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7.2. Jaenun

(Bild: Erster Entwurf von Fürst Jaeho von Vijen)


Viel mehr Vorbereitung hatte der Junge nicht erhalten, er und Lehni waren nach nur knapp einer Woche in Panareen, bereits auf eine ganz andere Mission losgeschickt worden, als sie ursprünglich bewältigen hätten sollen. Vijen lag gleich neben Jaetrus Fürstentum, sodass selbst die Reise dorthin kaum Aufwand war, alles ging so schnell, dass weder der Sasanlier noch sein Freund so recht glauben konnten, dass sie das hier taten.

Doch die Sache war klar, um ihrer Königin zu dienen, mussten sie erst die Hürde aus dem Weg schaffen, die ihnen die Korrespondenz mit dem Anführer der Jae verweigerte. Dennoch, es war alles so surreal. Sie waren hier um gegen einen Herrscher zu kämpfen den sie noch nie gesehen hatten, für ein Volk bei dem sie nicht aufgewachsen waren, dennoch bedeutete dieser Ort zumindest für Jaenun, auf romantische Art, Heimat und auch seine zarte Freundschaft zu Jaetru veranlasste ihn irgendwie dazu, sich dafür verantwortlich zu fühlen, die Dinge hier im Süden zu verbessern. >Er hat unser Leben gerettet, also sind wir ihm etwas schuldig.< hatte er Lehni geantwortet, als dieser gefragt hatte, warum sie das alles hier tatsächlich ohne Rücksprache mit Chori tun sollten. >Außerdem schien es ihm wirklich wichtig zu sein, du weißt wie viele detaillierte Informationen uns Jaetru gegeben hat. Er hat das alles bereits geplant, Jahre lang Informationen gesammelt und nur auf jemanden gewartet, der stark genug war um diesen Plan auch auszuführen.<


Es stimmte, der Fürst von Panareen hatte wertvolle Informationen zum Planungstisch bringen können, so hatte er sie darüber aufgeklärt, dass auch der Untote essen musste und man ihm wöchentlich Nahrungsmittel hinunter in die Katakomben reichte. Hier sollten die beiden ansetzen und diesen Weg nutzen um ihn dort unten auch zu finden, schließlich waren die verzweigten Gänge sonst ein unbewältigbares Problem.

Es sollte nicht allzu schwer sein, die Stelle des Lieferjungen einzunehmen. Der Fürst von Vijen war laut Jaetru, ein überaus überheblicher Charakter, er verwendete keine geheimen Signale oder Passwörter, sie konnten also ohne viel Vorbereitung tun wofür sie gekommen waren.


Auf ihrer Reise hatten sie auch vorsichtig versucht mit den einfachen Jae zu sprechen um heraus zu finden, wie sehr sie wirklich litten und tatsächlich, es schien so als wäre das Fehlen eines aktiven Herrschers in der Tat von großer Bedeutung für sie. Der mangelnde Grenzschutz gegen Banditen und andere plündernde Banden, der Abbau des nationalen Stolzes, die fehlende Einigung unter den Fürstentümern, ja richtige Perspektivlosigkeit war ein fixer Bestandteil der Sorgen der Jae, zusätzlich zu den grausamen Gerüchten, die man über den Hexer hörte. Er sollte ein Schlächter von anderen Fürsten sein. Viele sprachen von dunklen Wintern und verregneten Sommern, seit der Fürst von Vijen an die Macht gekommen war, ein Verrückter, der seine politischen Gegner von seinen Fledermäusen auffressen ließ. Anders als Jaetru behauptet hatte, gab es Gefolgschaft des Hexers, die unter seinem Zeichen durch die anderen Fürstentümer zogen und immer mehr Reichtümer nach Vijen brachten, sie mordeten und erpressten Schutzgeld durch andere Fürsten, also hatten Jaenun und Lehni eigentlich allen Grund diesen Wahnsinn zu stoppen.


Ein Tyrann. Sie mussten einen Tyrannen aufhalten.


Aus diesem Grund lagen sie nun versteckt neben einem Uferaufgang auf der Lauer, um nach einer ereignislosen Nacht, in dem Fürstentum der Flüsse Vijen, endlich auf den Lieferjungen zu warten, der die Nahrungsmittel hinunter in die Katakomben bringen sollte. Sie hatten vorsichtig herumgefragt um zu erfahren, wann die wöchentlichen Lieferungen abgehandelt wurden und wo sich der Eingang in die Katakomben befand, sodass sie die Aufgabe des armen Jungen übernehmen konnten.

Von all dem was sie aus den diversen Wirtshäusern gehört hatten, waren die meisten Lieferanten so und so alles andere als glücklich über ihre Aufgabe, es waren meistens von der Gesellschaft ausgestoßene Bettler oder Untreue, die wie alle anderen Angst davor hatten dem Hexer zu dienen, doch sich im Gegensatz zu der restlichen Bevölkerung nicht wehren konnten.


Sie waren den ganzen Morgen still in ihrem Versteck gelegen, es war ein wenig wie die Fuchsjagd, die Lehni und Jaenun jeden Sommer veranstaltet hatten, als sie noch Kinder waren. Genau wie den Fuchs, hatten sie auch dieses mal nicht vor ihr Opfer zu töten. Als er gegen Mittag endlich auftauchte, schlichen sich die beiden Freunde, in Umhängen verhüllt, an den armen Jae heran und betäubten ihn mit einem von Jaenuns chemischen Mitteln. Leise und unentdeckt war dies von Statten gegangen, sie ließen ihrem Opfer eine Goldmünze zurück, versteckten ihn unter der Brücke und näherten sich, mit den erbeuteten Nahrungsmitteln, langsam dem Eingang der Katakomben.  Um Informationen über den Untoten zu erhalten, durchstöberten sie den erbeuteten Korb und fanden neben köstlich riechendem Essen, auch vier Braunglasflaschen, in denen sich ein weißes Pulver befand. Auf den vergilbten Etiketten stand die triviale Bezeichnung Varicin und der Hinweis, dass die benannte Substanz in Nemuraq hergestellt worden war.

Auch Jaenun hatte gelernt, wie man das beliebte Beruhigungsmittel erst zusammen braute und dann langsam auskristallisieren ließ, damit es anschließend geraucht werden konnte. >Vielleicht damit er Jaevash ruhig hält?< vermutete er mit Bezug auf das Medikament, doch Lehni zuckte mit den Schultern, nicht sehr überzeugt wirkend >Oder unser Tyrann, Untoter und Hexer, ist jetzt auch noch zugedröhnt.< 

Sie würden schon sehen, welche der beiden Möglichkeiten sich bewahrheiten sollte. Für den Moment war einmal alles nach Plan gelaufen und schon wieder schien es komisch wie schnell und reibungslos dies alles funktionierte.


Vielleicht war diese Plötzlichkeit oder Problemlosigkeit der Grund, warum die Freunde danach jedoch pausierten, sich setzten und nur einen Moment in das schwarze Loch, den Eingang, unter ihnen starrten, denn sie hatten nun keine Entschuldigung mehr, um nicht durchzuziehen, wofür sie gekommen waren. Alles war glatt gelaufen, sie konnten nicht schulterzuckend nach Hause zurück kehren und Jaetru berichten, dass es ihnen leider unmöglich gewesen war die Mission auszuführen. Sie mussten nun handeln und gegen einen untoten Hexerfürsten kämpfen, der schon einige andere Jae umgebracht hatte.

Das war von keinem der beiden wirklich die Erfüllung eines Lebenstraums, wenn sie ehrlich sein sollten. Besonders nachdem Jaenun seiner Mutter extra versprochen hatte, solche Situationen zu vermeiden. Doch was sollten sie tun? Sie hatten bereits begonnen und auch die Mission, die Chori ihnen gegeben hatte, hing von dem Erfolg dieser Aktion ab.


Jaenun seufzte leicht, stand nach einer kurzen, stummen Pause wieder auf und streckte sich erbärmlich langsam.


Auch sein Freund sah daraufhin auf und zog seine Augenbrauen leicht zusammen. >Also machen wir es nicht?<
>Doch natürlich machen wir es! Es ist unsere Aufgabe! Stress mich nicht.<
>Na dann beweg deinen Hintern wieder hier runter!<


Jaenun seufzte abermals und legte sich wieder auf den kalten, kiesigen Boden, wobei die kleinen Steinchen durch seine Jacke drückten. Seine Miene zeigte nur zu deutlich seinen gigantischen Widerwillen, als er in die Dunkelheit vor sich starrte. Der Tag um sie herum war grau, schwere Wolken hingen um sie und der Nebel lag tief über den Dächern. Vijen befand sich nahe an der ahnahnischen Grenze und es regnete deswegen fast ebenso oft, wie in ihrer Heimat im Norden. Das gesamte Fürstentum war mit Lorbeergewächsen bewachsen und von Flüssen durchzogen. Langhaariges Moos und Flechten sprossen aus jeder Mauer der Stadt Vijen, was zusammen mit dem Nebel für eine unheimliche Stimmung sorgte und das flüsternde Glucksen, der fast unregulierten Seitenarme des Flusses Til-Tena, war gewöhnungsbedürftig für die beiden Freunde. Ebenso verhielt es sich mit der Kälte, die sich in ihren Knochen einmistete.

Ihr nächstes Ziel sah jedoch nicht freundlicher aus, der Steinbogen, der sich über dem Eingang zu den Katakomben wölbte, war mit Holzbrettern versiegelt und sie mussten sich durch einen niedrigen Spalt unter Absperrung hindurch, in die Dunkelheit zwängen, auf dem Bauch krabbelnd und den schweren Atem des Untergrunds aushaltend. Der Til-Tena floss unter der Stadt Vijen hindurch und war nach der Auflassung der Katakomben als Friedhof, durch deren Gewölbekomplexe geleitet worden, um an der Oberfläche mehr Platz für Bauten zu ermöglichen.


>Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Herrscher da unten leben kann, oder besser gesagt warum? Er hat eine befestigte Stadt, wenn er Angriffe vermeiden will, sollte das doch ausreichen.< murmelte Jaenun um Zeit zu schinden.


>Also traust du Jaetrus Worten nicht?< fragte Lehni da und legte den Kopf leicht lächelnd zur Seite, er wirkte sehr provokant.


>Doch! Jaetru ist ein kluger Junge, er versucht einen Bürgerkrieg zu verhindern und gleichzeitig die Situation zu verbessern. Es ist wichtig den Hexer zur Strecke zu bringen! Also konzentrieren wir uns!<
>Ich weiß, ich weiß!< entgegnete sein Freund, doch sein Lächeln verfiel nicht, es wurde nur noch größer.
>Vielleicht lebt er ja einfach in den Katakomben, um dem gruseligen Bild eines dunklen Hexers zu entsprechen. Wer weiß, vielleicht verlangt sein Orden einen Schwur, in keinen geschmackvollen Zimmern zu wohnen, Musik und Prunk zu entsagen und dem unheimlichen Ruf eines Fledermaus-Dämons eine neue Bedeutung zu geben.<
>Hatte das denn eine alte Bedeutung?<
>Nein! Er ist der prophezeite Retter des Ordens, der die Fledermaus-Demönendressur aus der Bedeutungslosigkeit hebt!< Lehni schloss die Augen und hob sein Kinn andächtig dem Himmel empor in einem dramatisch wirkenden, stummen Augenblick. Jaenun sah unbeeindruckt aus. >Du bist ein Idiot.<


>Nein. Ich bin deine einzige Chance, dass wir Ritter werden!<
>Ich werde Ritter.< entgegnete Jaenun mit einem tadelnden Blick >Du wirst Knappe!<


>Details die niemanden interessieren.< antwortete Lehni und streckte die Zunge heraus, Jaenun seufzte hingegen wieder.

>Willst du eine Windmühle mit deinem ununterbrochenen Seufzen betreiben oder da jetzt rein gehen?< kommentierte sein Freund, woraufhin der Jae endgültig die Nerven verlor, sich einen Ruck gab und in das Loch schlüpfte.

Es war ein wenig wie der Weg der ihn zu seinem Titel geführt hatte, er und Lehni, nur Sekunden davon entfernt, von einer undurchdringbaren Dunkelheit umhüllt zu werden.

Dieses mal folgte ihm sein Gefährte jedoch ohne zu zögern, sie betraten das Unbekannte gemeinsam, wofür Jaenun dankbar war, bis Lehni wieder damit begann zu reden. >Hier stinkt es.< war Lehnis Stimme in der Dunkelheit zu hören. Sie hatten sich einige Meter von dem Eingang entfernt und konnten ihre eigene Hand bereits nicht mehr sehen, so wenig Licht fiel durch den niedrigen Spalt.

>Danke für deine überaus unerwünschte Meinung! Hol lieber die Kerzen heraus.<
>Wird erledigt großer Anführer! Ah Juvi übrigens, denkst du hier gibt es Krokodile?<
Daraufhin wurde es einen Moment still, bevor sich Jaenun räusperte und >Mach dich nicht lächerlich.< antwortete, doch Lehni bemerkte, wie der Ältere etwas schneller nach der Kerze griff, die er hervor holte, als er es vielleicht sonst getan hätte.


Laut Jaetrus Informationen, reichte es nicht, die Nahrungsmittel einfach in den Gang zu stellen und dann zu gehen, sie mussten zu dem Fürsten gebracht werden, der tiefer im Labyrinth versteckt lebte, was sie vermuten ließ, dass es Hinweise für den Weg, den der Lieferjunge nehmen musste, mit Sicherheit gab.

Licht flackerte nur kurz nach Jaenuns Griff nach der Kerze auf, sie hatte sich selbst entzündet, genau so, wie Jaenun während seiner Alchemistenausbildung gelernt hatte sie herzustellen. Die Helligkeit hob die Stimmung ein wenig, doch sie beschlossen dennoch jeder für sich stumm weiter zu gehen und die Katakomben zu erforschen. Nicht wissend welche der Verzweigungen die Richtige war, machten sie mit Kreide ein Kreuz und Pfeile auf die Wände um die Orientierung nicht zu verlieren, ähnlich wie Jaenun das in dem Labyrinth der Sandrenhöle gemacht hatte.

Immer auf der Suche nach einem Wegweiser für den Lieferjungen, betrachteten sie die Wände, doch konnten nicht wirklich etwas finden, bis die beiden plötzlich auf Gekritzel stießen. Sie hatten zwar mit Spuren von ihrem Gegner gerechnet, doch eigentlich hatten sie sich vorgestellt, die aufgehäuften Schätze zu entdecken, die seine Handlanger für ihn herbeigeschafft hatten. Oder Wachen. Doch was sie fanden, waren die Nachrichten, eines Verrückten.

>Es tut mir leid.< war das erste, das sie lesen konnten und zuerst dachten sie, dass es vielleicht von einem der getöteten Fürsten stammte, doch die folgenden Nachrichten sahen eher nicht danach aus, es klang eher nach den Botschaften von dem gefangenen Vash. >Es ist so dunkel hier drinnen, doch ich kann nicht mehr nach oben. Ich bin gefangen und werde meinen Verstand verlieren.<

>Ich dachte nicht, dass er ihn hier her hinunter gebracht hat, das ist barbarisch! Vielleicht lebt Vash gar nicht mehr!< hauchte Jaenun und ein Schauder jagte ihm über den Rücken.


>Würde irgendwie Sinn ergeben. Er entführt den rechtmäßigen Anführer der Jae, um den Rest des Landes zu erpressen, holt den Jungen hier herunter, tötet ihn und lässt jeden im Glauben, dass er ihn noch immer hat, um sie weiter erpressen zu können. Deshalb auch hier und nicht in der Burg von Vijen. Es ist hier viel schwieriger zu überprüfen ob der Junge noch lebt oder nicht.< kommentierte Lehni und verzog das Gesicht zu einer entsetzen Miene.


>Ich hoffe dass er noch lebt.< seufzte Jaenun und ging weiter den Gang entlang. Lange an einem Ort stehen zu bleiben, war ihm unangenehm. Mit der Kerze in der Hand waren sie weithin sichtbar und seine Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken auf, dass jemand sie verfolgte. Bei der Dunkelheit und gedeckt durch das Gurgeln der Kanäle, durch die das Wasser irgendwo in der Nähe durch rauschte, wäre es ein Leichtes gewesen, sich an sie beiden anzuschleichen. Schatten an den Wänden, die durch die Kerze ausgelöscht wurden, sahen nur all zu oft wie dunkle Gestalten aus und hin und wieder musste man einen zweiten Blick in einen Nebengang werfen, um sicher zu gehen, ob man da nicht eine Bewegung gesehen hatte.

Die Nachrichten häuften sich in der Richtung, die sie nun einschlugen. >Bist du noch immer wütend?< Es war nicht ganz klar ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für sie war. Es konnte sie näher zu ihrem Ziel führen, oder weiter weg, sie mussten es ausprobieren, es blieb ihnen keine andere Wahl. >Ich will zurück! Ich wünsche es mir so sehr. Um ehrlich zu sein bin ich sehr einsam.<

>Ich will hinaustreten in die Sonne, Dinge lernen die ich noch nicht weiß, mein Leben leben. Doch ich wäre wahrscheinlich blind für die schönen und interessanten Dinge. Du hast mir das Augenlicht genommen, die Dunkelheit macht es nur schlimmer.<

Auf dem Boden begannen sich nun auch leere Krüge zu häufen, es roch ein wenig nach Tee und die beiden Freunde sahen das als gutes Zeichen an. Oder weniger gut, da sie vermutlich nun diesem gruseligen Jae näher kamen.


>Einst wuchs ich wo weiße Lilien blühen. Einst lief ich mit dem Gekrönten über gelbe Felder. Doch nun muss ich mich hier unten mühen. Schuld daran bin ich selber.<


Ereignislosigkeit plagte sie jedoch ein bisschen, es waren keine neuen Entdeckungen zu machen, was die beiden Freunde vermuten ließ, dass sie auf dem falschen Weg gelandet waren. Doch wahllos um die nächste Ecke zu biegen, hatte dann doch plötzlich ein überraschendes und sehr unheimliches Ergebnis.

Der Gang hatte sie direkt an die Stelle geführt, an der die Katakomben mit dem Flusskanal fusionierten. Es war hier laut, windig-feucht und das Spritzwasser machte die Ränder der Wege rutschig. Jaenun wollte Lehni gerade zur Vorsicht mahnen, da schwang sich plötzlich eine Gestalt, aus einem stockdunklen Schacht über ihnen und landete geübt vor ihnen auf den Füßen.

Der Fremde war, nach dem er sich aufgerichtet hatte, von beeindruckend großgewachsener Gestalt, was bedrohlich gewirkt hätte, wäre er nicht einfach mit geschmeidigen Schritten an ihnen vorbei spaziert, sie völlig ignorierend. Er stellte sich zu der Kante des Kanals und machte die beiden bestürzten Freunde so auf ein kleine Zille aufmerksam, die dort vertäut lag. Der fremde Mann hielt das Gefährt nun an ihrem Strick, mit solch einer Gelassenheit, dass Jaenun nur vermuten konnte, dass es sich hierbei um einen Fährmann handelte.

Ihr Gegenüber, war genauso verhüllt wie Jaenun und Lehni, was es für die beiden schwierig machte zu verstehen was sie von ihnen wollte. Er wirkte dunkel und mysteriös, wartend, als müssten sie eine Reaktion zeigen, um die gesamte Szene aus dem erschrockenen Stillstand zu befreien und wieder zum Laufen zu bringen.

Doch es kam nichts von den beiden Freunden, sie waren erstarrt, gefangen zwischen dem Impuls anzugreifen, wegzulaufen und hallo zu sagen, also bewegte sich der Unbekannte als erster. Er hob den langen Arm langsam und deutete stumm auf den Korb mit dem Essen, den die beiden mit sich hatten, doch sie konnten noch immer nicht genau einschätzen, wer der Mann war, also zögerten sie weiterhin sich zu bewegen. War dies ein Komplize des Hexers, sein Diener oder ein Bandit, der sich den Abgelegenen Ort ausgesucht hatte, um seine wilden Geschäfte zu erledigen?


Der Fährmann deutete noch einmal, energischer auf den Korb, woraufhin sich Jaenun einen Ruck gab und vortrat. >Dies sind die Nahrungsmittel für den Fürsten von Vijen. Wir sollen sie so schnell wie möglich abgeben.<


Stumm legte der großgewachsene Jae den Kopf zur Seite und betrachtete die beiden Gestalten mit ihren selbstzündenden Kerzen neugierig. Seine Kapuze verrutschte dabei leicht, sodass sie lange, dunkle Haare, in ausgesprochen ungebendigtem Zustand erkennen konnten. Weiters sahen sie, dass ihr Gegenüber nur ein funktionierendes Auge hatte, das andere war unter Bandagen verdeckt. Nach einem Moment des stummen Musterns, machte ihr Gesprächspartner eine vage Handbewegung, als würde er sie beide herwinken wollen und drehte sich zu seiner Zille um, damit er diese näher an den Bordstein ziehen konnte.

Die beiden Freunde warfen einander einen hilfesuchenden Blick zu, die Situation war irgendwie absurd und gruselig. Nach den Absichten des Fährmannes zu fragen, war irgendwie eine dumme Idee, denn wenn sie die Lieferjungen spielen wollten, war es wohl wenig hilfreich zuzugeben, die Routine hier unten nicht zu kennen. Doch einfach in das Boot zu steigen, war auch eine dumme Idee. Vielleicht war es für diese Überlegungen auch bereits viel zu spät und der Fährmann hatte sie durchschaut, was der wahrscheinlichste Fall war, also ließ Jaenun seufzend alle Vorsicht fallen und fragte >Verzeiht, aber wer seid Ihr? Bringt Ihr uns zum Fürsten von Vijen?<


Der Angesprochene drehte sich wieder zu ihnen, legte seine flache Hand schulterzuckend auf das Tuch, das seinen Mund bis zur Nase verdeckte und schüttelte den Kopf. Er konnte wohl nicht sprechen. Dann deutete er wieder auf sie beide und dann auf die Zille.


>Ihr bringt uns zu ihm?<


Er nickte. Wieder ein irritierter Blickwechsel zwischen Lehni und Jaenun, doch es blieb ihnen nichts anderes übrig, als der Aufforderung zu folgen und in die Zille zu steigen. Es erschien ihnen komisch, dass die Lieferjungen für das Essen, bis zum Fürsten gebracht wurde und dass der Fährmann nicht einfach die Lebensmittel übernahm und sie weg schickte. Doch vielleicht lag die Aufforderung des Fremden, in das Boot zu steigen, auch nur daran, dass sie danach gefragt hatten, vor den Hexer treten zu dürfen.
Fragwürdig blieb jedoch, dass dieser Mann in der völligen Dunkelheit gewartet hatte.


Der Fährmann nahm hinter ihnen Platz und begann damit, die Zille vom Bordstein abzustoßen und in die Mitte des Flusses zu bringen. Er musste ganz schön gegen die Strömung ankämpfen, was beiden Freunden Erleichterung bescherte, aber auch noch mehr Sorgen machte. Einerseits war der Fährmann so zu jeder Zeit damit beschäftigt, das Boot voran zu bringen, andererseits bewies es, dass sie auf keinen Fall in ein sicheres Terrain hinein geraten waren.

Im Notfall konnte Lehni ja noch immer fliegen.


Sie kamen auf dem schwarzen Wasser nur langsam vorwärts, doch relativ bald nach dem Beginn ihrer Überfahrt, erkannten sie, wie der Kanal heller wurde. Schwere, mit Wachs überladene Kerzenhalter warfen links und rechts vom Kanal, unruhige Schatten gegen groben Stein, als würden die Schatten zu dem Glucksen des schwarzen Wassers tanzen. Steinerne Masken verzierten die Mauern zwischen den Lichtquellen, manchmal waren auch Fische oder Pferde bildhauerisch dargestellt, es waren die Zeichen der Erbauer von Vijen, die sich somit in den Katakomben verewigt hatten. Wenn die beiden Freunde nach oben blickten, entdeckten sie tausende von Fledermäusen von der Decke hängen, rege ihre Brut pflegend, oder einander putzend.


>Gold und Stein. Wie ein Palast unter der Stadt.< flüsterte Lehni, Jaenun ins Ohr. Dieser entgegnete mit neutralem Gesicht, dass es mehr wie ein Kerker aussah.


Stumm ging die Reise weiter durch den Kanal, bis ihr Fährmeister nach etwa einer Stunde wieder anlandete. Er musste enorme Kraft besitzen, wenn er es so tüchtig gegen die Strömung geschafft hatte. Jedes mal wenn Lehni oder Jaenun einen verstohlenen Blick zurück geworfen hatten, um nach dem Diener des Hexers zu sehen, hatte dieser gelächelt. Man hatte seinen Mund noch immer nicht sehen können, doch sein Auge hatte sich zusammen gekniffen und einen kleinen Halbmond geformt, sodass sie genau wussten, dass der verdeckte Mund zu einem breiten Grinsen verzogen worden war. Das war alles, was nötig gewesen war, um den stummen Jae noch unheimlicher wirken zu lassen.


Doch er brachte sie sicher zur nächsten Anlegestelle, vertäute die Zille sorgfältig und wirkte seltsam professionell und ruhig in dem was er tat, sodass die beiden Freunde keine wahre Angst verspürten, nur große Skepsis und einen Grusel, der wohl auch an der Umgebung lag.

Die Anlegestelle war, bis auf einen einzigen Torbogen, der die Öffnung in einen weiterführenden Gang hinein darstellte, von Wasser umgeben, sodass es klar war, wohin sie nun gehen mussten. Der Diener des Hexers deutete dennoch enthusiastisch auf den Durchgang, der von schwerem, feuchten Stoff verhängt war. Sie traten hindurch und stießen auf mehr Gold, Kerzen und Stein, doch auch die Botschaften an den Wänden waren wieder zu entdecken.


>An jenem Abend lachten sie, als du hinaus kamst. Sie tuschelten, von dir unbeachtet. Ich wollte dich nur beschützen.<

Ein Kloß formte sich sowohl in Jaenuns, als auch in Lehnis Hals.


>Gäbe es diese verdammten Lilien nicht, wäre es nie soweit gekommen.<
>Wo bist du nur Vash?< flüsterte Jaenun in Chorisch, sodass der stumme Jae ihn nicht verstehen konnte und strich mit der Hand über die Buchstaben >Hab keine Angst, wir finden dich. Halte durch, in Ordnung? Ich bin mir sicher, dass jemand auf dich wartet!<.
>Dieser Hexer ist ein Bastard.< kommentierte Lehni, ebenso in Chorisch, bevor ein plötzliches Geräusch sie aufschrecken ließ. Es war das flattern eines Lebewesens, das sie Aufschrecken ließ, mit größter Wahrscheinlichkeit das einer Fledermaus. >Er weiß dass wir hier sind!< presste Jaenun hervor und seine Augenbrauen zogen sich angespannt zusammen.
>Und was machen wir jetzt?<
>Gehen wir einfach weiter, es bleibt uns nichts anderes übrig!< kommentierte Jaenun und packte seinen Gefährten am Arm. >Doch was wenn er uns Fledermäuse und Krokodile schickt, die uns auffressen?< der Sasanlier klang nun tatsächlich höchst besorgt.
>Mein Blut ist giftig, schon vergessen? Ein Biss und sie alle fallen tot um!<
>Und was ist mit mir?<
>Ich werde dich schon beschützen.< verkündete Jaenun und zog seinen Freund voran.


Auch der Diener des Hexers drängte sichtlich darauf, dass sie weiter gingen. Seine Emotionen waren zwar nur von einem einzigen Auge abzulesen, doch sein finsterer Blick und das angedeutete Stirnrunzeln, verrieten dennoch, dass er nicht wollte, dass sie hier länger herum standen. Also liefen sie ihm weiter hinterher. Sie passierten Stufen tiefer nach unten, flache Gänge, Stufen wieder nach oben. Ein Irrweg, den die beiden alleine bestimmt nie wieder hätten bewältigen können, nicht in ihrem aufgeregten und dadurch abgelenkten Zustand.

Am Ende standen sie wieder vor einem schweren, feuchten Samtvorhang, den der Diener des Hexers beiseite zog, um eine, durch hunderte Kerzen hell erleuchtete Kammer, zu enthüllen, in die er hemmungslos eintrat. An der rückwärtigen Wand der Kammer stand ein steinerner Thron, der minimalistisch verziert war und nicht so wirkte als hätten ihn die alten Baumeister von Vijen dort zurückgelassen.

Außerdem konnte man Musikinstrumente, einige Waffen und eine große, von der Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogene Tafel finden, auf die der Diener des Hexers eilig die Nahrungsmittel ausbreitete, nachdem er Jaenun den Korb abgenommen hatte.

Feuchte, lange Teppiche lagen auf dem Boden, alles sah schmutzig aus, doch man konnte erahnen, wie prunkvoll die Einrichtung einmal gewesen war. Die Kammer hatte zwei weitere Ausgänge, ebenfalls von Vorhängen verdeckt, auf einem anderen kleinen Tisch an der Wand lagen zahllose Bücher und Schriftstücke völlig durcheinander und Schnitzereien standen überall auf der langen Tafel, auch nur halb fertige, was vermuten ließ, dass hier alles Mögliche gesammelt wurde, um sich die Zeit vertreiben zu können.

An den Wänden hingen schwere Wandteppiche, die das Zeichen von Vijen und deren Fürsten trugen, Schwarze Fledermäuse auf grün und blau und wieder spukte der Schatten der tanzenden Kerzen darüber, während ihr Ruß, die wohl einst strahlenden Farben, schon längst gedämpft hatte.


Etwas unsicher, was sie nun tun sollten, standen Jaenun und Lehni verloren wirkend vor dem steinernen Thron und sahen dem geschäftigen Diener dabei zu, wie er auf gläserne Teller, das Essen ausbreitete und stumm vor Freude lächelte. >Wird der Herr von Vijen bald kommen?< fragte Jaenun da mit zittriger Stimme, was den Diener aufsehen ließ. >Wir dachten, Ihr führt und zu Eurem Anführer.<


Der Angesprochene verharrte einen kurzen Moment regungslos, bis er schließlich ohne weiter zu zögern, den schweren Mantel öffnete, die Kapuze von seinem Kopf zog und die gesamte vermummende Kleidung ablegte und über den steinernen Thron warf. Sein neu enthülltes Gesicht sah schmutzig, doch vor allem erstaunlich jung aus. Seine Bartstoppel zeigten, dass er eindeutig älter war, als die beiden Freunde, doch gewiss nur um wenige Jahre. Das rechte Auge blieb von schmutzigen Bandagen verdeckt, die fast schwarzen Haare waren Schulterlang und ungekämmt, sie hingen fransig, fast lockig in das Gesicht des Mannes. Nach dem Enthüllen seiner Gestalt und den recht teuer aussehenden Kleidungsstücken, die unter seinem Mantel verborgen gewesen waren, setzte er sich vergnügt und ohne Hemmungen an die Tafel und zog einen der Glasteller zu sich. >Kommt und esst mit mir! Und probiert den Tee von Vijen. Er ist ein wenig süßer als der aus Panareen.<


Fassungslos starrten die beiden Gesandten den Jae an, den sie für stumm gehalten hatten. Sie waren sich nicht im geringsten im klaren darüber, wer nun vor ihnen saß.

>Wollt ihr nicht? Bitte, ihr seid meine Gäste.< kommentierte der Unbekannte mit akzentfreiem Gebrauch der Gemeinsprache und dunkler, rauer Stimme und deutete auf die zwei Holzstühle, die noch bei der Tafel standen. Er lächelte nun sichtbar, es war ein breites, freundliches Lächeln, doch das bandagierte Auge und die Haare, ließen ihn mehr wild als einladend aussehen und machten seinen Versuch zu Nichte, offen zu wirken.

>Wer genau seid Ihr?< entfuhr es Lehni und der Angesprochene sah mit einem Schlag wieder ernst aus und wandte sich etwas entnervt seufzend, seinem Teller zu. >Fürst Jaeho von Vijen, oberster Herrscher und Richter der Jae. Befehlshaber derer Streitkräfte, Eigentümer all derer Länder und so weiter und sofort.< er nahm verbittert wirkend einen Bissen von seinem Essen und blickte wieder zu den beiden hinüber. >Ihr wolltet mit mir sprechen? Oder besser gesagt, mich töten. Glaubt ihr wirklich, ich wüsste nicht von euch, seit ihr über die Grenze meines Fürstentums gekommen seid? Oder von den Spionen aus Panareen?<


Dies war nun der gefürchtete Hexer, viel jünger und weniger bösartig wirkend als erwartet, doch auf keinen Fall unschuldig, so viel stand fest, er hatte ja eben selbst zugegeben, dass er der Anführer der Jae war und an diesen Titel war er schließlich nicht rechtmäßig gekommen.


>Es ist wahr, ich bin gekommen, um Euch zu besiegen und das Volk von der Tyrannei zu befreien.< antwortete Jaenun und schluckte schwer. Das lief alles nicht wie geplant, sie mussten also Plan B einsetzen, um hier noch lebend heraus zu kommen. Auch Lehni neben ihm, sah alles andere als entspannt aus.


Der Fürst von Vijen zerpflückte unbeeindruckt Brot und streute es in seinen Eintopf, ohne seine beiden Gäste weiter anzusehen. >Ich habe euch die Sprache der Chorr verwenden hören. Warum wollen Leute aus Ahnahn etwas von mir? Es ist ein weiter Weg zurückzulegen, um jemanden zu töten und ein Volk zu befreien, dem man entsagt hat, oder? Viel Ärger um Dinge, in die man sich nicht einmischen sollte.<


>Es ist meine Aufgabe, das Volk der Jae von der Tyrannei zu befreien.<
>Geh nach Hause, du bist noch ein Kind.< konterte der Hexer und aß unbeeindruckt weiter. Irritiert zog der andere Jae seine Augenbrauen leicht zusammen. >Es ist meine Aufgabe!<


>Hör mal Kleiner, ich stehe nicht gerne wieder auf, nachdem ich mich einmal hingesetzt habe, also entweder setzt du dich jetzt hier dazu und isst mit mir, oder du gehst nach Hause, ganz einfach. Ihr wurdet von Jaetru geschickt und damit ist es für mich klar, dass ihr nicht alle Kerzen im Leuchter habt. Egal was dir Jaetru gesagt hat, du wirst nicht besser darin sein, mich zu töten, als der letzten Hampelmann aus Panareen. Hast du nicht die Gerüchte über mich gehört?< er zwinkerte Jaenun daraufhin frech zu. >Vergiss die alle wieder, ich bin kein Hexer. Das muss ich nicht sein. Ich bin ein Mitglied der Weißen Klingen.< nun wirkten all die Waffen an den Wänden überaus bedrohlich auf die beiden Freunde >Und du? Bist du das Ass von Ahnahn? Das wäre eine traurige Tatsache.<


Unsicher, was er darauf sagen sollte, räusperte sich Jaenun erst. Er wusste nicht, ob er den Worten des anderen Jae glauben sollte, schließlich hatte er ihnen auch vorgespielt, stumm zu sein und sich dadurch dazu disqualifiziert, vertrauenswürdig zu wirken. Dann wiederum war er jedoch irgendwie freundlich, als er schließlich zu Sprechen angefangen hatte, was Jaenun verdutzte. Er antwortete einfach ehrlich. >Ich bin Jaenun, der ins Exil geflohene Fürst von Loreen. Was in diesem Landen geschieht, geht mich sehr wohl etwas an.<

Der Junge wusste ganz genau, dass er nicht sonderlich einschüchternd oder gefährlich wirkte, doch der Inhalt seiner Antwort, hatte anscheinend doch etwas in seinem Gegner ausgelöst. Er ließ seinen Löffel fallen und stand langsam auf. >Frisch gebackener Fürst von Loreen und schon willst du meinen Platz einnehmen. Sehr ambitioniert, das muss man dir lassen!< Jaeho, der Fürst von Vijen, griff hinter sich und zog eines der zahlreichen Schwerter. >Ich wünschte, du hättest mein Angebot angenommen und wärst nachhause gegangen.<


>Nein, ich bin nur hier um eine Aufgabe zu erfüllen.< beharrte Jaenun das dritte mal und Jaeho seufzte. >In Ordnung, ich hab ja schon verstanden. Also beginnen wir das Schauspiel, damit dein Freund hier etwas zu gaffen hat.<


>Gaffen wird uns allen schwer fallen.< entgegnete Jaenun, griff in seine Tasche und holte eine kleine Kugel hervor, die er auf den Boden warf und die in Sekunden schnelle, die kleine Kammer verqualmte. Es stimmte, er war nicht der stärkste oder gefürchtetste Schwertkämpfer, weder in Ahnahn, noch in dem Reich der Jae, doch auf sein Alchemistenhandwerk konnte er sich verlassen.

Jaeho schien das jedoch anderes zu sehen >Was soll das Kleiner? Glaub mir, ich kann mich in der Dunkelheit besser orientieren als du.<


Das wusste Jaenun, damit hatte er gerechnet, als ihm Jaetru das erste mal von den Katakomben erzählt hatte, doch es ging auch auf keinen Fall darum, seine Position zu verstecken.


Wie angekündigt, dauerte es nur einen Momente, bevor Jaeho den Jungen gefunden hatte und ein Schwerthieb mit schepperndem Hall von Jaenun mit seinem eigenen Schwert gerade noch abgefangen werden konnte. Der Hexer war schnell und das anstrengende Paddeln, eine Weile zuvor, hatte ihm auch nicht merklich an Kraft geraubt. Wenn Jaenun nicht aufpasste, würde ihm der andere Jae seine Waffe einfach aus der Hand schlagen. Der ihm nachgesagten Unverwundbarkeit durch Waffen, hatte Jaenun natürlich auch ein großes Gewicht in seinem Plan zugesprochen und so versuchte er nun, sich nicht nur zu verteidigen, sondern den Hexer auch in Lehnis Richtung zu manövrieren.

Er verwendete alle Techniken, die ihm Gnaeo beigebracht hatte, doch dem Hexer zu besiegen hatte in seinem Kopf einfacher geklungen, als es nun in der Tat war. Jaehos Meinung über seine Schwertkampfkünste, war keine Übertreibung gewesen. Er dominierte den Kampf klar und manövrierte eher Jaenun, der nicht viel mehr tun konnte, als zu parieren und auch das wurde immer schwieriger, besonders da er ebenso wenig sehen konnte.

Er wurde zu Boden gestoßen, oder zur Seite geschubst, nie dauerte es lang, bis Jaeho der Hexer den Angriff umgedreht hatte und dem ungeschickten Jüngeren einen Schlag mit dem Knauf auf den Hinterkopf verpasste.

Jaenun war so voller Adrenalin und nun blanker Angst, dass er jedoch nicht bemerkte, dass der tödliche Stich mit der anderen Seite des Schwertes stets ausblieb. Seine Gedanken drehten sich eher um die Erfüllung seines Plans und die Hoffnung, dass er erfolgreich sein würde, hatte sich bereits längst in seinem Herzen aufgelöst. Panik war das einzige, dass ihn noch in Bewegung hielt und die Frage, warum er diesen Kampf überhaupt begonnen hatte, ließ sich nicht mehr so einfach beantworten.

Er versuchte sich an Gnaeos Rat zu erinnern, der ihm hatte beibringen wollen, wie man sich aus einer solchen Lage wieder heraus helfen konnte, doch in der Situation selbst, fühlte er sich zu überfordert, um wirklich viel zu bewerkstelligen. Ihm blieb nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass Lehni seine üble Lage erkannte und zu ihnen kam.

Durch ein Wunder tauchte Lehni tatsächlich aus dem Rauch auf und warf sich flügelschlagend gegen Jaeho.


Der wahre Trick, den die beiden Gesandten versucht hatten durch den Rauch zu verschleiern, war ein Manöver, dass sie sich in ihrer Kindheit ausgedacht hatten. Kaum jemand erwartete einen Angriff von oben, wenn man gerade damit beschäftigt war, einen Gegner, der vor einem stand, abzuwehren und so war auch Jaeho von Vijen nicht darauf vorbereitet gewesen, dass der über ihm schwebende Lehni, nun ein dichtes Fischernetz auf ihn fallen ließ.

Der Sasanlier stürzte sich gleich darauf ebenso nach unten und versuchte dadurch den Älteren zu Boden zu stoßen. Auch wenn Lehni nicht sehr schwer war und sich durch seine fehlende Kraft kaum als guter Ringkämpfer auszeichnete, war die Überraschung so groß gewesen, dass Jaeho tatsächlich fluchend stolperte und auf den Knien landete. Durch das Netz hindurch konnte er mit seinem Schwert nicht mehr zu schlagen, doch besiegt war er noch lange nicht, er war schließlich ein untoter Hexer, der sofort versuchte, das Netz abzuschütteln. Es war nun wieder Jaenun an der Reihe, den Tyrannen zu richten und ein Entkommen zu verhindern.


Seit der Junge seinen Titel als Prinz des Blutes erhalten hatte, war der Widerwille eigentlich fast unüberwindbar groß gewesen, seine Fähigkeiten für andere Zwecke einzusetzen, als Mitbürger damit zu heilen. Sein gigantisches Angriffspotential hatte er bis jetzt erst einmal eingesetzt und das war bei einem Experiment zuhause in Ahnahn gewesen. Grundsätzlich wusste er die meisten Einzelheiten über seine Fähigkeiten nur rein theoretisch, doch das musste nun reichen. Jaeho war ein Tyrann, ein grausamer Jae vor dem sich seine Untertanen fürchten mussten. Er hatte den armen Vash entführt und sie waren auf einer Mission um alles wieder gerade zu biegen, das musste sich Jaenun immer wieder ins Gedächtnis rufen, um sich einen Ruck zu geben, seine Fähigkeiten auch wirklich einzusetzen.

Nun war sein Gegner direkt vor ihm, sie hatten nur diese eine Chance, also hob Jaenun die Hand, legte sie dem heftig protestierenden Fürsten auf die Stirn und ließ seine Macht wirken. Jaehos Muskeln spannten sich natürlich an, er versuchte das Netz zu zerreißen, er trat nach Jaenun und warf den Kopf zurück, um die Hand des Jungen abzuschütteln, doch die Kraft, die sein Gegner von der Göttin der Sandrenschlacht erhalten hatte, wirkte bereits einige Augenblicke später und seine Bewegungen wurden ungenauer und kraftloser. Die Farbe wich aus Jaehos Gesicht, durch Jaenuns Blutmagie schnitt er dem Hexer die Sauerstoffversorgung zu dessen Kopf ab, was ihn bald darauf Schwierigkeiten bekommen ließ, seine motorischen Fähigkeiten zu beherrschen und deutlich zu sprechen. Er erlitt einen Schlaganfall, der am stärksten seine Beine betraf und er sackte in sich zusammen.

Lehni ließ das Netz los, mit so einer heftigen Wirkung hatte er nicht gerechnet. Doch Jaeho nicht mehr sicher verschnürt zu wissen war in Ordnung, Jaenun hatte noch immer die Kontrolle über den Blutfluss im Inneren des anderen Jas und somit alle Karten in der Hand, auch wenn er ebenso Entsetzen über seine Fähigkeiten verspürte. Er war über seine eigene raue Stimme erstaunt, als er sprach und er wusste nicht, woher er die Kraft dafür überhaupt hernahm >Ergebe dich, oder deine Sinne erleiden schlimmen Schaden.<


Jaeho konnte nicht antworten, er kniff das sichtbare Auge zusammen, was einen Hinweis darauf gab, dass sich langsam die typischen, stechenden Kopfschmerzen ausbreiteten und seine Fähigkeit zu sprechen, war so gut wie verschwunden. Man konnte die Worte nicht mehr erkennen, so undeutlich waren sie ausgesprochen worden, was Jaenun, wenn er ehrlich sein musste, erneut einen riesigen Schrecken einjagte.

Plötzlich übermannte ihn die Panik, vor seiner eigenen Macht und er fürchtete sich vor den Konsequenzen, die auftreten könnten, wenn er übertrieben hatte. Er wäre wohl in der Lage dazu, den Gegner hier und jetzt umzubringen, eine Tatsache die dem Jungen den Magen umdrehte.


Jaeho von Vijen, hatte einen starken Überlebensinstinkt. Auch in seinem benebelten Zustand, wusste er, wann ein Kampf verloren war und dass er sich verstecken musste. So nutzte er die Fassungslosigkeit seiner beider Gegner, streifte ungelenk das Netz von sich und verwendete seine verbleibende, noch beachtliche Kraft dafür sich von den beiden Freunden weg zu ziehen und tiefer in den Nebel zu retten. Seine Beine funktionierten nicht mehr, also hatte er nur noch die Möglichkeit, sich kriechend fortzubewegen, auch wenn die Kopfschmerzen fast unerträglich waren und ihm starker Schwindel die Orientierung erschwerte.


>Wir müssen ihm nach! Sonst kann ich den Zauber nicht lösen!< japste Jaenun, nachdem sie tatenlos dabei zugesehen hatten, wie ihr Gegner verschwunden war. Er sprang auf.


>Nicht nur das! Was, wenn er in seiner Verzweiflung nun los gerobbt ist, um Vash zu töten?< kommentierte Lehni und sah ebenso besorgt aus, doch durch den Nebel wussten sie nicht, wohin ihr Gegner geflüchtet war. Sie suchten die Kammer eine Weile lang ab, Lehni versuchte mit seinen kräftigen Flügelschlägen den Nebel zu vertreiben, doch dann standen sie vor dem nächsten Problem.

Jaeho war nicht mehr in der Kammer und nun mussten sie erraten, welchen Ausgang er verwendet hatte.

Jaenun entschied sich einfach kopflos für eine der beiden Türen neben dem Thron, also liefen sie durch den rechte der Torbögen und hofften, dass sie nicht zu spät kamen.

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