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18.2. Chori/Jaenun(/Jaeho?)

Frühsommer in Ahnahn bedeutete, dass die heiße, feuchte Luft vom Wind bereits am Vormittag landeinwärts getragen wurde und knapp vor Mittag die Zwölfsternstadt erreichte, um sich in mehrstündigem Regen dort zu entleeren. Doch das Hochdruckwetter war nicht das einzige, das die Stimmung im Palast trübte. Auch um Choris Kopf hingen Regenwolken >Wir müssen diese Inseln zurück erobern, Gnaeo.< sagte sie in schärferem Ton, als beide dies gewohnt waren. Der T, der vor ihrem Schreibtisch zu stehen hatte, hüstelte leise, doch das rang der Königin kein Mitleid ab >Der Bericht den du mir gebracht hast, ist verehrend. Ganze Konvois mit Versorgung verschwinden im Kanal und gehen als Priesen an die Jentyponier. Das sieht nicht gut für uns aus. Und damit wir uns recht verstehen, das sieht auch nicht gut für dich aus.<

Gnaeos Husten stoppte, wie wenn man Schluckauf durch das Erschrecken der betroffenen Person kurierte. Auch sein Gesicht war düster und mit verschränkten Armen wies er jegliche Kritik von sich >Wenn Daiv die Inseln nicht als erster verloren hätte-<
Chori unterbrach >Daivs Kopf werde ich auch noch in die Latrine tauchen, sollte er den Krieg überleben. Doch im Moment bist du an der Reihe.< sie schob ihm seine Mappe mit Berichten über den Tisch >Erobere die Inseln zurück, greife ihre Häfen an, egal. Aber mach irgend etwas. Wir können nicht einfach dabei zusehen, wie die unsere Schiffe schnappen.<

>Wenn Jaenun endlich Druck auf ihre Städte ausüben würde-<
>Sag mal, ist Jaenun der Admiral, oder bist du das?< fragte Chori nun erst richtig entbrannt. Gnaeo klappte der Mund zu, doch seine Fäuste ballten sich >Ich werde diese Jentyponier besiegen.< versicherte er schließlich mit hervor gepressten Worten >Wir versuchen eine weitere Landung am Westufer der Inseln. Ich brauche dafür aber alle Schiffe, die du zur Verfügung hast.<
>Du sollst sie bekommen.< versprach Chori >Verlier sie nur nicht wieder.<

Der T verzog ärgerlich das Gesicht >Du musst nicht darauf herum reiten. Ich habe verstanden.<
Das brachte Chori dazu milder zu werden und die Seitenhiebe einzustellen >Na gut. Dann geh jetzt und schau in welchem Zustand die übrigen Schiffe sind.<

In der Ruhe die das Verschwinden des T ihr brachte, dachte sie weiter seufzend über ihre Verluste nach. Die Jentyponier waren definitiv in der besten Lage, sie im Kanal wieder und wieder heraus zu fordern. Es würde auch nicht lange dauern, bis sie die ahnahnische Küste mit ihren erbeuteten Schiffen angreifen könnten. Natürlich würde es helfen, könnte Jaenun auf dem Landweg Druck auf Jentyponien aufbauen, ihre Hauptstadt einnehmen und den Feind zu einem Waffenstillstand zwingen. Doch der Konjunktiv in dieser Überlegung, war der springende Punkt. Denn ob Jaenun das tatsächlich konnte, daran zweifelte sie schon seit langem.

Auch sie könnte nicht in ein anderes Land einmarschieren. Besonders nicht mit den Jae an ihrer Seite, sie waren zwar tapfer aber nicht leicht davon zu überzeugen, ihr Land zu verlassen um gegen die Jentyponier zu kämpfen, wenn die Manengrunder dieses entblößte Land, nur zu gerne einnehmen würden. Nein, Jaenun musste an der Grenze stehen bleiben und die Jentyponier, wie die Manengrunder davon abhalten Ahnahn auch von Süden her zu bedrohen. Darin war er gut. Und auch wenn sie ihm keine neuen Befehle geben wollte, sehnte sie sich doch danach mit ihm zu sprechen.

Ein Blick über ihren überfüllten Schreibtisch zeigte ihr den letzten Brief von Jaenun, der über eine Woche gebraucht hatte, um zu ihr zu finden. Die Kommunikation musste sich verbessern, das stand für sie außer Frage. Gut, dass sie sich in diesem Punkt endlich etwas einfallen hatte lassen können. Mit einer zarten Gelassenheit lehnte sie sich nun in ihrem Sessel zurück und nahm ihr Training wieder auf.

Gedankenlesen. Telepathie. Dies waren Konzepte, an deren Meisterung sie gerne arbeitete, zumindest seit sie damals, im Land der Jae, erste Erfolge damit verbucht hatte. Es krängte sie auch nicht wirklich, dass sie die einzige Tietelträgerin zu sein schien, die ihre Fähigkeiten erst viel später, als die anderen, entdeckt hatte. Die Fähigkeiten die sie nun tatsächlich trainieren konnte, gaben ihr einen unverkennbaren Vorteil gegenüber anderen.

Sie setzte sich nun noch bequemer hin, schloss die Augen und atmete ruhig durch die vom Regen gereinigte, doch warm feuchte Luft. Die Atmosphäre machte sie schläfrig, doch sie musste sich nun definitiv konzentrieren und durfte nicht einschlafen, auch wenn sie völlig entspannt aussah, war es doch ein Kraftakt, den sie zu bewältigen hatte. Sie stellte sich vor, wie sie langsam imaginäre Fühler ausstreckte und diese weiter vorwärts schickte, in das obere Stockwerk des Palastes, über die Baumwipfel hinaus, nach Süden in das Land der Jae.

Es gab zwei große Hürden bei ihrer Fähigkeit. Das eine war Distanz, denn sie hatte bereits heraus gefunden, dass je weiter ihr Zielort entfernt war, desto schwieriger gestaltete es sich für sie, auch tatsächlich mit der Person Kontankt aufzunehmen, die sie finden wollte. Ihre Fähigkeit musste sich also wie eine Welle ausbreiten und mit der Entfernung abnehmen.

Die südliche Grenze Ahnahns, die nördliche vom Land der Jae, diese Region war für sie bis jetzt die weiteste Distanz gewesen, die sie vermocht hatte, mit ihren Gedanke zurück zu legen. Minzka, um genau zu sein, hatte sie bis jetzt in ihren Übungen immer wieder besucht. Minzka mit seinen warmen Graslandschaften und den sanften Hügeln, weit und golden gefärbt von der Sonne.

Auch jetzt kitzelte sie ein Sonnenstrahl an der Nase und sie öffnete langsam ein Auge, verschlafen, auch wenn es schon längst Zeit zum Aufstehen gewesen wäre. Recht unausgeglichen, müde und etwas schwindlig, versuchte sie sich schwerfällig aufzusetzen und die große Mühe, die sich Chroi dabei machen musste, half ihr in keinster Weise, ihre Müdigkeit abzuschütteln. Doch schließlich schaffte sie es, ohne dabei auf die Hilfe ihrer Beine hoffen zu können und ihr Blick fiel da auf ihren Rollstuhl, treuer Begleiter, seit Jaenun von Loreen aufgetaucht gewesen war und eine weitere Herausforderung für sie, um aus dem Bett zu finden und mobil zu werden.

Doch der Anblick dieses rollenden Hilfsmittels, half ihr auch endlich, ihre eigenen Gedanken von denen ihrer Zielperson zu trennen und zu erkennen, dass es nicht sie gewesen war, die gerade das Auge geöffnet hatte, sondern sie durch Jaeho von Vijens Gedanken sah, was in Minzka gerade vor sich ging. Manchmal dauerte dieser Prozess lange, einmal war es ihr bereits passiert, dass sie sich für eine Stunde in den Gedanken von Jaeho verloren hatte und erst durch Jaemis Erscheinen feststellen hatte können, dass sie die Königin von Lituolien war und nicht der Fürst von Vijen. Doch mittlerweile funktionierte diese Trennung immer rascher, wobei Hinweise im Kontext, immer hilfreicher wurden. So beispielsweise der Rollstuhl.

