Die Farbe der Worte
Fast regungslos saß er da. Nichts außer seine Hand bewegte sich. Gezielt wanderte sie über das Zeichenpapier und zog exakte Linien. Die warme Frühlingssonne verlieh seinen hellbraunen Haaren einen goldenen Glanz und ließ sie aussehen wie die Frucht eines Kastanienbaums.
Langsam näherte ich mich ihm. Ich wollte ihn ansprechen, mit ihm reden und ihn kennen lernen. Ich weiß nicht wieso, aber er faszinierte mich unglaublich. Seine Art zu sitzen, leicht gebückt und mit gesenktem Kopf. Er starrte voller Konzentration auf den Bogen Papier. Von Zeit zu Zeit hielt er sein Werk mit ausgestreckten Armen von sich, um es von der Ferne betrachten zu können. Er war so versunken in seine Arbeit, dass er mich wahrscheinlich gar nicht bemerkt hatte. Dass er wahrscheinlich gar nicht bemerkt hatte, dass ich immer näher zu ihm schlich.
Ich stand nun direkt hinter ihm und sah ihm über die Schulter. Er zeichnete die Landschaft, die sich vor uns erstreckte. Ein eisblauer Gebirgssee, der von hohen begrünten Bergen umzäunt wurde. Nur das er mit Bleistift zeichnete und man somit die frischen Farben nicht erkennen konnte. Trotzdem kam die Tiefe der Umgebung perfekt zur Geltung. Er beherrschte seine Technik vollkommen.
"Du zeichnest schön"
Er sah weder auf von seinem Blatt Papier, noch zeigte er irgendeine Regung. Er führte nur weiter spitzen Bleistift über die werdende Zeichnung. Hatte er mich überhaupt gehört? Normalerweise schon, da kaum ein Meter uns trennte, doch vielleicht war er ja taub? Oder er ignorierte mich einfach nur, da er nichts mit fremden Menschen zu tun haben wollte.
"Ich dachte schon, du würdest mich nie ansprechen"
Ich zuckte ein wenig vor Schreck zusammen, als er plötzlich sprach. Seine Stimme war so tief und rau, dass mir ein elektrisierender Schauer über den Rücken ran. Also hatte er mich schon die ganze Zeit bemerkt und nur nichts getan. Wie konnte er nur so gelassen sein, wenn ein Fremder so knapp bei ihm stand? Je mehr ich mir den Kopf über ihn zerbrach, desto mehr zog er mich auch in seinen Bann. Er strahlte eine unglaublich reine, aber auch traurige Aura aus. Würde ich in seine Seele hineinsehen können, würde ich wetten, dort lauter verblasster Narben zu finden. Das versicherte mir nicht nur seine Ausstrahlung, sondern vor allem auch seine Stimmlage. Ich spulte seine Wort immer wieder in meinem Kopf ab wie eine Kassette und mit jedem Mal wurden seine inneren Zweifel präsenter. Was war seine Geschichte?
"Darf ich mich zu dir setzen?"
"Nur zu"
Vorsichtig setzte ich mich zu ihm auf den Felsen, als hätte ich Angst, der Stein könnte unter meinem Gewicht zerbersten. Augenblicklich stieg die Kälte des Materials durch meine Hose und ich legte schützend die Hände unter meine Oberschenkel. War ihm nicht auch kalt, vor allem weil er doch schon viel länger als ich hier saß?
Ich neigte meinen Kopf zur Seite, um ihm endlich ins Gesicht sehen zu können. Dabei trafen sich unsere Augen für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er wieder auf seine Zeichnung fokussierte. Diese ausdrucksstarken dunklen Augen bestätigten meine Vermutungen zu seiner mentalen Situation. Nach außen hin wirkten sie so stark, doch tief in ihnen drinnen waren auch hier tiefe Narben. Man konnte sie nicht mit den Augen sehen, aber mit dem Geist. Ich weiß nicht wieso, aber als sich unsere Blicke für diesen kurzen Moment gekreuzt hatten, überkam mich das Gefühl, ihn besser zu kennen als meine eigene Familie. Alles an ihm wirkte vertraut und doch gleichzeitig so komplett fremd. War es das, was ihn so interessant für mich machte?
"Wieso hast du mich angesprochen?", fragte er, als hätte er meine Gedanken gelesen.
"Ich weiß es nicht... Mein Mund hat sich praktisch von selbst bewegt"
"Sag mir bitte, wie du heißt"
"Ich heiße Jeon Jungkook, du?"
"Kim Taehyung"
Kim Taehyung. Jede einzelne Silbe ließ ich wie süßen Zucker auf meiner Zunge zergehen. Kim Taehyung. Bedeutete Taehyung nicht so viel wie Deine Wünsche werden wahr? Ein wunderschöner Name und ich hoffte, er erfüllte seine Bedeutung.
"Malst du deine Bilder eigentlich nie an?"
Diese Frage hatte mich schon länger beschäftigt. Er zeichnete und skizzierte so schön, also wieso wagte er sich nicht an die Farben heran?
