Kapitel 8-Das Picknick
Elodie
Der Flur war echt beeindruckend. Das ist meinen übermüdeten Gehirnzellen gestern überhaupt nicht aufgefallen. Die Decken waren sehr hoch und jede Tür aufwendig verziert.
Wie in einem Schloss, kam mir der Gedanke. Alec gluckste und erntete dafür einen bösen Blick von mir, bevor ich diesen wieder auf meine Umgebung richtete. Nur weil er dieses Haus schon sein ganzes Leben kannte, war es für andere deshalb nicht weniger beeindruckend. Dann kamen wir einen großen Bereich in dem vier Flure in alle Himmelsrichtungen abgingen und in der Mitte die Treppe nach unten führte.
„Wartet!", rief eine Stimme, aus dem Flur, der links von uns lag. Wir drehten unsere Köpfe und sahen André, der den Flur entlang direkt auf uns zu joggte. Wollte der etwa mit? Neben mir hörte ich Alec knurren. Was ist dem schon wieder für eine Laus über die Leber gelaufen?
<Die Laus kommt auf uns zu, Gefährtin> Oh, oh, er sagt nur Gefährtin, wenn er leeeeiiiiicht angepisst ist... oder einfach nur seeeehr besitzergreifend. „Wollt ihr mich nicht mitnehmen?", fragte André, der mittlerweile bei uns angekommen war und zog empört die Augenbrauen zusammen.
„Äh, warum solltest du denn mitkommen?", fragte ich ihn, neugierig und verwirrt zugleich. „Äh, weil ich einfach soll?!", äffte er mich grinsend nach und ich bemerkte, wie Alec sich dicht hinter meinen Rücken stellte. Innerlich musste ich über diese beschützerische Geste schmunzeln.
Ach Großer, ich kann mich selbst verteidigen und verstehe doch Witze. „Äh, ach so. Ja, sag das doch gleich", machte ich den Witz mit und grinste zurück. André lachte und hielt mir eine Hand hin, in die ich auch gleich kumpelhaft einschlug.
„Du bist gebongt. Alec, sie ist in Ordnung. Rick hat gesagt, dass ich mitkommen soll. Warum auch immer", beantwortete er meine Frage nun doch richtig. Im Vorbeigehen klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter und hüpfte die große Treppe hinunter.
Zu seinem Glück, denn Alec war von dieser Geste überhaupt nicht begeistert und ich könnte schwören, wäre er jetzt in seiner Wolfgestalt, hätte er nach André geschnappt. So begnügte er sich mit einem lauten, unzufriedenen Grummeln, wofür ich ihm einen Klaps auf den Arm gab.
<Au. Wofür war der denn Gefährtin?>, fragte er gedanklich schmollend.
Ich antwortete laut. „Dafür, dass du glaubst mir vorschreiben zu können, wem ich zu lächle und wem nicht.", und mit diesen Worten lief ich an ihm vorbei und hopste die Stufen hinunter zu André, der etwa in der Mitte der Treppe gewartet hatte. Ich hakte mich bei ihm ein und zusammen liefen wir weiter runter.
André begann mir irgendeine Geschichte über das Haus und dessen Geschichte zu erzählen, wobei ich aber nur halb zuhörte und eher darauf achtete, ob Alec uns folgte. Nach dem wir ein oder zwei weitere Stufen hinter uns hatten, gab Alec anscheinend auf und folgte uns mit leise gemurmelten Worten, die ich nur dank meines Wolfgehöres verstehen konnte.
„Warum bin ich jetzt schon wieder der böse? Außerdem ist André doch mein bester Freund. Er sollte auf meiner Seite sein!" Fröhlich vor mich hingrinsend ignorierte ich meinen eingeschnappten Gefährten und versuchte mich dieses Mal tatsächlich auf Andrés Geschichtsvortrag zu konzentrieren.
Doch als wir in der Küche angekommen waren, waren die einzigen Infos in meinem Kopf, dass vor ewigen Jahren ein Alpha namens William, dieses Haus zu Ehren seiner Gefährtin Viktoria gebaut hatte. Ach und da war noch irgendetwas von wegen Krieg, Liebe und Intrigen. Obwohl wir das bestimmt auch schon im Rudelgeschichtsunterricht gehabt hatten, ich konnte mir so etwas einfach nicht merken.
