Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

18. Das Holloch

Iris verbrachte die Zeit bis zum Mittag damit, das Schreiben an König Dvergur zu verfassen. Dabei orientierte sie sich an Zanders gestohlenem Brief, dessen ungefähren Wortlaut sie noch im Kopf hatte, sowie an ihrer langjährigen Erfahrung in Adelskreisen. Cyan hatte ihr sein Studierzimmer überlassen, damit sie ganz in Ruhe arbeiten und über die perfekten Formulierungen nachgrübeln konnte. 

Etwa gegen ein Uhr kam Zander vorbei, um mit ihr die Waren und Summen zu besprechen, die ihr Angebot umfassen sollte. Die restliche Zeit arbeiteten sie gemeinsam. Iris saß mit durchgedrücktem Rücken und angelegten Ellenbogen am Sekretär und schrieb in ihrer schönsten Schrift auf eines der edelsten Pergamente, das sie je gesehen hatte. Zander lümmelte auf einem der Polstersessel, las von seinen Notizen ab, diktierte Fischsorten und Zahlen und rieb sich dabei immer wieder den Kopf. Er hatte sich umgezogen und sein Gesicht grob von Ruß und Blut gereinigt, aber die Spuren des vergangenen Tages waren ihm noch immer deutlich anzusehen.

»Wieso eigentlich ich?«, fragte Iris nach Beendigung ihrer Arbeit.

Zander, der den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen hatte, runzelte verwundert die Stirn. »Was meinen Sie?«

»Na ja«, seufzte Iris, legte die Schreibfeder beiseite und reckte die Hände in die Luft, um sich zu strecken. »Wieso haben Sie ausgerechnet mich ausgewählt?«

»Hm«, brummte Zander, öffnete die Augen und blickte sinnierend zur Decke, als müsste er über die Frage erst nachdenken.

»Eine ehrliche Antwort bitte«, verlangte Iris. Sie wollte unbedingt verhindern, dass Zander glaubte, sie hätte sich von seinem Verhalten während des Verhörs einschüchtern lassen. Insgeheim sann sie noch immer auf Rache für die Art und Weise wie er sie behandelt hatte. Doch zuerst musste sie seine Schwachstellen herausfinden. Ihr Blick wanderte über seine dunkle Gestalt und sie fragte sich, wo sie mit dieser Suche beginnen sollte. Zander wirkte wie ein Mann mit ausgesprochen vielen Schwächen. Die schlecht verheilten Narben an seinen Händen, die bunten Körpermalereien, die manchmal unter seiner Kleidung hervorblitzten, der spöttisch-verächtliche Zug, der stets um seine Mundwinkel lag - das alles waren für Iris Anzeichen eines Lebens voller Makel, Irrungen und Wirrungen. Dazu kam, dass ihm etwas Finsteres und Verruchtes anhaftete wie ein unangenehmer Gossen-Gestank. Die meisten Adeligen oder Bessergestellten hätten sich wohl nicht freiwillig mit ihm abgegeben. Trotzdem hatte er es irgendwie in eine beachtliche Position gebracht. Vermutlich wusste er, dass sein sozialer Aufstieg hier beendet sein würde. Weiter als bis zum obersten Unterhändler der Forelli-Familie würde er es nie bringen.

»Unser Zeitdruck war enorm, die Auswahl an Blomlore-Übersetzern begrenzt«, antwortete Zander. »Unser vorheriger Übersetzer hatte sich aus dem Staub gemacht und Sie wurden uns von der Gilde wärmstens empfohlen.« Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem waren Sie verrückt genug, nach Myr Ryba zu kommen.«

Iris ignorierte seinen jämmerlichen Versuch, sie zu provozieren. »Dann war es also eine rein zweckmäßige Entscheidung?«

»Aus der Not geboren«, erwiderte Zander. »Was nicht bedeuten soll, dass ich Sie für ungeeignet halte. Ganz im Gegenteil. Ihr Lebenslauf und Ihre bisherigen Auszeichnungen haben mir durchaus imponiert. Man trifft nicht jeden Tag eine junge Adelige, die sich für eine Ausbildung entscheidet, statt sich in das gemachte Nest zu setzen.« Er blickte Iris unverwandt an. »Was hat Sie davon abgehalten, sich einen wohlhabenden Gatten mit ein paar Adelstiteln anzulachen?«

»Nichts«, antwortete Iris schnell. Eigentlich hatte sie Zander verhören wollen, doch nun hatte er den Spieß umgedreht. »Nichts«, bekräftigte sie ruhiger. »Ich habe dieses Vorhaben lediglich für eine Weile aufgeschoben.«

»Vorhaben«, wiederholte Zander mit einem spöttischen Zucken der Mundwinkel. »Wie romantisch.«

Iris rollte mit den Augen. »Ich bin nicht naiv, Herr Arryba. Die meisten Adelshochzeiten haben mit Romantik nicht viel zu tun. Natürlich habe ich so meine Vorstellungen, was einen angemessenen Ehegatten ausmacht, aber ich heirate lieber einen Realisten als einen Träumer. Und ganz sicher werde ich mich nicht unter Wert verkaufen.«

»Vielleicht sollten Sie sich gar nicht verkaufen«, wandte Zander ein.

