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10.3. Jaenun

(Bild: Lituoliens Wappen)

Die Reise mit seinem jüngeren Cousin verlief sehr still, sie waren beide nicht sehr gesprächig, wenn sie mit Fremden zu tun hatten, doch kleine Belanglosigkeiten wurden schon ausgetauscht. >Jaeran Juvi er ist so-< begann Jaenun beispielsweise und Artheon war ihm behilflich dabei das richtige Wort zu finden >Laut?<
Der Vash lachte >Ja und groß und herzlich.<


Sie blickten beide nach vorne und beobachteten den Fürsten von Minzka, wie er mit Jaeho scherzte.
>Ich bin ohne Geschwister aufgewachsen.< kommentierte Artheon schließlich >Und da meine Mutter eine Frau geheiratet hat, auch ohne Vater. Jaeran Juvis Präsenz in meinem Leben, ist deshalb sehr wichtig für mich. Auch wenn seine Anwesenheit in den letzten Jahren abgenommen hat. Übrigens-< Artheon kramte aus einem Beutel an seinem Gürtel einen kleinen, grob gegossenen Zinnsoldaten hervor und hielt ihn Jaenun vor die Nase >Gewöhn dich daran, dass er dir immer Spielzugsoldaten von seinen Reisen mitbringen wird. Auch wenn du bereits einundzwanzig bist, wird er dich weiterhin damit beschenken.<
>Das Alter habe ich schon überschritten. Doch meinst du wirklich, dass er nicht nur dich damit beschenkt? Er kennt mich doch gar nicht.<
>Das spielt für ihn keine Rolle.< antwortete Artheon >Er hat für dich schon einen besorgt. Er hat ihn mir heute Früh gezeigt.<
>Oh.<


Die Festung von Vjeja sah kaum zum Leben erweckt aus, als sie mit der ersten Dunkelheit dort ankamen, auch wenn Jaetru schon vor Tagen Nachricht voraus gesandt hatte, dass der Vash gedachte dort zu residieren. Seit der Fürst von Vjeja verstorben war und mit ihm seine ganze Linie erloschen, gab es dort keinen Jae mehr, der so richtig in der Hauptstadt das sagen hatte. Pro forma wurde die Festung mit Minimalbesetzung zwar noch für den Vash in Stand gehalten, doch bis zu diesem Tag, hatte sich die Bevölkerung fragen müssen, wofür das gut war. So hatten sie gelegentliche Plünderungen von Baumaterial und auch von Reichtümern nicht verhindert.

Es hatte sich eine Art selbstbestimmte Arbeiterschaft entwickelt, die mehr schlecht als recht ihre Güter produzierten und in die anderen Fürstentümer verkauften. Doch Profit war für sie auch gar nicht wichtig, denn durch ihre regionale Organisation und dem fehlen eines Lehnsherren, wurde der Boden zum Allgemeingut erklärt und somit konnte sich ein jeder vjejanischer Jae als freies Individuum selbst versorgen.

Nun war es diesem anarchistischen Völkchen schwer zu erklären gewesen, dass sie für das Kommen des Vashs, in Windeseile, die Festung in Stand setzen sollten. Kochen, putzen und gegen aufgebrachte Mitbürger sichern inklusive. Es waren also nur ein paar alte Angestellte von Jaelamee gekommen, die sich dazu erbarmt hatten, drei vier Zimmer einzuheizen, den Tisch in dem großen Speisesaal zu decken und ein Abendessen vorzubereiten. Jaetru würde ihnen ihren Dienst vor ihrer Abreise vergelten, auch wenn er fand, dass es nicht so aussah, als hätten sie sich besonders angestrengt.


Jaenun hingegen betrat die Festung andächtig, die mit ihren zahlreichen gewölbten Eck-, Seiten- und einem Tor-Risaliten ausgestattet, aus der Vogelperspektive wohl wie eine Blume ausgesehen haben musste. Innen war es noch kalt und die Gegenstände der Herrscherfamilie von Vjeja waren wie eingefroren, was ihn unwillkürlich an die Flucht der Statthalterfamilie von Loreen denken lassen musste. Diese Gegenstände waren jedoch im Kontrast dazu, gerade erst fallen gelassen worden, sie waren noch warm, von erst kürzlich verstrichener Berührung gewesen und nicht mit Spinnweben überzogen. Es fielen sofort die Hirschgeweihe auf, die an der Wand der großen Eingangshalle hingen und nicht nur von Jaenun betrachtet wurden, auch sein älterer Cousin sah sie andächtig an.

