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Kapitel Vier

Stille, die Aura einlullte und sie nicht mehr loszulassen schien. Als wäre die Welt eingefroren. Die Welt, die ihr so unbekannt und so neu war.

Sie standen im Leuchtturm, hinter der Tür, still und leise standen sie da und blickten sich in die Augen. Aura sah ihn an, diesen jungen Mann. Suchte in seinem Blick nach irgendeinem Gefühl, das sie in sich aufsaugen konnte. Denn auch wenn mehr Erinnerungen zurückgekehrt waren, spürte sie noch immer keine Emotionen in ihrem Herzen.

Nur in Extremsituationen schien ihr Gehirn wie ein Instinkt Angst auszustrahlen.

Aber Angst war kein Gefühl, das Aura spüren wollte.

Liebe war es, wonach sie sich sehnte.

Und sie sehnte sich nach diesem jungen Mann.

Sie konnte ihn das erste Mal von Nahem betrachten. Er hatte sich verändert. Nicht viel, nur Details, die jedem anderen Menschen vielleicht verborgen geblieben wären. Eine kleine, eine minimale Narbe unter seinem linken Auge. Nur ein kleiner Kratzer, der in einer Woche vielleicht gänzlich verschwinden würde. Das Braun seiner Haare und das Braun seiner Augen waren dunkler geworden, glichen sich noch immer. Wenige Sommersprossen auf seiner Nase, die man nur sehen konnte, wenn man ihm so nah war, wie Aura jetzt.

Sie wich einige Meter zurück, senkte ihren Blick aber nicht. Beobachtete ihn, betrachtete ihn.

Sog seinen Anblick in sich hinein.

Eine wohlgeformte Nase, ein bisschen größer als perfekt, aber perfekt für Aura. Buschige, dunkle Augenbrauen, die sich zusammengezogen hatten. Lange, schwarze Wimpern, an denen Blut klebte. Sein Blut oder ihr Blut?

Eine leichte Wunde an seinem Hals, Kratzspuren. Fingernägel, die seine Haut verletzt hatten.

Ihre Fingernägel.

„Wie heißt du?", fragte sie ihn. Der Name war ihr entfallen, versteckte sich irgendwo in ihrem Kopf.

„Raik."


Raik betrachtete das Mädchen vor sich. Sie war jung, aber älter, als er sie in Erinnerung hatte. Sie sah verschreckt aus, mit ihren großen grünen Augen, und gleichzeitig mutig mit der geplatzten Ader neben ihrer Iris. Sie hatte ihren kleinen Bruder eng an sich gedrückt, beschützte ihn mit ihrem Leben.

Ihre Lippe war blutig, angeschwollen. Immer noch wunderschön. Er wollte sie küssen. Er tat es aber nicht. Es war falsch.

So unendlich falsch.

Ihre braunen Haare waren länger, nicht viel. Aber länger und schöner und dunkler.

Oder vielleicht war es auch nur das Licht, das ihren Kopf umhüllte und der Schatten, der sich um ihren Körper zu winden schien.

Ihre Nase war gerade und perfekt. Sommersprossen, wunderschöne Sommersprossen bedeckten ihre Wangen, ließen sie jünger erscheinen, als sie war.

Sein Blick glitt zu ihrem Körper, zu ihrem schwarzen Shirt, ihrer schwarzen Hose, die alles verdeckten, was er geliebt hatte. Rundungen und weiche Haut.

Sie war barfuß.

Ihre Füße aufgeschürft, verdreckt vom Sand, verklebt vom Wasser.

Er blickte sie an.

„Aura", murmelte er ganz leise ihren Namen.


Etwas durchzuckte sie, als er ihren Namen aussprach.

War es Hoffnung? Hoffnung, dass der Angriff ein Missverständnis gewesen war?

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, denn er drehte sich von ihr weg, durchbrach den Moment des Blickkontaktes und stieg eine Treppe hinauf, die sie jetzt das erste Mal zu bemerken schien.

„Siehst du?", flüsterte Theodor ganz leise. „Er wollte dich doch gar nicht töten."

Aura antwortete nicht, weil sie dazu nicht in der Lage war.

Es schien, als hätte sie jedes einzelne ihr bekannte Wort vergessen.

Die Treppe, dessen Stufen sie benutze, war alt und dreckig. Sand klebte zwischen den quietschenden Dielen, Wasser hatte sich zu tief in das modrige Holz gezogen und schimmelte an manchen Stellen gelblich weiß.

Kein schöner Ort, das wusste Aura. Und doch ein Ort, an dem sie sich schrecklich wohl fühlte. Weil er da war und weil er sie beschützte.

Die Treppe endete in einem kleinen Flur, von dem zwei Türen, davon eine aus Holz, die andere aus Metall, in verschiedene Räume führten. Allerdings stand nur eine Pforte offen und durch die begaben sich die drei so außergewöhnlichen Menschen.

Es stank unheimlich, das war das erste, was Aura auffiel.

Das zweite war der Müll, der überall in dem kleinen Zimmer verstreut herum lag. Flaschen, leere Dosen mit Essensresten, Papier. Münzen, sogar Geldscheine waren unachtsam herumgeschleudert worden.

In der rechten Ecke des Raumes befand sich eine Matratze, eine spärlich graue, einst weiße, Decke lag unordentlich über ihr ausgebreitet.

Eine kleine Tür führte in ein angrenzendes Bad ohne Dusche und Fenster.

Aura ließ Theodor vorsichtig von ihrem Arm hinunter und beobachtete ihn dabei, wie er sich einmal im Kreis drehte und alles mit großen Augen betrachtete.

Er schien geradezu sprachlos zu sein.

Raik hatte sich in eine Ecke des Raumes gestellt, lehnte an einer der Wände und betrachtete Aura aufmerksam. Es schien, als könne er die Augen nicht mehr von ihr abwenden.

Wunderschöne, braune Augen, in denen sie sich verlieren könnte.

Sie ballte ihre Fäuste zusammen, zwang sich, sich von ihm abzuwenden.

„Ich bin müde", murmelte Theodor leise. Eine feine Stimme, die kaum in dem Raum wiederhallte.

Er blickte erst Aura an, doch als diese nichts darauf erwiderte, wendete er seine Aufmerksamkeit Raik zu.

Beide schienen völlig überfordert mit der Situation zu sein.

„Darf ich auf der Matratze schlafen?", fragte der kleine Junge vorsichtig.

Raik nickte.

Er und Aura beobachteten Theodor, wie er sich hinsetzte, die Decke über seinen Körper zog und sich dann zusammenrollte. Er schloss seine Augen, Flappi fest an sich gedrückt.

Es verging eine Weile, bevor Aura sich aus ihrer Starre lösen und den Blick von ihrem kleinen Bruder abwenden konnte, dessen Schlaf ihre Seele beruhigte.

Raik hatte die Tür geöffnet, die auf den Austritt führte und stand nun an der Brüstung, die hinaus auf das weite Meer zeigte.

Die Sonne war dabei, unterzugehen.

Aura betrachtete den jungen Mann, betrachtete seinen starken Rücken, seine Muskeln, die sich an seinen Armen spannten.

Er war wunderschön und sie wollte ihm so nah sein.

Vorsichtig, ganz leise, folgte sie ihm hinaus, stellte sich neben ihn, weit genug entfernt, um ihn nicht zu berühren.

Die Sonne schien über das dunkle Meer. Färbte das Wasser in blutendes Rot.

Wolken schimmerten am Himmel, schienen sich über das Licht zu legen, schienen all die Farben in sich aufzusaugen und verschwinden zu lassen.

Grau und Schwarz und Blut.

Und ein Meer, das kein Geräusch von sich gab. Und ein Wind, der nicht wehte.

Nur das Atmen von Raik und Aura, die beide nicht auf ihre Umgebung achteten, sondern nur auf den jeweils anderen, der zu weit von ihnen entfernt stand.

„Erinnerst du dich?", fragte Raik, ganz leise und sie glaubte fast, dass es nur eine Halluzination gewesen war. Er würde nicht mit ihr sprechen.

„Erinnerst du dich an irgendetwas?", wiederholte er.

Aura zuckte zusammen, drehte ihren Kopf in seine Richtung. Blickte ihn an.

Suchte in seinen Augen nach Antworten, fand aber keine.

„Nein", murmelte sie leise, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Dort war nichts. Nur Leere. Und er, sein Gesicht. Ja, sein Gesicht. Aber mehr nicht.

„Erinnerst du dich denn?" Sie wandte ihre Augen wieder von ihm ab, weil er nicht sehen sollte, dass sie den Tränen so nahe war.

„Da ist Blut", flüsterte er leise. „Da ist Angst, da ist ein Funken Hoffnung. Schmerz. Ich ...", er schien nach Worten zu suchen, atmete tief durch. „Ich verletze jemanden. Immer und immer wieder. Ich spüre seine Angst, seinen Schmerz, seine Hoffnung und dann sein Blut. Überall ist dieses Blut und es rinnt meine Haut hinab und es spritzt mir in die Augen."

Stille.

„Und da sind Schreie. Da sind so schreckliche Schreie."

Stille.

„Wer schreit?", fragte sie, auch wenn sie die Antwort längst kannte.

„Du, Aura."

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