche auch mit der Stimme eines Unterdrückten.<


Auch Chothan wandte sich an Chori >Ich werde den Sasanlier begleiten, wenn Ihr das erlaubt!< sie lächelte verlegen >Sonst passiert ihm vielleicht noch etwas.<


Jaetru und Jaeho sagten nichts gegen diese Idee, doch auch wenn sie etwas gesagt hätten, wären Jaenun und Chori nicht dazu gewillt gewesen, sich gegen die Aktion von Lehni und Chothan zu stellen. Sie sahen den beiden etwas gerührt nach und ließen auch Gnaeo gehen, der wohl kaum Vertrauen in die Fähigkeiten von Lehni zeigen würde.


Als sie ins Innere der Festung verschwunden waren, um anschließend vom Haupteingang aus nach draußen auf die Straße zu treten, blickte Jaeho offener in die Runde der Verbliebenen. >Die Stimmung zu verderben, war nicht meine Absicht.< sagte er schließlich >Und wir sollten auch nicht mehr hier draußen herum stehen und dem ganzen traurigen Treiben da unten zusehen. Kommt, ich will euch allen etwas zeigen.<


Selbstbewusst rollte er seinen Rollstuhl in Richtung Festung zurück, schneller als Jaemi hinterher kam, um ihn zu schieben. Jaetru, wohl immer skeptisch dem Treiben von Jaeho gegenüber, lief den beiden ohne zu zögern nach, doch Chori und Jaenun verblieben noch einen Moment auf der Terrasse. Sie da sie auf seine Reaktion wartete, er da er das erste mal ein komisches Gefühl dabei hatte, Jaeho von Vijen zu folgen.


>Er ist wirklich sehr charismatisch.< murmelte die junge Königin, doch legte den Kopf nachdenklich zur Seite >Doch ich weiß nicht, ob es mir gefällt zu sehen, was er so spannend findet. Er hat nämlich auch einen seltsamen Humor.<


Jaenun musste dem zustimmen, als er sich schließlich daran erinnerte, wie diebisch sich Jaeho gefreut hatte, Lehni und ihn an der Nase herum geführt zu haben, während er so getan hatte, als wäre er ein stummer Diener in den Katakomben von Vijen. Doch dann wischte er alle Negativität beiseite und hing nicht mehr nach. Er zog Chori mit sich und traf in der großen Halle der Feste, auf die drei Jae, die gerade in einer Diskussion versunken waren. Anscheinend hatte Jaeho den kleinen Kontrollfreak aus Panareen gefragt, ob dieser sich noch daran erinnerte, wie der Weg zum Festentempel ausgesehen hatte. Jaetru jedoch kommentierte mit einer unglaublich unhilfreichen, aber durchaus typisch schnippischen Aussage, dass er >nicht weiß, wo dieser schäbige und verfluchte Tempel sein soll. Verschlossene Gräber soll man nicht öffnen!<


>Ich hab vergessen, dass du ja abergläubisch bist.< kommentierte Jaeho ebenso schnippisch und folgte wohl seinem Gedächtnis, als er sich wieder in Bewegung setzte. Jaetru trippelte hinterher, sich darüber beschwerend dass das überhaupt nicht stimmte >Ich war nur einmal hier! Und das war so lange her, dass ich nur mehr weiß, dass der Eingang verschlossen war.<


>Also kann ich auch dich noch mit dem Tempel überraschen! Ich bin hier wohl der einzige, der den Tempel kennt. Das bringt es mit wenn ich der Älteste hier bin.<


Jaetru entgegnete nichts darauf er trottete nur weiter hinter dem Älteren und seiner Schwester her, genauso wie Jaenun und Chori, die mit gemischten Gefühlen durch die große Halle schritten. Wenn man die gesamte Halle durchquerte, fand man gegenüber der Terrasse eine Treppe nach unten führend, bei der man Jaeho helfen musste herunter zu kommen. Doch als das geschafft war, führte sie ein niedriger Torbogen in den von Chori bestaunten Innenhof.

