Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

37. Refugium (1)

Für einen Moment vergesse ich alle Gedanken und lasse sie hinter mir. Ich handle nur, ziehe ihn näher zu mir und höre gar nicht erst damit auf, ihn zu küssen. Leider hält das nur für einen Moment an. Schon bald schiebe ich ihn von mir weg und sehe ihm in die Augen. Dass er mich am liebsten weiter küssen würde, ist unverkennbar. Auf seiner Miene spiegelt sich nicht nur dieses sonderbare Leuchten, sondern auch Verlangen wieder. Trotzdem kann ich das, was gerade passiert, nicht einfach so stehen lassen.

„Was bedeutet das jetzt?"

„Das fragst du mich?", entgegnet Lucca, „du hast mich doch geküsst!"

Seine Worte sind so entwaffnend, dass ich im ersten Moment gar nicht weiß, was ich darauf erwidern soll. Beschämt sehe ich auf meine Hände hinab und merke, wie meine Wangen vor Scham aufflammen.

„Aber du hast das schließlich erwidert", nuschele ich. Im ersten Moment bin ich davon überzeugt, so leise gesprochen zu haben, dass Lucca mich nicht gehört hat, doch dann holt er tief Luft. „Ich mag dich, Brionny", gesteht er, „und das ziemlich gern und auch schon seit einer Weile."

„Aber eigentlich stehen wir ja auf verschiedenen Seiten", stelle ich klar. Warum ich das ausgerechnet jetzt sage, weiß ich nicht. Vielleicht brauche ich nur einen Einwand, weil ich für einen kurzen Moment so glücklich war, dass es mir Angst macht.

„Hat es sich für dich dieses Wochenende so angefühlt, als stünden wir auf unterschiedlichen Seiten?", fragt er. Ich schlucke. Nein, das hat es nicht.

„Meine Gefühle für dich kann ich nicht ändern", fährt er fort, „nicht mal das fünfte Element oder die Tatsache, dass wir eigentlich auf verschiedenen Seiten stehen sollten, konnte das ändern. Ich habe versucht, mich gegen diese Gefühle zu wehren. Aber ich kann es nicht. Und ich will es nicht mehr." Er senkt den Blick. Dadurch wirkt er so verletzlich und klein. Ich fühle mich, als hätte ich ihn vollkommen in der Hand. Dieses Gefühl gefällt mir nicht. Vorsichtig lege ich eine Hand unter sein Kinn und hebe seinen Kopf, sodass er mich wieder ansehen muss. „Mir geht es ja ähnlich", gestehe ich.

Er lächelt. Es ist ein schwaches Lächeln, aber es kann trotzdem nicht verbergen, wie sehr er sich über meine Worte freut. „Das trifft sich ja gut", meint er. Bevor ich mich versehe, küssen wir einander wieder. Es ist ein ganz anderes Gefühl als bei all den Jungs, die ich bisher geküsst habe. Es fühlt sich ehrlicher an und sicherer. So, als sei ich endlich irgendwo angekommen, ohne zu wissen, dass ich auf dem Weg dorthin war.

Ich ertappe mich, wie ich denke: Warum denn eigentlich auch nicht? Als wir in Siena in den Zug nach Grosseto umsteigen, fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Während wir das Gleis wechseln, hält Lucca die ganze Zeit meine Hand.

Im Zug nach Grosseto setzen wir uns wieder auf Plätze nebeneinander. Allerdings haben wir nun kein Abteil mehr für uns allein. Trotzdem nimmt Lucca mich in den Arm, sodass ich gegen seine Brust gelehnt sitze. Erstreichelt sanft über meine Elle, weiter bis zu meinen Handflächen. Diese Berührungen fühlen sich so zart und gleichzeitig doch so intensiv an, dass ich das Gefühl habe, zu explodieren.

Die ganze Zugfahrt über schweigen wir und genießen die gemeinsame Stille. In meiner Brust brennt ein Feuer, das ich unmöglich wieder eindämmen kann, jetzt da es einmal entfacht ist. Draußen wird es bereits dunkel und die Nacht bricht über uns herein. Ich bin jedoch hellwach. „Also haben wir jetzt unsere eigene Seite?", flüstere ich Lucca irgendwann zu.

„Ja, wenn du es so willst", entgegnet er, „vielleicht sind wir jetzt einfach Team Leonardo." Als er das sagt, muss ich lachen. Falls wir Leonardo jemals finden sollten, darf er nicht davon erfahren, dass Lucca uns so betitelt hat.

Viel zu schnell erreichen wir den Bahnhof von Grosseto. „Ich will nicht, dass du gehst", spreche ich einfach aus, was ich in diesem Moment denke. Gleichzeitig macht mir dieses Gefühl auch Angst. In welche Abhängigkeit manövriere ich mich da hinein?

„Ich muss nicht gehen", sagt er, „komm einfach mit." Mit wohin denn? Etwa zu seiner depressiven Mutter, die vollkommen von Falcini abhängig ist? Das will ich nun wirklich nicht. Trotzdem lasse ich Lucca einfach gewähren.

