X. Valons Erbe
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Man sagte, würde das mit Wasserstoff gefüllte Luftschiff nach Kontakt mit Feuer und Sauerstoff von einer Knallgasreaktion zerfetzt werden, so blieb eine knappe halbe Minute, bis es vollkommen am Boden zerschellte.
Wann diese Reaktion genau auftrat und ob das Sigille Zilli auch wirklich vor den Flammennetz bewahren konnte, bevor das ineinanderfallende Metallgerüst sie vollkommen unter sich begrub, stand auf einem ganz anderen Papier geschrieben.
Egal, was sich in den nächsten Sekunden also abspielen würde, Zilli hätte höchstens etwas mehr als diese halbe Minute.
Doch egal wie analytisch ihre Gedankengänge auch waren, nichts konnte sie hierauf wappnen.
Das Monstrum des Metallgerüsts ächzte über ihr, der Boden wankte hunderte Meter über der Erde und dichter Qualm brannte in ihren Augen.
Eine Erschütterung erfasste das Luftschiff und automatisch klammerte sich Zilli an der Reling fest, während die ganze Welt für einen Moment zu kippen drohte.
Wind zerrte an Haaren und Gliedern, trotzdem kämpfte sie gegen Böen und Rauch an, indem sie sich an der Reling immer mehr Richtung Eingang des Innenraums hangelte und brüllte:
"Hallo? Ist da wer?"
Dann, ganz leise, hörte sie eine zarte Stimme beten.
"Drei im Himmel, drei auf Erden, drei im Schatten.
Die erste zieht den Faden des Lebens ins Licht der Welt, die zweite spinnt sein Schicksal, die dritte schneidet ihn ab.
Seid meinem Faden gnädig, spinnt weiter das Rad!"
Nach weiteren Schritten hatte Cäcilie sie erreicht, eine Frau mit bereits ergrauenden Haaren und der verschmierten Uniform einer Maschinisten, die sich in knieender Haltung um die Brüstung klammerte.
"Wo sind die anderen?", rief die Magierin gegen den Wind, doch die Frau sah nur mit glasigen Augen zu ihr hinauf.
"Sind sie eine Walküre? Bringen sie mich jetzt in die zweite Welt?"
Leicht verzog sie die Lippen, bevor sie hastig entgegnete:"Nein, ich bringe sie in Sicherheit. Aber sagen Sie, wo ist der Rest der Besatzung?"
Die Maschinistin öffnete ihren Mund, dann fetzte ein Schuss durch die Luft.
Augenblicklich schossen ihre Augen zu den Fliegern, doch die schossen nur mit dumpfen Rattern auf den Feind.
"Sie wollen nicht in den Flammen sterben", murmelte sie abwesend. "Die Kugel ist gnädiger."
"Warten Sie hier", bellte Zilli ihr noch knapp zu, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und durch die Tür ins Innere stolperte.
Doch bei den drei, wohin sollte man in diesem fliegenden Sarg schon entfliehen?
Schon im ersten Moment schlug ihr eine Wand aus Rauch entgegen und hustend kämpfte sie gegen die Schwärze.
Trübes Licht sickerte durch die zerschossenen Scheiben und sie erkannte die Amaturen, die vollkommen zerstört und nutzlos jegliche Kontrolle über das Schiff verwehrten.
Dann sah sie die Leichen.
Sie bedeckten den Boden wie die Spielzeuge eines unordentlichen Kindes, bewegungslose Puppen in deren Mitte ihr Kapitän mit seiner goldenen Schirmmütze stand, die Pistole erhoben, um sich selbst zu richten.
"Aufhören! Sofort!", krächzte sie gegen den Schleier aus Qualm und riss den Mann lange genug aus der Fassung, damit er verwirrt blinzeln und sie ihm die Waffe aus der Hand schlagen konnte.
"Was tun Sie da?" Seine Stimme war ein Röcheln und aus der Nähe konnte sie seine zitternden Glieder erkennen.
Wenn das so weiter ging, brauchte er bald die Waffe ohnehin nicht mehr - die Rauchvergiftung würde ihn erledigen.
"Sie retten! Also kommen Sie mit zu Ihrer Maschinistin!"
Sie hatte ihm am Arm gepackt, doch fast schon panisch riss er ihn zurück.
"Ein Kapitän verlässt nicht das sinkende Schiff!"
"Das Schiff wird aber untergehen, mit oder ohne Ihnen. Was hat dieses Opfer denn für einen Sinn?"
Beinahe hätte sie verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, doch der Mann verkrampfte sich in einem bitteren Hustenanfall, bevor er hervorwürgte:
"Ehre. Kapitänsehre."
Vielleicht war sie einfach zu atheistisch und resigniert, um all das noch zu begreifen, doch trotzdem machte es Klick in ihrem Hinterkopf.
Für Heimat und Ehre, stand auf jedem Koppelschloss eines Soldaten geschrieben, also griff sie auf das Mittel eines jeden Demagogen zurück.
Patriotismus.
"Aber Ihr Heimatland braucht Sie doch! Der Kaiser braucht Sie. Ist es denn nicht Ehre genug, alles zu geben und jede Möglichkeit des Soldatentums auszuschöpfen, statt sich in den Tod zu flüchten? Gerade jetzt braucht es gewissenhafte Kapitäne, die so auf...Ehre achten!"
Sie glaubte vielleicht einmal die Hälfte von dem, was sie sagte, doch seien es ihre Worte oder der erdrückend Rauch, der Mann schwankte und Zilli hatte ihn bloß gepackt, damit sie ihn stur hinter sich herschleifen konnte.
Jeder Schritt fraß sich durch ihre Beine, sie musste sich an Wänden und Reling abstützen, doch endlich erreichten sie die noch immer betende Maschinistin.
Mit einer Hand um den Kapitän, streckte sie die andere nach deren Schulter aus, da bemerkte sie es.
Hätte es unmöglich nicht bemerken könne.
Es war wie eine kalte Hand, die über ihren Rücken glitt und automatisch schossen ihre Augen hinauf.
Ihr Blick klebte an dem Kampfflieger der Dutvari.
Unverkennbar flatterte ein goldener Schall wie ein Banner von ihrem Hals.
Sie schluckte.
Shruti hatte ihr ein Schmuckstück von unfassbaren Wert geschenkt und Zilli ihr bloß diesen verdammten Seidenschal.
Und trotzdem war sie jetzt hier, hunderte von Metern über dem Boden und trotzdem nur einen Wurf entfernt, und trug ihn.
Dann geschah alles ganz schnell.
Die bruktischen Flieger agierten wie aus dem Lehrbuch. Sie schossen wie Pfeile aus der Richtung der Sonne, damit jeder, der zu ihnen sah, geblendet wurde. Keinen Moment später begann das wilde Rattern ihrer Waffen und bevor Shruti hätte reagieren oder Zilli einen Schrei ausstoßen können, ging der Heck ihres Fliegers in Flammen auf.
Der dutvarische Tiger auf dem Metallgehäuse verglühte sofort.
Hätte ihr Herz noch geschlagen, spätestens jetzt hätte es einen Sprung gemacht. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben und mit weit aufgerissen Augen konnte sie nur beobachten, wie der Flieger in die Tiefe torkelte. Ein abgeschlossener Vogel, der drohte, über das dem Untergang geweihte Luftschiff in das selbe Schicksal zu fallen.
Terror kroch ihren Nacken hinauf, als sie sich an Rattniks Worte erinnerte.
Keine Fallschirme.
Doch dann sah sie die schmale Gestalt, die auf dem untersten Flügel des Doppeldecker balancierte, gerade, als dieser über das Luftschiff sauste - und absprang.
Zilli dachte nicht lange nach.
Sie ließ die Maschinistin loß, streckte ihre Hand aus und krallte alle Magie zusammen, die sich traute zu verpulvern.
Blau so hell dass es fast bis zur Weißglut getrieben wurde, entsprang ihren Fingerspitzen und riss einen Spalt in die Zwischenwelt.
Es war, als würde sie sich selbst in zwei Teile reißen. Doch sie biss ihre Zähne zusammen, bis das Portal als flackernde Scheibe vor ihnen schwebte.
"Dadurch", postuliert sie. "Sofort. Es bringt euch hinter die Front. Sucht dringend das nächste Lazarett auf."
"Aber-", setzte der Kapitän an und Zilli unterbrach ihn.
"Jetzt. Ich kann's nicht lange halten."
"Mögen die drei uns beistehen", wisperte die Maschinistin bloß, dann packte sie den Kommandeur und zog ihn durch die Schleuse zur anderen Seite.
Kaum waren sie hindurch, ließ sie das Portal zusammenbrechen und stützte zittern ihre Hände auf den Oberschenkel ab.
Kurz wagte sie es, die Augen zu schließen, doch sie hatte keine Zeit.
Also verbrannte sie eine der letzten Stränge Magie in ihrem Körper.
Im nächsten Wimpernschlag spuckte die Zwischenwelt Zilli auf der Spitze des Luftschiffes aus.
Das straffe Tuch ächzte sogleich unter ihren Füßen.
Wind peitschte ihr ins Gesicht und trieb ihr tausende Nadeln aus Eis in die Wangen, doch als sie es schaffte, blinzelnd die Augen zu öffnen, sah sie Shruti, die ihr Messer in den dicken Leine vergraben hatte und sich damit gegen die Böen stemmte.
Und für einen Moment schien die ganze Zeit für sie stillzustehen.
Im nächsten Moment blickte Shruti aus ihren dunklen Augen zu ihr auf und alles, was ihr vielleicht auf der Zunge gelegen hatte, verschwand.
Cäcilie wollte sie küssen, in den Arm nehmen, schluchzen und ihr im selben Moment vor das Schienbein treten.
Aber ihre Hand zuckte nur zu der Pistole an ihrem Gürtel.
Und während sich das kalte Metall gegen ihre Haut presste, konnte sie nur feststellen, dass die Stimme der Dutvari noch nach einem Jahr schöner klang als jeder Samt.
"Ein romantisches Rendevousz? Ich bin verblüfft von der Aussicht, aber deine Aufmachung ist gerade mehr Schmauch als Kavalier."
Shruti versuchte sich an einem leisen Lachen, aber Zilli entwich nur ein undefinierbarer Laut.
"Du hast den Übergang von Seide zu Leder und Leinen überraschend gut gemeistert", brachte sie schließlich doch hervor, während die Hand an der Waffe taub herabglitt.
Langsam wanderte Shruti Hand zu ihrem seidenen Schal, als sie hauchte:"Nicht ganz."
Egal wie sehr der Schmauch in ihren Gesicht klebte, egal wie wirr ihr die kohlschwarzen Locken ins Gesicht fielen , sie war noch genauso schön wie damals, als Zilli sie zum ersten Mal in Valon gesehen hatte.
Nur hatten da noch Springbrunnen statt Kratern die Landschaft geziert, Heilquellen statt Säurebächen gegluckert und statt Soldaten war die Spitze der Gesellschaft an den Promenaden flaniert.
So waren sie sich dort begegnet.
Eine Magierin und eine verbannte Prinzessin
Eine Todgeweihte und eine Exilantin.
Zwei Getriebene.
Sie erinnerte sich noch gut daran, als sie in einer Spätsommernacht auf dem Dach irgendeiner Villa gesessen hatten, die Augen zu den Sternen gewandt und eine Flasche Wein zwischen ihnen.
Zilli hatte bereits ihren Hut abgelegt und die Anzugsjacke aufgeknöpft, doch dafür ließ das fahle Mondlicht Shrutis rotes Satingewand und die goldene Maske auf ihrem Gesicht noch schöner schimmern - genauso wie das Armband aus Adamium, das sich geformt wie eine Schlange um ihr Handgelenk wand.
Zilli hatte sich sofort bei dem Anblick versteift. Ihre Finger zuckten.
"Sehen Sie uns doch nur an", hatte sie geschnaubt. "Sie eine Runenkünstlerin. Ich eine Magierin. Sollten Sie mich nicht in Ketten sehen wollen, statt... statt dem hier?"
Shruti aber hatte nur aus ihren samtenen Augen zurückgeblickt und sich zu der anderen vorgebeugt.
Ihre warmen Lippen hatten Zilli Ohr gestreift, als sie wisperte:
"Meine Liebe, eigentlich wollte ich Sie ja noch anständig zum Essen ausfüren, aber wenn Sie so auf die Seile bestehen..."
Scham war heiß in Zillis Wangen geschossen, doch bevor sie etwas hatte erwidern können, umschlossen Shrutis zarte Finger ihre Wangen, als sie ihre Stirnen gegeneinander presste und lediglich sagte:
"Wir sind mehr als so etwas, Cilia. So viel mehr."
"Was bei den drei hast du dir dabei gedacht, ein verdammte Flugzeug herbazuspringen? Auf ein abstürzendes Luftschiff?", forderte sie auf und versuchte die Gedanken an diesen Abend abzustreifen wie einen Mantel. Nur um festzustellen, dass die Welt dafür zu kalt war.
Ein Schnauben drang zu ihr. Doch egal wie hart der Ton, es ließ sie eine Wärme fühlen, die sie für vergessen geglaubt hatte.
"Also hätte ich lieber auf dem abstürzenden Flugzeug bleiben sollen? Ich hatte einfach gehofft, dass der überaus charmante, dafür aber umso schlechter gekleidete blinde Passagier klug genug war, einen Ausweg zu haben."
Zilli biss sich auf die Unterlippe.
"Ich hatte Angst um dich!"
"Du? Angst um mich?" Sie stieß ein heiseres Lachen aus ."Wie denkst du, ist es mir ergangen? Bis vor fünf Minuten war ich ein halbes Jahr lang davon überzeugt, dass du tot bist! Ich dachte, ich hätte dich verloren." Mit diesen Worten sprang sie auf, ihre Unterlippe bebte bedrohlich und Zilli hatte das Gefühl, ihr Herz müsse ihr jeden Moment aus der Brust fallen.
"Keine Sorge", murmelte sie, bezweifelnd, dass der heulende Wind ihre Worte überhaupt zu Shruti trug. "Die Pforten zur Unterwelt sind für mich geschlossen."
Die drei Moiren mussten sie wahrhaftig hassen.
Denn ihre halbe Minute startete jetzt.
Noch ehe ihre letzte Silbe geendet hatte, gab das Luftschiff das Röhren eines wilden Tieres von sich.
Es knisterte.
Und das Hydrogen explodierte.
Feuer. Wasserstoff. Sauerstoff.
Das Produkt dieser Reaktion war wohl Wasser, doch Zilli sah nur die Flammensäule, die in den rauchigen Himmel schoss und dessen Grau verschlang.
Die Erschütterung der Maschine riss sie fast von den Beinen und vom Ort der Explosion kletterte das Feuer in rasender Geschwindigkeit über die dicken Stoffbahnen und hinterließ nur das glühende Metallskelett des Giganten.
Es kannte weder Halt noch Gnade.
Ein letztes Mal sah Shruti sie an, dann sprintete sie los und stieß sich und Zilli hinab in den Abgrund.
All ihre Sinne wurden geschluckt vom Zischen der Luft, vom Ziehen der Schwerkraft an all ihren Gliedern.
Schneller, immer schneller schossen sie herab. Ein unaufhaltsamer Taumel.
Nur damit einige dutzend Meter weiter das Luftschiff in einer Flammenwolke zerbarst.
"Shruti!" Ihre eigenen Schreie hörte sie nicht im Wind. Der selbe Wind, der die zwei auseinanderzureißen drohte.
Panisch angelten sie nach ihren Fingerspitzen, während die Welt an ihnen vorbeiraste.
Sie berührten sich, verloren sich erneut, bis sie nach grausamen Sekunden ihre Hände verhakt hatten.
Cäcilie wartete nicht.
Sie raffte die Überreste ihrer Magie zusammen und schleuderte alles, was ihr blieb, in die Zwischenwelt.
Die Krux bei Teleportationszaubern war nur, dass er weder Fallbeschleunigung noch Impuls aufhalten konnte.
Der Aufschlag schmetterte sie gegen die Erde und ein lautes Knacken zerbrach die Luft, bis sie glaubte, ihr ganzer Körper müsste in Scherben liegen.
Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen und verzog ihre Züge.
Pochendes Stechen zog durch ihren Brustkorb und ihr Sternum drohte unter dem Druck zu brechen.
Gleichzeitig purzelte Shruti auf Zilli, wurde abgefedert, nur um neben ihr auf den Grund zu schlagen und zu keuchen, als das Aufkommen ihr die Luft aus den Lungen presste.
Dann, mehr röcheln als sprechend, entkam es ihr:"Wir leben ja noch!"
"Alles gut?", wollte Zilli sagen, aber nur ein Gurgeln entwich.
Die Dutvari richtete sich am ganzen Körper schlotternd auf und Blut tropfte von einer Platzwunde von ihrer Augenbraue herab.
Daraufhin entwich ihr ein Fluchen.
"Bei Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung, jeder Physikus läuft weinend davon, wenn er dich sieht!"
Bevor Zilli hätte protestieren können, hatte sich Shruti zu ihr gerobbt.
Vorsichtig tastete sie den Kopf der Braunhaarigen ab, bevor sie die Stirn kraus zog.
"Du blutest ja nicht einmal. Cilia, was-?", murmelte sie bloß, tätschelte dann aber doch ihre Wange, was Zillis Sichtfeld in ein Kaleidoskop aus Farbspritzer verwandelte.
"Ich glaube, wir müssten uns die ein oder andere Stunde Zeit nehmen, um das zu erklären."
"Keine Sorge, ich werde schon einen meiner Chirurgen dazu bringen, dich wieder zusammenzuflicken."
"Deine Chirurgen?", echote sie rau. "Ich präsentiere mich dem Feind doch nicht auf dem Silbertablett, indem ich direkt in deren Lazarett renne."
Shruti hob eine Braue, ihr Blick wanderte zu Zillis malträtierten Beinen.
"Rennen tust du erst einmal nicht."
"Das Prinzip bleibt gleich."
Sie sah, wie Shruti die Augen verdrehte. "Die grenzenlose Weisheit der Cäcilie Palinquas. Wie kannst du nur glauben, dass ich dich noch einmal zurücklassen?"
"Nein", protestierte sie nur, diesmal kräftiger.
Shruti blinzelte einmal, dann noch einmal, als könne sie es nicht fassen, dass man der Prinzessin gerade widersprochen hatte.
"Du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, dein Heil in dieser - dieser Eroberungsarmee zu finden! Was verspricht du dir hiervon? Einen Heldentot? Das ist es nicht wert."
"Entschuldigung?", spuckte sie ihr fast ins Gesicht. "Vielen Dank dafür auch! Nette Einschätzung von jemandem, dessen Kontinent eigentlich nichts hiermit zu tun haben sollte."
Abrupt stand sie auf und taumelte einige Schritte zurück.
Ihre Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen.
"Denkst du, ich will hier sein? Denkst du ich mag es, meine Leute auf fremden Boden bluten zu sehen?", zischte Shruti, ihre Hände zu zitternden Fäusten geballt.
Cäcilie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ein Tut mir Leid Klang zu fad und hohl dafür.
Also wollte sie einfach nur nach Shrutis Hand greifen, aber die erstarrte zu einer Salzsäure.
Ihre Augen fixierten sich auf einen Punkt hinter Zilli und das Braun ihrer Wangen wurde aschig.
"Cilia!" Ihre Stimme wankte. "Was - was ist das?"
Sie sah den Schrecken in ihren Augen und trotzdem wurde jede Faser ihres Körpers in Brand gesetzt.
Hinter ihr sah sie die verkohlten Überreste einer Leiche.
Inmitten der Verödung, die Adern aus leuchtenden Blau durch das ganze Land jagde.
Aber das war kein Grauen im Vergleich zu diesem...Anblick.
Kaum mehr as ein verrenkter Körper aus schwarzem Staub, allein das glänzen eines Koppelschlosses stach klar hervor.
Ohne nahe genug zu sein, um zu sehen, was darauf stand, wusste Zilli es schon.
Für Heimat und Ehre.
Denn es war ihre eigene Leiche.
Ihr Rücken krümmte sich unter der Erkenntnis und den Erinnerung, als hätte man sie kopfüber in siedendes Öl getaucht.
Jeder Muskel schlotterte und ein Keuchen entschlüpfte ihre Lippen, als Bruchstücke des Tages in ihre Haut schnitten, an dem sie alle Hoffnung ihres todgeweihten Körpers in dieses Zitat von Ravenna gesteckt hatte.
Bis sie ihre Magie, ihre ganze Seele, aus dem eigenen Leib gerissen hatte, bevor ihr Körper hatte ausbluten können.
Und jetzt regten sich die kalten blauen Flammen wieder in ihrer Magengrube.
"Cilia!" Shrutis Stimme klang panisch. Ihre Hände umklammerten Zillis Schultern, als würde sie sonst auf den Boden kippen.
"Bitte", brachte die Majorin hervor. "Geh. Geh jetzt. Eure Stellungen sie- wir haben-"
Ihre Stimme riss ab.
"Ich kann dich hier nicht alleine lassen. Nicht noch einmal", entgegnete Shruti und legte ihre weichen Hände auf die Wangen der Majorin, aber Zilli krächzte nur:"Bitte."
Sie zögerte, Sekunden krochen ins Land, dann noch ein geröcheltes:"Bitte."
"Lass mich das nicht bereuen", flüsterte die lediglich als Antwort.
Langsam, als würden sie auftauen, lösten sich die Finger der Prinzessin von ihr, dann hörte sie ihre wankenden Schritte - und Zilli ergab sich dem windenden Drachen in ihrem Bauch.
Denn das war der Ort, an dem Shruti ihr die Kugel ins Bein gejagt hatte.
Sie hatte es nicht gewollt. Natürlich nicht. Niemand von ihnen hatte das.
Aber trotzdem war es geschehen.
Und jetzt waren sie hier.
Was lehrt uns dieses Kapitel?
Shruti ist horny und Zilli ein Simp.
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