"Nein, meine Buntstifte verstauben nur in meinem Kasten"
"Also hast du sie früher benutzt?"
"Ja, aber die Welt hat schon lange keine Farbe mehr für mich..."
Keine Farbe? Er meinte damit doch nicht, dass er farbenblind war, oder? Nein, seinem Ton zufolge interpretierte ich seine Antwort eher als seelische Farbenblindheit. Das die Welt für ihn nur eintönig und grau war. Jeden Tag dasselbe. Doch was hatte dies mit seinen inneren Verletzungen zu tun? War etwas in seiner Vergangenheit passiert, was ihn jetzt unempfindlich für die Schönheit des Lebens machte? Ich hätte ihn zu gerne gefragt, aber dafür standen wir uns jetzt noch nicht zu nahe, obwohl ich tief in mir das Gefühl hatte, mit ihm ein stärkeres Band zu haben als mit jeder anderen Person.
"Hattest du früher eine Lieblingsfarbe?", fragte ich ihn stattdessen.
"Meine Lieblingsfarbe war bunt"
Bunt. Das war eine schöne Antwort, wie ich fand. Er musste Farben geliebt haben. Doch noch immer brannte mir diese eine Frage auf der Zunge. Was war passiert? Die Neugierde in mir fraß mich förmlich auf. Doch wie so viele andere Sachen auch, war die Neugier ein zweischneidiges Schwert. Einerseits konnte sie dein Leben erhellen, deinen Geist erfüllen und tiefe zwischenmenschliche Verbindungen schaffen. Doch ihre scharf geschliffene Seite konnte all dies wieder zerstören. Eine unüberlegte Handlung und alles, was man mühsam aufgebaut hatte, brach in sich zusammen. Jedes unserer gewechselten Worte war wie eine Spielkarte, aus denen wir uns langsam aber sicher ein Haus bauten. Doch dieses Haus war noch unstabil und zerbrechlich, sodass ein kurzer ungewollter Windhauch es einfach davontragen könnte. Und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.
"Wollen wir Freunde werden?"
Die Worte waren mir einfach aus dem Mund gerutscht, ich hatte es nicht kontrollieren können. Ich nagte gebannt an meiner Unterlippe seine Antwort auf meine komische Frage abwartend. Er drehte den Kopf leicht zu mir und zum zweiten Mal trafen sich unsere Augen, nur diesmal wandte er den Blick nicht sofort wieder ab. Ich hatte das Gefühl, als würde ich in seinen Augen versinken. Wie ein reißender Meeresstrudel zogen sie mich zu sich, immer tiefer und tiefer. Es war fast hypnotisierend.
"Gerne"
Er lächelte leicht und erwärmte mein Herz damit. Doch dieses Lächeln war nicht zu 100 Prozent glücklich. Ein kurzer Schimmer seiner Augen verriet mir, dass tief in ihm drinnen noch immer eine stete Traurigkeit verankert war. Ich hätte alles für das Verschwinden seiner Trauer getan, dabei wusste ich noch nicht einmal, weswegen er so litt. Trotzdem wollte ihm seine Last nehmen, damit er wieder frei und ehrlich lachen konnte. Würde ich dieses Lächeln wohl je zu Gesicht bekommen? Den Rest des Tages, den ich mit ihm plaudernd verbrachte, zeigte er es jedenfalls nicht. Dennoch gab ich die Hoffnung nicht auf. Auch die nächsten Tage kam ich immer wieder zu dem Felsen vor dem Bergsee und traf ihn stets zeichnend dort vor. Egal wie früh ich aufkreuzte, er war schon dort.
Wir freundeten und schnell an und ich bekam immer mehr das Gefühl, in ihm einen Freund fürs Leben gefunden zu haben. Wir redeten nicht nur über Belangloses, sondern philosophierten auch leidenschaftlich über die Welt, wobei ich ihn immer wieder von seiner negativeren Einstellung bekehren musste. Es lief alles gut.
Zu gut.
Eines Morgens wanderte ich zu unserem Platz, doch auf dem Stein saß kein Tahyung. Ich suchte ihn leicht panisch. Hinter den Bäumen. Bei den steilen Klippen. Ich sah sogar bei dem eisblauen Bergsee nach. Aber egal wie laut ich nach ihm rief, er blieb verschollen. Wieso machte ich mir überhaupt solche Sorgen? Es war doch ganz normal, dass man nicht jeden Tag in der Natur zeichnend verbringen konnte. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl...
Ich wartete und wartete, doch er tauchte nicht auf. Bald trat die Dämmerung ein. Der Himmel verfärbte sich von seinem klaren Blau in eine Mischung von Orange und Rosa. Es sah wunderschön aus und ich hätte diesen Moment gerne mit Taehyung geteilt, doch das war uns nicht vergönnt. So ging ich schließlich alleine und besorgt den Berg wieder hinab. Ich nahm mir fest vor, morgen wieder zu kommen. Ob er wohl wieder da sein würde?
"Taehyung!"
