
Der Leuchtbaum
Die Taschenlampen werfen gruselige Schatten an die Felswände. Eine Gruppe von Männern läuft einen Tunnel entlang. Alle tragen dunkle in grün gehaltene Klamotten. Den Meisten hängt ein Gewehr griffbereit über der Schulter. Durch ihre Last nach vorne gebeugt, schleppen sie Rucksäcke oder Kisten durch den schmalen Gang. Ein besonders grob aussehender Mann hält einen schmächtigen Jungen am Handgelenk fest und zieht ihn mit sich. Wehrlos stolpert der Junge hinterher. Im Gegensatz zu den Männern trägt er einen langen weißen Kittel und dünne Schuhe. Bei jedem Schritt spürt er die scharfkantigen Felsen unter seinen Füßen.
Als die Gruppe um eine Ecke biegt nimmt der Junge tief im Tunnel ein orangenes Licht wahr. Das ist bestimmt der Baum. Diesmal also orange. Was er wohl dieses Mal bekommen wird? Aber viel wichtiger: Was wird ihm genommen? Er will nicht noch mehr verlieren.
Die Gruppe kommt der fremden Lichtquelle immer näher dadurch wird es immer heller und ein paar der Männer schalten ihre Taschenlampen aus. Der Tunnel öffnet sich und die Gruppe kommt in eine große Höhle. Alles ist in orangnes Licht getaucht. Am Ende der Höhle steht die Ursache dieses merkwürdigen Lichtes. Ein Baum mit leuchtenden Blättern. Das Licht lässt das braune Haar des Jungen wie Kupfer glänzen. Die Männer beginnen in der Höhle die Kisten und Rucksäcke auszupacken. Einige befestigen Videokameras an Stativen und richten sie auf den Baum aus. Andere packen verschiedene andere Messapperate aus, positionieren sie und notieren sich bereits Daten. „Wir wären jetzt soweit." sagt ein Mann zu dem Muskelbepackten, der immer noch den Jungen in eisernem Griff festhält. „Gut" antwortet dieser und stößt den Jungen grob richtung Baum. „Du weißt was du tun sollst" sagt er und bleibt in sicherem Abstand stehen.
Während der Junge auf den Baum zuläuft, bleiben die Männer im Hintergrund und verschmelzen, durch ihre dunkle Kleidung mit diesem.
Der Junge bleibt erst, unter den Ästen des Baumes, stehen. Langsam hebt er den Arm und greift nach einem Blatt. In seinen Augen spiegelt sich nicht nur das orangene Licht, auch die Angst, die Angst vor dem Verlust. Mit zitternden Händen zupft er das Blatt vom Baum und dreht sich zu den Männern um, ohne die angsterfüllten Augen von dem Blatt abzuwenden. Eigentlich sollte das für ihn schon Routine sein. Wie jedes mal verschwindet das Licht aus dem Blatt und geht auf die Hände des Jungen über. Als das Licht verschwunden ist, hält der Junge nur noch ein gewöhnliches orangenes Blatt in den Händen, welches daraufhin langsam zu Boden segelt. „Teleportation" hört der Junge jemanden sagen. „Laufen" Er schaut auf seine Beine und seufzt.
Doch anders als Gewohnt fährt die Stimme fort: „Ich kann spüren das du weg willst." erstaunt horcht der Junge auf „Ich kann dich, genau jetzt, von hier wegbringen" „Das kannst du?" fragt der Junge. Jedoch verlässt kein Laut seine Lippen. „Hey mit wem redest du?" misstrauisch geht der Mann einen Schritt auf den Jungen zu, als er sieht wie sich seine Lippen bewegen. „Ja, du musst mir nur erlauben mitzukommen" hört der Junge die Stimme wieder in seinem Kopf. „Ja du darfst" antwortet der Junge tonlos und in seinen Augen schimmert Hoffnung. „Hey" nun kommt der Mann zügig auf den Jungen zugelaufen „was auch immer du vorhast..." Doch der Junge bekommt nichts mehr mit, seine Beine sacken unter ihm weg und seine Sicht verschwimmt. Er sieht noch wie der Mann nach ihm greift und das Licht des Baumes verblasst. Dann wird um ihn herum alles schwarz.
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