XXXIV. Vater, Kaiser, Fremder
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Das erste Gefühl, das Kuno kennengelernt hatte, war Einsamkeit.
Sie hatte ihn jedes Mal mit gebleckten Zähnen angelächelt, wenn er die unzähligen Fotographien, Zeichnungen und Gemälde seiner Familie betrachtet hatte.
Kuno war nämlich auf keinem einzigen von ihnen.
Als er jung war, hatte er nachts immer alleine im Bett gelegen und den Blick starr auf die hohe, weiße Decke gerichtet, bis ihn endlich der Schlaf erlöste.
Seine Mutter hatte ihm nie vorgesungen, immerhin hatten die Hoffmannstropfen sie schon in ganz andere Sphären katapultiert. Sein Vater war in vielen Betten, aber nie an der Seite seiner Kinder. Und die Gouvernanten? Er hatte ihr Geflüster gehört und die flüchtigen Blicke gesehen. Sie hatten Angst vor ihm.
Das erste Mal, das Kuno Fürsorge erlebt hatte, war unter der Obhut der großbürgerlichen Familie Zyssen, in die sein Vater ihn verbannt hatte, als man Kuno vom Hof hatte loswerden wollen. Da war er gerade einmal neun Jahre alt gewesen.
Selbst dort war er ein Fremder gewesen.
Von dieser Einsamkeit aber war nichts mehr geblieben.
Das Rattern des Zuges war wie ein Wiegenlied, als sich die Laken seines Abteilbetts samtig an Kunos Wangen schmiegten.
Es war ein einschläfernder Rhythmus, allein unterbrochen von Kerinsk ambitioniertem Geschnarche direkt gegenüber.
Im Abteil neben ihm meinte er die gedämpften Stimmen von Palinquas und Hašek diskutieren zu hören.
Gegenüber dem Schloss in Neu Berun, ihrer Winterresidenz im Paßral-Gebirge und all den zahllosen Palästen mochte er in diesem Abteil zwar ein zutiefst bürgerliches Dasein fristen, aber während er hier lag, ein Passagier auf einer Fahrt ins Ungewisse, da war er zufriedener, als er es in den Marmorhallen je hätte sein können.
Dabei spürte er noch immer das Gift seiner Schwester, das aus jeder von Ernestines Silben getropft war:
Das leistet sich also jemand von meinem Blut?
Ein armer Landadeliger, eine Tschetikenschlampe und ein rundgesichtiger Dreckmagier, alle angeführt von einer dreisten Häretikerin? Was eine Schande. Und noch schändlicher ist, dass ein verfluchter Prinz so gut in diese Truppe passt.
Mehrere quälend lange Sekunden verstrichen, bis sich das Scheppern seines Herzens wieder halbwegs entschleunigt hatte.
Genauso dunkel wie das schwarze Tuch des Nachthimmels, das sich nun über Sumpflandschaft samt Zug ausgebreitet hatte, war auch das der gestrigen Nacht über Neu Berun gewesen.
Allein das Zischeln und Flackern der Petroleumlampen warf helle Punkte in das gähnende Nichts, spiegelte sich in Blattgold, Marmor und kunstvoll geschliffenem Glas des Palasts.
Genauso verfing sich ihr Schein in den Teppichen, die jeden von Kunos Schritten dämpften, als er auf den goldenen Lichtspalt zuschlich, den die Tür zu der Schreibstube seines Vaters warf.
Mit wummernden Herzen und staubtrockener Kehle lehnte er sich an den Spalt und begann zu lauschen.
Er hatte kaum eine Wahl. Sein Vater verschwand seit Kriegsbeginn tagelang, zankte, debattierte und kommentierte.
Kaum mehr Jagdausflüge, kein Wandeln in Lustgärten und nur der traurige Abklatsch einer Ballsaison.
Es blieb keine Zeit für Kuno, zum Vater statt zum Monarchen zu sprechen.
Aber er musste mit ihm sprechen. Er musste weg von hier. Weg von Ernestine. Weg von dem Spott hinter seinem Rücken. Weg von dem Pfad, den Name und Herkunft ihm von Geburt an geebnet hatten.