In der Mitte des großen Platzes, waren tatsächlich weitläufige Gärten angelegt, die exotisches, doch auch sehr typisch Loreenisches beherbergten und dazwischen führten sauber angelegte Wege, zu sechzehn Toren, die zu verschiedenen Bereichen, der den Innenhof umringenden Festung, führten. Sie blieben jedoch nicht stehen, um die Pflanzen zu untersuchen, oder in andere Teile der Festung zu gelangen, denn Jaeho führte sie zu dem einzigen Tor, das unter einer niedrigen Kuppel hindurch, hinaus aus dem Gebäude auf eine schmale steinerne Brücke führte. Diese verband die Festung mit dem Tempel von Interesse, dessen einziger Zugang diese Brücke zu sein schien. >Damit man über den Tempel nicht in die Festung kommen kann.< erklärte Jaeho und rollte zu dem verbarrikadierten Tor vor ihnen.

Von Außen sah das Gebäude nicht besonders spektakulär aus, es hatte das typische Kreuzdach der perunianischen Tempel, das die vier Segmente des religiösen Hauses abdeckte, doch unter den Holzbrettern, die das Tor versperrten, blitzten reiche Verzierungen hervor.

Jaeho legte ein kompromissloses Verhalten an den Tag, als er sich einfach vorbeugte und damit begann, die vernagelten Bretter heraus zu reißen. Entsetzt sahen die Umstehenden ihm dabei für einen Moment lang zu, doch dann erbarmte sich Jaemi dazu, ihm dabei zu helfen und Chori folgte schnell. Jaenun hingegen zögerte noch. Wohlerzogen und der Obrigkeit hörig, schien es ihm falsch, eine Absperrung zu missachten, schließlich hatte man diese sicher aus einem wichtigen Grund angebracht. Doch er gab sich bald auch einen Ruck um mitzuhelfen, denn er war nun der Herr dieser Stadt und als solcher musste er bald anfangen auch so zu handeln.


Sah man von Jaetru einmal ab, dann schafften sie es schnell mit vereinten Kräften die lästigen Bretter los zu werden und sie waren nun in der Lage dazu, den ominösen Tempel zu betreten und zu sehen, was Jaeho ihnen unbedingt zeigen hatte wollte. Drinnen war es dunkel und kühl, aus alten Ritzen zog die Luft durch und strich um ihre Nasen, da sie die Tür offen ließen und der schmutzige Teppich unter ihren Füßen, der wohl einmal rot gewesen war, wirkte nass und schon fast zerfallen. Die geschnitzten Figuren der Götter und Göttlichen schienen noch in guter Verfassung zu sein, doch diese Einschätzung konnte auch daran liegen, dass Jaenun im Vorbeigehen nicht so genau hinsah und das schummrige Licht auch kaum Möglichkeiten zu einer reichlichen Inspektion zuließ. Je tiefer sie in das Innere des Tempels traten, desto heller wurde es jedoch, da an der Stirnseite fünf gigantische Bleiglasfenster angebracht worden waren, durch die sich das Sonnenlicht von draußen, bunt auf ihre Gesichter legte.


>Hier wären wir.< verkündete Jaeho lächelnd und kam direkt vor den Fenstern zum Stehen.


Jaenun blinzelte gegen das Licht und ließ den Blick über die alten, staubigen Fenster streichen, für den ersten Moment nicht in der Lage dazu, viel erkennen zu können, bei all den Gesichtern aus Glas, die seinen Blick wie ein Spiegelbild zurück warfen. Links außen befand sich ein großes rundes Fenster mit hellen Farben. Es war nicht überladen von Symbolen, sondern eher schlicht gehalten und deshalb ruhte sich Jaenuns Blick dort als erstes aus.

Er konnte nun einen stolz aussehenden Krieger mit Schwert und Schild erkennen. Er hatte blonde Haare und grüne Augen und war in einer goldenen Rüstung eingekleidet, deren Schulterplatten mit einem Hirschgeweih verziert waren. Auch auf seinem Schild war ein Hirsch zu sehen und er starrte selbstsicher wirkend nach rechts zu den Personen im zentralen Fenster. Im Hintergrund befand sich schlicht ein Baum und ein Schild auf dem mit Gold besprühten Lettern Minzka stand.


