23. Ich hab da so meine Quellen
Eine Woche später, einem Samstag und Halloween, war die ganze Schule schon ungewöhnlich früh auf den Beinen. Um zehn Uhr würde endlich das erste Quidditchspiel der Saison stattfinden! Gryffindor gegen Ravenclaw.
Schon seit Wochen wurde auf das mögliche Sieger Team gewettet.
Durch ihre Abwesenheit bekam Felice nicht mit, wie Potter und Lily sich gemeinsam gegen sie verschworen hatten. Das sie überhaupt miteinander redeten war reiner Zufall gewesen, denn beide hatten sich gleichzeitig darauf angesprochen, dass man in der Sache mit Felice und Remus endlich etwas unternehmen müsse und, dass das so mit den beiden nicht weitergehen dürfe.
Felice mochte Remus. Und Remus mochte Felice. Aber keiner von beiden würde es laut aussprechen, geschweige denn überhaupt zugeben.
Lily ließ das Problem um Felice Narben einfach außen vor und auch, dass es ihr offensichtlich alles andere als gut ging. Vielleicht würde Felice wieder die alte werden, wenn sie etwas Glück in Form von Remus erfuhr. Das war auch der einzige Grund, wieso sie sich überhaupt dazu herabließ, mit jemanden wie Potter zu sprechen. Obwohl sie zu geben musst, dass es tatsächlich Spaß machte mit ihm und den anderen beiden Jungs, Sirius und Peter, Pläne zu schmieden, wie sie Remus und Felice einander näher bringen konnten.
Sie einigten sich darauf, dass Lily Felice überzeugen müsste und sie dafür Remus, dass die beiden zusammen auf Slughorns Feier gingen. Sie verblieben dabei und als Lily aufstand um Felice zu suchen, nutzte James die Chance ihrer guten Laune. >>Hey, Evans! Also — Ich hab noch gefragt ob du vielleicht...<< verlegen wuschelte er sich durch das eh schon hoffnungslos zerzauste Haar und richtete seine Brille. >>Ob du mit mir zu Slughorns Feier gehen würdest. Natürlich nur um Grindelwald und Remus in Auge zu behalten!<< fügte er schnell hinzu, als er Lilys skeptisch hochgezogene Augenbraue sah. Für einige Sekunden hatte es den Anschein, als wolle Lily ihn erneut abblitzen lassen, überlegte es sich dann aber doch anders und antwortete >>Aber nur um die beiden im Auge zu behalten! Und dass wir beide zusammen hingehen ändert absolut nichts! Hast du mich verstanden? Und das bedeutet auch nicht, dass ich dich auf einmal leiden kann!<< Potter schien ein Stein vom Herzen zu fallen. >>Nur um die beiden zu beobachten und um aufzupassen, dass keiner von beiden die Flucht ergreift! Ich will dir ja nicht die Möglichkeit vorenthalten dich auch so in mich zu verlieben.<< er wackelte mit den Augenbrauen was wohl mal wieder verführerisch hätte aussehen sollen. >>Vorsicht Potter! Sonst überleg ich es mir nochmal anders...<< genervt stand Lily auf und verließ gerade in dem Moment die große Halle, als Remus zum Frühstück herunterkam.
Potter grinste immer noch über das ganze Gesicht als Remus sich, mit einem Stapel Büchern unterm Arm, an der Tafel niederließ.
>>Rate mal wer ein Date für Slughorns Party hat.<< grinste James wie ein Honigkuchenpferd. >>Wer?<<
>>Er hat Evans rumgekriegt.<< stellte Sirius knapp fest. Die Überraschung stand Remus ins Gesicht geschrieben. >>Wie in aller Welt —? Du machst Witze! Oh Krone, du weißt, wenn sie spitz kriegt, dass du sie mit einem Verwechslungszauber belegt hast, bringt sie dich um!<<
>>Das ist es ja gerade!<< sagte Peter und biss von seinem Sandwich ab. >>Hat er nicht. Er hat sie gefragt und sie hat Ja gesagt.<< Immer noch verwundert, biss sich Remus von seinem Brötchen ab.
>>Dann müssen wir uns mal ranhalten auch noch ein Date für die Feier zu bekommen.<<
>>Als ob du Probleme damit hättest, Tatze.<< sagte Peter seinen, vorhin mit Lily vereinbarten, Text auf.
>>Stimmt. Ich weiß schon wen ich frage...<<
>>Was?! Du musst noch nachfragen?<< grinste James.
Dieses Dauergrinsen von ihm, hatte rein gar nichts mit dem Plan zu tun. Er konnte es immer noch nicht fassen das Lily Evans, seine Lily Evans, schönstes Mädchen in Hogwarts und Liebe seines Lebens, tatsächlich Ja gesagt hatte und mit ihm ausging! Dass das für sie aber nichts bedeutete, blendete er einfach aus.
