Sonne
Stella
Ich stand wie in Trance und Glückseligkeit vor Reiner und genoss seine Nähe und die Umarmung. Der Kuss zog sich in die Länge und es fühlte sich so schön an bis plötzlich mein Kopf sich meldete, aber ich konnte mich nicht davon lösen, ich wollte nicht. Mein Herz raste vor Glück aber auch vor der Angst, Angst davor was folgte. Ich löste mich von ihm und blickte in Reiners Augen und ich sah ihm an, dass er genau das selbe dachte wie ich. Das Schweigen war zwar nur für paar Sekunden, aber es fühlte sich wie Stunden an. „Ehm..ich weiß…ich kann diese Situation grad nicht einordnen.“ Meine Worte brauchten einige Zeit um über meine Lippen zu kommen. Obwohl die Situation für uns beide merkwürdig war, konnte keiner von uns den Blick abwenden. Ich dachte nur, bitte lass den Moment nicht vergehen. „Stella…ich habe meine Worte ernst gemeint. Du bist eine wunderschöne Frau und ein toller Mensch.“
„Ich..ich brauch Zeit…Zeit für all das.“ Plötzlich kam das Fluchtgefühl und ich drehte mich um und wollte schon los rennen. Reiner hielt mich an meiner rechten Hand fest. „War auch das was du zu mir gesagt hast wahr?“ Mein Inneres schrie, mein Herz krampfte sich zusammen und ich schaute ihn mit Mühe an. „Ja es war alles wahr. Jedes Wort, aber bitte gib mir Zeit.“ Er ließ mich los und sagte mir, dass er mir die Zeit lassen würde. Sofort lief ich los zu meinem Auto und unmittelbar nachdem ich eingestiegen bin fing ich an zu weinen. Wieso diese Tränen? Es war doch so ein schöner Abend und ich hatte mich so wohl gefühlt. Ich griff nach meinem Handy und wollte schon Hanji anrufen aber ich hielt es nicht für richtig. Sie hätte es nicht verstanden, sie hätte zu mir gesagt, dass sie es doch wusste. In diesem Moment fiel mir wieder auf wie wenige Freunde ich doch hatte. Wie konnte es sein, dass Reiner so einfach meine Mauer durchbrochen konnte? Ich wollte in seinen Armen bleiben, aber dieses Elende Verbot stand mir im Weg. Ich hätte es stoppen sollen, bevor es überhaupt so weit kommen konnte.
Es fiel mir schwer mich auf die Straße zu konzentrieren und ich konnte von Glück reden, dass ich heil zu Hause ankam. Mein Herz schlug immer noch schnell und meine Gedanken kreisten sich immer noch um Reiners Kuss. Wie konnte das nur passieren? Ich biss mir auf die Lippen während ich in meiner Wohnung hin und her ging und trotz all meiner Bemühungen wurde ich nicht ruhiger. Ich fühlte mich so einsam wie noch nie und ich vermisste meine Schwester wie noch nie. Ihren Rat hätte ich gebraucht und ihre Umarmung, mir erging es so wie letzten Sonntag. Die Tränen liefen wieder und ich konnte sie nicht aufhalten und versuchte mich an das Lächeln meiner Schwester zu erinnern. Ihr Lächeln war wie die Sonne und ich hoffte sie blickte zu mir hinab. „Mein Herz ist voll, doch jemand fehlt. Ich hätt dir gern noch so vieles erzählt.“ Der Text zu dem Lied Sonne von Farin Urlaub hallte in meinen Kopf nieder. Die Zeit damals war grauer denn je, die Sonne war verdunkelt und selbst die ganzen Bilder von ihr und mir wollte ich verbrennen. Dieser Schmerz tat so weh und Reiner hatte diesen Schmerz gespürt und gab mir die Vertrautheit die ich nicht mehr gekannt habe. „Es ist nicht wie im Film. Man kann nicht einfach gehen. Man kann auch nicht zurückspulen. Um das Ende nicht zu sehen.“ Hätte man dieses Ende von Cindy schon voraussagen können, hätte man es verhindern können. Mir stellte sich die Frage ob ich das mit Reiner auch verhindern hätte können? Wollte ich das auch überhaupt?
Ich wusste nicht wie viel Zeit schon vergangen war während ich im Flur auf dem Boden saß. Eine oder sogar schon zwei Stunden? Ich hatte keine Tränen mehr übrig, meine Augen waren rot und gereizt und die schwere meines Körpers wurde mir immer bewusster. „Es wird besser haben sie gesagt.“ Mein Lachen klang bitterer als ich eigentlich dachte. Ich wollte immer anderen helfen, aber ich konnte nicht mal mir selbst helfen. Nach weiteren paar Minuten entschloss ich mich endlich aufzustehen und mich auf mein Bett zu legen. Eigentlich sollte man sich nicht immer dieser Traurigkeit hingeben, aber wenn nicht, wäre es auch nur eine Täuschung. Diese Sonne sollte für jeden scheinen, am meisten für Cindy und Reiner. Während ich an ihn dachte schloss ich meine Augen und der Geruch seines Parfüms kam mir wieder in den Kopf und seine Körperwärme während er mich umarmt hatte. Zeit…ich brauchte die Zeit. Reiners Worte begleiteten mich bis ich schlief.
In dieser Nacht träumte ich davon wie ich alles Hanji erzählte und alles so einfach ging, wie in einem Märchen. Es gab keine Regeln, keine Verpflichtungen und ich konnte unbeschwert lächeln. Obwohl es ein schöner Traum war wachte ich mitten in der Nacht auf und sah wie die Dunkelheit in meinem Zimmer herrschte. Ich ließ das Lied wieder liefen.
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