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15.3. Jaeran

(Bild: Silwan. Gezeichnet von der talentierten frowningMonday)


Jaeran konnte Jaehos Kuss noch auf seinen Lippen spüren, auch wenn der heiße Wüstenwind versuchte, die Erinnerung von seiner Haut zu brennen. >Ich verstehe.< hatte Jaeho dann geraunt und bitter zu Boden geblickt. >Ich verstehe. Jaelamee Juvi ist.< hatte er weiter gehaucht >und Jaelamee Juvi bleibt für dich.<

Die Erinnerung an den bleichen Krüppel, der ihn an der nemuraqischen Grenze verabschiedet hatte, den verletzten Freund, die schwer auf sein Gewissen drückte, ließ ihn seinen Hirschen antreiben. Er brauchte mehr Distanz zwischen sich und der Schuld, mehr Arbeit, mehr Kämpfe, mehr Heldentaten.

>Entschuldigt, Fürst Jaeran!< rief ihm seine Begleitung, Silwan milde tadelnd hinterher >Euch wird aufgefallen sein, dass ich dieses Reittier nicht beherrsche. Es wäre mir lieber, wenn Ihr nicht so vorpreschen würdet!<

Abrupt stoppte Jaeran seinen treuen Hirsch und verdrehte sich im Sattel, um die weit hinter ihm verbliebene Chorrdame zu entdecken. Er wusste auch nicht so genau wie man mit ihrem Reittier umging, denn sie hatten dieses spezielle Individuum an der nemuraquischen Grenze, von einem Jae Händler, dort erst gekauft. Es war ein gazellenartiges robust großes Ding, mit tief braunen Augen und langen unverzweigten Hörnern, perfekt für die Wanderung durch die Wüste angepasst, während sich sein Auhirsch definitiv bei einem ritt durch die karge Landschaft schwer getan hätte, wäre das nicht schon seine neunte Reise durch Nemuraq und damit für seinen Körper bereits eine unangenehme Gewohnheit.

Jaeran wusste jedoch nicht genau wie er Silvan sagen konnte, dass er selbst auch keine Erfahrung damit hatte, wie man ein Gazellentier antrieb und blieb deshalb einen Moment lang nur stumm auf seinem Hirsch sitzen. Sie hatten auch ein zweites Gazellentier erstanden gehabt, ein Individuum, über das der Verkäufer wortgewandt geschwärmt hatte. Es hätte bereits ein Wüstenrennen gewonnen, hatte er behauptet, ja genau dieses Tier hätte den Sieg im vierzig Tage Turnier erlangt. Doch seit diesem Sieg, waren wohl bereits viele Regenzeiten über Nemuraq hinweg gezogen gewesen, denn sie waren schon kurz nach dem Beginn ihrer Reise darauf gekommen, dass ihr neu erstandenes Lasttier, das Gewicht ihres Gepäcks kaum mehr tragen konnte. Es tat sich bei weitem schwerer dabei Schritt zu halten und durch die unwirtliche Wüstenlandschaft zu finden, als selbst Jaerans Auhirsch.

Es hing nun, mit einer Leine verbunden, an dem Individuum auf dem Silvan saß und ließ sich von den beiden mitziehen. Ein weiterer Grund, warum sie viel langsamer voran kamen, als dies geplant gewesen war. Doch voran kommen, war überaus wichtig, schließlich mussten sie es schaffen die nemuraquische Hauptstadt Wüstenrast zu erreichen, um dort mit dem König zu sprechen und um seine Unterstützung gegen ihre Gegner zu bitten.

Jaeran hatte bereits hunderte Male einen Ort verlassen, um dann in ein fremdes Land mit fremden Tieren und fremder Sprache zu reisen und das in den aller meisten Fällen alleine. Er fragte sich, ob er vielleicht verlernt hatte, mit jemand andrem zu reisen, seine Gedanken zu erklären, seine Entscheidungen zu verteidigen, seine Launen zu verbergen. Normalerweise würde er nun das Gazellentier stundenlang hin und her führen, bis er einen Umgang mit dem armen Ding gelernt hatte. Doch das war nun völlig unmöglich, ganz ausgeschlossen. Denn seine Reisegefährtin hatte ihn als Experten im Sachen Nemuraq vorgestellt bekommen und somit wollte sie auch Antworten auf ihre schlauen Fragen.