>>Und wen?<< fragte Remus gelangweilt und nahm einen Schluck Kürbissaft. >>Naja, ich dachte, ich frag die kleine Grindelwald...<< Er warf Remus einen Blick von der Seite zu, um dessen Reaktion abzuwarten. Dieser prustete und verschlickte sich an seinem Kürbissaft.
>>Bitte?! Du gehst mit wem?!<< Geschickt sah Remus seinen besten Freund an. >>Noch geh ich mit gar keiner. Ich muss sie erst noch fragen. Aber nach dem Spiel, wenn Gryffindor erstmal gewonnen hat... Kein Mädchen dieser Schule könnte mir widerstehen, Grindelwald erst recht nicht! Sie ist süß also warum nicht? Und wenn wir dann zur Feier gehen, dann könnte das eine zum anderen kommen und — die Details erspare ich euch lieber oder überlasse sie eurer Vorstellungskraft.<< Zufrieden grinsend verschränkte Sirius die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück.
>>Ich will deinen Zukunftsplänen ja keinen Dämpfer verpassen —<< sagte Remus ungewöhnlich kühl, wobei er seinem Freund einen verächtlichen Blick von der Seite zuwarf. >>— aber dir ist schon klar, dass du nicht der einzige Typ bist, der auf die Party geht und Felice genauso gut jemanden fragen könnte.<<
Es passte Remus ganz und gar nicht, dass Sirius von Felice sprach, als sei sie eines der Mädchen, die von Morgens bis Abends, dem ach so tollen Sirius Black hinterher schmachteten.
>>Das die kleine Grindelwald jemanden fragt, glaubst du wohl selber nicht! Und andererseits, wer sollte sie sonst fragen, außer mir? Du vielleicht?<< sagte Black in einem für ihn typischen überheblichen Ton, wobei er das Du nochmal extra betonte, und zog beide Augenbrauen nach oben.
Remus Hände verkrampften sich in seinem Schoß und er musste sich zusammenreißen um Sirius nicht für diesen letzten Kommentar an die Kehle zu springen. >>Ich versteh nicht was dein Problem ist. Du sagtest, du hättest kein Interesse an ihr und —<< Jetzt platzte Remus der Kragen. Ruckartig stand er auf, sodass sein Glas umfiel, und packte seine Bücher. Zwischen zusammengekniffenen Zähnen presste er hervor. >>Viel Glück fürs Spiel. Ich muss in die Bibliothek. Lernen.<<
Während Remus Wutentbrannt aus der großen Halle stürmte klatschte der Rest der Rumtreiber sich ab. Alles war nach Plan gelaufen! Sie waren ganz schön stolz auf sich, einen aus ihrer Mitte des Kreises der Rumtreiber, hatten austricksen können. Aber auch sie verließen bald schon die große Halle, da James und Sirius sich noch für das Quidditchspiel umziehen mussten.
———
Diese Aufregung um Quidditch könnte Felice nicht nachvollziehen. Quidditch war noch nie ihr Ding. Sie schaffte es geradeso sich auf einem Besen zu halten und zu fliegen ohne abzustürzen, aber das war es dann auch schon.
Während alle anderen beim Spiel sein würden, wollte sie sich lieber in die Bibliothek zurückziehen. Sie würde schon am Abend auf Slughorns ergehen müssen... Ihr Kleid dafür lag auch
schon auf ihrem Bett, in einem Kleidersack verpackt. Ihr Vater hatte es, auf ihr Schreiben hin, geschickt. Allerdings hätte sie es noch nicht über sich gebracht, es in Augenschein zu nehmen.
Wie sooft in der letzten Woche, ließ Felice auch dieses Mal das Frühstück ausfallen. Es wurde jedesmal zu einem Folterakt auch an die lange Tafel mit den restlichen Gryffindors zu setzen und so dem Hohn, den Spott und den Gerüchten um ihren Zusammenbruch hilflos ausgeliefert zu sein. Außerdem konnte sie einfach nicht länger unter den Augen des Mannes sitzen, den sie zu töten beabsichtigte...
Die einzigen die ihr wirklich zur Seite standen, waren Lily und Sev, der auch von ihrem Zusammenbruch erfahren hatte, sich aber auch darauf verfestigt hatte nicht nachzuhaken, einfach weil auch Lily nicht nachhakte.
Aber immer wieder ertappte Felice Lily, wie sie ihr heimlich besorgte Blicke zuwarf und nachdenklich an der Unterlippe kaute. Sie schien wirklich Angst um Felice zu haben und sich zu fragen, wer ihr so etwas grausames, wie diese Brandnarben, antat.
Allerdings hätte Felice schon recht bald herausgefunden, dass Lily gar nicht wusste was die Narben eigentlich darstellten! Sie hatte sie nur über Kopf gesehen und sich nicht zusammenreimen können was sie darstellten.
