Kapitel 14: Ein Gespräch zwischen zwei Ex-Toten
Michael
Ich mochte Fliegen immer noch nicht. Ok, in einem Flugzeug zu fliegen geht schon, aber in einem offenen Gefährt zu sitzen und nur mit einem Sicherheitsgurt gesichert zu sein, war eindeutig nicht etwas, dass ich als sicher bezeichnen würde. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie ich letztes Jahr nach Camp Jupiter gekommen bin. Vermutlich besassen Adler eine beruhigende Aura auf nervöse Flieger oder so.
Wir waren bereits den grossteil des Tages unterwegs und hatten eine enorme Strecke zurückgelegt. Überraschenderweise war mir nicht kalt, Festus schien eine fliegende Heizung zu sein. Aber mir wäre lieber kalt gewesen, wenn ich dafür keine Panik wegen der Höhe geschoben hätte. Schliesslich flogen wir nicht allzuhoch, was bedeutete, dass sich hier viele Turbulenzen befanden. Kalypso drehte sich zu mir um, ich sass zuhinterst.
"Geht es bei dir?", fragte sie.
"Könnte besser sein. Ich bin kein grosser Fan von Höhen", antwortete ich.
"Kann ich verstehen, ich mag es auch nicht so sehr. Aber da ich mit Leo eine Weile mit Festus unterwegs gewesen war, habe ich mich etwas daran gewöhnt."
"Ich sage dir, es gibt nichts nervenaufreibenderes, als zwei Kilometer über dem Boden zu sein und das einzige, dass dich am runterfallen hindern soll, ist ein Zaun, der dir gerade an den Bauchnabel reicht", meinte ich.
"Kann ich mir gut vorstellen", erwiderte sie mit einem verzogenen Gesicht.
"Wie lange wollen wir noch weiterfliegen?", fragte ich die anderen.
Festus krächzte etwas und Leo sagte: "Laut Festus sind wir nur noch wenige Minuten von der Grenze entfernt. Ich schlage vor, wir fliegen diese Strecke noch und gehen dann runter."
"Klingt gut", sagte ich und sah auf meine Armbanduhr. Es wurde bereits Abend und ich freute mich, wieder auf festen Boden zu kommen. Ich seufzte. Ich vermisste meine Taschenuhr, die letztes Jahr zerstört wurde, als ich mit der Galeere hochging. Es war ein Familienerbstück gewesen. Dad konnte mich zwar von den Toten zurückholen und meine Narbe entfernen, aber eine komplett pulverisierte Taschenuhr konnte er nicht reparieren. Ich vermisste ihn ebenfalls. Diese alten Gesetze waren reiner Blödsinn, aber wenigstens hatte ich ein Jahr mit ihm verbringen können. Dies war mehr, als die meisten anderen Halbblute bekamen.
Ich spürte eine Bewegung im Ärmel und sah zu meinem Arm hinunter. Cody kroch hervor und schlängelte sich nun Ausserhalb des Ärmels den Arm hoch. Ich hob den Arm zu meinem Kopf und flüsterte: "Hältst du es wirklich für eine gute Idee, im Moment so offen herumzuschlängeln?" Cody antwortete nicht, aber hätte er Schultern gehabt, hätte er vermutlich mit diesen gezuckt. Ich musste bei der Vorstellung grinsen. Nach einigen Sekunden kroch er wieder in den Ärmel hinein.
Kurze Zeit später setzten wir zur Landung an und stiegen von Festus runter. In seiner Flanke öffnete sich ein Fach und Leo nahm eine Plane hervor. Zwei Ecken befestigte er an Festus, die beiden anderen befestigten Kalypso und ich mit Stangen im Boden, so dass eine schattige Fläche darunter entstand.
Ich konnte keine Art von Zivilisation in der Nähe erkennen, was ich beruhigend fand. Ich hatte keine grosse Lust, auf andere Menschen zu treffen, besonders, da ich kein Spanisch konnte. Um uns herum befand sich nicht besonders viel. Es war felsig, sandig und hatte viele ausgetrocknete Büsche. Ich entdeckte einen grösseren Stein und rutschte ihn unter die Plane in den Schatten, um draufsitzen zu können. Leo und Kalypso machten das gleiche. Leo riss gleichzeitig einige Äste aus den Büschen ab und nahm sie mit.
"Wie wäre es mit einem kleinen Lagerfeuer?", fragte er und begann, die Äste kreisförmig aufzustellen.
"Klar, ich hole einige Steine", sagte ich und suchte nach geeigneten Steinen, mit denen wir einen Ring um die Äste würden legen können.
"Ich muss mich kurz erleichtern", meinte Kalypso und lief um Festus herum.
Nachdem ich genug Steine gefunden hatte, ging ich zu Leo und legte sie um die Äste.
"Hör mal", begann Leo, der etwas nervös wirkte. "Ich bin noch nicht dazu gekommen, es dir zu sagen, aber es tut mir sehr Leid, dass ich bei den Galeeren die Totmannpedale eingebaut habe. Ich hätte sie auslassen sollen, dann wäre dir ziemlich viel erspart geblieben."
Ich sah erstaunt auf. Ich hatte gar nie darüber nachgedacht, dass mein Tod mehr oder weniger seine Schuld war.
"Vergiss es", winkte ich ab. "Du konntest nicht ahnen, dass so etwas passieren könnte und ich habe überlebt. Ausserdem gibt es Situationen, in denen ein Totmannpedal gar nicht so schlecht wäre."
"Ich fühle mich trotzdem ziemlich schlecht deswegen. Ich weiss, wie es ist, durch Griechisches Feuer zu sterben und es ist nicht wirklich angenehm. Ich habe die Pedale entfernt, nur damit es weisst", fuhr er fort, während er einige Dinge aus seinem Gürtel genommen hatte und begann, irgendetwas zu bauen, ohne hinzusehen.
"Seien wir einfach froh darüber, dass niemand gestorben ist. Jedenfalls über längere Zeit", meinte ich. "Ausserdem, der Tod an sich war gar nicht so schlimm. Da war ein Lichtblitz, der auf der Stelle wieder verschwand. Der Schmerz kam genauso schnell und verschwand auch gleich wieder. Man bemerkte es zwar schon, aber es es war zu schnell vorbei, um wirklich schlimm zu sein."
Da stutzte ich kurz. Leo wusste 'auch' wie es sich anfühlte, dadurch zu sterben? Da klickte es. Hatte Malcolm das nicht letztes Jahr erwähnt?
"Wie bist du gestorben?", fragte ich ihn.
"Um es kurz zu halten, als Gaia vor zwei Jahren aufgewacht ist, um die Apokalypse auszulösen, bin ich mehr oder weniger mit ihr zusammen in die Luft geflogen. Zum Glück hatten wir ein Heilmittel dabei, dass mich wiederbeleben konnte."
"Wie hat es sich für dich angefühlt, tot zu sein?", wollte ich wissen.
"Es war sehr schmerzhaft und fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis ich das Heilmittel bekam", sagte Leo, der einen Schraubenzieher hervorholte und an seinem kleinen Gerät herumschraubte. "Wie war es bei dir so?"
"Ich schien von Nichts umgeben zu sein. Es war komplette Schwärze und ich konnte nichts erkennen. Ich schien zu stehen und setzte mich dann hin, was sich sehr seltsam anfühlte. Dann wurde es hell und ich sah Frank mit seinem Team in Kanada gegen Phoibe und ihre Dracaene kämpfen, gerade, als sie von diesem überwältigt wurden und Phoibe die Kontrolle über sie übernahm."
Leo hob eine Augenbraue. "Du hast das gesehen? Wolltest du deshalb nach Kanada gehen? Wieso hast du nichts von diesem Traum erzählt?"
