Kapitel 12
Roxy verließ gerade unser Zimmer um Handtücher zu hohlen, da bei uns keine vorhanden waren. Das war die beste Chance, um Wladyslaw anzurufen. Ich griff nach meinem Handy, dass ich in meiner Hosentasche stecken hatte. Dann wählte ich die Nummer von ihm und wartete darauf, dass er abnahm.
Es tutete nur dreimal, dann nahm er auch schon ab:„Hallo, bist du das Vicky?" Ich musste lächeln als ich seine Stimme hörte. Ich hatte ihn so sehr vermisst:„Ja, ich bin es. Es ist so schön, deine Stimme zu hören. Bist du schon da?" Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Mein Herz raste wie wild. Ich war schrecklich verliebt in Wladyslaw. Es hörte sich an, als ob Wladyslaw am anderen Ende des Telefons lächelte:„Ja, ich bin schon da. Schon seit einer halben Ewigkeit. Ich hab mich Mal ein bisschen umgeschaut. Also am Strand, in der Stadt und um das Hotel. Damit wir uns hier besser auskennen. Jetzt bin ich im Hotel, in meinem Zimmer. Ich weiß nicht ob man es dir gesagt hatte, aber wir sindd im selben Hotel. Ich bin im zweiten Stock, am Ende des Flures, falls du mich suchst. Ich freu mich schon auf dich." Mein Lächeln wurde immer breiter, je länger wir redeten:„Okay, ich merke es mir." Da hörte ich Schritte vor der Tür und das leise klicken, wenn die Karte gescannt würde. Schnell sagte ich:„Es kommt jemand ich muss aufhören." Da ging die Türe auf und ich meinte noch schnell:„Tschüss Mama." Dann legte ich auf.
Roxy lächelte mir zu und legte die Handtücher auf unser Bett. Ich war aber nicht in der Lage zurück zu lächeln. Wieso hatte ich nur "Tschüss Mama" gesagt. Die ganze Trauer schwappte wieder, wie eine Welle, in mir hoch. Ich musste unbedingt herausbekommen wer dieses Verbrechen begangen hatte. Da merkte ich, das Roxy mit mir gesprochen hatte. Ich schaute sie fragend an:„Sorry, was hast du gesagt?" „Ist alles gut bei dir, du siehst so traurig aus. Nein, nicht anfangen zu weinen", sagte Roxy bestürzt.
Sie kam her und nahm mich in den Arm. Ich wollte eigentlich nicht vor ihr weinen, aber es ist einfach passiert:„Es ist nichts." Roxy sah mich an, als würde sie mir das nicht glauben. Ich seufzte und meinte:„Es ist nur so, dass ich meine Eltern schrecklich vermisse." Roxy drückte mich noch einmal ganz fest:„Das wird bestimmt bald besser. Wir werden hier ganz viel Spaß haben und das wird dich bestimmt auf andere Gedanken bringen." Ich schaute sie dankbar an und brachte dann doch noch ein kleines Lächeln zustande:„Aber jetzt sag, was wolltest du mir erzählen?"