Felice hatte gerade ihre Bücher ausgebreitet und ihre Schreibfeder in die Tinte getaucht, als Lily wie ein Wirbelwind aus rotem Haar in die Bibliothek geweht kam. >>Heute Abend ist Slughorns Feier.<< stellte Lily fest und strich sich eine ihrer dunkelroten Haarsträhnen hinters Ohr.<<
>>Und? Ich weiß, ich muss da schließlich auch hin.<< sagte Felice ihn aufzublicken. >>Wieso bist du nicht beim Spiel?<<
Lily setzte sich an einen der Lerntische Felice gegenüber. >>Du gehst heute Abend mit Remus dahin.<<
>>Wie bitte?<< jetzt hob Felice doch den Kopf. Lily hatte ihr Kinn in eine Hand gestützt und sah sie erwartungsvoll an. >>Du gehst heute Abend zusammen mit Remus Lupin auf die Feier die Slughorn für seine Lieblinge gibt.<< wiederholte sie.
>>Nein.<<
>>Felice, du—<<
>>Ich sagte, nein!<<
Entnervt verdrehte Lily die Augen. >>Hör zu, wenn du nicht hingehst wird sie Gerüchteküche nur noch mehr brodeln. Weißt du denn nicht, dass es Remus war, der dich in den Krankenflügel getragen hatte, nachdem du—<< Lily brach ab. >>Jedenfalls, haben das alle, wirklich alle gesehen und wenn du nicht mit ihm hingehst, werden alle glauben, das du etwas zu verbergen hast. Wenn du gefragt wirst musst du mit ihm hingehen, damit alle sehen, dass bei dir in Ordnung ist und du den Menschen nicht aus dem Weg gehst.<< Felice wollte es nicht zu geben, aber das was Lily da sagte klang durchaus plausibel.
>>Seit du kaum mehr zu den Essen kommst, gehen die verrücktesten Theorien um! Unteranderem, dass du angeblich irgendein mystisches Ritual vollziehen wolltest, das dafür gesorgt hätte, dass wir alle nur noch in vierhebigen Jamben gesprochen hätten... Oder das du versucht hast eine Aschwinderin entstehen zu lassen und dabei hättest du dich mit ihrem Gelege angelegt...<<
Skeptisch zog Felice die Augenbrauen nach oben. >>Guck nicht so! Das sind sogar noch die glaubwürdigsten Theorien!<< verteidigte Lily sich.
>>Ach und wer sagt im übrigen, dass ausgerechnet Remus mich fragen wird?<< >>Ich hab da so meine Quellen.<< sagte Lily lässig und betrachtete ihre Fingernägel.
>>Trotzdem, nein. Sollen die anderen doch reden was sie wollen! Es ist mir egal. Mir sind die Leute egal, mir ist Remus egal...<<
Lily verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte Felice mit ihren durchdringend grünen Augen. >>Du hast es auch verdient glücklich zu sein!<<
>>Ich bin glücklich!<< verteidigte sich nun auch Felice. Ihr war selbst klar wie erbärmlich das gerade geklungen haben musste.
>>Ach ja? Und deswegen versteckst du seit wir uns kennen diese Narbe dort? Deswegen wachst du fast jede Nacht schreiend aus Albträumen auf? Oh ja glaub, mir wir haben das mitbekommen! Deswegen weichst du jeder Frage aus die persönlicher ist als ein einfaches Wie geht es dir? Deswegen beantwortest du nie Fragen über deine Familie? Diese Narben, hat dir das jemand aus deiner Familie angetan?<< brach es wütend aus Lily hervor.
Felice wich alle Farbe aus dem Gesicht. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass Lily so sehr über ihre Albträume und Angstzustände Bescheid wusste. Und das sie jetzt auch noch begann Fragen zustellen m, bezüglich der Brandnarben, war gar nicht gut...
Lily merkte selbst, dass sie zu weit gegangen war. >>Tut mir leid. Das hätte ich alles nicht sagen dürfen... Ich will einfach nur, dass du glücklich bist! Und Remus und du... Ihr seid wie geschaffen für einander!<<
>>Glaub mir, es passt nicht und das wird es auch nie. In mehr als einer Hinsicht.<< Felice wusste nicht in wie weit Lily über Remus Krankheit Bescheid wusste und hielt es daher für unangebracht diese zu erwähnen.
Remus war ihr in der letzten Woche die ganze Zeit aus dem Weg gegangen. Möchte es daran liegen das Felice nun von seinem Geheimnis wusste? Oder lag es daran, dass sie ihn so angegiftet hatte, bevor Slughorn ihnen die Einladungen gegeben hatte? Oder das er sie wirklich verabscheute, weil sie den Namen ihres Großvaters trug? Aber wieso hätte er sie sonst in den Krankenflügel getragen?
Weil er verdammt nochmals einer der nettesten Menschen ist, die es hier an der Schule gibt!
>>Ich geh jetzt runter zum Spiel. Hab zwanzig Sickel auf Gryffindor gesetzt... Danke für dieses aufschlussreiche Gespräch.<< Damit erhob sich Lily und ließ Felice in der Bibliothek allein zurück.
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