Die zweite Hürde, die sie mit ihren Fähigkeiten umgehen musste, war die Person selbst, die sie zu finden hoffte. Einen verschlossenen Verstand, den sie nicht gut kannte, konnte sie nicht interpretieren, denn es waren nur selten ausformulierte Gedanken, in Sätze und Argumente unterteilt, die sie von ihrer Zielperson wahrnahm, sondern hauptsächlich abstrakte Bilder oder Gefühle, die sie erst zu ihrer Sinnhaftigkeit zusammen setzten musste. So wie dies im Kopf ihrer Zielperson geschah. Wusste sie, wie jemand dachte, dann ließen sich diese Bilder auch leichter verstehen und Jaeho von Vijen, war stets ein offener und ehrlicher Charakter ihr gegenüber gewesen, was ihn zu einem idealen Übungsobjekt für Chori machte. Sie konnte also seine Gedanken recht gut lesen, doch ihre eigenen Übermitteln, war ihr bis jetzt noch nicht gelungen.

Mittlerweile hatte es der Jae bereits in den Rollstuhl geschafft, wohl durch die Hilfe seiner Schwester, die das Zimmer betreten und ihn zu einem kleinen Tisch geschoben hatte, um dort mit ihm zu essen. Vielleicht waren sie sogar von ihr aufgeweckt worden, soviel konnte Chori jedoch aus Jaehos Gedanken nicht erkennen. Eigentlich war sie auch neugierig, wie es Jaemi im Moment ging, schließlich war das Jaemädchen augenscheinlich aus der Diplomatenakademie von Ahnahn, seit ein paar Wochen bereits zurück gekehrt und somit freute sich Chori darauf, mit ihr zu essen. Jaemi strahlte und berichtete aufgeregt über irgend etwas spannendes, doch die Chorr konnte kein einziges Wort verstehen, denn Jaeho, dieser gemeine Kerl, hörte seiner Schwester nicht zu.

In seinen Gedanken spielte Musik. Es war oft Musik in seinem Kopf, wohl eine Leidenschaft, die er von seinem Vater vermacht bekommen hatte und die Melodie spielte langsam und traurig immer wieder durch seine Gedanken. Bald kamen auch die ersten Versuche hinzu, einen Text zu formulieren und Chori hatte Mühe, die Traurigkeit aus ihrem eigenen Bewusstsein fern zu halten.

Die Sonne liegt in deiner Krone

Grün und silber, unerkannt

Tag für Tag lebe ich ohne

Mein Geleit ist der Trabant

Für dich würd ich Wellen glätten

Die Zeit anhalten die wir hätten

Deinen Kuss wie Lichter trinken

Eins zu sein, in dir versinken

Ich wünscht du würdest nur mich sehen

Für mich kämpfen, mich anflehen

Bei dir zu sein und auf dich zu warten

Doch darauf folgen niemals Taten

Jaehos Blick schnellte zu seiner Laute, dem Lieblingsinstrument, wie Chori bereits wusste, auch wenn der Jae mehrere Instrumente wie ein Meister beherrschte. Nervös spielten seine Hände in dem Beutel seines übergeworfenen Wollwams, mit dem Säckchen Varicin, das sich darin befand.

Ich will durch deine Stille tanzen

Von Angesicht zu Angesicht

Doch würde ich dein Glück verwanzen

Drum dreh ich mich um, ich trau mich nicht

Unzufrieden drückte Jaeho das Säckchen nun vollends in seiner Faust, er hatte seine Art zu Reimen mitten im Lied geändert und das würde er in seiner ersten Überarbeitung, auch sofort korrigieren, doch erst musste er einen Rahmen für sein Lied schaffen.

Jaemi hatte nun aufgehört zu sprechen, sie folgte Jaehos Blick hinüber zu seinem Musikinstrument und lächelte verständnisvoll. Überrascht beobachtete der Ältere, wie sie aufstand, sich eine Flöte aus seinem Regal nahm und zusammen mit ihr und Jaehos Laute, wieder zu ihrem Bruder trat. Stumm begannen die beiden zu musizieren, was spürbar etwas von seiner Traurigkeit von ihm und Chori nahm.

Was du willst werd ich dir geben

Für was ich will muss ich mich schämen

So nur ein Traum, das ich bei dir wär'

Denn Fledermäuse sind solitär

In Ordnung, der Text war wohl noch ausbaufähig. Doch Chori sah es ihm nach. Sie konnte auch gar nicht anders, denn sie sah in Jaehos Gedanken, wie sehr sich diese um Jaeran drehten, auch wenn er sich Mühe gab, die Ausbildung der neuen Rekruten, als Ablenkung auszunutzen.

Auch wenn Chori die musizierenden Geschwister als inspirierend und beruhigend empfand, fühlte sie dennoch Jaehos Traurigkeit in ihr gehren und wusste, dass sie seine melancholischen Gedanken nur schwer wieder los werden könnte. Doch das musste sie, wenn sie versuchte wollte diese Szene zu verlassen und ihre Fühler vielleicht noch weiter zu strecken. Weit in den Süden an die Grenze. Zu Jaenun.

Aber auch wenn sie sich zutiefst konzentrierte, schien ihr dieses Vorhaben unerreichbar. Ihr Atem ging schwerer, als hätte sie einen Dauerlauf beendet, ihre Muskeln in Armen und Nacken waren angespannt und ließen den Raum noch heißer erscheinen, als sie verbissen versuchte weiter zu reichen. Sich zu strecken. Sich zu dehnen. Von der Konzentration tat ihr der Kopf bereits weh und in ihren verzweifelten Versuchen, half es nicht gerade, dass das laute Gezanke von Lehni und Jaetru durch den Raum dröhnte.

>Ich denke, wir hätten schon längst angreifen sollen. Die Hauptstadt einnehmen und diesen Krieg beenden.< zeterte Lehni in uncharakteristisch bestimmender Weise und schlug sogar auf den Tisch, sodass die Tintenfässchen sprangen. Chori hätte ihm nie solch eine Kraft zugetraut und Jaenun musste ein Schmunzeln darüber unterdrücken.

Jaetru war hingegen deutlich unbeeindruckt von dieser Vorstellung >Wir werden das Land der Jae nicht riskieren, nur um deinen chorrischen Kompagnon zu befreien. Keine Umsicht - kein Mitleid. So einfach ist das. Du solltest hier so und so nichts zu sagen haben. Schließlich bist du Kompetenz verarmt.<

Chori gefiel es nicht, wie Jaetru über Daiv sprach, was auch Jaenun dazu brachte, den Kopf zu wiegen. Lehni wiederum, wurde dadurch nur noch aufbrausender >Und du bist Wachstums verarmt.<
>Wie unglaublich kreativ und gut pointiert.< ätzte Jaetru sarkastisch >Witze über meine Größe, was für eine Kunst der Argumentation.<

Erst jetzt bemerkte Chori, dass noch eine andere Person, auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches, saß. Genau zwischen Lehni und Jaetru und dadurch in der Schussbahn der beiden Feuerspucker gefangen und darüber tief unglücklich aussehend. Es war eine Frau mit kurzen, goldenen Haaren und dem selben Smaragdgrün in den Augen, das Artheon und Jaeran aufwiesen. Chori hatte sie noch nie zuvor gesehen.