Erleichterung überschwemmte mich, wie eine Küste während der Flut, als ich ihn am nächsten Morgen wieder auf dem Fels zeichnen sah. Ich stürmte so schnell ich konnte zu ihm und stolperte beinahe über meine eigenen Beine. Unsere Blicke kreuzten sich und es zerbrach mir fast das Herz. Ein trüber Schleier lag über ihnen und zeugte von seiner Unsicherheit. Er wirkte auch viel blasser als vorgestern, fast dachte ich schon, seine Knochen durch die dünne Haut ausmachen zu können. Bei seinem Anblick verlor ich jegliche Zurückhaltung und fragte entsetzt:
"Taehyung, was ist passiert?"
Er senkte den Blick, was ihn noch verletzlicher aussehen lies. Er öffnete den Mund, als wollte er antworten, doch er schloss ihn wieder und seufzte tief.
"Bitte", schob ich nach.
"Jungkook, bist du sicher? Ehrlich gesagt, habe ich überlegt, heute gar nicht herzukommen. Dich einfach zu vergessen"
Bei dem Wort vergessen verzog er leicht das Gesicht. Ich verstand nicht ganz, was er mir mitteilen wollte, aber ich war froh, dass er nun hier war. Vielleicht konnte ich ihn ja beschützen und unterstützen.
"Ich bin krank. Ich habe Hirnatrophie"
"Hirnatrophie?"
"Sie zerstört mein Nervensystem und mein Erinnerungsvermögen. Bis sie mich schließlich in den Tod treibt"
Tod? Er hatte eine tödliche Krankheit? Mit einem Mal zerplatzte meine neu aufgebaute kleine Welt wie eine Seifenblase. Sie zersprang wie ein fallen gelassener Spiegel in tausend kleine Splitter. Egal welchen Vergleich ich heranzog, er beschrieb die Situation nicht annähernd. Ich musste mich auf dem Felsen abstützen, um nicht zusammen zu brechen. Tae legte zögernd seine Hand auf die meine und diese nötige Berührung verlieh mir wieder etwas Kraft. Ich hatte mich wieder gefasst und musterte ihn noch einmal. Wieso konnte er seinen mentalen Zustand so gut hinter dieser Maske verstecken? Hinter dieser Maske, die auf den ersten Blick so rein und vollkommen aussah, aber je genauer man hinsah, desto mehr stachen unzählige Risse hinaus. Er war sterbenskrank, aber ließ sich nichts anmerken. Und ich war ein jämmerliches Häufchen Elend, dabei wollte ich ihn doch unterstützen.
"Es ist okay, wenn du den Kontakt jetzt abbrechen willst, Jungkook", meinte er, doch die Trauer tropfte beinahe hörbar von diesen Worten.
"Ich will und werden dich jetzt nicht aufgeben! Genau in so einer Situation sollte ein wahrer Freund doch für einen da sein. Und ich sehen dich als einen wahren Freund"
Sein Gesicht hellte sich ungemein auf und er lächelte sogar kurz. Wenn sein Lächeln jetzt auch ein wenig gezwungen war, es war und blieb einzigartig und bezaubernd. Wie würde es dann erst aussehen, wenn er mit ganzem Herzen lachen konnte? Ich wollte ihm das ermöglichen, deswegen musste ich eine mentale Stütze für ihn sein.
Auch am nächsten Tag saß er wieder auf dem altbekannten Stein. Dennoch gab es heute einen kleinen aber essenziellen Unterschied in dem Bild. Er zeichnete nicht. Ich fragte nicht nach, da der Grund doch offensichtlich war. Sein Nervensystem begann unter der Krankheit zu leiden. Ich hätte nicht gedacht, dass die ersten Symptome so bald eintreten würden und es machte mir ehrlich gesagt Angst. Doch einen kleinen Lichtblick hatte ich. Da es bis jetzt nur seine Hände getroffen hatte, konnte er noch immer zu unserem Platz kommen. Dennoch genoss ich die Zeit mehr als vorher, da ich keine Garantie dafür hatte, dass seine Beine ihm morgen nicht auch den Dienst verweigern würden.
"Morgen Jungkook", begrüßte er mich auch am nächsten Tag.
"Morgen Jungkook", hörte ich am Tag danach.
"Morgen Jung-... Jungkook?"
"Morgen Jung- äh, Jungkae?"
"Morgen Jung-, Jung-, wie war dein Name nochmal?"
"Morgen J-, J-, irgendetwas mit J oder?"
"Morgen ähm..."
"Wer bist du?"
Es zerstörte mich. Ich musste mit ansehen, wie er jeden Tag mehr vergaß, sich nicht mehr an meinen Namen erinnerte und mich schließlich gar nicht mehr erkannte. Es zerstörte mich. Dennoch machte ich weiter. Ich stellte mich ihm immer wieder vor und zum Glück hatte er mich nie ganz vergessen. Er merkte sich zwar unsere Gespräche und mein Aussehen nicht, aber er wusste, das wir miteinander verbunden waren. Er versicherte mir, ein vertrautes Gefühl zu haben, wenn er mich sah. Und an diesen Hoffnungsfunken klammerte ich mich, um nicht in der Dunkelheit zu vergehen. Ich musste positiv bleiben. Das tat eine mentale Stütze doch schließlich. Aber es war schwer, so verdammt schwer.
"Ich werde morgen ins Krankenhaus eingewiesen"
"Darf ich dich dann besuchen?"
"Ich habe gehofft, du würdest das fragen. Neurologie, Zimmer 110"
"Ist 10 nicht deine Lieblingszahl?"
"Ja..."
"Dann wird dir das sicher Glück bringen"
"Mal sehen..."
Er sah wenig überzeugt aus, als er das sagte und lächelte schwach. Hoffentlich würde es ihm mit einer stationären Behandlung bald besser gehen. Denn die Medikamente hatte bis jetzt nicht sonderlich viel gebracht... Waren die Ärzte zu unfähig, eine wirkende Arznei herzustellen? Kümmerte sie sein Vergehen vielleicht gar nicht? Nein, Jungkook, versuch jetzt nicht anderen Personen die Schuld zu geben. Niemand kann etwas dafür. Das Schicksal hatte seine blutverschmierten Finger im Spiel, bereit den nächsten Zug zu machen. Es war wie mit dem Malen mit Kreiden auf der Straße. Egal, ob man sich dabei vollkommen hineinsteigerte, oder ob man nur eine flüchtige Kritzelei hinterlassen wollte, im Endeffekt machten die Bemühungen keinen Unterschied. Denn der Regen kam unausweichlich und mit ihm wurde die aufgetragenen Farbpartikel erbarmungslos hinfort gespült.
Am nächsten Tag lief ich gebannt ins Krankenhaus. Ich steuerte Zimmer 110 an, blieb jedoch vor der Tür kurz stehen. Taehyung lag da drinnen, wahrscheinlich an hunderte Kabel angesteckt und in einem schrecklichen Zustand. Ich musste mich geistig vorbereiten. Krankenhäuser hatten mir noch nie gefallen. Der Tod war in ihnen allgegenwärtig und dieses sterile Weiß machte mich nervös. Ich atmete kurz durch und klopfte an die Tür, bevor ich bedacht eintrat.
Zum Glück hatte ich mich auf das Kommende vorbereitet, sonst hätte ich wahrscheinlich einen Zusammenbruch erlitten. Vergesst alles, was ich über seine Hautfarbe gesagt hatte. Es war nichts im Vergleich zu diesem beinahe leichenblassen Häutchen. Seine Augen waren blutunterlaufen und dicke Augenringe umrandeten sie. Seine Wangen wirkten eingefallen, sodass seine Wangenknochen herausstachen. Sein hellblaues Krankenhausshirt war das einzige Farbige in diesem Raum neben seinem matten und kraftlosen Haar. Der Anblick ließ mein Herz schwer werden und ich gab mir Mühe, meinen Tränen ja nicht die Überhand zu gewähren.
"Morgen Taehyung. Ich bin Jeon Jungkook und wir sind alte Freunde"
"Jeon Jungkook? Du kommst mir so bekannt vor, dann muss es wohl stimmen. Der Arzt hat mir auch schon gesagt, dass ein Nebeneffekt meiner Krankheit das Vergessen ist. Es tut mir leid, dass ich mich nicht an dich erinnern kann"
"Kein Problem, ich war vorbereitet. Trotzdem würde ich gerne mit dir befreundet sein, okay?"
"Gerne"
Ich fragte ihn das jeden Tag und er gab mir jeden Tag die selbe Antwort. Es war schön, zu wissen, dass sich vielleicht sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte, aber sein Charakter sich nicht veränderte. Doch selbst wenn er morgen ein komplett anderer Mensch sein würde, ich würde ihn nie verlassen. Das hatte ich mir geschworen. Immer für ihn da zu sein, ihn zu schützen und ihn aufzuheitern. Und ich wusste, dass wenn ich der Kranke von uns beiden gewesen wäre, hätte er dasselbe für mich getan. Das machte Freundschaft doch aus, nicht wahr?
Und so vergingen die Tage. Früh am Morgen klopfte ich bereits an seiner Tür und verließ sein Zimmer erst spät am Abend wieder schweren Herzens. Andere hätten diese Zeit wahrscheinlich als langweilig betitelt, aber für mich waren es genau diese unspektakulären Momente, die so wertvoll waren. Wenn er sich noch dunkel an mich erinnern konnte. Wenn er selbstständig trinken konnte. Oder wenn er lachte. Leider wurde sein Lächeln von Tag zu Tag schwächer und trauriger. Seine Augen glänzten nicht mehr und sie hatten an ihrer Ausdrucksstärke verloren. Er verdarb langsam, aber sicher und genau diese Stetigkeit machte es so schwer. Jeden Tag wirkte er dünner und verletzlicher. Ich fürchtete, ihn nur mit einer kleinen Berührung zu zerbrechen. Wie ein Schmetterlingskind. Wunderschön, doch so gebrechlich.
"Jungkook, danke, dass du immer für mich da bist", hauchte er mir eines Tages zu.
Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern, das einfach vom Wind hinfort geweht hätte werden können. Wie lange würde ich sie wohl noch hören können?
"Wir stehen das gemeinsam durch!"
"Du weißt, dass ich es nicht schaffe, Jungkook..."
Es zerbrach mir das Herz. Er hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden und wartete nun auf seinen Tod. Hatte er wirklich jede Hoffnung aufgegeben? Glaubte er wirklich nicht mehr an seine Genesung?
"Taehyung, bitte gib die Hoffnung nicht auf. Du bist zu jung, um zu sterben"
"Es kommt nicht darauf an, wie lange das Leben ist, sondern wie bunt. Das ist ein Zitat von Seneca, schön nicht wahr? Und du hast meinem Leben wieder Farbe verliehen. Nach meiner Diagnose vor ein paar Monaten bin ich in einem schwarzen Loch versunken. Es zog mich immer weiter mit sich und verschlang jeden einstigen Lichtstrahl. Ich habe mich zurückgezogen und zeichnete nur mehr Landschaften. Ich war einsam. Hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden. War hoffnungslos. Doch dann kamst du"
Er zeigte mit zitterndem Finger auf mich und lächelte dabei. Und er lächelte von Herzen. Da war keine Unsicherheit und keine Trauer, nur pure Heiterkeit. Und es war das Schönste, was ich je gesehen habe. Seine Augen schimmerten hell und wurden von kleinen Lachfältchen umrahmt. Sein Lächeln hatte eine viereckige Form, was unglaublich süß war.
"Jungkook, verstehst du nicht? Das sind meine letzten Worte"
Ich starrte in fassungslos an. Seine letzten Worte? Sollte er etwa gleich sterben? Ich verstand rein gar nichts mehr.
"Der Arzt konnte mir meinen Todeszeitpunkt genau vorhersagen, da sich meine Krankheit gleichmäßig ausbreitete. Ich bestand darauf, ihn zu erfahren, auch wenn er dagegen war. In ungefähr einer zehn Minuten wird mein Herz vergessen haben, wie es schlägt"
Ich konnte es nicht glauben. Er sollte in ein paar Minuten sterben? Uns blieben nur mehr zehn Minuten? Dabei kannten wir uns doch erst seit einigen Wochen. Ich wollte das nicht. Ich wusste, dass der Zeitpunkt kommen würde, aber ich habe es nie als so nah gesehen. Ich habe es vor mir hergeschoben und möglichst wenig darüber nachgedacht. Und nun war es gleich so weit. Gleich würde er für immer verschwunden sein. Einfach weg. Ich war dumm, geglaubt zu haben, dass wir seine Krankheit gemeinsam einfach besiegen könnten. Ich war so dumm. Ich habe mich selbst belogen. Doch jetzt musste ich der Realität in die Augen sehen. Ich durfte keine dieser wertvollen Sekunden verstreichen lassen.
"Leg dich bitte zu mir"
War das etwa sein letzter Wunsch? Nein, das konnte doch nicht wirklich gerade alles passieren! Das durfte nicht passieren! Dennoch würde ich alles für sein Wohlbefinden tun. Würde es etwas bringen, würde ich mich sogar selbst opfern, ohne zu zögern. Sanft strich ich die Bettdecke bei Seite und legte mich vorsichtig neben ihn. Als ich ihn berührte, spürte ich seine einzelnen Knochen und ich hatte Angst, ihn zu verletzen.
"Keine Sorge, du tust mir nicht weh. Bitte nimm mich nur in den Arm"
Ich tat ihm den Gefallen und umschloss ihn mit meinen Armen. Er kuschelte sich an meine Brust. Am Liebsten wäre ich für immer in dieser Position verharrt. Seinen zarten Körper in meinen starken Armen. Ich roch an seinen Haaren. Sie hatten keinen Geruch mehr, da war nur mehr der typische Krankenhausgeruch. Früher konnte ich seinen Lavendelduft bis auf einen Meter Entfernung wahrnehmen. Früher...
"Jungkook, ich habe doch eine Lieblingsfarbe. Nämlich dich", flüsterte er.
Auf einmal nahm er einen tiefen Atemzug, dann kam nichts mehr. Sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr gegen meinen und seinen Körper verließ jegliche Spannung. Im Hintergrund ertönte ein schriller monotoner Ton, doch ich nahm ihn fast gar nicht wahr. Ich nahm nichts mehr wahr. Da war nur mehr eine gähnende Leere in mir, die mich umschlang und mir den Sinn für alles andere raubte. Ich wollte schreien, weinen und jede Person einfach nur anbrüllen, doch ich konnte nicht. Dieses allumfassende Loch in mir verhinderte jede Regung meinerseits, hatte mich komplett eingenommen. Ich sank tiefer und tiefer, aber es war mir egal. Es war mir egal, was mit mir passierte. Es war mir egal, was mit der Welt passierte. Es war alles egal. Ohne ihn hatte es keinen Sinn mehr. Er war in mein Leben getreten, hatte meinem eintönigen Leben Farbe verliehen und war dann einfach gegangen. Und jetzt war alles grauer als je zuvor.
"Herr Jeon!"
Was? Hatte mich gerade jemand angesprochen? Ich fand langsam wieder in die Realität zurück. Über mich hatte sich ein Arzt gebeugt. Er sah aus wie ein Engel des Todes in seinem weißen Mantel. Er wirkte unnahbar und ungerührt. Ich hätte ihm am Liebsten gar nicht geantwortet.
"Es tut mir leid, ihnen das sagen zu müssen, aber ihr Freund Kim Taehyung ist verstorben"
"Ich weiß", sagte ich tonlos.
"Würden Sie bitte aus dem Bett steigen? Wir müssen Herrn Kims Körper von den Geräten abkappen"
Ich stand emotionslos auf. Normalerweise wäre ich über die Mitgefühllosigkeit des Arztes erzürnt gewesen, aber dieses verschlingende Nichts in mir ließ keine Gefühle zu und blockierte meine Gedanken. Als ich jedoch die Decke umschlug, fiel mein Blick auf etwas, das Taehyung fest in seiner Hand hielt. Es waren zwei Blätter Papier. Die Neugierde kämpfte sich mit letzter Kraft durch meinen Kopf und so nahm ich die beiden Bögen an mich.
Ich sah Taehyung noch ein letztes Mal an. Man hätte glauben können, er würde nur schlafen, so engelsgleich lag er da. Die Augen geschlossen, umrahmt von dichten langen Wimpern. Sein Haar fiel ihm träge ins Gesicht und seine Haut hatte schon einen leicht gräulichen Ton angenommen. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sehen konnte, das letzte Mal.
Taehyung, du bist auch meine Lieblingsfarbe.
Widerwillig wandte ich meinen Blick von ihm ab und verließ das Gebäude.
Ich lief an hunderten von Menschen vorbei. Manche lachten, manche weinten und manche sahen so ausdruckslos aus wie ich. Die Lachenden verurteilte ich wegen ihrer Fröhlichkeit. Die Weinenden erschienen mir als über reagierend. Und die Ausdruckslosen stempelte ich als gefühlslos ab. Alle miteinander ekelten sie mich an. Ich wollte einfach nur schnell nachhause. Weg von den Menschen. Weg von meinen Ängsten. Weg von dieser Welt. Und hin zu Taehyung.
Kaum war ich bei meiner Haustür hinein, nahm ich auch schon die beiden Papiere genauer unter die Lupe. Das eine war ein Brief mit wackeliger Schrift geschrieben. Die Tinte war auf verschwommen, vielleicht von Tränen. Ich setzte mich auf mein Bett, um mich auf das Folgende gefasst zu machen. Den dieser Brief war von Taehyung an mich.
Lieber Jungkook,
Wenn du das liest, bin ich wahrscheinlich schon in einer anderen Welt, wo wir uns nicht sehen können. Ich hoffe du nimmst mir mein zeitiges Gehen nicht übel, aber so wie ich dich kenne, würdest du dir eher selbst Vorwürfe machen. Doch ich will nicht, dass du dich quälst. Du warst die Sonne in meinem Leben, du hast es ausgemalt und mir wieder den Sinn zum Leben gegeben. Ich bin dir so dankbar. Doch meine Gefühle sind viel zu tiefgründig, als dass ich sie nur auf einem Blatt Papier festhalten könnte, doch es gibt ja noch ein zweites!
Bitte gib dir selbst nicht die Schuld für irgendetwas! Hättest du mich damals nicht angesprochen, dann könntest du dich schuldig fühlen, aber du hast mich für die kurze Zeit zu dem glücklichsten Menschen der Welt gemacht. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit miteinander gehabt, uns mehr unterhalten können, uns mehr kennen lernen können. Ich weiß so wenig von dir und gleichzeitig doch alles. Hattest du dieses Gefühl auch? Als hätten wir uns schon ewig gekannt, wie verlorene Kindheitsfreunde. Doch das ist unmöglich, weil ich nie zugelassen hätte, das du aus meinem Leben verschwindest.
Und doch ist es passiert.
Wir sind wie zwei Magnete. Anfangs haben wir in die falsche Richtung gesehen und konnten nicht zu einander, aber sobald einer von uns sich umgedreht hatte, zog es uns magisch aneinander. Wir hatten uns nicht wehren können. Diese tiefgründige Kraft zwischen uns war zu stark. Sie war stärker als alles andere, was mir vorher begegnet war. Wir waren füreinander bestimmt.
Und doch ist es passiert.
Mein Magnet wurde wieder umgedreht und nun sind wir weiter entfernt voneinander als je zuvor. So weit, dass wir nie wieder zusammenfinden können. Unsere Verbindung wurde endgültig abgekappt, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen hätten können.
Doch trotzdem weigere ich mich, dich zu verlassen. Ich werde dir zusehen von da oben. Ich werde dich bewundern und dich mit aller Kraft anfeuern. Ich werde dich beschützen, falls du mal wieder etwas Dummes anstellen solltest. Ich werde dich nie aus den Augen lassen. Kennst du das Sprichwort 'Deine Augen bleiben an dem hängen, was deiner Seele am Wichtigsten ist'? Ich finde es recht passend, für meine Gefühle dir gegenüber.
