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Epilog

Schweißgebadet wachte ich auf und fuhr mit einem Ruck in die Höhe. Sah mich wild um. Durch die Ritzen eines Rollos schimmerte ein blasser Lichtstreifen, der die Dunkelheit nicht zu durchdringen vermochte. Mein Herz schlug so heftig, als würde es dafür bezahlt. Mein Blick glitt hinüber zur Bettseite, wo mir der Radiowecker die Uhrzeit verkündete: 7:46 Uhr.

Unbeschreiblich erleichtert ließ ich mich wieder zurück in die Kissen fallen. Es war ein Traum gewesen. Aber was für einer! Nur langsam ließ das Zittern in mir nach. Noch immer sah ich mich an der Kaffeetafel auf dem Berghof sitzen und die Erkenntnis verarbeiten, dass Hitler nicht von dem Kuchen gekostet hatte. Dass dafür mein Magen angefangen hatte zu rotieren und ich unfähig gewesen war, Sauerstoff in meine Lungen zu kriegen.

Die arme Magdalena. Mochte es ihr so ergangen sein? Offenbar hatte meine Fantasie die Leere, die sich um ihr Leben rankte, mit Bildern gefüllt und mir einen mehr als real anmutenden Traum verschafft. Benommen strich ich mir über die Stirn und je wacher ich wurde, desto mehr stellte sich die Erinnerung an gestern Abend ein. Der Anruf meiner Mutter... ihre geschockte Stimme, nachdem sie den Keller aufgeräumt und eine bis dato nicht geleerte Aktentasche meines Opas gefunden hatte.

Ich war danach so aufgewühlt gewesen, dass ich lange nicht einschlafen konnte. Hatte stattdessen zur Ablenkung den vor einigenTagen begonnenen Krimi weitergelesen, der jetzt neben dem Radiowecker auf demNachttischchen lag. Das milde Licht der Ziffern ließ mich gerade so eben denTitel erkennen:  Grüße aus einer fernen Welt. Von Ludwig Manshagen.

Ich atmete heftig ein, stand mit einem Ruck auf und zog das Rollo nach oben. Sah auf die Straße hinunter, voller dicht an dicht fahrenden Autos und LKWs, die hupten und Wolken aus Qualm hinterließen. Dennoch war mir dieser Anblick nie lieblicher erschienen. So beruhigend normal, so ausgesprochen gegenwartlich. Das diffuse Gefühl der Bedrohung und die Anstrengung, jedes Wort auf die Waagschale legen zu müssen, die beklemmende Atmosphäre der NS-Zeit – das alles hing mir noch nach, als hätte ich es selbst erlebt. Hatte ich es erlebt?

Denn wie hätte ich sonst so viel von derVergangenheit wissen können? Irritiert rieb ich mir über die Stirn. Ich hattemich ja nie tief mit der NS-Zeit beschäftigt. Und die Details, die ich gestern Abend von meiner Mutter erfahren hatte, waren nicht allgemeiner Natur gewesen, sondern persönlicher Art. Und dürftig genug, denn sie hatten sich um das gerankt, was mein Opa als Kind wahrgenommen und vermutlich erst später richtig begriffen hatte. In einer schmalen Mappe hatte er zusammengefasst gehabt, was er bislang nie jemandem erzählt hatte. Ich aber hatte Dinge erlebt und gesehen, vondenen ich vorher nie etwas gewusst hatte.

Vorsichtig nahm ich das Buch in die Hand, dessen Cover keine Ähnlichkeit mehr mit der Küste aufwies, an der sich ein fiktiver Mord ereignet haben sollte. Stattdessen war die Silhouette einer großen Stadt im Hintergrund angedeutet, von der aus sich eine Eisenbahn auf den Betrachter zubewegte, in deren Fenstern sich die umgebenden Berge widerspiegelten.

Das Lesezeichen, das die Kinder mir zum letzten Geburtstag geschenkt hatten, hing noch zwischen den Seiten, im ersten Drittel des Buches. Mit unruhigen Fingern blätterte ich weiter, glitt mit den Augen hastig über die Buchstaben, bis meine Augen plötzlich an einem Wort stoppten. Lena... Sekundenlang tat ich nichts anderes, als auf diese Seite zu starren, ohne zu begreifen, was ich las. Schloss dann schließlich das Buch. Betrachtete die Inhaltsangabe auf der Rückseite, die von einer Begegnung des Protagonisten mit einer Frau aus der Zukunft erzählte... Mit der freien Hand fuhr ich mir über den schweißnassen Nacken und spürte den ungemein kräftigen Schlag meines Herzens hinter der Brust. Erneut schlug ich die erste Seite des Werkes auf: geschrieben und gedruckt 1949. Es hatte Lu wirklich gegeben. Und er hatte den Krieg überlebt! Ich atmete tief aus und lies meine Finger sanft über die Seiten gleiten.