In der Küche angekommen trafen wir direkt auf Rick und Amelie, wobei letztere gerade zwei Flaschen in einen riesigen Picknickkorb verstaute. „Guten Morgen, ihr drei. Na ist alles in Ordnung bei euch? Hast du gut geschlafen Elodie?"
Amelie lächelte mich fürsorglich an und ich konnte gar nicht anders, als zurückzulächeln. Sie war wahrhaftig die geborene Luna. „Ja, vielen Dank. Es war alles in bester Ordnung." „Wirklich?" Rick sah mit hochgezogenen Augenbrauen von mir zu André zu unseren eingehakten Armen und wieder zu mir.
Leicht errötend löste ich meinen Arm von ihm, öffnete meinen Mund in dem Versuch etwas zu erklären, obwohl eigentlich nichts zu erklären war, als Amelie die Hände in die Hüften stemmte und ihren Sohn böse ansah. „Was hast du Teufelsbraten schon wieder gemacht, heh?
Ich dachte, ich hätte dir beigebracht wie man mit Frauen und vor allem der eigenen Gefährtin um geht. Na warte du Früchtchen, wir sprechen uns noch!" Alec hinter mir schnaubte nur spöttisch und als ich zu ihm sah, bemerkte ich, dass er ganz aufrecht stand, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Warum gehst du denn davon aus, dass ich etwas gemacht habe? Vielleicht ist meine Gefährtin einfach nur furchtbar frech und gemein zu mir!" „Pff, da muss es ja wenn einen Auslöser dafür gegeben haben!", erwiderte seine Mutter und hob drohend den Zeigefinger. „Zwing mich nicht den Kochlöffel zu holen, mein Freund." André neben mir zuckte bei diesen Worten zusammen, vermutlich an vergangene Ereignisse denkend und versuchte sich hinter mir die zu verstecken. In Anbetracht dessen, dass ich ein gutes Stück kleiner war als er, war das wohl nicht seine klügste Idee. Im Gegensatz dazu schien Alec äußerlich nicht beeindruckt zu sein.
Er warf die Hände in die Luft und sein Blick richtete sich zum Himmel, so, als ob er einen Moment hilfesuchen zu Luna beten würde. „Ich habe nichts getan, Mutter!" „Nenn mich nicht Mutter. Noch bin ich nicht zu alt, fett und scheintot, um das zu verhindern! Was hast du gemacht?" „Nichts!" „Was genau?" „Lass es. Ich würde meiner Gefährtin nie schaden. Frag Elodie!" „Ach ja? Das werde ich."
„ELODIE"
„ELODIE"
Alec und seine Mutter hatten sich inzwischen soweit hochgeschaukelt, dass sie mich förmlich anschrien, als sie gleichzeitig meinen Namen sagte. Jetzt war ich an der Reihe zusammen zu zucken und zog leicht den Kopf ein. Amelie interpretierte das offensichtlich als eine Reaktion auf Alecs einschüchterndes Auftreten (es sah wirklich so aus, als würde er seiner Mutter gleich die Kehle rausreißen wollen) und meinte beschwichtigend.
„Es ist alles gut, Liebes. Sag einfach, was passiert ist und ich regle das dann mit meinem Sohn. Unter. Vier. Augen." Die letzten drei Worte betonte sie extra deutlich und sah Alec tief in die Augen.
Doch er ignorierte seine Mutter und hatte seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich auf meine Antwort gerichtet. „Es war eigentlich nichts schlimmes", begann ich vorsichtig, wurde aber von einem triumphierenden „HA!" von Alec unterbrochen. „Er war nur sehr besitzergreifen und soll lernen, dass ich meine Rechte und Freiheiten immer noch habe. Also zum Beispiel, dass ich entscheide, wen ich anlächle oder nicht. Aber hat mich nicht beleidigt oder so."
Alecs intensiver Blick ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Gefährte, flüsterte meine Wölfin.
„Sag das doch gleich, Elodie. Das wird er schon lernen. Du musst es ihm nur immer wieder deutlich machen. Dabei kann ich dir auch gerne helfen und ein oder zwei Tricks verraten. Dann hat meine Erziehung doch etwas gebracht." Amelie sah tatsächlich beruhigt aus und ihre Haltung verlor ihre Aggressivität. Rick ging die zwei Schritte zu ich hinüber und nahm sie leicht in den Arm.
