7. Kapitel - Flucht
Nach allem Besprochenen und als die neusten Erkenntnisse in jedem von Anker gefunden haben, war es beschlossenen Sache, dass wir fliehen mussten. Nur der Gedanke an Wicked, verschaffte mir eine Gänsehaut. Ava Paige war am Leben und Janson war der Janson, welcher schon immer für Wicked gearbeitet hatte. Er war niemand, der uns alle vom Labyrinth gerettet hatte, nein, Wicked hatte ihren Untergang nur gespielt. Im Endeffekt war Paige nicht gestorben. Sie und ihre Organisation gedieh weiterhin prächtig und der Ort, an dem wir festgehalten wurden, war bereits Wicked.
All jene, die von Wicked selbst aus ihrem eigenen Labyrinth befreit worden waren, waren einfach in eine andere Falle gelockt worden. Eine, in der man ihnen vorspielte, in Sicherheit zu sein, wenn am Ende das Schicksal von ihnen war, weiteren Experimenten ausgesetzt zu werden.
Janson spielte den Heiligen, hatte uns erklärt, dass die Auserwählten beim Essen an einen sicheren Ort gebracht würden, doch sie landeten in einem Labor. Schläuche in ihren Körpern und ob sie noch lebten, schien Wicked egal zu sein.
Es ist nur ein weiteres Gefängnis, wie es die Lichtung gewesen ist...
Das war unsere wirkliche Realität.
Im Schlafsaal der Jungs brach darauf Hektik aus. Thomas begann, Panik zu schieben, als er etwas hörte: "Sie kommen!", brüllte er. Sein Ohr verschwand von der Tür und schnell rannte er zu einem Bett, riss das Bettlaken hinunter und befestigte es an der Tür. Newt und ich hatten bis jetzt Augenkontakt gehalten, doch nun wandte der Blonde sich ab und half Thomas dabei, die Matratze gegen die Tür zu schieben. Von außen hörte man Schritte, die näherkamen.
Warum sie sich plötzlich dazu entschieden hatten, uns aufzusuchen, wusste ich nicht. Vielleicht hatten sie uns im Schacht gehört oder Thomas und Aris. Auch der Wache könnte aufgefallen sein, dass sein Ausweis fehlte. Thomas war schließlich der erste Verdächtige.
Jedoch, schlussendlich änderten diese Spekulationen nichts an der Tatsache, dass hinter der Tür Schritte erklangen. Mehrere Schritte vermischten sich miteinander, doch ich hörte nur die Schritte von Janson. Sofort trat das Bild von Anzugschuhen in meine Gedanken. Schritt für Schritt kamen sie näher.
Liege ich immer noch am Boden?
Am Boden, wartend auf mein Ende?
Zuckend, im Gewissen, dass Wicked mich erwischt hat...
"Rosaly!", hörte ich eine Stimme, die mich aus meiner Trance riss. Eher mich fast von meinen Beinen riss, denn die liebreizende Liv hatte mich am Ellenbogen gepackt und stieß mich in Richtung des Schachtes.
"Für Tagträume haben wir jetzt keine Zeit", scherzte sie und stieß mich in den Schacht. Ich reihte mich hinter Emilia ein und als Liv als Letztes im Schacht verschwunden war, konnte ich Ruckeln an der Tür hören. Sie versuchten, durch die Tür zu kommen!
Hektisch bewegten wir uns durch den Schacht, krochen so, als ob es um Leben und Tod ging, was auch der Fall war, und als wir herauskamen, befanden wir uns in einem weißen Gang. Nachdem alle draußen waren, hetzte uns Thomas voran, rief: "Na los, kommt, kommt schon!", er wedelte mit seinen Händen, "Los, los, na los!".
Wir wollten folgen, als Aris seine Stimme erhob: "Geht schon 'mal vor, ich muss noch 'was erledigen."
"Was soll denn das heißen?", Thomas sah den Jungen unglaubwürdig an. Dieser stand neben dem Schacht, aber in seinem Gesicht war Entschlossenheit zu sehen.
Aris sprach weiter: "Es ist wichtig, vertraut mir. Ihr wollt doch hier 'raus?", alle Anwesenden nickten und Wincent beschloss, Aris zu folgen, was Thomas mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, anschließend machten wir uns weiter auf den Weg, um Teresa zu befreien.
Mein Herz raste, während wir als Gruppe durch die leeren, hellen Gänge rannten. Der sterile Geruch der Umgebung hing in der Luft und mischte sich mit dem flachen Klang unserer hastigen Schritte, die auf dem glatten Boden widerhallten. Jeder Schritt fühlte sich an, als ob er mich weiter weg von der Bedrohung und näher zur Freiheit brachte.
Meine Augen huschten hektisch von links nach rechts, auf der Suche nach einem Anzeichen von Verfolgern. Doch die Gänge blieben leer, und nur das gedämpfte Echo unserer eigenen Bewegungen begleitete uns. Die anderen atmeten schwer, ihre Atemzüge fügten sich in einen Chor aus Anspannung ein.
