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21. Kapitel - Alte Wunden

Rosalys Sicht:

In der Stille der Nacht, als die Dunkelheit noch immer über den Raum waltete, öffnete ich erneut meine Augen. Ein vorsichtiges Blinzeln vertrieb langsam die Schleier des Schlafes und ich ich konnte das sanfte, gleichmäßige Atmen der anderen hören. Selbst das entfernte Schnarchen von Jorge war Teil der Geräuschkulisse, als ich mich leise aufsetzte. Meine Finger glitten durch meine Haare, und als ich meine Augenlider wieder schloss, spürte ich eine unerwartete Wachheit in mir. Ein seltsames Gefühl durchströmte mich, denn normalerweise hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, zu schlafen.
Ich erhob mich im viel zu dunklem Raum. Die Dunkelheit schien mich wie ein unsichtbares Band zu umschlingen und mein Blick suchte nach Konturen in der Finsternis. Kaum sichtbare Umrisse formten sich vor meinen Augen, während der spärliche Lichtschein durch das Fenster nur zögerlich Einlass gewährte. Die schmale Mondsichel warf nur einen schmalen Streifen Licht auf den Boden. Die Sterne, die am Himmel verteilt waren, sandten nur ein blasses und schwaches Leuchten aus, das kaum ausreichte, um die Dunkelheit zu erhellen.
Einen Moment verharrte ich einfach an Ort und Stelle. Schließlich entschied ich, dass frische Luft vielleicht die Antwort auf meine innere Unruhe sein könnte. Schlaf schien ohnehin keine Option mehr zu sein. Daher bewegte ich mich lautlos, Schritt für Schritt, in den benachbarten Raum. Meine Füße setzten behutsam auf dem Boden auf, da ich die anderen nicht wecken wollte.
Als ich die Türschwelle des Raumes erreichte, ließ ich einen Atemzug entweichen, den ich offenbar die ganze Zeit über angehalten hatte. Ein leiser Luftzug entwich dem Spalt meiner Lippen und ich ließ meinen Blick durch die Dunkelheit schweifen. Hier war das Fenster größer als zuvor. Ein matter Streifen grauen Lichts erstreckte sich über den Boden.

Als würde er mir den Weg leuchten...

Die Welt wirkte wie ausgewaschen, grau und stumm, als ich mich langsam zum großen Fenster begab. Ein schmales Geländer außerhalb des Fensters zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich konnte meiner Neugierde nicht widerstehen. Sie verleitete mich dazu, dass ich den Griff des Fensters in die Hand nahm. Ich zog ihn sanft zu mir heran. Die beiden Flügel des Fensters schwangen leise auf und sofort umfing mich milde Nachtluft. Ein zarter Wind, der von der fernen Brandwüste herüberwehte und mein Gesicht kitzelte.
Im nächsten Augenblick streckte ich meinen Kopf aus dem Fenster und entdeckte den Grund für das anliegende Geländer. Neben dem Fenster, an der Hauswand befestigt, erstreckte sich eine Leiter, die ein Stockwerk weiter oben aufs Dach führte.
Ohne zu zögern, stieg ich behutsam aus dem Fenster und platzierte meine Füße auf dem schmalen Sims, um die Leiter genauer zu inspizieren. Bevor ich weiterging, lehnte ich das Fenster vorsichtig an, um zu verhindern, dass der Wind es zuschlagen ließ und die anderen im Raum aufwecken würde.
Meine Finger umklammerten fest eine der Sprossen. Die Kälte des Metalls durchdrang meine Haut. Überraschenderweise erwies sich die Leiter als stabil und nur ein Hauch von Rost hatte sich auf der metallenen Oberfläche niedergelassen. Die Befestigung der Leiter an der Wand schien widerstandsfähig zu sein, und ohne lange nachzudenken, ergriff ich auch mit meiner zweiten Hand eine Sprosse. Mit jedem aufsteigenden Schritt fühlte ich mich sicherer. Ich verharrte kurz, um sicherzustellen, dass die Leiter mein Gewicht problemlos trug, bevor ich meinen Aufstieg fortsetzte, bis ich schließlich das Dach erreichte.