Er beugte sich zu runter, gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr leise ins Ohr, so leise, dass ich es ohne Supergehör nicht gehört hätte. „Du sollst dich doch nicht immer so aufregen, mein Herz. Das ist nicht gut für deine Gesundheit. Alec ist ein guter Junge." Es war erstaunlich zu sehen, wie unsere starke, taffe Luna in den Armen ihres Gefährten dahin schmolz und sich vertrauensvoll an ihn lehnte.
„Ich weiß. Aber er ist eben auch ein Mann", versuchte sie murmelnd zu argumentieren und kuschelte sich noch mehr in Ricks Arme. Dieser lachte laut auf und gab ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn. Bei dieser offensichtlichen Zurschaustellung von Zuneigung bekam ich Herzschmerz. Einerseits erinnerten die beiden mich so stark an meine Tante und ihren Gefährten, dass ich ganz plötzlich Heimweh und Sehnsucht nach ihnen bekam, obwohl die beiden nicht allzu weit weg wohnten. Andererseits wünschte ich mir genauso eine Beziehung.
Zwei ebenbürtige Partner, deren Stärken und Schwächen sich gegenseitig ausgleichen und jeder die Freiheit hat zu tun, was er möchte. Als würde Alec mein Unbehagen fühlen, kam er zu mir und zog mich sanft an seine Brust. Seine Arme hatte er locker um meinen Bauch geschlungen und sein Atem strich mir wie eine Liebkosung zärtlich über meinen Hals und Schulter.
In diesem Moment verstanden wir uns ohne Worte, was wohl auch besser war, denn wann immer wir miteinander zu reden schienen, stritten oder neckten wir uns nur.
Mein Körper begann wieder auf diese seltsame, angenehme Art zu kribbeln, was immer geschah, wenn Alec mich berührte. Besagter strich mir sanft die Haare von meiner rechten Schulter und drückte mir einen zärtlichen Kuss hinter mein rechtes Ohr. Wie von alleine, ohne, dass ich es richtig wahrzunehmen schien, schloss ich für einen Moment die Augen zu schließen bis – bis ich von André lautstarken Würgegeräuschen aus meiner Trance gerissen wurde.
Ich riss augenblicklich die Augen auf und neben mir stand André eine Hand vor den Mund und tat so als müsste er würgen. Peinlich berührt merkte ich wie meine Wangen heiß wurden und ich entfernte mich ein kleines Stück von Alec.
„Alles okay bei dir Kumpel?", meinte dieser unberührt und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. André war noch nicht fertig mit seiner Vorstellung, stemmte seine Arme auf seine Beine und atmete laut aus.
„Woah, da brauche ich noch einen Moment, um mich von diesen ekligen Romantik-Szenen zu erholen. Ich glaube, ich muss meine Augen mit Seife auswaschen." Alec zuckte nur mit den Schultern und klopfte ihm so fest auf die Schulter, dass André fast das Gleichgewicht verlor und einen Schritt nach vorne stolperte.
„Du weißt ja, wo die Seife liegt", entgegnete Alec, wobei er mit einer Hand in Richtung Waschbecken zeigte. Dann schnappte er sich meine Hand und zwinkerte mir zu.
„Und ich kriege kein Mitleid", schluchzte André und lehnte sich theatralisch an die Spüle, eine Hand in der Stirn, wie die menschlichen Frauen in alten Dramafilmen. Ich hörte Alecs Eltern leise glucksen. Amelie schnappte sich den Picknickkorb, drückte ihrem Gefährten eine riesige Decke in die Hand und wandte sich dann zu dem angeblich immer noch leidenden Beta.
„Reiß dich zusammen. Warte nur ab bis du deine Gefährtin findest. Dann will ich mal sehen, was du dann machst!" Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um, offensichtlich der Meinung, dass wir schon genug Zeit hier drin verplempert hatten und stapfte los und aus dem Haus. André warf Amelie einen seltsamen Blick hinterher, den ich mir nicht erklären konnte und machte sich, wie wir alle daran, ihr zu folgen.