Erschwerend hinzu kam, dass sie eine Chorr war. Nicht, dass Chorr anstrengend waren, doch Antworten auf wichtige Fragen, mussten hier draußen schnell geliefert werden, schließlich war dieses Volk noch weniger für die Wüste geschaffen, als dies sein Auhirsch war. Die dünne Haut der Dschungelbewohner brauchte Feuchtigkeit und durfte nicht austrocknen, weshalb der Zeitpunkt und das Ziel ihrer Reise, auch schlecht gewählt war.

Das Gazellentier war mittlerweile zu ihnen getrottet, Silvan noch immer sicher verpackt auf seinem Rücken, das ältere Gazellentier noch immer an der Leine hinter sich her führend und es schob den schweren Kopf zwischen Jaerans Bein und dem Nacken seines Hirschen und rieb sich dort die Wange. Gedanken abwesend tätschelte der Jae die Stirn des guten Stücks.

Ja klar, für die Seefahrt war dies natürlich ein guter Zeitpunkt, um einen Krieg zu führen. Nachdem die Saison der Winterstürme vorüber war, konnte man gefahrlos bis rauf zum Torrida Meer fahren, doch mit dem verstummen der Winterstürme auf See, begann in der nemuraqischen Wüste die Trockenzeit. Die Normadenvölker blieben nun bis zum Herbst im Norden des Landes, dort wo die Buschsteppe das ganze Jahr über bestehen konnte und sie würden auf sich allein gestellt sein, um den weiten Weg in die Hauptstadt zu finden. Und diese fragile Chorrhaut konnte sich über den Zeitpunkt auch nicht freuen. Im Moment war die Luft noch erträglich, doch das lag daran, dass es früher Morgen war und wenn sie wieder eine Windböe erwischte, so wie vorhin, dann mussten sie starke Nerven bei diesem widerlich heißen Föhn beweisen.

Ihr Ziel war deshalb ein felsiger Canyon vor ihnen, in dessen Schatten sie den Tag über verbringen wollten. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, um ihn zu erreichen, bevor es richtig heiß wurde, doch die Probleme mit den Gazellentieren, ließen sie leider nur langsam voran kommen. Besagter Paarhufer rieb seine Wange noch immer stumm gegen Jaerans Bein, doch Silvan war nicht so geduldig mit ihm >Fürst Jaeran. Warum halten wir hier?<

Peinlich berührt kratzte er sich am mittlerweile stoppeligen Kinn und lachte verlegen, der Verdacht der Chorrdame, dass er ein Spinner war, erhärtete sich in ihren Augen wohl von Minute zu Minute. >Verzeiht.< versuchte er schließlich mit einem süßen Lächeln die Anspannung in ihrem Gesicht weg zu wischen >Ich dachte nur eben darüber nach, wie wir das besser mit diesen Gazellentieren machen könnten.<
>Ihr meint die Speerspitzengazellen?< fragte sie und nickte auffordernd, vielleicht sogar anfeuernd.

Richtig, Speerspitzengazellen hießen sie, so wie die Gabelspitzenhirsche, die seine Familie und er, in Minzka züchteten. Sie waren in vielen Generationen so herangezogen worden, dass die Bullen mit ihren spitzen Geweihenden, den Zugriff der Königsadler des Manengrunderreichs abwehren konnten. Gewaltig sahen sie dabei aus, wie sie ihre Köpfe zurück warfen und ihr Geweih dem Himmel drohend entgegen streckten und das fanden wohl auch die Greifvögel, die ihre Klauen bei solch einem Spektakel lieber wieder zurück zogen. Natürlich gelang dies nur für eine gewisse Zeitspanne, schließlich warfen seine Hirsche ihre Geweihe um diese Jahreszeit herum ab. Die Älteren früher als die Jüngeren, so hatte sein hübscher Bulle seines noch für ein halbes Monat bis Monat sicher stehen, doch danach war es auch für die Jüngsten Zeit, um für ein viertel Jahr, schutzlos zu sein.

Ob die Manengrunder die Gelegenheit nutzen würden, um genau in dieser Zeitspanne anzugreifen, würde wohl sein jüngster Cousin Artheon herausfinden müssen. Er vermisste den kleinen Goldschatz schwer und fragte sich mit traurigen Herzen, wie es seinem Liebsten ging, der solch schwere Aufgabe zu bewältigen hatte.