Oben angekommen, stieg ich über die Dachkante und betrat das weite Hausdach. Die Fläche war flach und von Sand bedeckt, der eine weitere Verbindung zur endlosen Brandwüste zu sein schien, die bis hierher ihre Ausläufer erstreckt hatte. Mit jedem meiner Schritte knirschte der Sand unter meinen Füßen. Ein Moment des Zögerns durchströmte mich, als ich in die Mitte des Dachs blickte. Ich entschied mich dafür, am Rand zu bleiben; die Vorstellung, die Decke unter meinem Gewicht einstürzen zu lassen und meine Freunde zu begraben, war beängstigend.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf balancierte ich entlang des Dachrandes, der sich fast wie eine flache Stufe anfühlte. Die Breite des Dachs gab mir das Gefühl von Sicherheit, sodass die Furcht vorm Abstürzen in den Hintergrund trat. Meine Schritte führten mich fast bis zum gegenüberliegenden Ende des Hauses, wo ich stehenblieb.
Trotz der kühlen Nachtluft war die Aussicht unbezahlbar und ließ jegliche Kälte vergessen. Vor mir erstreckte sich eine verschlafene Stadt, deren Name längst in den Falten der Zeit verblasst war.

Früher hatten alle Städte Namen mit Bezirken, dachte ich an die Erzählungen zurück, die ich gehört hatte. Selbst jede Straße hatte einen anderen Namen gehabt. Doch jetzt ruhten diese Namen in den endlosen Weiten der Vergessenheit.

Die Dunkelheit der Nacht umhüllte die Gebäude, tauchte sie in ein schattiges Schwarz, das ihnen eine geheimnisvolle Aura verlieh. Die Finsternis gewährte den Bauten eine Art Würde. Die Schwärze tat den Gebäuden Gutes, weil so ihr Verfall nicht erkennbar war. Es kam eine kleine Erinnerung an ihre alte Pracht hervor.
Obwohl ich zuvor noch nie eine Stadt der Alten Welt gesehen hatte, konnte ich mir ihre einstige atemberaubende Schönheit gut vorstellen. Viele dieser Bauwerke hatten einst Glasfassaden geschmückt, die das Sonnenlicht eingefangen und es zu funkelnden Edelsteinen gemacht hatten. Wie zahllose kleine Sonnen, die gleichzeitig leuchteten und in ihrer Vielfalt strahlten.
Eine Weile verharrte ich noch am Dachrand, mein Blick verlor sich in der Ferne, während meine Gedanken in alle Richtungen strebten. Schließlich setzte ich mich, meine Beine über den Abgrund hängend. Ich versank in der Stille der Nacht. Die Dunkelheit umhüllte mich wie ein schützender Mantel, und ich starrte hinaus in die unendliche Weite, während die Zeit stillzustehen schien.

"Hey", hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir, als der Horizont bereits von einem sanften Grauton durchdrungen wurde. Der Osten verriet vorsichtig, dass die Sonne ihre Rückkehr in weniger als einer Stunde feiern würde. Ich wandte meinen Blick von der Weite ab und schaute über meine rechte Schulter.
Newt kletterte gerade die Leiter hinauf und sein Gesicht repräsentierte Überraschung. Offensichtlich hatte er nicht erwartet, mich hier oben anzutreffen, und diese Verwunderung drückte er in seinen Worten aus: "Was machst du denn hier?"
"Sitzen", antwortete ich schlicht, mein Blick noch immer auf die langsam heller werdende Welt gerichtet.
"Sag' bloß", erwiderte er mit einem ironischen Unterton und näherte sich mir. Ähnlich wie ich bewegte Newt sich am Rand des Daches entlang, wobei seine Körpersprache deutlich machte, was ihm gerade durch den Kopf ging.