Gerade hörte ich Rick noch irgendwas von wegen, mit welcher Tat er nur so eine Gefährtin verdient hätte, grummeln, als wir auch schon Richtung Wald liefen. Alec hielt die ganze Zeit über meine Hand und sogar André war seltsam still. Dafür plapperte Amelie fröhlich vor sich hin und erzählte uns Geschichten vom Rudel, während wir weiter durch eng stehende Bäume liefen.
Mittlerweile war kein richtiger Pfad mehr zu erkennen, doch Amelie schien genau zu wissen wo es hingehen sollte. Wolfspürsinn eben.
Nach 5 Minuten, des „durch-den-Wald-Laufens" traten wir auf eine große Lichtung, die mir noch aus Kindertagen bekannt vorkam. Lizzy hatte mich oft hierher zum Spielen und Raufen gebracht. Es war so etwas wie unsere Rudelspielwiese, wo sowohl Kinder miteinander raufen, als auch Erwachsene sich entspannen konnte.
Es waren bereits einige Kinder, Eltern und Jugendliche hier, sodass überall bereits Decken lagen und fröhliches Stimmen zu uns hinüber hallten. Einige drehten sich zu uns um und winkten uns zu, wobei wir zurück grüßten. Wir suchten uns einen freien Platz und ich versuchte mir im Nachhinein den Weg von Alecs Haus hier her zu merken, da Lizzy und ich stets über einen anderen Weg herkamen.
„So. Für deine freche Bemerkung von eben Rick, von wegen, wie du mich als Gefährtin verdient hättest, darfst du die Decke und alles Weitere auspacke. Ich bin mir sicher, die Jungs helfen gerne. Elodie und ich drehen erst einmal eine Runde." Gesagt getan.
Amelie stellte den Korb hin, schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich, sodass wir zunächst einen Spaziergang über die Lichtung machten. Zwischendrin wurden wir immer wieder gegrüßt oder blieben kurz stehen, um uns mit anderen Leuten aus unserem Rudel zu unterhalten.
Einmal schlichtete Amelie einen Streit zwischen zwei Jugendlichen und zwar ohne, dass sie lange unser Gespräch unterbrach. Sie erzählte mir davon wie sie Rick als Gefährten gefunden hatte, wie lange sie schon Gefährten waren und noch vieles mehr, während wir unter anderem umherstreunenden Welpen auswichen, die gerade Schlamm-Catchen spielten.
Gerade als sie geendet hatte, rief André: „So, Ladys. Wenn sie jetzt zu Tisch kommen mögen. Die Speisen sind angerichtet. Und wir haben HUNGER!" Ich konnte mir ein kleines Kichern nicht verkneifen. André scheint echt schwer in Ordnung zu sein. Also liefen wir hinüber zu ihnen und ließen uns auf der Picknickdecke nieder, Alec natürlich zwischen André und mir.
„Das habt ihr aber schön gemacht, Jungs. Aber ich denken Elodie und ich sollten es das nächste Mal alleine aufbauen. Denn bis ihr das aufgebaut habt, sind wir ja das nächste Mal verhungert", kommentierte Amelie die Leistung der Jungs kritisch, wobei alle drei kurz beleidigt das Gesicht verzogen, bevor wir uns alle auf das Essen stürzten.
Als wir nach einer halben Stunde des FRESSENS (Sorry. Man konnte es einfach nicht mehr essen nennen!) uns satt zurücklehnten, fing ich an zu reden, da mich wieder das Gefühl von heute Morgen beschlich. Dieses Gefühl, dass sich mehr ändern würde als das ich "nur" bei Alec wohnte.
„Was wird sich noch alles ändern? Und was genau ist die Bindung? Darüber wurde mir nie etwas erzählt und..." „Atme, Elodie", wurde ich von einem grinsenden André unterbrochen.
„Das mit der Bindung würde ich gerne privat unter vier Augen mit dir besprechen, Liebling", fing Alec an und verstärkte den Griff, um meine Taille. Ich unterbrach ihn. „Entweder du machst es jetzt oder gar nicht." Er seufzte. Dann schaute er zu seinem Vater, welcher nickte und fing an zu reden.
Allerdings in meinen Gedanken, deswegen kann man es ja eigentlich nicht reden nennen. Aber wie dann? Man konnte es ja auch nicht wirklich als denken bezeichnen, oder?
