Eine woche war es her. Heute vor einer Woche ist sie von uns gegangen, und nie wieder gekommen. Heute vor einer Woche fing alles erst richtig an.
Es war Sonntag, Oma war in der Kirche. So wie letzte Woche.
Sanft strich ich mir Haare aus dem Gesicht und öffnete meine Augen. Ich atmete tief ein. Morgen werde ich nach hause fahren. Ohne mama. Ich schluckte und versuchte nicht nocheinmal zu weinen. Morgen kann ich all' das hinter mir lassen. Morgen kann ich Felix hinter mir lassen.
Müde rappelte ich mich auf und schwang meine Beine unter der warmen Decke hervor. Gähnend hob ich meine Hand und kratzte mich am Hinterkopf, während ich taumelnd aufstand und ins Bad huschte, um mich frisch zu machen.

(...)

Ein einfaches T-shirt, schwarze Jeans und dunkle Socken. Daraus bestand meine Kleidung des Tages, wieso sollte ich mich denn besonders kleiden? Ich hatte ja sowieso nichts vor.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und Oma kam heim.
"Morgen!" Begrüßte ich sie und stapfte sie Treppen herunter.
"Naa, gut geschlafen?"
"Ja.. geht so. Wie war die Kirche?"
"Nett, dass du fragst, es war schön. Aber ich muss schnell wieder los, Peter braucht mich im Café. Ist-"
"Ja, das ist okay, Oma." Lächelte ich sie an.
"Ganz sicher?"
"Ganz sicher."
"Ich will nämlich nicht, dass du einsam bist. Ich kann auch abs-"
"Ich bin nicht einsam. Bis dann!" Man könnte fast meinen, ich wollte sie los werden.
"Na gut. Dann mach keinen Unfug, bis heute Nachmittag." Lächelte Oma, griff nach ihrer Tasche und schloss die Tür hinter sich. Ich seufzte und ließ mich auf den Sessel sinken.
Der letzte Tag..

Ich freute mich, dass ich morgen endlich wieder zu Hause war. Weg von all dem Mist. Von Felix, seinen Wesen. Mamas Tod.
Wir hätten nie her kommen dürfen. Sie wäre noch am Leben...

Ein schrilles klingeln riss mich aus meinen Gedanken, es war die Tür.
Oma muss etwas vergessen haben.
Grinsend machte ich auf, doch sah nicht in die Augen meiner Oma. Strahlend grüne augen funkelten mich an.
"Du musst ihm verzeihen." Presste er zwischen seinen Lippen hervor.
"Manu.. Ich kann nicht." stotterte ich leise. Ohne, dass ich ihn darum gebeten hatte, kam er herein und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer.
Ich schluckte: "ja, du darfst herein kommen." Zischte ich, schloss die Tür und kam ebenfalls zu ihm ins Wohnzimmer.
"Felix hat mir alles erzählt." Sagte Manu und sah sich munter um. Er setzte sich auf die Couch.

"Wieso bist du hier?" Fragte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust.
Manus relativ gelassene Haltung spannte sich an, er rückte von der Lehne ab und beugte sich etwas nach vorne. Seine stimme war sanft und leise, doch ich verstand, was er sagte.
"Felix liebt dich wirklich." sagte er.
Ein gar nicht mal all zu kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, von dem ich hoffte, er hätte es nicht gesehen.
"Und du ihn auch." Hängte er selbstsicher hinten ran. Sofort verschwand mein Lächeln. "So ein Schwachsinn." Nuschelte ich.
"Ach komm, Alex. Ich sehe deine Blicke. Deine Haltung. Und ich bin nicht blöd. Ihr liebt euch beide. Und das ist okay! Es ist n-"
"Es ist nicht okay." Unterbrach ich ihn kalt. Meine Augen funkelten ihn finster an. Er soll verschwinden, auf der stelle.
"Nein, es ist kein Problem schwul zu sein. Ehrlich nicht!" Lächelte er mich motivierend an.
"Das ist nicht der Punkt, okay?" Ich versuchte meine Wut einiger maßen im Zaun halten zu können, und es war schwer. Verdammt schwer.

"Du verstehst den ernst der Lage nicht, er braucht dich!" Manu stand auf und stellte sich direkt vor mich.
"Bitte.." Flüsterte er.
Ich schluckte und sah zu boden. Felix braucht mich...?
"Die Lichteria sind auf dem weg! Felix und ich brauchen Krieger, wir-"
"Ich will, dass du gehst. Sofort." sagte ich monoton und richtete meinen Blick langsam auf.
"Du- ... was?"
"Du hast mich verstanden." Ich zuckte mit dem Kopf in Richtung der Tür.
"Ich will, dass du gehst. Sofort." Wiederholte ich. ||

Bin auf Chor Fahrt, deshalb wird erst Freitag/Samstag wieder 'n Kapitel kommen hihi. Schöne Woche euch allen! :3