Kapitel 5
Ich wachte wie immer von dem klingeln meines Weckers auf. Ein Wunder war geschehen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Das erste Mal seit meine Eltern tot sind und meine Schwester verschwunden ist, habe ich von etwas anderem geträumt, als von ihnen.
Ich hatte von ihm in meinem Traum geträumt. Aber wieso habe ich über ihn geträumt? Über Wladyslaw. Ich war komplett verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Ach, das war jetzt wahrscheinlich auch egal. Hauptsache ist, ich hatte heute Nacht keinen Alptraum mehr.
Ich schaute auf meinen Wecker und stellte mir erst einmal die Frage warum er überhaupt schon so früh geklingelt hat. Da fiel es mir wieder ein. Ich wollte ja noch zu Ramond gehen und wegen Wladyslaw nach fragen. Also stand ich auf und fing mit meiner täglichen Routine an. Ins Bad gehen, mich anziehen, etwas essen, usw.
Meine Schultasche nahm ich auch schon einmal mit, dass ich nicht extra noch einmal hierher zurück in mein Zimmer muss. Außer ich muss Wladyslaw noch abholen, falls er auch mit in die Schule geht.
Ich machte mich auf den weg zum Büro von Ramond und nahm wie meistens die Treppe. Beim Büro angekommen klopfte ich einmal fest gegen die Tür. Ich wartete und kurz darauf erklang auch schon die Stimme von Ramond und rief mich herein. Ich öffnete die Tür und lief in sein Büro.
„Hallo Ramond", grüßte ich ihn. „Hallo Vicky, setz dich bitte", grüßte er mich zurück. Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Pult. „Hast du eine Frage", fragte mich Ramond. „Ja, es geht um Wladyslaw. Ich wollte wissen ob er ab jetzt auch auf meine Schule geht? Wenn ja, dann könnte ich ihn jetzt mitnehmen, wenn ich zur Schule gehe, und ihm alles zeigen", sagte ich zu Ramond. Der antwortete mir:„Wir wissen es noch nicht genau, aber es könnte sein dass er in nächster Zeit auch irgendwann auf deine Schule gehen wird. Aber erstmal wird er noch die letzten Tage, bevor ihr nach Dänemark geht, hier unterrichtet, weil es sonst nur noch komplizierter wird, wenn ihr dann ja beide von der Klasse getrennt werden musst, um zu ermitteln und nachforschungen zu machen. Ich denke, dass verstehst du." Ich nickte.
Innerlich hatte ich mir das eh schon gedacht. Ich bedankte mich bei Ramond und verabschiedete mich dann auch schon, da ich jetzt auch langsam in die Schule musste. Ich verließ die Hauptzentrale und machte mich auf den Weg zur Schule. Da kammen mir wieder die Gedanken an Triton hoch. Meine Laune war auf einmal im Keller. Ich war gespannt darauf was heute passieren wird und ob ich überhaupt noch lebend wieder dort rauskommen würde. Triton durfte man auf keinen Fall unterschätzen. Ich hoffe wirklich inständig, dass alles gut ausgehen wird.
Aber ich glaube irgendwie, dass er tief in seinem Herzen ein ganz guter Mensch ist. Meine Vermutung ist nämlich, und ich glaub auch, dass ich damit Recht habe, dass er selbst Angst hat gemobbt zu werden und deshalb zu gemein zu den anderen ist, damit sich niemand traut, sich mit ihm anzulegen. Aber wer weiß, vielleicht liege ich auch ganz falsch.
Ich kam der Schule immer näher und mein schlechtes Gefühl wurde immer nur noch schlimmer. Noch ein paar Meter dann hatte ich den Schulhof erreicht. Ich atmete noch einmal tief durch und betrat das Schulgelände. Nirgends war die Idioten Gang in Sicht. Aber das konnte ja noch nichts heißen. Ich musste einfach mega vorsichtig sein heute und dann war ich ja sicher, weil bis nach Dänemark werden sie wahrscheinlich nicht kommen, um sich an mir zu rechen.
Ich bin mir sicher dass die Idioten Gang sich bei mir rächen will dafür dass ich sie verpetzt habe. Aber wann sie das machen werden davon habe ich keinen Plan. Ich steuerte auf die Tür zu. Ich hielt die ganze Zeit Ausschau. Ich versuchte mich so unauffällig wie möglich zu bewegen. Bald habe ich meinen Schließfach erreicht. Hoffentlich lauern sie mir nicht hier wieder auf, so wie letztes Mal. Aber wie vorher waren sie immer noch nicht in Sicht. Ich schloss meinen Schließfach auf und holte die Schulsachen raus, die ich heute brauche. Und dann machte ich mich auch auf den Weg ins Klassenzimmer.
Ich war schon relativ spät dran. Es konnte ja auch sein, dass die Idioten Gang schon in ihrem Klassenzimmer ist und auf den Lehrer wartet, aber das ist wahrscheinlich eher unwahrscheinlich. Ich hoffe ich komme noch pünktlich zum Unterricht, in 2 Minuten beginnt er schon. Ich bog und die Ecke und atmete tief durch. Die Idioten Gang war zum Glück nicht hier. Schnell lief ich den Flur entlang und dann in mein Klassenzimmer hinein. Nun war ich einigermaßen in Sicherheit, da ja bald Herr Wienerwald kommen würde.
Roxy war schon hier. Sie lächelte mir aufmunternd zu. Ich konnte ihr Lächeln aber nicht richtig erwidern. Ich setze mich an den Tisch und wartete die letzte Minute schweigend auf Herr Wienerwald. Roxy zwang mich zum Glück auch nicht darüber zu reden.
Und dann kam auch schon Herr Wienerwald:„Hallo alle zusammen. Ich hoffe ihr freut euch schon auf die Klassenfahrt. Denkt bitte daran noch die Rechnung zu bezahlen. Ich habe noch nicht von allen das Geld überwiesen bekommen. Wer es noch nicht hat, überweist es mir bitte heute noch. Dann habe ich hier noch eine Liste für euch, wo die Sachen draufsteht, wo ihr mitnehmen solltet. Ich weiß, dass ist sehr kurzfristig, aber ich denke, das meiste habt ihr eh schon Zuhause. So, dann machen wir jetzt noch ein bisschen Mathematik, bevor ihr eine Woche Pause habt. Achso, ihr habt heute zwei Stunden früher aus, da Frau Wunder krank ist." Alle brachen in Jubel aus. Besser konnte es doch nicht mehr kommen. Und dann begannen wir auch schon mit Mathematik.
Das Thema ist eigentlich gar nicht so schwer. Wir hatten quadratische Funktionen. Mathematik verstand ich eigentlich ganz gut und es machte mir auch richtig Spaß. Und so gingen die zwei Stunden auch relativ schnell. Danach hatten wir noch Erdkunde. Darin bin ich auch ziemlich gut, da ich als Agentin ja auch wissen muss, wo was liegt. Und dann war die Schule für uns auch schon aus.
Während die anderen Klassen alle in die Pause strömten, packten wir langsam unsere Sachen zusammen. Niemand hatte es so richtig eilig und viele unterhielten sich auch noch mit den Freunden.
Ich unterhielt mich auch noch etwas mit Roxy:„Nur noch drei Tage und dann gehen wir auch schon auf Klassenfahrt. Langsam freue ich mich doch auf Dänemark. Es wird bestimmt richtig cool. Denkst du nicht auch, Roxy?" „Doch, auf jeden Fall. Das versuche ich dir schon die ganze Zeit klar zu machen", Roxy lächelte, wie wenn sie stolz auf sich wäre, dass sie mich endlich umgestimmt hatte. „Ich muss jetzt gehen. Tschüss", sagte Roxy zu mir. Ich wünschte ihr noch ein schönes Wochenende und dann ging Roxy auch schon nach Hause.
Ich verließ auch langsam das Klassenzimmer und ging in Richtung der Schließfächer. Genau wie heute morgen war ich immer noch sehr vorsichtig unterwegs und hielt die Gegend im Blick. Wer weiß wo sie lauern werden. Ich ging sehr langsam um auch alles richtig gut scannen zu können. So werden sie mir bestimmt auffallen, wenn sie sich mir nähern.
Dann hatte ich endlich die Schließfächer erreicht. Ich kramte meinen Schlüssel aus meiner Tasche und schloss das Schließfach auf. Ich holte alle Schulsachen, die ich nicht mehr brauchte heraus, da wir keine Hausaufgaben in diesen Fächern hatten. Dann steckt ich den Schlüssel wieder in meinen Rucksack. Es war so cool, das wir heute schon früher Schule aus hatten. So haben wir noch etwas mehr Zeit uns auf die Klassenfahrt vorzubereiten. Immerhin geht sie 4 ganze Wochen.
Ich drehte mich um und erstarte. Dort am Ende des Flures stand die Idioten Gang. Sie sahen alle so wütend aus, dass man glatt Angst bekommen könnte. Sie liefen zielstrebig auf mich zu. Hinter ihnen erkannte ich Jolka und Asta. Wieso hatte ich sie nicht gehört, so wie sie durch den Flur gestampft sind. Mein Herz pochte immer schneller. In was bin ich da nur hineingeraten.
Ich schnappte mir meinen Rucksack und ging ganz langsam rückwärts. Nur noch um die nächste Ecke dann konnte ich mich umdrehen und wegrennen. Aber der Abstand zwischen uns wurde immer kleiner. Wenn ich jetzt anfangen würde zu rennen dann würden auch die Idioten Gang anfangen zu rennen. Sie sind alle verdammt schnell. Ich weiß nicht ob ich ihnen so entkommen würde. Also mache ich es auf die vorsichtige Art.
Ich kam der nächsten Ecke immer näher. Aber der Abstand zwischen uns wurde auch immer kleiner. Und dann war ich an der Ecke angekommen. Ich drehte mich um und rannte los. Nur, was mir erst nach kurzem auffiel war, dass das keine schlaue Idee gewesen war. Ich hätte lieber die Treppe nehmen soll die kurz vor der Biegung des Schulflures war. Ich war nämlich in einer Sackgasse gelaufen. Hier waren nur lauter Klassenräume.
Aber anstatt stehenzubleiben rannte ich lieber immer weiter den Flur hinunter. Ich wusste dass es hier kein Ausgang mehr gab aber vielleicht war ja irgendeine der Klassenzimmer aufgeschlossen. Dann konnte ich mich darin verschanzen und hoffen dass sie mich nicht fanden. Aber wie das Schicksal es wollte, waren die Klassenzimmer entweder abgeschlossen oder es befanden sich Schüler in den Klassenzimmern, die gerade Unterricht hatten.
Ich hätte zwar in einer der Klassenzimmer hinein stürmen können aber das hätte großes aufsehen erregt und die Idioten Gang hätte dadurch nur noch mehr Ärger bekommen und das wurde heißen, dass sie sich erst recht bei mir rächen wollen. Also suchte ich vergeblich nach einem offenen und leeren Klassenzimmer.
Ich hörte die Schritte hinter mir. Sie wurden immer lauter. Ich hatte nur einen kleinen Vorsprung und nach dem Geräusch zu urteilen holten die Idioten Gang auch immer mehr auf. Nicht mehr lange und dann würde der Flur enden. Nur noch ein paar Meter und dann war ich auch schon an der Wand angelangt. Ich drehte mich ganz langsam um.
Ich hoffte so sehr dass das alles nur ein schrecklicher Alptraum war. Ich würde mich auch riesig über diesen Alptraum freuen, denn das würde heißen, dass das hier gerade nicht in Wirklichkeit passiert. Aber so ist es ja leider nicht. Das hier ist die Realität und sie ist erdrückend.
Die Idioten Gang ist nicht mehr weit von mir entfernt und nun hatte sie auch aufgehört zu rennen. Sie konnten ja sehen dass ich hier nicht mehr weiter kommen würde und so hatten sie nun ja alle Zeit der Welt. So wie mein Herz nun pochte befürchtete ich, gleich an einem Herzinfarkt zu sterben. Aber nein das durfte ich nicht. Ich muss ja meine Schwester finden. Ich musste das hier überleben. Ich muss nach Dänemark. Ich muss meine Schwester finden und dafür muss ich noch lebendig sein.
Ich scannte den Flur ab. Irgendwas muss es doch geben was mir helfen konnte. Aber ich konnte nichts sehen. Ich konnte nur feststellen, dass die Idioten Gang mich bald erreicht hatte . Sie war nur noch so ungefähr sechs Meter von mir entfernt. In Tritons Augen konnte ich sehen wie er sich auf diesen Moment gefreut hatte. Wenn ich nichts unternehmen würde, würden sie mich in all meine einzelteile zerlegen, darin war ich mir sicher.
Ich drückte mich gegen die Wand. Warum konnte Herr Wienerwald nicht einfach um die Ecke biegen, so wie letztes Mal und mir bei der Idioten Gang helfen. Wenn jetzt nicht noch ein Wunder geschieht steckte ich richtig in der Klemme. Auf Tritons Gesicht bildete sich ein Lächeln:„Wie sehr ich mich auf diesen Moment gefreut habe!" Diese Freude konnte ich leider nicht mit ihm teilen.
Es kann wahrscheinlich eh nicht mehr schlimmer werden und deshalb sagte ich gerade heraus:„Gib es doch zu Triton. Ganz tief im Herzen bist du eigentlich ein ganz lieber und netter Kerl." Damit hatte ich voll ins Schwarze getroffen. Triton sah jetzt richtig wütend aus. Vielleicht hatte ich dadurch die Situation doch noch verschlimmert. „Du denkst ich sei nett. Ist das etwa nett für dich", fragt er mich und rammte mir dann seine Faust tief in die Magengrube. Ein höllischer Schmerz durchfuhr meinen Körper. Was hatte ich nur angerichtet. Ein bisschen war ich daran jetzt ja auch selbst schuld. Aber das hatte ich ihn einfach einmal fragen müssen. Er verprügelt mich doch auch die ganze Zeit. Also kann ich ihn doch auch mal provozieren. Aber anscheinend hat er es nicht so richtig vertragen. Und so muss ich nun halt auch mit dem Echo klarkommen.
„Warum sollte ich denn so etwas machen, wenn ich nette wäre", fragte er mich grinsend. Ich hatte natürlich gleich eine Antwort parat. Erst heute morgen habe ich mir ja darüber Gedanken gemacht. Also antwortete ich:„Vielleicht hast du ja auch einfach nur Angst dass du selber gemobbt wirst, wenn du dich als nett heraus stellst. Und da du davor Angst hast, mobbst du lieber andere, sodass die vor dir Angst haben und nicht mal auf den Gedanken kommen dir ein Haar zu krümmen."
Das machte ihn jetzt so richtig wütend:„Schnappt sie, wie besprochen." So schnell, dass ich kaum eine Chance hatte mich zu wehren, hatten Fabio und Lobo mich gepackt und mir die Füße unter dem Körper weggezogen. Ein höllischer Schmerz durchfuhr meinen Kopf.
Ich war mit meinem Kopf gegen die Ecke des Schranks geknallt, der dort an der Wand stand. Mein Kopf tat so weh. Bevor ich jedoch noch mehr darüber nachdenken konnte, wurde mir schwarz vor Augen.
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