Unser Weg führte uns immer weiter durch die grauen Gänge, beleuchtet von Neonröhren, die an der Decke hingen. Neonröhren, wie in der Folterkammer von Michal und abermals tauchten die Bilder von meiner letzten Flucht in meinen Gedanken auf. Doch dafür hatte ich keine Zeit; ich musste mich auf das Hier-und-Jetzt konzentrieren, auf die Flucht, und dass wir alle heil herauskämen.
Meine Schritte verschmolzen mit denen der restlichen Lichter und zusammen rannten wir weiter. Wir bogen um die nächste Ecke, als wir beinahe eine Ärztin umgerannt hätten. Abrupt blieben wir stehen und starrten in ihr geschocktes Gesicht.
"Was macht ihr hier? Solltet ihr nicht in euren Räumen sein?", Verwirrung war aus ihrer Stimme herauszuhören und ihre Augen waren kugelrund, doch antworten mussten wir nicht, denn kurz darauf begann ein Alarm zu erklingen. Gelbe Lampen links an der Wand leuchteten blinkend auf. Man hatte unsere Flucht bemerkt.
Mit der Frau als Geisel liefen wir durch die Gänge in Richtung zur medizinischen Abteilung. Metallene Rohre zur Belüftung hingen an der Wand und der Lärm des Alarms betäubte meine Ohren. Ich rannte hinten bei Emilia, die sich schwertat, voranzukommen. Ich packte sie an der Hand und sie sah mich dankend aus ihren blauen Augen an.
Um der nächsten Ecke wartete aber eine weitere Überraschung auf uns; ein Mann stand da und schoss auf uns. Schnell und schwer atmend zog ich das blonde Mädchen wieder zurück. Meine Augen waren starr auf die Wand gerichtet, wo vier Schüsse einschlugen. Bei jedem Schuss zuckte ich zusammen, als ob die Schüsse nicht die Wand, sondern mich getroffen hätten. Es war Strom, der durch die Geschosse floss, und ohne getroffen worden zu sein, spürte ich wieder, wie es sich anfühlte, wenn der Strom durch den Körper floss. Dieses Kribbeln, welches das Herz zum Rasen brachte, und zwar so schnell, dass man dachte, es würde aufhören zu schlagen. Das Brennen, das durch die Adern kroch, bis es einen keinen klaren Gedanken mehr fassen lassen ließ. Und diese Angst.
Die Angst um das eigene Leben...
Der plötzliche Auffuhr hatte Panik unter uns verbreitet und wir alle sahen uns schockiert an. Doch Zeit, um einen Plan zu schmieden, blieb nicht. Auf einmal begann Minho, loszurennen. Der Schrei von Thomas ließ mich aufschrecken. Er wollte Minho an seinem Vorhaben hindern, doch es war zu spät, denn mit Anlauf rannte dieser den Schützen nieder, der gegen die Wand prallte.
"Wow, das war der Hammer!", Liv war die Begeisterung anzumerken. Newt entwich nur ein leises: "Scheiße..."
Schnell packte Thomas die Waffe des bewusstlosen Mannes und es ging weiter.
Bei der medizinischen Abteilung angekommen, stürmten wir hinein und Schock war in den anwesenden Gesichtern zu erkennen. Der Raum war dunkel, mit bläulichem Licht sowie mit Ärzten gefühlt.
"Wo ist sie!", brüllte Thomas die Menschen in weißen Kitteln an und übergab die Waffe an Minho, der sie auf die Anwesenden richtete, welche ängstlich die Hände hoben. Thomas ging zu einem Vorhang, riss jenen zur Seite. Teresa lag in einem Bett und Thomas half ihr auf.
Während er das tat, begannen Liv und Newt, den Ärzten von Wicked die Hände zu fesseln. Meine Augen glitten über die Anwesenden und ich erblickte die Ärztin, welche mir geholfen hatte, mich heute verarztet hatte. Sie sah mich an und in ihren Augen konnte man so etwas wie Genugtuung funkeln sehen. Sie kämpfte auf unserer Seite, gegen Wicked.
Mit ein bisschen zu viel Elan streckte sie Liv ihre Hände entgegen, als sie an der Reihe war, gefesselt zu werden. Die ehemalige Läuferin schmunzelte dabei und zog eine Augenbraue hoch. Wahrscheinlich musste Liv an meine Worte von vorhin denken, als ich eine Ärztin erwähnt hatte, die mir geholfen hatte, meine Erinnerungen zurückzubekommen.
Pfanne, der Wache hielt, erhob im nächsten Moment aufgewühlt seine Stimme: "Leute, sie kommen!", dann wich er von der Tür. Teresa war indessen auf den Beinen und Verwirrung war der einzige Ausdruck auf ihrem Gesicht. Schnell bugsierte ich mit Liv einen Tisch vor die Tür, danach gesellten wir uns wieder zu den anderen. Es war grade noch rechtzeitig gewesen, denn sofort versuchten Männer, durch die Tür zu kommen. Sie stießen mit ihren Schultern dagegen und ich hoffte, dass die Angeln der Tür nicht beschließen würden, nachzugeben.