Meine Gefühle dir gegenüber. Ich weiß nicht, ob das Liebe ist, was ich für dich empfinde, aber es spielt auch keine Rolle. Ich weiß, dass ich Alles für dich tun würde, um dich vor Gefahren zu behüten. Alleine in deiner Nähe zu sein, erfüllt mein sonst so graues Herz mit der lang vermissten Farbe. Du brachtest mich als Erster wieder zum Lachen, du hast mir ein Gefühl der Sicherheit gegeben und du hast dich um mich gesorgt, wie es meine Mutter nie besser zu tun vermocht hatte. Du bist der einzige Mensch, dem ich vollkommen vertraue. Ich wünschte, ich hätte noch eine Gelegenheit gehabt, dir dies Alles zurück zu geben, doch die Zeit musste ja einen Strich durch unsere Rechnung ziehen.
Deshalb schreibe ich dir diesen Brief, damit du ihn in schweren Zeiten lesen kannst, dich an mich erinnerst und ich dir vielleicht doch noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern könnte. Ich schreibe dir diesen Brief, damit du weißt, wie wichtig du für mich warst, bist und immer sein wirst. Ich schreibe dir diesen Brief, um einfach mal Danke zu sagen. Danke dafür, dass wir uns kennenlernen durften.
Also, ich hoffe, wir sehen uns nicht allzu bald hier drüben wieder. Ich will nämlich, dass du dein Leben noch für mich mit genießt. Das ist mein letzter Wunsch an dich.
In Liebe,
Dein Taehyung
Tränen tropften auf das Blatt Papier, obwohl ich versucht hatte, sie zurückzuhalten. Sie rannten und rannten unaufhaltsam meine Wangen hinunter. Dieser Brief war zu viel für mich. Meine so lange zurückgehaltenen Gefühle übernahmen komplett die Kontrolle über mich. Ich gab jeden Versuch des Widerstandes auf, und ließ mich von der Trauer davontragen. Ich schluchzte laut auf und mein gesamter Körper zitterte. Die vergossenen Tränen liefen so heiß über mein Gesicht, dass ich dachte, mir würde brennende Lava aus den Augen strömen. Ich ballte verzweifelt meine Hände zu Fäusten und schlug energielos auf die Wand neben mir ein. Dieser Brief war einfach zu viel für mich. Und es gab noch ein zweites Papier... Ich versuchte, mich wieder halbwegs in den Griff zu bekommen und strich mir über die noch immer tränenden Augen. Wenn ich auch jetzt äußerlich etwas besser aussah, war mein Inneres noch immer ein Scherbenhaufen. Doch meine kindliche Neugier drang wieder ans Tageslicht und so nahm ich vorsichtig das andere Blatt in die Hand und blickte darauf.
Mir stockte der Atem. Es war eine Zeichnung. Eine Zeichnung von uns beiden auf dem Felsen vor dem Bergsee mit den Bergen sitzend. Wir saßen mit dem Rücken zum Betrachter und hatten beide die Köpfe zueinander gedreht und lachten uns an. Er hatte uns perfekt getroffen und das ganze Bild strahlte förmlich vor Freude. Doch was diese Zeichnung so einzigartig und atemberaubend machte, war die verwendete Technik.
Taehyung hatte dieses Bild mit Farbe angemalt.
Die hellen Farben stachen mir ins Auge und trieben auch die letzten Tränen aus meinen Tränensäcken hinaus. Es war sein letztes Bild und er hatte es für mich gezeichnet. Wahrscheinlich mit aller Mühe, da seine Hände ihm am Ende nicht mehr ganz gehorcht hatten. Doch das Berührendste war, dass er Farben verwendet hatte. Dank mir hatte seine Welt die verlorene Farbenvielfalt zurückbekommen. Doch trotzdem war ich unfähig gewesen, ihm zu helfen. Ich hatte es so hart versucht, aber das Ende war schon vorherbestimmt gewesen, bevor wir uns auch nur gekannt hatten. Wieso war diese Welt so ungerecht? Warum er? Warum nicht ich? Warum nicht jede andere Person? Ich hätte jeden für ihn geopfert, sogar meine eigene Familie. Er war so schnell der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden. Er war mir wichtiger als ich selbst. Und nun würde ich ihn nie wieder sehen.
Nein, es gab einen Weg, ihn wieder zu sehen. Doch dieser Weg war eine Einbahnstraße, wollte ich das wirklich? Ja, kein Zweifel, ich musste ihn wieder sehen. Ich wollte ihn umarmen, mit ihm reden und ihn ehrlich lachen sehen. Dort könnte uns nichts mehr trennen, wir könnten für immer zusammen sein.