Da erst schnappte die Chorr aus der Illusion, dass dies ihre Wahrnehmungen waren und sie bemerkte peinlich spät, dass sie es endlich in Jaenuns Gedanken geschafft hatte. Sie sah nun was er sah und dachte, was ihm durch den Kopf ging. Dies war auch ein Problem für ihre Inspektion der Frau, denn Jaenun war nicht mehr interessiert an deren grün-braunen Rüstung, die steigende Hirsche eingraviert hatte, an denen Chori die Verwandtschaft zu den Minzka Cousins hätte bestätigt bekommen können.

Doch das war nicht schlimm, schließlich schoss dem Jae ihr Name so und so durch den Kopf, als sie zum Sprechen ansetzte. Und durch Jaenuns Blutmagie wurde es auch überaus deutlich, in welcher Beziehung die beiden zueinander standen. Es handelte sich um Jaeloha Bogenblitz, seine Tante und Artheons Mutter. >Mein Vash, das Problem besteht auch darin, dass unsere Hirsche in den nächsten Wochen, ihr Geweih abwerfen. Wir werden uns gegen die Adler der Manengrunder nicht verteidigen können, wenn sie sich schlussendlich entscheiden anzugreifen. Sollen wir ihnen zuvor kommen, muss es schnell geschehen.<

Jaenun wollte sein Gesicht betrübt verziehen, doch er unterdrückte diesen Instinkt und zwang sich dazu ernst und professionell auszusehen, auch wenn Chori in seinen Gedanken lesen konnte, wie stark er sich dafür selbst bemitleidete, solch schwere Entscheidungen zu treffen. Sie konnte ihm das jedoch nicht vorhalten, denn es erinnerte sie ebenso deutlich daran, welche Probleme sie mit den schweren Entscheidungen ihrer Regentschaft hatte und auch sie ließ sich in die Tiefen des Selbstmitleides sinken.

Die Stimmung des Vash verschlechterte sich noch weiter, er dachte daran, dass er nicht nur den hier versammelten Beratern eine Antwort geben musste, sondern grundsätzlich längst eine Entscheidung treffen hätte sollen. Vor allem da der Krieg auf hoher See bereits begonnen hatte. Er wollte nicht das jentyponische Hoheitsgebiet angreifen, er wollte seine Armee versammelt an der Grenze behalten und so jegliche Invasion von jentyponischer Seite aus blockieren. Er hielt noch immer an seiner alten, ausweichenden Abschreckungstaktgig fest und ein Blick auf die Karte vor ihm, brachte ihm auch das passende Argument, um diesen Wunsch durchzusetzen.

Ihm standen Zweiundsiebzigtausendsechshundertzwanzig Infanteristen zur Verfügung, zählte man alle Chorr, Jae und T zusammen, die zwischen siebzehn und sechzig Jahre alt und kampffähig waren. Sie waren der jentyponischen Infanterie, ihren Informationen zufolge, um etwas zwei Drittel an Männern überlegen, da sich die Jentyponier naturgemäß auf ihre Marine konzentrierten. Es lag auch nahe, dass die Südländer, nicht von Land aus angreifen würden, denn dann müssten sie sich durch das gesamte Reich der Jae und den feindseligen ahnahnischen Dschungel kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen und einen Friedensvertrag, nach ihren Bedingungen, auszuhandeln.

Da war es natürlich sehr viel praktischer Ahnahns Küsten direkt anzugreifen und vom Norden aus, sich nach Süden durchzuschlagen. Vor allem da sie die Neal-Inseln nun bereits in der Tasche hatten. Jaenun war also vor den Jentyponier hier im Süden sicher, solange er eine Mauer aus Truppenstärke vor sich aufbaute und einen Angriff an der Grenze zum Land der Jae, somit überaus unsympathisch aussehen ließ.

Das selbe konnte man jedoch nicht von den Manengrundern behaupten. Von diesen hatten sie noch keinerlei Informationen erhalten, weder über deren Kampfkraft, noch über deren Intentionen. Diese auf Invasionen auf dem Festland ausgelegte Nation, würde sich jedoch nicht so leicht abschrecken lassen, vor allem da ihr Ziel aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Ahnahn darstellte, sondern zweifellos das Land der Jae.

Doch für gesicherte Informationen, mussten sie auf Artheon und Yeons Nachrichten warten. >Ich verstehe eure Einwände.< erklärte er also und versuchte dabei ruhig und professionell zu bleiben >Doch es ist auch klar, dass wir nicht übereilig handeln dürfen. Wir haben weder Informationen aus Manengrund erhalten, noch eine Antwort von Nemuraq. Jetzt anzugreifen, ohne zu wissen, ob wir auf Nemuraq hoffen können, wäre fatal. Nur Nemuraq garantiert uns, dass wir unser Land nicht für die Manengrunder entblößen, wenn wir mit unserer Armee nach Süden ziehen.<

Ihre Gegenüber sahen Jaenun einen Moment lang stumm an, dann brachen sie untereinander wieder in Streit aus. Der Vash lehnte sich seufzend zurück, wobei Chori ihm gerne aufmunternd auf die Schulter geklopft hätte, sie fand seine Argumente durchaus überzeugend. Eigentlich sogar sehr gut, denn sie konnten nicht mit ihrer Armee losstürmen und einen Teil, auch wenn es nur ein kleiner Teil wäre, ihrer Armee von der Grenze abziehen und nach Süden schicken, ohne konkrete Antwort von Nemuraq. In ihrer Brust schwoll so etwas wie Beschützerinstinkt an und sie hätte den anwesenden Beratern gerne gesagt, dass sie Jaenuns Entscheidung respektieren sollten, doch während sie sich bereits mehrere Sätze tief in ihrer mentalen Stellungsnahme befand, merkte sie plötzlich, wie Jaenuns Stimmung von erschöpft zu kurzem Erstaunen und letztendlich deutlichem Schrecken mutierte.

Es formte sich ein Gedanke deutlich in seine Geist, der seine angespannten Muskeln und das Kribbeln seiner Haut erklärte. 'Höre ich Stimmen in meinem Kopf?'

Dies ließ nur einen Schluss für Chori zu, die diese Information mit Begeisterung aufgriff. Sie hatte es nicht nur geschafft, ihren Geist weiter denn jemals zuvor zu schicken, sie war auch in der Lage dazu gewesen, eine Kommunikation herzustellen. Jaenun konnte sie hören und verstehen und dies war ein freudiger Erfolg nach einer langen Trainingsphase, in der sie einige Fehlschläge einstecken hatte müssen.

Der Vash konnte jedoch offensichtlich nichts von dieser Freude teilen, er wurde nur noch nervöser, eine Gänsehaut formte sich auf seinen Armen und er war nicht mehr in der Lage dazu, sich dem Streitgespräch seiner Gefolgschaft zu widmen. Er stand auf, mit einem solchen Ruck, dass sein Sessel beinahe nach hinten umgekippt wäre, hätte er ihn nicht mit einem kleinen Kläffen, noch gefangen und wieder auf alle vier Beine gestellt. Die Gemeinschaft auf der anderen Seite des Tisches war natürlich verstummt und betrachtete den Vash mit verstörten Gesichtern, zumindest so interpretierte Jaenun die Geste und er zwang sich zu einem Lächeln

>Danke für eure Einschätzungen.< versuchte er höflich zu klingen und Chori nahm sich vor, sich ausschließlich auf seine Worte zu konzentrieren, um ihn nicht weiter abzulenken, doch alleine dieser Vorsatz war bereits ein Bruch mit ihrem Plan. Diese Gedankenmanipulationsfähigkeiten waren kompliziert zu meistern und sie wusste auch, dass sie nun eine Tür geöffnet hatte, hinter der nur noch mehr technische Fragen verborgen lagen, doch ihr Erfolg war dennoch Motivation genug, um diese Hindernisse in Angriff zu nehmen.

Sie spürte wie Jaenun hart und trocken schluckte und sich seine Finger um die Sessellehne verkrampften, er versuchte sichtlich die Fassung zu bewahren und wenn seine Freunde auf der anderen Tischseite ein Spiegel seiner selbst darstellten, dann konnte sich Chori nicht wirklich vorstellen, dass er damit viel Erfolg hatte.

Jaetru meldete sich zu Wort, natürlich war dieser Gnom der Erste, der die Situation versuchte zu beherrschen >Ist etwas nicht in Ordnung mein Vash?<
Jaenun räusperte sich ohne viel Nutzen davon zu ziehen und Chori nahm sich abermals vor, den armen Kerl nicht weiter zu stören.

>Nein, Jaetru.< krächzte der Vash mit zusammengekrampftem Kehlkopf und stieß die Worte schärfer aus, als Jaenuns und Jaetrus unausgesprochener Waffenstillstandspakt, das bis jetzt zugelassen hatte. Choris Abneigung dem Fürst von Panareen gegenüber, hatte anscheinend auch Einfluss auf Jaenuns Empfinden, was die Ausmaße ihrer Fähigkeiten über andere, beinahe unüberschaubar machte. Jaetru zog jedoch nur eine Augenbraue nach oben und schenkte dem Älteren mit einem auf dem Tisch stehenden Krug, Wasser in den leeren Becher nach.

>Ich muss nachdenken.< schaffte es Jaenun zu artikulieren >Bitte geht einen Moment lang spazieren. Oder-< es war ihm nicht mehr möglich den Satz zu beenden, stirnrunzelnd legte er den Kopf schief, auf den Wasserbecher starrend und harrte in dieser Position aus, bis seine Berater verstört sein Zelt verlassen hatten.

Chori verharrte ebenso und wartete gespannt, was nun passieren würde, sie wollte nichts sagen und ihn den ersten Schritt machen lassen, um ihn nicht noch mehr zu verstören, doch dieses Vorhaben, war wohl schon in seine Gedanken transferiert worden. Die Frage trat auf, ob er nun auch das Gefühl hatte, abwarten zu müssen.

Jaenuns Gedanken drehten sich im Kreis, er war definitiv erschrocken und klammerte sich an den Gedanken, dass es sich bei der Stimme in seinem Kopf um Chori handeln könnte. Er war zu ängstlich um an eine andere Alternative zu dieser Erklärung zu denken. >Chori?< fragte er also endlich in Gedanken und dann noch einmal als Flüstern. Die Königin spürte ein Lachen in sich aufkommen, wusste aber nicht, ob ihr Körper zuhause in Ahnahn, tatsächlich diese Reaktion zeigte >Ja? Ich bin in deinem Kopf.<

>Sind das deine Verstand-Fähigkeiten? Ich wusste nicht, dass du das kannst.<
>Du bist der Erste, bei dem es funktioniert hat, also bis jetzt wusste ich es auch nicht.<
Jaenun wartete einen Moment ab, er wusste nicht, ob nicht vielleicht noch eine weitere Erklärung von Chori folgen würde und sie konnte in seinen Gedanken lesen, dass er sich auch nicht sicher war, wie es gewesen wäre, wenn sich ihre beiden Aussagen in seinem Kopf überlagert hätten. Doch da nichts mehr weiter von der Chorr kam, ergriff er wieder das Wort >Wie ist das jetzt? Kannst du meine Gedanken richtig lesen, oder muss ich sie in Sätzen ausformulieren und sagen?<

Chori kicherte in seinem Kopf >Beides ist möglich. Doch mir ist es lieber, wenn du deine Gedanken laut aussprichst. Erstens, weil sie dann klarer zu interpretieren sind, zweitens, weil ich deine Stimme vermisse.<

Chori sah, wie Jaenun einen unsicheren Blick zu dem Zelteingang warf, der mit einer Plane geschlossen war. Dort draußen standen zwei Wachmänner, wie sie durch einen kurzen Gedanken erfuhr und Jaenun war sich nicht sicher, wie laut er sprechen konnte, ohne dass man ihn draußen hören und für verrückt erklären würde. Doch Chori blieb hart >Bitte. Ich würde es mir wünschen. Und wenn du dich zu einem Spiegel stellen würdest, könnte ich dich auch sehen!<

Unbehagen machte sich in dem Jungen breit, doch er trat dennoch zur Seite und stellte sich vor einen großen Tisch, auf dem allerlei alchemistische Geräte für Experimente aufgestellt worden waren. Flaschen und Phiolen, Töpfchen, Mörser, Kerzen und auch der blankpolierten, kostbaren Glasspiegel. Ein Geschenk von Fürst Jaesore an Jaetru, den sich Jaenun ausborgen hatte dürfen.

Sein Spiegelbild hatte einen leichten Kupferstich und kam somit nicht an die wahre Gestalt ihres Freundes heran, doch sie war dennoch erfreut ihn endlich wieder zu sehen. Ihm wiederum, kam all das sehr komisch vor, vor allem sich selbst anzustarren, während eine fremde Stimme in seinem Kopf spukte und so kamen ihm wohl langsam auch Zweifel an der Sache. >Aber-< begann er langsam und zögerlich >wie finden wir heraus, ob du wirklich du bist.<

>Was?< Chori verstand kein Wort, auch wenn sie Erklärungsansätze in seinen Gedanken lesen konnte. Doch da er seine Bedenken selbst noch nicht zur Gänze ausformuliert hatte, wusste sie nur worum es ihm ging, doch keine Details. Er fuhr jedoch fort >Also, ich kann ja nicht beweisen, ob du wirklich echt bist, oder ich tatsächlich irre werde, verstehst du?<

Für Chori war darauf schnell eine einfache Lösung gefunden >Dann sag ich dir eben etwas, was nur ich wissen kann. Dann wird dir klar werden, dass ich es wirklich bin.<
Die Zufriedenheit des Vash mit dieser Aussage, hielt sich jedoch in Grenzen >Das funktioniert auch nicht. Wie kann ich sicher gehen, dass ich mir diese Information nicht selbst ausgedacht habe? Alles was du sagst, kann sich mein Verstand auch selbstständig fabriziert haben. Oder vielleicht bist du gar ein ganz anderer Spieler des Göttlichen des Verstandes und treibst dein grausames Spiel mit mir. Vielleicht bist du einer unserer Gegner?<

Zögernd überlegte Chori was sie darauf antworten sollte. Sie konnte zwar all seine Gedanken lesen, doch er nicht ihre und somit waren ihre Intentionen nicht so sonnenklar zu lesen, wie sie die seinen vor sich sah. Sie musste jedoch keine Lösung finden, denn >Die einzige Möglichkeit die ich sehe ist, wenn du im Nachhinein ein Codewort, das wir uns hier und jetzt ausmachen, in einem Brief an mich schickst. Der Brief muss aber Unterschrift und Siegel und alles drum und dran haben.< erklärte er schließlich.

>Das würde aber erst sehr spät einen Beweis bringen.< warf Chori ein, doch war sie grundsätzlich mit diesem Plan einverstanden. Sie konnte Jaenun im Spiegel nicken sehen. Er biss sich auf die Lippe, wie er es sonst immer tat, wenn er nachdachte, doch dieses mal konnte sie seinen Gedanken sogar folgen >Das müssen wir in Kauf nehmen.<

>Ein wenig beleidigend ist das schon.< antwortete Chori und kicherte >Jaetru hast du damals blind vertraut, obwohl selbst Lehnis Instinkte angeschlagen haben. Aber mir wird hier ein Verhör geliefert? Das ist unfair. Deine Naivität ist zu selektiv.<
Das ärgerte Jaenun ein wenig, auch wenn er über sich selbst schmunzeln musste >Wenigstens lerne ich langsam.<

>Ich denke, dass du das Risiko eingehen musst, wenn du mit mir reden willst.< neckte sie schließlich und er gab darauf hin auf. Auch er war von der Möglichkeit, tatsächlich mit ihr zu sprechen, so bewegt, dass er sich die Chance durch übertriebene Vorsicht, nicht nehmen lassen wollte. Sie konnte in seinen Gedanken lesen, dass er lange nicht schlafen konnte, denn auf eine Antwort von ihr in Briefform zu warten, hatte es ihm nicht zugelassen, seinen Verstand abzuschalten. Er brauchte es, sich mit ihr direkt auszutauschen.