Als er aber den Flur betreten und sogleich den Ministerpräsident Aamon von Florestan sowie den Direktor der Militärgendarmerie Ophidia, einen hageren Kerl mit schlohweißen Haaren, die Hälfte des Gesichts verdeckt von einer Adamiummaske, das Studierzimmer seines Vaters betreten sehen hatte, war die Neugier mit ihm durchgebrannt.
Sie waren die Heilige Dreieinigkeit eines jeden konspirativen Treffens. Minus dem Geheimrat Saphir natürlich, der in letzter Zeit eher... unpässlich war. Das hielt die Anwesenden aber nicht davon ab, seinen Namen mehr als häufig fallen zu lassen.
Kuno konnte nur ein Stoßgebet zu den Moiren entsenden, dass sein flatternder Atem in den Gesprächsfetzen unterging.
"Ich habe über die Botschaft Rosvelds eine weitere Depesche nach Calieux entsenden lassen", hörte er den weichen Klang von Florestans Stimme. "Aber egal wie hoch die Summe ist, die wir zahlen wollen, wie groß der Anzahl an Kriegsgefangenen, die wir zu befreien versprechen... Ein Geiselaustausch gegen Saphir wird jedes Mal ausgeschlagen."
Sofort schnarrte Direktor von Ophidias Stimme durch den Raum - und Kälte kroch über Kunos Rücken.
"Sie wollen wirklich Verhandlungen mit dem Feind führen?
Mit Verlaub, verehrtester Ministerpräsident, aber Ihre Naivität entsetzt mich.
Die Welt unterscheidet sich nur noch in zwei Kategorien: In Menschen und Mitreaner."
Er machte eine verächtliche Geste.
"Saphir ist ein verlorener Mann. Alles, was uns übrig bleibt, ist weiterzukämpfen und dem Feind kein Pardon zu geben. Es geht um Leben und Tod ganzer Nationen."
"Also wirklich." Florestans Stimme blieb ruhig, aber Kuno sah regelrecht die gerümpfte Nase im Gesicht des ehemaligen Spions. "Sie reden wie ein Metzger, nicht wie ein Kommandeur. Obwohl - vielleicht besteht in unserer heutigen Zeit nicht so viel Unterschied zwischen den beiden."
Eine Hand schlug auf Holz.
"Bestenfalls reden Sie wie ein Schwächling, schlimmstenfalls wie ein Defätist!"
Kuno sah vor seinem inneren Auge, wie Florestan die Hände in die Luft warf.
"Wirklich? Vielleicht sind Sie ja das Problem, Herr Direktor. Man könnte fast schon meinen, das Verschwinden Saphirs würde Ihnen sehr in die Karten spielen. Es ist kein Geheimnis, dass Sie ihn nicht mögen. Noch weniger, dass Sie der antimagischen Partei hübsche Augen machen!"
"Ich leugne es nicht." Die Worte des Direktors waren kalt und kurz wie das Feuern einer Gewehrsalve. "Vielleicht haben die Mitreaner uns einen Gefallen getan. Wir sind besser dran ohne Saphir.
Bevor er enden konnte, durchbrach ein scharfes Schnauben seine Worte.
Das Schnauben seines Vaters, erkannte Kuno sofort.
Instinktiv klammerte er sich fester an die Tür.
"Aber er war noch immer Teil meiner Regierung, Ophidia, nicht Ihrer!", schnauzte der Kaiser und erhob endlich den schweren Klang seiner Stimme. "Oh, bei den Moiren, Saphir ist oft schrecklich lästig, stolz und altklug. Von seinem scheußlichen Modegeschmack ganz zu schweigen. Aber der Mann hat definitiv einige vorzügliche Qualitäten - was jedoch noch viel wichtiger ist: Er ist mein Mann. Teil meines Kabinetts und denen meiner Vorväter. Wie sehe ich denn jetzt vor der Weltöffentlichkeit aus? Nachdem man mir einfach meinen Magier gestohlen hat und ich nichts dagegen tun konnte?"
Ganz zaghaft - jeder Atemzug und jeder Herzschlag wie ein Donnergrollen - wagte es der Prinz, in den Raum zu spähen.
Studierzimmer mochte wohl die größte Untertreibung des Kontinents für diese Prachtstube sein. Schwerer Sekretär aus auf Hochglanz poliertem Mahagoni, schimmernde Seidentapeten, Gold in Eichenblattoptik und schwere Samtvorhänge zierten diesen halben Saal, doch niemand saß hinter dem Schreibtisch.
Stattdessen lag sein Vater auf einer Chaiselongue ausgestreckt, in einer Hand eine schmale Pfeife, in der anderen irgendwelche Zettel.
Von Florestan stand pflichtschuldig vor ihm, sein hübsches Bürokratengesicht war zu einer Maske versteinert, während der Direktor so stramm stand, dass jeder Feldwebel vor Ehrfurcht auf die Knie fallen würde.
Nur eben nicht sein Vater.
Der sprang mit einem Mal auf, warf erbost seine Hände in die Höhe und ein Nieselregen aus Zetteln stob herab, da begann er schon zu zetern: "Ja, wie sehe ich denn jetzt aus? Ich hab mich zum Gespött gemacht. Nicht mal mein eigenes Kabinett kann ich durch eine Krise führen, wie denn bitteschön ein ganzes Land durch einen Krieg?"
"Aber Majestät, das ist doch sinnlose Schwarzmalerei-", wollte Florestan da wieder einwenden, aber die Stimme des Kaisers richtete ihn wie ein Scharfrichter sein Opfer.
"Papperlapapp! Das ist ja mehr Phrasendrescherei als es selbst mein Coiffeur betreibt! Und der kann mir wenigstens den Bart stutzen!"
Im nächsten Moment knallten seine Stiefelsohlen auf das Parkett. Im ständigen Auf-und Abmarschieren schien besagter Schnurrbart selbst vor Zorn zu zittern.
Zischelnd löste sich die letzte Rauchwolken seiner Pfeife von den verzerrten Lippen.
"Jawoll! Aber ich schwöre, bei den Moiren und allem, was heilig ist, wenn mir der feine Herr Saphir wieder in die Finger fällt... Notfalls lasse ich ihn an einen Stuhl fesseln, damit er nicht immer Kopf und Kragen riskiert."
Ein leises, feines Räuspern erhob sich aus dem Wüten.
"Wie Sie wünschen, Majestät", wagte der Ministerpräsident erneut anzusetzen. "Aber trotz dieser... misslichen Lage habe ich den diplomatischen Kontakt mit dem neutralen Staatenbund auf Bhukanda verstärkt. Sollten die Schiffe der Dutvari nicht alle Handelskreuzer versenken, könnten wir so den nächsten Winter übersteh-"
Kuno bekam die Antwort darauf nie mit.
Erst im letzten Moment bemerkte er nämlich, dass er nicht allein war.
Denn jemand stand direkt hinter ihm.
Er wusste, dass es seine Schwester war, bevor er sie sah.
Ihr Herzschlag war unverkennbar.
Genau wie das Aneurysma in ihrem Dickschädel.
Doch bevor er etwas sagen, ja sich nur zu ihr hätte umdrehen können, gruben sich Ernestines gespitzten Fingernägel in seine Schultern - und im nächsten Wimpernschlag hatte sie ihn an die Wand gedrückt wie ein lästiges Insekt.
"Du kleiner Schnüffler", zischte sie ihm ins Ohr. "Was bei den Moiren ist in dich Gefahren?"
"Lass mich los, du zerknitterst mein neues Hemd", beschwerte sich Kuno und zerrte an dem Arm seiner Schwester. Ihr Griff wurde nur stärker und die Wand presste sich in seinen Rücken.
"Ernestine", keuchte er. "Du tust mir weh."
"Hör mir gut zu", schwor sie mit funkelnden Augen auf ihn ein. "Du bist noch immer Teil dieser Familie. Benimm dich verdammt noch mal so! Fiete ist schon schlimm genug. Aber er kann sich wenigstens leisten, seine Kadettenschule abzufackeln und so eine Alkoholfahne zu haben, dass er bei jeder Kerze eine Explosionsgefahr darstellt. Du hingegen, mit deinem Ruf, deiner Krankheit, solltest nicht hier sein."
"Ich muss mit Papa reden! Seit Kriegsbeginn trifft er seltsame Entscheidungen." Kuno stutzte. "Zumindest noch seltsamere als sonst. Es läuft nicht gut für uns."
"Jemand wie du versteht nichts vom Krieg und der nationalen Sache. Überhaupt nichts!", fauchte sie.
Trotzdem sah er, wie sie innehielt und Zweifel in das Grün ihrer Augen trat.
"Wenn ich Kaiserin wäre-"
Dann wäre der Krieg längst gewonnen und Calieux auf seine Grundmauern niedergebrannt.
Sie sprach es nicht aus, aber er traute es ihr zu.
Seine Schwester war nicht dumm. Wahrscheinlich hätte sie die mitreanische Hauptstadt erst geplündert, bevor sie die Fackel geworfen hätte.
Sie seufzte und startete erneut:
"Wenn ich Kaiserin bin, dann schick' ich dich in irgendein Sanatorium, damit ich dich Landplage nie mehr sehen muss."
Ein Loch öffnete sich in seiner Magengrube, aber er verbarg es hinter einem schlaffen Lächeln.
"Wie charmant. Aber doch sicherlich in das hübscheste?"
"Meinetwegen auch in das teuerste, solange es das ist, das am weitesten von mir entfernt ist!"
Während sie zankten und er gefangen in ihrem Griff von der Wand baumelte, wollte er seinen Fuß gegen ihr Knie rammen, um sich zu befreien-
Donnerte ihn aber nur gegen die Tür.
Es knallte.
Und er stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus.
"Was ist da los?", blaffte Ophidia, im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen und goldenes Licht übergoss die Geschwister.
Ein letztes Mal sah Kuno, wie Ernestine ihre Zähne fletschte - dann schleifte sie ihn hinein in das Studierzimmer und stieß ihn von sich.
Er schlitterte über den Boden und stützte sich ächzend am nächsten Bücherregal ab.
Die Welt zerplatzte unter der Stimme seines Vaters.
"Kuno, was hast du denn hier-"
Ein Runzeln zerknitterte da auf einmal seine Stirn und ihm entkam nur ein: "Ernestine? Du hier?"
Kuno hörte den Säbel an ihrer Seite klappern, als sie zu ihnen trat.
"Dein Junge hat sich scheinbar dazu entschlossen, sein Dasein als ordinärer Lauscher zu fristen."
"Also wirklich!", echauffierte sich der Prinz und wirbelte herum. Dabei aber auf deutlich wackeligen Beinen.
"Gute Nacht Bruktien, wenn es einen schon zum Spion macht, auf dem Gang zu stehen."
"Ach," ätzte sie zurück und funkelte ihn an wie eine Inquisitorin. "So nennt man das heute also."
"Deine Aufmerksamkeit ist zu großzügig", schnappte er zurück. "Aber hast du jetzt nicht eine Heeresgruppe zu führen?"
Scharf zog Ernestine die Luft ein.
Ihr neues Kommando war ihr ganzer Stolz.
Tag und Nacht brütete sie über ihrem neuesten Spielzeug, kauerte über Taktikkarten und quälte ihre Soldaten mit einer Inspektion nach der nächsten. Es war das Kronjuwel ihres Besitzes.
"Du -", setzte sie an, aber das kaiserliche Gemüt fegte über sie hinweg wie eine Sturmflut.
"Ich will kein Wort von dieser Nichtigkeit hören!", fuhr Guilelmus ihnen dazwischen. Abfällig schüttelte er den Kopf. "Kinder und Politiker, wahrlich die Quelle aller Probleme! Wie schwer kann es denn bitteschön sein, euch einmal nicht gegenseitig fast umzubringen?"