Wohl Geschenke von ihm an seinen Verlobten, Jaelamee von Vjeja. Es machte ihn traurig diesem Moment des Wiedersehens beizuwohnen, also wand sich Jaenun zur Seite der Eingangshalle, wo Vasen mit Blumen aus Glas standen. Jaeho und Jaetru hatten beide gesagt, dass Jaeran von Minzka das Fürstentum Vjeja aus Trauer heraus nicht betreten würde und dennoch war er gekommen. Jaenun hielt sich davon ab doch noch einen Blick hinter sich zu werfen und den Mann zu betrachten, der nur wegen ihm zurück gekommen war und nun sogar in dem kalten, leblosen Haus, seines kalten, leblosen Verlobten schlafen würde.

Er seufzte und betrachtete die Glasblumen näher. Einige von ihnen waren bereits gesprungen, andere gestohlen, was die abgebrochenen grünen Glasstängel bezeugten. Er ließ seine Finger über eine der hübschen Blüten schweben, die Knospe einer weißen Lilie, die sich noch nicht geöffnet hatte, doch er traute sich nicht das Glas zu berühren. Jaerans Stimme ließ ihn hochschrecken. Sie war mit einem mal direkt hinter ihm zu hören >Du kannst sie ruhig anfassen.< sagte er ruhig und leiser als bisher >Sonst verstaubt hier noch alles und wird zu nutzlosem Schutt.<


Jaenun kam jedoch nicht dazu der Aufforderung zu folgen, denn von der Treppe, die am anderen Ende der Eingangshalle rauf zum Salon führte, rief eine alte Jaedame nach Jaeran >Das ich das noch erlebe!< sagte sie und sah dabei gerührt aus >Das der junge Herr Jaeran von Minzka noch einmal hier zu Gast ist! Seid gegrüßt und kommt alle schnell herein, das Essen ist bereits fertig.<


Der Angesprochene winkte der alten Dame erfreut und begrüßte sie als Jaehain, die ehemalige Haushälterin der Fürstenfamilie. Dann packte er zusammen mit Fürst Jaesore kräftig zu, um Jaehos Rollstuhl die Stufen rauf zu tragen, was dem Fürsten von Vijen sichtlich peinlich war. Jaenun selbst, Jaetru, Jaemi und Artheon folgten eilig und Jaetru kommentierte, dass er froh war, dass das Essen bereits fertig war, schließlich hätte dann Jaenun keine Zeit mehr dazu, wieder einmal irgend etwas dummes über Architektur zu sagen.


Der junge Vash ignorierte den Scherz und nahm oben an der Tafel, die man für sie bereitet hatte, zwischen Jaeran und Jaesore Platz, jene zwei Männer mit denen er sich am heutigen Abend noch dringend unterhalten musste, auch wenn er bereits wirklich müde war. Die Jae, die für sie das Essen auftrugen benahmen sich anders als die Pagen, Ritter und Diener der restlichen Fürstentümer, die er am heutigen Tage gesehen hatte. Auch wenn sie genau wussten, dass er der Vash war, schließlich trug er noch immer diese verflucht schwere Krone auf dem Kopf.

Jaetru fiel das ebenfalls auf und er sprach das Thema an, als gerade zufällig alle bürgerlichen Jae aus dem Raum verschwunden waren um Essen und Getränke zu holen.


>Ich denke, dass wir mit den freien Bürgern von Vjeja sprechen sollten.< entschied Jaenun, nachdem er Jaetrus Beschwerde zugehört hatte >Wir sollten verstehen, wie sie sich organisieren und ob sie Recht und Ordnung noch immer wahren. Wenn das der Fall ist, dann stört es mich nicht im geringsten, dass sie sich selbst verwalten. Solange wir uns verständigen können, sie uns im bevorstehenden Krieg helfen und die Gesetze dieses Landes wahren, können sie freie Bürger bleiben.< er zuckte mit den Schultern und sah unterschiedlichste Reaktionen in den Gesichtern der anderen am Tisch.

