Kapitel 3
...
Um ehrlich zu sein.
Keine Ahnung, was ich getan hätte, wenn der Ozelot bei meinem Anblick geflüchtet wäre. Wahrscheinlich hätte ich den Vorfall schnell vergessen.
Aber das tat dieser Ozelot nicht. Er sah nicht so aus, als würde er auch nur daran
denken, abzuhauen. Vielmehr sah er mich abwartend an.
Was zum..?
Dieses Verhalten war mehr als untypisch.
Es war unmöglich.
Seine Programmierung ermöglichte es ihm nicht, sich so zu verhalten.
Und dennoch...
Ich tat einen Schritt auf das ungewöhnliche Tier zu. Nichts. Noch einen. Immer noch keine Reaktion.
Erst beim dritten Schritt reagierte der Ozelot. Aber wieder nicht normal.
Er ging langsam auf mich zu.
Während dieses Tier also in eleganten, fließenden Bewegungen dahinzockelte, stand ich nur stocksteif da.
Los jetzt! Stimmt. Nicht denken, handeln.
Ein Ozelot mit Fehlern ist immer noch ein Ozelot.
Schnell zog ich etwas rohen Fisch heraus, das einzige Nahrungsmittel, mit dem man einen Ozelot zähmen konnte. Lockend stellte ich mich vor ihn.
Ein normaler Ozelot wäre hin und weg gewesen. Doch dieser...
...Dieser schlich geduckt an den Kuchen heran, den ich auf einem Baumstumpf platziert hatte. Ein paar Sekunden später war von dem Kuchen nichts mehr übrig.
Während ich ihn anstarrte, wechselte sein Aussehen von einer Sekunde zur anderen, und plötzlich stand eine blaue Katze vor mir.
Blau? Ja, blau. Ein kräftiges Dunkelblau, eine sehr schöne Farbe...und garantiert keine, die etwas im Fell einer Katze zu suchen hatte. Genausowenig wie das Gold in ihren Augen übrigens.
Wenigstens fiel mir sofort ein Name ein.
Indigo. Indigo sah mich aus klugen Augen an, und ein kleiner Teil von mir ahnte bereits, das Katze etwas anderes war, als sie zu sein schien.
Wie anders, sollte ich erst später erfahren.
Während ich das Lapislazuli und das Leder verstaute, dachte ich weiter über Indigo nach. War sie auch in anderen Bereichen außergewöhnlich? War sie überhaupt eine sie? "Indigo, bist du ein Mädchen?", fragte ich meine Katze. Keine Reaktion.
In diesem Moment hatte ich eine Idee. Die war verrückt, aber vielleicht...
Morgen. Jetzt erst einmal schlafen.
Schon legte ich mich in mein Bett und schloss die Augen.
Dirket am nächsten Morgen nahm ich aus meiner Truhe etwas Wolle heraus. Einen Wollblock stellte ich nach links. Er war rosa, und ich umgab ihn mit dunkelblauen Blöcken. Den anderen stellte ich nach rechts. Er war gelb und ebenfalls von dunkelblauen Blöcken umgeben.
Indigo stand zwischen dem beiden Blöcken. Irgendwie...unschlüssig.
Ich atmete tief durch. "Wenn du ein Mädchen bist, geh zum rosanen Block. Wenn du ein Junge bist, zum gelben." Abwartend sah ich sie - oder ihn - an.
Indigo erwiderte meinen Blick. In diesem Moment kam ich mir verrückt vor. Du lässt das jetzt einfach so und gehst wieder auf Erkundung. Vielleicht findest du ja einen Tempel oder...In diesem Moment begann Indigo sich zu bewegen. Ganz langsam kroch er - oder sie - auf den gelben Block zu, nur um blitzschnell eine Kertwendung zu machen und zum rosanen zu flitzen.
