Sarah
Ich schaute interessiert aus dem Fenster und sah eine heruntergekommene, alte Villa. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in diesem Gebäude überhaupt jemand wohnte."Wohnt hier Sarah?" Ich beugte mich nach vorne zu meiner Mutter, auf dem Beifahrersitz."Ja, wer den sonst?", zischte sie mich an. Sie musste ja nicht gerade überreagieren! "So und jetzt geh schon Amalia! Den Koffer nicht vergessen!"
Ich stieg aus und zog den Koffer aus der Kofferraum.
"Schöne Ferien", rief mir meine Mutter spöttisch nach. Ja genau ihr habt richtig gehört, sie liessen mich bei dieser Verrückten Tante und machten sich einen schönen Wellness Urlaub.
Unsicher betrat ich das Anwesen, Kilometerweit waren keine Häuser zu sehen. Um die Villa herum thronten 10 Meter hohe Eichen, die hinter ihr zu einem dichten Wald verschmolzen.
Ich ging über den Kiesweg auf sie zu und klopfte drei mal mit einem, an der Tür befestigten Türklopfer in Form eines Drachenkopfes.
Sie öffnete sich und eine rundliche Frau, mit wirren, kurzen orangen Haaren, einem rosafarbenen Kleid, einer roten Schürze und grossen Glubschaugen, trat mir entgegen.
"Hallo liebes, ich habe schon Kekse gebacken, möchtest du nicht eintreten, du wirst ja noch ganz nass."
'Für eine Engländerin kann sie richtig gut Deutsch', dachte ich mir.
Es hatte nicht aufgehört zu schneien, ganz im Gegenteil, es gab einen regelrechten Schneesturm.
Dankbar trat ich ein und stellte meinen Koffer ab. Ich sah mich um, der Flur war nur spärlich beleuchtet, die Tapeten blätterten ab, alles in allem sah es aus, wie ich es von außen her schon erwartet hatte, alt und modrig.
Sechs Türen führten in verschiedene Zimmer, wir betraten das erste rechts. Sarah öffnete eine weisse Tür, auf der, mit rosa Buchstaben 'Wohnung' stand.
'Huh, Wohnung? Wir sind doch hier in einer riesigen, das muss doch keiner extra aufschreiben?! Diese Frau ist anscheinend wirklich ein wenig verrückt!'
Schoss es mir durch den Kopf.
Als wir über die Schwelle traten, erwartete ich eigentlich ein Wohnzimmer, stattdessen liefen wir wieder durch einen Flur mit sechs Türen. 'komisches Haus.', dachte ich mir.
Wir gingen wieder durch eine, mit rosa Buchstaben beschriftete Tür, diesmal stand jedoch 'Wohnzimmer' drauf.
In dem Zimmer stand eine weisse Couch, mit rosa rüschchen Kissen, im Gegensatz zu den Fluren, war es hier ordentlich und sauber.
Die Tapeten waren schneeweiß und nicht gelblich, wie die in den zwei Fluren.
Es sah richtig gemütlich aus.
Überall waren Sessel, natürlich in weiss-rosa tönen gehalten, und im Kamin knisterte ein Feuer.
Vor der Couch stand ein Tischchen, auf dem Kekse lagen, es roch einfach köstlich.
"Setz dich doch Amalia", forderte Sarah mich auf.
Ich machte es mir auf der Couch bequem und meine Tante neben mir.
"Du siehst deinem Vater sehr ähnlich Amalia Lara Barrymore." Wie ich diesen normalen Zweitname verabscheue, meine Mutter hat in mir gegeben."Du hast die gleichen blauen Augen, die gleichen vollen Lippen, jedoch sag mir Amalia, hat sonst noch jemand weisses Haar in deiner Familie?"
"Nein Tante, ich vermute nicht"
Es war mir auch schon aufgefallen, niemand in meiner Familie hatte das gleiche Haar wie ich. Mein Vater braunes, meine Mutter schwarzes, meine Oma rotes, mein Opa schwarzes und Sarah knall orange.
Nur ich tanzte wiedereinmal aus der Reihe.
"Das muss irgendeine höhere Bestimmung haben", hörte ich sie murmeln.
"Wie?"
"Ach... Nichts..." antwortete sie abwesend.
'Was ist bitteschön an weissen Haaren so besonders' dachte ich.
Ich schnappte mir einen Keks und biss rein.
Ich erzählte Sarah noch von meinen Eltern und ihren Problemen, von Dad und von meiner Anreise.
Nachdem wir alle Kekse restlos gegessen hatten, führte sie mich in ein Zimmer, dass in dem nächsten halben Jahr mein eigen sein sollte.
Meine Mutter hatte mich natürlich für längere Zeit wegschicken wollen.
Das Zimmer war wünderschön, in der Mitte des riesigen Raums thronte ein Majestätisches, aus Ebenholz gefertigtes, Himmelbett, und gegenüber ein, aus ebendiesem Holz geschnitzter, zwei Meter hoher Schrank. Die Tapeten waren, ihr könnt raten...WEISS...WEISS, WEISS, WEISS!
Doch der Kontrast von Schwarz auf weiss sah noch ganz ansehnlich aus.
Ich stellte den Koffer in eine Ecke und liess mich auf das Bett fallen, erschöpft schlief ich ein.
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