Kapitel 12
"Netter Versuch", antwortete ich und zog mein Schwert.
"Du wirst mich niemals kleinkriegen."
Seine gelben Augen blitzten mich spöttisch an.
"Habe ich das nicht schon längst?"
(^00^)(^00^)Katzenkrieger(^00^)(^00^)
Ich hörte das Knistern der Flammen, sah die feurigen Zungen, die Block für Block verschlangen, und ich war verdammt froh darüber, in diesem Rauch nicht husten zu müssen. Was mich allerdings erstarren ließ, war die Gestalt des Spielers vor mir.
Zuerst dachte ich an einen Raben. Allerdings hatte dieser hier ein unnatürlich leuchtendes Gefieder. Seine Füße waren krallenartig und glühten, als hätte man sie in Lava getaucht. Doch am schlimmsten waren seine glühenden, gelben Augen. Wie das Feuer selbst leuchteten sie, allerdings viel kälter. Härter. Undurchdringlicher.
Und ich hatte das seltsame Gefühl, ihn zu kennen.
Schon wieder.
Warum kommen mir die gruseligsten Leute immer bekannt vor? Was bin ich? Schwerverbrecher?
Okay, irgendwie ja schon.
Aber jetzt habe ich ein anderes Problem.
"Ähm...hi. Könnten sie bitte das Feuer ausmachen?"
Keine Reaktion.
Gut. Dann eben anders.
"Sprachlos? Gut so. Machen Sie das Feuer aus."
Als der Rabe immer noch nichts tat, zog ich mein Schwert.
"ICH SAGTE: FEUER AUS!"
Keine Reaktion.
Das war dir Stelle, an der mein Geduldsfaden riss. Ich sprang.
Und zielte mit der Schwertklinge genau auf dem Kopf des Raben. In dem Moment, der sein Schicksal besiegeln sollte, drehte er sich um und zischte davon.
...
Was ist passiert?
Die Wut war so schnell wieder weg, wie sie gekommen war.
Dieser Typ...
Hinter mir hörte ich panisches Quieken.
Die Tiere! Erschrocken drehte ich mich um. Meine drei Papageien saßen still weiter oben im Bau, die Hunde waren ebenfalls von einem Ring aus Feuer umgeben. Und von den anderen Tiere brannten bereits einige. Hektisch stürzte ich zur nächsten Truhe. Da! Der Wassereimer war noch an der selben Stelle wie vorher. Ich nahm in in meine Rechte Hand und goss den Inhalt über dem Tieren aus. Dafür musste ich das zwar mehrmals tun und so das verschüttete Wasser immer wieder von vorne aufsammeln, aber am Ende waren die meisten Flammen gelöscht und die Tiere in Sicherheit. Aber hier können Sie nicht bleiben. Von mir ganz zu schweigen.
Ich seufzte kurz, dann holte ich aus einer Truhe etwas Leine, mit der ich die Tiere führen konnte. Den Hunden befahl ich, mitzukommen, woraufhin sie augenblicklich aufstanden und mich erwartungsvoll anblickten. Den Papageien gab ich ebenfalls ein entsprechendes Zeichen. Mit dem Rest der Tiere an der Leine begann ich, einen Weg mach draußen zu graben, da ich nicht wusste, ob Schweine Leitern erklimmen konnten. Oder Kühe. Oder Hühner. Oder...
Als ich endlich die Oberfläche erreichte, bot sich mit ein Bild der Verwüstung. Unzählige Baumriesen waren verschwunden, und es brannte. Überall.
Es war ein Schlag in die Magengrube. Ich stand reglos da. Nur äußerst langsam registrierte ich dem feuerspuckenden Drachen im Hintergrund.
DRACHEN?!
Sofort war ich wieder konzentriert.
Tatsächlich schwebte ein Drache am Nachthimmel. Im silbernen Mondlicht konnte ich seine dunkelblaue Farbe und auch die goldenen Augen gut erkennen.