"Also bist du ein Mädchen", stellte ich fest. Indigo setzte sich bestätigend auf den Block. Seufzend baute ich mein Experiment ab. Zumindest die "Jungsseite". Bei der Mädchenseite scheiterte ich, da Indigo sich nicht wegbewegen wollte und meine Abbauversuche geschickt unterband.
So ging das eine halbe Ewigkeit lang.
Dann halt nicht. Ich wandte mich zum Gehen, als Indigo plötzlich aufsprang und hinter mir her trottete. Als ich jedoch zurücklief, um die Wollblöcke abzubauen, war sie wieder vor mir da. Okay, verstanden. Dieses Gebilde würde wohl noch etwas bestehen. Was soll's.
Bevor ich die Leiter hinaufkletterte, blickte ich noch kurz auf meine Weltkarte.
Sie bestand aus mehreren kleineren Karten, von denen ich jede einzelne vollständig erkundet hatte. Gerade war ich bei meiner neunten, die oben rechts über der ersten war. Zufrieden platzierte ich sie am richtigen Platz. Ich war gerade fertig mit Erkunden gewesen, als ich am Dorf vorbeikam.
Das Dorf...Gewaltsam schob ich diesen Gedanken beiseite und stieg entschlossen an der Leiter hoch.
Einer meiner Verfolger verschwand im Dschungeldickicht. Er hatte genug gesehen. Der andere flitzte blitzschnell zu einer gewissen Ebene...
(^00^)(^00^)(^00^)(^00^)(^00^)(^00^)(^00^)
Mit Indigo im Schlepptau ritt ich auf Destiny nach Nordwesten, in meiner Hand eine neue Karte. Ich war fest entschlossen, meine Weltkarte um einen weiteren Kartenring zu erweitern.
Und vielleicht, nur vielleicht, würde ich irgendwo einen Ausweg finden...Hinaus aus dieser Welt voller Pixel...
Sirr! Direkt neben mir bohrte sich ein Pfeil in den nächsten Dschungelbaum. Von ihm stiegen Trankpartikel auf. Ich erschrak. Ein Effektpfeil?! Den Schützen sah ich nicht. Sofort preschte ich los.
Ich war exakt einmal von einem solchen Effektpfeil getroffen worden. Er war mit Gift getränkt gewesen. Auch damals hatte ich den Schützen nicht gesehen, doch ich hatte auch so den Angriff nur knapp überlebt. Seitdem hoffte ich, nie wieder so einen Pfeil auch nur sehen zu müssen.
Ich war blind vor Panik. Ziellos ritt ich durch den Dschungel, mal nach links, mal nach rechts. Schließlich kam ich zum stehen. Bin ich hier sicher?
Ich stieg von Destiny ab und trat aus dem Dschungel heraus, Indigo trottete hinter mir her, während ich Destiny an die Leine nehmen musste. Vor mir lag der andere Teil der Ebene, durch die ich heute schon geritten war. Ich atmete auf. Bis nach Hause ist es nur einen Katzensprung. Dann kann die Erkundung ja begin...
In diesem Moment sah ich nach oben. Wo war die Sonne? Schnell entdeckte ich sie - dummerweise direkt über dem Horizont. Schon begann der Himmel, sich rosa zu färben. Verflucht! Über die Sache mit Indigo hatte ich vergessen, den Stand der Sonne zu beobachten. Jetzt galt es, schnell einen Unterschlupf zu finden.
In der Nähe entdeckte ich einen Hof. Komisch. Der ist mir beim Erkunden gar nicht aufgefallen...
Egal. Was jetzt zählte war, dass ich dort die Nacht verbringen konnte.
Ich schlich dorthin. In der Dämmerung konnte ich nur erkennen, das es ein Hauptgebäude gab und wo die Ställe lagen. Und ich sah einen kleinen Schuppen. Perfekt. Ich öffnete die Tür, versteckte mich hinter einigen Blöcken, stellte mir mein Bett auf, das ich immer dabei hatte, und schloss sie Augen.
Der Besitzer der "Hofes" war nicht so weit, wie ich es dachte.
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