Teil 2
Ein starker Wind kam auf und pfiff Noah um die Ohren. Er fröstelte, den der Anzug war nicht für kaltes Wetter gemacht. Er hatte gedacht Em sei die einzige Geweihte. Wo war diese Person bei der Zeremonie gewesen?
„Um über uns zu richten? Soll das ein schlechter Scherz sein?”
Der Mann (oder war es eine Frau?) sah ihn an. Jedenfalls sah es so aus, den die Maske hatte keine Löcher. Sie war einfach ein glattes Stück Metall und die Nase war das einzige markante daran.Sie war lang, spitzt und konnte bestimmt zu schweren Verletzungen führen.
„Ich habe deinen Namen nicht mitbekommen junger Mann. Könntest du ihn wiederholen?“
Die Stimme klang gleichzeitig melodisch und leicht abgehackt, als würde es nach jedem Wort überlegen was es als Nächstes sagen wollte.
„Noah ist mein Name. Ich weiß nicht, warum sie hier draußen sind und uns Angst einjagen wollen, aber wir sind alle in Gefahr. Wir müssen hier weg.”
Er ging in die Knie, packte Emilia und wuchtete sie auf seine Schulter. Das Kleid kratzte an seinem Gesicht und er hörte sie vor sich hin brabbeln. Noah blendete es aus. „Darum kümmere ich mich später“, dachte er sich, „jetzt geht es darum, dass wir nicht erfrieren.” Als er aufstand, schaute er die mysteriöse Gestalt auffordernd an. Als sie keine Anstalten machte sich zu bewegen, zuckte er mit den Schultern und setzte sich in Bewegung. Nicht sein Problem, wenn andere den Ernst der Situation nicht verstanden. Plötzlich fing der Nebel an zu wabern. Noah lief langsamer, den was er da sah, war höchst ungewöhnlich. Als der Nebel seine Haut berührte, schrie er auf und wich zurück. Seine Hand war mit grünen Eiterblasen übersät und schmerzte höllisch. Sein Kopf pochte und seine Sicht verschwamm leicht. Der Nebel bewegte sich stetig auf ihn zu und notgedrungen musste er zurückweichen.
Immer weiter drängte der Nebel Noah zurück und er konnte nur sein Heil in der Flucht suchen. Nur war es weder eine Flucht nach vorne, noch eine in Richtung Sicherheit. Inzwischen hatte er begriffen, dass die Person kein normaler Mensch war, falls sie überhaupt ein Mensch war. Nach ein paar Metern stand er wieder an der gleichen Stelle, von der er angefangen hatte. Das Wesen hatte sich immer noch nicht bewegt. Stoisch stand es sich die langen Beine in den Bauch und nur ein sehr leichtes heben und senken der Brust verriet, dass es überhaupt atmete.
„Was soll das werden! Was hat es mit dem Nebel auf sich?“
„Ich bin hier um über das Mädchen zu richten. Gib sie heraus.”
Das konnte es vergessen. Noah hatte nicht all das auf sich genommen, um jetzt vor einem Fiesling den Schwanz einzuziehen.
„Wo sie hingeht, da gehe auch ich hin. Und sie geht ganz bestimmt nicht mit dir.“
Sobald er geendet hatte, bewegte der Nebel sich wieder in seine Richtung. Diesmal von allen Seiten.
Voller Angst sah Noah, wie er langsam eingeschlossen wurde. Als der Nebel stoppte, konnte Noah sich kaum bewegen, wenn er ihn nicht berühren wollte. Em hing immer noch über seiner Schulter und obwohl der Nebel sie berührte, hatte er keinerlei Auswirkungen auf sie.
„Gott sei Dank”, dachte Noah bei sich.
Die Stimme der Maskenkreatur erklang:
„Gib her die geweihte Opfergabe.
Das ich mich an ihrem sündhaften Blute labe.
Wenn ich sie nicht bald in meinen Händen habe.
Wirst du der nächste sein den ich zu Grabe trage.”
Die Stimme des Wesens hatte sich verändert und hatte einen feierlichen Ton angenommen. Sowohl der Singsang, als auch der Inhalt des Gedichts erinnerten an etwas Okkultes und Uraltes.
Noah lief ein Schauer den Rücken runter und plötzlich standen ihm seine Haare zu Berge. Im Nebel konnte er jetzt einen bläulichen Schimmer ausmachen. Das Wesen stand immer noch im todbringenden Nebel.
„Emilia bleibt bei mir. Du kannst das nicht än… .”
Noch bevor er geendet hatte, hüllte der Nebel ihn vollständig ein und ein Inferno aus Schmerzen hüllte ihn ein. Schreiend stürzte er zu Boden und fing an wild zu zucken. Er sah Emilia am Boden liegen und für ein paar Sekunden war er Herr seiner Sinne und streckte die zuckende Hand nach ihr aus. Bevor er sie berühren konnte, kehrte der Schmerz zurück und obwohl er kämpfte, verlor er den Kampf. Eine ganze Minute lang hielt sein schmerzhafter Zustand an, dann stoppte es abrupt.
Der Nebel lichtete sich und das Wesen trat aus dem Nebel. Nachdem es Emilia auf seine Schulter geladen hatte, stupste es Noah mit dem Fuß an und beugte sein Gesicht zu ihm hinunter. Als dieser seinen entstellten Körper nicht bewegte, verschwand es in die Nacht.
Abrupt setze ich mich auf, aufgeschreckt wie aus einem Alptraum. Das Echo meiner Schreie hallt in meinem Kopf wieder und erzeugt einen starken Schmerz. Ich falle rückwärts und merke durch den Nebel des Schmerzes, dass ich auf dem harten, kalten Boden liege und mit Schnee bedeckt bin. Kälte beherrscht meine Körper und ich brauche eine Weile um mich aufzusetzen und zu orientieren. Der schwarze Himmel ist ein Spiegelbild meines inneren Selbst. Alles stürzt auf mich ein. Es hat Em. Ich muss sie finden. Jetzt. Meine Beine wackeln und knicken ein als ich aufstehe. Mein ganzer Körper zittert vor Kälte und ich bin durchnässt.
Ich weiß nicht wie lange ich flach gelegen habe. Ich schaue mich um und merke dass alle Spuren vom Schnee verdeckt worden sind. Der Boden sieht komplett unberührt aus. Wie soll ich den jetzt Em finden? Frustriert raufe ich mir die Haare.
Und dann fällt es mir auf. Ich lebe. Die simple Erkenntnis trifft mich wie ein eiskalter Schneeball im Gesicht und ich schaue mir meine Hand an. Keine Blasen, keine Kratzer, nichts. Noch ein Schneeball trifft mich, aber diesmal im Nacken und er rutscht mir ganz langsam den Rücken runter. Halluziniere ich? Bin ich tot und habe es einfach noch nicht verstanden? Das ist zu viel. Ich muss erstmal aus der Kälte raus und danach kann ich mir Gedanken machen.
Automatisch schlage ich den Weg zu unserem Haus ein. Ich komme nur schleppend voran und merke nichts um mich herum. Wie durch ein Wunder komme ich ohne Zwischenfall zu Hause an. Ich schließe nach dem dritten Versuch die Tür auf und rette mich mit letzter Kraft in das schützende Haus. Fast augenblicklich klappe ich zusammen und bleibe einfach auf dem schmutzigen Boden liegen. Keuchend liege ich da und überdenke meine Entscheidungen und Optionen.
Warum nochmal kann ich nicht einfach hier liegen bleiben? Emilia ist entführt worden? Ach ja, da war ja was.
Gequält stemme ich mich auf die Knie und krieche in die Küche. Auf dem Tisch steht noch der Stullen von heute Morgen. Ich strecke meine Hand aus und schalte das Licht an. Dann hieve ich mich auf einen Stuhl und mache mich über den Stullen her.
Ich esse langsam und kaue jede Scheibe gründlich durch. Ein Drittel des Stullen bleibt noch übrig und nach einigem hin und her packe ich ihn in Papier und stecke ihn in meinen Rucksack. Ich muss jetzt an mich denken. Ich durchforste das Haus und packe ein paar Werkzeuge ein, die ich brauchen könnte. Währenddessen koche ich ein wenig Wasser und mache mir damit einen heißen Tee.
Halbwegs gesättigt und mit einem warmen Gefühl im Bauch packe ich weitere Dinge in meinen Rucksack. Taschenlampe, Batterien, Mehrzweckmesser. Solche Sache eben. Dann durchforste ich nochmal die Küche und klaue ein wenig essen und koche noch mehr Tee, den ich in eine Thermoskanne fülle. Nachdem ich eine Flasche Reinalkohol und einige Sachen aus dem Medizinschrank eingepackt habe, fühle ich mich bereit nach draußen zu gehen und Em zu finden.
Naja, ich bin immer noch müde und mir tut alles weh, aber wenn ich jetzt nicht in Gänge komme, kann ich die Rettungsaktion vergessen. Also Zähne zusammen und durch.
Sobald ich nach draußen trete und der Wind mir den Schlaf aus dem Gliedern friert, fällt mir auf, was ich vergessen habe. Zwei Minuten später habe ich einen warmen Mantel, Schal und Handschuhe an. Für Em habe ich auch etwas gefunden und mittlerweile ist mein Rucksack auch ziemlich voll. Ich überprüfe nochmal, dass ich alles dabei habe und sehe auf die Uhr. Drei Stunden. So viel Zeit ist vergangen, seit ich durch das Tor getreten bin. Ich straffe die Schultern und trete aus der Tür. Sie fällt hinter mir zu, als ich in die Nacht hinauslaufe.
Ruprecht klopfte an die Tür und wartete Geduldig. Nach einer Minute rief eine Stimme:
„Herein.“
Ruprecht öffnete die Tür, trat ein und schloss sie leise hinter sich.
Wieder verging eine Minute.
„Was gibts?Ich hab zu tun.
“
„Es gab ein kleines Problem. Da waren zwei, statt einem. Unsere Quellen haben diesen Umstand nicht erwähnt. Er hat sie beschützt und ich musste ihn außer Gefecht setzen. Ich weiß nicht ob er überlebt hat.“
Der Mann, mit dem Ruprecht sprach, drehte sich in seinem Stuhl zu ihm um.
„Deswegen störst du mich? Die Angelegenheit kannst du selber erledigen.”
„Ich habe zuerst versucht die Stase anzuwenden. Sie hat keine Wirkung gezeigt. Und er hat den Nebel mehr eine Minute lang bekämpft. So lange hat es gedauert, bis er sich nicht mehr bewegt hat.“
„Bring ihn her. Ich interessiere mich für ihn. Ich will auch, dass du das Mädchen in Stase behältst. Vielleicht brauchen wir sie. Fang aber schon mit der Isolierung an. Ruf den Trupp zusammen und findet ihn. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.”
„Wird gemacht.”
Ruprecht machte Anstalten den Raum zu verlassen, aber der mysteriöse Mann räusperte sich.
„Und diesmal keine Patzer, Ruprecht. Sonst bist du die längste Zeit meine Rechte Hand gewesen.“
Ruprecht nickte und ging.
Der geheimnisvolle Mann stand auf und ging ans Fenster. Seit Jahrhunderten überwachte er dieses Projekt und er hatte nicht vor auch nur ein Stück davon herzugeben. Und falls Ruprecht versagte, würde er selbst in Aktion treten
„Sie gehören alle mir. Alles gehört mir. Wer sich auflehnt, wird brennen. So haben meine Vorfahren es gehalten und ich werde es genauso halten. Verlasst euch darauf.”
Er strich über seinen voluminösen Bart und murmelte noch etwas in ihn hinein, dann setzte er sich an wieder an seinen Schreibtisch und brütete über die Dokumente, welche darauf lagen darauf.
Der Schneefall ist stark angestiegen. Meine Stiefel versinken immer wieder im Zentimeter hohen Schnee und ich komme kaum voran. Ich habe keinen Anhaltspunkt, um Em zu finden. Ich weiß weder was sie entführt hat, noch warum. Ich weiß nicht einmal ob sie noch am Leben ist.
Die aufkommenden Gedanken stoße ich zur Seite. Ich kann das gerade nicht gebrauchen. Entschlossen laufe ich zurück zum Bebu. Irgendwo muss ich ja anfangen. Die Straßen sind leer und eine gespenstische Stille dominiert in der Stadt. Kein Licht, kein Geräusch, nichts. Angst droht mich zu überwältigen, aber ich schlucke sie herunter. Fürchten kann ich mich später.
Als ich endlich am vorderen Tor ankomme, bin ich nass geschwitzt und froh, dass es hier ein wenig Licht gibt. Ich setze mich auf die Stufen und ruhe mich ein wenig aus. Ich weiß nicht wie ich mich vorhin nach Hause geschleppt habe. Ich habe eindeutig zu viel Glück. Mein Magen grummelt, aber ich muss mein Essen rationieren. Der Bunker wird erst nach der Bescherung wieder geöffnet, das heißt ich muss drei Tage mit dem Essen auskommen. Natürlich könnte ich mich wieder an unserem Vorratsschrank bedienen, aber falls ich überlebe, könnte ich meiner Familie nicht mehr in die Augen sehen. Wie es ihnen wohl geht?
Wieder ertappe ich mich dabei wie ich meine Gedanken abdriften lasse. Ich stehe auf und stampfe zum Zeremonie Eingang. Der Schneefall ist sogar noch stärker geworden und der Schnee wird mir von einem starken Wind ins Gesicht geblasen. Zum Glück kenne ich mich hier aus und kann auch mit weniger Sicht auskommen.
Als ich ankomme, sehe ich mich um und frage mich warum ich meine Zeit verschwendet habe. Falls es Spuren gab, hat der Schnee sie schon längst verwischt. Frustriert drehe ich mich um die eigene Achse und gehe ein paar Schritte. Da sehe ich es. Kurzzeitig habe ich plötzlich freie Sicht und ich sehe etwas im Schnee glitzern. Ich laufe darauf zu und suche den Schnee ab. Ein glitzerndes, silbernes Armband. Es sieht aus wie Emilias. Ich stecke es ein und sehe mich weiter um. Plötzlich entdecke ich einen Schemen, der auf mich zukommt. Ich überlege schnell und verstecke mich im Schatten des Tors. Mein Herz schlägt schneller, als ich sehe wer da kommt.
Ruprecht war, wie befohlen, zum Stadion zurückgekehrt, um nach dem jungen Mann zu suchen. Er war überrascht und besorgt, als er sah dass die Leiche nicht mehr dort lag, wo er sie zurückgelassen hatte. Der Bürgermeister war angewiesen worden, niemanden während der Erntezeit hinaus zu lassen. Waren es etwa mehr als nur zwei Geweihte gewesen? Aber warum sollte jemand eine Leiche oder einen halbtoten mitnehmen, wenn er um sein eigenes Leben fürchten musste? Ruprecht trat näher an das Tor heran. Da entdeckte er die Fußspuren und folgerte, dass jemand noch hier sein musste, sonst wären sie schon längst vom Schnee verdeckt worden. Schnell sprang er auf, aber etwas schweres warf sich auf seinen Rücken. Obwohl Ruprecht eine Kampfausbildung hatte, konnte er nichts gegen die Attacke tun. Etwas legte sich um seinen Hals und er bekam keine Luft mehr. Es fing an zu röcheln und schlug nach hinten aus, traf aber nichts. Dann lockerte sich der Druck um seinen Hals, aber bevor er etwas unternehmen konnte, traf etwas seinen Kopf und alles wurde schwarz.
Keuchend stand Noah über dem bewegungslosen Körper, einen Hammer in der Hand haltend. Mit dem stumpfen Ende hatte er das Wesen bewusstlos geschlagen. Sein Schal lag im Schnee und er beeilte sich ihn wieder anzuziehen. Dann nahm er dem Wesen die Maske ab. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber er war enttäuscht.
Es war ein ganz normaler Mensch, eine Frau um genauer zu sein. Sie sah eher jung aus, aber definitiv älter als er. Das hatte er nicht erwartet.
Er setzte die Maske auf und merkte, dass sie irgendwie durchsichtig war, wenn sie nah an den Augen war. Er setzte sie wieder ab und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte.
Nachdem er sie in den Eingangsbereich des Tores gezogen hatte durchsuchte er sie und fand ein paar elektronisch aussehende Werkzeuge, mit denen er nichts anzufangen wusste. Außerdem ein Schlüsselbund und eine mittelgroße rote Schachtel. In der Schachtel lagen kleine rote Kugeln und auf jeder war ein Explosionszeichnung drauf. Er nahm eine heraus und warf sie weit von sich. Als sie auf den Schnee traf, gab es einen lauten Knall und eine Rauchwolke stieg auf. Noah schloss die Schachtel und steckte sie in seine Jackentasche, zu dem Schlüsselbund und stand auf. Wie er so da stand, wurde er wütend. Diese Frau hatte ihm Schmerzen zugefügt und Em entführt. Wahrscheinlich war sie nicht alleine. Er konnte sich vielleicht ein wenig revanchieren. Wahrscheinlich würde keine zweite Gelegenheit bekommen. Schnell stopfte er ihr große Mengen Schnee in die Taschen und in den Nacken. Nach getaner Arbeit grinste er und fühlte sich sofort besser. Es war kein großer Streich, aber fürs Erste gab es ihn wieder ein wenig Kraft und Kontrolle über die Situation. Er warf einen letzten Blick auf die bewusstlose Frau, dann lief er in die Richtung, aus der sie gekommen war. Die Sache wurde langsam brenzlig und er musste herausfinden, was hier los war.
Noah hatte keine Ahnung wonach er suchte. Die Sonne zeigte sich bereits am Horizont. Noch reichten ihre Strahlen nicht weit, aber das dauerte bestimmt nicht mehr lange. Langsam bereute er es die Frau am Bebu gelassen zu haben. Wahrscheinlich hätte er sie an einen sicheren Ort bringen und ausfragen können. Jetzt lief er herum und wurde müde, hatte aber immer noch keinen Ansatzpunkt.
Er hatte sich zwar an die erdrückende Leere der Straßen gewöhnt, aber die Schatten ließen ihn sich von Zeit zu Zeit umsehen.
Der Schneefall hatte nachgelassen, aber der liegen gebliebene Schnee war gefroren und Noah hatte sich schon zwei Mal auf die Nase gelegt. Seitdem kam er nur noch langsam voran. Sein Kopf dröhnte und seine Nase protestierte gegen die Schmerzen und die Kälte. Deswegen musste er schon seit einer Weile durch den Mund atmen. Der Rucksack wurde ihm immer schwerer und seine Hände froren trotz der Handschuhe.
Seine Beine waren müde und mittlerweile fragte er sich, warum er hier war.
Er hätte bei seinen Eltern und Charlie bleiben sollen. Bestimmt stopfen sie sich jetzt voll und feierten. Beim Gedanken an warmes Essen lief ihm das Wasser im Mund zusammen und prompt lief es ihm auch am Bein entlang. Er hatte schon seit einer Weile das Verlangen verspürt, Wasser zu lassen, aber es verdrängt. Nun war es passiert. Es dauerte eine Weile, bis er realisierte was gerade geschehen war und seine erste Reaktion war, seinen Rucksack vom Rücken zu nehmen und in den Schnee zu pfeffern. Kurz darauf folgte er ihm und setzte sich einfach in den Schnee, der sich prompt einen Weg in seine Unterbuchse suchte.
„Kann ja nicht noch nasser werden”, dachte er sich wütend.
Die negativen Gedanken und finsteren Gedanken bahnten sich einen Weg in seinen Kopf. Verkörpert wurden sie von einer zynischen inneren Stimme, welche Noah verhöhnte.
„Du bist ja mal naiv. Hast du gedacht das wird ein Spaziergang? Hach, ich spaziere mit meiner Geliebten nach draußen und verprügle das Böse Monster. Dann machen wir es uns gemütlich und warten bis die Bescherung vorbei ist. Und zack, bin ich ein Held, der von allen gefeiert wird.”
„Halt die Schnauze”, murmelte er der Stimme in seinem Kopf zu.
„Ach, warum? Damit du weiter in deinem Selbstmitleid schwelgen kannst? Ich sage nur die Wahrheit. Du bist nicht für hier draußen gemacht und das weißt du. Du hast einfach den ernst der Situation nicht erkannt und wolltest den Helden spielen. In den letzten 24 Stunden hast du folgendes geschafft: Emilia innerhalb der ersten paar Minuten verlieren, als sie dich am meisten brauchte. Check. Fast sterben und durch ein Wunder überleben. Check. Auf der Suche nach Unterschlupf fast erfrieren. Check. Familie bestehlen. Check. Entführer bewusstlos schlagen, aber keine Informationen einholen. Check. Entführer bloßstellen, obwohl sie Emilia in ihrer Gewalt hat. Check. Sich selbst bis zu Erschöpfung ausreizen und sich am Ende einnässen. Check. Hab ich etwas vergessen?”
„Schnauze halten hab ich gesagt!” Diesmal schrie Noah in die Nacht hinein.
„Stell dich den Tatsachen :Du bist ein Prahlhans und könntest Emilia nicht vor einer blinden Fliege schützen. Du hast keine Ahnung, was du tust und es wäre besser gewesen wenn du im Bunker geblieben wärst. Jetzt steh auf und geh an der Bunkertür flennen. Vielleicht zieht dein großer Bruder Hebel und lässt dich rein. Schließlich hat er dir zu viel zugemutet und dich in diese Situation gebracht. Vielleicht lässt er dich ja auch hier draußen verrotten. Er hat es schließlich nicht durch Leichtsinnigkeit so weit gebracht. “
Noah zitterte vor Wut. Aber die Stimme stichelte weiter.
„Du willst so gerne sein wie er, oder nicht? Aber du hast nicht, das Zeug dazu, du Versager!”
Zack.
Noah schlug seinen Kopf gegen eine nahegelegene Häuserwand. Blut floss, als er wieder und wieder die Wand mit seinem Kopf bearbeitete, bis seine Stirn eine blutige Masse war.
„Du sollst… die Schnauze… halten”, flüsterte er. Dann fiel er bewusstlos in den Schnee und blieb mit dem Gesicht im Schnee liegen.
Als Ruprecht aufwachte, war sie wütend. Nicht nur lag ihre Maske, mit dem Gesicht nach unten, neben ihr im Schnee. Sie hatte auch noch geschmolzenen Schnee in der Anzugjacke, der ihr jetzt hinten in die Hose lief. Es war ein ekliges Gefühl und Ruprecht hasste den Bengel dafür. Er hatte sie vorgeführt und obendrein hatte er sich über sie lustig gemacht.
„Wenn ich den in die Finger bekomme“, grollte sie, während sie die Maske aufsetze. Dann durchsuchte sie ihre Taschen, nachdem sie das Wasser notdürftig entfernt hatte. Dass die Schlüssel weg waren, merkte sie sofort. Nach einiger Zeit merkte sie, dass auch die Rauchbomben abhandengekommen waren. Die meisten anderen elektronischen Geräte waren kaputt.
Der Boss würde nicht glücklich sein. Wenn sie Pech hatte musste sie in die Grube. Allein der Gedanke ließ sie erzittern.
Sie musste ihre Gedanken ordnen.
„Erste Amtshandlung: Finde den Bengel.
Zweite Amtshandlung: Brich ihm jeden Knochen einzeln.
Dritte Amtshandlung: Liefer ihn beim Boss ab.”
Hörte sich gut an.
Grimmig lächelte sie und machte sich ans Werk.
Aber erst musste sie ihr Team informieren.
Ruprecht: „An alle Einheiten: Statusbericht.“
Alpha: „Negativ.“
Beta: „Negativ.“
Für eine kurze Zeit herrschte im Comm Funkstille.
Delta: „Negativ.“
Ruprecht: „Gamma, Status.“
Gamma: „Wo warst du die letzte Stunde Ruprecht?“
Ruprecht erschrak und rief ihr visuelles Interface auf. 5:00 blinkte ihr in grünen Zahlen entgegen. Leise fluchte sie. Die Grube kam immer näher. Jetzt bloß die Ruhe bewahren.
Ruprecht: „Gamma, du gibst hier keine Befehle. Statusbericht.”
Gamma: „Ich finde nur, dass wir wissen sollten, warum der Truppführer eine Stunde lang nicht erreichbar war. Was wenn wir den Jungen gefunden hätten?”
Ruprecht schaltete ihren Sprachkanal, aus und stöhnte. Gamma hasste sie bis aufs Blut und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Leider konnte sie Gamma das Leben nicht so schwer machen, wie Gamma es andersherum konnte. Jetzt hatte Gamma sie am Schlafittchen. Und sie würde nicht locker lassen.
Ruprecht: „Wir werden das später besprechen. Du hältst den Einsatz auf.”
Gamma: „Ich hoffe du hast ne Gute Erklärung, für den Boss. Negativ.“
Ruprecht hasste die Selbstgefälligkeit in Gammas Stimme. Aber darum musste sie sich später kümmern.
Ruprecht: „Ich habe einen Verdacht wo die Zielperson sein könnte. Ich schicke euch die Koordinaten. Wir gehen 020. Over und Out.”
Alpha, Beta, Delta: „Alles klar.Over und out.”
Gamma: „Ich hoffe für dich, das du Recht hast. Die Mission dauert schon lange genug. Over und Out.”
Ruprecht schaltete das Comm aus und seufzte ausgiebig. Gamma hatte leider Recht. Die Mission dauerte schon viel zu lange. Sie mussten jetzt schnell zuschlagen. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und lief los.
Ruprecht liebte ihre verschärften Sinne. Sie waren einer der Vorteile der Ruprecht und mittlerweile auch ein Teil ihrer Identität. Sie hätte es nie zugegeben, aber es war für sie ein Gefühl des höchsten Glücks im Sprint und nur von den Ohren und der Nase geleitet, die Straßen von Projekt A entlang zu rasen. Mittlerweile konnte sie sich ein Leben ohne ihre übermenschlichen Sinne, kaum noch vorstellen. Einer der Gründe warum sie so darum bemüht war Ruprecht zu bleiben. Sie hatte sie lieb gewonnen, aber der Bengel und Gamma wollten sie ihr wegnehmen. Ruprecht fletschte die Zähne und wurde schneller. Das konnten sie vergessen. Sie nahm die Fährte auf und began die Jagd.
Ruprecht näherte sich dem Treffpunkt, als ihre Nase plötzlich einen starken Geruch aufnahm. Es roch nach Angstschweiß. Ruprecht machte eine Vollbremsung und zog den Vernebler aus der Tasche, eins der wenigen Elektrogeräte, welches nicht kapput gegangen war. Sie blinkte zweimal schnell und plötzlich sah sie eine bunte Welt. Die Größe der Farbflecken veränderte sich minimal, aber konstant. Eine kleine Spur rot zog sich durch den Schnee. Ruprecht grinste.
„Endlich eine vernünftige Spur.
"Ruprecht folgte ihr, bereit zu kämpfen.
Die roten Flecken wurden immer größer, je länger die Spur ging. Anfangs waren sie kaum sichtbar gewesen, aber jetzt nahmen sie die Gestalt von Fußspuren an. Ruprecht hatte das Team über ihren Fund unterrichtet und ihren Standort weitergegeben. Mittlerweile folgte sie der Spur schon seit einer halben Stunde und fragte sich, wen oder was sie am anderen Ende antreffen würde. Plötzlich roch es nach Urin, Blut und Tränen. Der Schweißgeruch hatte sich auch schon seit einiger Zeit verändert und roch nicht mehr nach Anstrengung, sondern nach völliger Erschöpfung. Ruprecht legte einen Zahn zu. Das Ziel war nah.
Keine fünf Minuten später entdeckte sie etwas im Schnee. Sie blinkte wieder zweimal und ihre Sicht wurde wieder normal. Leicht außer Atem lehnte sie an einer Hausmauer und beobachtete die Person, welche ausgestreckt auf dem Boden lag. Der Geruch, den sie ausströmte, war kaum auszuhalten und Ruprecht musste durch den Mund atmen. Anscheinend lag das Ziel in seinen eigenen Exkrementen, bewusstlos wie es schien. Ein paar Meter entfernt lag, vom Schnee bedeckt, ein großer Rucksack. Jetzt da sie in seiner Nähe war, konnte sie sich seinen Geruch in Ruhe einprägen. Irgenwie roch er nicht normal, aber Ruprecht hatte sich schon gedacht, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
Der Angstschweiß hatte eine andere Konsistenz, ein anderes Aroma, als er es haben sollte. Er hatte keine persönliche Note, wie bei den meisten Menschen. Ruprecht kannte sich mit Angstschweiß aus und dieser verströmte den Geruch einer anderen Person. Der des Mädchens. Sorgte er sich etwas mehr das Mädchen als um sich selbst?
