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Kapitel Siebzehn

Aura, Theodor und Raik schliefen wieder zusammen in dem Zimmer, das Florian ihnen überlassen hatte. Der kleine Junge schien nun ruhiger zu träumen, oft drehte er sich in der Nacht zu Aura, suchte halbwach nach ihrer Hand und drückte sie ganz leicht.

Diese Geste erfüllte Aura mit einem Gefühl des Friedens. Ein wunderbares Gefühl und doch so neu, dass sie sich stets davor zu fürchten schien.

All diese neuen Eindrücke, diese neuen Gedanken. Sie waren ihr nicht bekannt und so wunderbar, dass sie kaum der Realität entsprechen konnten.

Und doch lag Aura in diesem Moment in ihrem Bett, Theodor ihr zugewandt, seine kleine Hand berührte ganz sachte die ihre, drückte kurz zu. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.

Es war nicht so, dass Aura sich nicht die größte Mühe gab, mit diesen Gefühlen umzugehen. Sie tat alles, was ihnen helfen könnte, versuchte ihre Angst vor dem Neuen unter Kontrolle zu halten.

Die Panik ergriff trotzdem zu oft von ihr Besitz und so blieb dem jungen Mädchen in diesem Moment nichts anderes übrig, als sich langsam zu erheben, die Hand Theodors loszulassen und das Zimmer zu verlassen.

Ihr Herzschlag hatte sich unkontrollierbar beschleunigt und ihr Atem ging unregelmäßig. Diese Panikattacken erlitt sie öfter, als sie zugeben wollte.

Wenn Raik sie anblickte, spürte sie diesen kurzen Schmerz in ihrem Herzen. Vielleicht war es pures Glück, vielleicht war es die Panik. Manchmal konnte sie es einfach nicht auseinander halten.

Mit schwankenden Schritten und pochendem Herzen schritt sie durch den Flur, schloss für einen kurzen Moment die Augen, konzentrierte sich nur auf ihr Inneres.

Sie durfte das nicht zulassen.

Es schien, als würde ihr Körper sich gegen jedes Glück wehren, als wäre dieses Glück ihm so fremd geworden, dass er es nicht mehr als natürlich und erreichbar hielt.

Wie ein Schutzmechanismus überwältigten die Panikattacken Aura immer und immer wieder.

„Aura?"

Sie zuckte zusammen, riss ihre Augen panisch auf und wirbelte herum.

Florian stand in der Tür zum Wohnzimmer. Das Licht spielte um seine Konturen, tauchten sein Gesicht in einen schwarzen Schatten.

Aura blickte ihn eine Weile schweigend an, bevor sie reagieren konnte.

„Florian." Ihre Stimme war heiser, von dem Atem noch immer beschleunigt.

„Warum schläfst du nicht?" Er wirkte besorgt, kam einige Schritte auf sie zu, doch sie wich erschrocken zurück.

Er war ihr noch immer fremd und noch immer konnte sie ihn nicht wirklich einschätzen.

Er war anders. Nicht auf die gleiche Art und Weise wie Raik und sie anders waren, aber glich er auch nicht den Menschen, die Aura in ihren Autos beobachtet hatte, als sie nach Hamburg gefahren waren.

„Ich kann nicht einschlafen." Sie hätte es ihm erzählen können, hätte in ihm vielleicht eine Vertrauensperson gefunden, die nichts mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte.

Aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen, als würde sie allein die Vorstellung erschrecken, etwas von sich preiszugeben.

Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und so verschwanden die Schatten von seinem Gesicht.

Florian schien in den letzten Tagen noch mehr gealtert zu sein. Seine Haare waren grauer geworden, die Falten unter seinen Augen verliehen ihm einen merkwürdig toten Anblick.

Doch wie sie ihn nun so sah, dastehend, die Hände nervös ineinander verschränkt, mit diesem vorsichtigen, zaghaften Lächeln auf den Lippen, schien nicht ein Funken Böses seine Augen zu beherrschen.

Er erinnerte sie auf eine verwirrende Art und Weise an Theodor.

Ähnlich wie ihr Bruder schien auch er unbefleckt von jeglicher grauenhaften Tat zu sein.

„Ich kann nicht einschlafen", wiederholte sie leise. Sie sah auf den Boden, hob ihren Blick erst wieder, als Florian zu ihr sprach.