Auf Roxys Gesicht bildete sich ein Grinsen:„Also. Als ich zur Rezeption gegangen bin, um Handtücher zu holen, da hab ich jemanden getroffen. Weiß du auch wen? Überleg Mal. Man so was schönes ist mir schon lange nicht mehr passiert. Ich dreh gleich durch. Das war der Hammer. Du wirst es nicht glauben. Nein, das wirst du nicht. Also. Ich bin runter gegangen und dann stand da plötzlich dieser heiße Däne hinter dem Dresen. Es war unglaublich. Erst wäre ich fast durchgedreht und wieder zurück ins Zimmer gerannt, aber dann habe ich mich doch noch zusammengerissen. Und das hat sich auch gelohnt. Man, sein Lächeln ist so süß. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich bin dann zum ihm hin gegangen und hab erstmal kein Wort rausbekommen. Man das war so peinlich. Und dann hab ich plötzlich geredet wie ein Wasserfall. Aber leider glaub nur Blödsinn. Ich hab irgendwie sowas gesagt, wie deine Augen sind so schön blau, wie mein Kuscheltier, das ich leider zuhause vergessen habe. Warum hab ich nur sowas gesagt. Und er hat nur dagestanden und mich angestarrt, wie wenn ich irre wäre, was ich ja eigentlich nicht bin. Irgendwann hab ich dann noch nach den Handtüchern gefragt. Das hatte ich in der Aufregung fast vergessen. Du glaubst nicht, was er dann gesagt hat. Er hat gefragt, ob er mir beim Tragen helfen soll, da sie doch so schwer seien. Natürlich hab ich ja gesagt. Und dann sind wir nebeneinander gelaufen. Er hat dann gefragt, ob wir den Aufzug nehmen sollen und natürlich hab ich wieder ja gesagt. Also standen wir dann ganz eng beieinander im Aufzug. Es war wunderbar. Es gibt nichts schöneres. Mein Herz hat so gerast, dass war nicht normal. kannst du dir das vorstellen? Es war so traurig, als der Aufzug oben ankam. Und dann standen wir auch schon oben vor unserem Zimmer. Er hat mich einmal angelächelt und mir dann, mit dem Kommentar "ab hier kannst du sie bestimmt alleine tragen", die Handtücher überreicht. Dann ging er ein paar Schritte und drehte sich noch einmal zu mir. Jetzt kommt das Beste. Er sagte, du hast wunderschöne Augen. Ich könnte Stundenlang nur deine Augen ansehen. Das war so was von süß. Danach hatte er sich dann aber umgedreht und ist gegangen. Es war unglaublich."
Roxy strahlte mich an:„Was ist, du sagst ja gar nichts?" „Es waren einfach zu viele Informationen", erklärte ich ihr. Roxy grinste immer noch wie ein Honigkuchenpferd:„Das macht nichts. Wenn du willst, kann ich dir noch einmal alles erzählen." Oh nein, bitte nicht:„Nein, nein, dass passt schon. Wie heißt er eigentlich, dein süßer Däne?" Ich hatte es unbedingt sagen müssen, nicht das mir der Name versehentlich einmal herausrutscht. Roxy schwieg kurz:„Ahm, um ehrlich zu sein, das weiß ich gar nicht."
Ich sah sie verständnislos an:„Du hast ihn nicht gefragt wie er heißt?!" Es war zugleich eine Frage, wie auch eine Feststellung. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich schaute sie an und meinte:„Es gibt bestimmt Mal wieder eine Chance, bei der du ihn nach seinem Namen fragen kannst."
Da klingelten mein und Roxys Handy. Ich holte es aus meiner Hosentasche und schaute, wer es war. Insgeheim hoffte ich, dass es Wladyslaw war. Aber natürlich war er es nicht. Ich schaute zu Roxy:„Hast du auch eine Nachricht von Herr Wienerwald bekommen, wo drinn stand, dass wir Mal zum Aufzug kommen sollen?" Roxy nickte. Also gingen wir gemeinsam zum Aufzug.
Dort angekommen wartete auch schon Herr Wienerwald auf uns. Neben ihm standen drei meiner Klassenkameradinnen. Herr Wienerwald lächelte uns freundlich zu:„Danke das ihr gekommen seid. Ich wollte euch fragen, ob es möglich wäre, dass ihr euer Zimmer tauscht. Und auch, ob es ginge, dass Naomi bei euch dann wohnt, da es zwischen den Mädchen einen Streit gibt." Er schaute uns fragend an und schenkte mir einen kurzen entschuldigenden Blick.
Oh nein, es war doch schon schwer genug es vor Roxy zu verheimlichen. Wie soll ich das schaffen wenn wir uns zu dritt ein Zimmer teilten? Vielleicht musste ich dann doch Roxy mein Geheimnis verraten, damit sie mir helfen kann, mich zu decken. Aber nein, ich werde das auch so schaffen. Herr Wienerwald hatte es ja eigentlich schon so entschieden. Also stimmten Roxy und ich zu.