>Der Brunder deiner Mutter.< murmelte Jaetru und versuchte offensichtlich angestrengt gelangweilt dabei auszusehen >Mach dir keine Hoffnungen, er ist bereits tot. So wie die meisten hier auf diesen Fenstern.<


>Jaetru!< tadelte Jaeho und rollte ein Stück näher an Jaenun heran >Jaedon von Minzka ist ein herausragender Mann gewesen. Er hätte dich sicher gemocht.<


Jaetru sah wenig begeistert aus, dass man ihm einen Rüffel gegeben hatte, doch Jaenun lächelte leicht und bedankte sich für die netten Worte. Dann wandte er sich dem nächsten Fenster, rechts daneben, zu. Es war ein schmales Spitzbogenfenstern und das grau, grün und blau von Jaedon von Minzka, wurde durch intensives rot, braun und blau abgelöst. Ein junger Mann, mit blonden, langen Haaren stand dort auf einer braunen Ebene vor einer grauen Mauer. Er hatte den Blick ehrerbietig gesenkt und war vollends von dem Zentralfenster abgewandt. In den gefalteten Händen hielt er eine weiße Lilie, behutsam wie einen Schatz.

Doch zwei Kuriositäten lenkten von der friedlichen Szene ab. Zum einen war über der Mauer ein großes goldenes Schild mit der Aufschrift Hamir angebracht und darüber schwebte ein langer goldener Schlüssel. Zum anderen starrten rote Augen den Betrachter an, die einem Goldschakal gehörten, der um den Torso des jungen Mannes geschlungen war. >Der Fürst von Hamir?< riet Chroi und grinste siegessicher. Jaeho lachte >Ja! Das ist Fürst Jaesore von Hamir! Meine Güte, er sieht da jung aus.<


>Nannte man ihn nicht früher Jaesore der Schöne?< fragte Jaemi da und kicherte >Find ich besser als Jaesore, der Grenzwächter.<
>Willst du damit sagen, dass er nicht mehr schön ist?< fragte Jaeho da schon fast empört und Jaemi kratze sich verlegen am Hinterkopf >Ich weiß nicht ob es noch angebracht ist so etwas zu sagen, nachdem er jetzt selbst schon Vater geworden ist.<
>Aber er lebt noch oder?< versuchte Chori klarzustellen. Die Geschwister nickten und Chori seufzte erfreut >Wäre sonst schade um den schönen Grenzwächter gewesen! So jemanden sollte man der Welt nicht vorenthalten.<


Jaetru sah Jaenun tadelnd an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Niemand konnte etwas gegen das schamlose Gemüt der Chorr tun.


Beim großen Zentralfenster bestand kein Zweifel, dass der Abgebildete bereits verstorben war, denn Jaenun erkannte sofort, dass es sich dabei um seinen Vater handeln musste. >Du siehst ihm schon ziemlich ähnlich.< bemerkte Chori und nicht nur sie sah sich Jaenun genau an und starrten dann wieder auf das gläserne Abbild seines Vaters. Auch die anderen Anwesenden verglichen ihn aufmerksam mit dem Mann aus Glas.

Doch der Jae selbst versuchte das zu ignorieren, sein Ziel war es das Fenster völlig auf sich wirken zu lassen. Sein Vater sah ihm direkt in die Augen, mit einem einladenden Lächeln. Die Eisenkrone des Vashs hatte er auf seinen rotbraunen Schopf gesetzt, der Blick war grau und ruhig. Er stützte sich auf sein Schwert, als wäre die Arbeit vorüber und der Kampf beendet, alles war abermals grün und blau.

Neben ihm, in goldenen Lettern, wie zu erwarten war das Schild mit der Aufschrift Loreen und darüber war ein brauner Pilz zu sehen.

Auf Jaekio von Loreens linken Seite, befand sich jedoch noch eine zweite Person. Eine Frau, Barfuß und ohne Gesicht. Ihr Kleid war blau, ihr Gürtel violett und ihre braunen langen Haare fielen ihr über den Rücken. Neben ihr stieg ein Vogel empor, es sah aus wie eine Möwe und sie schien seinen Vater an der Schulter zu berühren. >Wer ist das?< fragte Jaenun und zeigte auf die Frau >Das ist nicht meine Mutter.<


>Nein, das ist Jaedana, Fürstin von Humbreen.< informierte ihn Jaetru >Sie war die Vash bevor es dein Vater wurde. Er wurde nach ihrem Tod unter ihren drei Schülern ausgewählt, um ihr Nachfolger zu sein.<
>Von wem ausgewählt?< fragte Jaenun und konnte den Blick endlich von dem Fenster nehmen.

>Von der Nordallianz.< antwortete Jaetru mit der Schulter zuckend und wandte sich ab >Und Fürst Jaesore, der auch ein Schüler von Vash Jaedana war. Alle die sich wegen diesem Anlass hier eben verewigt haben lassen.<


Jaenun hatte nicht die Kraft um weiter zu fragen, zumindest nicht Jaetru. Er spürte Chori, wie diese ihm eine Hand auf die Schulter legte und er lächelte ihr dankbar zu, bevor er sich wieder den Fenstern zuwandte, doch sein Blick blieb zuvor an Jaeho und seiner Schwester hängen. Auch Jaemi hatte ihre Hand auf Jaehos Schulter gelegt und sie beide sahen das Spitzbogenfenster rechts von dem Zentralfenster an, still und mit traurigen Mienen. Jaenun musste nicht fragen, die Tatsache, dass der abgebildete Mann Fledermausflügel an seinen Schultern entspringend hatte und daran, dass in goldenen Lettern Vijen neben ihm stand, konnte er sich schon denken, dass es sich hier um den offensichtlich schmerzlich vermissten Vater der beiden handelte. Jaefili von Vijen, der Poet.


Den Namen konnte er unter dem Fenster lesen, er war der einzige, der auch noch einen kurzen Absatz Text unter seinem Fenster stehen hatte.

'Ich bin nun ein Gedanke in deinem Kopf.

Nur ein Bruchteil meiner selbst, trotzdem bin ich dadurch unsterblich.

Auch du bist ein Gedanke in meinem Kopf.

Erst in Zukunft mein werter Leser, trotzdem schon jetzt unsterblich.'


Seiner Künstlernatur treu, hatte Jaefili von Vijen kein Schwert in der Hand, sondern eine Laute, auf der er mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck spielte. Er hatte die Augen geschlossen und sag wohl gerade eine Strophe, doch sein Gesicht war dennoch dem Zentralfenster zugewandt. Umgeben wurde der Fürst von einem der zahlreichen Flussarme, die durch Vijen flossen und neben ihm stand eine violette Blume, die ihre Blütenpracht zeigte, auch wenn Mond und Sterne im Hintergrund bereits aufgegangen waren.

Das Geschwisterpaar aus Vijen betrachteten das Bild lange und stumm. Jaenun konnte nur ahnen, was in den beiden vor ging. Er selbst fühlte sich seltsam betroffen, seinen toten Vater neben sich zu sehen, doch er konnte sich nicht vorstellen, wie schwer es sein musste, wenn man diesen Vater auch noch gut gekannt und geliebt hatte. Jaefili von Vijen war mit Sicherheit ein ganz hervorragender Mann gewesen, das hätte er den beiden auch gerne gesagt, doch Jaenun fand keine Worte für seine Gedanken.

