Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

33. Marias Vertrauter (1)

Für einen Augenblick ist es totenstill im Raum. Ich ertappe mich dabei, wie ich erneut in gespannter Erwartung den Atem anhalte. Mein Vater sieht noch immer auf seine ineinander gefalteten Hände hinab, so als würde er sich nicht trauen, den Blick zu heben und uns anzusehen. Ganz leicht, sodass es mir kaum auffällt, schüttelt er den Kopf. „Nein", sagt er dann allerdings mit fester Stimme, „das kann ich dir leider nicht sagen."

„Entschuldigung", mischt sich Lucca an dieser Stelle ein, „habe ich das richtig verstanden? Leonardo Falcini ist noch am Leben. Und du hast das gewusst?" Der Blick aus seinen Augen ist dabei anklagend, so als wollte er fragen, warum ich ihm das nicht schon früher verraten habe. Schließlich sind wir ja Partner, ein Team im Kampf gegen das fünfte Element.

„Ja", gebe ich zu, „ich weiß davon und Kate auch. Maria hat es uns in ihrer Notiz verraten, die sie in den Ruinen versteckt hat. Sie wollte, dass das ein Geheimnis bleibt, deshalb habe ich nichts erzählt." Ungläubig schüttelt Lucca den Kopf. Ich kann mir unschwer vorstellen, was gerade in ihm vorgeht. Die Tatsache, dass Leonardo noch am Leben ist, ändert alles. Jeder zusätzliche Elementträger stärkt die Macht des Geheimbundes. Ich frage mich, ob Lucca enttäuscht ist, weil ich ihm das nicht früher verraten habe und traue mich gar nicht, ihn anzusehen.

„Es tut mir leid", stammelt nun mein Vater, „ich konnte dieses Geheimnis nicht länger für mich behalten." Ich seufze. Es gibt viele Dinge, für die er sich entschuldigen könnte, aber gewiss nicht dafür, dass er uns von Leonardo Falcini erzählt. Ich bin erstaunt, dass er davon weiß. Andererseits macht es aber auch Sinn, dass er Marias Geheimnis kennt. Hat sie nicht in ihrem Brief an uns geschrieben, ein guter Bekannter hätte ihr geholfen, Leonardo zu verstecken? Was wenn es sich bei diesem Bekannten um meinen Vater handelt?

„Maria hat mich damals ins Vertrauen gezogen, als die Cinquenti Leonardo entführten", beginnt mein Vater, „wir fanden heraus, dass die Cinquenti ihn in ein Waisenheim gebracht hatten. Dort nahm ich Kontakt zu einem der Sozialarbeiter auf und Maria vertauschte mit seiner Hilfe zwei Babys, sodass Leonardo eine neue Identität annehmen konnte. Wenig später gab es ein Feuer in dem Waisenheim, bei dem einige der Kinder starben. Wir nahmen damals an, dass es sich um Leonardo handelte, aber dem war nicht so. Er überlebte das Feuer." All das sagt er beinahe in einem Atemzug. Dabei wirkt er erleichtert, so als könnte er nun endlich eine schwere Last ablegen.

„Aber wenn du ihr geholfen hast, die Babys zu vertauschen, dann musst du doch auch wissen, wo Leonardo heute ist", schlussfolgere ich.

Daraufhin schüttelt mein Vater nur resigniert den Kopf. „Maria und der Sozialarbeiter waren die Einzigen, die davon wussten. Ich habe erst Anfang der zweitausender Jahre davon erfahren. Damals wusste ich weder, dass Maria die Babys vertauscht hatte, noch dass Leonardo überlebt hatte."

„Aber der Sozialarbeiter, den können wir doch fragen", wirft Lucca ein. Seine Wangen glühen.

„Den können wir nicht mehr fragen", meint mein Vater, „er verstarb kurz nachdem die Babys vertauscht wurden. Scheinbar litt er schon zum Zeitpunkt des Tausches an Bauchspeicheldrüsenkrebs und er verstarb kurz darauf an der Erkrankung." Für einen Moment herrscht bedrückendes Schweigen. Jeder neue Weg, den wir versuchen einzuschlagen, scheint in eine Sackgasse zu führen. Es ist verflixt!

„Gibt es nicht Unterlagen zu den Babys, die in dem Waisenheim lebten?", überlege ich weiter. Eines von ihnen muss ja dann Leonardo gewesen sein, bloß mit einem anderen Namen. Wenn wir wissen, wie die Kinder heißen, die in dem Waisenheim lebten, dann können wir sie vielleicht suchen und Leonardo somit finden. Auch wenn das zugegebenermaßen ein ziemlich aufwändiges Unterfangen wäre.