Ich wusste nicht, wie alles zusammenhing: mein Erlebnis, die Enthüllungen meines Großvaters und die Existenz eines charmanten Schriftstellers, der schließlich tatsächlich ein Buch mit einer Verbindung zur Zukunft geschrieben hatte. Aber es war nicht wichtig. Manche Dinge ließen sich eben einfach nicht erklären. Meine Gefühle jedoch waren echt gewesen. Eine Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, kostete ich meine Erinnerungen aus. Dann legte ich das Buch außergewöhnlich behutsam zurück auf den Nachttisch. Vergessen – vergessen würde ich diese Tage niemals.

Mit bloßen Füßen tapste ich in die Küche, ließ das beginnende Tageslicht in den Raum undstellte die Kaffeemaschine an. Anschließend versank ich in ein Foto auf derAnrichte, das an Opas achtzigstem Geburtstag aufgenommen worden war. So viel, was wir da nicht gewusst hatten...

Wie betroffen Mutti gestern Abend darüber gewesen war, dass ihr Vater seine Familiengeschichte ein Leben lang vor allen verheimlicht hatte. Mit aufgewühlter Stimme hatte sie Passagen vorgelesen, die davon handelten, wie schwer der Alltag meines Opas und der Familie geworden war, nachdem seine Halbschwester einen Attentatsversuch auf Hitler unternommen hatte und dabei ums Leben gekommen war. Zum genauen Ablauf der Tat hatte sich Opa in seinen Aufzeichnungen nicht geäußert. Möglicherweise waren ihm damals die Einzelheiten von seinen Eltern nie mitgeteilt worden.

Ich seufzte leise. Für ihn musste die Tat seiner Halbschwester oder vielmehr ihr Scheitern jedenfalls eine absolute Zäsur in seinem Leben dargestellt haben. Er hatte sich daraufhin offenbar zum Ziel gesetzt, sich aus allem herauszuhalten, was Politik betraf und soweit ich mich erinnern konnte, war ihm das auch gelungen. Selbst über seine Kindheit hatte Opa nie sprechen wollen – immer hatte er nur gesagt: „Es waren schlimme Zeiten. Ganz schlimme Zeiten. Lass uns nicht mehr davon reden." So hatte ich schnell gelernt, nicht weiter nachzufragen...

Mit einem leichten Kopfschütteln nahm ich den Kaffeebecher und legte die Hände um die warme Keramik. Opa mochte die Tat verborgen gehalten haben, weil es der damaligen Auffassung nach offenbar Schande über die Familie gebracht hatte. Er hatte immerhin die Auswirkungen am eigenen Leib gespürt.

Doch das galt nicht für mich! Anders als Opa empfand ich immensen Stolz über den Mut meiner Großtante,  aus deren Leben ich nun ein paar Momente hatteerfahren können. Sie hatte früh eine Gefahr erkannt und mit der Hoffnung, etwas verhindern zu können, dann gehandelt. Wie anders hätte alles werden können, wenn es ihr geglückt wäre... Ein leichtes Lächeln zog über mein Gesicht. Wie gern hätte ich mit ihr heute noch ein paar Worte gewechselt. 

Immerhin – ich trug ihren Namen, wie Mutti mir verraten hatte. Opa hatte ihn ausgewählt, als ich geboren wurde, und dank seiner Aufzeichnungen wussten wir jetzt warum. Der Wunsch nach einem stillen Andenken an seine tote Schwester...

Ich trank einen Schluck Kaffee und ließ noch einmal die Bilder aus meiner Erinnerung Revue passieren. Wo hatte Magdalena bloß die Kraft zum Handeln hergenommen, so jung, wie sie gewesen war? Trotz aller persönlichen Gefahren in einer Zeit, die sich keiner erneut zu erleben wünschte? Nach meiner Zeitreise – denn nichts anderes konnte es doch eigentlich gwesen sein, so verrückt sich das auch anhörte - empfand ich es umso mehr als Segen, in einer Zeit zu leben, die Rechtssicherheit und Meinungsfreiheit garantierte. Wie viele Länder auf der Welt hatten dies Privileg nicht.

Unvermittelt fiel mein Blick auf meinen fertig gepackten Koffer. Eigentlich hatte ich schon lange auf dem Weg in den Urlaub sein wollen. Doch das konnte warten... Denn es wurde endlich Zeit, mich meinem Namen als würdig zu erweisen.

Kurzentschlossen stellte ich den leeren Becher auf Tisch, ging zurück ins Schlafzimmer und griff nach meinem Handy. Wählte die Nummer von Marc. Drei Mal klingelte es, bis er ranging, noch etwas verschlafen klingend.

„Lena", sagte er und gähnte laut. Dann, plötzlich ausgesprochen wach: „Alles in Ordnung bei dir? Bist du auf der Autobahn?"

„Alles bestens", beruhigte ich ihn und grinste breit. „Ich bin noch zu Hause. Habe mich entschieden, erst morgen zu fahren. Sag mal... wann beginnt heute die Demo gegen Rechtsextremismus?"

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