Bevor Iris darauf reagieren konnte, klopfte es an die Tür und Tuna steckte den Kopf herein. »Es ist schon vier Uhr«, teilte sie ihnen mit. »Wenn du vor unserem Besuch bei Gwydion Dan de Potas noch einige Besorgungen erledigen willst, sollten wir uns auf den Weg machen.«

Zander kam mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Beine. »Das klingt nach einer hervorragenden Idee.« Er ließ sich von Iris das fertige Schreiben reichen. »Ihr beide könnt euch ja schon mal auf den Weg zum Holloch begeben. Ich werde dort zu euch stoßen.« Er vollführte eine eher spöttische Verneigung in Iris' Richtung und drängte sich an Tuna vorbei zur Tür hinaus.

»Was ist das Holloch?«, fragte Iris, während sie sich aufrichtete und ihren Hut zurechtrückte, damit niemand ihre angesengte Haarpracht zu Gesicht bekam. Wenn sie nur daran dachte, was dieser schreckliche Zauber mit ihren schönen Locken angestellt hatte, bekam sie große Lust, den Verantwortlichen mit ihrem Stilett zu pieksen. Natürlich hatte es Rogner Forelli noch viel schlimmer getroffen, doch wenn sie den gemeinen Übeltäter fanden und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, würde Iris dafür sorgen, dass auch ihre Haare und ihre Seidenblume nicht in Vergessenheit gerieten.

Tuna lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen. »Das wirst du schon sehen, Püppchen.«

»Könntest du aufhören, mich so zu nennen?«, knurrte Iris.

»Kommt ganz darauf an«, erwiderte Tuna mit einem knappen Grinsen. »Wenn du mich im Kampf besiegst, tue ich alles, was du willst.«

Iris fand, dass dieses Versprechen ganz schön vollmundig klang. Andererseits musste Tuna äußerst geschickt mit dem Säbel sein, wenn Herr Forelli sie zur Leibwächterin seiner Tochter bestimmt hatte. Sicherlich war sie im Umgang mit Hiebwaffen geübter als Iris, deren Wissen sich allein auf kurze Stichwaffen beschränkte. Außerdem beinhalteten alle ihr bekannten Kampftechniken das Moment der Überraschung - einen Vorteil, auf den sie bei einem Duell mit Tuna nicht bauen konnte. 

»Ein andermal vielleicht.«

Tunas mit Kohle umrandeten Augen funkelten, als hätte sie bereits mit dieser Antwort gerechnet. »Dann folge mir, Püppchen. Ich zeige dir, was das Holloch ist.«

Mit einem leisen Seufzen zog Iris ihre Samthandschuhe bis über die Ellenbogen und folgte Tuna zum Trandafir-Salon. Dort wurden sie von Anchois aufgehalten, die Iris mitteilte, dass man ihr Zimmer fertig hergerichtet habe und sie bei ihrer Rückkehr direkt dort einziehen könne. Iris bedankte sich überschwänglich und hätte ihr neues Zuhause gern sofort besichtigt, aber Tunas ungeduldige Blicke brachten sie dazu, es sich anders zu überlegen.

Vom Salon aus durchquerten sie einen Flur, der am zerstörten Festsaal vorbeiführte, wo noch immer Aufräumarbeiten stattfanden. Mehrere Männer in dunkelblauer Handwerker-Tracht besichtigten die Räumlichkeiten und machten sich eifrig Notizen. Für einen kurzen Augenblick befürchtete Iris, sie könnte dem Narbigen oder gar Butt begegnen, doch es war nur ihre Angst, die ihr blutdurstige Monster in harmlosen Schatten vorgaukelte.

Eine Hand auf dem Griff ihres Säbels, um zu verhindern, dass die Scheide gegen ihre Beine schlug, sprang Tuna die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Dort führte sie Iris an der Küche und den Dienstbotenunterkünften vorbei zu den Lagerräumen des Südflügels. Gleich hinter der ersten Tür befand sich eine seltsame Wandnische, die mit einem Metallgitter abgesperrt war. Tuna zückte einen Schlüssel, steckte ihn in das dafür vorgesehene Schloss und schob das Gitter, das sich wie eine Ziehharmonika zusammenfalten ließ, beiseite. 

»Nach dir«, meinte sie. Es sollte wohl einladend klingen, aber ihre neugierig-amüsierten Blicke verhießen etwas anderes. Vermutlich erwartete sie, dass Iris etwas Dummes tat, so wie bei ihrem unfreiwilligen Bad im See.

»Was ist das?«, fragte Iris, während sie die Wandnische gründlich inspizierte. Erst auf den zweiten Blick wurde ihr klar, dass es sich nicht um eine Nische, sondern um eine kleine Kammer handelte, die an einen antiquierten Abort erinnerte, wie sie auf dem Land noch immer zu finden waren: winzige Holzhäuschen mit einem löchrigen Balken über einer stinkenden Sickergrube. Dazu kam ein Spalt im Boden, der Iris ganz und gar nicht geheuer war. Letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass sie lieber eine weitere Kutschfahrt mit Pike unternommen hätte, als auch nur einen kleinen Zeh in diese Kammer zu setzen.

Tuna schüttelte leicht den Kopf, als würde sie sich über Iris' Unwissenheit wundern. Dann setzte sie zu einer weitschweifigen Erklärung an: »Das Holloch ist ein Hohlraum im Innern des Fellmonte. Eine natürliche Höhle mit Verbindung zur Bucht. Die Baumeister, die das Anwesen errichteten, haben Tunnel und Schächte anlegen lassen, um das Gebäude mit dem Hohlraum zu verbinden. Auf diese Weise können wir Waren und Güter in und aus dem Anwesen transportieren, ohne Aufsehen zu erregen.«

»Das Gleiche gilt für Personen«, erklärte Zander, der genau in diesem Moment bei ihnen auftauchte. Er wurde von einem schlaksigen Jungen mit hellblondem Haar begleitet, dessen Ohren wie zwei Flossen vom Kopf abstanden. »Fräulein Dan de Lion, das ist Salmon. Er ist sowas wie unser Laufbursche, auch wenn ihm diese Bezeichnung Unrecht tut.«

Iris schenkte Salmon ein strahlendes Lächeln. Es war schön, jemanden zu treffen, der - genau wie sie selbst - aus der Fremde stammte. Ihre freundliche Geste wurde jedoch nicht erwidert. Stattdessen rückte Salmon den Gurt seiner Gewehrbüchse zurecht und drängte sich an ihr vorbei in die hölzerne Kammer. Tuna und Zander folgten ihm. 

»Kommen Sie schon«, meinte Zander auffordernd.

»Gibt es keinen anderen Weg?«, fragte Iris mit einem nervösen Zucken des Augenlids.

Zander hob und senkte die Schultern. »Ganz wie Sie wollen. Wir treffen uns dann unten am Hafen.«

Iris biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall wollte sie Zander diesen Triumph gönnen. Mit einem flauen Gefühl in den Eingeweiden zwängte sie sich zu ihm, Tuna und Salmon in die enge Kammer. Es war, als hätten sie sich zu viert in einen Kleiderschrank gequetscht. Tuna beugte sich vor und schloss die Gittertür hinter ihnen. Derweil reckte sich Salmon und schlug mit der Faust gegen die Decke. 

»Und was passiert jetzt?«, fragte Iris angespannt.

Zander, der ihr schon wieder so nahe war, dass sie den Schwefelgeruch des gestrigen Tages wahrnehmen konnte, schmunzelte. »Es geht hinunter zum Holloch.«

Kaum hatte er das gesagt, ertönte ein lautes Schnaufen und die Wände der Kammer begannen, zu vibrieren. Instinktiv streckte Iris die Arme aus und klammerte sich mit einer Hand an Zander, mit der anderen an Tuna. 

Im nächsten Moment gab der Boden nach und die ganze Konstruktion bewegte sich abwärts. Vor Schreck gab Iris einen leisen Schrei von sich und klammerte sich noch fester an ihre beiden Begleiter, sodass Tuna den Halt verlor und gegen sie kippte, was Iris wiederum gegen Zander beförderte. Schimpfend, schiebend und schubsend rappelten sie sich wieder auf. Nur Salmon schien sich königlich zu amüsieren. Er kicherte jedenfalls wie ein Bauernjunge, der ein Schwein bei einem missglückten Paarungsversuch beobachtet hatte.

»Verflucht«, zischte Tuna und machte sich grob von Iris los. »Jetzt reiß dich gefälligst zusammen, Püppchen.«

Verlegen strich Iris ihr Kleid glatt und richtete ihren Hut.

»Wir nennen dieses Gefährt einen Aufzug. Es wird mit Dampf betrieben, genau wie ein Vapobil«, erklärte Zander.

Eine grob behauene Felswand glitt auf der anderen Seite des Metallgitters vorbei. Der Aufzug rumpelte, polterte und ächzte wie ein alter Ofen. Dazwischen erklang immer wieder das dumpfe Schnauben des Dampfantriebs. Es war beängstigend. Gleichzeitig verspürte Iris ein durchaus angenehmes Kribbeln in ihrer Magengegend. Berauscht von diesem Gefühl rief sie sich ins Bewusstsein, dass sie durch einen Berg abwärts fuhren. Sie wandelten förmlich auf den gleichen Pfaden, auf denen auch die Boten des Gottes Jordardt, der den Legenden zufolge tief in der Erde hauste, unterwegs sein mussten. Ihre Angst verwandelte sich in Ehrfurcht. Anscheinend hatte die moderne Technik mit Magie deutlich mehr gemein, als es von ihren Unterstützern anerkannt wurde.

Schließlich kam der Aufzug zum Stillstand. Das Schnaufen des Antriebs verstummte. Dafür konnte Iris nun ein gedämpftes Rauschen und Plätschern vernehmen, wie vom Wasser am Grund eines gewaltigen Brunnenschachts. Während Tuna das Gitter aufschloss, verkündete Zander, dass er vorangehen würde. Mit flatterndem Herzen folgte Iris dem Unterhändler über die Schwelle in einen feuchten Tunnel, der von magischen Lampen erhellt wurde, denen die ungünstigen Bedingungen nichts ausmachten. In ihrem bläulichen Schein glänzten die unbehandelten Felswände als wären sie voller Diamantadern. Iris raffte ihren Rock zusammen, damit der Saum nicht durch die vielen Pfützen schleifte. Ein modriges und zugleich intensiv salziges Aroma lag in der Luft. An einigen Stellen hatten sich Kalkablagerungen gebildet, die an filigrane Elfenbeintürmchen erinnerten.

Nach einigen Metern öffnete sich der Tunnel in eine riesige, fast kreisrunde Höhle. Der Anblick ließ Iris staunend innehalten. Tosende Wellen peitschten durch eine Öffnung an der Meerseite des Fellmonte in die Grotte hinein. Ein schmaler Holzsteg führte über die schäumenden Wellen und gurgelnden Strudel hinweg zu den Felsen am Ausgang der Höhle. 

»Es ist Flut!«, rief Zander, um das rhythmische Rauschen des Wassers zu übertönen. Eine heftige Woge schwappte ins Innere der Grotte, wälzte sich über das abgeschliffene Gestein und brandete stürmisch gegen die rückwärtige Felswand, die durch den Ansturm immer weiter ausgehöhlt wurde. Zander wandte dem Ozean den Rücken zu. Im nächsten Moment wurde er von der aufwirbelnden Gischt eingehüllt. »Das hier war mal ein Piratenversteck!«, erklärte er Iris, die sich nicht zu rühren wagte. Beim Zurückfließen bildete das Meer hypnotisierende Strömungen und Wirbel, die den Boden der Höhle bedeckten wie Nester aus weißen Schlangen. »Wundervoll, oder?«, fragte Zander und wischte sich mit einer Hand die feuchten Haare aus der Stirn. »Erfrischend.«

Tuna presste sich ihren Hut auf den Kopf und wich in den Tunnel zurück, um nicht nass zu werden. »Du spinnst wirklich!«

»Mein Reden«, brummte Salmon.

»Du hättest als Fisch auf die Welt kommen sollen«, setzte Tuna nach, was Zander zu einem schelmischen Grinsen veranlasste. Daraufhin wandte sich Tuna an Iris: »Halt dich bereit. Wir passen eine Lücke zwischen den Wellen ab.«

Iris nickte zustimmend. Auf Tunas Signal hin rannten sie los, über den Steg zur anderen Seite der Grotte, wo die Holzdielen in einen steinigen Trampelpfad übergingen. Iris kletterte zwischen den Felsen hindurch und gelangte schon bald in trockenere Gefilde. Scharfes Dünengras, Strandhafer und niedrige Kräuter bedeckten den Hang des Fellmonte und wucherten über den schmalen Weg, der vom Holloch zur Bucht von Ryba führte. 

Als sie um eine Biegung in der Küstenlinie bogen, tauchten die Stadt und der Hafen in ihrer ganzen Pracht vor ihnen auf.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro