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Kapitel Zweiundzwanzig

„Was willst du tun, Raik?"

Eine Frage, die leise in dem kleinen Raum wiederhallte. So leise, dass sie der kleine Junge, der sich unter der großen Decke verborgen hatte, nur ungenau wahrnahm. Es waren wenige Worte gewesen, stille Worte, die nicht für seine Ohren bestimmt waren.

Und doch hatten diese Worte ihn aus seinem schrecklichen Traum erlöst.

Ein Traum, vor dem er sich fürchten sollte. Aber der kleine Junge fürchtete sich nicht. Der kleine Junge war froh darüber, dass seine Träume schlimm waren. So konnte er sich sicher sein, dass er, wenn er aufwachte, stets erleichtert war, dass dieser Traum nur ein Traum gewesen war.

„Wir müssen Antworten finden."

Die Stimme des Angesprochenen.

„Aura, wir können vor der Wahrheit nicht flüchten. Sie wird uns einholen und umbringen, wenn wir unsere Vergangenheit nicht kennen."

Aura schwieg und Theodor glaubte ihren prüfenden Blick auf seinen Schultern zu sehen.

Zwanghaft hielt er seine Augen geschlossen, sein Atem ging ruhig und regelmäßig, hoffte er.

„Was willst du tun, Raik?"

Dieselbe Frage, von der Theodor aufgewacht war.

Das Bett, auf den die beiden saßen, in dem Theodor lag, knackte, als Raik sich erhob. Seine Schritte waren schnell, seine Bewegungen hektisch.

„Ich weiß es nicht. Irgendetwas. Irgendetwas müssen wir tun."

„Sei leiser, Raik."

Theodor spürte, wie Aura vorsichtig eine Hand auf seinen Rücken legte.

„Er schläft Raik, weck ihn nicht auf. Er muss das nicht hören."

„Entschuldigung." Nur ein weit entferntes Brummen.

Stille.

„Wo willst du die Antworten herbekommen, Raik? Wir haben doch schon gesucht. Und alle Versuche sind fehlgeschlagen, das weißt du."

Allein der Gedanke an Rosa ließ Theodor erschaudern.

„Wir müssen vorne anfangen", murmelte Raik. Er setzte sich wieder auf das Bett und Theodor spürte den Blick, der auf ihm lag. „Die haben dich gefangen genommen, Aura. Dein Vater und meine Mutter haben dich entführt."

Stille.

„Sie haben mich eingesperrt", führte Aura fort.

„Ich wollte flüchten."

Theodor spürte, dass sie das alles schmerzte. So schrecklich, schrecklich schmerzte.

„Dann bin ich gekommen", ergänzte Raik die Erinnerungen, denn Aura schien kaum noch in der Lage zu sein, etwas zu sagen.

Theodor hörte nicht nur ihren schweren Atem, er spürte auch die Angst, die von ihrem Körper, von ihrem Geist ausging.

„Du hast meiner Mutter die Augen ausgekratzt."

Die Hand, die noch immer auf Theodors Rücken lag, zitterte.

„Dein Vater hat dich niedergetreten."

Theodor glaubte das stumme Weinen seiner Schwester zu spüren.

„Und dann bist du gekommen." Auras Stimme brach am Ende des Satzes und Theodor war kurz davor seine Augen zu öffnen, um sie zu trösten.

Aber Aura brauchte nicht ihn in diesem Moment. Raik war es, der auf sie zu rutschte, der sie stillschweigend in den Arm nah.

Theodor spürte das Flimmern zwischen den beiden.

Er spürte die unbedingte Liebe.

Und auch wenn er Raik und Aura liebte, auch wenn die beiden für ihn das wichtigste in seinem Leben waren, wusste er nicht, ob er weinen oder lachen sollte.

Theodor träumte nicht, als er wieder einschlief.

Er träumte nicht von irgendwelchen schrecklichen, nicht von irgendwelchen herrlichen Dingen. Sein Traum war leer und schwarz. Vielleicht auch grau oder weiß, aber definitiv leer und kalt.

Die Kälte war es, die ihn erschaudern ließ, die sich tief in sein Herz zu fressen schien und all die verschiedenen Emotionen in ihm zerstörte.

Die Leere konnte ihm keine Angst mehr machen, denn sobald er sie in seine Gedanken gelassen hatte, erinnerte er sich nicht einmal an diese Wärme, die in seinem Körper herrschen sollte.

Es war ihm schlichtweg egal.

Die Kälte war ihm egal. Die Angst, die sich fast wie von automatisch an die Oberfläche quälen wollte, war ihm egal. Er drückte sie krampfhaft von sich fort.

Dem kleinen Jungen hätte auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. In diesem leeren Raum, der sich immer und immer enger um ihn herum zusammenzog, war er noch nie gewesen. Dieses Gefühl, diese Ignoranz, war neu.

Es waren Mauern, die sich um seinen Geist zogen. Dunkle, kalte Mauern, die ihn beschützen sollten.

Mauern, die seinem eigenen Willen entsprungen war.

Denn das, was dort passierte, dort in der Realität, war seine größte Angst.

Aura hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, das ihr Kopfschmerzen verursachte und ihre Hände kribbeln  ließ. Ihr war durchaus bewusst, dass sie einen Fehler machte, dass sie etwas tat, was ihren kleinen Bruder auf Schrecklichste verletzen könnte.

Und doch war sie sich bewusst, dass es vielleicht doch die bessere Möglichkeit war. Beide Optionen, die ihr offen gestanden hatten, hätten Theodor gequält.

Sie hoffte, dass sie sich auch wirklich für die richtige entschieden hatte.

„Wir können ihn doch hier nicht allein lassen", murmelte sie trotz allem, auch wenn sie sich schon lange für diese Möglichkeit entschieden hatte.

Es war wie ein zwanghaftes Aufbäumen ihres Herzens, noch einen letzten unmöglichen Versuch zu probieren. Der Blick von Raik war es, der ihn endgültig scheitern ließ.

„Das können wir ihm nicht antun." Seine Stimme war nur ein Flüstern, seine Augen lagen auf dem Rücken des kleinen Jungens. „Wir können ihn nicht mitnehmen, Aura. Wir wissen nicht..."

Er sprach diesen Satz nicht bis zum Ende.

Aura nickte bloß, legte eine schützende Hand auf den Hinterkopf ihres Bruders und schloss für wenige Sekunden die Augen. Sie hoffte inständig, dass er bis zum Morgengrauen schlafen, dass kein Traum ihn aufwecken würde. Er sollte nicht mitbekommen, dass sie ihn verließen, auch wenn es nur für wenige Stunden war.

„Und was ist, wenn ihm etwas passiert?" Sie sprach ihre größte Sorge aus. Rosa und deren Mutter könnten jederzeit angreifen und noch wusste Aura nicht, ob sie Theodor wollten oder nicht.

„Ihm wird nichts passieren."

„Das weißt du nicht, Raik. Ich möchte ihn hier nicht allein lassen."

Stille, die sich in ihr Herz zu fressen schien.

„Ich möchte das doch auch nicht, Aura."

„Dann nehmen wir ihn doch mit." Ein Zweifel an ihrer Entscheidung. Ein Zweifel, der immer und immer wieder zurückkehren würde.

„Die Hitze..." Nur ein Flüstern. „Wir könnten ihn umbringen, wenn wir ihn mitnehmen, Aura."

„Er könnte sterben, wenn er hier bleibt."

Die Tränen krochen langsam aus ihren Augen, liefen ihre Wangen hinunter, verfingen sich in ihrem langen, dunklen Haar.

„Florian ist hier."

„Er ist nicht in der Verfassung, das weißt du."

„Aber er würde auf Theodor aufpassen, da bin ich mir sicher."

Aura schloss ihre Augen, schüttelte den Kopf. Sie wusste einfach nicht, ob sie einen schrecklichen Fehler beging, oder ob alles, was sie machte, zu Recht war.

„Aber er bleibt nicht alleine hier", versuchte sie es mit leiser Stimme, versuchte sich selbst zu überzeugen.

Mit diesem Satz, mit dieser Feststellung, von der sie nicht mehr abweichen würde, befanden sich Raik und sie wieder am Anfang jeglicher Diskussion.

Sie mussten etwas tun, sie wussten sogar schon, wo sie Antworten finden konnten. Und doch gab es keinerlei Möglichkeit, auf die Suche zu gehen.

Sie mussten sich gewiss sein, dass Theodor beschützt wurde. Beschützt von jemandem, denen sie vertrauen konnten.

Natürlich gab es dort Florian und Aura war ihm für alles dankbar, was er bisher für sie getan hatte. Aber die neue Situation war so brisant, dass sie ihren Bruder nicht eine einzige Sekunde allein lassen wollte. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Rosa zurück zu ihnen fand, relativ gering war, wollte sie ihren Bruder unter keinen Umständen einer möglichen Gefahr aussetzen.

„Was verdammt noch mal sollen wir tun, Aura?"

Sie wusste es nicht. Sie wusste es einfach nicht.

„Sollen wir ihn hierlassen, Aura? Sollen wir ihn mitnehmen? Er kann bei beiden Möglichkeiten sterben. Entweder wird er von Rosa gefunden, oder wir bringen ihn um. Oder Rosa findet uns auf dem Friedhof, oder meine Mutter findet Theodor, oder dein Vater findet ihn. Aura, er könnte jederzeit sterben. Wir wissen nicht, was diese Leute mit uns gemacht haben. Wir wissen nicht, wozu dieses schrecklichen Leute überhaupt fähig sind!"

Raik wurde immer lauter, seine Stimme schwoll an, drang durch den gesamten Raum.

Es war ein Wunder, dass Theodor davon nicht aufwachte.

„Wenn wir keine Antworten finden, dann wird Theodor so oder so sterben, hast du mich verstanden? Wenn wir ihm nicht helfen, dann tut das auch kein anderer."

Aura hatte ihre Lippen zu einem schmalen Streifen zusammengepresst, ihre Augen zugedrückt, damit Raik das Zittern ihres Gesichtes nicht sah.

Sie fühlte sich so schrecklich schuldig. Wusste nicht, wie sie reagieren, was sie machen sollte.

„Wir müssen gehen, Aura. Es wird nicht lange dauern. Wir werden Florian dazu bringen, auf Theodor aufzupassen, hast du mich verstanden?"

„Aber sie können ihn finden!" Ihre Stimme war gepresst, ihre Stimme zitterte, ihre Stimme brach. Und trotzdem spuckte sie die Worte von ihren Lippen, auch wenn ihr Körper sich mit aller Macht gegen diese schreckliche Wahrheit wehren wollte.

„Und sie können ihn auch finden, wenn wir hier sind, Aura."

Das junge Mädchen war der Verzweiflung so unendlich nah, die Tränen wollten aus ihren Augen kriechen, die Angst umschloss ihr Herz.

Tief hatte sie ihre Fingernägel in ihre Handfläche gedrückt, Schweiß rann ihre Stirn hinab und schreckliche Gewissensbisse kämpften sich durch ihre Gedanken.

„Sie würden ihn nicht umbringen", murmelte Raik plötzlich, die Wut schien aus seiner Stimme gewichen zu sein, die Erschöpfung machte sich ihn ihm breit.

„Sie würden das nicht tun."

„Warum nicht?" Nur der Hauch einer Stimme, nur der Versuch Auras, dieser schrecklichen Unwissenheit Ausdruck zu verleihen.

„Ich kenne Rosa und ich kenne meine Mutter." Wie schwierig es sein musste, dies einzugestehen. „Und sie würden niemanden umbringen, sie würden niemanden entführen, der mir etwas bedeutet."

„Das kannst du nicht wissen, sie haben versucht, mich umzubringen."

„Weil sie nicht wussten, dass ich dich liebe, Aura."

Kein Geräusch war zu hören. Stille senkte sich über den Raum.

Wie in Zeitlupe kroch eine Träne Auras Wange hinunter, fiel hinab, ein kleiner Fleck entstand auf dem dunklen Bettlaken.

Unfähig, auch nur irgendetwas zu erwidern, wandte sie sich von ihm ab und erhob sich.

„Wir gehen", murmelte sie.

Sie blickte nicht zurück, als sie Theodor verließ.

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