Mir wurde auf der Stelle unwohl. "Ich habe es zwar gesehen, aber Phoibe hat bemerkt, dass ich irgendwie anwesend war und es mich vergessen lassen. Dafür hat sie den Drang zum Helfen in mein Gedächtnis gepflanzt oder so. Sie hat irgendetwas in dieser Richtung gesagt oder so. Ich kann mich nicht genau erinnern, es waren einige sehr stressige Tage."
"Was ging dir in deinen letzten Momenten so durch den Kopf?", wollte ich wissen.
"Ich hatte die ganze Sache eigentlich schon für eine Weile vorausgeplant, also wusste ich, dass es passieren würde. Ich machte mir Sorgen, dass das Heilmittel zerstört werden könnte, ansonsten konzentrierte ich mich auf die Aufgabe, die vor mir lag. Wie sah es bei dir aus?"
"Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass ich gleich sterben würde. Ich hatte Angst, dass ich etwas tun würde, dass die ganze Aktion zunichte machen würde. Also versuchte ich die Sache mit dem Tod so gut wie möglich auszublenden und fokussierte mich darauf, die Bombe von euch allen wegzubringen. Und ich hoffte, dass es ausser mir niemand anderes erwischen würde."
Mittlerweile war alles bereit für ein Lagerfeuer. "Hast du ein Feuerzeug?", fragte ich. Leo hielt mir seine Hand hin, in einer lockeren Faust geschlossen und der Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt. Er liess ihn nach oben schnellen und der Daumen brannte plötzlich. Ich zuckte zuerst etwas überrascht und erschrocken zurück, dann stiess ich ein belustigtes Schnauben aus.
"Netter Trick", fand ich.
"Danke", antwortete Leo und hielt seinen brennenden Daumen gegen die Äste, die rasch zu brennen begannen. "Ich bin das einzige Kind des Hephaistos, das über diese Gabe verfügt. Der Letzte, der dies konnte, lebte vor einigen hundert Jahren."
Kalypso kam zurück und setzte sich zu uns. "Unterhaltet ihr euch gut?", fragte sie interessiert.
"Ja, geht ganz gut", beantwortete ich ihre Frage, während Leo einige Kochgeräte vorbereitete. "Darf ich fragen, wo du lebst, wenn du nicht im Camp bist?", fragte sie mich und sah zu mir.
"Ja, ich wohne ich Washington, in der Hauptstadt. Zusammen mit Laura und meiner Mutter. Dad war das letzte Jahr über am Wochenende meistens ebenfalls bei uns."
Kalypso seufzte sehnsüchtig. "Okeanos ist eine tolle Person. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen."
"Ja, er ist grossartig. Ein toller Dad.", stimmte ich zu.
"Lebt deine Familie schon lange in den USA", stellte sie eine weitere Frage.
"Nein. Meine Grossmutter ist aus der Schweiz eingewandert. Ich weiss nicht, ob du das kennst. Es ist ein kleines Land in Europa. Sie hat hier meinen Grossvater kennengelernt und der Rest ist Geschichte.", antwortete ich.
Leo war momentan mit kochen beschäftigt, aber er hörte vermutlich mit einem Ohr noch zu. Cody kroch zu diesem Zeitpunkt wieder aus meinem Ärmel hervor.
"Oh, hi", sagte Kalypso, die überhaupt nicht überrascht wirkte, dass eine Schlange aus meinem Ärmel herauskroch. Sie hielt ihre Hand hin und Cody kroch zu ihr herüber.
Ich war von dieser Reaktion überrascht. "Cody ist normalerweise nicht so vertrauensseelig, was andere Personen angeht.", sagte ich verwundert.
"Die Schlangen von Okeanos können spüren, ob sie einer Person vertrauen können. Er weiss, dass er mir vertrauen kann, also kriecht er auch zu mir herüber. Bei einer Person, der er nicht so sehr oder gar nicht vertraut, würde er es nicht tun."
"Woher weisst du, dass es eine Schlange von meinem Dad ist?", wollte ich wissen.
"Ich habe es angenommen. Sohn des Okeanos mit einer Schlange, die sich in seinem Ärmel befindet, ist genügend Anzeichen dafür."