>Nun? Habt Ihr eine Lösung gefunden?< unterbrach ihn Silvan in seinen wirren Gedanken, der es langsam immer heißer wurde. Wieder lachte er verlegen >Verzeiht.< wiederholte er >Also die Gazellentiere.< er tätschelte nun der älteren Speerspitzengazelle den Kopf und löste dann kurzer Hand ihre Leine von Silvans Sattel und band sie an seinen eigenen >Ich denke, da die Gazellentiere es lieben, in einer Herde zu leben, will Euer Reittier, seinen Gefährten hier nicht zurück lassen. Aber es will auch mit meinem Namrehs hier mithalten.< er kraulte seinen Hirschen zwischen den Ohren, die sich aufgeregt zu dem Canyon vor ihnen richteten. Auch er wollte wohl endlich aus der Sonne und dort hin gelangen >Ich denke also, dass wir versuchen könnten, dass Namrehs dem alten Gazellentier vielleicht Beine machen könnte. Ich weiß ja, wie man einen Hirschen führt, wenn Ihr versteht. Dann könntet Ihr euch auf die Steuerung Eurer Gazelle konzentrieren und müsst Euch nicht um die Zweite kümmern, die da noch hinten dran gehangen ist.<

Silwan sah nicht so aus, als würde sie verstehen, oder zumindest hatte sie anscheinend weder die Nerven, noch die Kraft um noch wirklich darüber nachzudenken. Sie nickte nur wieder und blickte erwartungsvoll, wie sein Hirsch, zum Canyon und Jaeran verstand, dass sie sich müde und überhitzt, in den Schatten begeben wollte. Also führte er seine kleine Kolonne weiter an, trieb das alte, bemitleidenswerte Gazellentier bis zu dessen Kapazitätsgrenze und passierte den Eingang des Canyons schließlich in tüchtigerem Tempo, als erhofft.

Sie suchten sich ihren Weg tiefer zwischen die Schlucht hinein, am ausgetrockneten Flussbett entlang, bis sie eine geeignete Stelle gefunden hatten, um den Tag über zu schlafen. Erschöpft und mit steifem Rücken, von der langen Reise, entlasteten sie noch die Tiere und nahmen dem keuchenden älteren Gazellentier das schwere Gepäck ab, um sich über ihre Vorräte herzumachen. Eine handvoll getrockneten Mais und Couscous für die Paarhufer, Trockenfleisch und Schiffszwieback für sie. Doch vor allem über das Wasser freute sich jedes Mitglied der kleinen Reisegruppe außerordentlich.

Während dem Füttern der Tiere und dem füllen des eigenen Magens, entstand zwischen Silwan und Jaeran keine Konversation und jeder warf seinen Tornister in ein anderes Eck, nahe an die Schluchtwand gepresst, um den Schatten bestmöglich auszunutzen, auch wenn die Sonne über den Tag hinweg drehen würde und sie versuchten stumm etwas Schlaf zu finden. Die Stille störte Jaeran nicht, er war es gewohnt lange Zeit ruhig zu sein und sich nur mit sich selbst zu beschäftigen, auch wenn er manchmal wie ein Wasserfall losschwafeln konnte, machte es ihm in keinster Weise etwas aus, stumm zu sein, schließlich trug die große Erschöpfung ebenso ihren Teil dazu bei. Doch grundsätzlich fragte er sich schon etwas besorgt, ob er jemals mit der strengen Botschafterin aus Ahnahn, befreundet sein könnte.

Nun nach einer handvoll von Tagen, in denen sie miteinander gereist waren, hatte sich das Eis zwischen ihnen wohl nur noch verstärkt, was eindeutig nicht in seiner Absicht gelegen hatte. Doch nicht jeder konnte damit umgehen, was für ein komischer Kauz er war, bemerkte er seufzend und drehte sich von einer Seite auf die andere, verzweifelt versuchend, eine bequeme Position zu finden. Auf dem Boden zu schlafen, zusammengerollt wie ein wildes Tier, war er fast ebenso gewohnt, wie lange Zeit still zu sein, doch das Problem war diese aufsteigende Hitze, die es ihm unmöglich machte friedlich einzuschlafen. Alles war durchgeschwitzt, unbequem und anstrengend. Er seufzte noch einmal, drehte sich zurück auf den Rücken und blickte, die Augen zusammen kneifend, zum Himmel. Vielleicht wurde er zu alt für solche Abenteuer.