Jaeran neben ihm, strahlte über das ganze Gesicht, er schien ein liberaler Mann zu sein, was bereits aus der Tatsache zu schließen war, dass er sein Fürstentum nun schon vor einiger Zeit verlassen hatte und nur hin und wieder zurück kam. Jaetru bildete im Vergleich dazu natürlich das komplette Gegenteil. Er ließ pures Entsetzen über diese Aussage auf seinem sonst so neutralem Gesicht erkennen >Und was wenn das andere Leute mitbekommen? Was hält die Massen an arbeitenden Jae davor zurück, sich ihrer Fürsten zu entledigen, weil sie auch freie Bürger werden wollen?<


Jaesore an Jaenuns anderer Seite lehnte sich unbeteiligt in seinem Sessel zurück, er hatte wohl aufgehört sich für Innenpolitik zu interessieren, seit die Wahl der Nordallianz Jaekio zum Vash ernannt gehabt hatte.

Ein Blick zu Jaeho zeigte größeres Interesse des Jungen an der Situation, doch man konnte nicht genau lesen, was er davon hielt, nur dass er eindeutig eine Meinung hatte. Das selbe galt für Jaeartheon, der jedoch noch verschlossener über seine Gefühle wachte, das ganze mit fast leblosen Augen betrachtend.


Jaemi biss sich auf die Unterlippe, bevor sie ihren Blick von ihrem noch leeren Teller zwang und sich an den Vash wandte >Bitte, lass mich mit den Freien Bürgern von Vjeja sprechen. Ich-< sie zupfte an ihren Ärmeln unter dem Tisch >Es wäre eine gute Gelegenheit für mich.<


Jaenun erinnerte sich, dass Jaeho ihm erzählt hatte, seine Schwester wäre schwer von den Bleiglasfenstern beeindruckt gewesen, doch besonders von dem Gedicht, das unter dem ihres Vaters zu lesen gewesen war. >Sie spricht nun auch von Unsterblichkeit.< hatte er gemurmelt und ein wenig verwirrt drein geschaut >Unsterblichkeit durch Taten. Sie will in die Diplomatieschule in Ahnahn gehen. Vielleicht müssen wir uns etwas ausdenken, dass ich Vijen wieder als Fürst übernehmen kann, damit sie die Zeit hat ihren neuen Traum zu verwirklichen.<

Jaenun hatte nicht gewusst, dass es eine Diplomatenschule in Ahnahn gab und war sich auch nicht sicher, was die Chorr einem beibringen konnten, doch diese Ansichten war wohl auch der Grund, warum er dort nicht willkommen gewesen wäre.

Jaeran schloss sich dem Gespräch an >Arty hier kann auch helfen. Er hat kurz als Detektiv gearbeitet, als er mit dem Studium fertig war, weil es sonst keine Arbeit gab. Aber dabei hat er gelernt wie man ordentlich Informationen zusammenträgt.<


Ein Detektiv. Das war sehr nützlich für Jaenun, doch nicht für diese Mission. Er hatte genug gehört und äußerte sich nun endlich zu all diesen Punkten >Eigentlich ist es mir egal, ob andere Bürger auch auf die Idee kommen, diese Art der Verwaltung zu wünschen. Ich bin nicht derjenige, der entscheiden kann was funktioniert und was nicht. Die Geschichtsbücher der Zukunft werden zeigen, welche Art der Regierung sich durchgesetzt hat.< er dachte an die Rebellen von Ahnahn, die den König getötet hatten und wusste, dass Jaetru weder sie, noch Jaenun verstehen konnte, da er niemals auf den Straßen von Panareen oder der Zwölfsternstadt gelebt hatte >Im Moment müssen wir uns auf den Krieg konzentrieren. Er hat Priorität. Alles andere werden wir nach dem Krieg dann sehen. Sollte es zu heftig werden, bleiben uns noch immer die Erfahrungen, die wir mit dem Einsetzen einer Chorr Armee gesammelt haben. Aber in erster Linie will ich einmal auf Dialoge setzen. Ich werde eine Kommission ernennen, die sich mit den Freien Bürgern von Vjeja unterhalten soll und mir ihr System erklären wird. Jaemi, du wirst die Vorsitzende davon sein. Ich will auch, dass die Vjejaner über die Inhalte des heutigen Treffens informiert werden. Sie haben keinen Botschafter in unsere Reihen senden können, doch von jetzt an sollen sie jemanden ernennen, der bei Besprechungen zwischen den Fürsten mit uns am Tisch sitzt.<