Dennoch ließ sie ihn weiterhin zappeln, denn sie wollte nicht über die Kriegsvorbereitungen sprechen, auch wenn seine Gedanken immer wieder dort hin abschweiften. Nein, sie wollte sich wie ein normales Paar unterhalten, über Nichtigkeiten, die aber doch so wichtig und gesund waren. Und sie merkte, wie mit jedem neuen Thema, etwas an Anspannung von ihnen fiel. Die Bücher, die sie gerade gerne las, die Lieder die er gerne hörte, die neuen Spiele, die sie beide von den Soldaten in ihrer Umgebung beigebracht bekommen hatten.

Doch als sie gerade die Flugeigenschaften von Drache und Greif verglichen, holte sie die Realität des Krieges wieder ein. Draußen regte sich etwas, die Gardisten vor Jaenuns Zelt, riefen jemanden überrascht an >Wer seid ihr? Soldaten aus Faonen?<
Der zweite Gardist steuerte bei >Hat sich Fürst Jaeson von Faonen doch entschieden, seine Männer beizusteuern?<

Ein kurzes Stöbern durch Jaenuns Gedanken, offenbarte Chori die Information, dass Fürst Jaeseon von Faonen, den sie zusammen aus Loreen gejagt hatten, wohl aus Gram oder Kalkül, dem Aufruf, Männer aus seinem Fürstentum an die Front zu schicken, noch immer nicht nachgekommen war. Jaenun hatte sie darüber bereits in einem Brief informiert gehabt und sie hatten sich darauf geeinigt, noch einige Tage abzuwarten, bevor sie handeln würden, denn die Diplomaten, die Chori nach Faonen gesandt hatte, sollten ihre Arbeit auch in Ruhe vollbringen können.

Insgeheim hatten sich die beiden natürlich gewünscht, dass sie das Kapitel Faonen nicht durch Gewalt abschließen mussten, schließlich war der Ungehorsam eines Jaefürsten, immer eine Heikle Angelegenheit, mit der keiner der Beiden Herrscher bis jetzt gute Erfahrung gemacht hatte. Und auch wenn sich in der Sache nun anscheinend etwas unverhoffterweise tat, konnten weder Chori, noch Jaenun der Sache so richtig trauen.

Da all die Aussage der Gardisten, draußen vor dem Zelt, besser klangen als dies zu glauben war, spitzen beide auch angestrengt die Ohren, welche Antwort auf dieses Anrufen kommen würde. Doch die gesteigerte Aufmerksamkeit, die sie dem Zelteingang widmeten, ließ sie auf keinem Fall Zeugen einer guten Wendung werden.

Statt einem freundlichen Gruß unter Soldaten oder der formellen Entschuldigung, die Ruhe des Vash stören zu wollen, hörte Jaenun nur das gurgelnde Aufstöhnen der attackierten Wachen und sah ihre Silhouetten mit Gewalt gegen die Zeltwand gepresst werden. Die Hiebe von Waffen, herab auf die armen Gardisten, wurden jedoch von einem noch bedrohlicheren Eindruck überschattet, als gleichzeitig der Zelteingang aufgeschlitzt wurde und sich jemand versuchte, erbarmungslos verbissen, Eintritt in sein Zelt zu verschaffen.

Entsetzt starrte Jaenun das Geschehen vor sich an, er konnte nicht glauben, dass einer seiner Fürsten, erneut ein Attentat auf ihn geplant hatte. Nicht jetzt, nicht in so einer entscheidenden Zeit in der sie zusammen halten müssten.

>Los! Beweg dich!< musste Chori dem Jungen nachhelfen, der sonst wohl noch länger versucht hätte, die Szene vor ihm zu betrachten und an der Hoffnung festzuhalten, dass es sich hierbei um einen Irrtum handelte.

Das führte dazu, dass sich der Vash nun endlich fallen ließ und Schutz suchend hinter seinen massiven Schreibtisch kauerte. Ein Blick um die Tischbeine herum bestätigte seine Vermutung, dass er es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte, unter zu tauchen, denn die Eindringlinge strömten soeben durch das große Loch, das sie in die Zeltwand gerissen hatten. Es waren mehrere Männer, die sich so entschlossen ihren Weg zu Jaenuns Schreibtisch bahnten, dass sie achtlos andere Möbelstücke umstießen, die ihnen im Weg standen. Ihre blutigen Waffen waren dabei noch immer gezogen und ihre Gesichter waren düster, als sie ihre Blicke suchend durch das Zelt schweifen ließen.

Jaenun biss sich auf die Lippe, auch er musste nun entschlossen handeln und so drehte er sich flink um, kroch das kurze Stück zu seinem Labortisch und schnappte sich zwei der Phiolen, die glücklicher Weise am Rand des Tisches gestanden hatten.

Chori folgte seinem Gedankengang besorgt und sah ihm zu, wie er zurück kroch, sie zuckte schmerzerfüllt zusammen, als er die Fläschchen in seiner Hand zerdrückte und hielt den Atem an, als er die Scherben, mit samt dem sich vermengenden Pulvern hinter sich zu den Angreifern warf. Nun, da die Schurken wussten, wo er sich versteckt hielt, musste der Rest seines Ausbruchsplans noch schneller und entschlossener geschehen, also warf er kurzer Hand die Kerze nach, die auf seinem Tisch gestanden hatte, sprang auf, stürzte zu der Zeltrückwand und versuchte sich unter den Zeltplanen durch zu winden, noch bevor die resultierende Explosion ihn erwischen würde.

Das nervöse Kribbeln seiner Haut, den heiß und kalten Angstschweiß, konnte auch Chori spüren und ihre beiden Herzen hämmerten angespannt, als plötzlich und viel zu früh, der Knall hinter ihnen zu hören war.
>Was ist los mit dir?< fragte Jaemi da und legte den Kopf freundlich lächelnd zur Seite und Choris Herz schlug noch immer wild und angsterfüllt. Sie konnte sich nur nicht mehr so genau daran erinnern, warum sie so nervös war, schließlich war das Musizieren mit seiner Schwester, doch eigentlich immer sehr entspannend. Doch etwas stimmte nicht. >Das Warten auf Nachrichten aus Nemuraq macht mich krank.< erklärte sie, doch erkannte ihre Stimme dabei nicht. Jaeho. Sie war zurück in seine Gedanken katapultiert worden und wurde sich erst jetzt wieder bewusst, dass sie unbedingt zurück musste, um zu erfahren, ob Jaenun die Explusion überstanden hatte.

Die Frage, ob er bewusstlos war und sie deshalb seine Gedanken hatte verlassen müssen, oder sich etwas schlimmeres ereignet hatte, machte ihr große Sorgen. Die Vorstellung, dass sie soeben Zeugin einer sich anbahnenden Katastrophe geworden war, ohne erfahren zu können, welchen Ausgang diese genommen hatte, erschreckte sie zu tiefst. Sie musste versuchen, wieder zurück in Jaenuns Bewusstsein zu gelangen, auch wenn ihre Kraft langsam ausging.

>Ich frage mich wie es Jaeran Juvi geht. Und von Jaeartheon haben wir auch noch nichts neues gehört. Es sorgt mich einfach sehr, nicht zu wissen, ob die beiden wohl auf sind.< fuhr Jaeho fort und Chori ärgerte sich darüber, dass sie sich nicht auf ihre Gedankenreise konzentrieren konnte. Es war einfacher gewesen, in Jaenuns Bewusstsein zu schlüpfen, als die Geschwister nur Musik gespielt hatten und Jaeho keine klaren Gedanken formulieren musste.

