Kapitel 9
Aimee
Beim Büro meines Vaters angelangt, bemerkte er mich zuerst nicht. Zittrig sprach ich "Dad?" "Gleich mein Schatz." Er stand mit dem Rücken zu mir, doch drehte er sich blitzschnell um, als er bemerkte, dass ich gesprochen habe. Freudestrahlend kam er auf mich zu, doch als er mein Gesichtsausdruck sah, der eher panisch und verschreckt war, kam er besorgt zu mir und nahm mich in den Arm. "Was ist los? Was ist passiert?" fragte er. "Zu Hause." flüstere ich nur, sodass nur er es hören kann. Verstehend nickt er und schließt sein Büro ab. Dann ging alles ganz schnell. Er zog mich zum Auto und fuhr zu unserem Haus. Dort saßen wir nun in der Küche, mein Vater mit einem Tee und ich mit einer seiner berühmten heiße Schokolade. "Willst du es mir nun erzählen?" "Ja, aber ich denke, ich muss von vorne Anfangen." Verwirrt runzelte mein Vater seine Stirn. Ich begann mit dem Streit von Ruby und mir, der Warnung meiner Mutter, meine Angst und Schuldgefühle nach der Nachricht über deren Tod, meinen Schwur den ich jetzt gebrochen habe und heute von Killian wie ich ihn manipuliert habe, ohne dass ich es wollte.
Mein Vater hörte mir aufmerksam zu und nahm mich am Ende in eine tröstende Umarmung. "Du hättest mit mir reden sollen Schatz. Für diesen Fall hatten eure Mutter und ich jeweils einen Brief geschrieben bei eurer Geburt. Falls einer von uns stirbt, bevor wir erkennen konnten, welche Gene bei euch durchkommen, dass ihr dann trotzdem etwas habt, das es euch erklärt. Warte, ich hole ihn dir." sprach er ruhig und ging aus der Küche. Wenig später kam er mit einem Briefumschlag wieder, den er mir reichte. "Wäre es in Ordnung, wenn ich ihn auf meinem Zimmer lese?" "Aber natürlich, ich bin hier, falls du mich brauchst." Ich nickte und ging in mein Zimmer. Dort setzte ich mich im Schneidersitz aufs Bett. Vorsichtig öffnete ich den Brief. Als erstes kamen mir zwei Flugtickets entgegen, die ohne Datum gültig waren und nach Kanada gingen. Verwirrt legte ich sie zur Seite und nahm den Zettel zur Hand.
"Meine lieben Kinder, ich weiß nicht und ehrlich gesagt hoffe ich, dass ihr diesen Brief nie lesen müsst, denn das würde bedeuten, ich wäre vor eurem 17 Geburtstag gestorben. Ich weiß auch nicht, ob ihr beide diesen Brief lesen werdet oder nur eine von euch, aber seit euch sicher, ich liebe euch, seit der Sekunde als ihr mir in den Arm gelegt wurden seid. Nun kommen wir zu dem Grund, warum ich diesen Brief schreibe. Ich bin kein Mensch, sondern eine Flüsterin. Was dies genau bedeutet werde ich nicht schreiben, falls dieser Brief in falsche Hände kommt, was ich stark bezweifle, aber man weiß ja nie. Aber damit ihr nicht alleine seid, schicke ich euch zu eurer Tante Marie. Mit den beigefügten Tickets kommt ihr zu dem nächsten Flughafen in ihrer Nähe. Ich bitte euch, niemanden zu erzählen, wo ihr wirklich hinfliegt. Ich hoffe ihr beide könnt zusammen erkunden, was es heißt ein Flüsterer zu sein.
In ewiger Liebe Mom."
Ich presste den Brief fest an mich und versuchte mit dem weinen aufzuhören. Ich liebe dich auch Mom.
Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, holte ich mir meinen Laptop und schaute, wo die Adresse meiner Tante war. Dazu schrieb ich mir auf, wie ich vom Flughafen zu ihr komme, wobei ich die letzten 6km wohl zu Fuß gehen muss. Dann aktivierte ich ein Ticket und kaufte eins, wo der Flug kurz vorher startet und nach Neuseeland ging. Dann fing ich an zu packen. Ich entschied mich für meinen Wanderrucksack, da ein Koffer auf dem Weg dann stören würde. Fertig mit packen brachte ich ihn runter und ging zu meinem Vater. "Du siehst nicht gerade glücklich aus. Was stand in dem Brief?" "Ich muss zu einer Marie, damit ich etwas erfahre." erklärte ich. "Gut, dann fahre ich dich." Zerknirscht sah ich ihn an "Das geht nicht, sie wohnt in Neuseeland. Ich habe schon ein Ticket und der Flug geht heute Abend, also muss ich schon gleich los." Erschrocken blickte er mich an. "Dann komme ich eben mit nach Neuseeland, ich lasse dich nicht alleine." beharrte er. Ich schüttelte den Kopf "Nein Dad, dass ist etwas was ich alleine machen muss, es tut mir Leid." Resigniert nickte er "Wie lange wirst du weg sein?" "Ich weiß es nicht, gepackt habe ich für ein paar Wochen. Kommt wahrscheinlich darauf an, wie lange ich brauche um es zu kontrollieren." "Nein, das geht nicht." rief mein Vater fast schon panisch. "Warum sollte das nicht gehen?" Nervös kratzte er sich im Nacken "Dann muss Killian eben mit ihr gehen." flüsterte er mehr zu sich selber. Bei meinen nächsten Worten durchströmte mich wieder diese Ruhe. "Nein, du wirst Killian und auch sonst niemanden nichts erzählen, nicht wo ich bin und schon gar nicht warum." Die Augen von meinem Vater wurden leer, bevor sie sich wieder klärten. Erschrocken schauten wir uns an. Ich hatte ihn manipuliert. "Es tut mir Leid Dad, dass wollte ich nicht." "Dann heb es wieder auf." Ich schüttelte langsam den Kopf "Ich weiß nicht wie, außerdem ist es auch ganz gut so. Es tut mir Leid." Die Stimmung von meinem Vater wurde von erschrocken zu wütend. So hatte ich ihn nur selten erlebt und wenn konnte ihn nur Mom beruhigen. Ich sollte verschwinden, langsam ging ich rückwärts zur Haustür. "Aimee! Du wirst den Befehl wieder aufheben, du weißt nicht was du damit anrichtest, wenn du verschwindest und ich ihm nicht sagen kann wo du bist." knurrte er. "Was geht es ihn an, wo ich bin? Gar nichts, also kann es ihm auch egal sein." "Er ist dein Mate, wenn du verschwindest, dann dreht er durch. Er ist mein Alpha, da darf ich ihm nicht nicht antworten. Er wird misstrauisch, wenn er mit seiner Alphastimme es befiehlt und ich ihm immer noch nichts sagen kann." Ich verstand kein Wort, von dem was er sprach, dafür kannte ich mich zu wenig mit Werwölfen aus, aber auch kein Wunder, er hatte nur Ruby etwas über Wölfe erzählt, da sie sich in einen verwandeln konnte. An der Haustür angekommen, schnappte ich mir meinen Rucksack. "Aimee ich.." "Stopp, du bleibst da stehen, bis ich weg bin mit dem Flugzeug, also bis 23 Uhr." sprach ich wieder mit dieser Ruhe. Und es wirkte, mein Vater konnte sich nicht mehr von der Stelle bewegen. "Es tut mir Leid" schluchzte ich und machte die Haustür auf und ging. Ich hörte ihn noch mehrmals nach mir rufen, doch ignorierte es. Dann kam auch schon das Taxi, welches ich bestellt hatte, da ich Abschiede am Flughafen echt blöd finde. Ich hoffe es war die richtige Entscheidung.
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