Mit einem Griff in den offenen Tornister unter seinem Kopf, holte er seine, aus Hirschknochen geschnitzte, Pfeife hervor und das kleine Bündelchen Varicin, das ihm Jaeho bei seiner Abreise mitgegeben hatte. >Es tut mir leid Jaeho.< murmelte er gedankenverloren und schüttelte einige Krümel aus dem Beutel in den Pfeifenkopf.

>Habt Ihr etwas gesagt?< fragte Silwan da leise, die fast hinter einer scharfen Kurve des Canyons verschwunden schien, da sie beide an jeweils einer Seite des Vorsprungs kauerten.
>Oh verzeiht.< versuchte Jaeran zu beruhigen >Ich sprach nur zu mir selbst.<
>Könnt Ihr auch nicht schlafen?< fragte Silwan da und ihr Kopf kam nun vollends hinter der Kurve zum Vorschein. Sie war noch immer in Tücher über Tücher gepackt, die ihre sensible Haut vor der Austrocknung schützen sollten, die der ewige Wind verursachte, der auch durch diesen Canyon pfiff. Doch der Aufzug musste auf der anderen Seite auch sehr viel heißer sein, als der nackte Oberkörper, den sich Jaeran gönnte. Der Jae blickte schnell zur Seite, um nicht in dem Verlangen zu ergehen, seine Begleiterin anzustarren und nickte langsam >Es ist schwer wegen der Hitze.<

>Das könnt Ihr laut sagen!< beschwerte sich Silwan und zeigte plötzlich, dass sie mehr Facetten hatte als nur stoisch streng auf ihrem Gazellentier zu sitzen und Jaerans gesamte Existenz skeptisch zu betrachten. Der Jae zog an seiner Pfeife und atmete das Varicin tief ein, es zog durch seine Atemwege wie ein Süßer Hauch, legte sich jedoch schleimig auf seine Bronchien, wie Honig, und brachte ihn dazu, dass sich seine Stimme belegte, als er ihr gedankenversunken, auch einen Zug anbot >Das hilft beim Schlafen. Mein Freund Jaeho von Vijen, schwört darauf. Er kann kaum mehr ohne das Zeug die Augen zubekommen.<

Da kam er wieder, dieser skeptische Blick, nun noch stärker ausgeprägt, als in Silwans entspanntem Gesicht. Die Chorrdame hatte das Pech, dass sie grundsätzlich sehr strenge Gesichtszüge hatte, so sah sie für Jaeran stets wie eine überaus unbegeisterte Füchsin aus und je mehr sie ihn für seinen Blödsinn verurteilte, desto stärker spiegelte sich das zwischen ihren Augenbrauen wieder. Er zog die Pfeife wieder zurück, noch bevor sie etwas sagen konnte. >Ich verstehe, keine Drogen. Ist wohl auch gut so es nicht zu nehmen. Fürst Jaesore sagte, dass es die Sinne benebelt.<

>Vielleicht solltet Ihr dann auch darauf verzichten.< warf Silwan berechtigter Weise ein, doch robbte langsam näher, ihren Tornister mit sich ziehend. Sie schlängelte sich um die Kurve und setzte sich zu Jaeran, ihren Rücken dicht an die Schluchtwand gepresst, nur um der wandernden Sonne zu entgehen >Ihr seid schließlich mein Beschützer.<

Verlegen drückte der Jaefürst die Pfeife aus und setzte sich auf, die Position Silwans dabei kopierend >Beschützer, ja.< Jaeran lachte, doch verstummte, als er Silwans ernstes Gesicht sah. Sie machte keine Scherze und wollte das auch so verstanden wissen. Doch mehr als ihren skeptischen Gesichtsausdruck bekam er nicht zu spüren. Sie war wohl höflich genug, um nicht weiter nach zu bohren, vielleicht war auch der Eisberg zwischen ihnen beiden zu groß, um einander überhaupt hören zu können. Sich am Nacken kratzend, sah er zu, wie die Luft über dem Boden zu flimmern begann, dort wo die Sonne ihre Strahlen in den Canyon schickte.

Dann öffnete er sein Stirnband und wischte sich damit über das verschwitzte Gesicht, seine Haare hingen ihm dadurch schlaff und wild, ohne die Stütze, in die Augen. >Ich denke, dass ist ein schöneres Wort als Held.< sagte er schließlich und blickte Silwan wieder an. Ein versöhnliches Lächeln spielte um seine trockenen Lippen >Beschützer meine ich. Es gibt da ein nealenisches Sprichwort. Übersetzt, in die Gemeinsprache wäre das 'Rette andere, um dich selbst zu retten.'. Es kommt mir so vor, als wäre das der einzig vernünftige Weg, um meine Zeit zu verbringen. Ein Beschützer zu sein, ist ein Selbstzweck, ein Held zu sein ist das nicht.<

>So ein Sprichwort gibt es bei uns in Chorr auch.< meinte Silwan und lächelte.
>Tatsächlich. Dann müsste man harchia verwenden und nicht nlida um 'retten' auszudrücken, oder?<
Die Chorrdame machte kurz große Augen, bevor sie amüsiert zum Lachen begann >Ganz recht. Ihr beherrscht unsere Sprache sehr gut.<

Peinlich berührt hob Jaeran die Hände, doch genoss den Klang von Silwans Lachen >Nicht akzentfrei. Und manchmal verwechsle ich Chorr Vokabel und atonische Vokabel. Eine Tatsache, die Ihr wohl nicht gerne hört.< Doch Silwan verzieh ihm diese Schwäche seines verwirrten Geistes mit einem gütigen Lächeln.

Das Herz wurde ihm leichter und leichter mit der Zuneigung, die er zu Silwan wachsen spürte und mit einem weiteren Schluck Wasser, ließ sich das Leben bereits als erträglicher einordnen. Die Stille zwischen ihnen war darauf hin nicht mehr angespannt oder gar verurteilend, sondern fühlte sich so an, als ob sie angenehm und ruhig wurde und auch sein ganzer Körper entspannte sich schließlich. Seinen verspielten guten Geister war es wohl zu verdanken, dass er schlussendlich, so wie er war, im Sitzen neben Silwan einschlief.

Um eine Wache brauchten sie sich nicht zu kümmern, schließlich wurden Raubtiere hier in der Wüste überwiegend erst gegen Abend hin wach und nemuraqische Kriegerstämme, würden erst am Ende des Sommers wieder zurück in den Süden ihres Landes wandern, also konnte sich Jaerans erschöpfter Körper nach Herzenslust ausruhen und entspannen. Er schlief tatsächlich besser als erwartet und wachte nur hin und wieder auf, um sich schließlich doch auf den Boden zu legen und von einer Seite zur anderen zu rollen.

Am frühen Abend, als es schleichend langsam kühler wurde, wachte er schließlich vollends auf und streckte sich mit vergnügter Leichtigkeit. Doch leider hielt seine gute Laune nicht lange an, denn mit einem traurigen Seufzen bemerkte er, dass das alte Gazellentier die Hitze des Tages nicht überstanden hatte. Es war verstorben. Sehr schade, dachte Jaeran bei sich, als er Silwan weckte, um ihr die schlechte Nachricht zu überbringen. Eigentlich hatte er vor gehabt, das Gazellentier nach seiner Rückkehr Artheon zu schenken.

Der Junge war der kleine Brunder, den sich Jaeran immer gewünscht hatte und er liebte es ihm exotische Dinge von seinen Reisen mitzubringen. Doch dies war nun nicht mehr möglich und auf ein weiteres, wohl auch wichtigeres Problem, machte ihn Silwan aufmerksam >Wie verteilen wir jetzt das Gepäck?<
Darüber musste Jaeran erst einen Moment lang nachdenken, während er damit begann, das arme Ding mit seinem Jagdmesser zu häuten und es in essbare Teile zu zerschneiden. Das Gepäck umzuverteilen, war wohl keine Option, denn ihre Reittiere konnten bei dieser Hitze keine größere Last, als ihre Reiter tragen und sie konnten es sich nicht leisten, ein weiteres Tier vor ihrem Ziel zu verlieren. Es führte also kein Weg daran vorbei, er musste wohl zu Fuß gehen und das Gepäck auf den Rücken von Namrehs verladen.

Stumm und ungehemmt half ihm Silwan dabei, das Fleisch zu zerschneiden. Sie war somit die erste, die das Herannahen einiger kleiner Eidechsen bemerkte, die aus verschiedenen Ritzen und Feldspalten des Canyons hervor krochen. Die Reptilien waren erst etwas schüchtern, doch der Hunger übertrumpfte bald ihre Scheu und sie offenbarten ihren nekrophage Lebensweise als Aasfresser.

