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58. Geschwisterliebe

Zander verfolgte mit einiger Belustigung, wie seine Vorhersage eintraf. Während Salmon den Händen des falschen Rogners auswich und nach seiner Büchse griff, sprang Tuna auf und zerrte ihre Waffe aus der Scheide am Gürtel. Gleichzeitig versuchte Enzia, die beiden aufzuhalten, indem sie ihnen mit ihrem rollenden Thron den Weg versperrte und die Arme ausstreckte. »Nein! Nein!«, rief sie. »Es ist nur eine Maschine!«

Zanders Blick wanderte zu Iris, die mit dem Rücken an der Wand neben der Tür lehnte und kreidebleich geworden war. Als sie sich seiner Aufmerksamkeit bewusst wurde, raffte sie ihren Reifrock zusammen und durchquerte das Zimmer, um ihm Gesellschaft zu leisten oder bei ihm Schutz zu suchen. »Eine Maschine?«, wiederholte sie Enzias Worte. Es klang regelrecht anklagend. Anscheinend war sie nicht gekommen, um sich von ihm beschützen zu lassen, sondern um ihm Vorwürfe zu machen.

»Ich wusste bis vor ein paar Tagen nichts davon«, rechtfertigte er sich und nutzte die Gelegenheit, um Iris' Kleid in seiner ganzen Pracht zu bewundern. Dabei interessierte er sich jedoch weniger für den Stoff, die Spitze und die Rüschen als für die Art und Weise, wie es ihren Körperbau veränderte und ihre Vorzüge betonte. Es war wirklich erstaunlich, welchen Qualen manche Damen sich aussetzten, um ihre Körper mit Draht, Fischbein und Tierknochen in Form zu bringen. Sogar dann, wenn sie es überhaupt nicht nötig hatten. Doch Iris schien sich in ihren voluminösen Kleidern und beengenden Korsetts zu gefallen und letztendlich war das alles, worauf es ankam. Gerade heute brauchte er eine Übersetzerin, die sich in ihrer Haut wohl fühlte und ihren ganzen Liebreiz ausspielen konnte. Selbst wenn sie es ihm damit schwer machen würde, seine Gefühle für sie weiterhin zu leugnen.

»Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?«, fauchte Tuna. »Wir wollen die Karpis, die Calamaris und die anderen Familien mit einer Rogner-Maschine täuschen? Wer, glaubst du, wird darauf reinfallen?«

»Nun«, gab Zander süffisant zurück. »Du und Salmon habt ausgesehen, als wärt ihr für einige Sekunden darauf hereingefallen.«

»Sekunden«, zischte Tuna, während sie den Säbel wieder in ihrer Lederscheide verschwinden ließ und mit langen Schritten auf ihn zukam. »Aber die Feierlichkeiten dauern einen ganzen Tag. Vierundzwanzig Stunden, Zander!«

Im Hintergrund sah Zander, wie Enzia den Arm der Rogner-Maschine in seine Ausgangsposition brachte. Sofort richtete er sich wieder auf, als wäre er an einer Sprungfeder befestigt. »Ich weiß, Tuna«, versuchte er seine Freundin zu beruhigen. »Aber etwas Besseres haben wir derzeit nicht.«

Tuna stemmte die Hände in die Hüften, presste die Kiefer aufeinander und sah zum Fenster hinaus, wo die Seeteufel soeben wieder die Segel setzte. Während ihr Blick ins Nichts zu wandern schien, fuhr sie sich mit der Zunge über die Zähne. Dunkle Zornesröte wanderte über ihren Hals und von dort hinauf zu ihren Wangen und Schläfen.