Das letzte Fenster, rechts außen war wieder rund und groß. Der junge Vash musste hart schlucken, als er es betrachtete und verstand, was er vor sich sehen konnte. Ihm direkt entgegen stierten die kalten, blauen Augen von Jaerona, dem Fürsten von Panareen. Das gesamte Fenster war schwarz und blau. Jaerona hatte schwarzes und blaues Gewand an und der Hintergrund hatte die selben dunklen Farben. Die Figur des Fürsten hob sich durch einen Blauen Mantel von allem anderen ab, sodass man auf den ersten Blick nur ihn sehen konnte, andächtig starrend, mit ernster Miene. Auch seine blassblonden Haare, die er mit Jaetru gemeinsam hatte, ließen es nicht zu, dass man im ersten Moment den Fokus von ihm nahm, doch auf den zweiten Blick, konnte Jaenun dann schließlich doch die riesige Spinne im Hintergrund sehen, die den Rest des Fensters einnahm.

Das Schild mit den goldenen Lettern, die Panareen lesen ließen, war kaum nötig um den Betrachter darüber in Kenntnis zu setzten, um welchen Fürsten es sich hier handelte. Während alle anderen in der Natur abgebildet waren, stand Jaerona vor seinem eigenen Wappen und hielt in seinen Händen, als würde er ihn wie einen Schatz beschützen, den Wachturm der Feste zu Panareen. Der Mörder von Jaenuns Vater, von seinem Onkel mütterlicherseits, seinem Onkel väterlicherseits und von Jaefili dem Poeten, starrte sie alle aus seinem Wappen heraus in den Boden. Nordallianz ja, doch nur solange Panareen zuerst kam, ließ der tote Vash noch immer mit klaren Zeichen verlautbaren.


Unwillkürlich wanderte Jaenuns Blick zu Jaetru, um zu sehen, wie dieser auf seinen Vater reagieren würde. Der kleine Kontrollfreak betrachtete das Fenster mit gewohntem Desinteresse. Auch er war ein Opfer von Jaerona, doch weigerte sich dieser Tatsache Bedeutung zu schenken. Was ihn jedoch mehr berührte, waren die neugierigen Blicke der anderen Anwesenden. >Was? Wollt ihr mir auch sagen, dass ich ihm wie aus dem Gesicht geschnitten bin?< fragte er in die Runde und seine Stimmlage hatte einen gefährlichen Unterton >Verwandtschaft. Man möchte meinen, dass nach tausenden Generationen von Kindern nicht mehr Überraschung herrscht, wenn es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Eltern und Kindern gibt. Doch trotzdem schaut ihr mich an, als hättet ihr noch nie von dieser Tatsache gehört. Ich weiß ja nicht was in Ahnahn unterrichtet wurde, doch von dir hätte ich schon mehr Bildung erwartet, Jaeho Juvi!<


Jaenun seufzte und bemühte sich einen sanften Tonfall anzunehmen, auch wenn Jaetru es einem nicht immer leicht machte >Wir wollten nur schauen, ob es dir gut geht.< versuchte er langsam zu erklären >Mir fällt es nicht leicht, ein Bild von meinem Vater plötzlich zu sehen. Ich fühle mich komisch dabei und Jaeho Juvi und Jaemi wirken auch betroffen davon, ihren Vater zu sehen. Dein Wohlergehen ist uns nicht egal, Jaetru.<


Seine Fürsorge brachte Jaetru jedoch anscheinend nur noch mehr auf. Er schaltete auf seinen Abwehrmodus um >Ich weiß nicht was ihr für einen Wirbel macht. Dein Vater war ein Verbrecher, Jaenun Juvi. Genauso wie meiner.< seine Augenbrauen zuckten einen Moment, als würde er die Stirn runzeln wollen, doch er fing sich schnell wieder und seine Miene bildete die gewohnte Maske >Warum sollten wir Verbrecher ehren? Warum sollten wir ihnen Beachtung schenken?<


Jaenun und Jaeho hatten bei all ihren physischen Unterschieden, doch eine große emotionale Gemeinsamkeit. Sie beide waren sehr feinfühlig. Sehr sensibel. Deshalb warf sich Jaeho abermals sofort für Jaenun in den Ring >Du bist ein wahres Mosnter, Jaetru! Warum sagst du das so missverständlich?< er wandte sich an Jaenun >Jaekio von Loreen hat in seiner Jugend ein paar fragwürdige Dinge getan, das stimmt. Man kann nicht sagen, dass sein Gewissen blütenrein war. Doch deshalb wurde er Vash Jaedanas Schüler. Um sich zu bessern, verstehst du? Und das hat er schlussendlich auch geschafft.<


Jaenun lächelte leicht, wandte sich dann jedoch ab >Danke für diese Klarstellung.< murmelte er, doch wollte eigentlich nicht noch mehr Erklärungen und Geschichtsnachhilfe bekommen. Sein Kopf dröhnte bereits auch so schon von all den Eindrücken in diesem Tempel. Er war Jaeho dankbar. Er war dankbar dafür, dass er stets zu seiner Seite schnellte und er war dankbar dafür, dass er ihm ein Bild seines Vaters gezeigt hatte. Doch viel mehr über die Vergangenheit, wollte er an diesem Tag nicht mehr diskutieren. >Es ist schon in Ordnung.< sagte er deshalb also >Ich werde die Probleme die Jaetru mit der Vergangenheit hat, heute nicht mehr lösen. Das will und könnte ich auch einfach nicht.<


Er ließ den Blick ein letztes mal über die Fenster streichen, bevor es ihn schließlich in dem durchgehenden Windzug zu frösteln begann. Erst jetzt ging ihm jedoch ein Licht auf. Er sah das Hirschgeweih von Minzka, den Schakal von Hamir, die Möwe von Humbreen, die Fledermaus von Vijen, die Spinne von Panareen und von Faonen wusste er, dass sie einen Wolf als Wappentier besaßen. Doch wenn er eins und eins zusammenzählte, bedeutete das für ihn, dass Loreens Wappen aus den Farben schwarz und grün bestand und anders als alle anderen, kein Wappentier besaß. >Wartet einen Moment!< forderte er seine Freunde auf >Soll das etwa heißen, dass alle anderen Fürstentümer beeindruckende Tiere haben? Nur meine Familie hat einen schlichten braunen Pilz als Symbol?<


Die versammelten Jae sahen zumindest zum Teil verlegen zu Boden, doch Chori jauchzte plötzlich vor Begeisterung. >Da is a Fungi um mi!< neckte sie im tiefsten Straßendialekt der Chorr und Jaenun verzog das Gesicht. Sie kicherte und legte ihm einen Arm um die Schulter >Da ist ein Pilz im Filtz!<
>Danke.< seufzte er, doch fand die Wortspiele selbst ein wenig lustig >Bist du dann fertig?<
Sie jedoch grinste ihn nur frech an >Da ist ein Schwammerl im Kammerl!<


>Schon gut! Schon gut!< er lächelte nun auch. Er erkannte nun, warum Jaeho ihm diese Fenster gezeigt hatte. Es schien auf den ersten Blick absurd zu sein, dass er sie alle daran erinnert hatte, keinen Vater mehr zu haben, denn selbst Chori hatte ihren Vater verloren und an Jaetrus Reaktion konnte man sehen, dass diese Aktion auch kontraproduktiv sein konnte. Doch er für seinen Teil, war sehr dankbar für Jaehos Tat. All diese Männer, die ein Teil ihrer Geschichte waren, befanden sich bereits seit mehren Jahren unter der Erde und Jaetru hatte recht, es konnte fragwürdig sein, sich an sie zurück zu erinnern und Schönheit in dem schrecklichen Geschehen der Vergangenheit zu suchen. Doch wie die Blumen auf einem Grab oder eine Knospe in der Wüste, gab es auch hier Schönheit in der Erinnerung, dass Jaerona von Panareen, drei der vier abgebildeten anderen Männer umgebracht hatte. Jaeho hatte ihm die Möglichkeit dazu geschenkt, Lehren aus den Fehlern und dem vergeblichen Leben ihrer Vorgänger zu ziehen und für ihn waren zwei Dinge nun ganz klar ersichtlich: Er würde sich einerseits damit abfinden müssen, von jetzt an stolz als Zeichen einen schlichten braunen Pilz zu tragen und andererseits war es ihm nun noch deutlicher bewusst, dass sie zusammen halten mussten, um weiter zu kommen.


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