Ich ging einen Schritt zurück, als plötzlich Glas zerbrach. Newt und Thomas hatten eine Scheibe eingeschlagen und riefen der Gruppe von ehemaligen Lichtern zu, dass wir uns beeilen sollten. Wir kletterten hindurch, wobei Minho Thomas die Waffe zuwarf und mit schnell schlagendem Herzen blickte ich zurück.
Sie haben es bald geschafft!
Rasch öffnete Thomas eine Türe und wurde von einem Mann mit einer Stoffmaske begrüßt. Ohne zu Zögern und im Schock betätigte Thomas den Abzug seiner Waffe. Ein Geschoss, mit Strom versetzt, traf den Mann.
Zitternd ging er zu Boden. Er wandte sich hin und her. Schmerzenslaute entwichen seiner Kehle und panisch versuchte er, sich zu befreien.
Ein Mann am Boden, oder doch ich?
Ich am Boden, alles verloren und diese Schmerzen...
Ich schreckte auf, als Newt meine Hand in seine nahm. Seine Augen blickten besorgt in meine, obwohl ich immer noch etwas wie Wut und Enttäuschung ausmachen konnte, da ich ihm nie auf der Lichtung von meinen Erinnerungen erzählt hatte. Doch im Vordergrund stand die Besorgnis um mich. Er sah mir an, dass etwas nicht stimmte, und ja, er hatte recht. Mit den zurückgekehrten Erinnerungen waren auch die verschollen geglaubten Emotionen wieder da. Der Schmerz des Verlustes und auch der seelische. Der Schmerz von Folter in dieser Kammer mit Michal und der Schmerz von der Schusswunde, von der ich immer noch eine Narbe am Oberschenkel trug.
Diese Gedanken musste ich jedoch verdrängen, denn in der Gegenwart zählte unsere Flucht, weiter nichts.
Wir kamen dem Ende nahe. Vor uns nur mehr eine Tür.
Dort angekommen, stürmte Thomas zum Mechanismus, doch seine Karte wurde verweigert.
War es vorbei, fragte ich mich und biss verzweifelt auf meiner Unterlippe herum. Von hinten hörte man bereits Schritte, tausende von Schritten. Eine kleine Armee, angeführt von Janson, kam auf uns zu.
Zusammen marschierten sie durch den Gang. Hinter uns die dicke Metalltür, vor uns Janson. Ein Komplize von Ava Paige und Mitglied von Wicked.
"Öffnen Sie diese Tür, Janson!", schrie Thomas lautstark.
"Das werde ich sicher nicht tun!"
"Öffnen Sie diese scheiß Tür!", Thomas wurde lauter sowie wütend.
"Das Labyrinth war etwas ganz anderes, aber die Brandwüste, da überlebt ihr nicht einen einzigen Tag! Ich will doch nur euer Leben retten", meinte Janson, mit gespielter Sorge, und sah Thomas intensiv an, "Hör' doch zu, Thomas!", dieser ging mit erhobener Waffe auf Janson zu, der fortsetzte: "Wenn ihr da 'rausgeht, dann bringt ihr euch nur selbst um. Wenn es die Elemente nicht tun werden, dann werden es die Cranks mit Gewissheit! Thomas, du musst mir glauben, ich will nur das Beste für euch alle", endete Janson mit seinem Vortrag.
"Ah ja, und Wicked ist gut?", fragte Thomas gehässig. Die zwei starrten sich provozierend an und die Spannung, die in der Luft lag, war zum Greifen nahe.
Als ich dachte, dass es keinen Ausweg mehr gab, passierte das Unmögliche; die Tür hinter uns ging auf. Das Licht schaltete von Rot auf Grün und Schock war in Jansons Gesicht zu entdecken.
Hinter dem anderen Ende der Tür standen Aris und Wincent, und wenn die Situation nicht ernst gewesen wäre, hätte ich bis zu beiden Ohren lächeln können.
Sofort rannten wir zu ihnen und Thomas begann, auf die Gruppe von Männern zu feuern, was ihm einen Vorsprung verschaffte, anschließend sprintete er los. Wir riefen seinen Namen, dass er sich beeilen sollte, denn die Tür schloss sich wieder.
Als sie schon beinahe zu war, rutschte Thomas unten durch und Janson war am anderen Ende gefangen. Schnell zerstörten wir den Mechanismus der Tür, Wincent hob eine Waffe von einem bewusstlosen Mann auf und Thomas zeigte Janson durch das kleine Fenster seinen Mittelfinger.
Wir dachten nicht lange nach und liefen weiter. Wir rannten durch die große Lagerhalle, in welcher wir noch vor kurzem gestanden hatten, im Glauben, dass wir in Sicherheit wären. Zusammen liefen zur großen Türe, öffneten sie und flohen in die dunkle Nacht.
Als wir in der Wüste angekommen waren, kletterten wir auf eine Düne, verfolgt von bewaffneten Männern. Sie jagten uns, doch uns gelang es, ihnen zu entkommen.
Jetzt müssten wir nur mehr die Brandwüste überleben.
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