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XXV. Im Krieg und in der Liebe

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Was würde die Jugend der Aristokratie nur tun, wenn es den St. Perun-Prospekt nicht gäbe?

Nun, zum einen bliebe sicherlich Zeit, sich einmal wirklich um die Bedürfnisse der Bürger zu kümmern, andererseits würde ohne wohl die ganze Alkoholindustrie Morokews hilflos zusammenbrechen.
Wodka, Palinkà und Medowucha flossen in Strömen, genug, um das ganze Frostmeer zu füllen. Ihr beißender Geruch vermengte sich problemlos mit dem Tabakrauch und Duftwassern der hohen Herrschaften zu einem betäubenden Miasma, das die ganze Spielhalle an der Prunkstraße zu ersticken drohte.
Zumindest ging es Krabat so, der wie ein Zinnsoldat hinter Vasilys Sofa aufgestellt nahezu ins Wanken geriet, während Offiziere und Künstler, angehende Diplomaten und Politiker soffen, grölten und Glück über nicht weniger als ihre Zukunft entscheiden ließen.

Noch nie hatte er Menschen um diese Leichtigkeit so beneidet.
Noch wie wäre er lieber einer von ihnen gewesen.
Denn Krabat hatte das Gefühl, hier und jetzt sterben zu müssen.

Am Nachbartisch brach wildes Gejole über den Ausgang der letzten Runde Roulette aus und die unverkennbare Gestalt des frischen Kommandeurs Lissipow sprang euphorisch auf den Spieltisch.
Seine Sohlen knallten auf Holz, Gläser klirrten und Jetons spritzten durch die Luft, während Krabat seine zitternden Hände hinter dem Rücken zusammenkrampfte und den Blick starr nach vorne richtete.
Denn er wusste, dass Vasilys Augen auf ihm lagen.
Sein Herzschlag wollte seine Brust recht platzen lassen.
Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Czornack, knirschte er innerlich. Tu, was man von dir verlangt.
Aber alles, an das Krabat denken konnte, war das warme Wasser auf seinen entblößten Gliedern und Vasilys Finger, wie sie sich fordernd in seinen Haaren vergriffen.

Er hätte niemals in diese Wanne steigen dürfen.
Und am schlimmsten: Er hätte das nicht genießen dürfen. Nicht bei seinem Prinzen.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Prinz leicht seine Lippen verzog.
"Lissipow prahlt damit, eine gewaltige Menge Swesda-Sympathisanten den Garaus gemacht zu hoben," setzte er an.
"War es wirklich so fürchterlich?"

Krabat blinzelte. Und blinzelte noch einmal.
Sein Schädel war wie leergefegt, da war nur das plötzliche Kreischen der Angst in seiner Brust.
"Pardon, Hoheit?", fragte er kleinlaut.
Der Magier schaffte es nicht einmal, den Prinzen anzusehen.

"Die Swesda", setzte Vasily sanft an. "Lissipow hat sie im Proletenmoloch niederschießen lassen. Du warst dabei. Wie schlimm war es?"

"Im Offizierskasino sagen sie, man würde noch immer das Blut von den Straße im Proletenmoloch waschen", erwiderte er bloß steif. "Die offiziellen Verlustzahlen, die der Geheimdienst belaufen sich momentan-"

Vasily ließ ihn nicht beenden. Nicht weil er ihn unterbrach, nein, nicht weil er ihn rügte, sondern indem er etwas viel schlimmeres tat.
Seine Finger legten sich um Krabats Hand und drückten sie.
Im nächsten Atemzug hauchte er einen Kuss auf seine Knöchel.
Dem Magier wurde schwarz vor Augen.
Hastig entriss er dem Prinzen seine Hand.
Der zuckte sofort zusammen.

"Krabat", setzte Vasily an. "Krabat, was ist los. Du leidest, das seh ich doch..."

Es tut mir Leid! Hätte er am liebsten geschrien.
Es tut mir Leid. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Ich hätte mich nicht so hingeben dürfen.
Ich habe meine Pflicht verletzt. Es tut mir Leid.
Nehmen Sie mich, benutzen Sie mich. Aber sehen Sie mich nicht so an.
Ich verdiene das nicht. Ich verdiene das nicht. Sie sind zu gut für mich.
Geben Sie mir doch einfach einen verdammten Befehl.

Aber er brachte kein Wort zustande.
Stattdessen begann er einen folgenschweren Fehler und sah Vasily an.

Er sah in diese ehrlichen braunen Augen. Er sah in diese Augen und sah darin diese aufrichtige Zuneigung, mit denen sie Krabat betrachteten.
Die Zuneigung, die er nicht verdiente.

Er erinnerte sich an das, was der Soldat ihn damals während seiner Ausbildung in den Gedärmen des Palastes eingebläut hatte. Er innerte sich an die Worte, die sich in seinen Kopf gebrannt hatten.
Du dreckiger Köter, hatte er gefaucht und ihm ins Gesicht geschlagen. Du kannst dich glücklich schätzen, für den Zarewitsch sterben zu dürfen.

Er spürte, wie sich die verräterischen Tränen heiß in seinen Augenwinkeln sammelten. Seine Unterlippe begann zu zittern.

"Ich- Ich habe Sie kompromittiert", würgte er hervor. " In der Wanne . Das war falsch von mir. Ich- Ich hätte mich nicht so hinreißen lassen sollen. Es tut mir Leid."

Eine fahle Blässe überzog Vasilys Gesichr.
"Krabat, wenn ich dir wehgetan- Wenn es dir unangenehm war oder deine Grenzen überschritten wurden.... dann tut es mir-"

"Es ist Gleichgültig, ob ich wollte oder nicht."
Es wäre einfacher gewesen, hätte Vasily seine Grenzen überschritten. Es wäre einfacher, hätte er einfach bestätigt, wie wenig Krabat doch eigentlich zählte und dass sein Wille unwichtig war.
Aber natürlich hatte er das nicht getan.

"Was redest du denn da? Natürlich ist es wichtig, was du-"

"Bestrafen Sie mich", platzte es plötzlich über Krabats Lippen. Ein Schluchzer kämpfte sich seine Kehle hoch. "Ich habe meine Pflicht missachtet und das tut mir Leid. Ich habe... Ich hab den Anstand verletzt. Ich verdiene es nicht anders. Ich verdiene Ihre Güte nicht. Bestrafen Sie mich."

Vasilys Miene entgleiste.
Die Reaktion hatte sich kaum in ihrer Gänze auf dem hoheitlichen Gesicht entfaltet, da schnellte Vasilys Hand vor, vergriff sich in seinem Kragen und riss ihn zu sich.
Hifllos gaben die Beine des Magiers unter ihm nach und er stürzte vor dem Kanapee auf die Knie.

"Verdammt noch mal, was ist los mit dir?", zischte Vasily. Zorn loderte in seinen Augen.
"Was möchtest du? Dass ich dich schlage? Dass ich dich wie Dreck behandle? Hörst du denn nicht, was du sagst? Bei den Narecnitsy Krabat, du bist mir wichtig!"

Das war zu viel. Das war alles viel zu viel.
Die Tränen kullerten, bevor er sie stoppen konnte.
Ich will das nicht. Ich will das alles nicht. Es tut mir Leid.
Doch das Wasser floss aus seinen Augen und es schüttelte ihn.

"Oh Narecnitsy, Krabat", fluchte Vasily, dann drückte er den schluchzenden Freund einfach an seine Brust.
Der Magier konnte sich nicht einmal dagegen wehren, stattdessen klammerte er sich um Vasily wie ein Ertrinkender an die Rettungsleine.

"Die Leute...", konnte er noch schwach protestieren, doch Vasily hielt ihn auf.

"Shhhh, die sind nicht wichtig. Ihre Meinungen sind nicht wichtig."
Stumm schwang mit, was er nicht aussprach.
Aber du bist es.
Der Prinz presste seine Lippen in Krabats Haare und Krabat vergrub sein Gesicht tief in seiner Brust.

Während die zwei da so eng umschlungen am Rande der Gesellschaft hockten, hatte sich die ganze aufgeheizte Stimmung des Kasinos sich nur auf eines konzentriert:
Die exzentrischen Eskapaden des Dmitri Lissipow. Der hatte sich nämlich mit einem schwindelerregenden Rad in einen Handstand befördert und gefährlich auf dem Tisch schwankend trällerte er aus ganzer Kehle:
"Ich schätz' unsre Freundschaft so und find Sie so nett, ich werd' dir nicht sagen, dass ich mit dir steigen will ins Bett! Schlüpfer hoch, Liebchen, werd bloß nicht rot! "

Seine Schwester, gewand in einen Gehrock aus nahezu wie Perlmutt schimmerndem Zwirn, johlte und verkündete:"Ein wahrer Poet weilt unter uns! Vivat, Polkovnik Lissipow!"

In einem letzten fulminanten Höhepunkt überschlug sich der Polkovnik und landete mit einem Bein in die Höhe gestreckt wieder auf der Tischoberfläche.

In dem Moment, als seine Stiefel auf den Tisch knallten, riss sich Krabat los.
Schwindelnd taumelte er wieder auf die Füße.
Die ganze Welt drehte sich und war aufgelöst in Wasser und Angst.

"Ich brauch frische Luft", japste er und riss an seinem eigenen Uniformkragen.
So eng. Es war alles so eng.
Die ganze Welt schien ihn ersticken zu wollen.

"Krabat-", setzte Vasily noch an, doch er hörte ihn nicht mehr. Schon hatte er sich umgedreht und eilte davon.
Er floh, daß wusste er. Er floh wie ein Feigling. Aber er war gerne ein Feigling, wenn das hieß, dass man seine Brust nicht entzwei riss.

Er taumelte durch den Gang.
Menschen und Musik verschwammen.
Lüster wurden zu blinkenden Punkten.
Der Boden löste sich auf und da war nur diese Tür.
Nur diese rettende schwarze Nacht.
Am liebsten wollte er sich in den kalten Fluss werfen, damit Frost den Scham und das Brennen in seiner Brust kühlten.
Die Angst würde einfach verdampfen.
Er könnte einfach ruhen. Die Augen schließen und -

Er rempelte einen Kellner um und Gläser zerschellten am Boden.
Krabat erwachte aus seinem Fiebertraum und purzelte zurück in die Realität.

"Verzeihung", nuschelte er kleinlaut, schon schnauzte der Mann ihn an.

"Also wirklich! Was ein Tölpel!"

"Ich- ich-"

"Passen Sie gefälligst auf, wo Sie hinrennen, Sie Armeerüpel!"
Anklagend rammte er Krabat einen Finger in die Schulter, dann stürmte er davon.
Doch der Sturmbote stutzte.
Da war Dreck unter seinen Nägeln gewesen.

Für einen Moment hätte es bloß ein beliebiger Kellner sein können. Jemand, der Krabats Bild nicht für mehr als eine Sekunde hielt. Der Anzug war simpel, die Haare pomadiert und er nahm mit einer gewissen Selbstverständlichkeit das Geschirr mit.
Aber die Details stimmten nicht. Etwas war... falsch.

Für ein solches Etablissement waren die Schuhe und ranzig, die Hände von Schwielen bedeckt und die Frisur wie das Werk eines Amateurs.
Also hatte sich Krabat schon in seine Richtung geneigt, als das undenkbare geschah, dass sie alle eigentlich hatten vorhersehen müssen.

In einer blitzschnellen Bewegung riss der Kellner ein Messer aus seinem Ärmel und rief noch im selben Atemzug:"Gegen die Tyrannei! Gegen die Aristokratie!:"
Dann stürzte er sich mit gezogener Klinge auf Vasily.
Jemand schrie, stieß den Zarewitsch von seinem Sofa, doch das Messer schoss näher, der Mann war zum Angriff in die Luft gesprungen-

Der Blitz aus Krabats Fingerspitzen zerfetzte die Luft.
Gleißendes Licht, krachend, blendend, prickelnd, elektrisierend - dann Dunkelheit. Und der beißende Geruch nach verbrannten Fleisch.

Erst langsam gewöhnten sich seine geblendeten Augen an das schummrige Licht der Spielbank, doch selbst Schemen reichten aus, um ihm das Grauen durch die Glieder zu jagen. Der verkohlte Leichnam war eine undefinierbare Masse am Boden und keine fünf Meter daneben lag Vasily.
Schreiend.
In dem Klammergriff seiner Krankheit.

"Meine Beine", jaulte er, seine Stimme nichts mehr als ein langgezogener Klagelaut. "Krabat, ich- Ich-"

Die Worte verkamen in einem Schluchzen, während Krabat neben ihn zu Boden stürzte und seinen Kopf auf den Schoß bettete.
Hilflos wanderte sein Blick herum. Weitere Angreifer? Telefon? Irgendetwas? Nichts regte sich.

"Warum steht Ihr da einfach nur herum?", kreischte Krabat hysterisch, als die versammelten Menge nur schockiert und nutzlos auf ihren Zarewitsch starrte. "Holt einen Arzt! Sofort! Los!"

Noch ehe die letzte Silbe verklungen war, klapperte es.
Krachend flogen die Türflügel zum Kasino auf, eisiger Wind fegte hinein, begleitet von einer schemenhaft Gestalt.
Für einen Moment drohte sein Herzschlag auszusetzen.

Da stand er wie auf Kommando, der Koschtschei, in jedem Arm eine leicht bekleidete Hetäre und die Augen schwarz wie Onyx. Ohne Erklärung, ohne Rechtfertigung - aber einfach da. Irgendetwas zwischen Ungeheuer und Heiligen.
Doch zielstrebig schritt er auf den Großfürst und seinen Intimus zu, hob die Arme und kryptische Worte flossen über seine dünnen Lippen.
Das Schreien und Wimmern verstummte sofort.

Krabat konnte nicht zusehen. Sein Blick wich aus, da hörte er das leise Zittern Vasilys Stimme.
"Krabat", röchelte er. "Krabat."

Er ertrug es nicht, doch er  konnte Blick nicht abwenden. Nicht von diesem fiebrig verzerrten Gesicht, das all seine Träume heimsuchte.

Vasilys schweißnasse Hand griff nach Krabats.
Fast drohte sie abzugleiten, doch der Magier packte sie instinktiv fester.

"Bleib bei mir Krabat", flehte der Prinz. "Bleib bei mir, sonst ertrag ich das alles nicht."

Krabats Lippen bebten.
"Immer. Ich bleibe immer bei Ihnen."
Dann brach er weinend über dem Prinzen zusammen.

▪︎ ▪︎ ▪︎


Über allen Dingen war die feinste Qualität eines Soldaten die Loyalität für seine Mitstreiter.
Nur waren Generäle keine Soldaten, wie Zilli bitter feststellen musste, als man sie vor den Generalfeldmarschall höchstselbst zitierte. Direkt in seine Schreibstube.

So schritt sie in ein Reich aus rotem Samt und dicken Polstern.
Sofort schlug sie die Hacken ineinander und salutierte.

Noch immer klang das Knallen ihrer Stiefel zu laut, das Klirren der neuen Epauletten zu anders.
Das Gewicht auf den Schultern war drückend, selbst die goldene Schärpe mit Quasten war wie eine Fessel.
Trotzdem blieb der Rest der Uniform geschmeidig. Elegant sogar. Respekteinflößend.
Und sie hatte ein halbes Vermögen gekostet, das sie sich eigentlich nicht hatte leisten können.
Vielleicht war auch das der große Plan des Kaisers: Sie zwingen, zu einer Steuerhinterzieherin zu werden und sie dann in den tiefsten aller Kerker werfen.

Generalfeldmarschall Lukasch aber schien sie und ihre nahezu majestätsbeleidigenden Gedanken nicht wahrzunehmen.
Er blickte kaum von seinen Papieren auf und deutete lediglich lasch auf einen der umstehenden Sessel.

"Setzen Sie sich doch bitte, Brigadier."

Stumm gehorchte sie und schon nach wenigen Sekunden trommelten ihre Finger unruhig auf der Sessellehne.

"Ich hoffe doch, meine Vorschläge zur Besetzung meines Stabes wurden angenommen?", unterbrach sie die Stille schließlich und zwang Lukasch, doch endlich aufzusehen und zu antworten.

Sein Gesicht war feist und seine Augen verschwanden hinter einem Kneifer. Weder Uniform noch Brille schienen wirklich zu passen.
Er war ein Mann des Friedens.
Lukasch war ein sanfter Mann.
Er war kein Garant für Sieg, nicht einmal ein Garant für Frieden, er war ein Garant dafür, dass die Armee nicht auf der falschen Seite der Politik stand.
Niemand, der jemals die Revolte gegen den Monarch anfachen konnte. Niemand, der Blutbäder und Heldentode ersehnte.

"Das wurde es tatsächlich." Der Marschall räusperte sich. "Obwohl ich gestehen muss, dass Sie ein wenig...unkonventionell vorgegangen sind."

Fast hätte sie gelacht.
Sie würde Hašek nicht der Tyrannei eines anderen Offiziers überlassen.
Er war zu gut für diese Gecken. Und er war ihr Freund. Der einzige, wie es ihr manchmal schien.
Sogar Kerinsk, ihr größter Widersacher und doch bis jetzt größter Verbünddter. Und auch die arme Božena. Sie hatte bereits genug an vorderster Front gelitten. Wegen Zilli. Das musste sie gutmachen.
Eine Mischung aus Magiern, Tschetiken und Ausgestoßenen - wahrlich keine Akkumulation imperialer Pracht.

"Nun, meine Ernennung zum General war ja auch recht unkonventionell. Also sollte das adäquat sein, nicht?"

"Solange Sie wissen, was Sie tun", seufzte Lukasch, als würde sie nicht alle wie die Aasgeier darauf hoffen, dass sie eben genau das nicht tat.

"Ihre Handschuhe", merkte der Generalfeldmarschall da mit schiefem Blick an. "Nur weil Sie General sind, müssen Sie sich trotzdem noch als Magierin ausweisen. Das Internationale Recht ist nicht für Sie ausgehebelt."

Abwägend blickte Zilli auf ihre eigenen Hände. Eine Vorteile für eine Tote in der Generalität Bruktiens war wohl, dass sich Handschuhe eng bis zu ihren Ellenbogen erstreckten und in goldenen Nähten endeten.
Statt bei den restlichen Generäle hatten sie aber nicht das Reinweiß wie der Löwe auf ihrer Flagge, auch nicht das leuchtende Orange eines Mitglieds der Societas Flammae, sondern ein dunkles, nahezu trübes Petrol.

"Nein, ich bin keine Feuermagierin mehr", erwiderte sie knapp, ergänzte aber auf seinen fragenden Blick noch: "Nicht mehr zumindest."

Leicht schüttelte der Mittfünfziger den Kopf.
"Ich werde euch Magier nie verstehen."

"Vielleicht müssen Sie das auch nicht, Herr Feldmarschall." Dann musste sie sich auf die Unterlippe beißen, bevor sie nachhakte: "Aber mit Verlaub, Sie haben mich nicht hierherbestellt, um meine Mode zu kommentieren, nicht wahr?"

Für einen Moment schien er zusammenzucken zu wollen, doch stattdessen stieß er ein Seufzen aus und faltete die Hände auf der Tischplatte.

"Nach Ihrer Ernennung zum Brigadegeneral sind Ihre .... Heldentaten bei Valon durchaus ins Zentrum der Aufmerksamkeit geraten. Titelseite der Nationalen Zukunft, haben Sie die Ausgabe schon gesehen?"

Zilli schüttelte den Kopf, da schob Lukasch ihr schon die Zeitung entgegen.
Zögernd faltete Zilli sie aus- und stieß mehr aus Gewohnheit als allem anderen einen zischenden Atemzug aus.

Es war die erste Seite der Nationalen Zukunft und ihr eigenes Gesicht starrte ihr entgegen. Nicht ihr wirkliches Gesicht, keine Fotografie und doch... Die Kohlezeichnung hatte in wenigen Strichen ihre Züge eingefangen. Das Spitze Kinn, die krausen kurzen Locken, die gerade Nase und das Narbengeflecht ihrer Wange, verborgen im Schatten ihrer Schirmmütze.
Darunter prangte ein Schriftzug.

Generalin Palinquas. Die Heldin von Valon. Das gute Gewissen ihres Volkes.

"Medien vergessen schnell", mahnte Lukaschs heisere Stimme. "Helden kommen und gehen in Kriegen. Lassen Sie sich das alles bloß nicht zu Kopf steigen. Sie haben Verantwortung. Eine Pflicht. Entweder spielen Sie nach den Regeln oder... Es wird kein schönes Ende geben. Ich erwarte, dass Sie die Befehle des Generalstabs befolgen. Wir haben keinen Platz für Individualisten."
Mit spitzen Fingern angelte er das Zeitungsblatt aus ihren Fingern und hielt es über eine Kerze.
Im nächsten Moment sah sie ihr Gesicht in den Flammen verbrennen. Wie damals. In Valon.

Zilli musste mehrmals schlucken, bevor sie sich eine Antwort entlocken konte.
"Natürlich."

Lukaschs Antwort war ein langgezogenes Seufzen, dann verschwand seine Hand unter dem Schreibtisch und zog eine kleine Glasphiole hervor, die an einer goldenen Kette baumelte.
"Ich habe ein Geschenk für Sie. Hier."

Als Zilli den Gegenstand annahm, bemerkte sie die Flüssigkeit, die innerhalb des Fläschchens schwappte.
Wortlos hob sie eine Braue.

"Silberschatten, weil die Flüssigkeit so klar ist", informierte er sie. "Tragen Sie es am Besten ab heute immer bei sich."

Der Name reichte aus, damit Cäcilie verstand.
"Ein Gift?" Zilli schaffte es nicht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Lukaschs schuldbewusstes Hadern war schlimmer als jedes Geständnis.

"Ein gnädiger Tod", brachte er endlich hervor. "Es ist schwer, sich selbst mit der Pistole zu richten, habe ich mir sagen lassen. Und es ist schneller als vergleichbare Substanzen. Nur kurzer Schmerz und nach einer halben Minute ist es ganz vorbei."

"Das ist es also? Das Ende?"

"Es ist eine Verschwendung, wissen Sie das? Es tut mir wirklich Leid für Sie. Aber es ist der Weg des Kaisers und ich nur sein Diener. Ich fürchte, es gibt für Sie kein Entkommen."

Sie blickte hoch, über den Schreibtisch des Marschalls. Dort hing das Porträt des Souverän und blickte auf sie herab. Unter den Schnurbartspitzen schienen seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln gekrümmt.

Zilli sagte lange nichts, doch schließlich meinte sie: "Wer besiegt schon den Tod?"

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