Hoffnungsvoll ging ich in meine unbenutzte Küche. Ich kochte nie, aber ob er wohl kochen könnte? Ich wusste noch so wenig von ihm, aber bald würde ich ihn Alles fragen können. Ich öffnete langsam eine Schublade, gefüllt mit Besteck. Ich empfand schon beinahe eine skurrile Vorfreude, als ich das größte Messer aus der Lade nahm. Bedacht setzte ich es an meinem Handgelenk an. Nur ein tiefer Schnitt und es war geschehen. Nur eine kraftvolle Bewegung trennte mich von Taehyung. Eine kurze kraftvolle Bewegung.
"Taehyung, ich komme", sprach ich mit einem verzweifeltem Lächeln auf dem Gesicht zu mir selbst.
Plötzlich fiel mein Blick auf etwas auf der Küchentheke.
Ein Bleistift.
Augenblicklich glitt mir das Messer aus der Hand und landete klirrend auf dem kalten Fliesenboden. Ich begann zu zittern und sank langsam auf den Boden. Ich riss die Hände vors Gesicht und starrte mit weit offenem Mund auf den Bleistift. Mein Atem beschleunigte sich und Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Also, ich hoffe, wir sehen uns nicht allzu bald hier drüben wieder. Ich will nämlich, dass du dein Leben noch für mich mit genießt. Das ist mein letzter Wunsch an dich.
Was hatte ich gerade vorgehabt zu tun? Hatte ich wirklich Suizid begehen wollen? Hatte ich seinen letzten Wunsch einfach so ignorieren wollen? Hatte ich wirklich geglaubt, dass Selbstmord eine Lösung war? Ich konnte es nicht glauben. Mein eigener Geist erschien mir mit einem Mal so fremd, dass ich mich fragte, ob ich im richtigen Körper war. Doch es stimmte. Das Messer am Boden zeugte von meinem abgebrochenen Versuch. Wie konnte ich Selbstmord nur als eine Option gesehen haben? Sollte ich mich nicht schämen allen Gestorbenen gegenüber? Sie waren unwillig gegangen und ich hatte vorgehabt, freiwillig diese Welt zu verlassen, und somit Taehyungs letzten Wunsch zu verwerfen? Ich musste weitermachen. Egal wie viele Herausforderungen mir das Leben noch stellen würde, ich werde mein Leben zu schätzen wissen. Ich würde jeden einzelnen Augenblick genießen und mein Leben selbst ausmalen. Denn dein Leben ist nur so bunt, wie du dich traust, es auszumalen.
Plötzlich kam mir eine Idee, wie ich ein Stück Taehyung in meinem Leben behalten konnte. Fest verankert in meinem Herzen war er schon und das war meiner Meinung nach auch der schönste Platz für das Denkmal eines geliebten Menschen. Doch ich wollte etwas für die Welt schaffen, für diese und für die Nachwelt. Etwas Bestehendes. Etwas Bewundernswertes. Voller Tatendrang eilte ich in mein Arbeitszimmer, welches auch langsam verstaubte, da ich die letzten Wochen ständig bei Taehyung war. Ich kramte in einer der Schubladen. Wo waren sie, wo waren sie? Da! Ich holte meine alten Buntstifte heraus und setzte mich an meinen Schreibtisch, nachdem ich ein Blatt Papier mitgenommen hatte.
Und dann begann ich zu zeichnen.
Es kommt nicht darauf an, wie lange das Leben ist, sondern wie bunt.
Das war die Nachricht, die mir Taehyung kurz vor seinem Tod mitgeteilt hatte. Diese Worte kreisten in meinem Kopf wie eine endlos tickende Uhr. Die Zeit schreitet immer weiter voran. Unaufhaltsam und brutal. Sie ist der eine Gegner, gegen den man keine Chance hat. Doch Taehyung hatte mir gezeigt, dass man sich trotzdem wehren musste. Nicht in Form von Maschinen, die das Zeitreisen möglich machen, das war nicht der richtige Weg. Man musste der Zeit trotzen, indem man jeden Moment auskostete und sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen mit Farbe erfüllte. Nur dann konnte man zufrieden in der Stunde seines Todes an sein Leben zurückdenken. Taehyung war glücklich, das verriet mir sein letztes Lächeln, das sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt hatte. Ich wollte auch ehrlich auf meinem Sterbebett sagen können, dass mein Leben schön war. Und deshalb holte ich aus jeder Situation das Beste hinaus, stand meinen Mitmenschen zur Seite und genoss das Leben in vollen Zügen. Denn wir haben nur ein Leben und sollten es so bunt wie möglich gestalten.
Hey meine lieben Leser! Das ist also mein erster Oneshot und ehrlich gesagt, bin ich relativ zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe so viel Mühe hinein gesteckt und ich hoffe, dass es genug war, um die Geschichte unterhaltsam für euch zu gestalten. Auch hoffe ich, dass ich euch ein bisschen zum Denken angeregt habe und dass ich natürlich auch das Leben wie Jungkook liebt! Ehrlich gesagt, habe ich bei ein paar Teilen selbst geheult, aber ich bin auch nah am Wasser gebaut >.< Das war's also eigentlich auch schon wieder. Letzte Message: Please ARMY, remember what we say. Love myself, love youself<3
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