"Stimmt auch wieder. Mein Dad hat ihn mir als zusätzlicher Schutz geschenkt. Ausserdem ist er ein toller Freund."
Cody, der sich mittlerweile auf Kalypsos Schulter befand, reckte wieder zu mir herüber und ich streckte meine Hand aus, damit er wieder herüber kam. Er kroch meinen Arm entlang auf meine Schulter, von wo er dann hinter meinem Nacken auf die andere Schulter kroch. Ich streichelte seinen Kopf. Er schmiegte diesen gegen meinen Hals, bevor er sich auf den Boden gleiten liess und wegschlängelte.
"Er wird Wache halten", teilte ich den anderen mit.
Festus krächzte etwas und Leo sagte: "Laut Festus ist die Umgebung in Ordnung, aber es wird wohl nicht schaden, wenn er sich trotzdem etwas umsieht."
Kurze Zeit später hatte Leo eine kleine Werkstattmahlzeit, wie er sie bezeichnete, vorbereitet und wir langten alle zu.
"Wie sieht der Plan für morgen aus?", wollte Leo wissen.
Ich schluckte mein Essen herunter, bevor ich Antwort gab. "Wir werden die Grenze nach Monstern absuchen und uns ansonsten bedeckt halten. Sobald wir wissen, ob sich bei der Grenze wirklich Monster befinden und wie viele es ungefähr sind, fliegen wir ins Camp zurück und werden Chiron Bericht erstatten, der es an den Olymp weitergeben wird."
"Klingt gut", sagte Leo.
Nach dem Abendessen redeten wir noch ein bisschen länger, bevor wir uns hinlegten, während Festus und Cody Wache hielten. Wir wollten für den nächsten Tag ausgeruht sein und die beiden mussten nicht schlafen. Mehr oder weniger. Cody musste zwar schon schlafen, aber nicht viel und er hatte dies während dem Hinflug gemacht.
12.07.20
nervöses Lachen
So viel zu zwei Monaten Pause. Ja... sorry. Ich habe mich für den Moment einfach mehr auf andere Geschichten fokussiert und befand mich bei einer blöden Stelle, bei der ich nicht weiter wusste. Und ich habe die Geschichte ein wenig vergessen. Ich hoffe, es wird wieder etwas mehr kommen, aber ich habe keine Garantie dafür, da ich mich vermutlich immer noch grösstenteils auf die anderen Geschichten fokussieren werde.
Als ich bei diesem Kapitel etwas in Fahrt kam, hat es mir wirklich gefallen, wieder daran zu schreiben. Ich hatte einige Pläne, die ich schlussendlich nicht umgesetzt habe, dafür sind mir andere Dinge eingefallen, die mir gut gefallen haben. Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen und es tut mir wirklich leid, dass so lange nichts gekommen ist. Ich werde versuchen, nicht schon wieder eine so lange Pause einzulegen.
Falls ihr Lust habt, könnt ihr doch einige andere meiner Projekte ansehen. Seit dem letzten Kapitel aus diesem Buch, habe ich einige neue Bücher angefangen. Das eine wäre 'Irgendwelches Zeug und Geschichte', in dem ich von irgendwelchem Alltagszeug und geschichtlichen Ereignissen schreibe. Bei einem anderen schreibe ich einzelne Kapitel zu Fan-Fiction Ideen, die ich habe, aber dort bin ich nicht sehr aktiv.
Ausserdem habe ich damit angefangen, das erste Buch zu überarbeiten, damit die Qualität etwas besser wird. Ich kann einige Kapitel selbst kaum lesen, also bin ich sehr verwundert, dass ich es damit irgendwie auf 1'000 Reads geschafft habe. Die ersten fünf Kapitel oder so habe ich bereits verbessert und die restlichen werden folgen, sobald ich Zeit und Lust habe. Im Moment habe ich ein wenig Ferien, aber ich weiss nicht, ob ich an einem dieser zwei Bücher schreiben werde. Ich komme bei anderen Büchern gerade zu sehr wichtigen Szenen, die für mich priorität haben.
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