"Aber-", wollte es Ernestine erneut versuchen, da kam ihr ein entschlossenes "Psssst!" dazwischen.
"Vielleicht wäre es besser, würden sich gewisse Personen eher darauf konzentrieren, ihre Pflichten ernster zu nehmen, statt sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen!"
Bei den Worten taxierte der Kaiser besonders seine älteste Tochter, die sofort zackig salutierte. Aber er sah den Schmerz hinter den grünen Iriden flackern. Rote Flecken ließen ihr Gesicht glühen.
So war das also, stellte Kuno fest.
Er bekam keine Pflichten, keine richtigen zumindest. Für ihn gab es keine hohen Erwartungen und hehre Ziele, nein, ganz im Gegenteil. Was für eine Überraschung musste es für seine Eltern gewesen sein, dass aus ihm eine halbwegs anständige Person geworden war?
Auf Diese Weise war es einfach, jede gute Erwartung mit Bravour zu erfüllen.
Für Ernestime galt diese zynische Schonfrist nicht.
Denn sie war alles, was er nie war, nie sein konnte und nie sein würde.
Sie war die Älteste.
Die Thronerbin.
Sie musste perfekt sein und noch so viel mehr.
Und wie jeder Mensch war sie dazu verdammt, früher oder später daran zu scheitern.
"Majestät, ich würde mich nur ungern in Ihre Erziehung einmischen-", fing nun auch Ophidia an, da pampte Guilelmus nur: "Dann tun Sie's auch nicht. Sie haben ein gutes Händchen für abtrünnigen Magier und Soldaten, aber lassen Sie mich mein Gefecht mit meiner Familie alleine austragen."
Ein Laut irgendwo zwischen Seufzen und Ächzen rollte über seine Lippen, dann wedelte der Kaiser mit den Fingern.
"Raus hier, ihr alle. Meine Kinder brauchen Schlaf und Sie, meine Herren, sicherlich auch. Hopp Hopp!"
Kuno bemerkte, wie die zwei Männer noch einen Blick austauschten, da machten sie sich schon über die Türschwelle und auch er wollte folgen.
"Kuno", kam ihm die Stimme seines Vaters dazwischen, bereits eine Spur sanfter. "Bleib noch. Du wolltest etwas von mir?"
Als der junge Prinz nickte, war seine Geste steif.
Vorsichtig drehte er sich um - und sah, wie sein Vater wieder auf der Chaiselongue zusammengesunken war.
Auffordernd klopfte der Monarch auf den freien Platz neben sich.
Kuno zögerte einen Moment zu lang.
Doch als er es endlich schaffte, in dem weichen Stoff zu versinken, schwiegen sich die zwei eisern an.
Wenn er ehrlich war, dann war das nicht einmal das erste Mal.
Vater. Sohn. Die Stille zwischen ihnen der stetige Begleiter.
Am Anfang hatte es ihm Angst gemacht.
Sein Vater war niemand der schwieg, der leise war. Seine Präsenz füllte Räume und spaltete Geister und Herzen, er verschwand nicht einfach so.
Doch bei ihm tat er es.
So saßen sie einfach nur da. Wie immer und doch wie nie.
Und als sie da so saßen, starrte Kuno unweigerlich auf das prächtige Porträt, das sich goldgerahmt über die ganze Wand erstreckte.
Das Abbild seines Vorfahren Abelard.
Der Volksheld.
Der Magierschlächter.
Der Gründer des Königreich Teutins und somit ihrer ganzer Nation.
Ein gefeierter, verehrter Mann, der Kuno am liebsten hätte tot sehen wollen. Kunos pure Existenz beleidigte dieses übermenschliche Wesen auf der Leinwand.
Sein Dasein allein stellte die ganze Legitimität und Heiligkeit ihrer Blutlinie in Frage.
Endlich zerbrach seine eigene kratzige Stimme die Illusion:
"Hast du es eigentlich jemals bereut?"
Etwas in der Haltung des Kaisers straffte sich.