Naomi war ja eigentlich ganz nett, im Gegensatz zu den anderen zwei Zicken. Herr Wienerwald klatschte in die Hände:„So, dann wäre das jetzt geklärt. Danke das ihr darauf eingegangen seid. So haben wir noch eine friedliche Lösung gefunden. Am besten räumt ihr wieder alles zusammen, damit ihr dann die Zimmer tauschen könnt. Alle außer Naomi packen jetzt ihre Sachen zusammen, okay? Roxy und Vicky ziehen dann in das Zimmer hier und ihr zwei zieht in das Zimmer von Roxy und Vicky." Wir nickten und gingen alle in die Richtung davon, wo unsere Zimmer waren.
Da hielt Herr Wienerwald mich auf:„Vicky, könntest du nochmal kurz kommen?" Ich sagte Roxy, dass sie schonmal in unser Zimmer gehen sollte und anfangen soll, ihre Sachen zusammenzuräumen. Dann drehte ich mich um und ging zurück zu Herr Wienerwald.
Er flüsterte mir zu:„Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, Naomi aufzunehmen, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich hoffe du verstehst das. Aber darüber wollte ich mit dir eigentlich nicht reden. Ich wollte dich darüber informieren, was wir die nächsten Tage so machen. Morgen bekommt ihr einen freien Tag. Wir werden mit dem Bus nach Løkken fahren und ihr könnt euch da, bis zu einer gewissen Uhrzeit, frei bewegen. Morgen werden auch die Drillinge in Løkken unterwegs sein. Sie werden dort eine Autogrammstunde geben. Du könntest sie dort ja vielleicht ein bisschen beobachten. Ich schicke dir morgen den genauen Standpunkt. Die Tagedarauf, machen wir noch ein paar Aktivitäten mit ihnen. Das ist dann ihre Chance, um sie besser kennenzulernen." Ich nickte:„Danke für die Informationen." Er deutete auch ein kurzes Nicken an und dann liefen wir auseinander, jeder in eine andere Richtung.
Als ich in unserem Zimmer angekommen war, hatte Roxy schon einiges gepackt:„Hey, da bist du ja endlich. Was wollte Herr Wienerwald eigentlich von dir?" Ich hatte mir auf dem Weg zum Zimmer schon überlegt was ich sagen sollte. Also sagte ich:„Er wollte wissen, ob das für mich auch wirklich okay ist, wenn wir mit Naomi ein Zimmer teilen." „Achso", meinte Roxy. Sie schaute aus dem Fenster:„Ich werde das Zimmer schrecklich vermissen, mit dem wunderschönen Blick aufs Meer." Ich schaute auch aus dem Fenster:„Ja, ich werde es auch ziemlich vermissen."
Als wir uns von dem Anblick lösen könnte, packten wir unsere Sachen noch vollständig zusammen. Danach verabschiedeten wir uns von unserem schönen Zimmer und gingen dann zum Dreier Zimmer der Mädchen. Die Zwei waren auch gerade fertig mit dem packen. Also tauschten wir unsere Zimmer, ohne ein Wort zu wechseln. Das Zimmer sah genau so aus, wie unser Zimmer, nur das es von allem drei Sachen gab und nicht nur zwei. Die zwei Zicken holten noch ihre letzten Koffer und dann waren wir mit Naomi allein.
Sie lächelte uns an und begrüßte uns:„Hi, ich finde es schön, dass wir uns jetzt ein Zimmer teilen. Das ist viel besser, wie mit den anderen." Wir erwiederten ihre Begrüßung und sagten, dass wir es auch schön finden, dass wir jetzt zusammen in einem Zimmer wohnen. Dann zeigte sie uns, welche Schränke leer waren und wir räumten unsere Sachen wieder in die Schränke ein.
Da viel mir auf, dass man durch das Fenster, genau so wie in unserem alten Zimmer, das Meer sehen konnte. Ich zeigte es Roxy. Als sie es sah, bildete sich in ihrem Gesicht ein verträumtes Lächeln.
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