<Also bei der Bindung müssen wir uns gegenseitig, öffentlich, unsere Liebe und Treue versprechen und küssen uns dann wie bei einer Menschenhochzeit>
<Und dann?>, fragte ich wissbegierig, ohne ihn ausreden zu lassen.
<Du musst mich schon zu Wort kommen lassen, Liebling>, schmunzelte er. Von mir bekam er einen genervten Blick.
<Und weiter?!> Augenblicklich wurde er wieder ernst.
<Ich werde dir in deinen Hals beißen als bildliches Symbol, dass du verbunden bist. Du wirst dies bei mir nicht tun und es werden Male auf deinem Hals zurückbleiben.> Na, super. Nur ich werde verkrüppelt und er kann weiter ohne rumlaufen. Sehr nett.
<Du wirst nicht verkrüppelt, Liebling. Glaub mir, sie werden dir gefallen.>, zwinkerte er mir zu.
<Und dann?>, fragte ich schon wieder genervt. Himmel, das ist ja mittlerweile meine Lieblingsstimmung.
<Ich hoffe nicht, Liebling. Aber weiter im Text. Die Bindung ist erst vollständig, wenn die Gefährten Sex haben. Ob sie es davor oder an dem Tag der Bindung tun ist egal.> Er schaute mich leicht ängstlich an. Hatte er Angst vor meiner Reaktion?
<Ja, habe ich, Liebling. Bei dir weiß man nie, wie du reagierst>
<Ich nehme das jetzt mal als Kompliment. Außerdem bin ich schon immer davon ausgegangen, dass Sex dazugehört. Also kein Grund sich aufzuregen.>, ließ ich ihn wissen.
<Du bist wirklich erstaunlich.> Ich spürte seine Bewunderung, mehr als, dass ich sie hörte und fühlte mich auf seltsame Weise geehrt.
„Danke. Ich weiß", sagte ich ausversehen laut, sodass die drei Unwissenden mich fragend anstarrten. „Jetzt komm ich mir gerade wie ein Freak vor, der Selbstgespräche führt", schmollte ich. Alec kicherte leise und schmiegte seinen Kopf kurz in meine Halsbeuge.
„Bist du nicht. Uns würde allerdings interessieren was sie, Lady, zu dieser Aussage bewegt hat", sprach André gütig und grinste mich, gegenteilig zu seinen Worten, frech an.
„Ich wüsste nicht, was sie das angeht, Sir", gab ich gespielt hochnäsig zurück und André und ich fingen gleichzeitig an zu lachen.
„Ich habe ihr nur die Bindung erklärt", klärte Alec die drei auf. „Du nimmst das erstaunlich gut auf. Wenn ich da an Amelies Reaktion denke", sagte Rick erstaunt.
„Na, ja. Was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht fang ich später an deswegen rumzukreischen und kein Wort mehr mit meinem Gefährten zu reden", lachte ich und Amelie grinste. „So. Aber das war bestimmt nicht alles. Was verändert sich noch?", hakte ich noch mal nach und alle wurden auf einmal ernst.
„Also nur eine Kleinigkeit ändert sich...", fing Rick an und holte dann tief Luft: „Alec und André werden mit dir auf deine Schule gehen. Genauer gesagt in deine Klasse bis du dort deinen Abschluss machst. Sie werden dich dort überall hinbegleiten und haben den gleichen Stundenplan wie du", ratterte Rick herunter und schaute mich dann erwartungsvoll an. Mein Gehirn brauchte einen Moment, um die ebengesagten Informationen zu realisieren und verarbeiten. Dann sprang ich auf.
„WAAAASSSS?!!", kreischte ich. „WARUM? Wenn sie schon unbedingt auf meine Schule gehen müssen, warum dann ausgerechnet in meine Klasse? Und das heißt, sie müssen mir wie zwei dämliche Welpen hinterherlaufen?" „Liebling, beruhige dich", versuchte es Alec. Ich allerdings war zu sehr auf 180, als das ich mich jetzt noch beruhigen würde.
„Nix da Liebling. Du bist mal ganz still, Mister Klugscheißer", griff ich seinen gestrigen Spitznamen wieder auf und fauchte ihn förmlich an. Ich kochte förmlich vor Wut und Empörung. Als ob ich einen Babysitter brauchen würde. Im Leben nicht. Und schon gar nicht zwei! Ich atmete einmal tief durch, bevor ich ganz ruhig wurde. Jeder, der mich kannte wusste, dass es sehr viel schlimmer war, wenn ich ruhig bin, als wenn ich rumkreischte.
Nach zwei tiefen Atemzügen war ich im Stande weiter zu sprechen. „Ich würde gerne zu meiner Tante", sagte ich mit ausdrucksloser Miene. „Nein. Wir klären das jetzt." Jetzt war Alec auch leicht wütend aufgesprungen und starrte mich mit zusammen gezogenen Augen.
„Was denn, Hasipupsi? Ich wüsste keinen Grund, warum du mir verweigern solltest meine Tante zu sehen", sagte ich zuckersüß und lächelte ihn falsch an. Er schaute mich verblüfft an. Rick allerdings sprach, bevor einer von uns noch etwas sagen konnte.
„Wenn zwei Gefährten zu lange und zu weit voneinander getrennt sind, wird der männliche Wolf aggressiv. Es fehlt dann das sanfte Wesen der Gefährtin, welches den Wolf ausgleicht."
„Wenn mein Wesen sanft ist, dann bist du ein Welpe", grummle ich wütend. Rick überhörte mein Kommentar und sprach unbeirrt weiter.
„Der Wolf kann so nicht die Gedanken seiner Gefährtin hören und er wird alles versuchen um zu ihr oder zumindest in ihre Nähe zu kommen. So kann er wieder in ihre Gedanken kommen kann, um zu wissen, dass es ihr gut geht und sie nicht in Gefahr ist."
Das war doch absoluter Schwach- plausibel. Eigentlich war das plausibel. Gerade, wenn ich an Alecs besitzergreifendes Verhalten dachte. Dennoch musste ich es nicht gut finden, aber vom Alpha gerügt zu werden, machte mehr Eindruck als alles andere.
Dann ergriff wieder ich das Wort.
„Das mag schon sein und das klingt für den männlichen Wolf auch echt heftig, aber ich würde trotzdem gerne zu meiner Tante." „Da du dich beruhigt und es akzeptiert hast, gerne meine Gefährtin", meinte Alec nun vollkommen ruhig. Ich schnaubte.
„Nur weil ich nicht mehr widerspreche, heißt das noch lange nicht, dass ich mich beruhigt habe. Ich möchte einfach zu Lizzy. Damit ich mich über das Thema auskotzen kann, wenn du es genau wissen möchtest", fauchte ich ihn an.
<Beruhige dich doch, Gefährtin. So schlimm ist das Ganze nicht.>, versuchte Alec erneut mich zu beruhigen.
<Darüber reden wir auch noch.>, fuhr ich ihn in Gedanken an.
<Über was?>, fragte Alec jetzt vollends verwirrt.
<Darüber dass du ständig in meinen Gedanken bist. Ich meine, hallo, nicht alles, was ich denke geht dich etwas an. Gibt es denn keine Möglichkeit dich aus meinen Gedanken zu verbannen?>
<Du musst schlicht und einfach daran denken, dass ich den Gedanken nicht mitbekommen soll. So, als ob du eine Mauer in deinem Inneren aufbaust.>, beantwortete Alec meine Frage.
„Danke", sagte ich nun wieder laut, aber deutlich sanfter als zuvor. Ich wusste, dass ich gerade alles überdramatisierte, aber das Ganze war ein wenig viel auf einmal. Ich wollte mich einfach nur bei irgendjemandem darüber auslassen. „Ich fahr dich zu Lizzy", kam nun die tatkräftige Unterstützung von Amelie und wir machten uns auf dem Weg.
Alecs
Ich saß in unserem Zimmer und wartete ungeduldig auf die Rückkehr meiner Gefährtin. Sie sollte schon längst hier sein. Nach weiteren 5 Minuten des Wartens fing mein Wolf an sich Sorgen zu machen. Ich versuchte in ihre Gedanken zu kommen, doch ich schaffte es nicht.
Warum hatte ich ihr auch gesagt, wie sie mich aus ihren Gedanken fernhält? Bin ich so blöd oder tue ich nur so? Also sprang ich auf, mit dem Entschluss sie zu suchen. Gerade als ich nach der Türklinke greifen wollte, wurde diese heruntergedrückt und Elodie trat ein.