„Die wurden in dem Feuer zerstört", gibt mein Vater zu, „außerdem ist das alles jetzt mehr als zwanzig Jahre her. Ich glaube nicht, dass wir noch etwas zu Leonardos Aufenthaltsort finden. Ich war sogar noch einmal bei dem Waisenhaus von damals. Es existiert heute nicht mehr. Um ehrlich zu sein, habe ich die letzten dreizehn Jahre versucht, Leonardo zu finden, aber ich habe ihn bis heute nicht gefunden."

Ich schlucke. Maria hat ihr Geheimnis wirklich ziemlich gut gehütet. Gleichzeitig werde ich jedoch wütend auf sie. Wie war diese Frau zu solch einem Handeln fähig?

Lucca verarbeitet währenddessen noch die neuen Informationen. „Wenn Leonardo noch lebt, dann müsste er doch mittlerweile erwachsen sein", schlussfolgert er, „und dann müsste sich die Kontrolle zu einem Element schon längst bei ihm gezeigt haben."

„Ja, er wäre Anfang zwanzig", seufzt mein Vater, „und um ehrlich zu sein, könnte er sich überall aufhalten."

„Aber er ist ein Elementträger. So etwas kann man nicht verstecken", argumentiert Lucca.

„Wenn man nicht weiß, dass es den Geheimbund und die Elementträger gibt, dann vielleicht schon", überlege ich. Ich weiß nicht, was Kate und ich gemacht hätten, wenn wir Marias Tagebuch nicht gefunden hätten. Die Fähigkeit zur Kontrolle über ein Element hätte sich ja vermutlich trotzdem gezeigt.

Am liebsten hätte ich mir die Haare gerauft. Nun habe ich endlich eine Bestätigung, dass Leonardo noch am Leben ist, aber ich bin kein Stück näher daran, ihn zu finden. Vor allem Lucca scheint diese neue Erkenntnis erst einmal verdauen zu müssen. Mit fahrigen Fingern greif er nach der Flasche Rum und schenkt sich noch ein Glas ein. Das kippt er dann auf einen Zug runter. Angewidert verzieht er das Gesicht und schüttelt sich

„Ich habe Angst, dass ich dieses Wissen vor Falcini nicht verbergen kann", gesteht er, „es war richtig, mir nicht gleich davon zu erzählen. Trotzdem bin ich jetzt in der Zwickmühle. Ich will Leonardo finden, damit wir eine bessere Chance gegen das fünfte Element haben und gleichzeitig möchte ich nicht, dass Falcini ihn vor uns entdeckt, sollte ich zu sehr in der Suche involviert sein."

„Ist schon okay", sage ich und nehme ihn bei der Hand. Dabei lächele ich ihn an, doch ich weiß selbst, dass ich damit nicht sonderlich viel ausrichten kann. Währenddessen sagt mein Vater gar nichts. Auch Bethany schweigt. Manchmal streichelt sie abwesend über ihren Babybauch und starrt mit leerem Blick in die Ferne.

Schließlich seufzt mein Vater und schlägt vor, dass wir noch einmal unter vier Augen reden. „Ist das okay?", frage ich an Lucca gewandt. Der nickt nur und schenkt sich noch ein Glas mit Rum ein. „Kein Problem", meint er und kippt den Alkohol herunter, „ich denke, ihr habt noch eine Menge zu besprechen."

Damit hat er wohl Recht. Allerdings weiß ich nicht so genau, was ich zu meinem Vater eigentlich sagen soll. Meine halbe Kindheit und die ganze Jugend hat er verpasst. Für mich ist er ein Fremder. Da liegt lediglich ein leichter Hauch von Vertrautheit in seinem Erscheinungsbild. Doch diese Vertrautheit ist so schwach, dass sie nur bei dem leisteten Windstoß auf ewig davon getragen werden könnte.

Die Traurigkeit, die ihn umgibt wird für einen Moment noch stärker. Ein bisschen erinnert er mich an Mum. Sie kommt mir oft so vor, als würde sie ganz alleine draußen auf dem weiten Ozean in einem schiffbrüchigen Boot sitzen, ohne dass in irgendeiner Himmelsrichtung Land in Sicht ist.

„Lass uns einen Moment raus gehen", meint mein Vater zu mir. Er wirkt müde und erschöpft. Ich nicke ihm zu und folge ihm über eine Terrasse raus in den Garten. Die Nachtluft ist erstaunlich mild. Obwohl mir nicht kalt ist, zittere ich am ganzen Körper. Ich reibe mir über die Arme, fast so als könnte ich mich damit wärmen. Neben mir läuft mein Vater. Seine Haltung ist gebeugt wie die eines alten Mannes. Er sieht auf den Boden statt zu mir hinüber.

Im Dunkeln kann ich nicht viel von dem Garten hinterm Haus erkennen. Ein Kiesweg mit hellen Steinen führt bis zum See. Der Rasen hier ist hoch und ungepflegt, mehr wie eine Wiese und in der Dunkelheit kann ich Laubbäume ausmachen, deren Kronen in den Himmel ragen. In dem warmen Sommernachtswind rascheln die Blätter leise und bedächtig. „Das ist aber ein ziemlich großes Anwesen", murmele ich, nur um etwas gesagt zu haben.

„Ja, das gehört wohl mir", entgegnet mein Vater. Dabei lächelt er traurig, aber ohne mich anzusehen. „Ich bin hier groß geworden und als es meinem Vater schlechter ging, bin ich letzten Winter hierher gekommen, um nach ihm zu sehen."

„Ihr hattet nicht, so ein gutes Verhältnis, was?", frage ich nach.

„Ich... ja...", beginnt er. Seine Stimme klingt belegt. Er schluckt einmal schwer und fährt dann fort. „Er war ein sehr strenger Vater. Es war nicht schön, bei ihm aufzuwachsen, aber letztendlich war er immer noch mein Vater und ich... ich bereue die Zeit, die wir nicht miteinander hatten mehr als die, die wir miteinander verbracht haben. Ich... ich möchte nicht, dass... das bei uns auch so wird." Er klingt beinahe so, als hätte er einen dicken Kloß im Hals, bis seine Worte schließlich abbrechen. Er seufzt und selbst in der Dunkelheit kann ich erkennen, dass es ihm nicht leicht fällt, mit mir darüber zu sprechen.

„Wusste er von mir und Kate?", frage ich.

Daraufhin schüttelt mein Vater nur mit dem Kopf. „Er wusste nicht mal, dass es deine Mutter gibt. Ich habe ihn nicht auf unsere Hochzeit eingeladen." Urplötzlich bleibt er stehen mit gebeugtem Rücken und traurigem, zu Boden gesenktem Blick.

„Willst du dich setzen?", frage ich und deute auf eine weiß gestrichene Bank am Ufer des Sees. Mein Vater antwortet mir nicht, sondern nickt nur. So setzen wir uns schließlich mit einem Sicherheitsabstand nebeneinander, als wollten wir uns bloß nicht zu nahe kommen.

Eine Weile lang sagen wir nichts, sondern sitzen nur schweigend da. Es fühlt sich so vertraut und gleichzeitig doch sehr fremd an. Ich seufze. Schließlich blicken wir uns an. Es ist erschreckend, wie ähnlich er mir sieht.

„Ich weiß nicht ganz, was ich sagen soll", spricht mein Vater das aus, was wir beide denken, „ich habe mir immer erträumt, dass ich dich eines Tages wieder sehen werde und nun weiß ich gar nicht, was ich tun soll. Bitte vergib mir!"

Ich seufze. „Wie wäre es, wenn du mir einfach erzählst, warum du untergetaucht bist und dich als Antonio Toscani ausgibst?", frage ich.

„Das ist eine berechtigte Frage", entgegnet er, „vielleicht sollte ich viel weiter in der Vergangenheit beginnen. Ganz am Anfang. Wie du sicherlich schon weißt, lernte ich Giacomo Falcini an der Universität in Bologna kennen und durch ihn entstand der Kontakt zum Geheimbund der Elemente. Man könnte fast sagen, dass wir den Geheimbund gegründet haben. Unser Freundeskreis hielt damals wirklich sehr zusammen und so war es für mich selbstverständlich, Giacomo zu unterstützen."

Davon hat Giacomo mir bereits erzählt. „Wir waren die besten Freunde, unzertrennlich. Rückblickend war das eine der besten Zeiten meines Lebens", hatte er damals zu mir gesagt. Die Schilderung meines Vaters von dieser Zeit klingt um einiges nüchterner. So als hätte er niemals eine besonders enge emotionale Bindung zu jemandem gehabt.

„Als Leonardo entführt wurde, änderte sich alles. Wir waren beinahe rund um die Uhr damit beschäftigt, ihn zu suchen und als Maria und ich Nachtschicht hatten, haben wir ihn endlich gefunden. Sie nahm mich damals mit in das Waisenhaus, in dem er untergebracht war." Nun wird seine Erzählung noch sachlicher. Ich merke, dass es ihm nicht mehr so schwer fällt, zu sprechen. Die Worte kommen flüssiger aus seinem Mund.

„Warum die Cinquenti Leonardo nicht gleich getötet haben, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind wir damals direkt zu dem Waisenhaus gefahren und der Sozialarbeiter, der ihr später geholfen hat, die Babys zu vertauschen, hat uns direkt zu Leonardo geführt. Ich wollte Leonardo sofort mitnehmen, aber Maria meinte, das sollten wir nicht machen."

„Hat sie dir erklärt, warum?", frage ich.

„Sie meint, sie hätte nach Leonardos Verschwinden nächtelang wachgelegen und wäre dabei mehrere Szenarien in ihrem Kopf durchgegangen. Unter anderem hat sie sich wohl überlegt, was sie tun würde, wenn sie ihn wieder findet. Sie meinte, sie habe sich geschworen, ihn zu beschützen", erklärt er.

„Und deshalb dachte sie, es sei am besten, ihn von seiner Familie zu trennen?"Die Logik dahinter versehe ich nicht so ganz. Klar, Falcini würde nie auf die Idee kommen, nach einem Leonardo zu suchen, der unter falschem Namen wer weiß wo lebt und der angeblich tot ist. Allerdings ist Leonardo mittlerweile erwachsen und ein Elementträger. Allein das würde ihn ja wieder in Gefahr bringen.

„Ich weiß nicht, warum sie das dachte", gesteht mein Vater, „vielleicht hat es mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun. Sie liebte Bernardo Falcini über alles."

„Aber sie hat dann doch noch einmal geheiratet, Simone Belluco", gebe ich zu bedenken.

„Ja, aber obwohl sie dann mit Simone liiert war, musste sie oft an Bernardo denken und ich glaube, bis zuletzt hat sie das Gute in ihm gesehen. Im Leben und mit der Liebe ist es nun mal nicht so einfach." Als er das sagt, klingt er, als würde er mit einem Kind reden. Nun wirkt er tatsächlich ein bisschen wie ein Vater, der seiner Tochter etwas erklären will. Ich schnaube.

„War es bei dir und Mum auch so?", frage ich. Dabei hört sich meine Stimme verbitterter an, als ich es beabsichtigt habe.

Sein Gesichtsausdruck ändert sich, als ich meine Mutter erwähne. Auf einmal ist da so viel zu entdecken. Seine Augen leuchten und er kann kaum aufhören zu lächeln. Die Gefühle, die er zeigt, reichen von Melancholie, über Sehnsucht, bis hin zu sehr großem Bedauern. „Das war etwas ganz anderes. Ich habe sie wirklich sehr geliebt", sagt er.

„Und irgendwann hast du damit aufgehört?", frage ich.

Mein Vater zuckt mit den Schultern, als wollte er damit einen unangenehmen Gedanken abschütteln. „Erst lange, nachdem ich sie verlassen hatte. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um den Verlust zu verwinden."

„Aber du hast dich doch damals von ihr getrennt", hake ich nach. Er versteht sofort, worauf ich hinaus will.

„Dass ich mich von ihr getrennt habe, bedeutet nicht, dass ich sie nicht mehr geliebt habe. Ich wollte sie damit nur beschützen." Er macht eine kurze Pause. „Davon abgesehen kann derjenige, der eine Beziehung beendet manchmal viel mehr leiden als derjenige, der verlassen wird." Nun wirkt er wieder so belehrend. Dass er sich so aufführt, als wäre ich ein Kind, dem man erst die Welt erklären muss, macht mich wütend. Schließlich war er die letzten Jahre nicht da. Er weiß gar nicht, welche Erfahrungen ich in meinem Leben schon gemacht habe.

„Ich weiß das", entgegne ich nur, „ich hatte selbst schon eine Beziehung."

„Oh", entgegnet er nur und sofort legt sich wieder dieser traurige Glanz auf seine Augen. „Mit Lucca?", hakt er nach.

„Nein", entgegne ich spitz. Sofort bereue ich es, etwas über mein Privatleben preisgegeben zu haben. Auch wenn er mein Vater ist, habe ich nicht das Bedürfnis, allzu viel von meinen Erfahrungen mit ihm zu teilen. Wie kommt er außerdem auf die Idee, zwischen Lucca und mir könnte etwas laufen? Das ist doch absurd!

„Ich glaube, mit Lucca habe ich vorher schon mal gesprochen", sagt mein Vater schließlich und wechselt damit das Thema. Im ersten Moment bin ich erleichtert darüber, doch schon kurz darauf setze ich mich hochalarmiert auf.

„Wann?", frage ich.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro