Kapitel 13
"Hey, Mao, komm mal rüber! Ein neuer Gast ist angekommen!"
"Komme sofort!", rief ich. "Muss nur noch kurz..." Im selben Moment war das Eisenerz im Ofen zu Ende geschmolzen. Schnell nahm ich mir die Barren aus dem Ofen, dann raste ich hinter Fang zur Theke. Dort stand ein Spieler, dessen Aussehen mir im ersten Moment Unwohlsein bereitete - sein Haar war rabenschwarz, und seine Augen durchdringend gelb - aber schon im nächsten Moment hatte ich mich an den Anblick gewöhnt. Ich hatte schon viele seltsame Personen getroffen, und ich ging davon aus, dass diese wie viele andere war. "Guten Tag. Wer sind sie?"
"Mein richtiger Name oder den, unter dem ich mich angemeldet habe?"
"Kommt drauf an." Ich lächelte. "Erstmal nur den Namen, unter dem sie sich angemeldet haben. Aber vielleicht verraten sie mir ihren richtigen Namen ja später."
"Wenn das so ist. M."
"Nur M?"
"Nur M."
Tatsächlich befand sich im Gästeverzeichnis jemand mit dem Namen M. "Okay. Zimmer fünf, nicht wahr? Das ist hier lang." Ich signalisierte die entsprechende Richtung. "Wenn Sie mich nun entschuldigen möchten. Ich muss noch..." Mit diesen Worten war ich weg. Ich nahm mir ja gern Zeit für meine Gäste, aber in letzter Zeit gab es ungewöhnlich viel zu tun. Kleinere Unfälle und Sachschäden wurden immer häufiger, und langsam hatte ich das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte.
Das legt sich bestimmt wieder.
Als hoffnungslose Optimistin war ich fest davon überzeugt, dass alles gut werden würde. Jetzt war erstmal Kontrollgang angesagt. Ich öffnete die Tür hinter der Theke und blickte in das konturlose weiß dahinter.
Dann klappte die Welt über mir zusammen.
Im selben Moment blickte ich in das Gesicht von Minceraft, der sich noch im selben Moment wegdrehte.
"Was hast du getan?", knurrte er.
Seine Stimme war seltsam verzerrt.
"Was war das gerade?", fragte ich verwirrt.
Minceraft zog wieder sein Schwert.
"Wie kannst du es nur wagen?", zischte er. Dann war er plötzlich verschwunden.
Nur ein paar lila Wölkchen blieben zurück.
Was ist gerade passiert? Ich versuchte, mich an das zu erinnern, was ich gesehen hatte, aber die Bilder verschwammen miteinander und verschwanden wieder in dichtem Nebel. Verdammt.
In diesem Moment fiel mir die eingesperrte Indigo wieder ein. Schnell lief ich zu dem Loch und wollte die Glasblöcke zerstören, aber schon nachdem ich einen einzigen Block mit einem leisen Klirr! zersprengt hatte, sprang Indigo aus dem Loch und zischte geradewegs an mir vorbei.
Einem Moment später war sie weg.
Nemo, die rote Katze, blieb alleine zurück.
Äh...hi.
Eine telepathische Botschaft, eindeutig.
Ich bin Nemo.
Die einzelnen Worte kamen sehr langsam, als zögerte er. Die Übertragung ist ohne Indigos Anwesenheit wohl schwieriger. Hm.
"Ich bin..." An dieser Stelle stoppte ich.
Ja, wer bin ich? Einen Namen hatte ich nie gebraucht. Allerdings hatte ich mir nach einer Weile selbst einen gegeben.
Er passte nicht ganz, aber er war besser als nichts.
"Ich bin der Katzenkrieger."
Nemo sah mich stumm an.
Das mit der Telephatie funktioniert wohl jetzt nicht mehr. Gut. Mir soll's recht sein.
"Wo bringe ich jetzt die Tiere hin?", dachte ich laut.
Eigentlich fiel mir nur ein Ort ein.
"Auf zu Tiffany."
In diesem Moment kletterte die Sonne über den Horizont und tauchte die Szene in goldenes Licht, während am Rand der Lichtung die letzten Flammen erloschen.
"^00^""^00^"Ann"^00^""^00^"
Eine Vision?
In der Tat war das etwas äußerst ungewöhnliches, was E da erzählte. Noch seltsamer war aber, dass alle Personen in der Vision sich auch in diesem Gang befanden. Aus dem ich äußerst gern verschwinden würde.
Du bist hier schon mal rausgekommen.
Leider war das nur möglich gewesen, als das Gefängnis noch frisch erbaut war.
Woher ich das gewusst hatte, schien Cyrus immer noch zu beschäftigen. Jedenfalls sah er mich unverwandt mit stechenden Blick an, nur wenn Ronja sprach oder jemand etwas Wichtiges sagte, wandte er den Blick ab.