Jaetru schäumte innerlich wohl und Jaenun vermutete, dass er nun bewusst versuchen würde, künftige Informationen an ihn eher zurück zu halten, damit er nicht weiterhin seine Macht benutzen und radikale Entscheidungen treffen konnte. Doch das war in Ordnung, wenn es sich als wahr herausstellen würde, was Jaeran über Artheon gesagt hatte. Wenn er tatsächlich gut darin war, Informationen zusammen zu tragen.


>Nun zur Außenpolitik.< beschloss er und wandte sich Fürst Jaesore zu, obwohl er eigentlich lieber mit Jaeran gesprochen hätte. Der Fürst nickte dankend.

>Jaesore von Hamir. Jeder ist sein Feind, der sich selbst nicht Jae nennen kann, er hasst jedes andere Volk, doch seinem eigenen ist er zu Diensten, bis zu einem selbst aufopfernden Punkt. Er dient jedem Vash als würdiger Grenzwächter.< hatte Jaeho über ihn gesagt, als sie ein letztes mal an seinem Fenster in Loreen vorbei gegangen waren und so war es sehr interessant für Jaenun, dass sich der Fürst von Hamir nicht gegen die Idee gestellt hatte, ein Königreich mit den Chorr zu formen.

Er kam zumindest gleich zur Sache >Ich fürchte die anderen Fürsten sehen die Gefahr nicht so deutlich und verstehen die Notwendigkeit für Eure Reformen nicht so klar. Sie leben nicht an der Grenze, müssen die gierigen Manengrunder nicht Tag für Tag sehen und ihre Adler nicht fürchten. Bitte verzeiht ihnen.<
>Ich verstehe die anderen Fürsten. Ich hoffe, dass sie dennoch kooperieren werden.<
>Das müssen sie auch! Es ist tatsächlich überaus notwendig!< entfuhr es Jaesore etwas aufgeregt, doch dann sammelte er sich wieder und lächelte leicht >Ich stimme Euch zu und ich danke Euch, dass Ihr den Mut zu Reformen habt. Ich wollte Euch auch einmal in mein Fürstentum einladen, an die Mauer, an die Festung Merech. Ihr sollt sie inspizieren und vielleicht Ihren Ausbau beschließen. Ich weiß, es steht mir nicht zu den Vash solch einen Vorschlag ungefragt zu unterbreiten, doch ich rate Euch dringend, dass diese Mauer und diese Festung renoviert gehören, man muss sie erneuern und verstärken um die Bastarde auf ihrer Seite der Grenze zu halten!<


>Sprecht weiter. Ich dachte mir schon, dass ich die alten Anlagen renovieren muss, nicht nur eine neue Festung in Humbreen, gegen die Jentyponer bauen.< forderte Jaenun auf, er vertraute dem Älteren, schließlich bewachte dieser sein Leben lang bereits die Grenze und wusste wohl wovon er sprach >Unser Ziel ist es noch immer einen Krieg durch Abschreckung zu verhindern. Und wie könnten wir abschreckend sein, wenn wir nicht unsere gesamte Grenze mit Stacheln besetzen? Wenn etwas mit den Jentyponiern schief läuft, könnten das die Manengrunder vielleicht sonst ausnutzen.<


>Ihr besitzt Weitblick mein Vash.< schmeichelte Jaesore und Jaetru verschluckte sich an der Suppe, die nun endlich vor ihnen stand. >Vor zwölf Jahren, als wir den letzten Krieg gegen die Manengrunder gewannen, legten wir den Grundstein für unsere nächste Schlacht. Wir verabsäumten es die Festung und die Mauer zu erneuern und zu verbessern, wir lehnten uns zurück und nahmen an, dass wenn unsere Abwehr das letzte mal gehalten hatte, sie auch das nächste mal halten würde. Doch genau das ist der Fehler! Der Gewinner eines Krieges entwickelt sich kaum weiter, der Verlierer jedoch, wird versuchen seine Fehler auszumerzen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass sich die Manengrunder mittlerweile Strategien überlegt haben, um unsere alten Abwehrmechanismen zu umgehen. Wir müssen die Festung modernisieren.<