>Ich verstehe, dass du Gewissheit über ihr Wohlergehen haben willst.< versuchte Jaemi zu beruhigen >Doch auch wenn sie in Schwierigkeiten sind, könntest du von hier aus nichts tun. Es ist unmöglich ihnen zu helfen.<
>Ja.< gab Jaeho nachdenklich zu >Aber das ist auch das frustrierende dran.<
>Jaeran Juvi ist ein Mitglied der Weißen Klingen und ein Reisender der Welt. Ich denke, dass man ihm vertrauen kann. Vertrauen ist das einzige, was nun hilft.<

Jaeho tendierte nun dazu, die Worte seiner Schwester glauben zu wollen und beruhigte sich ein wenig, doch Chori wollte Jaemi bei Weitem nicht so einfach Recht geben. Sie konnte etwas für Jaenun tun, wenn sie zurück käme und sie würde ihm helfen, auch wenn sie sich am anderen Ende des Kontinents befand.

Ihr Körper in Ahnahn zog die schwüle, feuchte Luft tief ein und nach einem weiteren Versuch zurück in das Bewusstsein des Vashs zu gelangen, fiel ihr ein Stein vorm Herzen, als sie endlich in Humbreen, zusammen mit Jaenun wieder erwachte. Jaetru stand über ihnen, eine gelbe Rauchschwade, die der Wind von rechts heran trug, verdeckte kurz das Gesicht des Jungen, dann wurde es jedoch wieder sichtbar und zeigte einen gewohnt ernsten, doch auch ungewohnt erschrockenen Gesichtsausdruck.

Hören konnten weder Jaenun, noch Chori etwas, doch diese Tatsache war im Moment nebensächlich für die Königin. Sie war einfach nur froh, bestätigt zu bekommen, dass der Vash noch lebte. Seine Gedanken waren durcheinander, während der Nachhall der Explosion, immer noch in seinem Kopf dröhnte und alles drehte sich darum heraus zu finden, ob er durch den Vorfall Schaden genommen hatte.

Chori versuchte das Chaos in seinem Kopf zu ordnen und die Benommenheit für ihn abzuschütteln, in dem sie ihm konkrete Fragen stellte >Kannst du deine Beine noch spüren?<, >Kannst du deine Finger bewegen?<, >Ist die Gefahr durch die Angreifer nun gebannt?<

Jaenun versuchte diese Fragen so gut es ging zu beantworten, doch als er hochgehoben und auf Lehnis Habichtgreif gesetzt wurde, war er nicht mehr so konzentriert auf die Beantwortung der Fragen, wie sich das Chori gewünscht hätte. Zumindest folgerte sie daraus, dass man Jaenun nur gegen Lehni lehnen konnte, der nun ebenfalls auf seinem Greifen Platz genommen hatte, wenn ihr Liebster nicht mit Blut überströmt wäre.

Es konnte ihn also nicht so schlimm erwischt haben. Schließlich versiegte das Klingen in seinen Ohren auch wieder und auch wenn Jaenun selbst die Worte noch nicht genau verstehen konnte, war dies doch zumindest für Chori möglich. Jaetru stand neben dem Greifen und sah Lehni noch immer ernst an >Flieg mit ihm zum Nordwest Teil des Lagers, wo hauptsächlich T und Chorr ihre Zelte haben. Überlass diese faonichen Verräter mir und Jaeloha Juvi.< er nahm seine Hellebarde in beide Hände auf, an die er sich bis jetzt gestützt hatte und nickte Lehni auffordernd zu, doch mehr konnte Chori nicht erkennen, denn Jaenun drehte den schweren Kopf und sein Blick fiel auf das Zelt, das nun in brüllenden Flammen stand und noch immer gelben Rauch produzierte.

Ihm wurde schlecht. >Sind sie tot?< fragte er sich und auch Chori, während es unter ihm zum Wackeln begann, als der Greif Anlauf nahm und sich dazu bereit machte, sich in die Luft zu erheben. Chori vermutete es stark, doch konnte auch an Jaenuns Gedanken klar erkennen, dass diese Antwort ihn furchtbar entsetzt hätte. Er hatte noch nie jemanden umgebracht und wollte auch auf keinen Fall, dass sich dieser Umstand mit dem heutigen Tage nun geändert hätte. Das Zelt unter ihnen wurde immer kleiner, Lehni führte sie in luftigen Höhen über das Lager und Chori brachte es nicht über das Herz, Jaenun zu widersprechen, als er mit etwas Abstand zu dem Ort des Geschehens, zu dem Entschluss kam, dass er niemanden umgebracht hatte. >Chori hat mich dazu gebracht.< flüsterte er, noch immer benommen und Lehni verstand durch den pfeifenden Wind weder seine Worte, noch deren Sinn. >Sie hat mich beeinflusst. Durch ihre Gedanken.<

Diese Sicht auf die Dinge, gab ihm den nötigen Impuls dazu, sich wieder zu fassen und klarere Gedanken formulieren zu können. Da unter ihnen erkannte er sofort, wie sich Soldaten mit den violett goldenen Farben der Faonischen Provinz, in der Mitte des Lagers, zu dem brennenden Zelt vor drängten. Eine Schlägerei war zwischen ihnen und den restlichen Jaesoldaten ausgebrochen, wahrscheinlich waren bereits auch schon Waffen im Spiel und bedrückt stellte Jaenun fest, wie viele sich dort unten befanden.

Jaetru würde sie dort am Hauptplatz des Lagers, bestimmt bereits versuchen, mit seinen Männern zu erschlagen, die Fraktionen aus Panareen, Loreen und Minzka, waren gewiss ohne viel Überzeugungsarbeit bei der Sache, doch der Strom an faonischen Soldaten, entsprang weiter draußen und führte auch an dem Chorr und T Teil des Lagers vorbei.

Diese würden auch bald in das Gerangel mit eingreifen, wohl zurecht verwirrt über das Jaescharmützel und vermutlich alarmiert darüber, dass sie angegriffen worden waren. Wahrscheinlich würden sie in der Hitze des Gefechts nicht einmal fragen, ob es sich um Jae oder vielleicht doch sogar um Jentyponier handelte.

Und damit würde etwa die Hälfte der viertausend Soldaten verloren gehen, die er aus Faonen zu ihrer Unterstützung bestellt hatte. Sie würden in einem Protobürgerkrieg sinnlos sterben, nur weil ihr Fürst die blöde Eisenkrone auf seinen Kopf setzen wollte. Viertausend Soldaten waren nur rund acht Prozent aller Jae, die er befehligen durfte, doch es war keine Zahl auf die er verzichten wollte. Nicht als Anführer der Infanterie und auch nicht als Mann, dem das Wohlergehen anderer am Herzen lag. Es wurde immer schwieriger zu erkennen, doch die Geräuschkulisse, die von den Soldaten am Boden zu ihnen herauf schwoll, ließ nichts Gutes verheißen.

>Es darf keinen Bürgerkrieg geben.< stimmten Chori und Jaenun miteinander überein >Gibt es jetzt ein Kampf der die Hälfte der faonischen Männer tötet, bringt das für die andere Hälfte einen Grund hervor, uns noch mehr zu hassen.<

Doch die Frage war, wie man es aufhalten sollte. Sie waren gekommen um Jaenun umzubringen, sie waren Verräter dieses Königreichs. Man konnte sie weder laufen lassen, noch den treu zur Krone stehenden Soldaten erklären, warum man Milde walten ließ. Die Empörung unten im Lager war natürlich groß. Dies lag naturgemäß an der übertriebenen Isolation der Fürstentümer untereinander, schlussfolgerte Jaenun. Es half ihnen nicht weiter, wenn er hier zum philosophieren anfing, doch er konnte es auch nicht ausschalten. Für die Jae, vor allem für jene aus Loreen, Panareen und Minzka, war die Szene da unten kein Bürgerkrieg, sondern ein offener Konflikt. Die Faoner waren nicht Teil ihrer Gemeinschaft. Untereinander konnte man sie jedoch auch nicht wirklich als Gemeinschaft bezeichnen. Dies war das Problem der Jae. Eine Situation die ihnen immer im Weg stehen würde.