Oh nein.
Wenigstens wusste ich jetzt, dass es ein weiblicher Drache war.
Ich lasse Indigo nie mehr alleine.
"INDIGO! WAS TUST DU DA?!" In diesem Moment registrierte ich einen winzigen Punkt hinter dem Drachen. Der Punkt war rot. Und er zwitscherte heftig. Ein Papagei? Genau konnte ich es nicht erkennen.
Mentale Botschaften zogen durch meinen Kopf.
Indig...aufhö...gei...
Undeutliche Botschaften, immer wieder unterbrochen. Und sicher nicht an mich gerichtet.
Ich war mir nicht sicher, aber sie schienen vom kleinen roten Punkt zu kommen.
Der Drache - oder Indigo - kümmerte sich nicht um die Botschaften des Punktes. Stattdessen stürzte sie sich brüllend Richtung Boden.
Sie schien einen bestimmten Punkt anzuvisieren.
Ich schluckte meine aufkommende Panik herunter, löste die Leine und rannte auf dem gewaltigen Leib zu.
Keine Panik.
Ist ja nur ein überdimensionaler, feuerspeiender, wütender Indigodrache.
Je näher ich kam, desto deutlicher könnte ich zwei Dinge erkennen:
1. Worauf Indigo zusteuerte.
2. Was der kleine rote Punkt war.
Nämlich tatsächlich ein Papagei, aber etwas stimmte nicht.
Ich hatte zwar noch keine Papageien getroffen, die telepathische Botschaften senden konnten, aber der da hatte noch eine weitere Besonderheit: Er war ausschließlich rot. Bis auf die blauen Augen, versteht sich. Keine gelbe Brust, kein andersfarbiger Kopfschmuck...Okay, gelbe Füße. Aber ansonsten...Nicht normal. Definitiv nicht normal.
Was Punkt 1 betraf: Indigo stützte sich brüllend und mit vollem Gewicht auf eine Person zu. Nämlich auf dem Raben, der sich das Feuer entzündet hatte. Der wiederum tat einfach nichts, sondern blickte den auf ihn zurasenden Drachen irgendwie...spöttisch an. Seine gelben Augen blitzten.
"Das ist alles, was du draufhast?"
Er zog sein Schwert. Es war aus purem Diamant gefertigt und schimmerte lila.
Es ist verzaubert.
Indigo schien das nicht zu stören.
Zielstrebig raste sie auf den Raben zu.
"Du hast doch nicht verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben."
Er bewegte sich keinen Zentimeter und sah Indigo fest in die Augen.
"Diesbezüglich brauche ich mir wohl keine Sorgen zu machen."
Indigo war nur noch wenige Meter von dem Raben entfernt.
Der kleine rote Punkt hinter ihm veränderte seine Gestalt, und plötzlich berührte eine knallrote Katze hinter dem blauen Drachen dem Boden.
STOPP!
Selbst wenn das Umgetüm von Drache es gewollt hätte, abbremsen war jetzt nicht mehr möglich. Auf dem Gesicht der Bestie meinte ich Unsicherheit zu erkennen, dann krachte Indigo mit dem Raben zusammen.
Für einen Moment sah ich nichts mehr, dann löste sich der gewaltige Körper plötzlich in Luft auf. Nur ein paar Rauchschwaden schwebten noch eine Weile in der Luft, bevor sie sich auflösten.
Der Rabe stand an derselben Stelle wie vorher, aber sein Schwert war dabei, sich von einem offensichtlich äußerst starkem Schlag zu erholen.
Ist Indigo..?
Ich zog mein eigenes Schwert und stürzte auf den Raben zu.
"Sie ist nicht tot."
Sofort stoppte ich. Was?
"Okay, im Moment. Aber in paar Sekunden dürfte sie wieder hier erscheinen."
Was?!
Der Rabe grub ein kleines Loch, dass er von oben mit Glasblöcken verschloss.
Tatsächlich erschien wenige Momente später mit einem leisen Puff! Indigo im Loch. Jetzt wieder als Katze.
Sofort begann sie, zu fauchen.
"Nicht explodieren. Du willst doch nicht ein Leben verlieren, oder?"
Indigo hielt inne. Mit einem leisen Fauchen drückte sie sich in eine dunklere Ecke des Lochs.
"Nun zu dir, Nemo."
Der Rabe wandte sich dem roten Punkt - ähm, der roten Katze - zu.
"Für dich gilt das gleiche. Eine Bewegung, und für dich und Indigo ist es vorbei."
Die rote Katze, beziehungsweise Nemo, hielt so still, wie es überhaupt möglich war. Kein Fauchen, kein gar nichts.
"Und dann zu dir." Jetzt sah er mir direkt in die Augen. Nein. Nicht direkt. Er schaute ein paar Zentimeter an mir vorbei. Trotzdem spürte ich seinem brennenden Blick auf mir.
"Ich habe dich beobachtet. Äußerst interessant, was du so in deiner Freizeit treibst. Wer hätte wohl damit gerechnet?
Eine waschechte Kriminelle. Doch dann, dann hast du Entdeckungen gemacht. Bei diesen Bauern. Aber das Gute ist, ist das Indigo dir zugelaufen ist. So konnte ich sie einfach im Blick behalten. Dumm nur, dass sie so einen starken Willen hat - Sprich, ständig abhaut. Das kann dich ganz schön nerven, nicht war? Ich habe euch zwei beobachtet. Indigo hat dich adoptiert. Sie hat dir sogar ihren Namen per Telephatie gesendet."
Indigo kann telepathieren?!
"Du musst wissen, Indigo hat zehn Leben, aber immer nur so viele Leben wie Beziehungen. Derzeit hat sie drei:
Die Beziehung mit ihr selbst, die mit dir und die mit Nemo.
Von denen bleiben ihr aber nur noch eins: Eines hat sie bei der Creeperexplosion verloren und eins, als ich mein Schwert in sie hineingebohrt habe. Sie hat also nur noch maximal acht Leben, wenn sie noch sieben Beziehungen finden sollte.
Wenn ich sie allerdings jetzt töten würde, wäre sie sofort tot. Endgültig.
Interessant, nicht war?
Wie du bereits weißt, kann Indigo sich in verschiedene Lebewesen verwandeln.
Nemo, ihr Gegenstück, besitzt diese Fähigkeit ebenfalls. Wenn die Beiden zusammen sind, sind ihre Fähigkeiten stärker.
Nemo hat derzeit zwei Leben.
Seines und Indigos.
Noch Fragen?"
Der Rabe sah mich spöttisch an. Nein. Er sah spöttisch an mir vorbei.
"Wer bist Du?" Es war wohl die erste Frage, die man stellen sollte, wenn man so jemandem gegenüberstand. Zumindest dachte ich das in dem Moment.
Der Rabe steckte sein Schwert weg, ich tat es ihm nach.
"Meinst du meinen Namen oder die Person, die dahintersteckt?"
Äh.
"Beides." Ich versuchte, entschlossen zu wirken.
"Nenn mich Minceraft. Oder weiterhin der Rabe, wie du es gerade tust."
Was zum..?!
"Was die Person dahinter angeht: Das kann ich dir leider nicht sagen.
Sonst noch was?"
Verdammt.
In diesem Moment fiel mir etwas auf.
Warum sah er mir nicht in die Augen?
Hat er...Angst?
"Da das jetzt geklärt wäre...Entschuldige mich." Minceraft wandte sich zum Gehen.
"Warte!", rief ich. Minceraft sah zurück.
"Ja?" Ich nutzte die Gelegenheit und sah direkt in seine schwefelgelben Augen.
Sofort verlor ich mich in einem dichten Nebel hinter meinen Augen.
Die Mauer war durchbrochen.
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