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Arox

Nachdenklich starrte Arox in seinen Bierkrug. Er fragte sich, wann er sich zum letzten Mal so richtig hatte volllaufen lassen – und er kam zum Schluss, dass er sich wohl nur verschwommen daran erinnerte, weil er schlicht und einfach zu betrunken gewesen war, um sich zu erinnern. Nach kurzem Abwägen beschloss er, dass es heute mal wieder Zeit dafür war. Immerhin war der letzte Tag ganz schön ereignisreich ausgefallen. Er hatte den Verstand benebelnden Rausch verdient.

Bevor er aber sein Vorhaben in die Tat umsetzten konnte, stürzte Myrax auf eine solch dramatische Weise in das Lokal, dass selbst der hinterletzte Gast ihn wahrnehmen musste. Die Tür fiel mit einem lauten Krachen aus den Angeln, der Umhang des Meisters wehte um dessen Knie und Nebelschwaden züngelten an dessen Stiefeln. Arox wusste nicht, wozu dieses ganze Theater notwendig war, doch er war sich absolut sicher, dass der Kahle ein paar seiner Gerufenen-Tricks verwendete, um Eindruck zu schinden.

»Arox von Ljec«, rief der Meister mit donnernder Stimme. Der Angesprochene musste gegen den Drang ankämpfen die Stirn auf denen Tresen knallen zu lassen. »Wagst du es dich einen Mann seiner Worte zu nennen?«, polterte Myrax. Arox ignorierte ihn. Sollte er sich doch die Seele aus dem Leib schreien. »Oder bist du doch nur ein ehrenloser Erstling?«

Nicht wenige der Gäste atmeten scharf ein. Jemandes Worte anzuzweifeln war eine Sache. Aber jemanden einen ehrenlosen Erstling zu schimpfen eine ganz andere. Noch dazu wussten viele um Arox' nicht vorhandene Gelassenheit. Und um seinen Stolz. Sie respektierten ihn nicht für seinen Charakter, aber dennoch wäre es ihnen nicht im Traum eingefallen, ihn derart herauszufordern. So viel Leichtsinn hatten sie niemandem zugetraut.

Zur Verwunderung des Publikums schien der seltsame Fremdling sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Auch als Arox sich langsam von seinem Hocker erhob und wie ein Raubtier auf ihn zuging, trat nicht ein Anzeichen der Nervosität oder gar der Angst in sein Gesicht. Der Mann mit dem flatternden Umhang musste unheimlich stark sein. Oder unheimlich dämlich.

»Ich bin ein Mann meiner Worte«, erklärte Arox ungewöhnlich ruhig.

»Dann fordere ich dich zu einem Kampf heraus.« Arox lachte nur und wendete sich wieder ab. Ein Kampf mit diesem Greis? Er würde sich bestimmt nicht mit einem Alten schlagen. »Ich lasse dich sogar die Art des Kampfes wählen«, grinste der Herausforderer siegessicher. »Aber ein Erstling wie du traut sich bestimmt nicht.«

Greis hin oder her, der Mann war tot. Arox musste sich diesen Mist nicht gefallen lassen. Binnen weniger Sekunden stand seine Entscheidung fest. »Dann wähle ich den Kampf mit blanken Fäusten.« Er wusste, dass sein Gegner ein Gerufener der Kampfkunst war und ihm dieser mit Bogen oder Schwert überlegen sein musste. Aber Arox war jung und stark. Seine Leibeskraft musste diese des Kahlen um ein Mehrfaches übersteigen.

»So soll es sein. Ich schlage den Hof vor der Kneipe als Kampfarena vor. Zuschauer sind gerne willkommen.« Myrax zwinkerte in die Menge und schleunigst machten sich die Gäste auf, um draußen einen möglichst guten Platz zu ergattern. Niemand wollte das Spektakel verpassen.

»Um was wird gekämpft?«, schrie ein Schaulustiger aus den hinteren Reihen.

»Ehre«, knurrte Arox.

»Ha!«, lachte der Herausforderer auf. »Ehre, dass ich nicht lache! Nur ein lächerliches Konstrukt wertloser Ideale, für das es sich nicht zu kämpfen lohnt. Ein wahrlich zu geringer Einsatz!« Ein irritiertes Murmeln ging durch die Reihen. Ein Kämpfer, der sich nicht um Ehre scherte? Ein Kämpfer, der für sein Ansehen nicht seinen Kopf riskieren würde? Der Fremde musste ein noch größerer Wunderling sein, als sie bisher angenommen hatten.

»Ich wähle meinen Siegespreis«, verkündete Myrax feierlich. Er lachte beinahe auf. Dieses Theater um Ehre und Kampf. Eine lächerliche Angelegenheit, der er sich niemals hergeben würde, wäre es nicht der einfachste Weg zu seinem Ziel. »Gehe ich als Sieger aus diesem Kampf, willigst du ein, für die Zeitspanne eines vollen Mondzyklus mein Lehrling zu sein«, forderte er, nun direkt an den verlorenen Gerufenen gerichtet.

»Nun gut. Siege ich, soll das gesamte Bier, das an diesem Abend fließt, auf dich gehen.« Die Menge tobte. Nur weil man den hitzköpfigen Arox nicht leiden konnte, hieß das nicht, dass man sein erkämpftes Bier nicht akzeptieren würde.

»So soll es sein«, erklärte sich der Meister einverstanden. Er entledigte sich seiner Waffen und Arox tat es ihm gleich. Die Zuschauer flüsterten aufgeregt miteinander. Manche schlossen sogar binnen weniger Sekunden noch Wetten ab, um das Ereignis gebührend zu würdigen. Ein Faustkampf ohne Wetten schien kein richtiger Faustkampf zu sein.

Der Wirt des Gasthauses stellte sich als Richter zur Verfügung. »Keine Waffen, kein Beißen, kein Treten. Der Kampf endet erst, wenn einer der Teilnehmer seine Niederlage eingesteht oder das Bewusstsein verliert.« Sobald die beiden Kontrahenten sich in ihrer jeweiligen Ecke eingefunden hatten, verkündete der Wirt auch schon den Beginn des Duells.

Arox gewinnendes Lächeln verschwand noch im selben Augenblick von seinem Gesicht. Der Bewegungen des Kahlen waren schnell, fließend und zielsicher. Der Jüngere erkannte seinen Fehler: Der Meister schöpfte beinahe unermessliche Kraft aus seinem Ruf. Arox wusste, dass er diesen Kampf unter keinen Umständen gewinnen konnte. Doch Arox wäre nicht Arox gewesen, wenn er es nicht versucht hätte. Seine Ehre stand auf dem Spiel.

Er tänzelte um seinen Gegner herum und versuchte dessen Schwächen auszumachen. Da er keine auszumachen vermochte, beschloss auf jegliche Taktik zu verzichten und sich durch rohe Gewalt einen Vorteil zu verschaffen. Wild um sich schlagen begab er sich in die Nähe Myrax'. Er hätte rein statistisch gesehen wenigstens einen Treffer landen sollen, doch seine Fäuste trafen nichts als Luft. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Drang frustriert aufzuschreien.

Bis jetzt hatte der Meister noch nicht einmal Anstalten gemacht, die Faust zu erheben. Er wich lediglich Arox' Schlägen aus. Und es schien ihm ein Leichtes zu sein. Es schien ihm sogar Freude zu bereiten, was den Jüngeren noch mehr in Rage brachte. »Kämpfe«, forderte Arox wütend.

Der Meister lächelte. Eigentlich hatte er geplant, den Schlägen solange auszuweichen, bis sein zukünftiger Schüler aus purer Erschöpfung klein beigeben würde, ohne auch nur einen einzigen Schlag eingesteckt zu haben. Aber er sah in Arox Augen, dass dieser um seine Niederlage wusste. Und obwohl Stolz und Ehre Laster waren, die er dem verlorenen Gerufenen noch austreiben musste, rechnete Myrax diesem hoch an, dass er kämpfte, wenngleich er sich um seine nicht vorhandene Chance auf einen Sieg bewusst war. So belohnte er ihn mit einem einzelnen gezielten Fausthieb, der den Gerufenen des Wassers augenblicklich bewusstlos zu Boden brachte.

Nachdem Arox aus seiner Ohnmacht erwacht hat, machte er sich schleunigst aus dem Staub. Doch der Wirt ertappte ihn und präsentierte ihm mit dem größten Grinsen überhaupt ein kleines Stück Pergament. Arox murrte nicht mal, sondern steckte es wortlos ein, bevor er das Lokal verließ. Sein Verhalten glich dem eines getretenen Hundes. Er traute sich nicht vom Boden aufzublicken, als er ziellos durch die Straßen der Stadt; in seinem Herz die lächerliche Hoffnung, dass seine Niederlage nichts weiter als ein Hirngespinst war, könnte er dem Ort des Geschehens nur schnell genug entkommen.

»Entschuldige«, murmelte der Rotschopf, mit dem er zusammenstieß, da Arox dem Geschehen auf den Straßen kaum Beachtung schenkte. Der Gerufenen nickte, doch die Rothaarige hatte sich schon aus dem Staub gemacht.

Der besiegte Kämpfer passierte das große Tor und ließ sich an den Außenmauern der Stadt in das Gras sinken. Er wusste, dass er über dieses gesamte Getue erhaben sein sollte. Ja, er hatte diesen Kampf verloren, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er durchaus ein nicht zu unterschätzender Krieger war und blieb.

»Mieser Tag?«, fragte eine zarte Stimme neben ihm.

»Kann man so sagen.« Arox wunderte sich, dass es irgendjemanden im Weiten Tal gab, der noch nicht von seiner Schmach erfahren hatte. Immerhin klang die Stimme nicht so, als wüsste sie bereits was passiert war. Vielleicht wollte sie ihn aber auch nur foppen.

»Ein mieser Tag erhöht die Chance, dass der nächste Tag besser wird.« Der Gerufene wusste nicht, ob es nach dieser Ansage angebracht war, loszulachen. Er tat es ohnehin.

»Welch ein Trost!« Seine Lacher waren abgebt. »Mein Name ist Arox, Arox aus Ljec«, fügte er hinzu und wandte sich der Gestalt neben ihm zu. Etwas an ihr kam ihm seltsam bekannt vor, doch er konnte nicht zuordnen, an was es lag. Vielleicht war er ihr schon einmal auf einer Straße über den Weg gelaufen.

»Clenya«, erwiderte sie und lächelte unter ihrem Haar hervor. Arox verwirrte ihr Lächeln. Ihr Lächeln sagte, dass nichts Schlimmes geschehen konnte, dass die Welt nur Sonnentage kannte, dass es kein Problem gab, was man nicht mit diesem Lächeln lösen konnte. Eine seltsame Art zu lächeln, beschloss Arox.

»Bist du eine Gerufene?«, fragte er sie geradeaus.

»Nein, aber ich habe viel Interessantes über die Gerufenen gehört, von ihren Kräften, ihren Abenteuern und selbstverständlich von der Akademie. Warum fragst du?«

»Was ist daran interessant?« Er gab ihr keine Antwort auf ihre Frage. Falls sie den Drang verspürte seinen Fragen auf den Grund zu gehen, so wiederstand sie ihm.

»Man munkelt, dass die Akademie nur von außen wie eine Festung erscheint, während sie von ihnen ein Palast aus weißem Gestein ist. Dass die Wände im Sonnenlicht funkeln, auch wenn der Himmel voller Wolken ist. Einer der ersten Gerufenen soll die Akademie mit einem Zauber belegt haben, sodass man immer dahin findet, wo man hinmöchte, auch wenn man sich nicht auskennt.«

Arox lauschte ihren Ausführungen, wie sie von den Taten längst verstorbener Gerufenen erzählte, wie sie in Erinnerungen schwelgte, die gar nicht ihre eigenen waren, wie sie sich in Geschichten verlor, mit einem seligen Ausdruck im Gesicht, als gäbe es nichts, was sie nicht dafür tun würde, um selbst Teil ihrer Erzählungen zu sein. Als wäre es etwas Großartiges ein Gerufener zu sein. Als wäre ein Ruf etwas worauf man stolz sein konnte und nichts, was man vor seinem Nachbarn versteckte. Nichts wofür man seine eigenen Kinder vor die Tür setzte.

Und für einen Moment glaubte Arox ihr. Lauschte ihrer Stimme, die von Wundern erzählte, und ließ die Möglichkeit zu, dass sein Ruf ihn stärker machen konnte. Dass sein Ruf nicht zwangsläufig sein Ende sein müsste. Es spürte eine Hoffnung in sich aufkeimen, die er verloren geglaubt hatte.

Clenya wandte sich ihm zu, als hätte sie gespürt, dass sich etwas verändert hatte. Als würde fühlen, dass er ihre Geschichten plötzlich in einem anderen Licht sah. Wieder lächelte sie dieses Lächeln, das alles Gute der Welt versprach. Und dieses Mal empfand Arox ihr Lächeln nicht als seltsam, nein, dieses Mal vertraute er ihrem Lächeln.

Hätte er es besser nicht getan.

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