>Jaenun, du musst das stoppen!< ermahnte Chori da und er biss die Zähne zusammen. Seine erste Aufgabe war es, die Chorr und T davon abzuhalten, in die blutige Auseinandersetzung einzugreifen. Sie würden alles verkomplizieren. >Aber dann?< fragte ihn Chori und er stimmte zu >Aber dann?<
Unter ihnen explodierte etwas. Es waren gewiss keine Auswirkungen seiner Selbstverteidigung, das war logistisch nicht mehr möglich, da er sonst nichts mehr explosionsgefährdetes in seinem Zelt gehabt hatte. Nein, die Situation spitze sich mit Artillerie zu, Jaetru ließ schießen.

>Die sind alle verrückt!< fluchte Lehni und schwenkte zur Landung im Chorr Lager ein.
>Ich weiß nur eines-< versuchte Jaenun seine Gedanken zu erklären >Ich will nicht, dass jemand stirbt. Ich will nicht auf Jae schießen. Ich will aber auch nicht mein Leben lang von den Faonern gejagt werden. Oder von irgend einem anderen durchgeknallten Fürsten! Wir müssen diese Konkurrenz zwischen den Fürstentümern beseitigen.<
>Aber erst will diese Situation aufgelöst werden.< erinnerte Chori >Langfristige Lösungen sind gerade nicht die Frage.<

Jaenun nickte, auch wenn Chori dies nicht sehen konnte >Wir müssen sie einkesseln. Hier drüben.< er lehnte sich über Lehni, dem das gar nicht gefiel und deutete für Chori auf den Rand des T Lagers >Dort kann man sie von der Straße abschneiden. Wir nehmen sie gefangen und zwingen sie sich zu ergeben.<
>Und dann?< fragte Chori und auch Lehni war nicht sicher, ob dieser Plan irgendwohin führte >Und danach?<

Jaenun hatte zwar nicht mit dem Sasanlier gesprochen, doch er beantwortete trotzdem die Frage beider Freunde >Dann müssen wir mit ihnen reden. Mit allen.< er seufzte >Wir müssen sie fragen was Jaeseon von Faonen ihnen erzählt hat, um sie gegen uns aufzubringen. Es muss doch einen Grund geben, warum jemand aufsteht, zur Waffe greift und seinen Vash umbringen will.<
>Außer die Abneigung gegen die Monarchie meinst du?< fragte Lehni unvorsichtigerweise, ohne sich bewusst zu sein, dass Chori ihn durch Jaenun hören konnte. Auch Jaenun achtete nicht mehr auf diese Details >Vor allem während einem drohenden Krieg. Es muss einen Grund geben, warum sie sich nicht geweigert haben.<

>Selbst wenn der Grund angedrohte Gewalt ist, können wir ihnen zumindest versichern, dass wir ihnen nicht mit Gewalt begegnen. Anders als Jaeseon.< stimmte Chori zu und Jaenun nickte wieder >Zumindest wenn wir Jaetru davon abhalten können, sie alle umzubringen!<
>Was?< fragte Lehni da und Jaenun seufzte >Ich habe eigentlich mit Chori geredet, aber wir müssen Jaetru aufhalten. Sofort.<

Der Sasanlier drehte sich zu seinem Freund um, die langen rotblonden Haare schlugen ihm dabei durch den Flugwind wie Banner in sein Gesicht, dennoch konnte man seine zusammengezogenen Augenbrauen noch durchblitzen sehen. Um zu Sprechen strich er sie unerfolgreich hinter seine Ohren >Dich muss bei der Explosion wohl was am Kopf getroffen haben!<
Jaenun drehte ihn zurück nach vorne, damit er seinen Habichtgreif sicher steuern konnte >Nein, Chori ist in meinem Kopf. Mit ihren Fähigkeiten!<
>Ah ja.< rief Lehni über die Schulter zurück und da mischte sich die Königin ein >Lass den Hansel. Überleg dir lieber, wie du Jaetru stoppen kannst.<

Jaenun stimmte zu und schüttelte Lehni vor ihm >Spring von Hurricain und flieg zurück zu Jaetru. Sag ihm, dass er den Angriff abbrechen soll. Wir machen nur Gefangene!<
>Ich werde nicht zwischen Jaetru und seiner Beute stehen. Der frisst mich bei lebendigen Leib.< beschwerte sich Lehni, doch Jaenun schnippte ihn nur gegen die Schläfe >Du zeigst dich doch sonst so streitlustig, also setz diese Energie auch mal für etwas Sinnvolles ein.< dann wandte er sich an Chori >Wir sollten in Kontakt mit Jaetru und Lehni bleiben, wenn diese Einkesselung funktionieren soll. Ich vermute, dass du nicht in Jaetrus Gedanken einbrechen kannst?<

Die Königin prustete in seinen Gedanken los, was ihm Antwort genug war. >Dann versuch es bei Lehni. Melde dich bitte wieder zurück, wenn es geklappt hat.< kommandierte er und gab dem Sasanlier dabei einen Schubs, um ihn endlich dazu zu bewegen, von dem Habichtgreif zu springen >Los, los, los. Unsere Soldaten sterben da unten!<

Missmutig gelaunt, aber nicht in der Lage dazu, dem geringsten Druck zu widerstehen, klappte Lehni darauf hin seine Flügel eng zusammen und ließ sich einfach von Hurricain kippen, bevor er die Flügel wieder ausbreitete und vom Wind erfasst zurück zu Jaetru segelte. Jaenun sah ihm noch einen Moment lang nach, dann rutschte er nach vorne und ergriff die Zügel des Habichtgreifs, der irritiert gluckste.
>Ich werde mich jetzt auch auf den Weg machen.< mit dieser Ankündigung verschwand auch Chori aus seinem Kopf und es war ein befreiendes Gefühl für Jaenun.

Natürlich hatte er genossen, von der Königin zu hören und dann auch noch auf eine sehr intime Art, aber sich auf seine eigenen Gedanken wieder konzentrieren zu können, nahm eine zuvor unerkannte Anspannung von ihm. Nun war er auch in der Lage dazu, gefahrlos die Landung des Greifen zu vollenden und er ließ ihn in der Mitte des Chorr Lagers zu Boden kommen. Dort liefen bereits aufgeregte Soldaten hin und her, Waffen wurden ausgegeben, Kampfverbände fanden sich zusammen. Er hielt eine junge Chorrkriegerin auf, die sich vor dem Vash verbeugte >Wo ist Euer Vorgesetzter? Ich muss dringend mit dem Lagervorstand sprechen.< Die Soldatin führte ihn zum Zelt des Einsatzstabes, wo Jaenun den Greif von Lehni anband und tatsächlich die Chorrbefehlshaber antraf, die eine Mobilmachung ihrer Soldaten, zusammen mit denen der T, veranlasst hatten.

Er machte ihnen klar, dass er wünschte, die Angreifer einzukesseln und sie zum Aufgeben zu zwingen. Es sollte kein unnötiges Blut vergossen werden. Dann setzte er sich in das Zelt und wartete auf Nachrichten von Chori, in der Gewissheit verbleibend, dass zumindest die Chorr und T seinen Anweisungen folgen würden.