Und doch blinzelte er seinen Sohn an und fragte: "Was?"
Schien seine Brust auch von den Worten erdrückt zu werden, so zwang er sie doch über die Lippen: "Dass ich nicht so wie die anderen geendet bin. Als Säugling in den nächsten Fluss geworfen. Wie es sich für einen Neumondmagier gehört."
Er musste seinen Vater nicht einmal ansehen, um zu erkennen, wie er erstarrte.
"Natürlich nicht! Wie kannst du so etwas nur implizieren-"
Kunos Augen hefteten sich auf seine vernarbten Finger.
"Ich weiß, was mit Großmamas Schwester geschehen ist. Sie hatte nicht einmal einen Namen. Nur ihr Dasein als Schattenmagierin. Scheinbar war das bereits genug." Beinahe wäre ein verzweifeltes Glucksen aus seiner Kehle gedrungen. "Wieso wurde also diese liebliche Familientradition mit mir gebrochen?"
Eigentlich wusste er nicht einmal, welche Antwort er gerade erwartete.
Ob er überhaupt eine wollte.
Dabei waren es so alte Fragen.
"Deine kaiserliche Großmutter ..." Der Kaiser krächzte hiflos. "Sie hatte es damals so mit dir gewollt. Das Problem lösen, bevor es überhaupt bemerkt wird. Aber - Aber deine Mutter und ich, wir konnten nicht." Seine Stimme brach und im nächsten Moment schlossen sich zwei warme Hände um Kunos Wangen. "Du bist doch mein Kind. Mein lieber Junge, du bist anders als die anderen."
"Anders als die anderen?", echote er. Waren diese Worte wie Messerstiche oder tausend Küsse? Am liebsten hätte er seinem Vater einfach seine verbrannten Hände vors Gesicht gehalten und geschrien: Warum hast du mich dann damals weggeschickt? Warum hast du mir das angetan, nachdem Ernestine mich so verstümmelt hat?
Stattdessen sagte er:
"Und Saphir? Und Palinquas? Sind das auch alles nur Ausnahmen?"
"Das hat doch damit nichts zu tun-", wollte sein Vater ihn abwimmeln, aber Kuno bestand auf ein entschiedenes: "Doch. Genau das hat es."
Für einen Moment kam nichts, dann: "Unsere Schleiereule ist eine liebe Person, der ich nichts Böses wünschen kann. Er ist ein alter Freund. Aber diese vorlaute Magierin..." Er schüttelte den Kopf. "Ophidia sagt, er weiß, was er tut. Dass das die richtige Lösung ist, mit jemanden wie ihr umzugehen."
Mit jemandem wie ihr? Fast hätte er aufgelacht, da hörte er seinen Vater sagen: "Aber deswegen bist du nicht hier, richtig?"
Ein letztes Mal holte der Prinz Luft, bevor er sprach:
"Scheinbar hat Ophidia auch einen Weg gefunden, mit jemandem wie mir umzugehen. Ich habe nämlich meine Versetzung beantragt. In die Rattenbrigade."
Schweigen senkte sich über die zwei.
Und statt zu antworten, nahm der Kaiser seinen kleinen Prinzen nur in den Arm.
Und in dem Wispern der Flammen und dem Säuseln des Sturms draußen, meinte er seinen Vater murmeln zu hören:
"Bitte, tu mir das nicht an."
Aber so sehr es Kuno schmerzte, so sehr musste er den einzigen Ausweg ergreifen, den das Schicksal ihm bot.
Dieses Kapitel verdient Anti-Gulli Propaganda. Ein Saint-Mitre slay, würde ich sagen.
Hier hätte ein Gulli Essay stehen können. Aber mein Kopf ist Matsch und bloß ungelenke Formulierungen blieben zurück 💀
Zilli im Feldmarschall-Modus.
Ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ihre Kleidung und Farbschema wirklich der Zilli in meinem Kopf entspricht.
Sie hat einfach Mascara und Eyeliner en vogue gemacht.
Sie ist ein Gener-Popstar :'D
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