„Wir könnten reden. Oder du könntest dich einfach zu mir setzen und wir schweigen." Wieder dieses zaghafte Lächeln, das kurz darauf verschwand. „Ich kann auch nicht mehr einschlafen."

Aura nickte vorsichtig, folgte Florian in das Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch, die, auch wenn das gesamte Zimmer sehr unordentlich war, auf eine gewisse Art und Weise diesem Haus Wohnlichkeit verlieh.

Eine kleine Stehlampe auf dem flachen Tisch war die einzige Lichtquelle, die diese Nacht erhellte. Sie flackerte ab und zu, verlieh den Schatten dann mehr Bedeutung. Aber Aura zwang sich dazu, keine Angst in ihrem Herzen vor dieser einfachen Dunkelheit zu verspüren.

„Warum lebst du in diesem Haus?", fragte das Mädchen, blickte sich in dem Zimmer um, betrachtete die kahlen Wände, den Boden, der von Flaschen, Klamotten und Essensverpackungen bedeckt war.

„Es ist weit ab von allem anderen. Ich bin nicht gerade ein großer Menschenfreund." Florian schien nervös zu werden, seine Hände begannen zu zittern und er beugte sich vor, um eine Glasfasche an seinen Mund zu führen.

Er nahm zwei kräftige Schlucke, schien sich davon zu beruhigen.

„Wieso nicht?"

Florian zuckte mit den Schultern, drehte sich zu Aura. „Die Menschen mögen mich nicht. Ich habe versucht, in Hamburg Arbeit zu finden. Niemand wollte mich. Ich hab keinen guten Schulabschluss, bin zu früh an die falschen Leute geraten." Florian zuckte erneut mit den Schultern. „Drogen und so ein Kram. Ich war drei Jahre im Knast, weil ich das falsche Zeug an die falschen Leute verkauft hab. Danach bin ich dann hierhergekommen. Hat meiner Mutter gehört." Er zuckte wieder mit den Schultern, nahm noch einen Schluck.

„Und wie kannst du überleben, wenn du nicht arbeitest?"

Diese Frage schien ihm noch unangenehmer zu sein, denn er blickte stur auf den Boden, kniff seine Augen immer mal wieder zusammen. „Gelegenheitsjobs. Und der Staat unterstützt mich. Ist nicht viel im Monat, aber ich komm gut über die Runden."

Aura nickte.

„Und ihr?", fragte er. „Was ist an euch anders?"

Er schien noch aufgeregter zu werden. Sein Gesicht wurde ganz rot und dunkle Flecken bildeten sich an seinem Hals. Es war, als würde er diese Antwort gar nicht wissen wollen, als würde es ihm vielleicht selbst Probleme bereiten. Und doch schien die Neugier zu gewinnen.

„Ich würde dir antworten", murmelte Aura leise, die Vertrauen zu dem Mann gewonnen hatte. „Aber wir wissen selbst kaum etwas über uns."

Er nickte. „Die haben Raik ganz schön fertig gemacht", murmelte er leise. „Als ich ihn im Wald gefunden habe. Der war fertig. Der war richtig fertig."

Auras Herz krampfte sich vor Schmerz zusammen. Allein die Vorstellung, Raik verletzt zu sehen, schien sie von innen zu zerfressen. Sie hatte bereits gesehen, wie verletzlich er doch war, wie er sich selbst hasste.

„Diese Leute...", murmelte Florian leise, „... vor denen Raik geflüchtet ist. Suchen die euch?"

Aura wollte nicht daran denken, Aura wollte diese schlechten Gefühle nicht gewinnen lassen. Diese Frage war aber so schrecklich wichtig, von so großer Bedeutung, dass sie sie nicht einfach verdrängen konnte. Früher oder später mussten sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzen.

„Ich weiß es nicht."

Florian blickte ihr tief in die Augen, Angst schien sich in ihm auszubreiten.

Er wollte etwas sagen, öffnete seine Lippen, schloss sie dann wieder, wandte sich von ihr ab.

„Wir haben... wir haben eine von ihnen verletzt. Sie ist tot." Aura hatte sich an diese Hoffnung geklammert. Rosa, tot. Eine Gefahr weniger. Und doch schien sie selbst ihren Worten kaum Glauben zu schenken.

Rosa war anders, Aura war anders.

Auras Wunden waren zu schnell verheilt. Warum sollte Rosa denn nicht auch immun gegenüber diesen schrecklichen Verletzungen sein?

Die Erinnerungen an die Zerstörung der Augen Raiks Mutter schwirrten noch immer in ihrem Kopf herum. Und Aura wusste, dass diese Augen schon längst wieder sehen konnten.

„Ich sollte gehen", murmelte sie leise und erhob sich, ließ Florian allein.

Ihr war plötzlich schlecht und die Angst, dass ungewollte Erinnerungen wieder in ihr Gedächtnis fanden, ließ sie innerlich schaudern.

Sie wollte das nicht.

Die Wahrheit war schon längst nicht mehr das, wonach sie sich sehnte.

Als sie den Flur durchquerte, fiel ihr der kleine Junge, der vor der Tür stand, nicht auf.

Aura war so in ihre Gedanken versunken, dass sie nicht auf ihre Umgebung achtete, dass sie alles um sich herum zu vergessen schien.

Die Anstrengung und dieser Zwang, sich an nichts erinnern zu wollen, beherrschten ihre Gedanken.

„Aura?"

Bei dem Klang ihres Namens zuckte sie zusammen, wirbelte herum, drehte sich dann wieder in die Ausgangsrichtung und erkannte Theodor, dessen Hand auf der Klinke zu ihrem gemeinsamen Zimmer lag. Seine Augen glitzerten dunkel in der Nacht und sie konnten nicht die Sorge verbergen, die sein kleines, unschuldiges Herz verspürte.

Der Anblick schmerzte Aura. Wusste sie doch, dass er sich in den letzten Tagen tatsächlich wohlgefühlt, dass er diese Momente voller Glück und Frieden genossen hatte. Und Aura wollte das nicht alles wieder zerstören, nur weil sie das Gefühl hatte, von Erinnerungen heimgesucht zu werden.

„Theodor?" Ihre Stimme war zaghaft, vorsichtig. „Warum schläfst du nicht?"

„Ich weiß nicht. Ich bin aufgewacht und du warst nicht mehr da. Ich hatte Angst." Mit kurzen Schritten tappte er auf sie zu, schmiegte seinen Kopf gegen ihre Hüfte und schloss seine Augen.

„Ich hatte einen Alptraum", murmelte er leise, sodass Aura ihn kaum verstehen konnte. „Du und Raik, ihr habt mich allein gelassen. Ganz allein. Und ich hatte niemanden, der mir half."

Seine Worte erschütterten Aura und lösten in ihr Panik aus. Sie wollte nicht, dass ihr Bruder Angst hatte. Sie wollte nicht, dass er sich unnötig Sorgen machte.

Sie würde ihn nie verlassen. Er war die wichtigste Person in ihrem Leben.

„Wir werden dich beschützen, wir werden immer bei dir bleiben, Theodor."

„Aber ich habe Angst, Aura. Was ist, wenn jemand anderes uns voneinander trennt?"

Eine Vorstellung, die in dem jungen Mädchen schreckliche Angst verursachte. Sie ballte ihre rechte Hand zur Faust, legte die andere auf Theodors Kopf und versuchte sich zu beruhigen.

„Das können sie nicht." Rosa ist tot, ergänzte sie in Gedanken.

„Und wenn Rosa überlebt hat?"

Aura zuckte zusammen, biss sich schmerzhaft auf die Zunge.

„Das kann sie nicht", versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. „Das kann sie nicht, Theodor."

Aura klammerte sich an ihre eigenen Worte und zwang sich dazu, die Zweifel zu ignorieren.

„Ich glaube nicht, dass sie tot ist", erwiderte Theodor leise, löste sich von seiner großen Schwester und blickte zu ihr auf. Die Tränen in seinen blauen Augen reflektierten das Mondlicht. Seine blonden Locken nahmen diesen silbernen Schein an. Und wie Aura ihn nun so betrachtete, wurde ihr nur zu deutlich, dass er so anders war. Anders als sie.

„Aber sie kann uns nicht finden, Theodor. Selbst wenn sie noch lebt."

Auch eine Lüge, aber eine Lüge, die Aura Halt geben könnte.

Theodor blickte ihr in die Augen. „Jeder kann uns finden."

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