Während die anderen noch über das nachdachten, was E gesagt hatte, überlegte ich, ob ich ihnen die Wahrheit sagen sollte. Cyrus schien es bereits zu ahnen, doch während unserem stummen Blickduell hatte er offenbar beschlossen, nichts zu sagen.
"Keine Geheimnisse." Flo brach das Schweigen und sah alle reihum intensiv an.
"Ann. Wie hast du die schwarze Katze denn getroffen? Wir wissen es ja, aber die anderen sollten Bescheid wissen." Der Ton war höflich, aber bestimmt. Immerhin kam sie sich nicht vor wie beim Verhör, dass war nur bei Cyrus der Fall. Flo allerdings war genau so unnachgiebig wie Cyrus. Vielleicht sogar mehr als er.
Ich holte kurz Luft. "Nun..."
Aufmerksame Blicke wandten sich mir zu.
"Um genau zu sein...Ich habe versucht, sie umzubringen."
Stille.
Es Gesicht war ausdruckslos wie immer, Cyrus stand ihm in nichts nach, Tiffany und Flo nickten bedächtig.
Nur Ronja tanzte wie üblich aus der Reihe.
"Du hast WAS?!", schrie sie hysterisch.
"Du hast es versucht. Wenn du es geschafft hättest, wäre sie ja tot", sagte Cyrus sachlich.
Ich nickte nur. "Genau. Dann..."
Dann erzählte ich die ganze Geschichte noch einmal, genauso wie ich sie auch Tiffany und Flo erzählt hatte.
"Eine sehr interessante Persönlichkeit. Wenn auch ein wenig seltsam."
E hatte diese Worte von sich gegeben.
Was ihn anging...Mir waren die seltsamen Blicke nicht entgangen, die Ronja ihm regelmäßig zuwarf, und ich vermutete, dass es den anderen nicht anders ging, schließlich war es kaum zu übersehen, dass da irgendetwas nicht stimmte.
Von wegen keine Geheimnisse. Ich für meinen Teil würde meine gerne für mich behalten.
"Ein wenig seltsam?" Tiffany war irritiert. "Was meinst du?"
"Naja." E räusperte sich. "Jeder von uns hat seinem ganz persönlichen Charakter.
Jeder von uns ist einzigartig. Doch jeder von uns ist gradlinig.
Ronja.
Du tanzt immer aus der Reihe. Dir käme es nie in den Sinn, dich anzupassen und allen nach dem Mund zu reden.
Flo.
Du bist ruhig und besonnen, ein Schelm dazu, doch ein Beschützer von Natur aus.
Höflichkeit ist dir sehr wichtig - oder käme es dir in den Sinn, jemanden zu beleidigen? Außer in größter Wut natürlich."
"Äh...", machte Flo.
"Tiffany, die ihr wahres Wesen äußerst geschickt verbirgt, hinter einer mühsam aufgebauten Schale Freundlichkeit. Doch jemanden anfluchen kannst du nicht - zumindest nicht laut."
Tiffany murmelte irgendwas unverständliches.
E redete weiter:
"Ann.
Äußerst schweigsam und doch nicht.
Doch wem würdest du schon dein größtes Geheimnis preisgeben?
Cyrus.
Wenn man überhaupt mal ein Wort von dir hört, ist das sicher nicht der Beginn eines Witzes - oder etwa doch?"
Mein größtes Geheimnis? Was er wohl meint?
"E.
Komisch, verdreht und ausdruckslos, würde es dir nie in den Sinn kommen, dich auch nur einmal verständlich auszudrücken", meinte Ronja genervt.
"Vielleicht", antwortete E. "Doch worauf ich hinauswollte: Wiederspricht irgendwer diesem Beschreibungen seines Charakters?"
Zögerlich schüttelten sie Anwesenden die Köpfe. Nur Ronja sagte schlicht: "Nö. Stimmt ja."
"Und da ist der Knackpunkt:
Wie würdet ihr die Katze beschreiben?
Vom Charakter her?"
Stille.
Schließlich begann Flo mit einem Wort:
"Locker."
Tiffany ergänzte:
"Misstrauisch."
Ich begnügte mich ebenfalls mit einem einzigen Wort:
"Selbstbewusst."
"Aufmerksam", fand Ronja.
"Naiv." Cyrus' Augen wurden schmal.
"Das passt nicht zusammen", sagte ich simpel.
"Das nennt man anpassungsfähig", wandte Tiffany ein, die bisher fast nichts gesagt hatte. Offenbar wollte sie die Katze beschützen.
E schüttelte den Kopf.
"Bis zu einem gewissen Grad ja, aber das...."
"Er hat Recht", entschied Cyrus.
"Und was Ann angeht: Ich habe noch eine Frage an dich", deklarierte Flo.
"Wer bist du wirklich?"
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