A whole new world
„Er kann nicht mal Menschen aus dem Reich der Toten zurückholen.“
-Aladdin
Drei Tote in einer Nacht im Night Raven College. Das gab einen Aufschrei und das nicht zu knapp. Niemand verstand so ganz wie Jamil dahin gekommen war, wo er doch seit Monaten vermisst wurde, doch auch aus den Augenzeugen bekamen sie kein Wort heraus. Die schienen alle etwas verstört von dem was sie erlebt hatten. Mit seinen Fingerabdrücken am Brieföffner bekam Yuu ein wenig Probleme, doch seine Unschuld wurde schnell bewiesen.
Crowley bekam einen klitzekleinen Nervenzusammenbruch, als er aus dem Urlaub zurückkehrte und eines seiner Häuser von Polizeibeamten umstellt war. Es würde lange dauern NRCs guten Ruf wiederherzustellen, wenn sich das erst mal rum sprechen würde.
Yuu war am Ende seiner Kräfte. Die Träume die er in den letzten Tagen hatte, die von dem Zauberer der Wüste, Jafar wurde er in seinen Träumen genannt, hatten aufgehört, doch dafür träumte er jetzt von einer bösen Königin, die versuchte ihre eigene Stieftochter mit einem Apfel zu vergiften. Hieß das, er würde in das nächste Abenteuer rutschen? Noch ein Overblot Vorfall? Nein nein nein, auf keinen Fall! Ein weiteres Mal und er würde daran zerbrechen. War es wirklich zu viel verlangt einfach zurück nach Tokio zu kehren, wo niemand einfach von rätselhaften Blot überfallen wurde?
Er spazierte mit Grim über den Hauptweg der zur Schule führte, der Hauptweg mit den Statuen der großen Sieben und blieb vor der des Wüstenzauberes stehen. Ein dürrer, großer Mann in orientalischer Kleidung, Augen wie die einer Ratte, ein kräuselnder Bart und lange, knochige Finger. In Twisted Wonderland wurde er als historischer Held angepriesen, ein Mensch mit guten Absichten. "Diese Welt bekam den Namen "Twisted Wonderland" nicht von ungemein, denn hier werden gerne mal die Tatsachen verdreht", hallten Jamils, oder wer auch immer er da gerade war, letzten Worte durch seinen Kopf. Grim sah ihn verwirrt an, doch nach allem was passiert war hatte selbst ein taktloses Wesen wie er genug Verstand seinen Freund nicht beim nachdenken zu stören. Yuu drehte sich um und schaute sich alle Statuen genau an. Wieso ist ihm oder irgendwem sonst nie aufgefallen wie grausam sie alle aussehen? Obwohl sie nur Statuen waren, hatte er das Gefühl, als ob der Bildhauer ihre Boshaftigkeit eingefangen hätte und das beunruhigte ihn ungemein. „Grim“, flüsterte er, „wir lassen nicht mehr zu, dass noch jemand an Blot stirbt, oder?“
„Hmpfg, darauf kannst du Gift nehmen! Wir sind doch ein Team, oder nicht? Der großartige Grim und sein Helfershelfer Enma Yuuken!“
Yuu lachte ein wenig und zog das Knäulfell auf seine Schulter. Es würde länger dauern das Geschehene zu verarbeiten, doch er wusste, dass er nicht alleine war.
In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit erwachte Jamil, ein Junge von zehn Jahren, aus einem Traum, der sich unendlich lang angefühlt hatte. Er erinnerte sich nicht mehr was geschehen war, doch es musste eine tragische Geschichte gewesen sein, anders konnte er sich die Tränen in seinen Augenwinkeln nicht erklären.
„Jamil, steh auf, das musst du dir ansehen!“, hörte er seine Schwester von draußen rufen und so erhob Jamil sich wankend aus seinem Bett und wischte die Tränen hinfort. Der Boden unter ihm schwankte, woraufhin er sich erinnerte, dass er sich auf einem Boot befand, dem bescheidenen kleinen Boot seiner fürsorglichen Eltern. Er ging die Treppe hinauf ans Deck zu seiner achtjährigen Schwester, die an der Brüstung stand und auf das weite Meer hinaus schaute. „Schau mal das Schiff dahinten. Sieht es nicht prächtig aus?“
Der Schwarzhaarige folgte ihrem Blick und sah in weiter Entfernung ein großes Handelschiff mit prachtvollen Segeln. Es sah so edel und fürstlich aus. Kalim sprach immer davon, dass er eines Tages mit Jamil auf einem Schiff diesen gleichen die Welt bereisen würde. Sie waren beide nicht sonderlich reich und das war gut so, denn Jamil konnte sich ein Leben in dem die Schere zwischen Armut und Reichtum ihn von seinen besten Freund trennen würde nicht vorstellen. Sie waren Freunde, doch Kalim sprach von mehr, von heiraten und einer gemeinsamen Zukunft. Alberne Träume eines Kindes, sagte Jamil ihm jedes Mal, doch insgeheim mochte er den Gedanken sehr. Sie spielten immer, dass Kalim der Sultan war und Jamil seine Braut. „Unrealistisch“, sagte er dann meistens, „ein Sultan hat hunderte Frauen, Kalim. Du kannst nicht nur mich heiraten.“
Kalim sah ihn verwirrt an und sagte dann etwas, das überhaupt nicht zu seiner unreifen Art passte: „Es wird schwierig, geradezu unmöglich, werden 99 Weitere zu finden, die mir genauso viel bedeuten wie du.“
Kalim, dieser Idiot. Wieso sagte er immer so peinliches Zeugs?
„Dieses Schiff lässt unsere alte Nussschale wirklich verblassen“, stimmte er seiner Schwester zu, während sie beide dabei zussahen, wie das Gefährt hinter dem Horizont verschwand. „Na na na, ich muss mich wohl verhört haben. Dieses alte Baby hat mehr erlebt als ihr zwei euch überhaupt erträumen könnt!“
Die Beiden wirbelten herum und sahen ihren Vater, der zu ihnen hinauf auf's Deck kam. „Sorry, Baba, aber wirklich abenteuerlich wirkt unser Boot nicht gerade“, sagte Alishba grinsend, doch der Mann schüttelte den Kopf. „Ihr dürft euch nicht von den Äußeren täuschen lassen. Wenn ihr ganz fest daran glaubt, kann sogar eine scheinbar wertlose Öllampe große Geheimnisse bergen.“
Ihre Mutter stieß dazu und gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Vielleicht wird es Zeit, dass du ihnen die Geschichte erzählst, Schatz“, meinte sie lächelnd, womit sie die Neugier ihrer Kinder geweckt hatte. Eine Geschichte? Sie liebten Geschichten, besonders wenn ihr Vater sie erzählte. „Au ja, ich will sie hören! Kannst du dazu singen, Baba?“, fragte Jamil mit leuchtenden Augen, doch sein Vater schien überhaupt nicht begeistert. „Ich bin kein Straßenmusiker, mein Junge. Ich möchte gerade nicht singen“, sagte er, während er die Leiter zum oberen Deck des Schiffes hinauf kletterte. Die Kinder sahen ihn enttäuscht an, doch die Enttäuschung war nicht von langer Dauer, als sie den Gesang ihres Vaters hörten:
Kommt mit mir in ein Land
Voll verborgener Magie
Wo Kamele gemächlich gehen
Es ist bunt, es ist laut
Scheint erst gar nicht vertraut
Leicht chaotisch, doch, hey, auch schön.
Plötzlich dreht sich der Wind
Und die Sonne verschwindet
Es herrscht eine Zaubernacht
Folgt mir nach, kommt vorbei
Euer Teppich ist frei
Und fliegt in die arabische Nacht.
Sie hatten wirklich den besten Vater den es gab und dafür war Jamil sehr dankbar. Überhaupt war er dankbar für alles, für seine Eltern, für seine Schwester, natürlich für Kalim und dafür am Leben zu sein. Sie setzten sich in den Schneidersitz und lauschten der musikalisch untermalten Erzählung ihres Vaters von dem Straßendieb, der Prinzessin und der unscheinbaren Wunderlampe.
Ende.
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Klein Kalim: Komm schon, Jamil. Heirate mich bitte*-*
Jamil: *Kichert* Dafür sind wir viel zu jung.
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