Die Chorrdame fand gefallen an den wild schnappenden Eidechsen und fütterte ihnen immer wieder Knorpelteile oder Knochen, alles was sie und Jaeran nicht verwerten konnten, was ihr der Jaefürst schließlich lächelnd nachmachte. Wild auf die rare Nahrung, brach immer wieder Chaos unter den Reptilien aus, wenn sie hoffnungsvoll von Silwan zu Jaeran liefen und übereinander stolperten. Doch ansonsten war die Szene friedlich und der Jae sah sich sogar dazu verleitet, fröhlich ein Lied zu summen, bis er plötzlich die schräg gestellten Ohren, von sowohl seinem Hirschen, als auch die des Gazellentieres bemerkte.

Er folgte ihrem gebannten Blick, der den Canyon entlang zu führen schien und hoffte ebenso etwas zu erkennen. Doch es blieb vergebens, alles was er sah, war die blanke Felswand, die sich vor der Kurve ihnen entgegen streckte. Auch Silwan war nun aufmerksamer, da Jaeran aufgehört hatte zu summen und sie beide zuckten zusammen, als die Paarhufer gleichzeitig scheuten und in die andere Richtung, zum Canyonausgang hin, Reißaus nahmen. Viel später als die Reittiere, bemerkten die beiden Gefährten nun auch, wie die Erde unter ihnen, zum Beben anfing, die Eidechsen um sie herum wilder schnappten und ein Grollen durch den Canyon rollte. Jaeran nahm sein Gepäck auf den Rücken, drückte Silwan ihres in die Hand und zog sein Schwert stirnrunzelnd, sich schützend vor die Botschafterin stellend >Ihr solltet nun zügig den beiden Tieren folgen.< sagte er in ruhigem, doch bestimmten Tonfall, ohne die Kurve aus den Augen zu lassen.

>Was bedroht uns denn?< wollte Silwan wissen, wohl um einzuordnen, wie besorgt sie sein sollte, doch Jaeran zuckte nur mit den Schultern. Er wusste nicht was sie bedrohte doch wenn Namrehs scheute, dann musste etwas besorgniserregendes auf dem Weg zu ihnen sein. Er konnte es nun auch im Boden deutlich fühlen, etwas kam auf sie zu. Für Erklärungen war jedoch keine Zeit mehr, aus allen Ecken und Ritzen, Spalten und von allen Wänden, brachen nun Eidechsen auf sie herein, manche groß wie Hunde, die anderen klein doch in einer Zahl, die ein Ameisenvolk übertroffen hätte. Sie flitzten auf den Kadaver zu, den Jaeran und Silwan erschrocken zurück ließen, um Abstand zwischen sich und die Flut an Eidechsen zu erlangen. Hin und wieder wurden auch sie gebissen und sie mussten ein schnappendes Reptil, von ihren blutigen Fingern ziehen, die nach dem Aas rochen, während sie versuchten, gegen die Masse an Eidechsen ankämpfend und aus dem Canyon zu entkommen.

Die schuppigen Tiere, kamen mittlerweile von allen Seiten gerannt, huschten über den blanken Stein und ließen sich auch nicht von dem Gegenverkehr durch Jaeran und Silwan, davon abhalten. Die kleinen sprangen dabei an ihren Füßen vorbei, doch vor den großen, massigen, hatte sogar Jaeran Respekt, denn diese wichen nicht aus, sie liefen einfach weiter und rammten jedes Hindernis, oder bissen zu, wenn man nicht schnell genug das Bein wegzog. Auch die Großen wollten nur zum Aas hin, bevor die rare Nahrung weg war, doch das war den beiden Reisenden nicht bewusst, intuitiv fürchteten sie sich vor solch einem Ungetüm. Und dann gab ihnen Jaerans Sturz über eine Rieseneidechse auch noch mehr Grund dazu, schließlich wurde er, ohne Zögern, von dem Chaos aus beschuppten Füßchen und schnappenden Mäulern überschwappt.

Verzweifelt, nach Essbarem suchend, bissen sich manche nun richtig fest und der Jae hatte auf Grund ihrer Masse Mühe, sich wieder aufzusetzen, doch Silwan brachte ihn wieder auf die Füße und sie kämpften sich schließlich zusammen zum Ausgang des Canyons durch, schmutzig, verschwitzt und nun zu allem Überfluss, weder mit drittem Lasttier, noch mit frischem Fleisch bestückt.

Doch die Wüste ließ niemandem viel Zeit zum Trauern, oder Grübeln, hier war das Fenster, in dem man sich bewegen konnte, sehr klein und so mussten sie die Zähne zusammen beißen und weiter marschieren, die Kühle des später werdenden Abends erhoffend.

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