Er hasst die Höhe, dachte ich.
Auf der Lichtung war Newt selten auf der Aussichtsplattform gewesen, und als er mir von seinem Versuch, sich selbst das Leben zu nehmen, erzählt hatte, hatte er mir ebenso erzählt, dass ihm die Höhe bis heute nicht bekam.
Jedoch, die Brandwüste war in den letzten Tagen nicht gut zu ihm gewesen. Zum einen hatte uns Jorge über einen Abgrund aufgehängt, was für Newt eine eigene Hölle für sich gewesen sein musste. Zusätzlich hatte unsere Flucht vor Janson darin bestanden, mit einem Seil das Gebäude zu verlassen.

Newt weigerte sich, nach unten zu sehen. Stattdessen kam er näher zu mir, setzte sich.
Auch er ließ seine Beine über den Abgrund baumeln, und ohne zu zögern, rutschte ich näher an ihn heran; der Abstand zwischen uns war mir viel zu groß.
Ein kleines Schmunzeln zierte Newts Lippen, während er seinen linken Arm um mich legte und mich sanft näher an sich zog. Sofort spürte ich die Wärme, die von ihm ausging, was mich leicht lächeln ließ, während ich die Nähe genoss.
Es war ein paar Tage her, dass wir die Nähe des anderen genießen hatten können. Vier Nächte hatten wir bereits in der Brandwüste verbracht, doch schon, seitdem Thomas auf die Lichtung gekommen war, hatte sich alles verändert.
Das war vor ungefähr einer Woche gewesen. Noch auf der Lichtung war Chaos ausgebrochen. Nicht nur war Ben gestochen, ich attackiert worden, auch war die ganze Lichtung zugrunde gegangen.

All diese Veränderungen in nur ein paar Tagen...

Ich verdrängte diesen trüben Gedanken. Stattdessen blickte ich zu Newt hinauf. Seine Augen verdeutlichten mir, dass er immer noch auf einer Antwort wartete.
"Ich konnte nicht schlafen, also hab' ich mich umgesehen und das Dach gefunden", meine Stimme klang leise, "und warum schläfst du nicht?"
"Dass du das Dach gefunden hast, sehe ich und ich konnte auch nicht schlafen. Ich habe bemerkt, dass du weg bist, also bin ich dich suchen gegangen. Ich habe das angelehnte Fenster und die Leiter gefunden, die nicht sehr einladend aussieht", erklärte er und bei der Erwähnung der Leiter verzog er sein Gesicht.
"Sind die anderen schon wach?", fragte ich, doch Newt verneinte und ich nickte leicht. Ich blickte aber weiterhin in seine braunen Augen, die mir so vertraut waren. So vertraut und doch beschlich mich dieses ungute Gefühl. Ein Gefühl, das wie ein kleiner Parasit war, falsches Gedankengut in meinen Kopf pflanzte. Alte Wunden in mir aufriss, mich fragen ließ, ob zwischen mir und Newt alles gut war.

Fühle ich mich anderes, weil ich mich an diese Welt erinnern kann?
Ist man ein anderer Mensch ohne Erinnerungen?

Natürlich sprach ich diese Sorgen nicht aus. Meine Sorgen über diese Welt und mich persönlich, sondern starrte Newt weiter an, der anfing, Verwirrung zu zeigen.
"Warum siehst du mich so an?", fragte er mich, mit erhobener Braue, doch ich zuckte nur leicht mit meinen Schultern.
Ich verspürte das Bedürfnis, ihn zu küssen, mir zu beweisen, dass alles gleich geblieben war.
Infolgedessen näherte ich mich seinem Gesicht. Zaghaft legte ich meine Lippen auf seine und ich spürte, wie Newt ein leichtes Schmunzeln unterdrückte. Er verstand nun, warum ich ihn so angesehen hatte, und wie von selbst legte ich meine Hand in seinen Nacken.
Genau in diesem Moment verstärkte ich den Kuss ein bisschen. Als Newt darauf einging, spürte ich ein Kribbeln in meiner Magengrube. Er zog mich an meiner Taille näher zu sich heran und da zwischen uns schon beinahe kein Platz mehr war, landete ich auf seinem Schoß. Meine Beine waren rechts und links von seiner Mitte. Als sich unsere Bäuche berührten, wurde mir ganz warm und mein Herz begann, schneller zu schlagen. Ich vergaß für einen kurzen Moment, welche Schrecken in letzter Zeit passiert waren, konnte die alten Wunden für einen Moment ruhen lassen.
Ich ließ meine Hände durch die Haare von Newt auf Erkundung gehen und entlockte ihm somit einen kleinen Seufzer. Einen Seufzer, der nicht einseitig blieb, denn im Folgenden strich er mit seiner Zunge leicht über meine Unterlippe. Sofort öffnete ich meinen Mund einen Spalt und dann spielten unsere Zungen neckend miteinander.
Seine Lippen, seine Nähe, beides machte mich verrückt, ließen einen Schauer meinen Rücken hinablaufen, einfach so. Ein Feuerwerk schien in meinem Bauch zu toben und als Newt meine Seite sanft mit seinen Fingern entlangfuhr, verstärkte sich dieses Kribbeln in meiner Magengrube. Seine Hand hielt bei meiner Hüfte an und seine Finger rutschten unter den Saum meines Shirts. Seine Berührung war nicht unangenehm. Im Gegenteil, denn als seine etwas kalten Hände meine brennende Haut berührten, bekam ich eine Gänsehaut und ein wohltuender Laut entfuhr meiner Kehle.
Ich verscheuchte das aufkommende Brennen in meiner Mitte, welches mich überforderte. Es handelte sich um ein Gefühl, das ich in Newts Gegenwart so noch nie gespürt hatte. Jedoch, wir hatten uns erst seit kurzem unsere Gefühle gestanden und wenig Zeit für Intimitäten gehabt. Auch war es auf der Lichtung anders gewesen. Ich war in Newts Gegenwart schüchterner gewesen, doch jetzt wollte ich, dass Newt mich küsste, berührte.

Ich will mit seiner Hilfe die Realität vergessen.

Ebendeswegen hätte ich mich von selbst nicht von Newt abwenden können. Dafür war ich in diesem Moment zu schwach und auch Newt schien so zu empfinden.
Doch in der nächsten Sekunde wurden wir unterbrochen; ich hörte ein entferntes Rufen. Newt und ich ließen voneinander ab. Eine Spur schneller atmend blickten wir uns in die Augen und ich bemerkte, dass meine Wangen glühten. Etwas verlegen biss ich mir auf meine Unterlippe, blickte in Newts braune Augen, die dunkel erschienen.
"Mhm, hör auf damit", sprach Newt leise und fuhr mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Sein Blick war so durchdringend, dass mein Herz noch schneller schlug und gegen die Knochen, die meine Brust bildeten, hämmerte.
"Newt, Rosaly!", hörte ich eine mir allzu bekannte Stimme und erkannte sie als die von Liv. Ich seufzte tief, drückte Newt einen Kuss auf seine Wange und stand schließlich wieder auf.
Im Osten war der Himmel deutlich heller geworden, folgend hörte ich abermals Livs Stimme: "Seid ihr oben am Dach?"
"Jaha!", rief ich zurück, dann erschien ein schwarzer Schopf bei der Kante. Natürlich bekam Liv einen Todesblick von mir, da sie uns gestört hatte, den die Schwarzhaarige zu verstehen schien.
"Hier seid ihr ja. Es tut mir leid, wenn ich euch bei etwas ganz Bestimmten gestört habe, obwohl, eigentlich tut es mir nicht leid", sie zwinkerte keck, "aber Jorge will in einer Viertelstunde aufbrechen."
Im nächsten Moment verschwand sie mit tanzenden Augenbrauen. Ich pustete Luft aus, denn alles Schöne musste einmal enden.

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