„Wo warst du noch so lange?" Ich war stinksauer und sie marschierte einfach um 21:08 Uhr in unser Zimmer, als ob sie nicht den halben Tag verschollen gewesen wäre.
„Am Anfang war ich bei Lizzy und eben bei Chris", antwortete sie mir schulterzuckend und ging an mir vorbei. Zumindest wollte sie das, bis ich sie auf meiner Höhe festhielt und an mich zog. Ich vergrub meine Nase an ihrem Hals und atmete ihren Duft nach Veilchen und Rauch ein. Ein Teil meiner Anspannung viel von mir ab.
Allerdings roch sie auch nach einem anderen männlichen Wolf, der definitiv nicht Markus war. Mein Wolf erwachte bei diesem Geruch nach anderem Wolf und knurrte wütend. Ein Anderer hatte es gewagt in die Nähe unserer Gefährtin zu kommen. Töten, markieren, kam es von meinem Wolf. Ich konnte Chris allerdings schlecht töten, da dies meine Chancen bei Elodie ein wenig verringern würde. Auch konnte ich Elodie jetzt nicht markieren. Fuck!
„Was hast du dort gemacht?", brummte ich unzufrieden. „Geredet, mehr nicht. Ich musste mich abreagieren okay?", gab sie zurück.
„Bei deiner Tante und bei Chris?" Ich war wütend, nein, ich war stinksauer. Sie hätte sich bei mir abreagieren können. Meinetwegen hätte sie mich anschreien dürfen, Dinge nach mir werfen, egal was. Aber dafür hätte sie nicht zu einem anderen Mann gehen müssen!
„Lass mich los, du Neandertaler. Ich will ins Bett und solltest du mich nicht loslassen, wirst du einen heftigeren Stromschlag verspüren als, die die du schon bekommen hast", drohte sie mir. Ernsthaft? Meine Gefährtin drohte MIR? Ihrem Gefährten? Nachdem SIE den ganzen Tag weg war?! Ich ließ sie jedoch in weiser Voraussicht los.
„Danke", kommentierte sie schnippisch und ging nun endgültig an mir vorbei. „Könntest du wenigstens den Geruch nach fremdem Wolf abwaschen?", fragte ich sie immer noch leicht knurrend.
„Nein. Keine Chance, Grummelbär." Mit diesen Worten verschwand sie im Badezimmer. Als sie wieder umgezogen heraus kam, lag ich schon im Bett und wartete darauf, dass sie ebenfalls kam. Mein Wolf in meinem Inneren tobte, sie war ihrem zukünftigen Alpha viel zu aufmüpfig! Doch meine rationalere, menschliche Seite verstand sie. Nicht, weil ich wirklich Verständnis für ihr Verhalten aufbringen konnte, doch ihre Gedankenmauer war gefallen, sodass ich endlich wieder Zugang hatte.
Ich konnte ihrem Gedankengang folgen und verstand, warum sie so handelte, auch, wenn es bei mir auf Unverständnis traf. Sie war auch zum Glück nur kurz bei Chris gewesen, was meinen Wolf jedoch nur wenig beruhigte. Als sie sich neben mir ins Bett legte, rutschte sie allerdings an den äußersten Rand des Bettes und rollte sich auf die Seite, von mir weg.
Ich wollte zu ihr aufschließen, um sie wieder in meine Arme zu schließen, doch sie knurrte: „Die Tour kannst du heute vergessen, du Grummelbär." Ich versuchte es dennoch und stieß auf ein kleines elektrisches Kraftfeld, welches sie um sich aufrechterhielt.
Mein Liebling war manchmal wirklich stur wie ein Esel. Immerhin hatte sie doch Chris' Geruch von sich gewaschen. Nach einigen Minuten hörte ich sie tief und ruhig atmen. Auch ich schlief ein, mit dem Gedanken, ob gestern nicht vielleicht doch der erste und letzte Abend war an dem ich sie im Arm gehalten hatte. Mal sehen.
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Heeey,
hier ein weiteres Kapitel. Elodie war heute ein bisschen sauer auf Alec.
Was haltet ihr von den "tollen" Spitznamen, die sich die Beiden gegenseitig geben? Irgendwelche Favouriten?
Verbesserungsvorschläge gerne in die Kommentare. Ich wünsche euch einen schönen Wochenstart und fühlt euch gedrückt.
Eure LouisaLeseratte
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