»Ich habe schon mit Cyan geredet«, fuhr Zander fort. »Er hat versprochen, unsere Illusion mit ein wenig Novomagica zu vervollkommnen.«

»Und jetzt setzen wir auch noch Novomagica ein?«, fauchte Tuna. »Wo uns diese Magie doch das alles überhaupt erst eingebrockt hat.«

»Ich weiß«, sagte Zander und bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. »Und ich würde es nicht tun, wenn wir eine Wahl hätten.« Er suchte Tunas Blick. »Aber die haben wir nicht.«

Tuna verdrehte die Augen und wandte den Kopf ab. Sie wusste, dass er recht hatte. Aber sie wusste auch, was auf dem Spiel stand. Wenn sie versagten, konnte das den Untergang der Forelli-Dynastie bedeuten. Zander war sich jedoch gar nicht sicher, ob das ein Prozess war, den sie noch in der Hand hatten. Schließlich gab es so vieles, was sie nicht wussten. In letzter Zeit hatte er zunehmend das Gefühl, die Zügel würden ihm durch die Finger gleiten. Festungen, die er sicher und uneinnehmbar geglaubt hatte, waren binnen weniger Sekunden gefallen. Menschen, denen er vertraut hatte, waren als Lügner und Geheimniskrämer entlarvt worden. Sogar Rogner, der für ihn nicht nur ein Vorgesetzter, sondern auch ein Freund und Vorbild gewesen war, schien gewisse Dinge vor ihm verborgen zu haben. Anders war es wohl kaum zu erklären, dass die Forelli-Familie nur drei Wochen nach dem Anschlag auf sein Leben bis zur Halskrause in Schwierigkeiten aller Arten steckte: politisch, finanziell, personell.

»Ich will mich nicht streiten, Tuna«, sagte Zander. »Doch ich muss eine Entscheidung treffen.«

»Nein«, konterte Tuna. »Herr Forelli muss das.« Sie sah sich demonstrativ um. »Aber Cyan ist nicht hier.«

»Er ist schon zu den Calamaris aufgebrochen, um unsere Einladung zu überbringen. Ich dachte, es wäre besser, wenn er das persönlich übernehmen würde.«

Tuna schüttelte den Kopf. »Du machst es schon wieder.«

»Was denn?«, gab Zander zurück.

»Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Sardina hatte recht.«

Zander verschränkte die Arme noch fester vor der Brust. Er spürte, wie sich seine Gefühle abkühlten und musste seine ganze Beherrschung aufbringen, damit man ihm das Erkalten nicht am Gesicht ablesen konnte.

»Ich kenne dich, Zander«, sagte Tuna. »Schließlich bist du hier nicht der Einzige mit Menschenkenntnis.« Bewusst oder unbewusst imitierte sie seine Körperhaltung und reckte das Kinn vor. »Du würdest alles tun, um deine eingebildete Familien-Idylle aufrechtzuerhalten.« Zander wollte etwas einwenden, doch sie hob die Stimme und redete schnell weiter. »Ich sage das wirklich nicht gern, aber die Forellis sind nicht deine Familie. Und egal, wie viel Verantwortung du auch übernimmst, daran wird sich nie etwas ändern.«

»Tuna«, machte Salmon vorwurfsvoll.

»Nein«, zischte Tuna in seine Richtung. »Wir müssen doch irgendwann mal darüber sprechen, oder nicht? Denn vielleicht gibt es nichts, was wir tun können, um Rogner zu helfen. Vielleicht werden die Attentäter zurückkehren und noch mehr Menschen töten. Cyan zum Beispiel.« Sie deutete mit dem Finger auf Zander. »Und ich bin mir sicher, du wirst lieber mit diesem Schiff untergehen, anstatt dich in ein Rettungsboot zu flüchten, weil das hieße, deine Illusion der heilen Welt aufzugeben. Ist doch so, oder?«

Zander konnte seinen Ärger kaum noch zurückhalten. »Rettungsboot?«, fragte er. »Dann willst du die Familie Forelli einfach im Stich lassen? Fräulein Enzia im Stich lassen?«

Tuna machte einen schnellen Schritt auf ihn zu, sodass sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. »Ich würde Enzia niemals im Stich lassen, du Brasse! Wage es nicht, etwas anderes zu behaupten.«

»Was hast du dann vor?«, entgegnete Zander. »Der Stadt den Rücken kehren? Unsere Heimat verlassen? Oder willst du in Zukunft für die Karpis arbeiten? Für Sarko Baboi vielleicht? Dann vergiss nicht, ihm die Sache mit seinem Bruder zu erklären. Aber möglicherweise möchtest du ja auch Seite an Seite mit Pike und Hauki arbeiten. Das wird bestimmt ein Abenteuer.«

»Ja, ich habe darüber nachgedacht, mit Enzia die Stadt zu verlassen«, fauchte Tuna. »Denn ich werde nicht riskieren, dass sie ermordet wird, weil du uns alle in Gefahr bringst.«

»Ich bringe euch in Gefahr?«, erwiderte Zander hitzig. »Das ist doch wohl hoff-«

»Das reicht jetzt«, mischte sich Salmon ein. »Wir sollten nicht vergessen, wer der Feind ist und warum wir den Forellis dienen. Für keinen von uns ist diese Arbeit bloß eine berufliche Verpflichtung. Das ist es, was uns immer stark gemacht hat. Warum wir immer besser waren als Pike und Hauki oder die Handlanger der Karpis. Und solange Cyan, Enzia oder Frau Dorado uns nicht anweisen, unsere Posten zu räumen oder die Stadt zu verlassen, werden wir das auch nicht tun.«

»So ist es«, meldete sich nun auch Enzia zu Wort. »Tuna, ich liebe dich wirklich über alles in diesem Leben, aber ob ich die Stadt und meine Familie verlasse, ist ganz allein meine Entscheidung.«

Tuna sah aus, als wollte sie der Situation augenblicklich den Rücken kehren und die Tür hinter sich zuknallen, doch Zander kam ihr zuvor. »Ich brauche frische Luft«, entschuldigte er sich und verließ das Zimmer. Allerdings ohne die Tür zu knallen. 

Wie berauscht von unterdrückter Wut, mit angespanntem Kiefer und steifen Schritten, eilte er zur Treppe, um in den Garten zu gelangen. Noch auf der Stiege stieß er dabei mit Iris zusammen, die sich irgendwann im Laufe seines Streits mit Tuna nach draußen geschlichen haben musste. Eilig packte er zu und hielt sie fest, damit sie nicht die Stufen hinunterstürzte. Da sie sich aber gleichzeitig an ihm festklammerte und ihr Kleid auch noch viel schwerer war als er angenommen hatte, hätte sie ihn beinahe mit sich in die Tiefe gerissen. Ziemlich unelegant prallten sie gegen das Treppengeländer und landeten unsanft auf den Stufen. Aufgrund des steifen Unterrocks, der Iris' Rock stützte, hatte sie es schwer, stabilen Halt zu finden und klammerte sich prompt noch fester an ihn, was ihn wiederum dazu brachte, sie noch näher zu sich zu ziehen. Schließlich hockten sie eng umschlungen auf der Treppe und lauschten dem Pochen ihrer Herzen.

»Alles in Ordnung?«, fragte Zander nach einer Weile, deren Dauer er nicht einschätzen konnte.

»Nein«, hauchte Iris. 

Ihre Locken kitzelten Zanders Kinn. Er musste sich fast schon mit Gewalt daran erinnern, dass es unschicklich gewesen wäre, sie schützend an sich zu ziehen, ihren Kopf an seine Brust zu legen und ihr mit einer Hand durch ihre Haare zu streichen. Er wusste weder, wie sie darauf reagiert, noch was er sich in dieser Hinsicht gewünscht hätte. 

»Ich bin rausgegangen, weil ich euch nicht streiten hören wollte«, gestand Iris. »Das ist ja schlimmer, als würden meine Eltern streiten.«

Mit einem leisen Lachen fiel die unterdrückte Wut von Zander ab. »So alt bin ich nun auch wieder nicht.«

»Stimmt«, meinte Iris, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich von ihm zu lösen. 

Zander gestattete sich dennoch keinen Gedanken daran, dass sie die Situation möglicherweise genauso genießen könnte wie er. »Tuna und ich sind manchmal wie Bruder und Schwester«, erklärte er stattdessen. »Wir streiten nicht oft, aber wenn wir es tun, vertragen wir uns auch schnell wieder.«

»Das will ich auch hoffen«, sagte Iris. Ihre Körperwärme sickerte langsam durch seine Kleidung. Sein Atem ging automatisch flacher. »Denn ohne euch könnte ich das hier nicht.«

»Was meinst du?«, fragte Zander.

Iris zögerte. »Gerade ist es echt schwer«, brachte sie schließlich mit erstickter Stimme hervor. »Manchmal habe ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Da ist diese Kälte in mir... diese Erinnerungen...« Zander spürte, wie sie die Finger in seine Weste grub, obwohl nicht länger die Gefahr bestand, dass sie den Boden unter den Füßen verlieren und die Treppe hinunterfallen könnte. »Und alle denken, sie wüssten, was ich wirklich bin.« Ihre Stimme war nur noch ein kaum hörbares Flüstern. »Was in mir schlummert. Das alte Blut, die Todfeindin der Myrkuren. Ich halte das nicht aus.«

Zander vergaß die herrschenden Konventionen und zog Iris so fest an sich, dass er ihren Atem an seinem Hals spüren konnte. »Ich weiß«, sagte er, auch wenn es eine leere Floskel war. »Wir werden das durchstehen. Mach dir keine Sorgen. Schon gar nicht um Tuna und mich. Es gibt nichts, was uns trennen könnte.«

Iris nickte langsam und hob die Hand, um sich über die Augen zu wischen. »Gut.«

»Und Iris...«, begann Zander.

»Ja?«, machte Iris. Dem Klang ihrer Stimme nach zu urteilen, gab sie sich große Mühe, aufgeheitert zu wirken.

»Ich weiß von dieser Kälte und von deinen Erinnerungen«, fuhr Zander fort. »Natürlich kenne ich keine Details, aber ich weiß genau, wovon du sprichst.« Beim Gedanken an die Narben auf ihrem Rücken krampfte sich seine Brust schmerzhaft zusammen.

»Du hast es von Anfang an gewusst«, murmelte Iris. Während Zanders Herz immer schneller schlug, schien sie sich in seinen Armen zunehmend zu entspannen. »Aber ich wollte nicht darüber sprechen.«

»Nun, das habe ich gemerkt«, meinte Zander mit einem dünnen Lächeln.

Er konnte hören, dass Iris ebenfalls lächelte. »Es gibt da noch so einiges, was ich dir erzählen muss.«

Zander fasste sie an den Schultern und schob sie von sich, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. Die glückliche, aber leicht beschämte Miene, die ihn erwartete, gab ihm das Gefühl, seine Brust wollte augenblicklich platzen. »Es mag sich im Moment nicht so anfühlen, aber wir haben alle Zeit der Welt, um darüber zu reden.«

Iris presste die Lippen aufeinander. »Und was wird aus den Karpis?«

»Die sind morgen auch noch da. Vermutlich werden sie es sehr unhöflich finden, wenn wir unseren Besuch absagen, aber damit kann ich persönlich gut leben.«

Iris strahlte über das ganze Gesicht, was den Schmerz in Zanders Brust noch verschlimmerte. »Nein«, sagte sie dann. »Wir müssen das hinter uns bringen.« Sie stützte sich an ihm ab und richtete sich wieder auf. Vorsichtig tastete sie ihr Kleid ab. »Ich glaube, meine Krinoline ist gebrochen.«

Zander lachte. »Und dabei sind wir noch nicht einmal zur Tür hinaus.«

Iris stimmte in sein Gelächter mit ein und hakte sich bei ihm unter, um sicher am unteren Ende der Treppe anzukommen. Auch wenn Zander nicht wusste, was genau in den vergangenen Minuten zwischen ihnen vorgefallen war oder wie es dazu hatte kommen können, konnte er sich nicht erinnern, in letzter Zeit viel glücklicher gewesen zu sein. 

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