Immerhin hatte er versucht zu ihr zu gelangen, bevor in Ohnmacht gefallen war, obwohl die Schmerzen sehr stark gewesen sein müssten.
Ruprecht verzog das Gesicht. Das musste man ihm lassen, er hatte eine unglaubliche Willenskraft. Er war bis zur totalen Erschöpfung gelaufen und hatte anscheinend erst vor kurzem das Bewusstsein verloren. Ihr Comm sagte Ruprecht, dass der Junge fast zwei Stunden lang mit diesem Gepäck unterwegs gewesen sein musste. Er musste immer noch angeschlagen sein und die immense Kälte und die Anstrengung, hatten ihm den Rest gegeben.
Sein Herz schlug noch, aber schwächer als es sollte. Atmung war normal. Denn Rest musste sie sich von nahem ansehen. Vorsichtig lief sie auf ihn zu. So ganz traute sie dem Braten noch nicht und wenn sie sich nochmal überlisten ließ, war sie geliefert. Sobald sie bei ihm angekommen war, legte sie ihm Handschellen an. Als sie seine Temperatur messen wollte, fiel ihr seine zermatschte Stirn auf. Blut klebte an der Hauswand neben ihm und durchtränkte den Schnee. Was hatte er getan?
Er musste schnell auf die Krankenstation, bevor er noch mehr Blut verlor. Zum Glück hatte er buchstäblich auf Eis gelegen.
„Mit dem Knochen brechen werde ich warten, bis er wach ist. Schließlich soll er es mitbekommen.”
Gerade als sie ihm auf ihre Schulter lud, bemerkte sie eine Bewegung hinter sich. Sofort wirbelte sie herum und hatte ein geschärftes Messer in der rechten Hand. Gamma zuckte nicht einmal mit den Wimpern, obwohl das Messer ihr den Hals leicht aufgerizt hatte. Wahrscheinlich hätte Ruprecht sie schwer verwundet, wenn sie die Klinge nicht mit der bloßen Hand abgestoppt hätte.
„Schlampige Verteidigung.”
Verächtlich spuckte Ruprecht Gamma vor die Füße. Innerlich kochte sie. Hätte sie Gamma getötet, wäre es um sie geschehen. Als Teamleiter musste sie auf ihre Untergebenen achten und jeder Fehler von ihnen war ein Fehler von ihr. Zum Glück hatte Gamma eine Menge Ehrgeiz und hielt genug auf sich um sich nicht umbringen zu lassen. Sonst hätte sie Ruprecht wahrscheinlich noch viel mehr Probleme gemacht, als ohnehin schon.
Gamma lachte nur, ein wahrhaft boshaftes Lachen. Ihre Wunde hatte sich bereits geschlossen. Das war eines ihrer Gaben. Deswegen konnte sie ihr die Position des Ruprecht streitig machen. Alpha, Beta und Delta tauchten hinter Hausmauern auf und gesellten sich zu ihren Teamkollegen.
„Ist er das?”
Alphas verzerrte Stimme erklang unter seiner Maske.
„Ja, das ist er. Bringen wir ihn zum Turm.”
„Wurde auch Zeit ”, brummte Gamma, „ich will einen Kaffee.“
„Vielleicht nach der Einsatzbesprechung. Gehen wir. “
Mit diesen Worten verschwanden sie in die Nacht.
Dunkle Schemen zogen an Emilia vorbei. Fremde, dunkle Stimme versuchten in ihre intimsten Gedanken vorzudringen. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, aber einer nach dem anderen schlüpfte durch ihre mentale Mauer und sabotierten sie von innen, bis sie ganz zusammenbrach. Massenweise strömten die geistlosen Stimmen in ihre Gedanken. Von da an waren sie immer bei ihr, flüsterten ihr ins Ohr, schrien ihr ins Gesicht, schwiegen sie an. Sie nahmen ihr alles weg, bis sie nackt vor ihnen stand umzingelt von schreienden, flüsternden und schweigenden Stimmen.
Der Raum wurde enger und enger. Die Stimme wurden größer und größer. Sie wurde kleiner immer kleiner. Sie wurde krank, ihr Körper wurde knochig, ihre Knochen brüchig, ihr Gesicht faltig, ihr Haar verfilzt und dreckig und sie spuckte das Blut, welches aus ihrem schrumpfenden Selbst heraus gepresst wurde und besudelte sich damit selbst. Irgendwann fanden die Stimmen sie nicht mehr, so klein war sie geworden und trotzdem schrien sie schadenfroh, flüsterten Gemeinheiten und straften sie mit Schweigen.
Und irgendwann gebaren die Stimmen schreckliche Körper. Kopflos und geisterhaft streiften sie umher und die Stimmen stachelten sie zu Schandtaten an. Sie zerschmetterten das Podest ihres Selbstwertes, vergewaltigten ihre Moral, verunstalteten ihr Selbstbild, folterten ihre Neugier und brandschatzten im Garten ihrer Gedanken. Das was von Haus ihres Geistes übrig blieb, fraßen sie auf und ließen nicht einen Krümel übrig.Da schrie und wehklagte sie in die Leere hinein entstellt, nackt, beraubt und ohne Hoffnung. Und sie fiel in einen tiefen und lange währenden Schlaf.
Zum zweiten Mal an diesem Tag betrat Ruprecht das Büro des Bosses. Wie immer saß er hinter seinem schweren, aus Eichenholz gefertigten, Schreibtisch und brütete über Dokumente. Er sah nicht auf als sie eintrat und so wartete sie stumm bis er sie ansprach. Nach einer Weile seufzte er und sah auf. Da das Zimmer wie immer dunkel war, konnte sie sein Gesicht nicht richtig erkennen. Natürlich hätte sie ihre Sinne einsetzen können, aber das war eine Vergeudung von Energie. Egal was sein Mund von sich gab, der Boss hatte nur einen Gesichtsausdruck :Gelangweilt.
„Ich nehme an, ihr habt ihn?”
„Jawohl, Sir.”
„Das ist gut, sehr gut. Bring ihn in ein Zimmer und lass ihn versorgen. Ich möchte später mit ihm reden.”
„Ja, Sir.”
Ruprecht machte keine Anstalten den Raum zu verlassen.
„Gibt's ein Problem?”
„Ich würde gerne um ein Gespräch mit dem Jungen bitten. Natürlich nachdem sie ihn nicht mehr brauchen. Ich würde gerne ein paar Dinge an ihm ausprobieren.”
Es war nicht das erste Mal, dass Ruprecht nach einer privaten Sitzung mit einem Gefangenen bat. Für gewöhnlich hatte der Boss damit kein Problem, aber diesmal schwieg er ziemlich lange, bevor er antwortete.
„Vielleicht überlege ich es mir. Das war alles.“
Ruprecht nickte und verließ den Raum. Auf dem Weg zu den Krankenräumen, überlegte Ruprecht, was wohl dagegen sprechen konnte, dass sie den Jungen ein wenig unter die Lupe nahm. War er vielleicht doch von größerer Bedeutung, als sie dachte? Ruprecht schüttelte den Kopf. Nein, das konnte es nicht sein. Das hätte der Boss ihr gesagt.
„Es sei den er traut dir nicht mehr. Vielleicht hat Gamma dich angeschwärzt und er hat ihr geglaubt. Oder er ist auf deinen Patzer aufmerksam geworden.”
Ruprecht wies ihre innere Stimme zurecht und wischte die lächerlichen Gedanken zur Seite.
Sie hatte sein Gepäck durchsucht und die Rote Schachtel, so wie die Schlüssel an sich genommen. Danach hatte sie die Videoaufnahmen gelöscht.
Allerdings könnte der Junge trotzdem zu einem Problem werden. Wenn er sich verplapperte, hatte sie unweigerlich, eine unangenehme Zeit in der Grube vor sich.
Nach dem letzten Mal hatte sie tagelang Angstzustände gehabt, wo sie einfach weinend zusammen gebrochen war, weil das entsprechende Areal in ihrem Gehirn, während der Folter verstärkt angegangen worden war. Sie hatte Wochenlang nicht schlafen können. Und um alles schlimmer zu machen: Ihre Sinne waren ausgeschaltet und Gamma zum Rupert ernannt worden. Was der Boss ihr natürlich nicht gesagt hatte, war das es nur eine Zeit begrenzte Strafe war. Ein ganzes Jahr, aber trotzdem nur begrenzt. Kurzum es war die Hölle für sie gewesen und sie würde so einiges auf sich nehmen, um es nie wieder geschehen zu lassen.
Als sie bei den Krankenzimmern ankam, legte sie ihre Hand auf den Türknauf und schaute durch den Spion. In beiden waren Scanner eingebaut, welche registrierten wer in welches Zimmer ging und ob er die Befugnis dazu hatte. Als Ruprecht, gab es nur sehr wenige Zimmer, zu denen sie keine Zutrittsberechtigung hatte. Sie schritt die Flure der Station entlang, bis sie vor einer weißen Tür stehen blieb. Sie trat, ohne zu klopfen ein und
befahl das Personal draußen zu warten.
Der Junge sah nicht aus, als wäre er nur knapp dem Tod entronnen. Zwar war eine blutige Bandage um seinen Kopf gewickelt und er war an Maschinen angeschlossen. Auch sah er schwächlich aus und blass. Trotzdem knisterte das Lebensfeuer in seinen Augen und an seinen angeketteten Händen traten die Adern hervor, als er sie sah. Ruprecht nahm die Maske ab.
„Schön, dass du wach bist und nicht mehr nach Pisse riechst. Du bist wohl doch nicht so schwach, wie ich dachte. ”
„Ich erinnere mich ganz gut daran das ein gewisser jemand, mit dem Gesicht voran in Schnee, auch nicht ganz zäh wirkte.”
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