Um diese Uhrzeit ist am Bahnhof reichlich wenig los. Die meisten Menschen sind nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, sondern zu Hause oder lassen in Restaurants und Bars das Wochenende ausklingen. Obwohl die Straßen beinahe menschenleer sind, sehe ich mich fast schon automatisch um, ob ich jemanden entdecke, der uns beide möglicherweise kennt. Das letzte, was ich gebrauchen kann, ist dass der Geheimbund oder schlimmer noch, die Cinquenti, erfahren, was dieses Wochenende passiert ist.

In der Nähe von Luccas alter Wohnung hat er sein Motorrad geparkt. Unser Gepäck verstaut er hinter den Sitzen, dann zieht er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Fast schon erleichtert atme ich auf. Diesmal müssen wir keine Maschine kurzschließen. Helme hat er allerdings noch immer keine dabei. Hinter Lucca lasse ich mich auf den Sitz seines Motorrades gleiten. Ich klammere mich mit wild klopfendem Herzen an ihm fest, während er den Motor startet. Gemeinsam düsen wir in die warme Frühlingsnacht. Mein ganzer Körper steht unter Spannung. Ich weiß nicht, wo es hingeht, doch trotzdem habe ich keine Angst.

Über Serpentinenstraßen jagt Lucca in Richtung Castiglione della Pescaia. Ich nehme schon fast an, er würde mich nach Hause bringen, aber bevor wir das Ortsschild erreichen, biegen wir ab. Es geht kurvig weiter durch die Hügel neben der Stadt. Wir fahren scheinbar ziellos durch die Dunkelheit, bevor Lucca schließlich anhält.

Im ersten Moment frage ich mich, was wir hier wollen. Hier ist doch absolut nichts. Dann erkenne ich eine niedrige Steinmauer, die scheinbar die Begrenzung zu einem Grundstück sein soll. In ein marmorweißes Schild an dieser Mauer sind Buchstaben eingemeißelt. „Palazzo Lido" steht dort. Das Schild ist mit Efeu und Unkraut überwachsen und selbst im Dunkeln kann ich erkennen, dass Vögel diesen Ort scheinbar als Toilette benutzt haben. Palazzo Lido. Worum es sich dabei wohl handelt?

Nach mir steigt Lucca von seinem Motorrad, stellt es hinter den Büschen ab und gemeinsam gehen wir über einen geschlungenen Kiesweg, der von hohen Bäumen gesäumt wird. Immer wieder höre ich es im Geäst rascheln. Um diese Uhrzeit sind hier scheinbar einige Tiere unterwegs. Hoffentlich bleiben wir auf dem Kiesweg und biegen nicht noch ins Dickicht ab. So etwas würde Lucca ja nur allzu ähnlich sehen.

Als wir um die Ecke biegen, ragen die Mauern eines Rohbaus vor mir in die Höhe. Wenn ich das in der Dunkelheit richtig erkenne, dann sind die Wände nicht einmal verputzt. Außerdem fehlt dem Haus das Dach. An einer der Wände steht sogar noch ein Gerüst und Bauplanen liegen überall herum. Sonst wirkt das Anwesen verlassen.

„Was ist das?", flüstere ich, obwohl weit und breit kein Mensch zu sein scheint, der uns hören könnte. Unwillkürlich ziehe ich eine Taschenlampe aus meinem Rucksack und lasse den Lichtstrahl über das verlassene Gebäude gleiten. Hier war wohl schon seit einiger Zeit niemand mehr. Vögel nisten in einem Fenster und Efeu klettert an der Fassade hoch.

„Dieses Haus wurde vor Jahren mal von einem Mafia-Boss gebaut. Allerdings wurde er verhaftet, bevor er es fertigstellen konnte und jetzt steht hier nur der Rohbau."

„Wie hast du das hier gefunden?"

„Als ich noch in der Ausbildung war, wurde meine Firma mit der Gartenplanung beauftragt. Diese Pläne konnten wir allerdings nie realisieren und bezahlt wurden wir dafür auch nicht, aber es ist wunderschön hier und man hat eine tolle Aussicht aufs Meer. Seit dem die Bauarbeiten eingestellt wurden, komme ich hierher, wenn ich alleinsein möchte." Er nimmt mich an der Hand und führt mich durch einen großen Torbogen ins Innere des Hauses. Es gibt nicht mal eine Tür und die einzelnen Räume, die hier entstehen sollten, wurden auch nicht durch Wände voneinander abgegrenzt. Stattdessen ist hier nur eine riesige Betonfläche, die von Mauern umgeben ist. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und kann bis hoch in den Sternenhimmel schauen.

In einer Ecke hat jemand eine durchscheinende Plastikplane aufgespannt. Was da wohl drunter ist? Dort könnte man bestimmt gut etwas verstecken. Lucca folgt meinem Blick und erklärt: „Das ist mein Gewächshaus. Dort habe ich Tomaten und andere Früchte angebaut, aber als Falcini mich gefangen nahm, konnte ich mich leider nicht mehr darum kümmern."

Ich bin trotzdem neugierig und hebe die Plane an, um nachzusehen. Was genau ich erwartet habe, weiß ich nicht, aber ich schaue tatsächlich auf eingefallene, verwelkte Pflanzen.

Lucca führt mich einmal komplett durch das Haus, falls man diesen ummauerten Platz überhaupt so bezeichnen kann, bis wir schließlich auf der anderen Seite stehen. Hier erstreckt sich eine riesige Terrasse vor uns. Überall stehen Blumentöpfe mit Kakteen oder anderen Pflanzen herum. Ein bisschen komme ich mir vor, als wäre ich in einem Wald gelandet.

„Warte hier", weist Lucca mich an und verschwindet in der Dunkelheit. Nur wenig später leuchten dutzende Lichter auf, die zu Lichterketten gehören, die er über die komplette Terrasse gespannt hat. Staunend betrachte ich das Spektakel. Zusätzlich zu den Lichterketten hat Lucca ein Sonnensegel aufgespannt, unter dem eine Matratze mit jeder Menge Kissen und Decken liegt. Auch die Pflanzen betrachte ich nun genauer. Die meisten von ihnen sind dunkelgrün und scheinen Trockenheit gut zu vertragen, aber immer mal wieder kann ich auch bunte Blüten entdecken. Sieht nicht so aus, als würde Lucca selten hierherkommen.

„Wow, da hast du dir aber ganz schön was aufgebaut", staune ich. Ein richtiges Refugium. Es ist fast schon gemütlich hier, obwohl wir uns unter freiem Himmel befinden. „Warte nur, bis es hell wird", schwärmt er und steht auf einmal wieder neben mir, „dann hat man eine wunderschöne Aussicht aufs Meer."

Schon bei Nacht ist die Aussicht hier einfach nur atemberaubend. Am Himmelzelt leuchten mindestens Million Sterne. Viel mehr als in der Stadt, so scheint es mir. Wann habe ich jemals so viele Sterne auf einem Fleck gesehen? Ich kann mich nicht erinnern.

Das Haus liegt ganz oben auf einem Hügel, der steil kurz hinter der Terrasse abfällt und schließlich ins Meer mündet, über dem der halbvolle Mond steht. Im Dunkeln erkenne nur den Abhang, der Steil zum Wasser abfällt und auf dem grau-schwarze Silhouetten von Büschen wachsen.

„Manchmal komme ich her, wenn ich nicht schlafen kann. Das funktioniert unter freiem Himmel irgendwie immer besser", gibt Lucca zu und führt mich zu der Matratze, die unter dem Sonnensegel liegt.

Da muss ich lachen. Ich will gar nicht erst fragen, was er macht, wenn er mal nicht schlafen kann und es in dieser Nacht zufällig regnet. „Du bist schon ein bisschen ein Freak", sage ich, ohne das jedoch böse zu meinen.

Nebeneinander legen wir uns auf die Matratze. Ich versinke regelrecht in Kissen und Decken. Lucca küsst mich mit so viel Intensität, dass mir die Luft wegbleibt. Fast schon sanft gleite ich in seine Arme.

Ich verliere beinahe jedes Gefühl für Zeit. Alles geschieht automatisch. Ich mache das, was sich gut anfühlt.

Unsere Zweisamkeit wird ziemlich schnell sehr intensiv. Zwischen uns ist alles so stark, wie ein Feuer, das nicht erlöschen kann. Meine Kleidung liegt tonnenschwer auf meiner Haut. Ehe ich mich versehe, habe ich mich ihrer auch schon entledigt. Lucca ist unglaublich sanft und vorsichtig mit mir. Als wäre ich aus Porzellan und könnte bereits bei der leisesten Berührung zerbrechen. Es ist wunderschön mit ihm. Selten habe ich mich so geborgen gefühlt. Schließlich zieht er ein Kondom aus seiner Hosentasche.

Hatte er das etwa die ganze Zeit dort? Falls ja, hat er gewusst, dass unser Ausflug so enden würde? Im ersten Moment bin ich vollkommen perplex, doch dann nicke ich langsam. „Nur wenn du wirklich willst", flüstert er.

„Ja", antworte ich mit leiser, heiserer Stimme. Für den Augenblick scheint es nichts zu geben, was ich mehr will. Während wir miteinander schlafen, sieht er mir die ganze Zeit in die Augen, so als wollte er die tiefsten Orte meiner Seele erkunden.

Nachdem die glühende Leidenschaft abgeflammt ist, breitet er eine Decke über uns aus. Ich kuschele mich ganz eng an ihn. Über unseren Köpfen spannt sich dieser unglaubliche Sternenhimmel. Nur daran, dass der Mond ein gutes Stück weiter an den Himmel gewandert ist und nun so klein und weit weg erscheint, erkenne ich, dass Zeit vergangen ist.

„Ich hätte mir niemals erträumt, dass es mal so weit kommen würde", höre ich Lucca neben mir sagen, „auch wenn ich natürlich nicht leugnen kann, dass ich mir das manchmal so gewünscht habe." Ich lächele und kuschele mich tiefer in das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das er ausstrahlt. So eng an ihn gekuschelt schlafe ich ein.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro