Die Albträume kommen zu schnell zurück
Reiner
Erst als sie vor mir stand bemerkte ich wie viel kleiner sie doch war, schätzungsweise war sie zwischen 1,60 und 1,65 Meter groß. Ihren Mantel presste sie fest um ihren Körper und man sah deutlich wie kalt sie doch hatte. Ich wollte nicht ganz so unhöflich sein und sie die ganze Zeit mustern daher entschied ich mich dafür die anderen Menschen um uns herum zu betrachten. „Fällt es dir schwer mich anzusehen weil wir uns nicht in meinem Büro befinden?“ Sofort blickte ich zu Stella, die mich genau musterte wie ich es getan hab. „Nein, dass ist es nicht, aber ich wollte nicht so unhöflich sein und Sie die ganze Zeit angucken.“ „Ach komm lass das mit dem Siezen, dass ist mir zu unpersönlich dafür das ich deine Psyche in Einzelteile zerlege.“ Ich fragte mich was so anders an ihr war. „Es tut mir leid, dies sollte eigentlich kein Thema im privaten Raum sein.“ Stella zog wieder an ihrer Zigarette und schaute wie ich in die Menge. „Für mich ist dieses Thema immer präsent, Stella. Es nimmt nie ein Ende.“
„Es kann ein Ende haben, dafür braucht man Willensstärke und den Mut zu sagen ich schaffe es nicht alleine. Erinnere dich an meine Worte von der letzten Sitzung. Ich bin hier um dir zu helfen. Und ich helfe dir auch gerne ein Geschenk für deine Cousine zu kaufen.“ Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln und mein Herz zog sich ein klein wenig zusammen. „Du hast gesagt sie sieht zu dir auf und will auch zur Bundeswehr. Wie wäre es mit einer Tasche in Tarnfarben und in die Tasche machst du noch paar kleine Sachen rein.“ Ich war geschockt darüber, dass ich nicht selbst auf diese Idee kam aber das lag wohl daran das ich nicht allzu gern an die Bundeswehr dachte. „Ihr Frauen habt doch ein Händchen für Geschenkideen.“ Lachend machte Stella ihre Zigarette aus, ich tat es ihr gleich und folgte ihr wieder rein. Während wir nebeneinander her gingen erzählte ich ihr was Gabi alles so toll fand und wie sie im allgemeinen war. „Scheinst eine sehr selbstbewusste Cousine zu haben, die schon etwas reifer für ihr Alter ist. Vielleicht aber auch ein Stückweit arrogant.“ „Manchmal etwas hochnäsig, aber für sie würde ich in den Tod springen.“ „Man spürt den Beschützerinstinkt in deinen Worten, aber ich weiß was du meinst.“
Vom weiten sah ich auch schon Hanji die mit ihren und Stellas Sachen angerannt kam. „Nun ihr Zwei. Wie genau ist der Plan?“ „Der Plan ist ganz einfach. Wir werden Reiner bei dem Geschenk für seine Cousine helfen und dabei finden wir vielleicht auch Sachen für uns. Das ganze wird vermutlich etwas länger dauern und das wäre dann der perfekte Zeitpunkt um gemeinsam was zu essen.“ Bevor ich auch nur irgendwas sagen konnte übernahm Stella schon das Ruder. „Stella hat immer den Masterplan und es war klar das sie eine Geschenkidee haben wird.“ Hanji legte währenddessen einen Arm um Stellas Schulter und lachte ihr typisches Lachen. Ihr Lachen klang schon immer etwas wahnsinnig. „Würde es nach dir gehen hätten wir nie einen genauen Plan.“ Mit diesen Worten schritt Stella mit Hanji und mir den Gang entlang.
Wie es zu erwarten war dauerte es wesentlich länger als gedacht. Schlussendlich fanden wir eine Tasche in Tarnfarben von Nike und daraufhin schleppten mich die Frauen auch schon in ein Schmuckgeschäft. War schon erstaunlich genug, dass ich mir gemerkt hatte das Gabi Ohrlöcher hat. „Du sagtest sie ist mehr der sportlichere Typ Mensch?“ Ich nickte meiner Therapeutin nur zu und ließ sie machen. Ohne es gemerkt zu haben stand Hanji neben mir und folgte meinen Blick. „Irgendein Gefühl sagt mir das ihr euch zwei schon kennt. Stimmt das Reiner?“ Hanjis Talent war manchmal schon sehr beängstigend, Sachen herauszufinden, die sie nicht herausfinden sollte, aber ich entschied mich dafür das Schauspiel weiter zu führen. „Ich sehe sie heute zum ersten Mal. Bildest dir wohl was ein.“ „Vielleicht ist das auch so. Jedenfalls guckst du sie oft an.“ Ich wollte nur aus diesem Gespräch fliehen und als hätte Stella meinen innerlichen Aufschrei gehört rief sie meinen Namen.
Sie hielt mir zwei Paar Ohrringe vor das Gesicht und meinte zu mir ich solle mich für eins entscheiden. Ein Paar war in der Form eines schwarzen Sterns und in der Mitte war ein weißer Stein, das andere Paar Ohrringe waren schlichte kugelförmige dunkelbraune Stecker. Leicht überfordert nahm ich die Ohrringe in der Form eines Sternes und dazu eine passende schlichte Kette. Während ich an der Kasse stand konnte ich mir ein Blick zu Stella nicht verweigern. Sie stand ungefähr ein Meter von mir weg und betrachtete grad eine Kette, die für mich schon in Richtung Goth ging. „Wir waren jetzt lang genug in diesem Schmuckladen. Können wir endlich gehen und was Essen gehen? Mein Magen knurrt schon.“ Stellas Miene verfinsterte sich für einen kleinen Augenblick, aber dann lächelte sie ihrer besten Freundin zu.
Dieser Tag war so surreal, aber auch entspannend, deswegen war meine Angst umso größer, wenn ich wieder bei mir zu Hause war. Tief in meinen Kopf war dieses Loch was immer größer wurde und diese Bilder, diese schrecklichen Bilder. Ich bemerkte gar nicht, dass ich meine Kette fest in meiner Hand hielt und einfach nur ins Nichts schaute, bis Stella meinen Namen rief. Ich schluckte hörbar und auf meiner Stirn hatte sich schon Schweiß gebildet. Mein Puls war erhöht und ich spürte wieder dieses zittern. Nur aus dem Augenwinkel sah ich wie Stella auf mich zu stürmte und mit ihren Händen meine Schultern packte. „Reiner. Hörst du mich? Versuch dich auf mich zu konzentrieren, auf meine Stimme. Denk nicht an das Loch, nicht an die Dunkelheit.“ Als hätte man mir wieder Mal den Boden unter den Füßen weggerissen, aber Stellas Stimme drang allmählich zu mir hindurch und ich blickte in ihre braunen Augen. „Ich bin da. Sieh mich weiter an.“ Ich biss mir auf die Zähne und zwang mich sie weiter anzuschauen und zu Besinnung zu kommen.
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