Jaenun nickte nachdenklich, das alles erschien ihm einleuchtend und wichtig zu sein.
>Als du Jae Vash warst, Jaetru, sprach ich auch bereits mit dir darüber.< wandte sich Jaesore an den kleinen Kontrollfreak und auch der nickte >Ja, doch damals als ich Vash wurde, war der Krieg gerade vorbei, wir hatten keine Kapazitäten um die Mauer wieder aufzubauen und sie zu modernisieren. Doch jetzt können wir das tun und es wäre auch wichtig!<


>Ihr braucht nichts mehr sagen, ich bin überzeugt.< beschloss Jaenun und lächelte süß. >Ich werde in Euer Fürstentum reisen und mir die Lage ansehen. Am besten ist, wenn ich auch unsere Königin mitnehme.<
Eine große Anspannung fuhr aus Fürst Jaesores Schultern, Oberkörper und vor allem aus seinem Gesicht, er lächelte nun zuversichtlich und neigte den Kopf dankend, sodass der Schlüssel, den er um den Hals trug, wieder sichtbar wurde >Das wollte ich hören. Doch da das nun geklärt ist, werde ich Euch nun das Gespräch führen lassen, auf das ihr eigentlich brennt.<


Jaenun sah verlegen drein >Nein das versteht Ihr falsch ich-<
Jaesore hob die Hand und unterbrach den jungen Vash damit >Ich habe zwei junge Kinder zuhause, müsst ihr wissen, die ich selber unterrichte. Ich kenne diesen Blick, den Ihr nun zeigt, sehr gut. Meine beiden bekommen den auch, wenn wir drinnen die Gemeinsprache üben und draußen die Schakalwelpen spielen.<


Jaenun rieb sich verlegen über die Nase, doch Jaesore lächelte nur gutmütig, also gab er sich schließlich selbst die Erlaubnis, sich zu Jaeran umzudrehen. Der Fürst von Minzka ergriff Jaenuns freie Hand, Erinnerungen die vor über zwanzig Jahren gemacht worden, doch so ausschlaggebend für das spätere Leben des Helden gewesen waren, dass sie sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, kamen nun wieder in ihm hoch.


Als er noch ein Jüngling gewesen war und sein Vater das Fürstentum noch fest in der Hand gehabt hatte, war der damalige Jae Vash ermordet worden. Ein Botschafter war am späten Nachmittag zu ihnen gestürzt und hatte von der tragischen Tat erzählt, er war direkt vom Hof des Jae Vash in ihr Fürstentum gekommen, mit einem Brief von Jaerans Tante und dem Testament des Ermordeten. Die Schwester seines Vaters fürchtete, dass der Mörder auch sie und ihren gerade einjährigen Sohn töten könnte. Denn der Mann, der nun die Macht an sich gerissen hatte, war für seine kühlen Berechnungen bekannt gewesen und man wusste, dass er nicht davor zurückschrecken würde, den Erben des Fürstentums ebenfalls zu ermorden, um einen Konkurrenten um den Titel weniger zu haben. Er hätte die Chance ergriffen, jetzt da der Säugling sich noch nicht wehren hatte können, wäre nicht Jaeran mit seinem jugendlichen Übermut sofort aufgebrochen, um in das Fürstentum seiner Tante zu reiten und sie und seinen kleinen Cousin zu beschützen.


Er erinnerte sich an ihr tränennasses Gesicht und den winzigen Jae, den sie an sich drückte, als sie aus dem Schloss hinter den Rücken ihres Neffen floh. Er hatte mit einigen Gefolgsleuten des neuernannten Jae Vashs gefochten und sie erfolgreich zurückgedrängt, sodass er seine Tante auf seinen Hirsch setzen konnte und gemeinsam mit ihr und Jaenun in der Lage gewesen war, davon zu reiten.


Der Wald um sie herum war golden gewesen, das Licht der untergehenden Sonne verfärbte jedes Objekt und er konnte sich auch daran erinnern, dass die Ebene seines Fürstentums, genauso gestrahlt hatte, doch leider keine Sicherheit versprach. Er hatte gehofft, die Beiden beim Rest ihrer Familie unterzubringen, doch der neue Jae Vash schreckte nicht vor Grenzen zu anderen Fürstentümern zurück. Er verfolgte sie weiter mit seinen Gefolgsleuten und Jaeran war daraufhin nur ein Ausweg eingefallen. Er führte sein Reittier nach Norden und hatte geplant gehabt, die Grenze nach Ahnahn zu überschreiten und dort für seine Tante um Asyl zu bitten. Die Panareener hatten sie tagelang weiter über die Ebene gejagt, sie waren darauf leichter voran gekommen, als im dichten Wald und so hatte Jaeran gefürchtet, dass er weder stark noch schnell genug für diese Angreifer war.

Es hatte sich nur ein Ausweg für ihn ergeben, er hatte seinen Hirsch weiter angetrieben, war über die Grenze nach Ahnahn gehetzt und mit einem waghalsigen Sprung, an den er sich noch heute lebhaft erinnern konnte, im großen See der Chorr gelandet. Dort wohin die Spinnen aus Panareen ihm nicht mehr folgen hatten können.

Er erinnerte sich noch, dass er erleichtert bemerkt hatte, wie er von dem Wasser umgeben gewesen war, das sie an diesem Abend so ruhig in sich treiben ließ, dass sich der Himmel darin spiegelte. Doch der nächste Schreck war ihn kurz darauf über ihn gekommen, da sein Hirsch bis zum Kopf in dem See eingesunken gewesen war und dadurch auch seine kleinere Tante und vor allem Jaenun, in Gefahr geraten waren zu ertrinken. Er ließ die Schwester seines Vaters sich auf seine Schultern setzen und ihren weinenden Sohn hoch über ihnen halten, sodass sie etwas umständlich, doch sicher weiter schwimmen konnten.

Zwei Fischer der Chorr hatten sie schließlich in ihr Boot geholt und da Jaeran von seinen früheren Abenteuern die Sprache der Chorr beherrschte, waren sie sofort entzückt von ihm gewesen und halfen ihnen tiefer in ihr Reich vorzudringen. Als es schließlich Nacht geworden war, hatten sie den See überquert und der Junge hatte sie zu einem nahegelegenen Gasthof geführt, den er gut kannte, denn er hatte den Besitzern schon oft genug geholfen, als Störenfriede aus Nemuraq sie belästigt hatten. Er wies die Chorrs an, die ganz entzückt von seinem kleinen Cousin gewesen waren, sich gut um seine Tante zu kümmern und da die Chorr ein freundliches Volk waren, verlangten sie nicht einmal etwas für die Unterkunft.


Seine Tante hatte damals das einzige Wort, das sie auf Chorisch konnte, fast schon exzessiv verwendet. >Danke, danke, danke!< hatte sie immer wieder unter Tränen hervorgepresst und es hatte Jaeran ebenfalls schwer getroffen.


Er war ein Held und als Held wollte er Leben bewahren und sollte keines nehmen. >Ein Jahr später habe ich euch beide noch einmal besucht um nach dem Rechten zu sehen. Doch nachdem der Bruder deines Vaters und mein Vater ermordet wurden, wollte deine Mutter nicht mehr, dass ich komme. Sie wollte wohl niemanden auf eure Fährte führen.< fügte er hinzu und sah Jaenun plötzlich mit zusammengezogenen Augenbrauen an >Will Tantchen nicht auch einmal wieder her kommen? Will sie ihre zwei Neffen nicht wieder sehen? Oder ihre Schwester?<


Jaenun musste da wieder an den Brief denken, den ihm seine Mutter nach seinem Erfolg in Loreen geschickt hatte. Es war eine Antwort auf seine aufgeregten Schilderungen der Eroberung gewesen und er hatte sie dazu eingeladen, nach Hause zurück zu kommen. Doch ihre Antwort war alles andere als positiv ausgefallen. Ihrer Meinung nach, gab es nichts mehr im Land der Jae, das sie noch einmal sehen wollte, sie erlaubte ihm sie eine bittere alte Frau zu nennen, doch sie wollte nicht mehr zurück und würde sich wünschen, dass er diese Ansicht teilen würde.

Ein Geständnis, dass sie seinen Vater zwar gemocht, doch nie geliebt hatte und das ihre Hochzeit die Idee ihres Bruders gewesen war, hatte sie dem Brief auch beigefügt. Ihre einzige große Liebe hatte sie nicht heiraten können und auch das war ein Grund dafür, warum sie nicht mehr zurück kehren wollte. Sie hatte keine Lust den Jae, den sie immer schon geliebt hatte, mit einer anderen zu sehen. Jaenun wusste nicht, ob eine Einladung ihrer Verwandten etwas an ihrer Einstellung ändern würde, doch er hatte nicht viel Hoffnung, dass seine Mutter Ahnahn verlassen würde.

Eine Jae zu sein, hatte ihr anscheinend noch nie wirklich viel Glück im Leben gebracht und so verstand und akzeptierte er, dass sie hier nicht bei ihm sein wollte und er war auch dankbar dafür, dass sie mit ihren Gefühlen endlich ehrlich zu ihm sein konnte. Dass er nun Vash war, musste für sie eine enorme Belastung darstellen, doch auch sie respektierte seine Entscheidung und so verblieben sie beide ohne gröberem Konflikt miteinander. >Sie erholt sich gerade von einer Erkältung.< log er also >Ich denke nicht, dass sie in nächster Zeit reisen will, doch ich werde deine Einladung mit Sicherheit weitergeben!<


Jaeran strahlte und wandte sich an Artheon, dessen leichtes Gähnen Jaenun sofort ansteckte >Arty! Du wirst vielleicht bald deine Tante zum ersten mal sehen!<
>Es wird mir ein Vergnügen sein.< sagte er höflich, doch sah so aus, als wäre die wilde Reise von Minzka hier her, für seine Kräfte sehr zehrend gewesen und jetzt ließ ihn das verzehrte Abendessen mit noch schwereren Augenlidern zurück.


Jaenun, der schließlich um vier Uhr in der Früh aufgestanden war, hoffte auch, dass er sich nun zurück ziehen konnte, er war körperlich und emotional ausgelaugt, auch wenn er gerne noch weiter mit Jaeran Juvi zusammen gesessen wäre, konnte er einfach nicht mehr. Die Übermüdung ließ ihn frösteln. Zu seinem Glück kam die alte Haushälterin soeben herein und unterrichtete sie, dass die Schlafgemächer bereit gestellt worden waren.

Auch die anderen schienen sich zurück ziehen zu wollen und so führte sie die Haushälterin durch die dunklen Gänge nach oben, die durch die bereits untergegangene Sonne nur noch mit Hilfe einer Laterne navigierbar waren.

Die Dunkelheit in dem großen, toten Gebäude war ein wenig gruselig, doch mit so vielen Mitgliedern der Weißen Klinge an seiner Seite, musste sich Jaenun wohl nicht fürchten, auch wenn Jaeho argwöhnisch vor einem Angriff der südlichen Fürsten warnte, die sich in der Stadt aufhielten. Anwesende südliche Fürsten waren natürlich von diesem Argwohn ausgeschlossen, versicherte er in Richtung Jaesore.


Sie wurden in den dritten Stock geführt, was für Jaeho wieder Treppen bedeutete, die er hinauf getragen werden musste, doch dafür war es nur noch ein Katzensprung von dem Stiegenhaus aus zu den Schlafgemächern der Fürstenfamilie, die für sie bereit gemacht worden waren.

Durch die Tür, die vom Gang in die Gemächer führte, konnte man einen geräumigen Wohnbereich betreten, in dem der Kamin bereits eingeheizt worden war. Von dort aus führte eine gepolsterte Tür in das Schlafgemach des Fürsten, das man Jaenun, Jaetru und Artheon als Schlafstätte zuteilte. Fürst Jaesore wurde in das Schlafgemach der Fürstin, gegenüber der Fürstenkammer gelegt und Jaemi bekam das Kinderzimmer für sich alleine.

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