Die Königin meldete sich schließlich zurück. Er hörte ihre Stimme so unerwartet schnell und ohne jegliche Vorwarnung in seinem Kopf, wie zuvor beim ersten mal.
>Lehni glaubt dir jetzt.< berichtete sie mit einem Lachen in der Stimme >Du hättest sehen müssen, wie er gemerkt hat, dass ich in seinen Gedanken bin. Er riss die Arme in die Höhe und begann in die Luft zu boxen, als könnte er so einen Angreifer abschütteln, der ihm in sein Ohr flüstert.<
Jaenun musste es jedoch nicht gesehen haben, um zu wissen, was Chori meinte, denn sie übermittelte ihm die Bilder direkt in seinen Kopf. Auch er fand viel Humor in der Szene, auch wenn er besorgt über die Situation verblieb, in der sie sich befanden.
>Was ist mit Jaetru?<

Eine angespannte Atmosphäre trat ein, Jaenun konnte zwar immer wieder den Beginn von Sätzen in seinem Kopf hören, doch Chori suchte wohl angestrengt nach den richtigen Worten. Schließlich rückte sie mit der Sprache heraus >Er weigert sich zumindest nicht, zu versuchen die Faoner nur einzukesseln. Doch erste Versuche gewaltfrei zu handeln, waren eindeutig Fehlschläge. Du kannst von unseren Soldaten nicht verlangen, sich nur mit Steinschleudern zur Wehr zu setzen, während die Faoner Kanonen verwenden dürfen. So oder so, du verlierst Soldaten an das große Jenseits.<

>Sind sie erst einmal völlig eingekesselt, auch am Rand des T Lagers, werden sie ihre Waffen nieder legen. Eine andere Möglichkeit haben sie dann nicht mehr. Wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen.< versicherte Jaenun. Mehr konnte er im Moment nicht tun. Er versäumte jedoch, in seinen Überlegungen, die alles entscheidende Frage richtig zu beantworten: Warum hatte Jaeson von Faonen eine ganze Armee geschickt, um ihn umzubringen?

Ganz klar, eine Gruppe von Soldaten zu schicken, diente als die beste Tarnung, wie es sich auch bewiesen hatte, denn die lang ersehnte Armee aus Faonen, wurde mit offenen Armen im Lager empfangen. Doch auch eine kleine Gruppe von elitären Mördern, hätte es schaffen können, zu Jaenun vorzudringen. Diese Option war in der Vergangenheit zwar bereits versucht worden und war gescheitert, doch hatte genauso gute Chancen zum Erfolg zu führen, wenn man es oft genug probierte. Vielleicht sogar bessere, denn das Risiko, dass eine ganze Armee bei einem Fehlschlag eingekesselt werden würde, hatte Jaeson von Faonen bewusst sein müssen. Und hier lag der Punkt. Warum eine ganze Armee schicken, wenn man nur einen einzigen Mann umbringen wollte?

Doch Jaenun ignorierte, wahrscheinlich sogar unterbewusst, sich mit diesem Rätsel auseinander zu setzen. Er verblieb im Zelt der Chorrkommandur und vertrieb sich die Zeit damit unsicher auf und ab zu gehen. Das warten war unerträglich, doch er wusste nicht, was er sonst tun sollte.

Draußen wurde es unruhiger und Chori berichtete immer wieder von den Geschehnissen an den verschiedenen Schauplätzen des Tumults, doch auch ohne ihre Nachrichten, konnte Jaenun erkennen, dass die Faoner nicht aufgeben wollten. An dem Zelt wurden viele Verwundete vorbei getragen. Chorr, T, Jae von allen Fürstentümern, auch furchtbar verletzte Faoner. Nachdem Jaenun das gesehen hatte, konnte er sich nicht mehr mit Belanglosigkeiten beschäftigen, krempelte sich erschrocken die Ärmel rauf und ließ sich das Lazarett zeigen, von wo aus er versuchte, ein Problem nach dem anderen zu lösen. Wasserholen, Soldaten festhalten, Werkzeuge reinigen, Wunden verbinden, seine Bluttinkturen verteilen.

Chori, die einen wesentlich besseren Überblick über die Situation hatte, zog bestürzt Parallelen zwischen dem Verlust der Carinya und dem andauernden Gemetzel hier in Humbreen. Und sie stellte sich vielleicht ganz bewusst die Frage, warum Jaeson von Faonen, eine ganze Armee geschickt hatte. Eine Armee, die zwar zahlenmäßig unterlegen war, doch die sich aufgebracht zur Wehr setzte.

>Wir müssen sie vernichten.< urteilte Jaetru, wenig überraschend. Sie konnte Lehnis Bestürzung fühlen, wie diesem Jaenuns Einschätzung eindeutig besser gefiel, doch durch die kühl berechnende Art von Jaetru, würde sie vielleicht der Beantwortung ihrer Frage näher kommen. >Es ist ein Fehler sie mit Samthandschuhen zu behandeln.< referierte er weiter, während er sich selbst versuchte den Oberarm zu verbinden. Er zog den Knoten mit den Zähnen fest und ballte seine Finger zwei oder drei mal zu einer Faust, um die Funktionsfähigkeit seines Arms zu testen. Mit einem Seufzen versuchte er die Schmerzen, die ihm dieser Streifschuss beschert hatte, dabei weg zu atmen. Dann blickte er wieder auf >Jaeson von Faonen opfert gerade den größten Teil seiner Männer. Doch Jaenun Juvi opfert seine Glaubwürdigkeit. Und er hat bei diesem Spiel mehr zu verlieren. Das ist Politik.<

Jaetrus neutraler Gesichtsausdruck ließ nicht zu, dass man erkannte, was er genau bei diesen Worten dachte, doch das er sich an Jaeloha Bogenblitz wandte, damit diese ihren Neffen zur Vernunft brachte und nicht an Lehni, verriet doch eindeutig, dass der Fürst von Panareen dem Sasanlier nicht zutraute, die Ausführungen verstanden zu haben.

Doch Chori hatte sie verstanden und mit Entsetzen verinnerlicht. Sie wartete nicht auf Jaeloha Bogenblitz und machte sich gleich auf in Jaenuns Bewusstsein zu gelangen. Dieser war gerade dabei, mehr Bluttinkturen zu mischen und war überrascht, als ihn die Königin aus seiner Konzentration riss, doch war dennoch sofort bereit, ihr zu zuhören. >Jaeson von Faonen hat seine Armee geschickt, damit sie vernichtet wird!< versuche Chori ihm zu erklären und der Junge stellte bestürzt die Reagenzgläser ab. Mit zitternder Hand fuhr er sich durch die Haare >Der Fürst von Faonen hat es so eingefädelt, dass ich nur verlieren kann.< schlussfolgerte Jaenun, dem endlich die Augen geöffnet wurden >Was für ein Dilemma.<

Seine Wangen prickelten und er musste sich setzen >Schlage ich seine Armee hier auf dem Morgentaufeld von Humbreen, werden die anderen Fürsten mich fragen, was für ein Heerführer die Nerven besitzt, seine eigenen Leute zu töten. Vor allem vor einem Krieg. Lasse ich jedoch Gnade walten, werden die anderen Fürsten dies zum Vorwand nehmen, um mir Schwäche zu attestieren und wahrscheinlich selbst die Chance nutzen, um zu rebellieren.<

Chori stimmte dem zu >Du würdest für deine Härte, oder für deine Schwäche getadelt werden.<
Sie konnte deutlich spüren, wie der Konflikt in ihm wütete. >Jaetru rät dir, dass du ihnen mit voller Härte entgegen trittst. Damit du später keine Probleme bekommst.< versuchte sie zu helfen, doch das behagte dem Jungen überhaupt nicht.

>Das werde ich nicht tun.< beschloss er schließlich >Wenn sie mich morgen für zu weich und schwach zum Regieren halten, dann werde ich mich morgen darum kümmern. Aber heute, werde ich mit reinem Gewissen einschlafen können.<

Chori zögerte einen Moment, doch mit großem Vertrauen in Jaenun bestückt, schlüpfte sie zurück in Lehnis Bewusstsein, um die Entscheidung des Vashs und ihre Entscheidung weiterzugeben.


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